(Prolog, kann übersprungen werden)
Vorrausschickend möchte ich versuchen, zu definieren was Meditation in meinem Verständnis überhaupt ist. Mit Meditation meine ich hier natürlich buddhistische Meditation (BM) in Abgrenzung zur reinen Entspannungs-Meditation.
BM ist für mich eine Übungspraxis die ein Endziel verfolgt: Auflösung des Egos. Das werden die meisten wohl nie erreichen, jedoch dürften bereits die Zwischenresultate, mehr Frieden mit sich / der Umwelt / dem Schicksal, mehr Ruhe und Gelassenheit, gesundheitsförderliche Aspekte, tiefere, reifere Einsichten... schlussendlich ein höheres Mass an Zufriedenheit erstrebbare Geschenke sein.
Vorweg noch: ich bin Atheist und ich glaube bestenfalls an Direkt-Karma: heisst, wenn ich "recht" denke, rede, handel... bekomme ich nicht automatisch Gutes zurück, da ich aber die Saat säe, bestelle ich einen Acker, der eine erhöhte Chance auf eine reiche Ernte besitzt.
Wenn ihr so wollt, bin ich ziemlich ergebnissorientiert und anhaftend, vielleicht erreiche ich ja noch eine tiefere Einsichtsstufe, aber einstweilen würde ich lügen, wenn ich anderes behaupte.
Meine Herangehensweise an BM ist auch vorwiegend neurologisch-, psychologischer Natur. Für mich ist das nichts anderes als eine sinnvolle Ausnutzung der Neuroplastizität, ein Neuverdrahten neuronaler Netzwerke, mittels Kultivierung förderlicher Gedankenmuster und Abschwächung Schädlicher.
Ich sehe das Ganze also von jeglichen spirituellen, philosophischen, rituellen Überbau befreit. Insofern interessieren mich die alten Texte auch nur, wenn sie einen pragmatischen Nutzen haben.
Ich hoffe, das ist nicht zuviel Häretik;)
(Prolog Ende)
Wenn ich euch richtig verstehe, begreift ihr die Atem-Medition (AM) lediglich als Zweck um in einen klareren, alltagsbefreiten Zustand zu gelangen, in welchem man wertfreier reflektieren kann.
Die eigentliche Meditation ist das "Reflektieren", Sinnen, (hoffentlich) erkennen und gewinnen (ERFAHREN) tieferer Einsichten. Kann man das so grob sagen? Oder betrachtet ihr bereits die AM als sinnvolle Übung aus sich heraus, die mglw. zu mehr Geduld führt? Vielleicht sogar ein Stück weit während des praktizierens zu mehr zu Zufriedenheit führt?
Für mich stellt sich AM unendlich langweilig dar, es gelingt mir folglich nur sehr begrenzt länger (>1min) fokussiert zu bleiben, ich drifte unweigerlich ab, und merke oft erst Minuten später, das ich schon Kreuzfahrten durch Raum und Zeit veranstaltet habe. Ich habe derzeit nicht die Reife, mich nicht davon irritieren, oder sogar frustieren zu lassen. Ich merke oft, wie ich mit fortschreitender AM-Zeit regelrecht unentspannter und nervöser werde. Das kann ja wohl kaum Sinn der Übung sein.
Zuverlässiger und auch schneller gelange ich mittels autogenen Training in diesen Beta-Wellen-Zustand, also die Ebene leichter Diszoziation und folglich wertfreierer und fokussierterer Betrachtung. Wenn die eigentliche, die "Erkenntnis-Meditation" hier beginnt, dann ist doch der Weg dorthin vielleicht nicht irrelevant, aber ich könnte ihn doch einstweilen als nachgeordnet betrachten, anstatt mich hier rumzuquälen und zu wollen, oder?
Sollte ich dereinst genügend Basis-Ruhe erlangt haben um eine AM zu praktizieren, kann ich mich ja immer noch damit beschäftigen. Nichtdestotrotz würden mich eure Erfahrungen mit reiner AM interessieren. Gibts irgendwann den Punkt, wo sie nicht als Last und Zweckmittel empfunden wird?
Die nächste Frage ist, was und wie sollten meine Meditationsobjekte für die erste Zeit sein? Mein erstes Etappenziel ist eine Aussöhnung mit mir selbst, sowie etwas mehr Ruhe und Gelassenheit. Ich sollte vielleicht dazu sagen, das ich derzeit eine depressive Phase habe, Burnout, wenn man so will am Ego zerbrochen. Ich möchte als erstes dahin, mich vom Leistungsdruck und diesen selbstreflektierenden, in diesem Fall schädlichen Zwangsgedanken zu befreien. Also ein Metta mit mir selbst. Vielleicht ist das pure Anhaftung, aber ich schätze nur auf Basis der Selbstliebe kann Fremdliebe gedeihen. Mir erscheint mir dieses Etappenziel derzeit am sinnigsten. Ich bin aber für andere Vorschläge, einen anderen Weg durchaus offen.
Damit verbunden die Frage wie, also mit welcher Technik am besten meditieren? Mantras? Fragestellungen und auf Einsichten hoffen? Visualisierung?.... Wie meditiert ihr konkret?
Letzte Frage: Achtsamkeit. Diese Alltagsachtsamkeit fällt mir unendlich schwer. Primär wahrscheinlich, weil ich keinen Nutzen darin erahne. Die Gesprächs-, Gedanken-, und Handeln-Achtsamkeit fällt mir leichter, weil ich hier einen direkten Nutzen sehe. Aber bspw. eine Gehmeditation - ich denke ich verschwende da meine Zeit. Stattdessen versuche ich beim Laufen eine Erkenntnis-Meditation, also fokussiertes Sinnieren um ein Gedankenobjekt. Das ist wahrscheinlich adäquat zur AM - das Selbstzweck Hier-und Jetzt stellt derzeit für mich Schwerstarbeit dar, die mich regelrecht stresst. Ich denke ohne "rechte Einsicht", also Motivation auf Basis intellektuellem Verständnisses ist hier nicht viel zu machen.
Danke.