Hara/Sonnengeflecht als Meditationsobjekt

  • Hi, ich übe mich nun schon seit geraumer Zeit in Achtsamkeit und Meditation
    und habe dabei nach und nach ein paar Objekte "durchprobiert" (Atemachtsamkeit,
    Kasinas, Koans z.B.). Ich bin nun bei der Achtsamkeit auf meine Körpermitte angelangt
    und habe dabei zum ersten Mal echte, tiefe Ruhe und Wachheit erfahren dürfen,
    wie ich es vorher noch nicht kannte. Das liegt natürlich hauptsächlich auch
    an den angenehmen Gefühlen die aus dem Sonnengeflecht ausströmen, wenn man erst einmal
    seine Achtsamkeit darauf gerichtet hat. Aber ich muss gestehen das ich trotz dieser
    Fortschritte Bedenken habe. Ich erfreue mich zwar der angenehmen Gefühle, aber ich
    möchte sie dennoch höchstens als ein Werkzeug zur Sammlung benutzen, und nicht einfach
    nur als Lustobjekt gebrauchen, so schön es sich auch manchmal anfühlt.


    Die Disziplin meiner Wahl wäre eigentlich die Atemachtsamkeit, da ich verstandesgemäß
    von Buddha's Erläuterung zur Anapanasati-Praxis sehr viel halte. Nur
    gelingt es mir selbst nach ein paar Jahren der Übung nicht mich einfach in meinen/meinem
    Atem derart fallenzulassen das dabei etwas hilfreiches entstehen könnte.
    Es treten dort zwar auch vereinzelt Zustände der Sammlung ein, aber nach einiger Zeit
    verkrampfe ich beim atmen soweit, das ich regelrecht Enge in der Brust spüre, körperliche
    Anspannung. Es ist mir einfach nicht möglich die Kontrolle abzugeben und loszulassen. Ich
    fange doch nur immer wieder, mal früher, mal später, an aktiv ins Geschehen einzugreifen
    und dann verliert sich die Fähigkeit loszulassen schnell völlig.


    Ganz anders dabei wenn ich die Achtsamkeit auf das Sonnengeflecht lenke.
    Mein Atem entspannt sich dann fast unmittelbar in dem Augenblick wo ich meine
    Aufmerksamkeit von ihm abwende und zur Mitte hinlenke. Ruhe kehrt ein, und die
    Wärme die auftritt entspannt zusätzlich. Für mich eine große Entdeckung... bis heute zumindest.


    Meine Frage ist nun: Ist das Sonnengeflecht als Objekt zum tiefgreifenden loslassen überhaupt
    geeignet, oder lässt man sich dabei einfach nur von den angenehmen Emotionen becircen und
    "vergisst" dann den nächsten, tieferen Schritt in die Sammlung zu tun.


    Gefühl wird zwar im Körperachtsamkeitssutra durchaus als Objekt der Aufmerksamkeit erwähnt,
    jedoch nur im Sinne von "entsteht, ist da, und vergeht wieder". Derart achtsam zu sein
    gelingt mir aber nur, wenn ich meinen Geist schon bis zu einem gewissen Grad gesammelt habe.
    Nur erreiche ich diese Sammlung bisher nur über die angenehmen Gefühle. Sobald sie verschwinden,
    verschwindet auch meine Konzentration. Kleines Dilemma würde ich sagen...


    Würde sehr gerne eure Meinung dazu hören :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • brigittefoe:


    Danke, aber das beantwortet leider noch nicht meine Frage ob es als "Objekt" zur
    tieferen Sammlung geeignet ist. Im anderen Thread wird ein bisschen zu viel
    abgeschweift und geschimpft, meiner Ansicht nach.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Betreff: Hara/Sonnengeflecht als Meditationsobjekt


    Geronimo:

    Hi, ich übe mich nun schon seit geraumer Zeit in Achtsamkeit und Meditation und habe dabei nach und nach ein paar Objekte "durchprobiert" (Atemachtsamkeit, Kasinas, Koans z.B.). Ich bin nun bei der Achtsamkeit auf meine Körpermitte angelangt und habe dabei zum ersten Mal echte, tiefe Ruhe und Wachheit erfahren dürfen, wie ich es vorher noch nicht kannte. Das liegt natürlich hauptsächlich auch an den angenehmen Gefühlen die aus dem Sonnengeflecht ausströmen, wenn man erst einmal seine Achtsamkeit darauf gerichtet hat. Aber ich muss gestehen das ich trotz dieser Fortschritte Bedenken habe. Ich erfreue mich zwar der angenehmen Gefühle, aber ich möchte sie dennoch höchstens als ein Werkzeug zur Sammlung benutzen, und nicht einfach nur als Lustobjekt gebrauchen, so schön es sich auch manchmal anfühlt.


    Hallo geronimo,


    bei dem, was Du beschreibst, empfehle ich Dir Metta als Objekt. Haste noch nicht probiert, oder?


    Dabei hat der Buddha als sehr wirkungsvoll empfohlen, vor allem, man kann es immer benutzen, ob beim sitzen, liegen stehen oder gehen, Einkaufen oder Autofahren. Nie wieder nur im Sitzen meditieren. Das ist 'ne 24/7-Angelegenheit.


    Hier ist eine seeehr gute Anleitung (Video, Mönch, Englisch,Retreat)
    http://www.youtube.com/watch?v=BncD2pinvTo
    Er nimmt genau dieses warme Gefühl in der Mitte der Brust als Anfangspunkt für die Metta-Meditation.


    Metta hat mein Leben jedenfalls sowas von positiv beeinflußt, nachdem ich anapanasati aufgegeben habe.


    Alles Gute, :)

  • Zitat

    als Meditationsobjekt


    hallo Geronimo,


    was mir nicht ganz klar ist: was du mit "Hara/Sonnengeflecht" meinst...
    Hara = Sonnengeflächt oder Hara und Sonnengeflächt ?


    _()_


  • Ich meine letztendlich eigentlich nur die angenehmen Gefühle die aus
    der Bauchregion ausströmen, wenn man ersteinmal seine Achtsamkeit
    dahin gelenkt hat. Ich glaube aber Hara und Sonnengeflecht bezeichnen
    die selbe Region im Körper, bzw. das selbe "Organ", wenn ich es jetzt
    mal so nennen möchte. Aber wie man es nun nennt ist im Moment auch
    nicht so entscheidend. Die Frage bleibt:


    Können die angenehmen Gefühle in der Bauchregion als "Objekt" zur
    tieferen Sammlung dienen, oder Bedarf es da konkreterer Fixierung
    des Bewusstseins.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Ich glaube aber Hara und Sonnengeflecht bezeichnen
    die selbe Region im Körper, bzw. das selbe "Organ", wenn ich es jetzt
    mal so nennen möchte.


    es sind zwei unterschiedliche zentren mit unterschiedlichen "funktionen", sollte man schon wissen wenn man da rumfummelt :)

    Geronimo:

    Aber wie man es nun nennt ist im Moment auch
    nicht so entscheidend.


    das stimmt auch nicht ganz....sonnst gibts ein gullasch...


    Geronimo:

    Können die angenehmen Gefühle in der Bauchregion als "Objekt" zur
    tieferen Sammlung dienen, oder Bedarf es da konkreterer Fixierung
    des Bewusstseins.


    es kommt auf das ziel deiner sammlung an, wenn das angenem gefühle sein sollen, warum nicht?
    oder Bedarf es da konkreterer Fixierung des Bewusstseins., verstehe nicht was du damit meinst ?


    _()_


  • Da muss ich differenzieren. Ein pures denken an Wohlwollen entfacht
    so gut wie keine Regung in meinem Herzen. Es bringt nichts vor mir herzusagen
    "Ich wünsche dem und dem, oder allen Wesen, diesen und jenen Frieden."
    Es bleibt beim Lippenbekenntnis, egal wie oft ich es in Gedanken auch
    durchgehe. Es lässt mich quasi kalt.


    Ich finde auch das man dieses Vorgehen, dem letztendlich die entscheidende,
    echte Tiefe fehlt, gar nicht so selten sieht, nicht nur in buddhistischen Kreisen,
    besonders jedoch bei vielen Christen. Es bleibt beim Gedanken, und das sieht
    und spürt man auch. Ich denke auch der jeweils Praktizierende sieht und spürt das
    in sich, weiß nur mangels innerer Alternativen kein anderes Vorgehen.


    Ganz anders verhält es sich dabei, wenn ich ERST ein inneres Wohlgefühl
    in mir entstehen lasse, wie du es auch im Kommentar zu dem Video beschrieben hast,
    und dieses dann sich ungerichtet und ungehindert entfalten lasse.


    Die Metta-Praxis, wie sie im Visuddhi-Magga beschrieben wird (Denke an einen
    dir lieben Menschen, wünsche ihm gutes, dehne diesen Wunsch nach und nach weiter
    auf immer mehr Wesen aus) halte ich dahingehend eben für problematisch, weil er sehr
    schnell flach werden, an Tiefe verlieren kann, bzw. unter Umständen gar nicht erst in die
    ausschlaggebende (emotionale) Tiefe hineinreicht, aber die Menschen sind ja verschieden.
    Ungerichtete, allumfassende Güte, als echt wahrnehmbare innere Fähigkeit
    (unbedingt einhergehend mit einem Gefühl der Wärme) funktioniert da für mich einfach besser.


    Ich muss jedoch gestehen, das ich die Jhana Erfahrungen nicht missen möchte,
    und mich frage ob Güte allein dafür ein geeignetes Werkzeug darstellt/
    darstellen kann.


    <3

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:


    Da muss ich differenzieren. Ein pures denken an Wohlwollen entfacht so gut wie keine Regung in meinem Herzen. Es bringt nichts vor mir herzusagen "Ich wünsche dem und dem, oder allen Wesen, diesen und jenen Frieden." Es bleibt beim Lippenbekenntnis, egal wie oft ich es in Gedanken auch durchgehe. Es lässt mich quasi kalt.


    Der Gedanke dient nur zur Ausrichtung. Metta ist eine 'Gefühls-'Meditation, kein matramässiges Plappern.


    Geronimo:

    Ganz anders verhält es sich dabei, wenn ich ERST ein inneres Wohlgefühl in mir entstehen lasse, wie du es auch im Kommentar zu dem Video beschrieben hast, und dieses dann sich ungerichtet und ungehindert entfalten lasse.


    Die Metta-Praxis, wie sie im Visuddhi-Magga beschrieben wird (Denke an einen dir lieben Menschen, wünsche ihm gutes, dehne diesen Wunsch nach und nach weiter auf immer mehr Wesen aus) halte ich dahingehend eben für problematisch, weil er sehrschnell flach werden, an Tiefe verlieren kann, bzw. unter Umständen gar nicht erst in die ausschlaggebende (emotionale) Tiefe hineinreicht, aber die Menschen sind ja verschieden. Ungerichtete, allumfassende Güte, als echt wahrnehmbare innere Fähigkeit (unbedingt einhergehend mit einem Gefühl der Wärme) funktioniert da für mich einfach besser.


    Ganz richtig. Das ist es, was dein Objekt ist. Metta wird gefühlt, nicht gedacht. Geht auch ohne den Initialgedanken, der ist nicht so wichtig.



    Geronimo:

    Ich muss jedoch gestehen, das ich die Jhana Erfahrungen nicht missen möchte, und mich frage ob Güte allein dafür ein geeignetes Werkzeug darstellt/ darstellen kann.


    Wie schauenm Deine Jhanaerfahrungen aus? Nun, es ist nicht Metta alleine. Es sind alle vier Brahmavihaaras, welche einen bis zum 8. Jhana begleiten. Metta ist nur der Anfang. Das ändert sich im Verlauf der tiefe der Meditation. Hier (http://www.buddhaland.de/viewt…f=1&t=4657&p=87998#p87998) findest Du einen kurzen Ausschnitt, wo es ums 7. und 8. geht, erreicht von ursprünglich Metta aus.


    Grundsätzlich sind die Brahmavihāras vom Buddha empfohlene Objekte.


    Alles Gute, :)