Was bedeutet Mitgefühl im Buddhismus und wie lebe ich ihn?

  • Mitgefühl entsteht aus Liebe. Liebe entsteht aus Wertschätzung. Wertschätzung entsteht aus Dankbarkeit und diese entsteht aus dem Bemerken, auf welch vielfältige Weise ein Wesen mit einem anderen verbunden ist. Wenn da Liebe ist, dann wird da auch Mitgefühl sein, das so große Wertschätzten eines anderen Wesens, dass es unerträglich ist, es leiden zu sehen.
    Vielleicht kannst du aus der Schädigung, die du erfahren hast, etwas Positives ziehen, das eine Grundlage für Dankbarkeit wäre?
    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • B-NRW: Erkundige Dich mal nach Metta-Meditation.
    Und dann brauchst Du noch etwas Geduld. Wird schon werden, ich drück die Daumen.
    Jedenfalls brauchst Du es nicht aufzusetzen, es entsteht mit der Zeit und der Übung von selbst und natürlich. Zur Übung kann man auch mit der Zeit immer schwierigere Menschen gut gebrauchen - aber erstmal mit kleinen Schritten anfangen, sonst ist es eine Überforderung.
    Viel Erfolg.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Danke für eure wertvollen Gedanken und Ratschläge. Der Hass kommt meistens bei mir hoch, wenn es mir schlecht geht und ich an vergangene Ereignisse denke wie z. B. ein früherer Freund der mich ausnutzte und ich mich frage, warum ich so blöd war. Aber dieser immer wieder hochköchelnde Hass macht mich fertig und krank.

  • Buddhist-NRW:

    Aber dieser immer wieder hochköchelnde Hass macht mich fertig und krank.


    Und es ist sehr gut, dass du das siehst. Denn viele halten dann an diesem Hass auch noch fest. Aber vielleicht hilft es Dir zu überlegen, dass dieser Freund seinerseits Sklave seiner negativen Gefühle war. Das macht ihn nicht besser oder schlechter, aber vielleicht hilft es Dir mehr inneren Abstand zu gewinnen.


    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

    • Offizieller Beitrag
    Buddhist-NRW:

    Danke für eure wertvollen Gedanken und Ratschläge. Der Hass kommt meistens bei mir hoch, wenn es mir schlecht geht und ich an vergangene Ereignisse denke wie z. B. ein früherer Freund der mich ausnutzte und ich mich frage, warum ich so blöd war. Aber dieser immer wieder hochköchelnde Hass macht mich fertig und krank.


    Ersteinmal ist es wichtig, den Hass genau betrachten. Oftmals bringt man es ja nicht mit seinem Selbstbild in Einklang, voller Hass zu sein weswegen man den Hass verdrängt. Ich habe feststellen können, dass er dann manchmal im Bezug auf alles möglich auftaucht, das mit den wahren Gründen nichts zu tun hat. Wenn ich Hass auf jemanden empfinde, dann kann es sein, dass die betreffende Person nur ein Auslöser ist und nicht der eigentliche Grund.


    Der Hass genau zu betrachten macht auch insofern Sinn, als da etwas anderes drunter sein kann. Es kann z.B sein, dass du weil du von deinem Freund aufgenutzt wurdest innerlich sehr verletzt bist. Und wenn du an die verletzte Stelle kommst, den Schmerz nicht aushälst und ihn in Wut und Vorwürfen ausagierst. Viele wütende Kinder sind in Wirklichkeit heulende Kinder. Von daher ist es wichtig, sich da selbst in seiner Verletzheit geduldig und mit viel Freundlichkeit anzunehmen und auzuhalten. Was ja nicht unbedingt leicht ist. Manches was auf RTL läuft ist erträglicher als mein Kopfkino ...


    Meditation ist da eine gute Gelegenheit, weil wir das uns selber und unseren diversen Impulsen ausgeliefert und von daher zur Freundlichkeit verurteilt sind um nicht gegen den Wind zu pissen. Wenn ich bei einem Streit wütend werde, dann meditiere ich immer gleich. Auch um zu sehen, wie sich die Situation jenseits von Rationaliserungen und Anschuldigungen anfühlt.


    Wut ensteht ja in der Enge aus einem tiefen Gefühl der Hilflosigkeit, wo man sich als Opfer fühlt, das sich wehren muss. Indem man sich selber in seiner Hilflosigkeit annimmt, schafft man den inneren Freiraum auch anderes zu fühlen und zu denken. Erst wenn dieser innere Freiraum da ist, macht es Sinn sich mit dem konkreten Anderen auseinander zu setzen.

  • Buddhist-NRW:

    Ich frage mich ernsthaft wie ich mitfühlender und weniger Hass entwickeln kann auf Menschen, die mir sehr geschadet haben.


    Das ist schwierig. 1/3 der Arbeit ist erledigt, wenn Du es schaffst, ein eiziges Mal die Unterscheidung zu machen zwischen den Taten, die Dir geschadet haben und dem Täter. Das zweite Drittel besteht darin, zwischen dem Täter und dem Menschen dahinter zu unterscheiden.


    Ich habe keine Idee, was zwischen euch vorgefallen ist, aber egal was dieser Mensch getan hat, er hat in seinem Leben bestimmt noch anderes getan, auch Positives. Auch dieser Mensch möchte glücklich sein, frei von Leiden, genau wie Du. Wenn er sich Dir gegenüber ethisch negativ verhalten hat, hat er damit nicht nur Dir, sondern auch sich selbst geschadet. In seiner menschlichen Entwicklung aber zum Beispiel auch ganz praktisch, indem er eure Freundschaft belastet oder zerstört hat.


    Hass fügt Dir Schaden zu, nicht dem Objekt Deines Hasses. Hass macht krank, geistig wie körperlich. Lass los...

  • void:


    Wut ensteht ja in der Enge aus einem tiefen Gefühl der Hilflosigkeit, wo man sich als Opfer fühlt, das sich wehren muss. Indem man sich selber in seiner Hilflosigkeit annimmt, schafft man den inneren Freiraum auch anderes zu fühlen und zu denken. Erst wenn dieser innere Freiraum da ist, macht es Sinn sich mit dem konkreten Anderen auseinander zu setzen.


    Unterschreibe ich völlig.
    Bleibt die Frage wie man dahin kommt? Hm, das mögen weisere beantworten, ich kann dir nur verraten wie man nicht dahin kommt. Jedes gedankliche aufwärmen und folglich wiedererleben der negativen Gefühle ist "unheilsam".
    Das Leben findet nicht im Präteritum statt. Und im Konjunktiv schon mal garnicht.
    Durchdenke unschöne Situationen nur solange, bist du ein Verhaltensmuster entdeckt hat, das dich in Zukunft besser handeln lässt.


    Exkurs:
    Tue dies aber erst nachdem du dich einigermassen gesammelt hat. Solange noch Cortisol/Adrenalin deinen Körper/Geist flutet, regiert der Autopilot, der dir die Türen zu höheren Kognitionen versperrt. Versuch mal während sportlichen auspowerns eine Kopfrechenaufgabe zu lösen. Die, die tief verankert sitzen, wirst du uU sogar noch schneller als normal abrufen können, die bei welchen du nur etwas rechnen musst, werden dir ungleich schwerer fallen. Übrigens auch ein guter Indikator für emotionale Anspannung (und auch hervorragendes Beruhigens-Mittel): solange du Rechen-Aufgaben die du sonst (vielleicht schwer, aber auf jeden Fall) im Kopf lösen kannst, nicht lösen kannst, bist du noch viel zu angespannt um dich dem Thema zu widmen. Also multipliziere erstmal noch ein paar Minütchen anspruchsvoll, das fährt wunderbar runter und trainiert ganz nebenbei dein Arbeitsgedächtnis.
    Exkurs Ende.


    Hast du also einen Verhaltens-"Algorithmus" für die Zukunft gefunden, dann entsorge mental die Situation. Das wird wahrscheinlich nicht komplett gelingen. Ständig wird ein kleiner Reiz, die Situation triggern und dir ins Voll-Bewusstsein schicken. Hier kannst du dir aber sagen: Stopp, ich ich kenne die Situation und habe bereits eine Lösung. Hab ich ein reiferes Update? Nein? Gut, dann danke der Nachfrage, aber leg dich beruhigt wieder schlafen.
    Unterm Strich geht es darum die damit negativ assoziereten Gefühle so gering wie möglich zu halten. Im Idealfall natürlich durch Positive zu ersetzen, aber solange das nicht gegeben ist, ist einstweilen sanftes zur Tür geleiten, die beste Alternative.


    In deinem obigen Beispiel heisst das:
    XY hat mich ausgenutzt. Was ist mein Verhalten in der Zukunft? Ich werde seine Anliegen hochkritisch hinterfragen, sobald er an mich herantritt. Muss ich noch mehr durchdenken? Hilft es mir, wenn ich ihm sein Fehlverhalten unter die Nase reibe? Wahrscheinlich! Hilft es mir dabei so sachlich wie möglich zu bleiben? Ganz bestimmt! Hilft es mir, wenn ich bei Nichteinsichtigkeit und ausbleibender Entschuldigung laut und anklagend werde? Vielleicht kurzfristig aber insgesamt wohl eher nicht! Falls er sich entschuldigt, glaubhaft Reue gelobt, bin ich dann bereit ihm absolut zu verzeihen? Ich denke, ich sollte. Aber ich behalte mir vor ihn einstweilen kritisch zu beäugen! Muss ich mich schämen, falls es mir das Verzeihen nicht komplett gelingt? Nein, ich bin einfach noch nicht weiter, aber ich arbeite dran und nur das zählt!
    Brauch ich noch weitere Infos? Helfen mir Aufzählungen seiner schlechten sonstigen Angwewohnheiten? Meiner Guten? Gedanken an ähnliche Situationen? Eindeutig nein! Also Thema beendet? Thema beendet!


    Kommt das Thema öfter wieder hoch, kurz sinnen ob du mittlerweile neue, bessere Antworten hast. Falls nicht, sofortiges, sanftes Hinausbegleiten.


    Keine Ahnung ob du auch an der Ausmaleritis leidest. Ich stelle mir immer Situationen so detailliert wie möglich vor und führe die Gespräche im Geiste. Ich habe bislang nicht ein einziges Mal erlebt, das die Situation dann auch nur ansatzweise wie ausgemalt ausgegangen ist. Ich habe das jetzt als (für mich) komplett unbrauchbar erkannt. Sachliche Algortihmen-Stichpunkte wie oben sind viel zielführender, zeitsparender und einfacher umzusetzen. Insbesondere wenn man viele Negativ-Ergebnisse antizipiert ist man beim sachlichen durchdenken vor negativen Emotionen großteils geschützt und hat im Eintrittsfall einen Verhaltensvorschlag parat, den man dann nur noch (sachlich) kommunizieren braucht.

  • Simo:

    Mitgefühl entsteht aus Liebe


    Hi Simo,


    soweit ich das gelernt habe ist Liebe, d.h.also "liebende Güte" (also die altruistische Liebe) der Wunsch, dass alle Lebewesen glücklich sein mögen. Mitgefühl ist der Wunsch, dass alle Lebewesen frei sein mögen von Leid und von den Ursachen des Leids.
    (Wunsch wird hier nicht nur passiv verstanden werden, sondern auch als aktive Handlung !).


    Mitgefühl und liebende Güte sind also zwei gleichwertige Aspekte.


    Genauso gut könnte man deinen Satz umdrehen uns sagen: "Liebende Güte (also: Liebe) entsteht aus Mitgefühl".


    Du erweckst mit Deinem Satz den Eindruck, dass Liebe höherwertig ist als Mitgefühl.


  • Lieber Matthias,


    in meinen Augen hat es einen Sinn, dass die vier Unermesslichen angeordnet sind, wie sie eben angeordnet sind. Glaubst du, dass es möglich ist, Mitgefühl mit jemandem zu haben, den man nicht wertschätzt, ergo, von dem man nicht möchte, dass er glücklich ist, ergo, den man nicht liebt? Mitgefühl, welches nicht aus Liebe entstanden ist, ist kein Mitgefühl, sondern Mitleid, welches einem Selbst immer einen höheren Platz als dem anderen einräumt und stillschweigend dankbar ist, nicht in der gleichen Situation zu sein.
    Wahres Mitgefühl wird traditionell mit einer Mutter verglichen, die sieht, wie ihr einziges Kind gefoltert wird und es nicht ertragen kann, das zu sehen. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als dass das Kind frei davon sein möge und wird keine Mühe scheuen, das herbeizuführen. Glaubst du sie würde solches Mitgefühl empfinden, wenn sie es nicht liebte? (Ich gebe zu, dass hier die Liebe der Mutter nicht unbedingt auf Wertschätzung und Dankbarkeit beruht, als vielmehr auf einem gesunden instinktiven Impuls).
    In dieser Weise das Entstehen von Mitgefühl aus Liebe aufzuzeigen stellt in meinen Augen keine Hierarchie auf. Wenn ich Butter machen will, brauche ich Milch - ist die Milch deswegen wichtiger als die Butter? Es sind einfach zwei (natürlich nicht gänzlich) verschiedene Dinge.


    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Simo:

    in meinen Augen hat es einen Sinn, dass die vier Unermesslichen angeordnet sind, wie sie eben angeordnet sind


    Da habe ich eine andere Meinung. Es gibt bei den 4 Unermesslichen keine Hierarchie. Liebende Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut haben für mich den gleichen Stellenwert.


    Simo:

    Glaubst du, dass es möglich ist, Mitgefühl mit jemandem zu haben, den man nicht wertschätzt, ergo, von dem man nicht möchte, dass er glücklich ist, ergo, den man nicht liebt?


    Nein. Das habe ich auch nicht geschrieben. Ich habe lediglich geschrieben, dass es anders herum eben genauso gilt.


    Simo:

    Glaubst du sie würde solches Mitgefühl empfinden, wenn sie es nicht liebte


    Liebende Güte ist universeller als die Liebe, die eine Mutter für ihr Kind empfindet. Die 4 Unermesslichen meinen liebende Güte (Metta)
    eben in diesem allumfassenden, altruistischen Sinne.


    Simo:

    In dieser Weise das Entstehen von Mitgefühl aus Liebe aufzuzeigen stellt in meinen Augen keine Hierarchie auf.


    Das finde ich schon.


    Die 4 Unermesslichen sind alle im gleichermaßen notwendig, um Bodhicita zu verwirklichen.

  • Matthias65:

    Da habe ich eine andere Meinung. Es gibt bei den 4 Unermesslichen keine Hierarchie. Liebende Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut haben für mich den gleichen Stellenwert.


    Das ist keine Frage des Stellenwertes bzw. der Bedeutung (in meinen Augen haben die 4 Unermesslichen auch den gleichen Stellenwert) wenn man sagt, dass eine Sache einer anderen (logisch) vorausgeht.


    Matthias65:

    Nein. Das habe ich auch nicht geschrieben. Ich habe lediglich geschrieben, dass es anders herum eben genauso gilt.


    Gut, könntest du mir dann eine Beschreibung geben, in der Mitgefühl Liebe vorangeht (nicht nur zeitlich, sondern auch logisch)?


    Matthias65:

    Liebende Güte ist universeller als die Liebe, die eine Mutter für ihr Kind empfindet. Die 4 Unermesslichen meinen liebende Güte (Metta)
    eben in diesem allumfassenden, altruistischen Sinne.


    Natürlich; dieses Beispiel wird von vielen buddhistischen Texten ja auch lediglich als Illustration herangezogen um die Struktur zu verdeutlichen. Es ist lediglich ein Unterschied in der Tragweite.
    Davon abgesehen bist du mit dieser Antwort meiner Frage ausgewichen. :)


    Simo:

    Glaubst du sie würde solches Mitgefühl empfinden, wenn sie es nicht liebte?




    Matthias65:

    Die 4 Unermesslichen sind alle im gleichermaßen notwendig, um Bodhicita zu verwirklichen.


    Da gebe ich dir auch vollkommen recht. Aber es ging hier nicht explizit um Bodhicitta (den Wunsch Erleuchtung zum Wohle aller Wesen zu erlangen) sondern um Mitgefühl (den Wunsch, dass ein leidendes Wesen frei möge von diesem Leid).
    Um deine Logik nochmal zu illustrieren: Liebe und Mitgefühl sind die Ursachen für Bodhicitta, aber sind sie deshalb hierarchisch höhergestellt?


    Zitat

    "Relativer Erleuchtungsgeist ist das aus Mitgefühl gegebene Versprechen, all die zahllosen Lebewesen aus dem Daseinskreislauf herauszuführen."


    - Sutra der Aufschlüsselung der Gedanken (des Buddha) - zitiert nach Gampopas Juwelenschmuck


    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • ich finde, man sollte sich nicht zu liebevoller Güte, gar Liebe zwingen wollen. manchmal beobachte ich das, aber mir scheint bei diesen versuchen für keine seite was gutes bei rauszukommen.
    das ist " falschrum". bei hass und wut muss man anders ran. versöhnung. auflösen. läuterung. das mitgefühl oder wenigstens ein neutrales gefühl kommt dann von alleine. hass ist jedenfalls sehr unheilsam. aber ersetzen kann man das ja nicht so einfach. da spielen ja kränkungen eine rolle.
    hab aber im moment keine zeit zum schreiben. die selbstdarstellerin hat noch was anderes zu tun. _()_

  • Hmmm...Hass schadet beide Seiten...ich weiß wovon ich spreche...es verbraucht viel von deiner Energie und Zeit wo du dich um dich kümmern kannst. Ich habe meine Mutter gehasst, für alles was sie mir angetan und zugemutet hat...nach ihrem Tod habe ich keine Gefühle gezeigt und mir verboten zu trauern...Ich bin fast daran kaputt gegangen. Dann kam ein Ereignis der Hass zum Mitgefühl kehrte. Mir war auf einmal klar warum was sie dazu bewegt hat...was ihre motive waren und das sie etwas mehr Mitgefühl und wahre Liebe vor ihrem Alkoholtod hätte schützen können. Mir auf einmal klar, dass sie selber sehr verzweifelt war und ich in der gleichen Situation wie sie damals steckte und dank ihr...weil sie eine Warnung war...nehme ich einen anderen Weg...ohne sie wäre ich keine Buddhistin geworden...


    Eine Freundin sagte mal... Sei freundlich zu denen die unfreundlich sind ..sie brauchen es am meisten.


    Jeder der hasst, hetzt oder andere verletzt...ist selber sehr unglücklich und meistens steckt was dahinter. Hass erzeugt hast...druck gegendruck... karma...man bekommt das was man säht... was andere machen ist für uns als Person nicht wichtig...wichtig ist was wir machen für uns und andere.


    Sei objektiv und wenn du merkst, dass du subjektiv wirst...versuch dann mal hinter den fassaden zu schauen...Ich kenne viele menschen die ich absolut nicht verstehe und deren handeln ich nicht verstehen kann...sie machen oft auf selbstbewusst und stur...sind aber sehr unsicher und haben Angst...

  • Buddhist-NRW:

    Ich frage mich ernsthaft wie ich mitfühlender und weniger Hass entwickeln kann auf Menschen, die mir sehr geschadet haben.


    Ich finde, es steckt auch ein gewisses Lustgefühl in Emotionen wie Hass. Das ist sehr subtil und ich fand es anfangs erstaunlich, weil es mir unbegreiflich war, wie in diesem unangenehmen und heftigen Gefühl Lust stecken könnte. Mir wurde dann mal klar, dass dieser Hass mir Möglichkeiten der Selbstidentifikation liefern können: "Ich bin so und so, weil mir dies und das angetan wurde." Nun, dazu gesellte sich die Erkenntnis, dass der Andere dieselbe Chose mit sich herumträgt: "Ich mach dies und das, weil die so und so macht und tut und ist." Und so schleppen wir unsere Identitäten mit uns herum und perpetuieren sie ständig, weil wir sie so verflucht ernst nehmen. Dabei sind wir beides arme Schweine.


    Es gibt Leute, die geben ständig von sich, wie arm sie sind, wie viel Schreckliches man ihnen antut, wie bedauerlich sie doch seien, wie verschreckt, wie traumatisiert … Wie soll unter so viel Selbstzentriertheit Mitgefühl Raum bekommen? Drama-Queens brauchen allen Platz und Aufmerksamkeit für die Aufführung ihres Stückes.


    Versteh mich nicht falsch, ich will keineswegs Erlebtes banalisieren. Mir geht es um den Umgang mit diesen Emotionen und wie sehr ich ihnen den Platz einräume, mich über sie zu identifizieren. Ja, sie sind ein Teil meiner selbst, aber nur ein Teil. Außerdem hat jeder sein Kreuz zu tragen, nicht nur ich. Ich habe die Möglichkeit, dieses Kreuz nicht zu meinem Schmuck sondern zu meinem Werkzeug zu machen, indem ich es z.B. dazu verwende andere besser zu verstehen oder mich. In meiner Werkzeugkiste sind aber viele verschiedene Werkzeuge, und dieses ist nur eines davon. Also auch hierbei wieder Identifikation und unnötige Fixierung vermeiden.
    Ich habe mal eine sehr hübsche Erklärung zur Natur der Neurosen gelesen: Neurose bedeutet, das Naheliegende nicht zu sehen. Frei von Neurosen sei man, wenn man über viele verschiedene Möglichkeiten des Handelns verfügt, nicht nur über DIESE EINE. Fixierung und Fokussierung scheinen demnach große Probleme zu bereiten, was ich aus eigener Erfahrung so teilen kann.
    Das heißt also, dass ich mich selbst nicht auf das Erlittene fixiere und ebenso, dass ich den Anderen nicht auf diese Geschehnisse fixiere. Das bedeutet erst mal Verzicht, Verlust einer Lustquelle eben. Zu dieser Bereitschaft muss man sich vielleicht durchringen, vielleicht geht das nicht ohne Aufwand und Entschlusskraft. Bei mir jedenfalls erst mal nicht.


    Das sind Entwicklungen, die meiner Erfahrung nach automatisch Platz für Anderes schaffen.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Ja, Doris. :)
    _()_


    Deine Nachricht enthält 20 Zeichen. Es müssen jedoch mindestens 30 Zeichen verwendet werden.

  • Doris Rasevic-Benz:


    Ich finde, es steckt auch ein gewisses Lustgefühl in Emotionen wie Hass. Das ist sehr subtil und ich fand es anfangs erstaunlich, weil es mir unbegreiflich war, wie in diesem unangenehmen und heftigen Gefühl Lust stecken könnte. Mir wurde dann mal klar, dass dieser Hass mir Möglichkeiten der Selbstidentifikation liefern können: "Ich bin so und so, weil mir dies und das angetan wurde."


    Psychologen labeln das mit "sekundärer Krankheitsgewinn".
    Ich DARF nun, aufgrund aussergewöhnlicher Erfahrung, ausgiebig in meinen infantilen, archaischen, "unmöglichen" Gefühles-Pool, genüsslich ein paar Extra-Runden schwimmen.
    Ich muss nicht mehr 100% funktionieren, darf meine anerzogene Gefühlsunterdrückung, da die Ursache das gemeinhin legetimiert, die kastrierten Gefühle voll ausleben. Ich geniesse gesellschaftliche oder innermoralische Absolution.
    Das bin ja schliesslich nicht ich, nur in dieser Situation reagiere ich so.


    Und ja, das kann halt so "euphorisierend" sein, das man pseudo-unbewusst immer wieder Situationen kreiert, die einem sein Manna, sei es Trost-Bedürftigkeit oder Wutausbruch-Legitimation, in welcher Maskierung und Amplitudenstärke auch immer, verschafft. IdR kommt das so subtil rüber, das wir es nicht bemerken.
    Unser UB ist da äusserst kreativ.


    Unsere archaischen, reptilhirnig-fest-verankerten Verhaltensmuster, lassen sich oberflächig wunderbar wegkonditionieren. Das antrainierte, domestizierte Nicht-Ausleben-Dürfen dieser "Relikte" schafft interpersonelle Dilemma.
    Sobald ich einen legetimen Grund besitze, den Tiger frei zu lassen, tue ich es. Und fühle mich seltsam befreit.


    Zu erkennen das dieses Schema uns allen immanent ist und nur die Konditionierung uns davon abhält, den "pösen" Gefühlen (in Normalsituationen) ausgiebig zu fröhnen, ist schon mal befreiend.
    Falls es "das Pöse" gibt, dann ist es die Evolution. Sich beim schlecht fühlen, paradoxerweise zu "befriedigen" hat nachgerade triviale Ursachen.


    Das sind aber nur sehr temporäre "Befriedigungen" sobald der Verstand "klar" ist (die Situaition sich geändert hat), erkennen wir unser Missverhalten und reuen. Die meisten von uns sind viel zu tief in ihren Konditionierungsmustern verstrickt, als das sie später kein schlechtes Gewissen empfinden. Wir leiden also später doppelt, was man als reeles Karma übersetzen darf und es ist unerheblich ob wir NUR vor uns, unseren Moralansprüchen oder Anderen, tribunalisiert werden.


    Der Punkt ist, wir haben diese Muster in uns. Jeder! Zumindest jeder der noch nicht die Komplett-Illumination erfahren hat. Wie befreien wir uns davon?
    Doris Vorschlag des Verzichtes auf diese "Lustquelle" klingt brauchbar. Ich würde ergänzen, dem so schnell wie möglich zu entsagen; Jedes Schmollen, jedes auf-sein-Recht-beharren, jede "Migräne"-Vorwürfe... sind die kleinen Geschwister ausgewachsener Hass-Tiraden, ich-seh-Rot-Aktionen, somatischer "Zusammenbrüche"...


    Primär sollen sie Gegenraktionen triggern, sekundär dienen sie aber auch dazu uns momentan (berechtigt Verständnis erwartend) uns, unseren infantilen Mustern zu überantworten. Ich glaube, der zutiefst archaische Urgrund liegt in dem Wunsch, mal so richtig laut "Scheisse" zu brüllen ZU DÜRFEN, dafür sogar gelobt, gestreichelt, verstanden.... zu werden.
    Einen veritablen Grund zu haben, das Schleusentor zu öffnen, obzwar vielleicht nicht gerade das aktuelle Wasser den Druck erzeugt, sondern die Anzahl H2o Moleküle insgesamt.

  • void:

    Meditation ist da eine gute Gelegenheit, weil wir das uns selber und unseren diversen Impulsen ausgeliefert und von daher zur Freundlichkeit verurteilt sind um nicht gegen den Wind zu pissen.


    :D

  • Ja, Du darfst :D
    Um Unterdrückung geht es gar nicht, im Gegenteil, um Bewusstwerdung. Auch darum, das mal ausdrücken zu können, weil es wichtig sein kann, für einen selber und zur Klärung in jeder Art von Beziehung. Die Frage ist immer: "Wie?" Und dann "Was mache ich, um nicht daran festzukleben?"


    Mir ist vorher noch ein Gedanke gekommen über den Hass.
    Ich werde das noch untersuchen, aber dennoch ein paar Hypothesen.
    Wut ist etwas Lebendiges. Sie ist konkret und geht vorüber. Hass ist etwas Totes, Erstarrtes. Hass ist kristallisierte Wut, die vom konkreten Anlass losgelöst ist und einen wie ein Satellit umkreist. Vielleicht kann es helfen Hass aufzulösen, wenn er wieder auf die ursprüngliche Wut zurückgeführt wird? Damit schlösse sich der Kreis zum oben geschriebenen: Wenn die Wut auf das ursprüngliche Objekt wieder gefühlt werden darf, dann kann der Hass sich auflösen. Ich vermute nämlich, dass dem Hass das Verdrängen vorausgeht und dass das "Objekt des Hasses" nur ein Ersatz ist, etwas, auf das wir unsere Wut und unseren Zorn richten können oder dürfen. Und weil es eigentlich so eine Lüge ist, versteinert sich die Wut zum Hass.


    Wie gesagt, Hypothesen … :D


    Das wäre nur eine Möglichkeit Hass aufzulösen, es gibt sicher viele Methoden, und es spricht nichts gegen eine konzertante Aktion.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Buddhist-NRW:

    Ich frage mich ernsthaft wie ich mitfühlender und weniger Hass entwickeln kann auf Menschen, die mir sehr geschadet haben.


    unter hass und wut, meiner erfahrung nach, steckt kränkung, dukkha, schmerz. nur darum sollten wir uns kümmern. um annahme, versöhnung, heilung. zur diva wird man erst durch reinsteigern oder willentliches entfachen. das ist hier nicht gegeben. jedes gefühl ist ok. mitgefühl kommt auf, wenn wir unsere ohmacht anerkennen, akzeptieren, annehmen, auf den grund gehen, werturteilsfrei betrachten. schon allein das ist mitgefühl; uns dessen annehmen, was uns bedrückt. wir müssen uns selber respekt und würde geben, dann können andere sie uns nicht nehmen. aber um sich nicht immer wieder in hass und wut zu verstricken , ist es notwendig, die gedanken und vorstellungen nicht zu verfolgen, die damit einhergehen. zuerst stellen wir diese gedanken und vorstellungen ein und wenden uns dann nach innen. vielleicht sind wir erst grimmig, aber es wird sich aufklären.

  • Jikjisa:

    unter hass und wut, meiner erfahrung nach, steckt kränkung, dukkha, schmerz. nur darum sollten wir uns kümmern.


    Ja. Das kann ich immer wieder schön beobachten. Schmerz da, Hass da. Schmerz weg, Hass weg. Wenig Schmerz, wenig Hass. Mittlerer Schmerz, mittlerer Hass.


    Ich war ja Expertin im Nicht-Wahrnehmen von Schmerzen. Schmerzempfinden hatte ich mir in meinen ersten Lebensjahrzehnten wohl abgewöhnt. Empfindungen unterhalb der Schmerzschwelle kamen bei mir sowieso nicht vor. Ich hielt alles aus.


    Auf dem Zafu wurden mir dann die versammelten Lebensschmerzen im Körper bewusst. War sehr unangenehm. Jetzt arbeite ich mich langsam durch die Jahresringe von Schmerz, und es ist sehr schön, wenn der Schmerz nachläßt. Inzwischen habe ich auch ein normales Schmerzempfinden, glaube ich. Wie das aber alles zusammenhängt, mit welchen Kränkungen, das werde ich nie rausfinden, und habe ich auch gar kein Interesse mehr dran.


    Denn der Hass ist weg. Der ganz fiese jedenfalls. Der lähmende, deprimierende, der alte. Neuer kommt immer wieder dazu. Dafür habe ich noch kein Rezept gefunden, wie man das dauerhaft wegkriegt.

  • Matthias65:

    Du erweckst mit Deinem Satz den Eindruck, dass Liebe höherwertig ist als Mitgefühl.


    Was die Liebe und das Mitgefühl betrifft, hatte ich mal so eine interessante Erfahrung:
    Liebe ist die Abwesenheit von jeder Art von Spannung.
    Liebe ist der Grundzustand des angstlosen Seins in der Verbundenheit. Liebe braucht kein Gegenüber.
    Mitgefühl ist sekundär, und kommt erst danach. Mitgefühl braucht ein Gegenüber.


    Insofern ist Liebe dem Mitgefühl vielleicht nicht übergeordnet.
    Aber ich würde sagen, sie ist das Fundament, die Basis, oder der Hintergrund, so wie die weiße Wand hinter dem Kopf auf dem Passbild.


    Leider hat sich diese Erfahrung damals schnell wieder verkrümelt.
    Aber ich erinnere mich noch gut daran.

  • ich hatte nur einmal hass und das war vor über zehn jahren und weil es mir unbekannt war, lag sofort meine aufmerksamkeit drauf.
    seitdem habe ich hass niemals mehr aufkommen lassen müssen. was die aversion auflöst, weiß ich. hass gehört auch zur aversion, auch wut, ärger, groll. aber wenn sich viel über die jahre im körper und unbewussten ( ist "dasselbe" ) gespeichert hat, muss man tatsächlich durch den körper. soweit ich weiß. hab ich gehört. nie gemacht, schien mir nicht nötig bei meinereiner. aber die vergangenheit ist immer jetzt und hier da. die lösung ist immer gewahrsein. inwieweit da bhavana zu hinreichend entfaltet ist, ist eine andere geschichte, nehme ich an.

  • Jikjisa:

    ich hatte nur einmal hass und das war vor über zehn jahren und weil es mir unbekannt war, lag sofort meine aufmerksamkeit drauf.
    seitdem habe ich hass niemals mehr aufkommen lassen müssen. was die aversion auflöst, weiß ich. hass gehört auch zur aversion, auch wut, ärger, groll. aber wenn sich viel über die jahre im körper und unbewussten ( ist "dasselbe" ) gespeichert hat, muss man tatsächlich durch den körper. soweit ich weiß. hab ich gehört. nie gemacht, schien mir nicht nötig bei meinereiner. aber die vergangenheit ist immer jetzt und hier da. die lösung ist immer gewahrsein. inwieweit da bhavana zu hinreichend entfaltet ist, ist eine andere geschichte, nehme ich an.


    Was???--- achso!...Äh, Jaaa ... Bete 3 Vaterunser und dir ist vergeben!

  • Buddhist-NRW:

    Danke für eure wertvollen Gedanken und Ratschläge. Der Hass kommt meistens bei mir hoch, wenn es mir schlecht geht und ich an vergangene Ereignisse denke wie z. B. ein früherer Freund der mich ausnutzte und ich mich frage, warum ich so blöd war. Aber dieser immer wieder hochköchelnde Hass macht mich fertig und krank.




    .



    Der Haß kommt dadurch zustande, daß "Verletzungen" meistens zu spät angesprochen werden. Irgendwann häufen sich diese Verletzungen zu einem Haßbild an. Letzendlich ist es Unzufriedenheit mit sich selbst, nicht anders reagiert zu haben. Deshalb kann rechtzeitiges angemessenes Reagieren auf z.B. Kränkungen o.ä. ein Anhäufen von "Verletzungen", die zu Haßgefühlen führen, verhindern.



    Körperliche Tätigkeiten können auch sinnvoll sein, die Stresshormone abzubauen, wie es Zentrifugalkraft auch erwähnt hat. Man nennt eine gewisse Gruppe von Hormonen nicht umsonst "Fight-or-Flight-Hormone" (Kämpfen oder Fliehen). Manche Tiere, die dem Überlegenheitsgebahren eines rivalisierenden Artgenossen in Gefangenschaft unterliegen und keine Möglichkeit haben zu fliehen, siechen bis zu ihrem Ende durch diese "endokrine Last" qualvoll dahin.



    Sinnvoll ist es m.M.n. auch, sich Gedanken darüber zu machen, wo "Verletzungen" eigentlich herkommen und ob es sich lohnt, ihnen als solchen überhaupt Beachtung zu schenken. Denn "Verletzungen"sind von uns antrainierte Verhaltensmuster. Thomas Metzinger beschreibt das recht schön:



    "Haben sie schon einmal ein Kind beobachtet, das gerade erst laufen gelernt hat und nun viel zu schnell auf einen Gegenstand, den es gerne haben möchte, zuläuft, dann stolpert und vollkommen ungeschützt nach vorne fällt? Das Kind hebt den Kopf, dreht sich um und sucht nach seiner Mutter. Es tut das mit einem vollständig leeren Gesichtsausdruck, der keinerlei Emotion zeigt. Es schaut in das Gesicht der Mutter, um herauszufinden, was genau eigentlich geschehen ist. Wie schlimm war das wirklich. Soll ich weinen oder lachen?



    Kleinkinder verfügen noch über kein autonomes Selbstmodell (wahrscheinlich hat niemand von uns ein Selbstmodell, das wirklich unabhängig von anderen ist). Bei solchen kleinen Kindern können wir eine wichtige Tatsache bezüglich der Natur unseres eigenen phänomenalen Ego besonders deutlich beobachten: Es hat sowohl soziale Korrelate als auch neuronale Korrelate. Das Kleinkind weiß noch nicht, wie es sich fühlen soll. Darum sucht es nach dem Ausdruck im Gesicht seiner Mutter, um den gefühlsmäßigen Inhalt seiner eigenen bewussten Erfahrung festzulegen. Sein Selbstmodell hat noch keine stabile emotionale Schicht, auf die es die Aufmerksamkeit richten könnte, um sozusagen abzulesen, wie ernst das eben Geschehene eigentlich war.



    Das Faszinierende an dieser Situation ist, dass wir es hier mit zwei biologischen Organismen zu tun haben, die noch vor wenigen Monaten eins waren, bevor sie auf der physischen Ebene durch die Geburt getrennt wurden. Ihre Egos, ihre phänomenalen Selbstmodelle, sind jedoch auf der funktionalen Ebene noch immer auf sehr enge, intime Weise aneinander gekoppelt. Wenn das kleine Kind seine Mutter anschaut und erleichert zu lächeln beginnt, kommt es zu einem plötzlichen Übergang in seinem PSM. Auf einmal entdeckt es, dass es sich überhaupt nicht wehgetan hat und dass das Ganze bloß eine große Überraschung war. Eine Mehrdeutigkeit ist aufgelöst: Jetzt weiß das Kind, wie es sich fühlt....."


    (Thomas Metzinger:"Der Ego-Tunnel", Kapitel 6: Das empathische Ego):



    Im Alltagsleben ist es oft auch ähnlich. Unflätigkeiten einem selbst gegenüber in einer großen Runde, die einem vielleicht völlig egal sind (wie das Anbellen eines Hundes, bei dem man i.d. R. nicht zurückbellt), werden von der Erwartungshaltung der Gruppe stark beeinflusst ("Wehr Dich!"). Manchmal ist es sinnvoll, sich über sein eigenes Selbstbild (Persönliches Selbstmodell, PSM) klar zu werden. Persönliche (vom Lateinischen: Persona = Maske) Kränkungen greifen immer die eigene Maske an. Aber wir alle rennen mit solchen antrainierten Masken herum, insofern ist diese Erkenntnis m.E. ein erster Schritt, Mitgefühl zu entwickeln. Das ist nichts Neues, aber oft wird einem das erst in der Erfahrung klar.



    ()

    坐忘