Urteile von anderen

  • Hallo liebe Forengemeinde,


    ich habe schon länger im Forum mitgelesen und mich heute dazu entschlossen mich anzumelden. Dazu bewogen hat mich eine Situation, welche immer wieder zustande kommt, wenn ich mit Bekannten oder Freunden rede.


    Im Kern geht es darum, dass ich einem Teil meiner Familie finanziell geholfen habe. Dabei habe ich mich jedoch selbst sehr einschränken müssen. Das habe ich jedoch in Kauf genommen, da mir großer Reichtum nie so wichtig war.


    Nun erlebe ich es jedoch häufiger, dass Bekannte oder Freunde auf diese Entscheidung von mir mit absolutem Unverständnis regieren. Das reicht von belächelt werden bis hin zu direkten Attacken meiner Person gegenüber. Zum Beispiel wurde mir schon gesagt, dass ich noch nicht gelernt habe, dass "andere Menschen für sich selbst verantwortlich seien und ich dumm wäre ihnen finanziell zu helfen" oder "das ist doch nicht deine Aufgabe. Wie kann man so etwas blödes tun?" etc. Dabei geht es hier um meine eigene Familie und nicht mal Fremde.


    Nun ist es so, dass ich mich an manchen Tagen wirklich schlecht fühle, weil ich merke, wie die Ideale der anderen manchmal zu meinen eigenen werden. Dann fühle ich mich schlecht und einfälltig, weil ich scheinbar die gesellschaftlichen Werte wie "Reichtum, Arbeit und Anstrengung" verletzt habe.
    Eigentlich versuche ich solche Gefühle wie Gier und Sucht nach Reichtum nicht aufkommen zu lassen. Doch gerade in meinem Umfeld wird man oftmals nur nach beruflichem Vorankommen und Geld bewertet. Da scheint es keinen Platz zu geben für großmütiges Teilen mit anderen.


    Jedenfalls beschäftigt mich dich in letzter Zeit oft und ich fühle mich schlecht. Weil ich doch so viel mehr jetzt haben könnte (finanziell gesehen).
    Ich möchte solche Gefühle nicht haben und erkenne gerade in der Meditation oft ihre wahre Natur. Es ist nicht das Geld, welches es verursacht, sondern die Gier danach und das Verlangen von anderen als "reicher" empfunden und wertgeschätzt zu werden.


    Würde mal gerne wissen was ihr dazu denkt und ob ihr Tipps hat, wie man mit solcher Kritik besser umgehen kann.



    Liebe Grüße


    Gergesstrom :D

  • Ich würde versuchen, all die Zweifel und Gefühle, die entstehen, zu beobachten und anzunehmen. So, genau so, bist du im Moment. All das ws du im Moment denkst und fühlst macht dich zu dem, was du Bergestrom nennst. Beobachte wie es entsteht, eine Weile bleibt und dann wieder vergeht.


    Wenn die Gefühle deiner Meinung nach daraus entstehen, wie du von anderen gesehen und wertgeschätzt werden möchtest, wäre es für dich vielleicht hilfreich zu schauen, wie du dich siehst und wertschätzt. Was dir im Hinblick auf dich selbst fehlt, kann nämlich kein anderer kompensiern.

  • Zutreffend erkannt:


    Buddha erkannte die Gier als DIE entscheidende Ursache für Leid. Sei doch schon einmal froh, nicht an Reichtum anzuhaften. Deshalb brauchst du dich nicht naiv anzustellen oder dich von anderen ausnutzen zu lasssen, sollte das im Raum stehen.
    Eine Gier tritt in deinem Beitrag klar zutage: Deine Gier, die Dinge mögen anders sein, als sie gerade sind. Ursache für Leid! Nimm an.

  • Warum hast Du ihnen geholfen?
    Warum argumentieren Deine Freunde so? Was sehen sie? Wie nehmen sie die Unterstützung wahr? Vielleicht sehen sie Gefahren, die Dir nicht bewusst sind, weil Du in Deinem Familienverband eingebunden bist und bestimmte Strukturen nicht erkennen kannst oder willst?
    Manchmal hilft man an einer Stelle wo es nicht heilsam ist. Ob das so ist, kannst nur Du beantworten.
    Wenn das für Dich in Ordnung geht und Du mit Dir im Einklang bist, dann gibt es keinen Grund, Dich so verunsichern zu lassen.


    Einfältig finde ich prima!
    Wenn Dir materielle Werte nicht so wichtig sind und Du Dich nicht über Äußerlichkeiten definierst, halte ich das für eine wertvolle Sache.
    Ich habe früher beruflich mit dieser Scheinwelt (Werbung) zu tun gehabt und mich stets als Fremdkörper empfunden, was nicht immer ohne Unbehagen war. Aber wenn ich darüber nachdachte, ob diese Welt auch meine sein könnte, musste ich erkennen, dass es nicht so ist: Ich habe andere Werte und Vorstellungen als diese Leute und kann mich nicht verbiegen.
    Ich bin sehr glücklich mit meiner Umgebung und diese teilt meine Werte. Es gibt keinen Grund darauf stolz zu sein oder sich dafür zu schämen. Es ist einfach nur mein persönlicher Weg. Damit ist meine Art zu leben jenseits von Kritik und ich fühle mich nicht minderwertig. Mein Mann und ich lachen oft darüber, wie wenig wir noch am "Puls der Zeit" und wie rückständig wir sind. Aber genauso sind wir zuhause und fühlen uns wohl. Das ist das einzig relevante Kriterium.
    Das bedeutet keineswegs, dass Du Deine Freunde und Bekannte fallenlassen solltest, aber es hilft sicher, wenn Du auch mit ein paar Leuten in Kontakt kommst, die eher auf Deiner Wellenlänge sind.


    Und übrigens prophezeihe ich Dir, dass Deine Freunde sicher ihre Meinung über Deine Hilfsbereitschaft ändern werden, sobald sie selbst mal an ihre Grenzen gekommen sind und Hilfe benötigen, und keine Bank mehr einspringen möchte oder sie Hilfe benötigen, die nicht mit Geld zu bezahlen ist. :D


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Hallo Bergesstrom
    Das du Menschen in Bedrängnis durch Freigebigkeit hilfst ist erst mal generell gut.
    Das Freunde dies kritisieren, wenn du der Familie hilfst, finde ich erst mal ungewöhnlich.
    Da stellt sich mir die Frage, was deren Intention ist.


    Ich habe mal gelernt (weiß nicht mehr ob es direkt eine Aussage des Buddha war), daß auch
    Helfen und Geben mit Weisheit geschehen muß.
    Und vielleicht liegt hier der Knackpunkt. Es gibt gute und weniger gute Motive zu "helfen".
    Gibst du aus vollem Herzen; gibst du weil du nicht erkennst das du ausgenutzt wirst; gibst du
    weil du dich nicht abgrenzen kannst; gibst du weil du eine Verantwortung fühlst die eigentlich den
    Beschenkten obliegt...


    Geben kann z.B. kurzfristig helfen aber langfristig schaden, weil es verhindert das die Betroffenen
    selber die Verantwortung für ihre finanzielle Lage übernehmen.


    Vielleicht erkennen deine Freunde einfach etwas, was Dir noch nicht so klar ist.
    Ich kann mir nicht vorstellen das du nur von gierigen Menschen umgeben bist die "Geben" für
    Dummheit halten. Vielleicht enthält deren Kritik auch nur eine Warnung dich besser abzugrenzen .
    Das kannst letztlich nur du selber rauskriegen, z.B. indem du dir die Kritik mal begründen lässt.


    Es kann auch hilfreich/ weise sein, mal nicht zu geben...


    LG Rolf

  • Lieber Bergesstrom,


    da man es nie allen gleichzeitig Recht machen kann, muss man irgendwann im Leben herausfinden, was man selbst für richtig hält und dazu stehen, was man tut. Wenn ich immer auf meine Freunde hören würde, die alles bemeckern und besser wissen, könnte ich mir nicht mal Butter aufs Brötchen schmieren (Margarine ist nämlich gesünder). Ich höre mir all die Urteile, Meinungen und Ratschläge meiner Freunde an und erkenne, dass es Meinungen sind, die mehr mit den anderen Individuen zu tun haben als mit meiner Situation. Meist bestätigt sich das auch wenn sie am nächsten Tag ihre Meinung dazu gewechselt haben...


    Du kannst nur Deinen eigenen Weg gehen. Dabei wünsch ich Dir viel Glück!