Gut sein und/oder gutes Tun

  • Liebe Freunde,


    in unserer Wohlstandsgesellschaft und leben im Überfluss ist es heute ganz normal "großzügig" zu sein. Dana ist meist der erste und auch beliebteste Schritt um sich in Mitgefühl und Großzügigkeit zu üben und gutes zu tun. Dana zählt auch zu den 10 heilvollen Handlungen.
    Dana hat aber seine Tücken und ist gar nicht so leicht zu tun. Heute ist "großzügig" sein eine Bedingung für Ansehen in der Gesellschaft und aus dem heraus sehr oft kein Dana, meist sogar das Gegenteil. Selbstlos gutes Tun, ist vielleicht eine der schwierigsten Dinge, wenn man sich genauer damit beschäftigt.


    Ohne Dana wurde unsere Gesellschaft nicht funktionieren und dennoch ist eine Attitüde: "Oh, lass sie sterben. Wenn gekümmert's." oder "Wer hilft mir?", wenn man es genau betrachtet, sehr verbreitet. In der westlichen Gesellschaft haben Institutionen und der Staat dies schon lange übernommen, ohne das wir es bewusst merken, aber auch ohne das wir es bewusst würdigen. Denken wir an die unlieben Steuern und Sozialabgaben, mögen wir selbst das nicht gerne teilen. Wer würde schon Abgaben als Dana sehen. In anderen Gesellschaften (wenn auch nur mehr selten) ist diese Art des "gemeinsam etwas Gutes tun" noch Bestandteil des täglichen Lebens und keine Aufgabe, die man schon lange abgegeben hat und nach einiger Zeit nicht mehr versteht. Es ist Teil des Lebens und eine Ehre zur Teilnahme eingeladen zu sein.
    Es besser zu wissen und zu misstrauen ist nicht nur am Stammtisch in der Kneipe oder in Foren oft wichtiger als einfach mitzumachen und zu geben was man teilen kann. "Schon wieder so ein Schnorrer an der Türe. Geh doch arbeiten wenn du Geld brauchst. Ich muss es ja auch."
    Da besteht so eine seltsame innere Angst, dass es andere vielleicht leichter haben als einer selbst. Als wäre das was man teilt ein Teil von einem selbst. "Was soll ich den noch alles hergeben."
    Selbst was nach dem Tod hört dies in unserer Gesellschaft nicht auf, auch danach möchten wir Unseres gut verwendet wissen. "Am Ende verspielt da jemand alles, für das wir doch ein ganzes Leben lang gearbeitet haben. Was hatte all die Mühe dann für einen Sinn? Es soll doch glücklich machen, dafür hab ich es doch geschaffen."


    "Gutes tun soll glücklich machen, und warum macht es mir so viel Mühen und Kopfzerbrechen?" Vielleicht ist es gerade deshalb so schwer, weil man sich den Kopf zerbricht und sich Mühen macht. Was wenn man einfach teil was man teilen kann, es gibt und nicht mehr daran hängt, eine Leichtigkeit entwickelt, die zur Freude wird; vielleicht sogar ungebeten gibt?


    Dana tun ist nicht leicht und gerade deshalb wichtig, zu beginn, in der Mitte und bis zum Schluss. Von noblen Taten hängt nicht nur das Wohl anderer ab. Wenn wir an die Großherzigkeit unserer Eltern gegenüber uns denken, wären wir ohne sie erst gar nicht hier. Wo wären wir eigentlich, wenn sich nicht so viele rund um uns um all die Dinge, die wir so selbstverständlich sehen, gekümmert hätten. Gebe es da eine Straße, fließendes Wasser, einen Park, ein Forum in dem wir lesen und uns mitteilen können. Den Nutzen von so mancher Institution wird uns erst bewusst, wenn wir in die Situation des Bedürfnisses kommen. Jetzt wo man so gesund und wohl genährt ist, wer mag da schon an die Alten, Armen, Kranken denken. Es hat ja jeder selbst die Möglichkeit sich zu versichern und auf seine Sicherheit zu schauen. Was einem jedoch heute als sicher erscheint, ist morgen vielleicht gar nicht mehr da. Was dann, wenn wir die Großherzigkeit nicht gelernt haben, nicht gesehen haben. Werden genug Großzügige dann da sein um uns aus der Zwickmühle zu helfen. Was ist wenn unsere Kinder das nie gelernt haben, für sie nehmen selbstverständlich ist. Sie unseren erfolgreichen Fußstapfen einfach folgen oder uns deshalb vielleicht böse sind.


    Geben und Teilen ist niemals gut für einen Deal. So subtil es auch sein mag, merkt der Beschenkte das Geschäft. Und was passiert wenn auch er dem irgendwann folgt. Vielleicht nie gelernt hat, was annehmen heißt. Lernt man Geben vielleicht durch würdevolles, demütiges Anerkennen und Entgegennehmen?


    Nehmen nur, was gegeben ist, heißt nicht mehr stehlen. Und was wenn keiner gibt?


    Noch schwerer als zu geben ist nicht zu nehmen. Und so ist sich an Sila zu halten noch eine Stufe höher als Dana. Wenn wir heute anderen mit großzügigen Taten helfen, ist das eine noble Tat. Wenn wir jedoch das Nehmen reduzieren ist dies noch viel nobler, da wir allen Lebewesen damit helfen. Aus Mitgefühl sich darauf zu beschränken, nur nach dem zu trachten was man braucht, reduziert das Nehmen unweigerlich in unserer Welt.


    Dana hilf anderen Lebenwesen, dass es ihnen Gut geht. Sila schützt andere Lebenwesen vor Not, Elend und Leid. In unserer Gesellschaft hat man meist Prävention als bessere Hilfe erkannt. Nun ist es aber wichtig das sie die Wurzeln trifft.


    Wenn wir davon Abstand nehmen Leben zu nehmen und zu verletzen, brachen wir uns vielleicht nicht so viele Gedanken zu machen, wie wir anderen helfen können die durch solche Umstände zu Leiden gekommen sind. Wenn wir unsere Energie darauf reduzieren, andere davon abzuhalten zu verletzen, brachen wir uns auch nicht mehr so viel Gedanken über die Opfer zu machen.
    Moral beginnt, wenn wir uns mit den Tätern beschäftigen. Dazu müssen wir bei uns beginnen und unsere unheilsamen Taten reduzieren. Wenn wir uns nach und nach einschränken zu nehmen was nicht gegeben ist, sind wir am Kern des Teilens. Wir müssen dort beginnen wo wir am effektivsten sind, dort wo Leiden entsteht. Und Schritt für Schritt gelangen wir dort hin.


    Die Täter sind in uns allen gleich und haben sich gut versteckt. Hinter der Illusion und Irrglaube verstecken sich die beiden Banditen die wir im Geben von Dana und üben in Sila nach und nach erkennen. Gier und Hass haben so viele Kleider und manchmal sehen wir sie sogar als Kumpel unserer schützenden Freunde. Mit reflektieren und der Betrachtung unserer Emotionen gehen wir ihnen nach und nach nicht mehr auf den Leim. Bhavana hilft uns ihre Gefährten auf zu lauern. Mit Achtsamkeit merken wir das sie sich hinter unseren Freunden der Angst und der Faulheit (Hoffnung) verstecken. Die beiden Schurken die uns davon Abhalten vorwärts zu gehen, die uns das abstreitig machen, was unser Herz selbst eigentlich schon weis.


    Ohne Furcht, was würde uns abhalten zu geben?
    Ohne Furcht, was würde uns treiben mehr und mehr zu nehmen?
    Ohne Faulheit, was würde uns abhalten stets auf uns selbst acht zu geben?
    Ohne Faulheit, was würde uns abhalten auf alle anderen Rücksicht zu nehmen?


    Sich ausschließlich in Meditation zu üben, ist denke ich bei uns sehr verbreitet. Davor kommt sicher auch noch studieren und diskutieren. Was denkt ihr, ist dass vielleicht oft eine erhoffte Hintertür?

  • Guten Morgen Hanzze,
    das sind gute Gedanken - und darüber immer wieder zu reflektieren, nenne ich u. a. Meditation.


    Zitat

    Ohne Furcht, was würde uns abhalten zu geben?
    Ohne Furcht, was würde uns treiben mehr und mehr zu nehmen?
    Ohne Faulheit, was würde uns abhalten stets auf uns selbst acht zu geben?
    Ohne Faulheit, was würde uns abhalten auf alle anderen Rücksicht zu nehmen?


    "Meine" Furcht befrage ich immer wieder, weil sie verfliegt, wenn ich die Hintergründe genau betrachte, dann verfliegt auch die Verwirrung, die u. U. der Furcht voranging. Seit ich Castaneda gelesen habe - Mitte der 70iger Jahre - befrage ich immer meinen Tod in schwierigen Situationen. Das hat mir sehr geholfen.


    Was nun das Gutsein anbelangt, ist meine Erfahrung, dass nach dem Gutseinwollen irgendwann die Frustration folgt und daraufhin dann - wenn ich das Alles aufmerksam unter die Lupe nehme - erst ein Gutsein wirklich entstehen kann, wenn alle Wünsche und Hoffnungen auf ein lohnendes Endziel losgelassen werden können. Es entsteht ein selbstverständliches heilsames Handeln. Es ist in "Fleisch und Blut" übergegangen, darüber brauche ich nicht nachzudenken.


    Zitat

    Sich ausschließlich in Meditation zu üben, ist denke ich bei uns sehr verbreitet. Davor kommt sicher auch noch studieren und diskutieren. Was denkt ihr, ist dass vielleicht oft eine erhoffte Hintertür?


    Ich bin davon überzeugt, dass jemand, der ernsthaft diesen Weg beschreitet, früher oder später automatisch die erhoffte Hintertür ent-deckt - sich selbst ent-larvt - und somit die Chance hat, dieser Stolperfalle zu entkommen. :lol:


    LG Monika