Mangel an sittlicher Scheue

  • 3. Anottappa (Mangel an sittlicher Scheue)


    Ein Mangel an moralischer Scheu bedeutet keine Angst zu haben, keine Furcht (anottappa). Mit anderen Worten bedeutet anottappa die Abwesenheit von sittlicher Scheue. Schlechte Handlungen sind wie offenes Feuer. Anottappa ist wie die Motten. In Wahrheit ist die offene Flamme stark zu fürchten. Wie auch immer erkennt die Motte das Feuer nicht als schauderhaft und fliegt unbekümmert hinein. In selber Weise verursachen schlechte Taten verschiedenste Arten von Leiden. Deshalb sind sie auch in der Tat zu fürchten. Aber moha verschleiert dieses abscheuliche Leiden und anottappa sieht dieses nicht als furchtbar. Diese Faktoren treiben einem zu schlechten physischen Taten. Im Gegenzug zu den schlechten Taten stehen einem die Gefahren der Folgen bevor.


    a. Attanuvada bhaya ist die Gefahr der Schuld, Selbstverachtung, Verlust von Selbstrespekt und Selbstwertgefühl. So eine Person wird von Gedanken wie: „Auch wenn viele Leute meinen, dass ich eine tugendhafte Person bin, ich kenne mich. Ich bin keine tugendhafte Person, so wie sie glauben. Ich bin ein schlechter Mensch, der in diebischer Weise schlechte Dinge tut“, gequält sein. (atta=selbst + anuvada=Schuld/Kritik)


    b. Paranuvada bhaya ist die Gefahr des Beschuldigt werdens, von anderen in einer Weise wie: „Du bist ein Verruchter der unheilsames und böse Handlungen tut“, verachtet zu werden. (para=von anderen + anuvada = Schuld/Kritik)


    c. Danda bhaya ist die Gefahr des Leidens und der Strafe, so wie von anderen getötet zu werden aufgrund eines begangenen Mordes; vom Besitzer geschlagen zu werden, weil man sein Eigentum gestolen hat; getötet zu werden, aufgrund einer Seitensprunges; inhaftiert zu werden, aufgrund eines kriminellen Vergehens.


    d. Duggati bhaya ist die Gefahr des Leidens in Form von großer Reue über seine schlechten Taten nur an seinem Totenbett und die Aussicht in einem der vier elenden Welten in der nächsten Existenz wiedergeboren zu werden.


    Durch Listigkeit; Arglist und Gerissenheit mag es einem gelingen die ersten drei Gefahren die durch seine unheilsamen Taten aufkommen kommen zu entweichen, aber es ist einem nicht möglich der Gefahr zu entkommen, in einen der vier Bereiche von Elend in der nächsten Existenz zu fallen. Daher sind schlechte Taten in jedem Fall zu fürchten. Wenn immer anottappa aufkommt, selbst bei Weisen, die in der Regel unheilsame Handlungen fürchten, ist wir eine zu fürchtende Tat ohne Scharm und Furcht vollzogen.


    Anmerkung:


    Hier kann man den Fall des Bodhisattvas (dem Hermiten Haritaca) nochmal betrachten. In der Geschichte sich so zahlreiche zu fürchtende Handlungen enthalten. Es braucht nicht erwähnt werden, dass er an den Gefahr sich selbst schuldig zu fühlen und seine Selbstrespekt verloren haben (attanuvada-bhaya) gelitten hat. As die schlechte Nachricht „des Königs Lehrer, der Hermit hat falsches mit der Königing begangen“, über die ganze Stadt während der Abwesenheit des Königs verbreitet wurde, leidete er von der Gefahr von anderen getadelt zu werden (paranuvada bhaya).


    Wäre der König, der spätere Ananda nicht ein tugendhafter Mensch gewesen der dabei war seine parami Perfektionen zu erfüllen, hätte er sich um das Leben des Hermiten nach dessen Vergehen, wie um einen Grashalm gekümmert. Es war der tugend des Königs zu verdanken, dass er nur knapp der Verurteilung zum Tode entkam. Als anottappa aufkam, riskierte der Hermit so eine unmoralische Tat ohne Angst vor körperlicher Bestrafung. Der Geist der mit diesem Draufgängertum aufkommt, wird anottappa citta genannt.


    So wie das Hausschwein den Kot nicht fürchtet, geniert sich auch der schamlose Mensch nicht seiner Vergehen. So wie die Motte die offene Flamme nicht fürchtet, ist der Mann ohne ottappa (Scheue vor einem Vergehen) ohne Furcht vor der schlechten Tat.


    (von Vighavani Tika)



    Aus "Abhidhamma in daily life" (frei übersetzt, eine professionelle Übersetzung ist ebenfalls erhältlich "Abhidhamma in der täglichen Praxis")