Shamata und die Jhanas

  • Hallo miteinander


    Meine Frage bezieht sich auf folgendes:


    Beim Praktizieren der Shamata- Stufen wird von verschiedenen Autoren (zB Wallace) das Thema der Vertiefungen (jhanas)
    nicht erwähnt.
    Bei Autoren die sich über die Jhanas äußern, gehen hingegen nicht näher auf die Stufen des Shamata ein.


    Meine Frage ist, wie hängen die beiden Themen zusammen ?
    (Wo) gibt es Berührungspunkte ?


    LG Rolf

  • Damit ist das "Erreichen von Shamatha" gemeint, das im tibetischen Buddhismus durch 9 Stufen gekennzeichnet ist. Wie in diesem Bild wird der Geist wie ein Elefant langsam gezähmt:



    Ist mir auch aufgefallen, dass Leute wie Alan Wallace nicht direkt von den Jhanas sprechen. Andersherum ist es so, dass die 9 Stufen so weit ich weiß außerhalb des Vajarayana nicht auf diese Weise präsentiert werden.


    Die Berührungspunkte sind wohl fließend. Die 9 Stufen erklären sozusagen den Weg zu den Jhanas und liefern eine Art Karte an der man sich orientieren kann. Dabei werden feinere Abgrenzungen zwischen groben und subtilen Hindernissen wie Müdigkeit und Aufgeregtheit erwähnt.


    Ausserdem wird dort in der Regel von der "Meisterung" der Stufen gesprochen. Wenn man mal einen guten Tag hatte und die Bedingungen einfach stimmen ist es schon möglich, mehr oder weniger zufällig, z.B. ins erste Jhana zu rutschen. Bei den 9 Stufen ist jedoch die Stabilität gemeint. Wie gut der Geist also entwickelt ist und was sein Grundzustand ist oder wie schnell er in der Lage ist sich auf eine Stufe einzupendeln (Schwankungen gibt es natürlich immer).

  • RolfG:


    Zitat

    Beim Praktizieren der Shamata- Stufen wird von verschiedenen Autoren (zB Wallace) das Thema der Vertiefungen (jhanas)

    Vertiefen...( so wie : ein Thema vertiefen,klären...) bedeutet das Vertiefen oder auch Zuspitzen von Samadhi(Sammlung) mittels von Shamatha ( ruhiges Verweilen ).Man sieht an dem obigen Bild,daß mit Shamatha"Stufen" und Jhana"Stufen" das gleiche gemeint und erfahren ist.Auch die Zahl `Neun` spricht dafür.
    Siehst Du wie der Affe sich weiß färbt,besser ungekehrt,er verliert seine rötliche Farbe;der Affe steht für die Geistesinhalte-und verschwindet aus dem Bild. Das ist die "dritte " Vertiefung. Und die Ochsenbilder sagen dasselbe,natürlich. Die Tibeter reden seltener,wie auch die Zenleute,von Jhana, Sie benutzen eher "gern" Ausdrücke für Samadhi in allen seinen Facetten (soweit ich das überschauen konnte).

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

  • Ich vermute, "Jhana" ist ausschließlich Theravada-Sprache. Es ist davon im Palikanon die Rede.
    In den Mahayana-Sutren und im Lamrim sind ähnliche Dinge beschrieben, aber anders benannt und auch anders motiviert. Es ist nicht das Gleiche.
    An diesen verschiedenen Überlieferungen der wahrscheinlich gleichen Sache kann man mMn erkennen, dass es immer noch schlicht Konzepte sind. Irgendwie muss das, was jenseits von Konzepten ist, ja innerhalb der Welt der Begriffe erklärt werden.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Hallo miteinander und Danke schon mal für eure Antworten.


    Ayya Khema zB. sagt ja, daß jeder Geist der sich in einspitziger Meditation übt, diesen Weg über die Vertiefungen geht. Das heißt, das jeder diese Erfahrungen macht.


    Beim Shamata werden die erreichten Stufen daran gemessen, wie intensiv noch Erregung und Sinken vorhanden sind und wie lange der Geist einspitzig auf das Objekt gerichtet bleiben kann.


    Meine Überlegung ist, lassen sich Shamata-Stufen und die einzelnen Vertiefungen einander zuordnen ?
    Oder sind da fließende Übergänge ?


    LG Rolf

  • RolfGe:


    Meine Überlegung ist, lassen sich Shamata-Stufen und die einzelnen Vertiefungen einander zuordnen ?
    Oder sind da fließende Übergänge ?


    Das wäre eine gute Frage für einen Geshe oder einen anderen buddhistischen Gelehrten. Es müsste jemand beantworten, der beide Lehrsysteme wirklich kennt.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • RolfGe:

    Hm,
    wenn Ayya Khema Recht hat und jeder meditierende Geist den gleichen Weg nimmt,
    müsste das ja unabhängig von Lehrsystemen... [sein]
    Rolf


    Ja, ja, das ist alles unabhängig von Lehrsystemen - aber ohne irgendein Lehrsystem würden die Bezeichnungen "Jhana" und "Shamatastufen" nicht existieren.
    Also muss man die beiden Lehrsysteme schon kennen, um da vergleichende Beziehungen zu ziehen, gell?


    Wenn man nur ein Lehrsystem kennt, sagt man: "Das ist alles so und so und von was anderem hab ich noch nie gehört." (Sowas kann man hier endlos lesen. :roll: )
    Wer keins von beiden kennt, sagt vielleicht "Meiner Meinung nach ist es so und so..."


    Beides nutzt Deiner Frage nichts.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Hallo,


    habt ihr eine Leseempfehlung für die Shamatha-Stufen?


    Danke,
    Florian

  • Hab hier was in diesem Forum gefunden: http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=2&t=9875


    Ich bezweifle, dass es sich eindeutig zuordnen lässt. Es gibt nicht einmal einen eindeutigen Konsens darüber wie genau die Jhanas definiert werden sollen. Es gibt harte als auch weiche Jhanas.


    Ich kenne noch dieses Buch von Alan B. Wallace: "Die Achtsamkeits-Revolution: Aktivieren Sie die Kraft der Konzentration"


    Es ist ja auch so, dass je nachdem welches Objekt genutzt wird die Versenkung davon gefärbt wird. Der Fokus kann auch bei etwas formlosen liegen wie z.B. dem Raum des Geistes oder kognitiver Klarheit.

  • Hallo,


    vielen Dank für die Leseempfehlungen. Den internen Link von EinGedanke habe ich mir angeschaut und auch die Harvard-Vorlesungen vom Dalai Lama. Dies war eines meiner ersten Bücher. Und obwohl ich im dem Buch gefühlt die Hälfte mit einem Textmarker markiert habe, habe ich dies vorher nicht interessant gefunden.


    Gruß
    Florian

  • Um die Shamatastufen und die Jhanas kompetent vergleichen zu können, müsste man beides meditiert und erfahren haben. Um zu solchem Schluss kommen zu können bedarf es also viel Erfahrung und jahrzehntelanger tiefer Übung. Meiner Meinung nach.
    Was will einer vergleichen, wenn er nur davon gelesen hat?

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Hallo Losang Lamo
    Ich weiß nicht ob man so weit gehen muß.
    Vielleicht sind es ja nur verschiedene Beschreibungen/ Namen des Gleichen,
    vielleicht sind einfach die Schwerpunkte etwas verschieden o.ä.


    Ich habe gerade die Idee, eine ehem. Mitstudentin die die Jhanas kennt und bei Ayya Khema
    gelernt hat zu kontaktieren und nach ihrer Meinung zu fragen.
    Vielleicht kann sie was beitragen..
    Schönes WE


    Rolf

  • Hallo,


    Losang Lamo:

    und jahrzehntelanger tiefer Übung. Meiner Meinung nach.


    naja, so pessimistisch wäre ich jetzt nicht, um in Jahrzehnten zu denken.


    Losang Lamo:

    Um die Shamatastufen und die Jhanas kompetent vergleichen zu können, müsste man beides meditiert und erfahren haben.


    Mein erster Erklärungsansatz wäre, dass die Shamatha-Stufen den Jhana vorangestellt sind und das bezeichnen, was man im Theravada als vorbereitende Sammlung und angrenzende Sammlung kennt. Falls dies stimmen sollte, hat man die Shamatha-Stufen erfahren, wenn man das 1. jhana kennt.


    Gruß
    Florian

  • Buddhaghosa:


    Mein erster Erklärungsansatz wäre, dass die Shamatha-Stufen den Jhana vorangestellt sind und das bezeichnen, was man im Theravada als vorbereitende Sammlung und angrenzende Sammlung kennt. Falls dies stimmen sollte, hat man die Shamatha-Stufen erfahren, wenn man das 1. jhana kennt.


    Möglich.


    Mein Punkt ist nicht "Pessimismus", sondern die Ahnung, dass der Vergleich nicht so simpel ist. Vom Mahayana-Standpunkt aus kann man auch nicht einfach nur die Shamata-Stufen zu Rate ziehen, wenn man Vergleiche zu den Jhanas anstellen will. Es spielen wohlmöglich auch noch die acht Bodhisattva-Bhumis (Erleuchtungsstufen) mit hinein und was weiß ich noch.
    Mag sein, dass je mehr man drüber weiß, desto filigraner wäre die Antwort.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang:

    Zitat

    Also muss man die beiden Lehrsysteme schon kennen, um da vergleichende Beziehungen zu ziehen, gell?


    Gut,fangen wir mal damit an und fragen eine/n Yeshe :


    ye-shes:... tiefes Gewahrsein:... deep awareness:...skt.: jnana


    (Tibetisches Glossar Buddhistischer Fachbegriffe)


    1 Gedanke:

    Zitat

    Andersherum ist es so, dass die 9 Stufen so weit ich weiß außerhalb des Vajarayana nicht auf diese Weise präsentiert werden.


    Müsste man sich die Abidhamma der Trikaya anschauen.Glaub das kommt nur daher.


    Buddhagosa:

    Zitat

    Falls dies stimmen sollte, hat man die Shamatha-Stufen erfahren, wenn man das 1. jhana kennt.


    -Achtsamkeit- spielt also keine Rolle mehr in den weiter angrenzenden Jnana ?

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

  • Hallo Florian

    Zitat

    Mein erster Erklärungsansatz wäre, dass die Shamatha-Stufen den Jhana vorangestellt sind


    Über Stufe 9 beim Shamata sagt Wallace, das dies die absolute Superkonzentration ist. Erreichbar nach Monaten bis Jahren
    intensiver Übung unter entspechenden Retreat-Bedingungen bei begabten Meditanten.
    Erreichbar quasi nur für sehr wenige Menschen unter normalen Alltags-Umständen .


    Ayya Khema sagt hingegen in ihrem Buch, sie sei überrascht wie viele Menschen in der Lage sind, die ersten Vertiefungen zu erreichen.


    Das hört sich für mich widersprüchlich an !?


    LG Rolf