Meditation beim Laufen

  • Hallo zusammen, ich hatte die Möglichkeit mir eine einjährige Auszeit zu nehmen. Diese Zeit habe ich genutzt, mich der Lehre Buddhas und der Meditation zu widmen. Mich selber kennzulernen und Ruhe zu finden. Hatte die Gelegenheit regelmäßig in ein buddhistisches Zentrum zu gehen und täglich sitzend zu meditieren. Heute noch nehme ich täglich Zuflucht und beachte die fünf Grundsätze so geht es geht, nicht töten, nicht stehlen usw.
    Aber nun hat mich der Alltag wieder, mit einem sehr langen Arbeitstag und da ich auch sehr gerne joggen gehe, bringe ich alles zusammen nicht mehr unter. Das soll heißen, die sitzende Mediation und der Besuch im Zentrum fallen weg. Nun zu meiner Frage, ist es sinnvoll und auch im Sinne der buddhistischen Lehre beim Joggen zu meditieren. Benutzte bewusst nicht das Wort laufen, damit ihr seht, ich meine keine Gehmediation. Nach meinen Runden, fühle ich mich immer sehr wohl. Nur eben weiß ich nicht, ob das im Sinne der Lehre ist. Bin auf Antworten schon sehr gespannt und hoffe ich habe mein Anliegen einigermaßen verständlich rüberbringen können.
    Viele Grüße
    Anna

  • anna:

    Nun zu meiner Frage, ist es sinnvoll und auch im Sinne der buddhistischen Lehre beim Joggen zu meditieren.


    Hallo Anna, hm - da gibt es wohl unterschiedliche Auffassungen darüber, je nachdem wie man Meditation definiert.
    Ich kenne jemanden, der meinte, er könnte beim Fahrrad-Fahren meditieren - er gab aber auch zu, dass er sich dann nicht mehr richtig auf das Radeln konzentrieren könnte und es beinahe schon Unfälle gab.. Ich persönlich würde es vorziehen, im Sitzen oder im Gehen zu meditieren, beim Joggen wäre meine Achtsamkeit wahrscheinlich nicht (kaum) beim Meditationsobjekt.

  • anna:

    …ist es sinnvoll und auch im Sinne der buddhistischen Lehre beim Joggen zu meditieren.


    Angesichts des Alters der Lehre ist es wenig erwartbar, dass die Lehre etwas über Meditieren während eines Space-Shuttle-Fluges sagt oder die Frage beantwortet, ob das Sitzen auf dem Fußboden im 32. Stock eines Hochhauses noch ausreichend Verbindung zur Erde bietet.


    Die Frage geht an Dich selbst. Ist das, was Dir in Deiner Auszeit durch das Meditieren als sinnvoll erschienen ist, Dir auch beim Joggen sinnvoll?
    Wenn ja, nur zu. Wenn nein, fürchte ich, die buddhistische Lehre sagt zu diesem Anwendungsfall wenig konkretes.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • Natürlich kann man beim Joggen- ich ziehe das Wort Laufen vor- dasselbe erfahren wie beim Za-Zen, nämlich Leere. Oder bei einem sonstigen Tun im Alltag, immer wenn man Eins mit dem Tun ist.
    Aber beim Joggen meditieren bedeutet, daß Du trennst... :oops:
    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Meditieren & Joggen, warum nicht.
    Joggen wäre dann die maximal beschleunigte Gehmeditation.
    Letztlich geht es um die Ausrichtung des Geistes. Und die Bewegungen und Körperempfindungen beim Joggen sind ein gutes Objekt.


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Hallo Anna,


    da ich auch gerne jogge, habe ich vor einiger Zeit versucht, Meditation und Joggen zusammenzubringen. In meinem Fall muss ich aber sagen, dass mir dies- im Gegensatz zur Gehmeditation, wo ich jede Bewegung des Fußes auch noch in einzelne Phasen unterteile- sehr schwer fällt (aufgrund des höheren Tempos). Ich nutze daher das Joggen (und auch Radfahren) für meine Achtsamkeitspraxis, dies gelingt mir auf jeden Fall sehr viel besser.


    LG peema

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  • Hallo Anna


    Ich laufe schon seit vielen Jahren regelmässig mehrmals die Woche mit oder ohne Musik. Manchmal allein, manchmal mit Freunden, mit meinem Sohn oder mit meinem Hund.


    Beim Laufen kann ich persönlich sehr gut meinen Gedanken freien Lauf lassen ohne sie zu kontrollieren. Oft kommt es vor, dass wenn eine wichtigen Entscheidung ansteht ich nach dem Laufen genau weiss was zu tun ist. Auch habe ich so schon viele Probleme lösen können und brennende Fragen beantwortet, da ich beim Laufen jeweils einen sehr klaren Kopf habe - v.a. wenn ich allein unterwegs bin und nicht abgelenkt werde. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich mich zu Hause angekommen nicht mehr genau errinnerte, welche Strecke ich eigentlich genau entlang lief dafür sehr genau an meine Gedanken während des Laufs.


    Ich weiss nicht ob das buddhistische Meditation ist. Diese Art "Meditation" während 2 Stunden Dauerlauf fällt mir persönlich leichter als 2 x 30 min Zazen.


    Bakram

  • Buddha hat ja Achtsamkeit ( sati ) gelehrt, auch in der Bewegung.
    Seinen Gedanken zu folgen, ob mit oder ohne Joggen, ist nicht Meditation
    und auch keine Achtsamkeit. Wenn der Geist aber klar ist nach dem Joggen,
    worauf Deine späteren Lösungseinfälle schließen lassen, dann ist das ein guter Ansatz.
    Da warst du in der Beobachterrolle. Und eben das ist Ausbildung von Bewusstsein, ergo Sati.


    Liebe Grüße.

  • Vielen Dank für den Buchtip. Das dort Geschriebene gefällt mir sehr gut und gibt viele Anregungen.
    Die Auffassung zur Meditation beim Laufen sind ja nun doch sehr unterschiedlich. Ab das ist ja auch gut so. Konnte heute bei einem längeren Lauf wieder sehr schön meine umherirrenden Gedanken ausschalten und mich ganz auf meine Atmung konzentrieren. Die Natur und den selbst den Wind genießen. Das finde ich sehr schön und nun werde ich mich ganz in Ruhe auf mein Kissen begeben.
    Viele Grüße
    Anna

  • Atmung konzentrieren: ja. Gedanken ausschalten: nein.
    Nie was unterdrücken.

  • Onyx9:

    Atmung konzentrieren: ja. Gedanken ausschalten: nein.
    Nie was unterdrücken.


    Moderne Philosophie in manchen Kreisen.

  • Zitat

    Moderne Philosophie in manchen Kreisen.


    Zitat

    so faßt er bei einem lieblichen Objekt Zuneigung, und bei einem unliebsamen Objekt fühlt er Abneigung.

  • Hallo Anna,
    eigentlich ist es schon vorgeschrieben wie man richtig buddhistische meditieren soll, vor allem allein und wenn auch in der freien Natur immer mit gekreuzten Beinen und einem senkrechten Oberkörper. Von Laufen und meditieren ist im Pali-Kanon nie die Rede gewesen.
    Ich bin in den letzten fünf Jahren immer morgens um 5.30 aufgestanden umd zu meditieren oder Yoga zu machen.


    anando

  • Ich denke auch, dass es traditionell nur im Sitzen und nicht richtig in Bewegung angedacht war. Aber man muss auch bedenken, dass "Joggen" ein sehr modernes Phänomen ist und es erst seit ein paar Jahrzenten überhaupt gängig ist durch die Gegend zu laufen. Das hat man früher einfach nicht gemacht, deshalb gibt es da auch keine Regeln für.


    Ich persönlich kann beim Joggen nicht wirklich meditieren, weil ich durch die starke Anregung meines Kreislaufs nicht ruhig genug bin. Aber Achtsamkeit ist immer gut, und wenn du gerne mehr zu dir selbst finden möchtest ist das auf jeden Fall eine gute Sache beim Joggen achtsam zu sein.

  • Zhu_Bajie:


    ...Aber man muss auch bedenken, dass "Joggen" ein sehr modernes Phänomen ist und es erst seit ein paar Jahrzenten überhaupt gängig ist durch die Gegend zu laufen.


    "Jogger" gibt es, seit die Menschen Füße haben, der Neandertaler lief bei der Jagd, die Indianer liefen weite Strecken, der erste Marathonlauf war 490 vor Christus nach der Schlacht bei Marathon, nur manche Sofasitzer glauben, daß das neu ist. :P
    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Hallo sakko/anando,



    sakko:

    eigentlich ist es schon vorgeschrieben wie man richtig buddhistische meditieren soll, vor allem allein und wenn auch in der freien Natur immer mit gekreuzten Beinen und einem senkrechten Oberkörper.


    Der kanonische Hinweis zu den gekreuzten Beinen ist mit Vorsicht zu genießen. Er kommt aus eine Zeit und Kultur, in der es für alle üblich war, an Boden zu sitzen. Die Körper waren es gewöhnt. In unserer Zeit und Kultur ist der Körper von Kindesbeinen an gewöhnt, auf einem Stuhl zu sitzen, weswegen es vielen verständlicherweise schwer fällt, die für ihren Körper ungewohnte Sitzhaltung einzunehmen.


    Wenn es einem nicht gelingt, eine Sitzhaltung am Boden zu finden, die frei von Schmerzen und einschlafenden Gliedmaßen ist, so spricht nichts gegen die Sitzhaltung auf dem Stuhl. Was bleibt, ist der gerade Rücken und das nicht anlehnen. Es liegt keine Magie im am-Boden-sitzen.



    :) Gruß



    P.S.:

    sakko:

    Von Laufen und meditieren ist im Pali-Kanon nie die Rede gewesen. Ich bin in den letzten fünf Jahren immer morgens um 5.30 aufgestanden und zu meditieren oder Yoga zu machen.

    Laufen/joggen und meditieren funktioniert auch genauso wenig wie Musik hören und meditieren. (Hatha-)Yoga und meditieren hat allerdings auch nichts miteinander zu tun, jedenfalls speziell Buddhistisch.

  • Mirco:


    Der kanonische Hinweis zu den gekreuzten Beinen ist mit Vorsicht zu genießen.


    Warum ist "unsere" Unzulänglichkeit auf einmal ein Grund, Anweisungen des Buddha mit Vorsicht zu genießen? Und, auf was in Buddhas Lehre kann ich dies noch anwenden, ohne dass es zur Irrlehre wird?


    Buddhadasa Bhikkhu empfand es schon so, dass dem Lotossitz "Magie" innewohnt.


    Gruß
    Florian

  • Eigentlich ist der Palikanon voll mit Joggen. Ok das Wort Joggen kommt nicht im Palikanon vor. Aber sehr viele Sutren beschreiben eine Szene, in der man gerade eine Rast macht. Eine Rast von was? Von einer Reise von Ort A nach Ort B. Reiche Leute hatten zu Buddhas Zeiten Pferde, Träger, Kamele oder ähnliches, aber die Mönche und auch der Buddha, sie reisten alle zu Fuß und wohl auch die meisten seiner Zuhörer. Sie sind gegangen. Und zwar sehr viel durch das ganze Land zu Fuß. Ok sie sind dabei wohl selten gerannt, wie das heute beim Joggen so ist. Aber durch das Arbeiten im Büro und die viele Technik verbringt der "Westler" viel Zeit im "auf einem Stuhl sitzen". Das gab es so wohl zu Buddhas Zeiten nicht, die Leute brauchten kein Joggen um Fit zu sein. Die tägliche körperliche Arbeit und das Reisen zu Fuß hat die Leute von alleine Fit gehalten.

  • nyalaana:

    Eigentlich ist der Palikanon voll mit Joggen. Ok das Wort Joggen kommt nicht im Palikanon vor. Aber sehr viele Sutren beschreiben eine Szene, in der man gerade eine Rast macht. Eine Rast von was? Von einer Reise von Ort A nach Ort B. Reiche Leute hatten zu Buddhas Zeiten Pferde, Träger, Kamele oder ähnliches, aber die Mönche und auch der Buddha, sie reisten alle zu Fuß und wohl auch die meisten seiner Zuhörer. Sie sind gegangen. Und zwar sehr viel durch das ganze Land zu Fuß. Ok sie sind dabei wohl selten gerannt, wie das heute beim Joggen so ist. Aber durch das Arbeiten im Büro und die viele Technik verbringt der "Westler" viel Zeit im "auf einem Stuhl sitzen". Das gab es so wohl zu Buddhas Zeiten nicht, die Leute brauchten kein Joggen um Fit zu sein. Die tägliche körperliche Arbeit und das Reisen zu Fuß hat die Leute von alleine Fit gehalten.


    crazy-dragon:
    Zhu_Bajie:


    ...Aber man muss auch bedenken, dass "Joggen" ein sehr modernes Phänomen ist und es erst seit ein paar Jahrzenten überhaupt gängig ist durch die Gegend zu laufen.


    "Jogger" gibt es, seit die Menschen Füße haben, der Neandertaler lief bei der Jagd, die Indianer liefen weite Strecken, der erste Marathonlauf war 490 vor Christus nach der Schlacht bei Marathon, nur manche Sofasitzer glauben, daß das neu ist. :P
    _()_ c.d.


    Natürlich laufen die Menschen schon seit sie Füße haben. :roll: Da habe ich mich wohl nicht genau genug ausgedrückt. Wie ihr ja schon gesagt habt, war das Laufen schon immer etwas ganz Normales und Natürliches. Da wäre also auch Niemand auf die Idee gekommen einfach aus Spaß in der "Freizeit" im Kreis zu rennen. Das meine ich mit "Joggen". So kommt es natürlich auch nicht im Palikanon vor. Der erste Marathonlauf fand 1982 statt. In der Schlacht bei Marathon soll angeblich der Bote Pheidippides die Nachricht des Sieges vom Schlachtfeld in das ungefähr 40 km entfernte Athen gebracht und nach Überbringung der Nachricht auf dem Areopag an Erschöpfung gestorben sein. Da diese Distanz allerdings für einen geübten Läufer kein Problem sein sollte, ist anzunehmen, dass es eine attische Propaganda-Geschichte war.

  • Das Gehen ist Meditation !
    (Laufen bei mir eher nich)
    Besonders mit nackten Füßen im Gras.


    LG

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • Hallo Brigitte,

    brigittefoe:

    Das Gehen ist Meditation !
    (Laufen bei mir eher nich)
    Besonders mit nackten Füßen im Gras.


    Was ist der Unterschied zwischen gehen mit nackten Füßen im Gras ist Meditation und gehen ohne nackt und Gras?


    :) Gruß

  • @Zu_Bajie: Nur zur Ergänzung: Der erste Marathonlauf der Neuzeit fand bei den Olymoischen Spielen 1896 statt.
    Und ob Pheidippides real oder Sage war, sei dahingestellt. Sein Tod allerdings könnte auch einem geübten Läufer passieren bei Dehydration, denn er hatte ja vorher bei Marathon gekämpft ( übermenschlicher Steß ) und war dann gelaufen- und es gab da sicher keine Verpflegungsstellen... :P
    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag


  • Lieber Mirco,
    Dabei fühle ich die Erde,
    den Sand, sogar die Steine;
    es ist ganz anders als in Schuhen.
    Probier es aus !


    LG

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • Hallo,


    ich bin wieder da.



    Frank1:

    Hallo anna,
    m.E. sind Meditationsübungen nur da
    zu da, Meditation zu erlernen, aber die eigentliche Übung ist Meditation in alle Tätigkeiten am Tag hineinzunehmen und besonders beim Gehen siehe Kinhin
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kinhin
    oder Laufen. Ich konzentriere mich auf die Schritte, entspanne alle Muskeln und entspanne die Bauchmuskulatur und den Solar Plexus durch Rausdrücken des Bauchs.
    Frank


    Ich meditiere beim Kartoffelschellen, beim Abwaschen von Geschirren, beim Gehen, beim Stricken, beim Joggen, auch im sitzen, usw... Irgendwie werden dann immer die Tätigkeiten, die Achtsamkeit und die Meditation EINS. Die Grenzen der Bereiche sind nicht da, jedenfalls ich erkenne die nicht. Sie verfließen ineinander.


    Ich habe nie die Idee gehabt beim Autofahren zu meditieren. Ich habe mich auch mit der Frage nie beschäftigt, ob man beim Autofahren meditieren kann / automatisch meditiert, usw.. . Ich glaube, dass es die Angst von einem Unfall ist, die mich daran hindern würde dabei zu meditieren ( ? ).


    ich freue mich wieder hier zu sein.
    Dana