psychoknacks durch achtsamkeit?

  • liebe forenmitglieder


    folgende texte postete ich in einem anderen thread:


    zuviel achtsamkeit wird doch irgendwann selber zu einem psychoknacks, wieso sollte man das den ganzen tag üben? am anfang meditiert man bewusst, dann unbewusst.


    vermutlich sind die auswirkungen dieser dauerselbstbetrachtung noch nie wissenschaftlich analysiert worden, es ist aber offensichtlich das diese dauerkontrolle seltsame blüten treibt:


    -verklemmtheit
    -biederkeit
    -übertriebene sensibiltät
    -moralismus
    -depressive verstimmungen
    -latente aggression


    man spielt nicht einfach mit der psyche, und schon gar nicht mit seinem umfeld.


    ich habe mir diese sache sehr lange überlegt, zb. die reaktion auf die umwelt ist eigentlich unmittelbar, man reflektiert eigentlich nicht ständig sondern reagiert sofort.
    was für eine gesellschaft entsteht wohl wenn jeder sich ständig überlegt ob er das jetzt darf oder nicht?


    gruss zenbo

  • darkwave:


    vermutlich sind die auswirkungen dieser dauerselbstbetrachtung noch nie wissenschaftlich analysiert worden, es ist aber offensichtlich das diese dauerkontrolle seltsame blüten treibt:


    Hi darkwave,


    wenn es da keine Untersuchungen gibt, wieso ist es dann so offensichtlich, dass Achtsamkeitspraxis seltsame Blüten treibt?
    Hast du da eigene Feldstudien durchgeführt?


    "Dauerkontrolle" ist kein gutes Wort für Achtsamkeit. Der Kontrolleur greift ein, will gestaltend regeln. Der Achtsame beobachtet lediglich. Achtsamkeit ist eine Form von nicht-wertender Wachheit.


    Gruß
    Charlie

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Ji'un Ken:


    Ein guter Lesetipp. Ich musste auch gleich an dieses Werk denken, da sich Nyanoponika an einer Stelle darin auch darüber auslässt, ob Achtsamkeit spontanes Reagieren untergrabe. Er verneint dies.


    Gruß
    Charlie

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Hallo Zenbo,
    Achtsamkeit ist bewertungsfreies Sehen. Es bedeutet nicht, Fehler zu vermeiden, es bedeutet auch nicht, zwanghaft "Sich-Selbst-Vermeiden" und schon gar nicht "Andere". Es bedeutet zu sehen, was stattfindet. Daraus entsteht bei ernsthaftem Interesse auch ein Erkennen und daraus möglicherweise Ein-Sicht in die Dinge wie sie sind. Daraus entsteht ein noch besseres Sehen mit noch weniger Bedürfnis alles zu beurteilen und zu bewerten und ein noch größeres Erkennen und womöglich noch größere Ein-Sicht in die Dinge wie sie sind.


    Wenn ich mich zum Beispiel auf eine wichtige Arbeit konzentriere, dann hilft mir die gleichzeitige Achtsamkeit (einen offenen Geist zu behalten) dabei, den Geruch von Verbranntem wahrzunehmen und womöglich zu löschen. Also Achtsamkeit bedeutet auch, Eingreifen zu können, wenn es notwendig wird.


    Versuch es einfach mal. Ich habe schon des öfteren die Anleitung und Kommentare von Analayo empfohlen: "Der direkte Weg - Satipatthana". Ohne eigenes Forschen und Studieren wirst Du das nicht herausfinden. ;)


    _()_ Monika

  • leute


    ich weiss was achtsamkeit ist, ich beobachte meine gefühle seit vielen jahren. die behauptung ist, das DAUERNDE achtsamkeit zu massiven veränderungen des charakters fürhren muss, es ist ein ganz wesentlicher eingriff in die natur.


    @charlie: das beobachten ist nur ein erster schritt, danach wird sich eine ganze kette von ereignissen vollziehen.


    dauernde achtsamkeit auf den fluss der gedanken und gefühle ist ein ganz massiver eingriff in die psyche, vergleichbar mit einer operation, man ist sich ja ständig bewusst was man tut. wer so praktiziert, muss sich selber eingestehen das er sich ganz massiv unterscheidet von nichtreligiösen menschen.


    gruss zenbo

  • ps. nichts gegen achtsamkeit in gesundem masse, das hat mir nebenbei erwähnt den seelenfrieden zurückgegeben.


    gruss zenbo

  • darkwave:


    dauernde achtsamkeit auf den fluss der gedanken und gefühle ist ein ganz massiver eingriff in die psyche, vergleichbar mit einer operation, man ist sich ja ständig bewusst was man tut. wer so praktiziert, muss sich selber eingestehen das er sich ganz massiv unterscheidet von nichtreligiösen menschen.


    Worin besteht deiner Meinung nach die schädigende Wirkung einer solchen Praxis? Und inwiefern ist der so Praktizierendende "neben der Spur"?
    Ich finde die Frage, die du aufgeworfen hast, interessant.


    Gruß
    Charlie

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Charlie:

    Worin besteht deiner Meinung nach die schädigende Wirkung einer solchen Praxis? Und inwiefern ist der so Praktizierendende "neben der Spur"?
    Ich finde die Frage, die du aufgeworfen hast, interessant.


    Gruß
    Charlie


    die kritik fängt doch schon beim reibungslosen funktionieren der psyche und seiner sozialen vernetzung mit ihrem umfeld an, wir menschen funktioniren doch afektiv, ich tue das, du reagierst so. mit einer naturgegebenen portion reflektivem bewusstsein, auf diese art und weise lernt man sich zu bewegen, unter der achtsamkeit von MENSCHEN! diese dauer achtsamkeit ist doch eine total introvertierte art sich selber zu bespitzeln, und was heisst wertungsfrei, das ist doch ein witz, hast du schon mal irgend jemanden einen ganzen tag wertungsfrei beobachtet, selbstbetrug! es werden einfach neue werte installiert.


    gruss zenbo

  • Lieber zenbo,


    "gesundes Maß". Was ist das in diesem Fall?


    Ich merke, dass ein Paradox geschieht: Je achtsam ich bin, desto spontaner werde ich auch. Zum einen habe ich plötzlich die Freiheit meine Entscheidungen so zu treffen, wie sie für mich heilsam sind (ich kann nicht ausschließen, dass andere das stets ebenso empfinden, selbst wenn ich sie in den Vordergrund stelle), andererseits haben sich schon viele Blockaden aufgelöst. Das offenbart sich nicht nur in meinen Stimmungen, sondern auch in der Weise wie ich handle.
    Z.B. standen früher bei mancher meiner Lebensäußerungen falsche Imperative und störende Gefühle und Annahmen im Weg, so hat Aufmerksamkeitspraxis viel davon auflösen können. Ich habe kaum mehr Angst und Sorge Gefühle zu äußern oder mich emotional und spontan auszudrücken, ich druckse weniger herum, meine ganze Persönlichkeit hat Raum bekommen, ich darf z.B. der Kasperl sein, der ich bin. Wenn es in Gesprächen schwierig wird, dann habe ich weniger Sorge meine Gefühle zu äußern, weil ich sie mir bewusst werden und ich so ehe auf den Punkt komme. Ich muss nicht mehr um den heißen Brei herum reden. So kann ich dann meine Angst spüren, drücke sie explizit dann auch aus und kann konkret auf das Thema eingehen: "Ich spreche nur ungern darüber, weil es mir Angst macht, aber ich möchte Dir sagen, dass mir dies und das nicht passt …" Das wäre früher ein wesentlich längeres Ding gewesen, auch weil ich meine Gefühle vor mir selbst versteckt hätte und dann hätte es einen langen Diskurs um die Zahnpastatube gegeben.


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • Moin Zenbo,
    ich weiß noch nicht so genau, worauf du abziehlst, deshalb mal ein Schuss ins Blaue.


    Hier im Kapitel III. Achtsamkeit und Wissensklarheit des verlinkten Buches findest du folgende Unterscheidung.



    Zitat

    B. DIE ÜBUNG DER WISSENSKLARHEIT


    Die rezeptive Haltung des Reinen Beobachtens kann und soll gewiß einen weit größeren Raum in unserem geistigen Leben einnehmen, als es gewöhnlich der Fall ist. Doch abgesehen von Zeitperioden, die dieser Übung ausdrücklich gewidmet werden, kann diese Haltung im allgemeinen nur von sehr begrenzter Dauer sein. Denn fast jede Stunde des Tages verlangt irgend eine Aktivität in Tat, Wort oder Gedanke. Zunächst sind da die mannigfachen Anforderungen körperlicher Betätigung oder Bewegung, sei es auch nur die zweckhafte Veränderung der Körperstellung. Ebenso haben wir immer wieder den Schutz und die Selbstgenügsamkeit des Schweigens zu verlassen und im Wort zu anderen Menschen in Beziehung zu treten. Und auch der Geist kann sich einer aktiven Stellungnahme zu sich selber und zur Außenwelt nicht entziehen: er muß wählen, werten, entscheiden und urteilen. Hier ist es nun die Wissensklarheit (sampajañña), der wir diese drei Funktionen anzuvertrauen haben: ein Handeln, Sprechen und Denken, das zweckbewußt ist und zweckdienlich, wirklichkeitsgemäß und im Einklang mit unserer höchsten Erkenntnis. In der «Wissensklarheit» tritt somit zur Wachheit und «Klarheit» des aufmerksamen Beobachtens das richtunggebende «Wissen». In diesem Sinne hat man den Doppelbegriff «Wissensklarheit» zu verstehen.« Wissensklarheit» ist also gleichbedeutend mit auf rechter Achtsamkeit gegründeter Erkenntnis (ñāna) und Weisheit (paññā), von der alle unsere Lebensäußerungen in Tat, Wort und Gedanken bestimmt werden sollten.


    Wohl wird in der Lehrrede selber nur das wissensklare Handeln und Sprechen erwähnt und die Wissensklarheit im Abschnitt von der «Betrachtung des Körpers» behandelt, doch es versteht sich von selbst, daß auch das Denken unter die Kontrolle der Wissensklarheit gebracht werden muß.


    Ist das der Punkt, auf den du hinaus willst?


    LG
    Ji'un Ken


  • du hast das so gemacht, ich erfuhr eine tiefe einsicht durch das koan, wer will uns das wegnehmen? andere werden ihre depressionen los weil man ihnen einen zahn zieht, oder weil sie mit joggen anfangen. das ist ok, aber mir geht es hier um eine allgemeinere sicht der dauerhaften achtsamkeits übung.


    gruss zenbo

  • Ji'un Ken:

    Ist das der Punkt, auf den du hinaus willst?


    LG
    Ji'un Ken


    ja, man übt meinetwegen zweimal eine halbe stunde pro tag, und danach vergisst man die ganze sache und versucht einfach mensch zu sein. das finde ich gesund.


    gruss zenbo

  • Danke, war Gleichzeitigkeit.


    Ich denke, es gibt mehrere Wege sich dem anzunähern.
    Zum einen die reine Achtsamkeit. So merkt man, dass Emotionen entstehen und vergehen und keinen Bestand haben. Das schafft Distanz zu den Emotionen und dann verlieren sie ihre Wichtigkeit. Das allein kann wohl schon genügen, um eine grundlegende Änderung herbeizuführen.
    Dann kann man das kombinieren mit Ethos, den Silas. Ich werde dann halt nicht achtsam meinen Nachbarn töten, weil seine Kirschen in meinen Garten fallen - ich weiß, dass Töten nicht besonders heilsam ist.
    Aber ich merke erst mal, dass mich das aufregt. Dieser Schritt ist wichtig, da ich der Emotion Wut viel zu viel Wert beimesse, kann mich richtig reinsteigern … und ab geht die Post.


    Mit "wertungsfrei" meine ich, dass ich mich darin übe nicht zu sagen "oh, das ist Wut. Wut ist schlecht. Ich bin eine ganz Böse. So jemand wie ich ist es nicht wert zu leben. Und überhaupt, was ist das für ein Drecksack, der mich wütend macht … " Kopfkino. Es bedeutet: "Das ist Wut. Sie kommt, ist und geht. Nichts weiter.". So, und dann kann ich mir die Freiheit nehmen in meiner Wut was zu tun, ihr komplett nachzugeben, den Nachbarn um die Ecke zu bringen, ins Gefängnis zu kommen … oder warten, bis sich die Wut gelegt hat und mir dann was Besseres zu überlegen. Ich schiebe die Wut nicht weg, und mich nicht und auch den Nachbarn nicht. Wut ist ein ganz normales Gefühl, sie ist nicht abzulehnen, sie ist ein wichtiges Signal, sie dient dem Überleben und hat eine soziale Funktion. Problem ist nicht die Wut, sondern die Macht, die wir ihr überlassen, denn dann richtet sie sich gegen uns und andere und verliert ihren lebenserhaltenden Sinn.


    Natürlich brauche ich so eine Zwischenschaltung nicht immer. Wenn ich meinen Liebsten umarme, dann kann ich das ganz spontan machen. Mein Gefühl ist ganz spontan. Aber wenn ich das mache und er führt gerade eine Gabel zum Mund, ist das auch besser ich bin achtsam.


    Neue Werte installiert… Warum nicht? Statt: "Alles, was zählt bin ich" wäre ein neuer Wert schön. Oder?


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • darkwave:


    ja, man übt meinetwegen zweimal eine halbe stunde pro tag, und danach vergisst man die ganze sache und versucht einfach mensch zu sein. das finde ich gesund.
    gruss zenbo


    Das ist ja auch Sinn und Zweck der Übung. Wenn du das durchhältst, zwei mal eine halbe Stunde, dann hast du schon viel gemacht. Im Laufe der Jahre kannst du dann feststellen, wie sich dein "einfach Mensch sein" verändert, wie du viele Dinge anders siehst, wie sich deine Reaktionen verändern und du vielleicht sogar mehr Freiheiten erhältst. Mehr Freiheiten einfach auf Grund der Tatsache, dass du nicht mehr automatisch reagierst, sondern deine Reaktionsmuster wahrnimmst und dann entscheiden kannst ob und wie du reagieren willst.
    Das heißt es auch, wenn gesagt wird, der Alltag wird zur Übung. Es heißt nicht, mit einem ganztägigen meditativen Dauergrinsen durch die Gegend zu laufen.


    LG
    Ji'un Ken



  • Ok, ich verstehe auf was Du hinaus willst.
    Ich übe eben nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern dauernd. Ich trenne nicht zwischen Alltag und Praxis. Ich bin andauernd Mensch, und nie Buddhistin oder Praktizierende, Meditierende usw. Es gibt Phasen, da lese ich ganz viel und besuche Veranstaltungen, und Phasen, da tue ich nichts Derartiges. Wie es gerade ansteht.
    Heilige bin ich nie.


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • GaliDa68:


    Mit "wertungsfrei" meine ich, dass ich mich darin übe nicht zu sagen "oh, das ist Wut. Wut ist schlecht. Ich bin eine ganz Böse. So jemand wie ich ist es nicht wert zu leben. Und überhaupt, was ist das für ein Drecksack, der mich wütend macht … " Kopfkino. Es bedeutet: "Das ist Wut. Sie kommt, ist und geht. Nichts weiter.". So, und dann kann ich mir die Freiheit nehmen in meiner Wut was zu tun, ihr komplett nachzugeben, den Nachbarn um die Ecke zu bringen, ins Gefängnis zu kommen …
    Neue Werte installiert… Warum nicht? Statt: "Alles, was zählt bin ich" wäre ein neuer Wert schön. Oder?


    Liebe Grüße
    Knochensack


    hör mal meine liebe, du bist deutsche (denk ich), die deutschen beissen bis anno dato an ihrer vergangenheit, du willst mir doch hier nicht was von deiner wertungsfreiheit vorschwafeln, da lachen ja die hühner. :D das war jetzt nicht böse gemeint, aber denk mal drüber nach.ICH WURDE SEIT MEINER SCHULZEIT NOCH NIE SO OFT BEWERTET WIE AUF DIESEM FORUM!!!


    in wahrheit trifft doch für die meisten buddhis das zu was man über hollywood sagt, jeder macht so ein bischen auf entspannt, und darunter wartet schon die nächste giftspritze.


    gruss zebo

  • Was Du so denkst …
    Ich bin nur zum Teil Deutsche :D


    Was hat die Giftspritze damit zu tun? :shock:


    Im übrigen, deshalb heißt es "Übung". Achtsamkeit muss geübt werden, das Lösen von Bewertungen kann geübt werden. Und wenn es nicht klappt, dann auf ein Neues.


    Wertungsfrei bin ich sicherlich nicht. Auch noch nicht im Sinne, dass ich "Gut" und "Böse" schon losgelassen habe. Ich habe noch viele Jahre vor mir. Auch behaupte ich nicht, dass es keine Emotionen mehr gibt, nach Erleuchtung und vertrete keineswegs die These ein Buddha hätte keine mehr. A) bin ich keiner, B) scheint es mir nicht erstrebenswert, C) wenn er keine Emotionen mehr hat, dann kann er die Wesen mit Emotionen nicht verstehen, also unlogisch.


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • ich hege den verdacht das du mich schon MEHRMALS vergiften wolltest!! :D


    bis später..

  • darkwave:

    ich hege den verdacht das du mich schon MEHRMALS vergiften wolltest!! :D


    bis später..


    Ausgerechnet Dich?
    Das klingt ein wenig paranoid. :shock:


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • Onyx9:

    Ich hatte einen Psychoknacks wegen falscher Achtsamkeit, falsch verstandener Praxis. ;)


    du hast es wenigstens gemerkt.


    gruss zenbo

  • Wenn Achtsamkeit zwanghaft wird, dann ist es keine rechte Achtsamkeit.
    Achtsamkeit heißt nichts anderes, als deutlich und klar mitbekommen, was hier und jetzt gerade abläuft (Darum auch sila Nr. 5, das Gelöbnis, vom Drogengebrauch Abstand zu nehmen).
    Wach sein. Voll und ganz bei dem zu sein, was du gerade machst, mit deiner ganzen Aufmerksamkeit.
    Diese Art von Praxis steht im Zentrum der buddhistischen Lehre und sollte bei Rechter Anwendung zur Heilung und nicht zur Erkrankung führen.


    Gruß
    Charlie

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • darkwave:

    ...die reaktion auf die umwelt ist eigentlich unmittelbar, man reflektiert eigentlich nicht ständig sondern reagiert sofort. was für eine gesellschaft entsteht wohl wenn jeder sich ständig überlegt ob er das jetzt darf oder nicht?


    gruss zenbo


    Hallo zenbo,
    Achtsamkeit heißt nicht: permanentes Reflektieren. Zu einem guten Teil ist Achtsamkeit prä-konzeptionell, also nicht begrifflich. Achtsamkeit und spontanes Reagieren schließen sich nicht aus. Achtsamkeit bedeutet nicht, alles erst mal durch die Mühle der Reflektion zu drehen.


    Nyanaponika:
    4. Spontaneität


    "Es braucht nicht befürchtet zu werden, daß Gewöhnung an das Innehalten vor einer Betätigung jede spontane Äußerung wertvoller Art ausschalten oder lähmen wird. Im Gegenteil, das Innehalten selber wird durch Übung zu einem spontanen Vorgang werden und einen geistigen Auswahlmechanismus ermöglichen, der mit immer größerer Sicherheit und Reaktionsgeschwindigkeit das als unheilsam Erkannte ausschließt. Wie gewisse Reflexbewegungen spontane Schutzmaßnahmen unseres Körpers sind, so soll auch das Innehalten zu einem geistig-sittlichen Selbstschutz ausgebildet werden. Ebenso wie ein Mensch mit einem durchschnittlichen sittlichen Niveau vor Diebstahl oder Mord instinktiv zurückschreckt, so kann durch das beobachtende Innehalten der Bereich solch spontan funktionierender Sicherungen systematisch erweitert und das sittliche Feingefühl gestärkt werden. Auch falsche Denkgewohnheiten kann man in gleicher Weise durch rechte und heilsame ersetzen.


    Die Hemmung und Ausschaltung übler Impulse bringt auch eine größere Entfaltungsmöglichkeit für die guten Impulse mit sich. Jenes Gute in uns, das sich zunächst nur gegen innere Widerstände, nach einem Kampf der Motive, durchsetzen konnte, vermag sich nun frei und spontan zu äußern. Es wird mit größerer Verläßlichkeit auftreten und auch mit größerer Wirkungs- und Überzeugungskraft auf andere. Hier öffnet sich ein Weg, auf dem man allmählich das «vorbedachte Gute» (sasankhārika-kusala-citta) in ein spontanes (asankhārika) verwandeln kann, welches, nach der Wertskala des Abhidhamma, den ersten Rang einnimmt, sofern es mit Wissen verbunden ist. Es ist also nur die Spontaneität des Unheilsamen, die durch das beobachtende Innehalten gebrochen werden soll.


    Bei einer weisen Benutzung der in der Buddha-Lehre gegebenen Hilfen, gibt es tatsächlich nichts, was dieser gewaltlosen, mit dem Innehalten beginnenden Satipatthāna-Methode widerstehen kann."
    http://www.palikanon.com/diver…atthana/satipatt_08b.html


    Lg
    Charlie

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

    Einmal editiert, zuletzt von Onda ()