Müdigkeit

  • Immer wenn ich müde bin frage ich mich:


    Wie hat der Buddha das gemacht mit seiner Müdigkeit ?


    Oder war er, nachdem er Erleuchtung erlangt hatte,
    einfach gar nicht mehr "müde" ?


    Andererseits war er ja nach seiner Erleuchtung immer noch
    Mensch und musste menschliche Bedürfnisse befriedigen.


    Das Bedürfnis nach Schlaf steht jedoch im Gegensatz zu dem
    wörtlichen Begriff "Erwachen".


    Wie praktiziert ihr bei Müdigkeit (in der formalen Meditation und
    im Alltag) oder verzichtet ihr komplett darauf wenn ihr müde seid ?

  • Müdigkeit, sofern sie ein Gemütszustand ist, der nicht aufgrund von normalen Schlafmangel entsteht, gehört zu den fünf Hemmungen - nivarana. Die hat ein Erleuchteter alle überwunden.
    Wie geht ein nicht Erleuchteter damit um? Er rafft sich auf und macht einen Spaziergang an der frischen Luft. Er treibt Sport. Er träumt seinen Schreibtisch auf oder macht leichte Haushaltsarbeiten. Mit der Zeit überwindet er so diesen Zustand.
    Falls du Englisch kannst, findest du hier auch Übungen zu den Hindernissen:
    http://www.insightmeditationce…five-hindrances-handouts/

  • Was ich meinte ist eher "normaler" Schlafmangel, wobei der Übergang zum Gemütszustand eventuell fließend ist.
    Die Fähigkeit der Achtsamkeit oder der Konzentration nimmt nach meiner Erfahrung ab, egal ob im Alltag bei leichter Hausarbeit oder in der formalen Meditation. Verzichtet ihr dann auf eine Meditation und wartet erst mal ab bis ihr wieder einen "ausgeschlafenen" Zustand erreicht habt, oder meditiert ihr (praktiziert ihr im Alltag) trotz Müdigkeit ? Es gibt ja gewisse Gegenmittel, die man bei Müdigkeit anwenden kann indem man sich zum Beispiel der Vergänglichkeit aller Dinge bewusst macht. Aber so richtig funktioniert das bei mir nicht. Ich kann mich vielleicht auf die Müdigkeit als "Objekt der Achtsamkeit" konzentrieren und mir bewusst machen, dass ich aufgrund dessen eventuell anfälliger bin für äußere Einflüsse.

  • Sherab Yönten:

    Was ich meinte ist eher "normaler" Schlafmangel, wobei der Übergang zum Gemütszustand eventuell fließend ist.


    Wie wär's mit Schlaf? Bei Schlafmangel sehr zu empfehlen.

  • Monday:
    Sherab Yönten:

    Was ich meinte ist eher "normaler" Schlafmangel, wobei der Übergang zum Gemütszustand eventuell fließend ist.


    Wie wär's mit Schlaf? Bei Schlafmangel sehr zu empfehlen.


    :roll:

  • Hi Sherab Yönten,
    ich meine auch, dass eine übertriebene Meditationspraxis nicht unbedingt den Erfolg bringt, den Du Dir vielleicht vorstellst. Warum etwas erzwingen, wenn normaler Schlafmangel - also insofern schon ein Mangel - vorhanden ist.
    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Sherab Yönten:

    Was ich meinte ist eher "normaler" Schlafmangel, wobei der Übergang zum Gemütszustand eventuell fließend ist.
    Die Fähigkeit der Achtsamkeit oder der Konzentration nimmt nach meiner Erfahrung ab, egal ob im Alltag bei leichter Hausarbeit oder in der formalen Meditation. Verzichtet ihr dann auf eine Meditation und wartet erst mal ab bis ihr wieder einen "ausgeschlafenen" Zustand erreicht habt, oder meditiert ihr (praktiziert ihr im Alltag) trotz Müdigkeit ? Es gibt ja gewisse Gegenmittel, die man bei Müdigkeit anwenden kann indem man sich zum Beispiel der Vergänglichkeit aller Dinge bewusst macht. Aber so richtig funktioniert das bei mir nicht. Ich kann mich vielleicht auf die Müdigkeit als "Objekt der Achtsamkeit" konzentrieren und mir bewusst machen, dass ich aufgrund dessen eventuell anfälliger bin für äußere Einflüsse.


    Moin,


    wenn ich wegen Muedigkeit nicht meditiere, ist das bei mir ne faule Ausrede. Muedigkeit ist 'nur' eines der Hindernisse. Wenn es nach denen ginge, meditierte ich gar nicht. Ich habe dazu Tips von meinem Lehrer bekommen. Im Grunde wirkt man der M. mit mehr Energie entgegen. Aber nicht, um sie zu verdraengen. Einfach etwas mehr Begeisterung f.d. Medi-Objekt aufbringen. Das geht bei Metta nun aber besonders gut. Weiss nicht, was die Empfehlung bei anderen Medi-Objekten waere.


    Herzliche Gruesse

  • Hallo Sherab Yönten
    Bei mir hängt es vom Grad der Müdigkeit ab.
    Wenn es noch nicht allzu sehr ausgeprägt ist, meditiere ich im Liegen. Bis zu einer gewissen Intensität
    der Müdigkeit klappt das noch..
    Wenn die Müdigkeit zu groß ist, ist die Grenze überschritten. Dann wird das Meditieren zu schwer.
    Dann lass ich es.


    LG Rolf

  • RolfGe:

    Wenn es noch nicht allzu sehr ausgeprägt ist, meditiere ich im Liegen.


    Hallo Rolf, ich glaube wenn ich müde wäre und im liegen meditieren würde, dann würde ich erst recht dazu tendieren irgendwann einzuschlafen.


    Mirco:

    wenn ich wegen Muedigkeit nicht meditiere, ist das bei mir ne faule Ausrede


    Das ist ein guter Punkt, Mirco, daher bezog ich mich auch nicht nur auf die formale Meditation sondern auch auf den Umgang der Müdigkeit im Alltag, denn im Idealfalle sollte man die Meditation ja mit in den Alltag nehmen. Und in Alltagssituationen (z.B. auf der Arbeit) kann man fast nie sagen: "Moment, ich ziehe mich jetzt zurück und schlafe erst mal eine Runde aus"


    Mirco:

    Ich habe dazu Tips von meinem Lehrer bekommen


    Könntest Du die beschreiben ?

  • Sherab Yönten:


    Wie praktiziert ihr bei Müdigkeit (in der formalen Meditation und
    im Alltag) oder verzichtet ihr komplett darauf wenn ihr müde seid ?


    Nein, nie. Ich werde erst müde,wenn ich alles erledigt habe. Und sollte es mal anders sein, nehme ich es nicht zur Kenntnis und mache einfach weiter. :P Das funzt gut.
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • So gibt es verschiedene Methoden mit Müdigkeit fertig zu werden, wenn Sie auf Schlafmangel beruht ist mehr schlafen die Lösung,
    wenn die Müdigkeit eine Lebensmüdigkeit ist sollte antidepressives Verhalten im Vordergrund stehen.
    Das geistige oder spirituelle Erwachen hat nichts damit zu tun die Nacht wach zu sein und nicht zu schlafen, im Gegenteil,
    das 'Wachsein' tagsüber ist anstrengend und verbraucht Energie und deshalb ist besonders viel Schlaf notwendig.
    Wer jedoch am Tage Stunden lang meditiert spart Energie ein und kann auf gewissen Nachtschlaf verzichten.
    Eine erhöhte Müdigkeit am Tag ist nicht normal und nicht gesund, es sollten unbedingt die Ursachen geklärt werden.
    Wenn der Nachtschlaf schlecht ist und somit nicht erholsam gibt es Gründe dafür und die sollten gefunden werden.
    Der Schlaf ist die wichtigste Energiequelle und Regeneration im Leben auch für einen 'Erwachten' oder 'Erleuchteten'.
    Ohne Schlaf kein menschliches Leben, der Schlaf, kleiner Bruder des Todes.

  • Sherab Yönten:

    Immer wenn ich müde bin frage ich mich:


    Wie hat der Buddha das gemacht mit seiner Müdigkeit ?


    Oder war er, nachdem er Erleuchtung erlangt hatte,
    einfach gar nicht mehr "müde" ?


    Der Buddha hatte es leicht, ist überwiegend nur noch rumgesessen, hat viel meditiert, musste sich keinen Kopf um Arbeit, Geld etc. machen. Wie sollte er da noch müde werden. :|


    Ich kenne das mit der Müdigkeit. Ich muss früh aufstehen, habe einen körperlich anstrengenden Job und viele Verpflichtungen. Bei der Meditation bin ich daher regelmäßig eingeschlafen. :roll: Mittlerweile höre ich mehr auf die Bedürfnisse meines Körpers. Es reicht schon, wenn ich nachmittags 15/20 Minuten ein Nickerchen mache. Danach klappt es auch mit Meditation und allem anderen, was noch ansteht. :)
    Das betrifft natürlich die körperliche Müdigkeit. Bei geistiger Müdigkeit empfehle ich Bewegung, vorzugsweise an der frischen Luft. ;)

  • Um da einen Konsenz zu finden müsste man definieren als was sich Buddha identifiziert hat.
    Nicht als ich/ego, Person. Darauf könnte man sich glaub einigen. Jedenfalls würde es wenig Sinn ergeben das aus Sicht einer Person zu beantworten.
    Dann hat er vermutlich den Körper schlafen lassen wenn es müde wurde :roll:

  • Der Buddha hat meditiert, wenn nichts anderes vonnöten war. Meditieren aber sorgt für einen wachen Geist. Desto besser die Meditation, desto weniger Schlaf wird benötigt - natürlich bis auf das notwendige Maß.


    Im übrigen stimme ich Elke zu: Der Buddha hatte keinerlei Sorgen mehr, nichts was ihm Energie raubte, keine Wünsche, die ihn zum Träumen verführten, keine Ängste, die ihm die Kraft nahmen, keine schlaflosen Nächte, weil ihm gekündigt wurde, er seine Familie nicht ernähren konnte oder seine Frau ihn betrog ...
    Und so erging es auch seinen Schülern, Mönchen und Nonnen, wenn sie ihm wirklich nachfolgten.


    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Dieses Leben wie Buddha, das buddhistische Leben ist ja der passende Weg um den es geht auch im Westen, ihn gilt es anzustreben trotz aller Zwänge der Gegenwart.
    Mir als Mönch gelingt es ein Stück weit mitten in der Stadt mit allen kapitalistischen Lebensweisen drum rum und auch im Winter wird die Lebensfülle noch mehr
    reduziert und auf ein Minimum heruntergefahren, es ist die Zeit der Pause, Ruhe und Entbehrung, im Frühling wenn die Sonne wärmt wird es wieder üppiger.
    Allein mit sich sein und meditieren halte ich für eine Kunst die eher selten ist, die meisten Menschen zerstreuen sich durch den Kontakt mit Familie, Freunde, Kollegen
    und andere Mitmenschen. Buddha ging alleine in den Wald und setzte sich in den Schatten eines Baumes und machte sich Sorgen über die Menschen.
    Ich vermute, dass er nach diesem sinnvollen Tagwerk gut schlafen konnte und das mit Recht. Es bekommen Menschen eher Probleme mit Müdigkeit und Schlaf
    die von Gier, Aversion und Verblendung nicht lassen können, sich Stress machen und Dingen nachlaufen die ziemlich sinnlos sind im Leben.
    Der meister Stress in unserer Zeit entsteht durch Haltungen und Gedanken die völlig unnötig sind und losgelassen werden könnten, es würde das Ganze vereinfachen wie bei Buddha damals.

  • sati-zen:

    Mir als Mönch gelingt es ein Stück weit mitten in der Stadt mit allen kapitalistischen Lebensweisen drum rum und auch im Winter wird die Lebensfülle noch mehr reduziert und auf ein Minimum heruntergefahren, es ist die Zeit der Pause, Ruhe und Entbehrung, im Frühling wenn die Sonne wärmt wird es wieder üppiger.



    Hallo sati-zen,


    ich finde es interessant, dass Du die Vergleiche zu den Jahreszeiten ziehst. Bei mir und bei vielen anderen ist das bzgl. Müdigkeit aber eigentlich eher umgekehrt: D.h. die Müdigkeit ist im Winter intensiver wie im Sommer, im Sommer kann ich mich mehr aufraffen zum Meditieren als im Winter.


    sati-zen:

    Es bekommen Menschen eher Probleme mit Müdigkeit und Schlaf
    die von Gier, Aversion und Verblendung nicht lassen können, sich Stress machen und Dingen nachlaufen die ziemlich sinnlos sind im Leben.


    So krass würde ich das nicht ausdrücken. Als Laie bist Du ja auch davon abhängig, Geld zu verdienen. In dem Sinne ist man als Laie "Sklave" der Bedingungen/ Grenzen, die man sich selbst gesetzt hat.


    sati-zen:

    Dieses Leben wie Buddha, das buddhistische Leben ist ja der passende Weg um den es geht auch im Westen, ihn gilt es anzustreben trotz aller Zwänge der Gegenwart.


    Ja, und das wäre die "hohe Kunst": Einen buddhistischen Weg als Laie anzustreben trotz aller Zwänge der Gegenwart.

  • Vielleicht hat es eine Bedeutung zum Thema was der Buddha zu Moggallāna bezüglich der Müdigkeit gesagt hat:


  • Müdigkeit gehört zu den Hindernissen.
    Wer keine großen Hindernisse in der Sache hat und trotzdem Müde ist, einfach ne runde pennen gehen oder Körperenergie erzeugen.
    In der VM ist einiges aufgeführt um Müdigkeit in der formalen Meditation zu überwinden. Einfach mehr Energie erzeugen, Gefühlswelten erschaffen die sich freudig und/oder prickelnd anfühlen, danach schwindet die Müdigkeit. Danach kanns dann weitergehen in der Praxis.

  • mukti:

    Sollte aber, während du so verweilst, deine Müdigkeit nicht schwinden, so magst du, Mogallāna, deinen Geist auf die Vorstellung des Lichtes heften, die Tagesvorstellung festhalten: wie bei Tage so bei Nacht, wie des Nachts so bei Tage. So magst du mit einem wachen, ungetrübten Geiste, einem von Helle erfüllten Bewußtseinszustand die Vorstellung des Lichtes entfalten. Dann mag es sein, daß, wenn du derart verweilst, deine Müdigkeit schwindet


    Interessant ! Das ist ja nichts anderes als eine Visualisierung, die der Buddha da empfohlen hat. Und so etwas lese ich im Palikanon. Ich bin überrascht ! Vielen Dank, mukti ! :)


    no name:

    In der VM ist einiges aufgeführt um Müdigkeit in der formalen Meditation zu überwinden


    Hallo no name, was ist VM ?


  • VM ist die Abkürzung für Visuddhi Magga, http://www.palikanon.com/visuddhi/vis_idx.html. Dort sind auch "Visualisierungen" aufgeführt. Heißen dort Kasina-Meditation. In groben Zügen, du stellst eine Farbscheibe in größe eines Tellers vor dir auf, starrst diese lange genug an, schließt die Augen dann erzeugt sich ein Gegenbild, dass als Fokus verwendet wird. In Abwandlung findest du dazu auch das Nimitta, dass dann keine Vorstellung von Licht ist sondern die geistige Wahrnehmung von Licht.


    Das ganze hat allerdings mit den Visualisierungen des tantrischen Buddhismus wenig zu tun.

  • Sherab Yönten:


    Ja, und das wäre die "hohe Kunst": Einen buddhistischen Weg als Laie anzustreben trotz aller Zwänge der Gegenwart.


    Es geht hier um Buddhismus, das ist die hohe Kunst des Lebens und nicht darum wer die meiste Kohle macht und am meisten Konsumiert,
    egal ob als Laie oder nicht, das Leben als solches ist für alle gleich. Müdigkeit ist ein Hindernis aber das gilt es zu überwinden durch
    Konzentration oder durch Aktion, gerade im Winter wenn die Agilität nicht automatisch ist durch die Sonnenwärme.
    Wer also in Winter die Lebenslust verliert sollte dagegen steuern mit dem Bewusstsein und die Imagination verwenden um die
    wärmenden Strahlen der Sonne zu ersetzen, dazu hat der Mensch die Fähigkeiten des Geistes.