Buddhismus ohne Gruppe?

  • Sehr geehrte Buddhaland Gemeinde,


    meine frage an euch ist, kann man auch Buddhist werden, ohne eine Gruppe der buddhistischen Hauptausrichtungen beizutreten? Oder ist man dann nur so ein Typ mit "Patchwork-Religion"?
    Ich bin bereits konfessionslos, aber soweit ich weiß, kann man sowieso nicht "offiziell" Buddhist werden.
    Ich denke meine "Denkweise" wäre dem Zen am nähesten, Nehme auch in eine nicht-religiösen Meditationsgruppe teil die nach Zen-tradition meditiert.
    Ich bin sehr verunsichert aufgrund Sektenähnlicher Strukturen mancher Gruppen.
    Auch stimme ich nicht voll und ganz mit der Lehre überein. Aber da Buddha selbst lehrte, man solle nicht irgendwelchen Dogmen folgen, sondern diese Dogmen niederwerfen, sobald sie den eigenen Verstand widersprechen.
    Nun meine "Streitpunkte" mit dem Buddhismus, gerne würde euch von euch Buddhisten eine Einschätzung dazu hören:


    1. Nirwana:
    Ich zweifel an der Existenz eines postmortalen Nirwanas. Ich weiß es nicht, daher halte ich das Nirwana auch nicht für unmöglich. Das erreichen eines Nirwana-ähnlichen Zustands im Leben halte ich sicher für möglich, hatte ich auch selbst bereits so eine Erfahrung.


    2. Reinkarnation und Nicht-Ich:
    Mit dieser Lehre stimme ich weitesgehend überein. Nur sehe ich es etwas naturwissenschaftlich-nüchterner: Wenn man Wiedergeburt verhindern möchte, um den Kreislauf des Lebens zu beenden, hilft kein Entsagen von Karma-handlungen. Die einzige realistische Lösung wäre, keine Kinder zu zeugen.
    Unsere Wahrnehmung lässt uns glauben, Wahrnehmung und Wahrnehmender wäre nicht das Selbe. Ich behaupte, Subjekt und Objekt ist das selbe (siehe radikaler Konstruktivismus). Wiedergeburt findet primär durch Fortpflanzung statt. Dadurch, dass Subjekt und Objekt das gleiche sind, und der einzige Unterschied zwischen verschiedenen Wesen ihre "Hülle" ist, ist es mehr oder weniger irrellevant, wo man Wiedergeboren ist. Wenn ich jemand umbringe, leide ich, ohne es vielleicht selbst zu spüren, denn meine Wahrnehmung gibt mir die Illusion des ICH. Es gibt aber keine ich, keine Seele, nur ein Ganzes, was an verschiedenen Orten gleichzeitig ist, meist ohne es zu bemerken. Das ist auch der Grund, warum ich ein Nirwana für unrealistisch halte. Wenn ich den Zustand des Nirwana erreichen möchte, dürfte es keine Leben mehr geben, da ich automatisch irgendwo da wiedergeboren werden würde( Wobei kein Seele von A nach B geht, hier stimme ich voll mit Buddhas Lehre überein, es gibt keine Einzelseele!)


    3.Berauschende Substanzen
    Ich lehne den Genuss von Nikotin und Alkohol strikt ab
    Ich bekomme reines THC als Medikament aufgrund chronischen Schmerzsyndroms, daher ist das für mich kein Rauschmittel.
    Ich habe einige spirituelle Erfahrungen durch Meditieren und weiteres unter den Einfluss von LSD und MDMA erlangt, ein besonders hilfreiches Werkzeug war das LSD, was die meisten buddhisten Schulen nicht gutheißen würden. Ich benutze diese Substanzen zwar nicht mehr, ich bin dennoch froh darüber sie verwendet zu haben und würde es weider machen. In ganz bestimmten Fällen würde ích sie auch heute noch einmal verwenden.



    Macht es für mich trotz dieser Meinungverschiedenheiten Sinn, mich mit Buddhismus zu befassen, oder mich sogar einer Gruppe anzuschließen? Wenn ja, welcher?

  • Shiva:

    ...Macht es für mich trotz dieser Meinungverschiedenheiten Sinn, mich mit Buddhismus zu befassen, oder mich sogar einer Gruppe anzuschließen? Wenn ja, welcher?


    Das kannst du doch nur selbst herausfinden, Shiva.
    Was nützt es dir, wenn ich z.B. sage, "nein, das geht überhaupt nicht" und du marschierst los, findest eine Gruppe und die ist der Kracher deines Lebens. Oder genauso umgekehrt. Ich sage "mach mal" und du fühlst dich in jeder Gruppe absolut Scheiße.


    Also, mein Rat: Mach dich nicht von anderen Meinungen abhängig. Hör sie dir an, denke darüber nach und mach dann aber was du für richtig hältst.
    Probier dich und die Gruppen aus. :)

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Festus:

    Also, mein Rat: Mach dich nicht von anderen Meinungen abhängig.


    Kann ich trotz inhaltlicher differenzeren trotzdem so einer Gruppe beitreten? In anderen Religion würde solche Meinungsverschiedenheit mit Sicherheit nicht toleriert werden, der Buddhismus soll da ja offener sein.


    Falls ich keine passende Gruppe finde, darf ich mich denn auch Buddhist nennen, wenn ich mich nicht von anderen Meinungen abhängig mach und den Buddhismus in keiner Gemeinschaft praktiziere? Ich wäre kein Buddhist im klassischen Sinne, dennoch wäre es die Religionsgemeinschaft, die meiner Philosophie am nähesten kommt.


    n. Welche der Hauptströmungen ist denn am tolerantesten?


    Spock
    Ich habe mich schon als Jugendlicher mit Buddhismus und auch mit Hinduismus befasst, wobei erstere Religion mir symphatischer war.
    Was mich am Buddhismus am meisten fasziniert:
    1. Der Diesseitsbezug: Die meisten Religionen beziehen sich zu sehr auf ein Jenseits, dass es vielleicht gar nicht gibt. Der Buddhismus ist da praktischer, bezieht seine Lehre mehr auf das aktuelle Leben.
    2. Die Reinkarnationslehre und Anattman, wobei ich damit nicht zu 100% übereinstimme(siehe oben)
    3. Die Meditation

  • Was meinst du denn mit Gruppe beitreten. Die Veranstaltungen, Vorträge, Meditationen und Retreats sind jedenfalls hier bei uns im Theravada öffentlich, jeder kann kommen und gehen wie es ihm passt. Es fragt einen auch niemand welche Weltanschauung man hat. Natürlich respektiert man die Leute und den Buddha, also benimmt sich ordentlich. Wenn man offiziell Buddhist werden will weil man das gut findet kann man die entsprechenden Regeln einhalten und versteht sich als Laienanhänger. Das muss man mit sich selber ausmachen. Wenn man in ein Kloster will fragt man am Besten dort an was die Anforderungen sind.

  • Shiva:


    Kann ich trotz inhaltlicher differenzeren trotzdem so einer Gruppe beitreten?


    Wer soll es dir verbieten?


    Zitat

    ...Falls ich keine passende Gruppe finde, darf ich mich denn auch Buddhist nennen, wenn ich mich nicht von anderen Meinungen abhängig mach und den Buddhismus in keiner Gemeinschaft praktiziere?...


    Wer soll es dir verbieten?


    Zitat

    ...Ich wäre kein Buddhist im klassischen Sinne...


    Wer sagt das?


    Zitat

    ... Welche der Hauptströmungen ist denn am tolerantesten?...


    Finde es heraus.


    Hast du dich schon einmal mit der Thematik Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen beschäftigt? :grinsen:


    Wenn du für dich zu Hause im stillen Kämmerlein Zuflucht nimmst, kannst du dich Buddhist nennen. Du kannst dich auch so Buddhist nennen, denn der Begriffe ist ja nicht geschützt. :grinsen:
    Und wenn du dich von der Meinung Anderer nicht abhängig machst, kann es dir doch egal sein, ob sie dir zustimmen oder nicht.


    Warum suchst du dir nicht einfach eine Gruppe, quatschst die Leute dort nicht gleich mit deinen Theorien voll und schaust dir alles mal in Ruhe an? Vielleicht gehst du ja auch zu mehreren Gruppen, damit du vergleichen kannst.


    Worum geht es dir wirklich, Shiva? Ist dein Hauptthema "Buddhist sein" oder Angst? Ich bin mir da nicht sicher.

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    (Obaku)

  • Danke für alle bisherigen Antworten!


    mukti
    Kloster? Bloß nicht! :D Meine Sexualität möchte ich dann doch nicht aufgeben.
    Das mit den kostenlosen Veranstaltungen find ich aber super. Gibt euch auch im Raum Nürnberg?


    Spock
    Spontan würde ich sagen Zen, ist mir am meisten vertraut. Die feinen Unterschiede kenne ich aber nicht, dass was ich über die Unterschiede gelesen hab macht nich leider nicht so schlau


    Festus
    Das man mir es nicht verbieten kann, ist klar. Mir kann auch niemand verbieten griechisch-orthodox zu werden. Aber sinnvoll wäre es für mich trotzdem nicht.
    Ich denke, dass ich kein Buddhist im klassischen Sinne wäre, weil das Nirwana zentraler Bestandteil des Buddhismus ist, ich diese Vorstellung jedoch ablehne. Gibt es denn Buddhisten, die Lehre vom Nirwana ablehnen?


    Und natürlich geht es mir primär um meine Angst. Es war jetzt überhaupt ein Akt, aus mich heraus zu kommen um diesen Forumeintrag zu verfassen. Sonst sitz ich nur daheim im Kämmerlein und lese Bücher darüber, wie man Selbstbewusstsein entwickelt (:


    Ich habe keine buddhistische Gruppe in der Stadt, und aktuell auch kein Auto, daher wäre es ein ziemlicher Aufwand für mich, sowas zu besuchen. Interesse habe ich schon, ich will mich hier vorher informieren, ob das denn überhaupt Sinn macht.

    So eine Richtige Antwort habe ich jetzt nicht bekommen, ob ich das Nirwana ablehnen, und dennoch einer Buddhisten Schule angehören kann. Natürlich muss ich mich nicht von der Meinung anderer abhängig machen. Aber wenn ich weiß, dass die Christen es nicht tolerieren, dass ich nicht an die Dreifaltigkeit glaube, wieso sollte ich ihre Messe besuchen? Ich möchte mir auch nicht anmaßen, mich Christ zu nennen, wenn das auf mich schlicht nicht zutrifft.


    Worum geht es mir? Ich bin Religionen eigentlich generell eher abgeneigt, da sie sehr viel Schaden verursachen *Angst* Ich möchte nicht an Regeln und Normen gebunden sein, die mehr kulturell als logisch begründet sind. Dann verzichte ich lieber

  • Shiva:

    ...
    Ich denke, dass ich kein Buddhist im klassischen Sinne wäre, weil das Nirwana zentraler Bestandteil des Buddhismus ist, ich diese Vorstellung jedoch ablehne. Gibt es denn Buddhisten, die Lehre vom Nirwana ablehnen?...


    Genau das halte ich für Unsinn.
    Du hast doch keine Ahnung, was Nirvana ist. Du hast bestimmte Theorien darüber. Das ist alles. Und du hast bestimmte Theorien darüber, was Nirvana im Buddhismus bedeuten könnte. Auch das ist schon alles.
    Und du bekommst deine Theorien nicht zusammen. Na und? Wer schafft das schon immer.
    Du weißt noch nicht einmal, was ein "Buddhist im klassischen Sinn" ist. Auch hier hast du nur Theorien.


    Lass das doch mal beiseite. Mach dir das Leben doch nicht unnötig schwer.


    Es gibt "den Buddhisten" oder "den Buddhismus" doch gar nicht. Und auch das Nirvanakonzept wird in den unterschiedlichen Schulen unterschiedlich diskutiert.


    Wie wäre es denn, wenn du dich für's erste nur einmal auf deinen verlängerten Rücken setzt, deine Beine verknotest, deine Hände in den Schoß legst und lieb lächelst. Und nimm von mir aus Zuflucht, damit die liebe Seele ihre Ruhe hat. Das kannst du auch für dich allein, zu Hause. Da brauchst du keine Gruppe. Aber vergiß nicht, das du immer zu Buddha, Dharma und Sangha Zuflucht nimmst.
    Und lass deine Theorien los. In eine volle Tasse geht nichts rein. :)

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
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    (Obaku)

  • Geh' locker an die Sache heran. Buddhismus ist kein Hochleistungssport und soll zu einem besseren Leben verhelfen, nicht zu mehr Stress..


    Ich finde es interessant, daß Neueinsteiger oder Interessierte fast immer nach den Unterschieden verschiedener Schulen fragen und kaum jemand nach den Gemeinsamkeiten 8)


    Schön, daß Du erste Schritte in dieser virtuellen Sangha machst. Das ist kein schlechter Anfang :)

  • Zitat

    1. Nirwana:
    Ich zweifel an der Existenz eines postmortalen Nirwanas. Ich weiß es nicht, daher halte ich das Nirwana auch nicht für unmöglich. Das erreichen eines Nirwana-ähnlichen Zustands im Leben halte ich sicher für möglich, hatte ich auch selbst bereits so eine Erfahrung.


    wie viele Menschen, auch solche die sich schon länger mit dem Buddhismus bzw. Buddha-Dharma beschäftigen, hast du eine völlig falsche Vorstellung von dem letztendlichen Ziel und dem Begriff "Nirwana". Nirvana (Sanskrit) bzw. Nibbana (Pali) bedeutet wörtlich verlöschen oder erlöschen (eines Feuers). Gemeint ist damit das Erlöschen des Feuers der 3 Hauptleidenschaften Gier (Anhaftung, Verlangen), Hass (Abneigung, Ablehnung) und Unwissenheit (Verwirrung) in unserem Geist. Dies erreicht man nur durch unermüdliches Geistestraining und Entwicklung von Tugend (Sila), Vertiefung (Samadhi) und Weisheit (Prajna). Hat man dies im Leben verwirklicht, so erreicht man das vollkommene Erwachen (samma sambodhi) und wird zu einem vollkommenen Erwachten (samma sambuddha). Wenn du so einen Zustand schon erreicht hättest, so wäre dein Geist schon frei von jeglichem Hass, Gier und Unwissenheit.


    Zitat

    2. Reinkarnation und Nicht-Ich:
    Mit dieser Lehre stimme ich weitesgehend überein. Nur sehe ich es etwas naturwissenschaftlich-nüchterner: Wenn man Wiedergeburt verhindern möchte, um den Kreislauf des Lebens zu beenden, hilft kein Entsagen von Karma-handlungen. Die einzige realistische Lösung wäre, keine Kinder zu zeugen.
    Unsere Wahrnehmung lässt uns glauben, Wahrnehmung und Wahrnehmender wäre nicht das Selbe. Ich behaupte, Subjekt und Objekt ist das selbe (siehe radikaler Konstruktivismus). Wiedergeburt findet primär durch Fortpflanzung statt. Dadurch, dass Subjekt und Objekt das gleiche sind, und der einzige Unterschied zwischen verschiedenen Wesen ihre "Hülle" ist, ist es mehr oder weniger irrellevant, wo man Wiedergeboren ist. Wenn ich jemand umbringe, leide ich, ohne es vielleicht selbst zu spüren, denn meine Wahrnehmung gibt mir die Illusion des ICH. Es gibt aber keine ich, keine Seele, nur ein Ganzes, was an verschiedenen Orten gleichzeitig ist, meist ohne es zu bemerken. Das ist auch der Grund, warum ich ein Nirwana für unrealistisch halte. Wenn ich den Zustand des Nirwana erreichen möchte, dürfte es keine Leben mehr geben, da ich automatisch irgendwo da wiedergeboren werden würde( Wobei kein Seele von A nach B geht, hier stimme ich voll mit Buddhas Lehre überein, es gibt keine Einzelseele!)


    auch hier hast du eine falsche Vorstellung von dem Begriff der "Wiedergeburt", den eine Existenz ist auch in anderen Daseinsbereichen als dem Menschenbereich möglich. Insgesamt gibt es in der buddhistischen Kosmologie 33 unterschiedliche Daseinsbereiche, mit mehreren möglichen Existenzformen darin.
    Die buddhistische Vorstellung von einem Nicht-Selbst bzw. Unpersönlichkeit (anatta/anatman) ist auch immer mit den anderen beiden der 3 Daseinsmerkmalen (tilakkhana) der Vergänglichkeit (anicca/anitya) und Leidhaftigkeit (dukkha/duhkha) zu betrachten und nicht separat.
    Auch die Gesetzmäßigkeiten des abhängigen Entstehens (paticcasamuppada) funktionieren etwas anders, als du es beschreibst
    http://www.satinanda.de/thema-01/kosmologie.html
    http://www.palikanon.com/wtb/tilakkhana.html
    http://www.palikanon.com/wtb/anicca.html
    http://www.palikanon.com/wtb/dukkha.html
    http://www.palikanon.com/diverses/bhikkhunis/bhikkhuni05.htm
    http://www.palikanon.com/wtb/paticcasamuppada.html


    Zitat

    3.Berauschende Substanzen
    Ich lehne den Genuss von Nikotin und Alkohol strikt ab
    Ich bekomme reines THC als Medikament aufgrund chronischen Schmerzsyndroms, daher ist das für mich kein Rauschmittel.
    Ich habe einige spirituelle Erfahrungen durch Meditieren und weiteres unter den Einfluss von LSD und MDMA erlangt, ein besonders hilfreiches Werkzeug war das LSD, was die meisten buddhisten Schulen nicht gutheißen würden. Ich benutze diese Substanzen zwar nicht mehr, ich bin dennoch froh darüber sie verwendet zu haben und würde es weider machen. In ganz bestimmten Fällen würde ích sie auch heute noch einmal verwenden.


    die Tugendregel (sila) lautet in diesem Fall:
    Suramerayamajja pamadatthana veramani sikkhapadam samadiyami
    Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens von der Annahme berauschender Mittel, die zur Gewissenlosigkeit führen, an.


    genau Übersetzt heißen die wichtigsten Wörter:
    Sura, meraya, majja: stark destillierter Alkohol, fermierter Alkohol, giftiger bzw. gesundheitsschädlicher Alkohol
    Pamadatthana: verlieren der Bewusstheit, Achtsamkeit, Gewahrseins; Nachlässigkeit, Leichtfertigkeit


    Wichtig bei dieser Tugendregel bzw. Verhaltensempfehlung ist nicht nur das Abstehen von der Zunahme berauschender Mittel, sondern auch dass gesundheitsgefährdende, toxische Substanzen nicht eingenommen werden sollten, da sie einem selber Schaden und es sollten auch keine Substanzen eingenommen werden, die einen zur Gewissenlosigkeit führen könnten, d.h. einen Zustand annehmen lassen, wo man die Bewusstheit, Achtsamkeit, Gewahrsein verloren hat und wo man dadurch leichtfertig unheilsame und schädliche Handlungen ausführen könnte. All dies ist mit dieser Regel gemeint.

  • mukti:

    Im Theravada gibt es das Prinzip des Dana, freiwillige Spende. Es wird aber niemand gezwungen einen Beitrag zu geben.


    Das "Prinzip Dana" gibt es überall im Buddhismus. Ich kenne keine Ausnahme :)

  • Festus:
    Shiva:

    ...
    Ich denke, dass ich kein Buddhist im klassischen Sinne wäre, weil das Nirwana zentraler Bestandteil des Buddhismus ist, ich diese Vorstellung jedoch ablehne. Gibt es denn Buddhisten, die Lehre vom Nirwana ablehnen?...


    Es gibt "den Buddhisten" oder "den Buddhismus" doch gar nicht. Und auch das Nirvanakonzept wird in den unterschiedlichen Schulen unterschiedlich diskutiert.


    Ich sehe einen Menschen, der singt ... aber keinen Sänger.
    Ich sehe einen Menschen, der ein Feuer löscht ... aber keinen Feuerwehrmann.
    Ich sehe einen Menschen, der wandert ... aber keinen Wanderer.
    Ich sehe einen Menschen, der kocht ... aber keinen Koch.
    ...
    Ich sehe einen Menschen, der auf einem Kissen sitzt und (wahrscheinlich) meditiert ... aber keinen Buddhisten.


    Shiva:


    Ich bin sehr verunsichert aufgrund Sektenähnlicher Strukturen mancher Gruppen.


    Mit sektenähnlich meinst Du ... was genau? Ich vermute, dass es Dir wichtig ist, akzeptiert und angenommen zu sein, auch wenn Du in bestimmten Fragen Deine eigene Meinung hast und nicht in allem mit dem übereinstimmst, was als "Gruppenkonsens" gilt? Du möchtest dazu gehören und gleichzeitig als Individuum respektiert werden?
    Verstehe ich Dich da richtig?



    Shiva:


    Auch stimme ich nicht voll und ganz mit der Lehre überein.


    Geht mir genau so. Und?


    Shiva:

    Aber da Buddha selbst lehrte, man solle nicht irgendwelchen Dogmen folgen, sondern diese Dogmen niederwerfen, sobald sie den eigenen Verstand widersprechen.


    So ungefähr. Ich glaube, er meinte: Glaubt nicht alles, was man Dir sagt, sondern mache Deine eigenen ERFAHRUNGEN. So wie ich es verstehe, ist es das, was Dir hier auch einige sagen möchten.


    Shiva:


    Ich zweifel an der Existenz eines postmortalen Nirwanas.


    Ich denke, Du hast eine andere Vorstellung von Nirvana wie ich es habe. Nirvana KANN nicht postmortal sein, denn es ist (so wie ich es verstanden habe) IM HIER UND JETZT.


    Nirvana ist nicht zu vergleichen mit der christlichen Vorstellung eines "Leben nach dem Todes" oder eines "Himmels". Könnte es sein, dass Du da etwas durcheinander bringst?


    Shiva:


    Ich weiß es nicht, daher halte ich das Nirwana auch nicht für unmöglich.


    Das erreichen eines "dauerhaften Nirwanas", also eines "Zustandes" auch für unmöglich ...


    Shiva:


    Das erreichen eines Nirwana-ähnlichen Zustands im Leben halte ich sicher für möglich, hatte ich auch selbst bereits so eine Erfahrung.


    Und genau darum geht es im Buddhismus (so wie ich ihn verstehe) eben NICHT: Irgendeinen "Zustand" zu erreichen. Sondern vielmehr zu erkennen und zu akzeptieren, dass alles im Fluss ist, vergänglich ...


    Das "Nirvana" erreiche ich sozusagen nur dann, wenn ich auch die Vorstellung, ein Nirvana erreichen zu wollen loslassen kann. Paradox? Ja, das ist es.








    2. Reinkarnation und Nicht-Ich:
    Mit dieser Lehre stimme ich weitesgehend überein. Nur sehe ich es etwas naturwissenschaftlich-nüchterner: Wenn man Wiedergeburt verhindern möchte, um den Kreislauf des Lebens zu beenden, hilft kein Entsagen von Karma-handlungen. Die einzige realistische Lösung wäre, keine Kinder zu zeugen.
    Unsere Wahrnehmung lässt uns glauben, Wahrnehmung und Wahrnehmender wäre nicht das Selbe. Ich behaupte, Subjekt und Objekt ist das selbe (siehe radikaler Konstruktivismus). Wiedergeburt findet primär durch Fortpflanzung statt. Dadurch, dass Subjekt und Objekt das gleiche sind, und der einzige Unterschied zwischen verschiedenen Wesen ihre "Hülle" ist, ist es mehr oder weniger irrellevant, wo man Wiedergeboren ist. Wenn ich jemand umbringe, leide ich, ohne es vielleicht selbst zu spüren, denn meine Wahrnehmung gibt mir die Illusion des ICH. Es gibt aber keine ich, keine Seele, nur ein Ganzes, was an verschiedenen Orten gleichzeitig ist, meist ohne es zu bemerken. Das ist auch der Grund, warum ich ein Nirwana für unrealistisch halte. Wenn ich den Zustand des Nirwana erreichen möchte, dürfte es keine Leben mehr geben, da ich automatisch irgendwo da wiedergeboren werden würde( Wobei kein Seele von A nach B geht, hier stimme ich voll mit Buddhas Lehre überein, es gibt keine Einzelseele!)


    Shiva:


    Ich bekomme reines THC als Medikament aufgrund chronischen Schmerzsyndroms, daher ist das für mich kein Rauschmittel.


    Kann ich aus eigener Erfahrung gut nachvollziehen, dass Du, wenn Du Schmerzen "hast", jeden Strohhalm ergreifst, um diese los zu werden oder erträglich zu machen - glaub mir!


    Die Frage, die ich mir stelle ist die: Wie willst Du herausfinden, ob Meditation nicht vielleicht genauso gut oder gar besser hilft wie THC? Wärst Du ggf. bereit, unter Anleitung eines meditationserfahrenen Lehrers eine Zeit lang auszuprobieren, dieses Hilfsmittel weg zu lassen und Meditation auszuprobieren, genauso wie Du all diese Substanzen ausprobiert hast, von denen Du schreibst?


    Shiva:


    Ich habe einige spirituelle Erfahrungen durch Meditieren und weiteres unter den Einfluss von LSD und MDMA erlangt, ein besonders hilfreiches Werkzeug war das LSD, was die meisten buddhisten Schulen nicht gutheißen würden. Ich benutze diese Substanzen zwar nicht mehr, ich bin dennoch froh darüber sie verwendet zu haben und würde es weider machen. In ganz bestimmten Fällen würde ích sie auch heute noch einmal verwenden.


    Du benutzt diese Substanzen im Moment nicht mehr ... es gehört der Vergangenheit an, es ist vergangen, vorbei. Wen juckt´s? Und wenn Dir diese Substanzen in der Vergangenheit geholfen haben (bei was eigentlich geholfen?), dann war das halt so.


    Warum nimmst Du sie jetzt nicht mehr?


    Und in welchen bestimmten Fällen würdest Du die auch heute noch verwenden?


    Shiva:


    Macht es für mich trotz dieser Meinungverschiedenheiten Sinn, mich mit Buddhismus zu befassen,oder mich sogar einer Gruppe anzuschließen?


    Du tust es doch schon: Dich mit Buddhismus zu befassen.


    Woran würdest Du merken, dass es für Dich (aus heutiger Sicht ;) ) Sinn gemacht haben könnte, Dich weiter mit Buddhismus beschäftigt zu haben oder Dich einer Gruppe angeschlossen zu haben?


    Shiva:


    Wenn ja, welcher?


    „Leben lässt sich nur rückwärts verstehen, muss aber vorwärts gelebt werden.“
    (Søren Aabye Kierkegaard, dänischer Philosoph und Theologe)



    Grüße
    Namen_sind_SchallUndRauch

  • Shiva:


    Unsere Wahrnehmung lässt uns glauben, Wahrnehmung und Wahrnehmender wäre nicht das Selbe. Ich behaupte, Subjekt und Objekt ist das selbe (siehe radikaler Konstruktivismus).


    Konstruktivismus und Buddhismus haben für mich mehr miteinander gemeinsam als Gegensätzlichkeiten.


    Wenn Du Dich intellektuell damit beschäftigen willst, dann empfehle ich das Buch "Welten ohne Grund - Buddhismus, Sinn und Konstruktion" von Werner Vogt.


    Wobei ich der Vollständigkeit halber darauf hinweisen möchte, dass es für mich einen gewaltigen Unterschied macht, sich intellektuell damit zu beschäftigen oder sich auf die Erfahrung mit der Meditation einzulassen.

  • NameSchallRauch:

    Konstruktivismus und Buddhismus haben für mich mehr miteinander gemeinsam als Gegensätzlichkeiten.
    ...
    Wobei ich der Vollständigkeit halber darauf hinweisen möchte, dass es für mich einen gewaltigen Unterschied macht, sich intellektuell damit zu beschäftigen oder sich auf die Erfahrung mit der Meditation einzulassen.


    Sehe ich genauso. :)

  • Hi,
    ja man kann das ganz allein machen, weil es als grundlegende Literatur den Pali-Kanon gibt.
    Weil ich keinen Meister fand, habe ich alle drei Bände der Übersetzung von Neumann gekauft.
    G.Buddho sagt im Pali-Kanon, dass es möglich ist, sich selbst zu unterrichten. Ich habe es o
    gemacht und konnte das Ende des Weges erreichen. Dauert auch fast vierzig Jahre.
    Ich bin in keiner buddh. Organisation.
    Literatur: Neumann, Karl-Eugen: Die Reden Gotamo Buddhos, Die Mittlere Sammlung, Längere Sammlung und die Lieder der Mönche und Nonnen, Wien-Zürich, 1957 evtl. im Antiquariat noch erhältlich.
    Es sind nur Auszüge aber immer noch tausende von Seiten.
    Es existiert auch eine bibliographische Aufbereitung mit Ortsnamen, Anmerkungen und ein Register für das Stellenlesen.


    kesakambalo

  • danke für diesen Tipp-
    ich war jetzt mal so mutig und habe mir das bestellt, weil ich keinen Lehrer habe und wohl auch keinen finden werde, da wo ich wohne bzw in einem erreichbaren Umkreis...

  • suchende2016:

    danke für diesen Tipp-
    ich war jetzt mal so mutig und habe mir das bestellt, weil ich keinen Lehrer habe und wohl auch keinen finden werde, da wo ich wohne bzw in einem erreichbaren Umkreis...


    Sorry, Suchende, ich will Dich nicht verunsichern oder entmutigen, aber das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der falsche Weg.


    Ich wüsste nicht, wo der Buddha sagt, man könne 'sich selbst unterrichten', und ohne Korrektur durch Andere kann man auch vierzig Jahre lang etwas Verkehrtes 'glauben' (ob 'am Ende des Weges' oder sonstwo).

  • Man kann sich unter besonderen Umständen selbst unterrichten, aber dass der der das weiter oben schrieb wirklich am Ende des Wegs angekommen sei mit dieser Methode läßt sich nach Erfahrungen in diesem Forum schon bezweifeln. Alleine, in so einem Forum ständig zu behaupten, man hätte das Ziel erreicht, lässt eher auf eine Störung schliessen als auf erlangte Erleuchtung oder einen Teilschritt auf dem Weg dahin.


    Schaden kann es aber nicht, mit dem Lesen anzufangen. Sich auszutauschen ist wichtig. Vielleicht ergibt sich das mit einer Gruppe oder einem Lehrer irgendwann später von selbst und dann passt es einfach.

  • Es gibt einige gute Online-Kurse, wo man direkt mit dem Lehrer verbunden ist. Oder reichlich Material im Netz zu lesen, nicht nur der PK sondern auch viele andere Texte. Da kann man sich schon mal einen guten Überblick verschaffen und nachfühlen, wo einem am ehesten das Herz aufgeht.

  • danke! ich lese viel, mit dem www hab ichs nicht so, allenfalls mal gelegentlich.,...


    und werde mal einen offenen Sanghatag besuchen


    ab und an nehme ich auch mal an einem Kurs teil....ist aber halt nichts Bestaendiges....

  • Solange Du immer wieder irgendwo Anschluss suchst, für eine Zeitlang, kann Du die Beständigkeit ja trotzdem in Deiner eigenen Praxis aufbauen. Die Besuche sind dann Gelegenheiten, sich mit anderen auseinander zu setzen und vllt. Fehler in der eigenen Sicht zu korrigieren, wenn nötig. Und mit der Zeit kristallisiert sich vielleicht eine passende Sangha heraus, wo Du motiviert bis dabei zu bleiben.