Rückschlag

  • Hallo an Alle.
    Da ich keinen Lehrer habe wende ich mich heute zum ersten Mal an das Forum.
    Seit Jahren beschäftige ich mich mit den Lehren Buddhas. Dies viel mir ziemlich leicht, da ich feststellen musste, dass ich bereits in vielen Bereichen danach lebte und ich das Glück hatte dass meine Lebensphilosophie mit der Buddhas in vielen Bereichen bereits übereinstimmte. So machte ich Schritt für Schritt und erreichte Ende letzten Jahres eine wunderbare Ausgeglichenheit. Ich hatte solch einen Gleichmut dass selbst der Gedanke sollte ich von meinem bevorstehenden Tod erfahren mich nicht aus der Ruhe brachte. Ich war in einem Zustand in dem ich tatsächlich nichts wollte und nichts ablehnte. Ich dachte nun bin ich wieder einen Schritt weiter und der Befreiung näher gekommen. Umso herber der Rückschlag. Dienstlich hatte ich bereits zu dieser Zeit sehr viel Stress und Ärger, konnte aber gelassen damit umgehen- bis dieser mich überrannt hat und ich so gut wie keine Zeit für mich hatte, keine Zeit mich mit der Lehre zu beschäftigen und zu Kaputt war zu meditieren. Nun gingen wieder die Gedanken durch meinen Kopf und ich bemerkte wie ich diesen zum Teil wieder anhaftete.
    Körperlich wurde ich nun gezwungen eine Auszeit zu nehmen, sicher durch den Stress (Rückenschmerzen verbunden mit einem alten Bruch eines Wirbels). Jetzt komme ich langsam wieder zur Ruhe. Dafür bin ich gesundheitlich angeschlagen. Nun meine Frage an Euch: Wie geht Ihr mit den in unserer Gesellschaft nun mal vorhandenen Pflichten und die damit verbundene körperliche Belastung um (Arbeiten für die Miete, Geld zum Essen, Kinder unterhalten etc.) sollten diese zu viel Zeit einnehmen? Ist die fehlende Zeit und damit verbundene notwendige Ruhe die Ursache für den „Rückschlag“? Ist es falsch dass ich davon ausgehe wenn Befreiung erlangt sei, dass ich voraussetze dass diese von Dauer ist, wo wir doch wissen, dass sich alles im Wandel befindet? Wieso sollte dann als einzige Ausnahme der Zustand von „Befreiung“ dauerhaft sein? Ich Danke euch für euer Interesse und euren Rat.

  • Hallo,


    das kenne ich zur Genüge.
    Ich habe meinen letzten Job genau deswegen gekündigt.
    Es artete in weit über 50 Stunden pro Woche aus.
    Mein Chef bürdete mir immer mehr Arbeit auf und ich brannte nach und nach aus.
    Da war auch nicht viel Zeit zum Meditieren und, wenn man ziemlich fertig ist,
    ist es auch mit der Achtsamkeit im Alltag nicht einfach.


    Ich habe eine andere Beschäftigung und achte penibel darauf,
    dass ich nicht mehr als 40 Stunden arbeite.


    Als Antwort auf die "Pflichten", habe ich gelernt
    soviel Ballast wie möglich loszulassen.


    Ich habe mir eine sehr kleine Wohnung gekauft.
    Das Gute daran, dass ich mehr als 50% meiner Einrichtung
    verschenkt habe und es jetzt sehr "übersichtlich" ist.
    Auch meine Kosten sind sehr viel übersichtlicher.
    Man braucht zum Leben erstaunlich wenig.
    Und diese Bescheidenheit schafft Freiheit.


    Zu einem wirklich guten Leben gehört auch,
    dass man genügend Zeit für Familie, Freunde und Sport
    und dass man genügend Zeit für sich selbst hat.


    Es ist schon ziemlich traurig,
    dass die Firmen dies nicht kapieren
    und es zulassen, dass wertvolle Mitarbeiter
    durch Burnout verloren gehen.
    Genau dies kostet der Wirtschaft jedes Jahr Milliarden.


    Es liegt an dieser kurzsichtigen Erfolgsdenke,
    die wir aus der USA importiert haben.
    Nicht Alles was aus den USA kommt ist intelligent.


    Liebe Grüße


    Stefan

    Egal wie Dein Weg auch sein mag.
    Laß Dich stets von Achtsamkeit, Liebe und Mitgefühl führen.
    Denn ohne diese 3 Weisen, wird kein Weg von Erfolg sein.

  • Zitat

    Ist es falsch dass ich davon ausgehe wenn Befreiung erlangt sei, dass ich voraussetze dass diese von Dauer ist,


    Nichts ist von Dauer. Zu deinen Rückfällen: Völlig normal. Sowas kennt fast jeder. :)
    Ich sehe da nichts Ungewöhnliches. Nur Mut!


    PS: Befreiung bedeutet nicht, dass wir nicht mehr den Widrigkeiten des Daseins ausgesetzt wären solange wir leben. Schmerzen werden wir immer haben. Auch unser Gehirn wird weiterhin seinen Dienst tun und bisweilen unangenehme Gefühle und Gemütszustände generieren. Das ist wirklich ganz normal. Manchmal ist im Leben ein langer Atem nötig und Veränderungen durch die Praxis betrachte ich schon längst nur noch vor dem Hintergrund von Jahren/Jahrzenten. Alle Veränderungen die sich in einem kürzeren Zeitraum vollziehen sind nur Hintergrundrauschen. Da gibts Ausreißer und Schwankungen in der Amplitude. Der Trend wird nur sichtbar wenn man aus der Entwicklungskurve raus zoomt.


    lg
    maus

  • @SoulProvider: Du solltest es schaffen, erst mal Dich wieder zu kurieren, denn nur dann kannst Du erfolgreich arbeiten, dem Leben gerecht werden und auf dem Buddhaweg weitergehen. Dann mußt Du nur noch den Spagat zwischen Üben und den Pflichten schaffen, das ist alles. :P
    Und nicht soviel denken, denn Du weißt ja was Dir bekommt...


    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • SoulProvider:

    Ist es falsch dass ich davon ausgehe wenn Befreiung erlangt sei, dass ich voraussetze dass diese von Dauer ist, wo wir doch wissen, dass sich alles im Wandel befindet? Wieso sollte dann als einzige Ausnahme der Zustand von „Befreiung“ dauerhaft sein?


    Weil Befreiung die Befreiung von Gier, Haß und Verblendung ist. Befreiung ist eine
    Bezeichnung für deren Abwesenheit. In sofern ist Befreiung kein Zustand. Wo aber
    völlige Ablösung von allen Zuständen ist, kann auch nichts entstehen noch vergehen.
    Gäbe es aus der Befreiung einen Weg zurück, wäre es keine wirkliche Befreiung.

  • SoulProvider:

    und zu Kaputt war zu meditieren..


    Meiner Meinung ist der Schlüssel, sich daran zu gewöhnen, auch zu meditieren, wenn man sich "kaputt fühlt". Außer, man hat tatsächlich körperlich eine deutliche Krankheit (dazu zählt allerdings nicht eine gewöhnliche Erkältung).


    Das Ziel muss es sein, auf keinen Fall in den Teufelskreis zu kommen:
    wenig/keine Meditation => noch mehr Stress => noch weniger Meditation usw.

  • SoulProvider:

    ...


    Wie geht Ihr mit den in unserer Gesellschaft nun mal vorhandenen Pflichten und die damit verbundene körperliche Belastung um (Arbeiten für die Miete, Geld zum Essen, Kinder unterhalten etc.) sollten diese zu viel Zeit einnehmen? Ist die fehlende Zeit und damit verbundene notwendige Ruhe die Ursache für den „Rückschlag“? Ist es falsch dass ich davon ausgehe wenn Befreiung erlangt sei, dass ich voraussetze dass diese von Dauer ist, wo wir doch wissen, dass sich alles im Wandel befindet? Wieso sollte dann als einzige Ausnahme der Zustand von „Befreiung“ dauerhaft sein? Ich Danke euch für euer Interesse und euren Rat.


    Guten Morgen SoulProvider,
    das, was Du erlebst, habe ich mehrere Male durchgemacht. Beim ersten Mal war ich sehr enttäuscht, habe gedacht, ich hätte mich falsch verhalten, wäre "aus der Gnade gefallen". Mit der Zeit (Jahre) lernte ich, was diese Rückfälle bedeuteten. Es waren jedesmal Anläufe zu einem neuen Sprung. Ich habe nicht aufgehört, meinen Geist "einszurichten", ganz im Gegenteil. Besonders in Krisenzeiten habe ich mich bei jeder Gelegenheit damit beschäftigt bis es zu einem durchgängigen Prozess wurde, der seither nicht mehr abgebrochen ist. Es ist ein unaufhörlicher nie endender Prozess. Das Ende ist das Erlöschen.


    Es tauchen halt immer wieder neue zu bearbeitende Felder auf, neue (sehr alte) Bereiche, die gesehen werden wollen.
    Übrigens habe ich meine Tochter alleine großgezogen und 45 Jahre fast ununterbrochen ganztägig gearbeitet. Ich bin morgens extra die Erste im Büro gewesen, um mich vor der Arbeit mit dem Lesen ausgewählter Texte auf den Tag vorzubereiten. Alles wurde zur Gelegenheit, das Wartezimmer beim Arzt, die U-Bahn-Fahrt morgens und abends, das Warten auf die kochenden Kartoffeln, eine unruhige, schlaflose Nacht wurden zur Meditation. Das alles hat mich justiert.


    _()_ Monika


    PS: Meditiert wird nicht nur im Lotus-Sitz, ich meditiere in jedweder Körperhaltung, am liebsten im Liegen :badgrin: .

  • SoulProvider:

    Wieso sollte dann als einzige Ausnahme der Zustand von „Befreiung“ dauerhaft sein?


    Wir wollen immer "angekommen" sein. Und das auch noch möglichst schnell - wir sind ein ungeduldiges Volk, nicht?
    (Wer weiß, vielleicht ist eine gewisse Ungeduld angesichts der Kürze des Lebens ja auch begründet - aber da schweife ich ab.)


    Meiner Wahrnehmung nach läuft die Entwicklung in Spiralen. Ein Leben ohne Aufs, Abs, Rückschläge und Fortschritte wäre "Plastik". Ich meine, sowas gibt es nicht.
    Gefährlich sind (bei mir) genau die Momente, wo ich denke, "Nun hab ich es geschafft." Ganz besondere Vorsicht und Achtsamkeit kann in diesen Momenten eine Bauchlandung verhindern oder abmildern. :lol:


    Zum Thema Arbeit schließe ich mich Monikamaries Meinung voll und ganz an.


    Rückenschmerzen bzw. Ischias habe ich auch gerade. Eine echte Herausforderung an die Geduld - und ich hab es auch genau in einer innerlich ungeduldigen Phase bekommen... :? Man muss sich immer "im Ganzen" mitnehmen, sonst geht es nicht.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Vorallem sollte man sich niemals einreden, keine Zeit zur Meditation zu haben.
    Man muss sich die Zeit dazu nehmen, soviel Zeit benötigt sie auch wieder nicht!


    Was spricht dagegen, eine halbe Stunde kürzer zu schlafen und in dieser halben Stunde stattdessen zu meditieren?
    Man wird sich dadurch eher frischer als müder fühlen.

  • Meditation wird häufig überbewertet. Ich meditiere maximal 10 Minuten am Tag, wenn ich den Durschschnitt berechne. Mir reichts völlig aus. Nur nicht übertreiben und nicht stressen lassen, dann kommt die Erleuchtung ganz von selbst. Ist nicht schwer. ^^


    gruß
    maus

  • Zitat

    Erdmaus: Meditation wird häufig überbewertet.


    Vielleicht wäre es möglich das Du hier erklären oder weiter ausführen könntest?
    Das das was als 'Meditation' bekannt ist nichts besonderes ist ,
    stattdessen übt es jeder eigentlich jeden Tag aus,
    nur oftmals wird dies gar nicht bemerkt und versumpft im oberflächlichen bewusstsein des gewahrseins
    des selbigen. [?]
    Anstatt zu entspannen,
    wird verkrampft versucht zu erreichen was so nicht zu erreichen/erlangen ist,
    zudem ist dann hierbei wichtig das eigentlich meditatives gewahr-sein [Gleichgewicht] kein dauerhafter ist Zustand [ist].
    Sondern ehedem vielleicht [korrigiere mich bitte wenn nötig ?] ein ständiges stirb u. werde. [erst mal rein Prinzipiell].
    Insofern das was man nicht erzwingen kann.
    Sondern mehr und mehr gelöst in ... eintauchen ?
    Wobei das begriffliche zunehmend abnimmt und daraus ein mildes lächeln entsteigt.


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    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • Zitat

    zudem ist dann hierbei wichtig das eigentlich meditatives gewahr-sein [Gleichgewicht] kein dauerhafter ist Zustand [ist].
    Sondern ehedem vielleicht [korrigiere mich bitte wenn nötig ?] ein ständiges stirb u. werde.


    Das ist eine ganz wichtige Erkenntnis. Vielleicht sogar eine der großen Schlüsselerkenntnisse in der Praxis. Ich habe damals angefangen zu meditieren mit einem bestimmten Ziel. Ich wollte bestimmte Zustände hervorrufen, weil ich glaubte dies sei wichtig. Es kam dann eine Zeit wo ich wunderbare Zustände erlebte (Versenkungszustände, Glückszustände und der ganze Kram). Diese Zustände waren jedoch alle nicht von Dauer. Wie SoulProvider auch schon schmerzlich erfahren hat, wechseln die Zustände im Leben und es gibt keine fortwärende Stabilität innerhalb eines bestimmten Zustandes.


    Es kam dann eine Zeit des großen Schmerzes und dann kam die Erkenntnis, die dazu führte, dass ich anfing alles anzunehmen was kam. Seit ich bedingungslos alles in mir akzeptiere und annehme, ist alles okay was in mir passiert. Es gibt keinen Kampf mehr und auch keine Identifikation mehr mit dem was dort passiert. Es ist so als sei ich Beobachter von Wettererscheinungen. Es kann regnen, winden, benebelt sein und dergleichen mehr. Ich kann Schmerz empfinden, Traurigkeit empfinden etc etc. Aber alle diese Dinge sind Erscheinungen des Körpers. Niemand besitzt diesen Körper und es gibt keinen Grund dies alles zu bewerten oder an bestimmten Dingen festzuhalten. Als ich dies erkannte war das echt wie eine Erlösung. Ein ganz großer Stein ist mir vom Herzen gefallen. Seitdem kann ich endlich loslassen und frei sein und bin dennoch Mensch, mit allen seinen Fehlern und Eigenheiten. Ich laufe nicht immer freudestrahlend herum und bin auch nicht immer klar im Kopf. ^^


    lg
    maus

  • Erdmaus:

    Meditation wird häufig überbewertet. Ich meditiere maximal 10 Minuten am Tag, wenn ich den Durschschnitt berechne. Mir reichts völlig aus. Nur nicht übertreiben und nicht stressen lassen, dann kommt die Erleuchtung ganz von selbst. Ist nicht schwer. ^^


    gruß
    maus


    Ok, wenn Meditation deiner Meinung nicht so wichtig ist, wieso hat Siddharta Gautama dann, nach der Überlieferung, vor dem Erwachen viele Tage fast ununterbrochen meditiert?


    Wozu macht man diese Retreats, an denen man ca. 10 Stunden am Tag meditiert?


    Zeitverschwendung deiner Meinung nach?

  • Zitat

    Wozu macht man diese Retreats, an denen man ca. 10 Stunden am Tag meditiert?


    Um zu erkennen, was wirklich wichtig ist und um zu erkennen, dass Meditation überbewertet wird :P


    Nicht das wir uns missverstehen: Mediation ist nicht unwichtig in der Praxis, aber sie wird eben häufig überbewertet. Da aber auch nicht jeder Mensch gleich ist, nimmt auch die Meditation unterschiedliche Stellenwerte ein. Vor diesem Hintergrund relativiert sich natürlich auch meine obige Aussage wieder etwas, weil etwas das für Hansi gilt, nicht auch für Franzi gelten muss. :)


    lg
    maus

  • Erdmaus:


    Um zu erkennen, was wirklich wichtig ist


    Angenommen, ich habe vollkommen verstanden, ein für alle mal, was wirklich wichtig ist:


    Das ist doch die Erleuchtung, oder? Was soll denn noch danach kommen?

  • Dalai:
    Erdmaus:


    Um zu erkennen, was wirklich wichtig ist


    Angenommen, ich habe vollkommen verstanden, ein für alle mal, was wirklich wichtig ist:


    Das ist doch die Erleuchtung, oder? Was soll denn noch danach kommen?


    Veränderung - wie sie immer schon kam und kommen muss. Eigentlich gibt es keinen Endpunkt in einer Entwicklung. Es geht immer weiter, solange wie wir leben. Das Leben ist ein Fluss und alles fließt.

    Einmal editiert, zuletzt von Erdmaus ()

  • Erdmaus:

    Veränderung - wie sie immer schon kam und kommen muss. Eigentlich gibt es keinen Endpunkt in einer Entwicklung. Es geht immer weiter, solange wie wir leben.


    Kann man nach dem Erwachen wieder einschlafen?
    Oder kann man, wenn man erwacht ist, noch wacher werden?
    Kann ein Buddha noch mehr Buddha werden?


    Wenn die Entwicklung immer weiter ginge, müsste man diese Fragen mit ja beantworten, oder?

    Einmal editiert, zuletzt von Dalai ()

  • Dalai:
    Erdmaus:

    Veränderung - wie sie immer schon kam und kommen muss. Eigentlich gibt es keinen Endpunkt in einer Entwicklung. Es geht immer weiter, solange wie wir leben.


    Kann man nach dem Erwachen wieder einschlafen?


    ich weiß es nicht :?: . Verlöschen kann man nur einmal denke ich, aber Erwachen bedeutet nicht Verlöschen und solange man lebt, solange kann sich das Gehirn auch wieder zurückentwickeln auf eine Seinsweise wie sie vor dem Erwachen bestand.


    Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein Erwachter irgendwann im Leben zum Beispiel an Demenz erkrankt, von buddhistischer Denkweise keine Ahnung mehr hat und sich ein neues Ich konstituiert. Eigentlich spricht nichts dagegen, da sein Gehirn zum Körper gehört und dieser wandelbar ist. Das Ich besitzt keinen Wesenskern und ist bedingt entstanden und kann demgemäß durchaus aus der Nichtexistenz heraus entstehen, wenn die Bedingungen wieder da sind. Daher halte ich es grundsätzlich für denkbar, dass man nach dem "Erwachen" wieder einschlafen kann.


    Man beobachtet diesen Vorgang des wandelbaren Ich ja auch in der Meditation. In bestimmten Versenkungszuständen entschwindet das Ich und kommt dann nach einer Weile wieder. Auch hier findet eine Art Erwachen (in gewisser Weise) und ein Einschlafen statt, wenn man so will. Wenn man jedoch restlos verloschen ist, dann ist die Flamme aus. Das geht wohl so, dass der Erwachte im erwachten Zustand aus dem Leben scheidet und dann verloschen ist, weil es kein Restkarma mehr gibt, welches eine neue Existenz anstößt. Naja - eine Spekulation meinerseits. Ich habs noch nicht ausprobiert ^^


    Was denkst du denn darüber? Wie stellst du dir das vor?


    lg
    maus

  • Erdmaus:


    Was denkst du denn darüber? Wie stellst du dir das vor?


    Man kann es natürlich nur mit absoluter Sicherheit sagen, wenn man erwacht ist... aber ich denke schon, dass man nach dem Erwachen eine gewisse Perspektive hat, die einem nicht mehr so einfach genommen werden kann.


    Anders macht der Begriff "Buddha" irgendwie keinen Sinn...
    Ein Buddha ist doch der, der den Ausweg aus allem Leiden gefunden hat. Derjenige, der für alle Zeiten befreit ist.


    Ich kenne mich nicht besonders mit Demenz aus, aber wer weiß, ob ein Buddha aufgrund seiner ständigen Achtsamkeit überhaupt noch an Demenz erkranken kann. Bzw. vielleicht nur in dem Grade, dass er trotzdem noch die grundsätzliche Perspektive behält.

  • Zitat

    Ich kenne mich nicht besonders mit Demenz aus, aber wer weiß, ob ein Buddha aufgrund seiner ständigen Achtsamkeit überhaupt noch an Demenz erkranken kann. Bzw. vielleicht nur in dem Grade, dass er trotzdem noch die grundsätzliche Perspektive behält.


    An Demenz kann grundsätzlich jedes Gehirn erkranken. Das Gehirn ist ja auch nur ein Organ wie jedes andere auch. Dies gilt natürlich nur dann, solange man keine paranormalen oder "übermenschlichen" Spezialfähigkeiten vorraussetzt, welche dies durch wundersame Weise in jedem Falle verhindern. Diese Denkweise entspricht jedoch nicht meinem Naturell. Ich gehe von einem natürlichen Verlauf und einem natürlichen Restrisiko einer Erkankung aus.


    Allerdings sind diese Fragen - so interessant sie sein mögen - natürlich sehr spekulativ. Was diese grundsätzliche Perspektive betrifft: diese Perspektive wurde durch eine Formung des Gehirns natürlich erst manifest. Die Perspektive ist ein bedingt entstandenes Phänomen. Es macht meines Erachtens keinen Sinn, diesem Phänomen eine unbedingte "Unauslöschbarkeit" beizumessen, weil man somit auch das Gesetz von Ursache und Wirkung aushebeln würde. Wenn es für die Existenz von etwas Ursachen gibt, so gibt es auch Ursachen für sein Vergehen.


    Ich glaube der "Kniff" beim Verlöschen liegt darin, dass man erwacht aus dem Leben scheidet. Wenn das Leben einmal beendet wurde und kein "Karma-Impuls" zu diesem Zeitpunkt mehr vorhanden ist, dann folgt auch keine weitere Existenz mehr.


    Aber das ist halt alles Ungewiss. Ich halte es durchaus für denkbar, dass es keine Wiedergeburt gibt und der Buddhismus in vielen Fragen unrecht hat. Es gibt auch das Restrisiko, dass der Buddha gar keinen Ausweg aus dem Leiden gefunden hat. Schlussendlich kann man hier nur auf Vertrauen bauen, oder sich auf das Beschränken was direkt nachprüfbar ist (so mach ich das eigentlich und verwerfe alles Andere als unwichtge Spekulation).

  • Erdmaus:

    oder sich auf das Beschränken was direkt nachprüfbar ist (so mach ich das eigentlich und verwerfe alles Andere als unwichtge Spekulation).


    Das passt doch am besten zum Zen, oder? Kommst du aus der Zen-Richtung?

  • Dalai:
    Erdmaus:

    oder sich auf das Beschränken was direkt nachprüfbar ist (so mach ich das eigentlich und verwerfe alles Andere als unwichtge Spekulation).


    Das passt doch am besten zum Zen, oder? Kommst du aus der Zen-Richtung?


    ich komme aus der "Ich patchworke und stöpsel mir ein Weltbild zusammen und probiere alles Mögliche aus" - Fraktion. ^^
    Meine ganze Praxis reduziert sich mittlerweile aber auf wenige minimalistische Grundkonzepte, welche im Filter hängen geblieben sind, als ich oben die Summe der buddhistischen Ideen reingekippt habe. Ich denke jeder muss da seinen eigenen Weg finden und sich durchwursteln. Ich glaube nicht an Patentrezepte, weil der Mensch nicht im Patentamt registriert wurde.


    lg
    maus

  • Zitat

    Erdmaus: Ich glaube nicht an Patentrezepte, weil der Mensch nicht im Patentamt registriert wurde.


    lecker !!!
    dennoch ist es sehr wichtig,
    gewisse Basis Details einzuhalten im Sinn von zu,
    Inhalt im Kontext zu verstehen.


    Na ja nur mit dem verstehen zum Versteher,
    ist das halt immer so ne 'Sache',
    oder ?


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • Erdmaus:


    ...
    Seit ich bedingungslos alles in mir akzeptiere und annehme, ist alles okay was in mir passiert. Es gibt keinen Kampf mehr und auch keine Identifikation mehr mit dem was dort passiert. Es ist so als sei ich Beobachter von Wettererscheinungen. Es kann regnen, winden, benebelt sein und dergleichen mehr. Ich kann Schmerz empfinden, Traurigkeit empfinden etc etc. Aber alle diese Dinge sind Erscheinungen des Körpers. Niemand besitzt diesen Körper und es gibt keinen Grund dies alles zu bewerten oder an bestimmten Dingen festzuhalten. Als ich dies erkannte war das echt wie eine Erlösung. Ein ganz großer Stein ist mir vom Herzen gefallen. Seitdem kann ich endlich loslassen und frei sein und bin dennoch Mensch, mit allen seinen Fehlern und Eigenheiten. Ich laufe nicht immer freudestrahlend herum und bin auch nicht immer klar im Kopf. ^^
    ...


    Guten Morgen Herr Erdmaus,
    genau so erlebe ich das auch. Früher musste ich - schon aus Überzeugung - freudestrahlend herumlaufen, wenn ich das nicht tat, schien etwas nicht mit mir in Ordnung. Heute darf ich auch sowohl dummerhaftig, unwissend und betrübt sein und aussehen - das hab ich mir endlich erlaubt :lol: . Allerdings auch das ging nicht ohne das von mir immer wieder erwähnte Vertrauen. Wenn ich mich nämlich nicht mehr produzieren muss und mir auch gleichgültig geworden ist, was andere wohl von mir denken mögen, dann ist es wie: "ist der Ruf erst ruiniert, lebst sich gänzlich ungeniert" ;) .
    LG Monika

  • Hi,

    Dorje Sema:
    Zitat

    Erdmaus: Meditation wird häufig überbewertet.

    Vielleicht wäre es möglich das Du hier erklären oder weiter ausführen könntest?


    Ich glaube, er meinte, wenn man bei der Meditation zwanghaft, zu ernst und angespannt ist.



    Alles Gute, Mirco :)

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()