Jenseits von Glück und Leid

  • Das reine Beobachten ist eine feine Sache - lasse Gesehenes nur Gesehenes sein, Gehörtes nur Gehörtes usw., dann bist du nicht dabei...


    Bei unangenehmen Wahrnehmungen erinnert man sich gern daran: Das entsteht und vergeht, hat nichts mit mir zu tun, das gilt auch für negative Gedanken und Gefühle. Beobachten und schwupps! Verschwinden sie.
    Bei angenehmen Wahrnehmungen erinnert man sich nicht so gerne daran, da bedarf es schon einer tiefen Einsicht, damit es nicht zu Begehren und Ergreifen kommt. Und wenn Angenehmes bereits zu Anhaftung und Gewohnheit geworden ist, dann kann man durch Achtsamkeit noch mehr Genuss rausholen, anstatt es unbewusst ablaufen zu lassen.


    Ein ganz klares Durchschauen des Mechanismus: Genuss führt immer zu Leid, ist nötig. Bewusst genießen und vom Leid distanzieren, das geht nur bis zu einem gewissen Grad, weil das Genießen untrennbar mit Identifikation verbunden ist. Lässt man das Angenehme bestehen, hat man damit unweigerlich die Basis für dukkha.

  • Betrachten - sich nicht damit identifizieren - ziehen lassen. :)


    Beim Betrachten hilft mir manchmal das Benennen, als Krücke gegen unkonzentriertes Abschweifen:
    "Dies ist Anhaften"
    "Dies ist Ablehnung"
    "Dies ist weder noch"
    "Dies ist Abschweifen"


    Und so. :)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Ja, aber lässt man es auch wirklich immer vorüberziehen wenn es so schön zu sein scheint? Man sucht auch immer wieder etwas extra auf, weil es so angemehm ist. Da ist halt noch nicht ganz durchschaut, dass es im Vergänglichen nichts zu holen gibt.

  • Ich weiß nicht, bei mir sieht das aus einem anderen Blickwinkel etwas anders aus, ist aber wahrscheinlich trotzdem ähnlich zu dem, was Du meinst.
    "Vorüberziehen lassen" geht ja eher mit Gedanken. Echte Schmerzen kann man schlecht einfach vorüber ziehen lassen und handfestes Glück kann man auch nicht wegschubsen. Diese Dinge sind nunmal da. Wichtig ist, sich damit nicht zu identifizieren.
    Beim weltlichen Glück ist mir schon klar, dass es vergänglich ist - man kann aber erkennen, dass ich alles noch nicht recht durchschaut habe, weil mich die Vergänglichkeit traurig macht. So macht mich das Glücklichsein meist auch ein wenig traurig - nicht der schlechteste Zustand, aber begriffen hab ich die Dinge noch nicht recht.
    Da muss ich noch eine Weile schauen.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:


    Beim weltlichen Glück ist mir schon klar, dass es vergänglich ist - man kann aber erkennen, dass ich alles noch nicht recht durchschaut habe, weil mich die Vergänglichkeit traurig macht. So macht mich das Glücklichsein meist auch ein wenig traurig - nicht der schlechteste Zustand, aber begriffen hab ich die Dinge noch nicht recht.
    Da muss ich noch eine Weile schauen.


    Hab's auch nicht durchschaut. Theoretisch ist es klar - alles Vergänglich, mit Leid verbunden und ohne Selbst, aber erst die Praxis macht das wirklich bewusst. Wenn's grade sehr angenehm ist, verschiebe ich aber das reine Beobachten oft auf später. "Der Himmel kann warten", ist glaube ich ein Romantitel, ja - Nibbana kann warten.

  • mukti:

    Ja, aber lässt man es auch wirklich immer vorüberziehen wenn es so schön zu sein scheint? Man sucht auch immer wieder etwas extra auf, weil es so angemehm ist. Da ist halt noch nicht ganz durchschaut, dass es im Vergänglichen nichts zu holen gibt.


    Stimmt schon. Leidvolles betrachten wir gerne nach dem "buddhistischen Handbuch", damit wir schneller Distanz zu diesem Leid bekommen. Ist ja viel angenehmer so. Bei wirklich angenehmen Dingen mache ich zumindest das nicht so schnell. Da hafte ich gerne etwas länger an.

  • Hallo Leute,
    mir geht es oft so, das mir klar ist, das ich jetzt gleich etwas für mich angenehmes aber vielleicht nicht so heilsames tun werde.
    ich ringe dann mit mir, obwohl mir eigentlich klar ist, das ich es jetzt gleich auf jeden Fall tun werde.
    Wenn ich mir diesen Vorgang ganz genau anschaue, so stelle ich fest, das alles mit "Entscheidung" zu tun hat. Im Grunde hatte ich mich nämlich schon entschieden etwas zu tun.
    Wenn ich ganz klar bewusst die Entscheidung treffe das oder das jetzt nicht zu tun, so merke ich eine innere Angst, das das jetzt dann nicht funktionieren wird, und ich muss aufpassen, das diese Angst es nicht doch noch schafft, mir meine bevorstehende Entscheidung madig zu machen.
    Wenn ich es aber dann doch noch schaffe, ganz klar bewusst die Entscheidung gegen eine für mich angenehme Handlung aber vielleicht nicht so heilsame, zu treffen, dann ist die Sache durchgerungen. :P
    Ich will sagen, das alles eine eigene Entscheidung ist, ob man sich für die heilsamen Richtung oder eben nicht entscheidet.
    Oft mache ich was dem Ego gut tut, doch immer öfter merke ich es und dann kann ich mich frei und bewusst dem heilsamen zuwenden. ( im Sinne des achtfachen Pfades ).
    Alles Gute
    rexrevilo

  • Ja, schön erklärt, rexrevilo.
    Diese Entscheidungen laufen aber manchmal auf ziemlich subtilen Ebenen ab. Gut, über solche Themen mal analytisch zu meditieren. Das greift dann tiefer als bloßes Nachdenken und funktioniert dadurch besser.
    Aber für mich gerade in dieser Zeit eine gute Erinnerung. Danke dafür.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Stimmt, das hängt von der Entscheidung ab, jetzt fällt's mir auch grad wieder ein dank rexrevilo. Theoretisch würde ich mich ein für alle Mal ausschließlich für das Heilsame entscheiden, aber es lässt sich nicht kontinuierlich beibehalten, da sehe ich wie abhängig ich noch bin, gar nicht der Herr im Haus. Die unbewussten Triebe (asavas) übernehmen immer wieder das Steuer.
    Klares Erkennen und Willenskraft spielen da eine Rolle. Wenn man nicht klar die Vergänglichkeit erkennt, reicht die Motivation für die richtige Entscheidung nicht aus. Je mehr man sich dann für Unheilsames entscheidet, desto mehr trübt sich wiederum das Bewusstsein - ein Teufelskreis. Es dauert halt bis die Einsicht so weit gewachsen ist, dass sie immer die richtige Entscheidung verursacht. Ich glaube es dauert viele Leben.

  • Also ich schenke heute meiner Oma und mir einen Mohnstollen :D

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Aber NICHT ANHAFTEN !
    Besonders, wenn die Körnchen zwischen den Schneidezähnen hängen bleiben, sieht's beim Lächeln unbuddhistisch aus. :lol:

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:

    Aber NICHT ANHAFTEN !
    Besonders, wenn die Körnchen zwischen den Schneidezähnen hängen bleiben, sieht's beim Lächeln unbuddhistisch aus. :lol:


    Wenn's nichts angenehmes gäbe, wären wir schon längst alle im Kloster ;)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • mukti:
    Geronimo:

    Also ich schenke heute meiner Oma und mir einen Mohnstollen :D


    Das ist löblich. Und der Oma beim Essen das paticcasamuppāda vorlesen.


    Daran hat sie kein Interesse :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:


    Daran hat sie kein Interesse :)


    War nur Spaß.


    Zitat

    Wenn's nichts angenehmes gäbe, wären wir schon längst alle im Kloster ;)


    Da wären wir gar nicht auf der Welt. Aber irgendwann wird man ja wieder den Ausgang finden.