Dhamma ist keine leichte Kost - Schade ich meiner Freundin?

  • Liebes Buddhaland,
    meiner Freundin habe ich vor einigen Jahren ein paar Sachen über den Buddhismus erzählt und ihr, nachdem sie Interesse zeigte, auch ein Buch ausgeliehen (ich glaube, es war „Die ursprüngliche Lehre des Buddha und die moderne Naturwissenschaft“). Nach einigen Tagen gab sie es mir zurück und sagte, es wäre zwar interessant und einleuchtend, aber es deprimiere sie und löse Alpträume bei ihr aus.


    Seitdem bin ich mit dem Thema etwas vorsichtiger, aber immer, wenn es zur Sprache kommt (was dann doch gelegentlich passiert), läuft das Gespräch auf Vergänglichkeit hinaus und sie wird sehr schnell sehr still und fühlt sich sehr unbedeutend und empfindet alles als sinnlos und nicht zielführend, sowohl ihren Kinderwunsch als auch alles, was sie sich beruflich etc. vorgenommen hat (dazu kommt, dass sie eine starke Angst entwickelt, die Chance auf Erleuchtung/Stromeintritt, die sich ihr in diesem Leben als Mensch bietet, nicht wahrzunehmen und fühlt sich komplett überfordert).


    Da Buddhismus nicht Nihilismus ist und ich als Laienanhänger, der seine Praxis arg hat schleifen lassen, nicht unbedingt der beste Vermittler des Dhamma bin, habe ich mich heute Abend spontan entschlossen, ihr (mit ihrem Einverständnis) das erste Kapitel von „in den Worten des Buddha“ von Bikkhu Bodhi vorzulesen, in der Hoffnung, dass der gute Mann einen etwas sachter und behutsamer an die ganze anicca-Problematik hinführt. Nach der ersten Lehrrede (es ging gleich mit SN 3.3 los, meiner Meinung nach ein mittelgroßer Vorschlaghammer) hat sie geweint und wollte die nächsten 15 Minuten nicht reden. Nach einer kurzen Verdauungspause konnte ich sie ein bisschen beruhigen.


    Mir ist klar, dass Buddhismus keine Kuschelreligion ist und dass manche Erkenntnis ordentlich weh tut, aber lieber Himmel – muss das so sein? Ich denke langsam, ich sollte die Finger davon lassen, bevor ich richtig Mist baue und in ihrer Gegenwart nicht mehr davon sprechen…
    Andererseits denke ich natürlich, dass sie vom Dhamma auf längere Sicht nur profitieren kann. Habt ihr hier ein paar Ideen, wie ich mich in der Sache verhalten soll?


    Vielen Dank im Voraus und entschuldigt die vielen, vielen Worte, ich wollte den Sachverhalt nur möglichst klar darstellen… Ist mir wichtig.

    Nicht erkanntes werde ich erkennen.

  • Lieber looque,


    ich würde vorgehen, wie bei Problemen mit mir selber: die Sache erst mal gut kennenlernen, betrachten, was los ist, verstehen. Deine Freundin wird sich freuen, wenn du als Mensch Interesse an ihr und ihren gefühlsregungen zeigst, ohne den Umweg über ein Buch zu nehmen.

  • Hallo looque,


    Dhamma sollte befreien und keine Angst auslösen. Ich sehe es ähnlich wie Du, daß eine echte Auseinandersetzung mit der Lehre natürlich alte Muster aufhebt und damit auch Verunsicherung bringt, aber das sollte durch den Zugewinn mehr als ausgeglichen werden.


    Wenn Deine Freundin von sich aus Fragen hat, beantworte diese so gut und so ehrlich wie Du kannst. Versuche nicht, zu missionieren.


    Bald ist Vesakh. Vielleicht gibt es ja bei euch in der Nähe ein Zentrum, das dies feiert. Ihr könntet ja mal zusammen hingehen, damit deine Freundin sieht, daß die meisten Buddhisten recht normale Leute sind, die genauso Kinder haben oder ihren beruflichen Zielen nachgehen wie andere auch.

  • Mit Sutren anzufangen halte ich für unklug. Schon gar bei jemandem, der so ängstlich ist.
    Wie wär es mit Jack Kornfield? Den halte ich für geeigneter.
    "Das weise Herz" (gibt es auch als Hörbuch)
    "Frag den Buddha und geh den Weg des Herzens"
    "Geschichten des Herzens"
    (Das letzte ist eine Sammlung von Geschichten aus allen möglichen Religionen)
    Diese Sachen sind wirklich gut zu verstehen und Kornfield ist sehr sehr einfühlsam.


    Und sonst lass sie einfach in Ruhe und bedränge sie nicht. Gerade so Dinge wie anicca setzen eine stabile Psyche voraus.
    Wir fangen deshalb für gewöhnlich nicht mit den Hämmern an, sondern mit Übungen wie den Paramitas. Diese stabilisieren und sind die Schaufelbagger der Psyche, so empfinde ich es jedenfalls. Opferrituale, Niederwerfungen, Visualisierungen (für die Tibeter unter uns), das halte ich alles für vorbereitende (nicht nur) und stabilisierende Übungen.
    Aber wirklich nur, wenn sie Interesse für sich selbst hat. Am besten geht sie dann ohnehin in ein Zentrum mit einem Lehrer. Will sie nur wissen, was Du da tust, dann sag ihr das so einfach wie möglich, und gut ist es.


    Vielleicht lebst Du ihr was vor, was ihr Angst macht? Redest zuviel von Vergänglichkeit und so was?
    Die Menschen spüren, wenn wir nicht authentisch sind. Und vor allem spüren sie, wenn wir den Dharma vor uns her tragen wie eine Drohung.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • looque:

    Ich denke langsam, ich sollte die Finger davon lassen, bevor ich richtig Mist baue und in ihrer Gegenwart nicht mehr davon sprechen….


    So handhabe ich das seit ich erkannt habe das man niemanden verändern kann, wenn er/sie nicht selbst dazu bereit ist. Und es ist auch um einiges toller und angenehmer wenn dann Freunde, Verwandte oder gar Fremde von sich aus auf dich zukommen und etwas von dir erfahren möchten, weil du anfängst aus dir selbst heraus zu wirken. Und erst dann kann man anderen wirklich eine Hilfe sein.


    Kleine persönliche Anekdote dazu: Als ich anfing mich mit buddhistischer Praxis auseinanderzusetzen bin ich meiner Mutter immer wieder auf den Senkel gegangen wie toll und wichtig und einfach und nützlich und so weiter das doch ist, und das ihr das überhaupt nicht schaden könnte es auch mal zu probieren. Ich merkte zwar das das bei ihr zwar ankommt, aber nicht wirklich unter die Oberfläche ging. Und weil ich hauptsächlich nur von der Praxis sprach, und sie nicht habe einfach nur wirken lassen können, hat das ganze mehr Stress und Spannung ausgelöst als alles andere. Nach ein paar Jahren dann, wo ich schon lange kein Wort mehr darüber sprach, fragte sie mich auf einmal ob ich vielleicht Meditations-Tipps für sie hätte. Da wusste ich, jetzt wollte sie es von sich aus. Und obwohl es um genau die gleiche Sache wie von Anfang an ging, veränderte erst ihre innere Bereitschaft alles.


    Man muss sich und seine Umwelt sehr genau kennenlernen um sehen zu können wann und vor allem wie man wirklich von Nutzen sein kann. Und man muss auch nicht unbedingt vom Buddhismus sprechen um anderen etwas von Freiheit und Nicht-Anhaftung näherzubringen. Das geht auch wenn man mal einfach nur im Haushalt mithilft und in den richtigen Momenten verständnisvoll und still ist...

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Und man muss auch nicht unbedingt vom Buddhismus sprechen um anderen etwas von Freiheit und Nicht-Anhaftung näherzubringen. Das geht auch wenn man mal einfach nur im Haushalt mithilft und in den richtigen Momenten verständnisvoll und still ist...


    Genau so.
    Missionieren geht gar nicht.
    Funktioniert einfach nicht.
    Hör auf, vom Buddhismus zu reden, und praktiziere auf dem Kissen und im Alltag. Wenn du dich positiv veränderst (dazu gehört auch, sich mit Nicht-Buddhisten zu harmonisieren und ihre Art zu Leben zu respektieren), wird sie dich irgendwann fragen, wie du das machst.

  • Bei mir hat "Buddhismus" genau das Gegenteil bewirkt, ich wollte aber auch aus der Angst raus.
    Verzweiflung muss erst sein damit ich aus dem Ver-zwei-feln den Weg finde der mich von Angst befreit.
    Ich würde ehr damit aufhören meiner Freundin, die so reagiert, mit Buddhismus zu kommen. Es könnte sein das sie sich von mir befreit. :)
    Buddhaworte verwende ich, bei meinem Partner, nur dann wenn ich weiss das sie genau das Leiden lösen das er jetzt hat.
    Er ist genauso mein "Buddha" obwohl er nichtmal weiss wo Buddhaworte zu finden sind noch irgendein Interesse dran hat sie zu suchen.
    Wir sind zusammen weil wir unsere Leiden heilen können und es tun, wir lieben uns eben nur.

  • Hallo looque,


    ich habe irgendwie den Eindruck, dass hier insgesamt etwas im Argen ist. Wenn jemand so extrem emotional auf den Kontakt mir dem Buddhismus reagiert, dass das eigene Leben aus dem Gleichgewicht gerät, dann scheinen mir tieferliegende Probleme zu existieren. Die sollten erstmal aufgedeckt und gelöst werden, bevor man sich mit dem Buddhismus auseinandersetzt.


    Außerdem ist "missionieren" gar keine gute Idee. Man kann etwas vorleben und den anderen so für das Thema sensibilisieren, aber auch nur zu versuchen, jemanden aktiv zu bekehren, wird in den seltensten Fällen ein gutes Ende nehmen. Meine bessere Hälfte ist in der christlichen Kirche und akzeptiert, dass ich Buddhist bin. Mehr kann und will ich nicht verlangen. Wenn sie jemals von alleine auf die Idee kommt, sich mit dem Buddhismus näher zu befassen, bin ich bereit sie zu unterstützen. Aber selbst dann ist es kein Selbstläufer, wie man an den Diskussionen hier im Forum leicht erkennen kann. "Den" Buddhismus gibt es eben nicht.


    Lg


    Milou

    "... Wer jedoch nur Ochsenscheiße hat im Geist, der sieht nur Ochsenscheiße überall."

  • looque:


    Ich denke langsam, ich sollte die Finger davon lassen, bevor ich richtig Mist baue und in ihrer Gegenwart nicht mehr davon sprechen…


    Halt einfach den Schnabel, befreie Dich erst mal selbst und dann erledigt sich das Ganze von alleine.
    _()_c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Du hast nur von deiner Freundin Reaktion geredet, aber was ist mit dir?
    Was erwartest du denn von ihr oder deinen Zuhörern?
    Vielleicht ist es deinem Mitteilungsbedürfnis zuträglicher, wenn du eine Gruppe findest, die dein Interesse am Buddhismus teilt?

    Einmal nur noch möcht ich wandern, in der großen Wanderschaft,
    Einsam, ohne einen andern, bis verhaucht die letzte Kraft.
    Sterbend möcht den Blick ich lenken auf das Schneeland himmelhoch,
    Sterbend noch des Lehrers denken und der Lehre, die nie trog.

  • Ich kann diese teils verdammenden Beiträge nicht so recht verstehen.
    Von dem was du sagst und wie du deine Fragen äußerst, kann ich nichts Schlechtes sehen in deinen Handlungen und darin liegenden Intentionen.


    Denke reflektiert genug bist du, deine Intuition wird dich schon gut leiten, und was andere von weit außerhalb sagen, kann dir wohl kaum helfen. Einfühlsam und fürsorglich kommst du mir allemal rüber. Ich denke, solange deine Freundin dich hat, wird es ihr schon gut ergehen.


    Ich habe jedenfalls das Gefühl, du hast ihr schon was Gutes getan. Also mach dir mal nicht zu viele Sorgen und bleib vor allem im Frieden mit dir selbst und sei ihr doch ansonsten einfach weiterhin ein guter Halt. Und denk an die Bambusakrobaten. ;)



    _/\_

  • Vielleicht hat die Angst Deiner Freundin auch gar nichts direkt mit dem Buddhismus zu tun.


    Waere es mir als junger und ernsthaft verliebter Mensch passiert, dass mein Partner mir leidenschaftlich etwas von der Vergaenglichkeit aller Dinge erzaehlte, haette ich es damals vermutlich in den falschen Hals bekommen ....


    Ist nur so'ne Idee ;)

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

  • 1. Lesebuddhismus ist mangelhafte Praxis.
    2. Den Weg geht man alleine, nicht in einer Partnerschaft.
    3. Vorgelesen wird Kindern oder Alten, anderen nicht.
    4. Für den Abend mit der Freundin muss dir was Besseres einfallen.

  • Bettler:


    4. Für den Abend mit der Freundin muss dir was Besseres einfallen.


    Grenzüberschreitendes Geschwafel. Altherrenwitz. :P

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • looque:

    Seitdem bin ich mit dem Thema etwas vorsichtiger, aber immer, wenn es zur Sprache kommt (was dann doch gelegentlich passiert), läuft das Gespräch auf Vergänglichkeit hinaus und sie wird sehr schnell sehr still und fühlt sich sehr unbedeutend und empfindet alles als sinnlos und nicht zielführend, sowohl ihren Kinderwunsch als auch alles, was sie sich beruflich etc. vorgenommen hat (dazu kommt, dass sie eine starke Angst entwickelt, die Chance auf Erleuchtung/Stromeintritt, die sich ihr in diesem Leben als Mensch bietet, nicht wahrzunehmen und fühlt sich komplett überfordert).


    Das bedeutet doch dass sie schon einen tieferen Einblick in die Vergänglichkeit hat, viele Menschen kommen gar nicht dahinter dass die Vergänglichkeit die ganze Lenbensvorstellung in Frage stellt und sehen keinerlei Problem darin, sich im Unbeständigen so gut wie möglich einzurichten.


    Auch ist sie sich offenbar der Konsequenz dieser Einsicht bewusst - aber einen Ausweg aus dem Unbeständigen zu finden bedeutet für einen Laienanhänger meistens nicht in diesem Leben Erleuchtung zu erlangen, sondern Sittlichkeit, Sammlung und Weisheit nur so schnell zu entwickeln, soweit man dazu eben bereit ist. Durch die Zielsetzung der Befreiung, mittels allmählichem Fortschritt, wäre der Vergänglichkeit wesentlich die Tragik genommen und es käme zu keiner Überforderung. Der Buddhismus muss weder kuschelig noch beinhart sein, aber ein sanfter, sinnvoller und beglückender Mittelweg kann er wohl sein.


    Schöne Grüße,
    mukti

  • ich sehe auch "potential".. :badgrin:


    aber vorsicht: es gibt kein weg zurück ;)

  • @looqe


    Also ich habe nach meiner ersten Meditation in einem Zentrum etwa zwei Stunden am Stück geheult. Danach habe ich dies einem guten Freund erzählt, der schon lange Buddhist ist, und er lachte nur und meinte, dann hätte ich sicher schon im letzten Leben viel meditiert. Auch wenn es in unserer Modernen westlichen Gesellschaft nicht als schick gillt Tränen zu zeigen halte ich dies für eine völlig normale und vor allem gesunde Reaktion, wenn einen etwas wirklich berührt. Ich weine zwar sehr selten, aber mit kommen z.B. immer die Tränen wenn ich Videos über den Mauerfall sehe. Keine Ahnung warum eigentlich, da ich selber Wessi bin und eigentlich dazu keinen persönlichen Bezug habe. Vielleicht erkennt Deine Freundin einfach, dass es im Buddhismus um eine sehr Grundlegende Sache geht. Ja um die wichtigste Sache die wir in unserem kurzen Leben vielleicht erkennen können. Sie sollte sich dabei nicht einem Leistungsdruck unterziehen nach dem Motto: Schaffe ich den Stromeintritt oder Erleuchtung in diesem Leben oder nicht. Die Tatsache, dass sie beim lesen eines buddhistischen Buches so gerührt ist, dass ihr die Tränen kommen, deutet für mich darauf hin, dass sie bereits offen ist für einen spirituellen Weg. Und dies ist bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Die meisten Menschen sind leider nicht wirklich offen dafür selbst wenn sie sich als religiös bezeichnen. Das erste Erwachen ist wie ein kleines Pflänzchen. Es ist vielleicht noch sehr zart und schwach aber es trägt bereits kleine Blüten die andere Wesen berühren.Bei vielen wird das Interesse an Spiritualität ja erst dann geweckt wenn sie scheinbar alle Weltlichten Ziele wie Familie, Kinder und Beruf erreicht haben. Oder eben diese Ziele durch Schicksalsschläge wie Krankheit , Alter und Tod nicht mehr erreichbar sind bzw. ins Wanken geraten. Unterstütze Deine Freundin doch einfach ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Entweder gemeinsam mit Dir oder alleine. Du kannst ihr nur eine Tür öffnen und ihr die Richtung zeigen. Aber sie wird ihre eigenen Schritte wagen müssen und Du kannst Sie dabei Unterstützen und ihr Halt geben. Das ist ja das schöne an einer Beziehung, in der die spirituelle Entwicklung einen Raum hat. Ich wünsch euch beiden viel Kraft auf dem Weg.

  • Aus dem Dhammapda:


    „Triffst du nicht Bess're oder Gleiche, geh allein, Auf deinem Weg; laß dich mit Toren niemals ein! (61. Vers)“


    Auf Deinem Weg meint hier nicht gleich, dass Du Dich von Deiner Freundin trennen sollst. Gehe Deinen Weg, den achtfachen Pfad, für Dich, wenn Du niemanden hast, der mitgeht oder Dich führt. Oder anders formuliert, suche Dir Gleichgesinnte, wenn Du Gesprächsbedarf hast.


    Oja, und nenn' Deine Freundin niemals Torin ;)


    Viel Glück Euch beiden!

    Liebe Grüße vom Niederrhein,


    Der Vogel


  • Hallo looque


    Der Buddha benutzte keinen "Vorschlaghammer".


    Heute wird ein an Buddhismus Interessierter gleich zu Anfang mit den Vier Edlen Wahrheiten oder ähnlichem konfrontiert, und viele sind davon überfordert.


    Der Buddha selbst glättete erst den Geist seines Gesprächspartners mit Lehrreden über die goldene Regel, Ethik, Freude am Geben, usw., bevor er überging zu dukkha, anicca & anatta.


    Wirkliche Erkenntnis tut nicht weh (dukkha), sondern wirkt befreiend (von dukkha).


    Liebe Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Frank1:

    Ich habe, wo ich den deprimierenden Gedanken abgelegt habe, der natürlich überhaupt keinen Sinn macht, mir gesagt, sollte es doch so sein werde ich nicht ins NIrvana eingehen, sondern böse Sachen machen, damit ich weiterleben kann, weil mir das Spaß macht. Aber dies zeigt schon wie schwachssinnig die Idee des völligen Auflösens ist.


    Schwachsinnig ist nicht die Idee von der Auflösung des Leides sondern
    Schwachsinnig ist der Glaube etwas böses machen zu müssen um die
    Auflösung des Leidens zu verhindern. Deprimierend ist es nur zu sehen
    wie groß das Unwissen ist, aber nicht die Auflösung vergänglicher Dinge
    die sowieso der Vergänglichkeit unterliegen. Da kannst du soviel böses
    tun wie immer du willst, die Vergänglichkeit wirst du damit nicht aufhalten können.


  • Frank, Du brauchst nichts böses zu tun, um im Daseinskreislauf zu bleiben. Solange noch Anhaften am Daseinskreislauf besteht, kann man ihn nicht verlassen. Gute oder böse Taten entscheiden dann aber darüber, wo man sich in diesem Kreislauf wiederfindet.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Frank1:


    Ich habe, wo ich den deprimierenden Gedanken abgelegt habe, der natürlich überhaupt keinen Sinn macht, mir gesagt, sollte es doch so sein werde ich nicht ins NIrvana eingehen, sondern böse Sachen machen, damit ich weiterleben kann, weil mir das Spaß macht. Aber dies zeigt schon wie schwachssinnig die Idee des völligen Auflösens ist.


    Bedenklich.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • looque


    Lebe deinen buddhistischen Weg und sei alleine damit. Natürlich möchte man am Anfang Gott und die Welt mit der Lehre Buddhas erreichen,
    besonders wenn es deine Freundin ist. Hatte ich auch das "Problem" vor ein paar Jahren. Seitdem habe ich die Sinnlosigkeit dieser Vorgehensweise
    erkannt.


    Es wird oft betont, dass nur ein gutes Karma das Herz für die Lehre öffnet. Könnte man so sagen, jedoch ohne sich dabei besonders vorzukommen.
    Jeder Menschenweg ist gleichwertig. Dies wahrhaft einzusehen, bedeutet das Ende von missionarischen Bemühungen.


    Ausserdem ist es schwer bis nahezu unmöglich, jemandem die Buddha Lehre nahe zu bringen, der nicht schon eingesehen hat, das dieses Leben leidvoll ist.
    Wer zu sehr an der Welt hängt, für den sind Buddhas Worte reines Gift.

  • hallo looque,
    ich kann deine (mittlerweile vielleicht schon verjährte bzw. vermonatete) Problematik verstehen.
    ich schließe mich der erfahrung an, dass das verstehen der buddhistischen lehre eher ein befreiendes gefühl auslöst kein depremierendes.
    ich denke eher, das das ego deiner freundin versucht sich zu schützen. das ist eine normale reaktion die bei jedem ausgelöst wird. jedes ego versucht sich erst mal vor seiner auflösung zu schützen. meins auch immer wieder mal :)
    ich verstehe, das du dich mitteilen möchtest. ich z.b. wohne in einer buddhistischen wüste. das gute kharma mich mit gleichgesinnten austauschen zu können blieb mir bisher verwehrt. also mussten meine partner herhalten wenn es darum ging fragen zu diskutieren oder inspiration zu bekommen oder einfach nur tatkraft für die praxis zu entwickeln. sobald ich das thema angeschnitten, inspirierende passagen vorgelesen oder beobachtungen mitgeteilt hatte.....waren sie auch schon eingeschlafen. wenn ich stundenlang über vorhänge rede oder sonstigen nonsense tun sie das nicht....(was ich verstehen könnte) doch sobald das thema auf den buddhismus fällt, fallen meine gesprächspartner ins koma. das bedeutet letzendlich nichts anderes, als das die worte bereits wirkung zeigen. das ego des gegenüber hat erkannt, das gefahr für es besteht und schützt sich. leider kann man sich mit schlafenden personen schlecht austauschen. :)
    mittlerweile habe ich akzeptiert, das der weg (der auch von jesus als alleingang aufgezeigt wurde) allein beschritten werden muss. wenn man einen partner hat, der nicht in der selben schiene läuft ist das sehr schwierig. sie bekommen nicht die resonanz die sie erwarten weil man schlichtweg ein anderes weltbild hat. und da ich persönlich meine spirituelle entwicklung nicht unter eine partnerschaft ordnen kann, hat es bisher bei mir auch nicht funktioniert.


    das mit der kuschelreligion find ich witzig. aber letztendlich ist keine religion eine kuschelreligion ausser vielleicht die moderne esotherik, die letztlich nur versucht zu betäuben oder schönen lack auf den rost zu legen, der doch irgendwann wieder abplatzt und man muss sich eine neue dosis besorgen. auch für einen christen ist es nicht leicht in schweren stunden auf gott zu vertrauen und für viele ist es auch nicht leicht zu teilen. sie haben lediglich eine größere gemeinde in der sie sich kuschlig aufgehoben fühlen können, die sie jeodch oft nur in ihren fehlverhalten bestärken statt sie zu belehren, ist also auch nicht das gelbe vom ei.
    in der bagavatgidha steht: das wahre glück schmeckt erst wie gift und dann wie honig. und das falsche glück schmeckt erst wie honig und dann wie gift.
    kuschlig ist also keine religion. kuschlig sind die früchte der richtigen übung.


    last but not least kann ich dir aus erfahrung sagen. mir gings genauso nur das meine partner nicht geweint sondern geschlafen haben. ich hätte auf keinen fall nicht darüber reden können und ich bin froh das ich diese erfahrung gemacht habe. da es mein verständnis über andere nichtpratikizierende menschen erweitert hat.
    auch ich hatte übrigens mal panik ich könnte den stromeintritt nicht schaffen :) drei jahre hatte ich mich gemartert ich muss jetzt meditieren, warum schaffe ich es nicht mehr. bis ich erkannt hatte, das ich noch wünsche und sehnsüchte in der materiellen welt hatte, die gelebt werden mussten um die erfahrung zu bekommen, dass sie leer sind. manche dinge kann man nicht ermeditieren, die muss man erfahren... alles auf dem weg gehört dazu....


    lg aelfreda