Die heilende Kraft der Verhaltensregeln


  • Die heilende Kraft der Verhaltensregeln


    von
    Thanissaro Bhikkhu
    © 1997–2011

    wie immer nicht frei von Fehlern übersetzt *schmunzel*


    Buddha war wie ein Doktor, der die spirituellen Krankheiten der Menschen behandelte. Der Pfad der Praxis den er gelehrt hat, ist wie eine Therapieanleitung für Herzens- und Geistesleiden. Diese Art des Verständnisses von Buddha und seinen Lehren reicht zurück bis zu den frühen Texten und ist heute auch sehr gegenwärtig. Buddhistische Meditationspraxis wird oft als eine Form der Heilung beworben und schon einige Psychotherapeuten empfehlen ihren Patienten heute Meditation, als einen Teil der Behandlung zu versuchen.


    Nach einigen Jahren des Lehrens und Praktizierens von Meditation als eine Therapie, wie immer, haben viele von uns herausgefunden, daß Meditation nicht genug ist. Aus meiner eigenen Erfahrung empfand ich, daß westliche Meditierende einen größeren Hang zu gewisser Grimmigkeit und einem Fehlen von Selbstachtungsgefühl haben, als dies je für Asiaten zugetroffen hat, die ich unterrichtet habe. Ihre Psychen sind so verwundet von der modernen Zivilisation und es fehlt ihnen die Flexibilität und die Ausdauer bevor eine Konzentrations-, und Einsichtspraxis wirklich therapeutisch wird. Andere Lehrer haben dieses Problem ebenfalls bemerkt. Aus diesem Grund haben viele entschieden, dass der buddhistische Pfad nicht ausreichend für unsere speziellen Bedürfnisse ist. Um dieser Unzulänglichkeit entgegenzuwirken, experimentierten sie mit Arten von ergänzenden Meditationsformen kombiniert mit Mythen, Poesie, Psychotherapie, Sozialaktivismus, Schwitzkammern, Morgenritualen und selbst mit trommeln. Das Problem liegt aber keines Wegs an der Mangelhaftigkeit des buddhistischen Pfades, vielmehr sind wir ganz einfach nicht dem gesamten Therapiekurs Buddhas gefolgt.


    Der Pfad Buddhas besteht nicht nur aus Achtsamkeit-, Konzentration- und Einsichtspraxis, sondern auch aus Moral und beginnt mit den fünf Verhaltensregeln. Tatsächlich stellen die Verhaltensregeln den ersten Schritt auf dem Pfad da. Es gibt eine Tendenz im Westen, dies fünf Verhaltensregeln als Sonntagsschulreglen, die an alte Kulturnormen gebunden sind und nicht mehr länger in der neuen Gesellschaft annehmbar erscheinen, zu sehen, aber dies übersieht deren Rolle, die Buddha damit beabsichtigte: Sie sind Teil des Kurses der Therapie für einen verwundeten Geist. Im Speziellen zielen sie zum heilen zweier Krankheiten, die einer niedrigen Selbstachtung unterliegen: Bedauern und Leugnen.


    Wenn unsere Taten nicht mit diversen Standards von Verhalten vergleichbar sind, bedauern (1) wie diese, oder (2) gleiten in zwei Arten von Leugnen ab, die entweder (a) die Tatsache das diese Taten wirklich passierten leugnet, oder (b) wir leugnen, dass diese wirklich zuordenbar sind. Diese Reaktionen sind wie offene Wunden im Geist. Bedauern ist eine offene Wunde die dazu tendiert zu berühren, während Leugnen wie Abhärtung ist, gekräuseltes Narbengewebe um die empfindliche Stelle. Wenn der Geist in dieser Art verwundet ist, kann er nicht bequem zur Ruhe in der Gegenwart kommen, da er sich selbst im Angesicht von rohem Feisch und verkrusteten Knoten als unversorgt sieht. Selbst wenn er dazu getrieben wir in der Gegenwart zu bleiben, ist er dort nur in einer temporären, verzerrten und unvollständiger Weise und so erlangt man auch Einsicht nur temporär, verzerrt und auf unvollständige Weise. Nur wenn der Geist frei von Wunden und Kratzern ist kann es erwartet werden, daß er gelassen zur Ruhe und freiwillig in die Gegenwart kommt und zu unverzerrter Einsicht führt.


    Das ist der Punkt an dem die fünf Verhaltensregeln dazustoßen: Sie sind dafür entwickelt, um die Wunden und Kratzer zu heilen. Gesundes Selbstbewußtsein kommt, mit dem Annehmen von einem Set von Standards die praktisch, einfach, menschlich und dem Respekt würdig sind, zum leben. Die fünf Verhaltensregeln sind so formoliert, dass sie so ein Set erfüllen.


    Praktisch: Das Standardset der die Verhaltensregeln ist einfach – keine Intention zu töten, zu stehlen, unerlaubten Sex zu haben oder Rauschmittel zu nehmen. Es ist möglich zur Gänze im Einklang mit diesen Standards zu leben. Ich habe Unterfangen gesehen um diese Verhaltensregeln in Formen zu übersetzen, die erhabener und nobler klingen sollten – die zweite Verhaltensregel als Beispiel herzunehmen, lautend die Ressourcen unseres Planeten nicht zu missbrauchen – aber selbst Leute die diese Verhaltensregeln reformieren meinen, daß es unmöglich ist nach ihnen zu leben. Jeder der schon mit Leuten mit psychologischen Schäden zu tun gehabt hat weiß, daß der Schaden zumeist aus der Konfrontation mit Standards die man meint nicht leben zu können, kommt. Wenn du Leuten Standards gibst, die weniger Anstrengung und Achtsamkeit benötigen, ist es ihnen möglich diese zu treffen. Ihr Selbstbewußtsein steigt dramatisch sobald sie merken, das es ihnen möglich ist diese Standards einzuhalten. Sie können dann anspruchsvolleren Aufgaben mit Vertrauen entgegnen.


    Einfach: Die Verhaltensregeln sind ohne “wenn” und “aber” formuliert. Das bedeutet, daß sie eine klare Richtung geben in der kein Raum für Geschwaffel oder Mehr-oder-weniger –Rationalisierungen ist. Eine Tat erfüllt entweder dieser Verhaltensregel, oder sie erfüllt sie nicht. Nochmals, mit Standards dieser Art lebt man sehr gesund. Jeder der schon Kinder aufgezogen hat, wird schon herausgefunden haben, das trotzdem die Kinder sich über harte und treffende Regeln beschweren, sie sich doch sicherer fühlen, als mit Regeln die vage und stets offen zur Negation sind. Einfache Regeln erlauben unausgesprochenen Dingen nicht heimlich durch die Hintertüre in den Geist einzudringen. Wenn dir zum Beispiel die Verhaltensregel gegen das Töten von Lebewesen erlaubt Lebewesen zu töten, wenn ihre Anwesenheit unbequem ist, dann würdest du deine Bequemlichkeit über das Mitgefühl für Leben stellen. Bequemlichkeit würde zu einem unausgesprochenen Standard werden, und wie wir wissen versorgen unausgesprochene Standards zahlreiche Routen von mit fruchtbarem Grund für Heuchelei und Ablehnung. Wenn du jedoch an die Standards der Verhaltensregeln haltest, sagt Buddha, daß du grenzenlose Sicherheit für alle Lebewesen bietest. Da sind keinerlei Umstände unter welchen du Leben von Lebewesen nehmen würdest, ganz egal wie unbequem sie auch seien mögen. Im Zusammenhang mit den anderen Verhaltensregeln versorgst du uneingeschränkt mit der Sicherheit derer Besitzgüter und ihrer Sexualität sowie uneingeschränkte Ehrlichkeit und Achtsamkeit in deiner Kommunikation mit ihnen. Wenn du findest, daß du dir in diesen Sachen selbst trauen kannst, wirst du einen unablehnbaren und gesunden Sinn von Selbstrespekt erreichen.


    Menschlich: Diese Verhaltensregeln sind für beide, die Leute die sie einhalten und die Leute die von seinen oder ihren Taten betroffen sind, menschlich. Wenn du sie einhältst, verfeinerst du dich selbst in dem Lehransatz des Karmas, welches erklärt, daß die größte Kraft die unsere Erfahrungen der Welt formt die bewußten Gedanken, Wörter und Taten, die du im gegenwärtigen Moment wählst, sind. Das bedeutet, daß du nicht Bedeutungslos bist. Jeden Moment triffst du deine Wahl – zu Hause, bei der Arbeit, beim Spielen – du verwendest diese Kraft in dieser, stets sich verändernden, Welt. Zur selben Zeit erlaubt dir dieses Prinzip dich, stets in Hinblick auf das was gänzlich in deiner Kontrolle liegt, zu messen: deine bewußten Handlungen im gegenwärtigen Moment. Mit anderen Worten: Sie fordern dich nicht auf dich selbst, in Sachen wie dein Aussehen, Kraft, Wissen oder finanzielle Möglichkeiten, oder irgend einem anderen Kriterium, daß wenig von deinem aktuellen Karma noch von deinem vergangenen Karma abhängen, zu messen. Auch spielen sie nicht mit Gefühlen der Schuld und treiben dich nicht zum Bedauern vergangener Verfehlungen. Anstelle richten sie deine Achtsamkeit auf das nur jetzt möglich Lebbare, entsprechend deinen Standards im hier und jetzt. Wenn du mit mit Menschen die diese Verhaltensregeln einhalten lebst, wirst du herauszufinden, daß dieser Umgang mit ihnen keinerlei Misstrauen und Furcht bewirkt. Sie sehen deinen Wunsch nach Glück, als einen Blutsverwandten ihres eigenen. Ihr Wert als einzelne Person hängt nicht von Situationen ab, in welchen sie Gewinner oder Verlierer sein müssen. Wenn diese über das Entwickeln von liebevoller Freundlichkeit und Achtsamkeit in der Meditation sprechen, siehst du dieses in deren Handlungen reflektiert. In dieser Weise fördern die Verhaltensregeln nicht nur gesunde Einzelpersonen, sondern auch eine gesunde Gesellschaft, eine Gesellschaft in der Selbstrespekt und gegenseitiger Respekt kein Widerspruch sind.


    Dem Respekt würdig: Wenn du ein Set von Standard annimmst, ist es wichtig zu wissen wessen Standards sie sind und zu sehen wo diese Standards herkommen, da du dich als Resultat, deren Gruppe anschießt, dich nach ihrer Anerkennung umsiehst und ihre Kriterien von richtig und falsch akzeptierst. In diesem Zusammenhang brauchst du nach keiner besseren Gruppe zum Anschluß Ausschau halten: Buddha und seine noblen Schüler. Die fünf Verhaltensregeln werden „die Standard, die Noble anziehen“ genannt. Dieser Text beschreibt die Noblen, daß sie nicht nur einfach Leute sind, die Standards auf einer einfachen und populären Ebene akzeptieren. Sie müssen ihr Leben in Einklang mit dessen bekommen, was zu wahrem Glück führt und für sich selbst sehen, wie zum Beispiel: das Lügen krankhaft ist, jeder Sex ausserhalb jeder Beständigkeit, eingegangene Partnerschaften unsicher und schnelllebig sind. Andere Leute mögen vielleicht nicht respektieren, daß du mit den fünf Verhaltensregeln lebst, aber Noble tun es und denen Respekt ist weit mehr wert, als der Respekt irgend eines anderen in dieser Welt.


    Wie viele Menschen würden wohl meinen, daß es von Vorteil ist sich so einer abstrakten Gruppe anzuschließen, wenn sie bisher noch nie einen Noblen in Person getroffen haben. Es ist hart gutherzig und großzügig zu sein, wenn die Gesellschaft um dich sofort über diese Qualitäten zu lachen beginnt und Dinge wie sexuelles Können oder räuberische Geschäftstalente in Gegensatz hochgehoben werden. Das ist der Punkt wo buddhistische Gemeinden ins Spiel kommen. Es wäre sehr nützlich, wenn buddhistische Gruppen offen vorherrschenden unmoralischen Tenor in unserer Kultur aufzeigen und in einem freundlichen Weise wissen lassen, das unter ihren Mitgliedern Gutherzigkeit und das Abstandhalten davon einen Wert besitzt. In diesem Vorgehen würden sie eine gesunde Umgebung für die volle Annehmbarkeit des gesamten Therapiekurses Buddhas anbieten: Die Praxis von Konzentration und Einsicht in einem Leben von moralischer Taten. Dort wo wir so ein Umfeld haben, werden wir herausfinden, das Meditation keine Mythen oder Glaube-daran-Hilfen benötigt, weil es sich auf die Realität eines gut gelebten Lebens stützt. Du kannst die Standards in denen du lebst betrachten und dann atme ein und atme bequem aus – nicht wie eine Blume oder ein Berg, aber wie ein vollwertiges, verantwortungsbewußtes menschliches Wesen. Den das ist, was du bist.

  • Horch was kommt von draußen rein hola hi hola ho ...,
    Diesen Text mit sehr hoher Ähnlichkeit besitze ich derzeit;
    und er wird gerne für Vorträgen benützt,
    imho sinnigerweise
    von Geshe Kelsang Gyatso [NKT/ Neue Kadampa Tradition] :shock::o:lol:


    Sarva mangalam


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • Dorje Sema,
    vielleicht magst du deinen Besitz teilen. *schmunzel*