Atemzüge zählen

  • Wenn der Atem das Meditationsobjekt ist, wie sinnvoll ist es dann, jeden Atemzug zu zählen ?


    Lenkt das Zählen vom eigentlichen Meditationsobjekt ab oder hilft es, zu ihm wieder zurückzukommen wenn Gedanken wieder die Oberhand gewinnen ?


    LG
    Matthias

  • Also ich finde es lenkt eher ab. Es geht hierbei doch eher darum den Atem wirklich zu spüren wie er durch den Körper fließt. Letztlich sollte man ja auch den Atem als Sammlungsobjekt nehmen. Da ist es egal wie oft man atmet.


    Ich kenne die Meditation mit Fokus auf dem Atem aus der Shamatha-Praxis. Dazu kenne ich eine Belehrung von Sogyal Rinpoche und eine von Tsoknyi Rinpoche.
    In beiden Belehrungen wird nicht erwähnt dass man den Atem zählen soll.


    Liebe Grüße


    Tobias


  • Hallo Tobias, es geht mir bei dem Zählen nicht darum, eine bestimmte "Leistung" zu erbringen, mir hilft es manchmal wenn ich gedanklich abschweife, dann merke ich eher, dass ich nicht mehr beim Zählen bin als dass ich nicht mehr beim Atem bin. Und dann ist die Chance größer wieder zum Atem zurückzukehren. Hoffentlich habe ich mich verständlich ausgedrückt :)
    Das Zählen "passiert" eher nebenbei - man kann trotzdem den Atem spüren. Bin mir nicht sicher, aber ich glaube die Technik kommt aus dem Yoga.

  • Ich zähl immer noch mit, wenn ich aufgeregt bin.
    Das Ausatmen zähl ich länger ( mindestens 6 Takte )
    Weil, ehrlich gesagt, kann mir niemand erzählen, daß er längere Zeit
    auf dem Atem bleiben kann, wenn er sich ( noch ) über der Zehn verliert.
    Das ist ne gute Selbstprüfung.


    Zitat

    Und dann ist die Chance größer wieder zum Atem zurückzukehren.


    Genau.


    Das Zählen dann einstellen, wenn die Konzentration stabil ist.


    Liebe Grüße.

  • Matthias, du schreibst doch selbst, dass dir das Atemzählen hilft, deine Konzentration aufrecht zu erhalten bzw. schneller dein Abschweifen zu bemerken. Daher würde ich auf jeden Fall dabei bleiben. Damit es nicht automatisch wird, kann man das Zählen auch varieren. Ein- und Ausatmen getrennt zählen, nur beim Ein- oder Ausatmen zählen etc. Und es hat auch gar nichts mit Yoga zu tun. Es wird schon seit gefühlten Ewigkeiten von buddhistischen Meditationslehrern verwendet. Und wenn man es nicht mehr braucht, dann einfach fallen lassen.


    Gruß
    Florian

  • Lieben Dank Onyx und Buddhagosa :)


    Dann ist es also gar nicht mal so unüblich, die Atemzüge zu zählen. Ich hatte vermutet bzw. befürchtet, es würde vom eigentlichen Meditationsobjekt ablenken. Tut es ja irgendwie auch, aber eben nur mit dem Zweck, wieder zum Atem zurückzufinden.


    LG
    Matthias

  • Hallo zusammen,


    ich bin zwar selbst noch nicht so lange dabei (ca. 2 Monate), habe aber von Beginn an mit dem Zählen sehr gute Erfahrungen gemacht.
    Wie schon beschrieben geht es nicht um das Zählens als solches, sondern dienst ausschließlich als Hilfsmittel die Aufmerksamkeit auf dem Atem zu konzentrieren.
    Dies hat mir mein Lehrer so geraten und mir hilft es ungemein.



    Liebe Grüße
    Big Daddy

  • Matthias65:

    Lieben Dank Onyx und Buddhagosa :)


    Dann ist es also gar nicht mal so unüblich, die Atemzüge zu zählen. Ich hatte vermutet bzw. befürchtet, es würde vom eigentlichen Meditationsobjekt ablenken. Tut es ja irgendwie auch, aber eben nur mit dem Zweck, wieder zum Atem zurückzufinden.


    LG
    Matthias


    Mehr Vertrauen zu den eigenen hilfreichen Erfahrungswerten, bitte. :)


    Es ist ein Hilfsmittel zum Eintritt in Konzentration zum Meditationsobjekt. Im Rinzai sehr üblich.

  • Onyx9:

    Mehr Vertrauen zu den eigenen hilfreichen Erfahrungswerten, bitte


    DANKE: :D


    Onyx9:

    Im Rinzai sehr üblich.


    Rinzai kenne ich leider nicht.

  • Matthias65:

    Wenn der Atem das Meditationsobjekt ist, wie sinnvoll ist es dann, jeden Atemzug zu zählen ?


    Lenkt das Zählen vom eigentlichen Meditationsobjekt ab oder hilft es, zu ihm wieder zurückzukommen wenn Gedanken wieder die Oberhand gewinnen ?


    LG
    Matthias


    Geh doch zu deinem Lehrer, oder in Deiner Sangha zu einem Meditationsunterweiser, und lass Dir ne Anleitung geben.

  • Samten:

    Geh doch zu deinem Lehrer, oder in Deiner Sangha zu einem Meditationsunterweiser, und lass Dir ne Anleitung geben.


    Lieber Samten, ich denke der Lehrer erwartet schon, dass man sich auch selbst ein wenig Gedanken macht bevor man seine wertvolle Zeit in Anspruch nimmt. Wenn hier gesagt wird, das Zählen der Atemzüge eine gängige buddhistische Praxis ist und ich selbst damit gute Erfahrungen gemacht habe, dann mache ich das erst mal so weiter.

  • Matthias65:

    Wenn hier gesagt wird, das Zählen der Atemzüge eine gängige buddhistische Praxis ist und ich selbst damit gute Erfahrungen gemacht habe, dann mache ich das erst mal so weiter.


    Eine gängige buddhistische Praxis ist das nicht denn sie wird vom Buddha nicht erwähnt.
    Der Buddha lehrte vielmehr die reine Beobachtung ohne andere Gedanken. Aber
    wenn du das Zählen als hilfreich empfindest kannst du das vielleicht als Vorübung üben.

  • accinca:

    Eine gängige buddhistische Praxis ist das nicht denn sie wird vom Buddha nicht erwähnt.


    Natürlich ist es eine gängige und gelebte buddhistische Praxis. Gängige Praxis definiert sich nicht durch eine Erwähnung im Suttanta.


    Gruß
    Florian

  • Buddhaghosa:
    accinca:

    Eine gängige buddhistische Praxis ist das nicht denn sie wird vom Buddha nicht erwähnt.


    Natürlich ist es eine gängige und gelebte buddhistische Praxis. Gängige Praxis definiert sich nicht durch eine Erwähnung im Suttanta.


    Wodurch definiert sich das dann, Florian?


    Es ist eine gängige & manchmal leidenschaftlich gelebte Übung unter den Buddhisten, dass der Stille Ort aufgesucht werden muss; dennoch ist es noch keine 'buddhistische' Übung, nur weil sie unter den Buddhisten gängig ist & von ihnen gelebt wird.


    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • nibbuti:


    Wodurch definiert sich das dann, Florian?


    Es ist eine gängige Praxis, weil sie nicht nur so unterrichtet sondern auch so praktiziert wird.


    Zitat


    Es ist eine gängige & manchmal leidenschaftlich gelebte Übung unter den Buddhisten, dass der Stille Ort aufgesucht werden muss; dennoch ist es noch keine 'buddhistische' Übung, nur weil sie unter den Buddhisten gängig ist & von ihnen gelebt wird.


    An stillen Orten meditiert es sich wunderbar. Wieso sollte man diesen ausnehmen ? Mit ausreichender Übung ist der gesamte Tagesablauf meditativ.

  • Buddhaghosa:
    accinca:

    Eine gängige buddhistische Praxis ist das nicht denn sie wird vom Buddha nicht erwähnt.


    Natürlich ist es eine gängige und gelebte buddhistische Praxis. Gängige Praxis definiert sich nicht durch eine Erwähnung im Suttanta. Gruß Florian


    Ich würde dennoch nicht etwas als "buddhistisch" betrachten, das nichts mit Buddha zu tun hat.
    Aber das kann ja jeder halten wie er will.

  • Hier das was der Buddha dazu gesagt hat:
    Maijhima Nikaya 118:
    Achtsamkeit auf den Atem


    15. „Ihr Bhikkhus, wenn die Achtsamkeit auf den Atem entfaltet und geübt wird, ist sie von großer Frucht und großem Nutzen. Wenn die Achtsamkeit auf den Atem entfaltet und geübt wird, vervollkommnet sie die vier Grundlagen der Achtsamkeit. Wenn die vier Grundlagen der Achtsamkeit entfaltet und geübt werden, vervollkommnen sie die sieben Erleuchtungsglieder. Wenn die sieben Erleuchtungsglieder entfaltet und geübt werden, vervollkommnen sie wahres Wissen und Befreiung.“

    16. „Und wie, ihr Bhikkhus, wird die Achtsamkeit auf den Atem entfaltet und geübt, so daß sie von großer Frucht und großem Nutzen ist?“

    17. „Da setzt sich ein Bhikkhu nieder, nachdem er in den Wald oder zum Fuße eines Baumes oder in eine leere Hütte gegangen ist; nachdem er die Beine gekreuzt, den Oberkörper aufgerichtet und die Achtsamkeit vor sich gegenwärtig gehalten hat, atmet er völlig achtsam ein, achtsam atmet er aus [3].“

    18. „Wenn er lang einatmet, versteht er: ,Ich atme lang ein‘; oder wenn er lang ausatmet, versteht er: ,Ich atme lang aus.‘ Wenn er kurz einatmet, versteht er: ,Ich atme kurz ein‘; oder wenn er kurz ausatmet, versteht er: ,Ich atme kurz aus.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei den ganzen Atemkörper erleben‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei den ganzen Atemkörper erleben.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei die Gestaltung des Körpers beruhigen‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei die Gestaltung des Körpers beruhigen.‘“

    19. „Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei Verzückung erleben‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei Verzückung erleben.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei Glückseligkeit erleben‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei Glückseligkeit erleben.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei die Gestaltung des Geistes erleben‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei die Gestaltung des Geistes erleben.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei die Gestaltung des Geistes beruhigen‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei die Gestaltung des Geistes beruhigen.‘“

    20. „Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei den Geist erleben‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei den Geist erleben.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei den Geist erfreuen‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei den Geist erfreuen.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei den Geist konzentrieren‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei den Geist konzentrieren.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei den Geist befreien‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei den Geist befreien.‘“

    21. „Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei die Vergänglichkeit betrachten‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei die Vergänglichkeit betrachten.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei die Lossagung betrachten‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei die Lossagung betrachten.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei das Aufhören betrachten‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei das Aufhören betrachten.‘ Er übt sich so: ,Ich werde einatmen und dabei das Loslassen betrachten‘; er übt sich so: ,Ich werde ausatmen und dabei das Loslassen betrachten.‘“

    22. „Ihr Bhikkhus, so wird die Achtsamkeit auf den Atem entfaltet und geübt, so daß sie von großer Frucht und großem Nutzen ist.“


    Achtsamkeit bedeutet im hier und jetzt zu sein,bewußt zu sein.
    Grüße kaffee48