• Liebe Leute,


    Wissenschaftler haben festgestellt, dass wir im Durchschnitt etwa 200 Mal am Tag lügen.
    Das ist plausibel, wenn wir alles mit einbeziehen: zum Beispiel, ich lächle jemanden an, obwohl mir eher zumute ist, ihm eine zu scheuern. Oft sind Vorgänge dieser Art eher unterbewusste Prozesse.
    So gesehen ist mein Lächeln auch eine Lüge, aber es entspricht auch dem Putzverhalten, bzw. dem Lausen der Affen.
    Und so geht es zu im Leben - von morgens bis abends.


    Von dieser Sorte von Lügen möchte ich jetzt aber nicht sprechen.
    Vielmehr möchte ich die "Notlügen" ansprechen, die für aktive Buddhisten, die ein ethisch einwandfreies Leben führen möchten, viel eher problematisch sind.
    Man möchte jemand anderen nicht verletzen, darum benutzt man eine Notlüge in einem Fall, wenn es nicht anders geht.


    Schon allein das Wort NOTLÜGE ist unglücklich gewählt, denn ich bin doch nicht in Not. Würde ich die Wahrheit sagen, so würde mir auch nichts passieren.


    Ich kann auch mich selbst belügen - scheinbar, möchte ich dazu sagen, wenn es zum Beispiel darum geht, dass man morgens "mit dem falschen Bein aus dem Bett steigt" und dann grau und unausgeschlafen in den Spiegel guckt und vielleicht findet: Mann, sehe ich heute mal wieder aus - wie dreimal durch die Toilette gespült.
    Aber dann verzieht man vor dem Spiegel die Mundwinkel nach oben und lächelt und summt ein nettes Lied: toll, das fühlt sich schon besser an, und gleich steigt die Laune zum Positiven. Hier haben wir den Fall, dass wir einen positiven Zustand zunächst einmal nur simuliert haben und in diesen erst noch hineinwachsen, aber das Tolle ist: es funktioniert! Und das lässt sich auch neurophysiologisch nachweisen.


    Genauso, wie man das, wie in diesem Beispiel, mit sich selbst tun kann, so kann man das auch mit anderen tun.
    Und obwohl man dabei weder wahrhaftig spricht noch sich so verhält, ist ein solches Vorgehen heilsam, weil es positive Samen setzt.


    Aber manchmal ist die Gratwanderung zwischen heilsam und unheilsam nicht so einfach wie in oben genanntem Fall.


    Mich würde mal, anhand von Euren zahlreichen Beispielen, interessieren, wie Ihr damit umgeht und in welche Richtung Ihr Euch entscheidet/ entschieden habt, wenn Ihr auf diese Weise in der Zwickmühle wart.


    Bin gespannt auf Eure Rückmeldungen.


    Liebe Grüße


    Amdap

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Hi Amdap,


    Beobachten.
    Ist eine Notlüge unheilsam ?; was geschieht "im" Geist?
    Welche Art von Lüge ist - in der Tat - besonders fies in der Wirkung
    und unheilsam - für "dich"-für "andere" ?
    Was geschieht, wenn wir moralisieren,
    was geschieht "im" Geist ?



    Grüße :)

  • Wieso zur "Notlüge" greifen ?


    Gibt es nicht in fast jeder Situation auch einen positiven Aspekt auf den man sich verbal beziehen kann ? Falls man den so schnell nicht sehen kann, könnte man ja auch einfach schweigen.

  • Hi Amdap. Danke für deine Gedanken.


    Lügen ist ein interessantes Thema, weil wie du sagtest es viele oft tun, aber es hat tiefere Auswirkungen als den meisten bewusst ist.


    Was Notlüge angeht. Ich finde das Wort 'Not' passt sehr gut, da es nicht bloß eine weitere bequeme Ausflucht ist.


    Der Buddha lehrte seinem Sohn Rachula nicht bewusst zu lügen, nichteinmal im Scherz.


    Im Zweifelsfall ist richtig was am wenigsten Schaden verursacht.


    Die Tugend eines Buddha ist Unschädlichkeit.


    Grüße


    :)

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Vielen Dank Euch, da haben wir ja schon ein paar Antworten.


    Nun möchte ich Euch sagen, wie ich darauf komme.


    Eine Freundesgruppe aus einer früheren buddhistischen Phase (habe vor vier Jahren das Vorzeichen gewechselt, aber zu den alten Freunden noch Kontakt) trifft sich möglichst regelmäßig noch einmal im Jahr zu einem kleinen Seminar. Der Lehrer, der ebenfalls aus der früheren Phase hervorgegangen, jetzt aber ein freier Lehrer ist, wird auf dem Weg zum Seminar bei mir unterkommen und dann fahren wir gemeinsam dort hin, auf dem Rückweg dasgleiche.
    Der Ort, wo wir dann sind, ist sehr idyllisch, das urige, 350 Jahre alte Haus hat Charakter und der Hausherr ist supernett und freut sich auf uns, aber dort ist es auch sehr unruhig, man kommt spät zu Bett usw.; das heißt, zum Stress kommt noch chronischer Schlafmangel.


    Nun muss ich sagen, das alles ist zusätzlich mit viel Unruhe und Organisation verbunden, zumal meine Mutter, mit der ich zusammenlebe, alt, dement und pflegebedürftig ist. Das ist auch der Grund, warum ich, so lange sie noch lebt, nie mehr als eine Woche am Stück wegbleiben kann (ich könnte sie zwar, bei längerem Wegbleiben, in die Kurzzeitpflege geben, aber das lehnt sie vehement ab).


    Nun ist der Urlaub für mich, wenn ich jeweils immer nur max. eine Woche weg bin, nicht besonders erholsam, wegen Vor- und Nachorganisation undsoweiter.
    Außerdem nehme ich im Beruf an anstrengenden Wechselschichten teil.
    Auch das Treffen mit der Freundesgruppe ist für mich ziemlich anstrengend, so im Zusammenhang, dass ich den Lehrer wie gesagt vorher und nachher bei mir beherberge. Er hat nicht viel Geld und ist darum auf die preisgünstige Anreise angewiesen.
    Letztes Jahr war ich hinterher sehr erschöpft und zwei Tage völlig platt, so, wie ich es von mir bisher nicht gekannt hatte. Man wird eben nicht jünger!
    Dieses Jahr ist das Treffen zum Glück ausgefallen.


    Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, dass ich weder zu dem Treffen kommen möchte, so gern ich die Freunde auch wiedersehen würde, noch, dass ich den Lehrer bei mir beherbergen möchte. Aber wenn ich das nicht tue, dann fällt das Seminar aus, alle sind zutiefst enttäuscht und niemand hat Verständnis dafür, wie es mir geht. Wirklich niemand, denn schon dieses Jahr, als noch keiner wusste, dass das Freundestreffen sowieso ausfällt, hatte ich einen anderen, sehr triftigen Grund, den Besuch bei meinem jetzigen persönlichen Lehrer, einem Lama, vorzuziehen, was zufällig in denselben Zeitraum fiel. Und da reagierten mindestens zwei Freunde ziemlich gereizt.


    Eine Kollegin riet mir: "Sag doch einfach, hier ist jemand krank geworden und du musstest einspringen." - Nein, aber so geht es nicht. Nicht nur deswegen, dass ich nicht lügen will, sondern, dass dann vieles Geplantes bei so kurzfristiger Meldung zusammenbricht, wie Ihr Euch vorstellen könnt.
    Und schon jetzt, also langfristig, zu begründen, dass ich nächstes Jahr im September nicht mitmachen kann, wirkt unglaubwürdig und künstlich.


    Nun, ich bin ein erwachsener Mensch mit viel Lebenserfahrung, und meine Frage wirkt tatsächlich ein wenig kindisch. Nichtsdestotrotz bin ich sehr ratlos, denn natürlich möchte ich auch niemanden verletzen.


    Vielleicht seid Ihr überrascht, was für eine Wendung mein Thema jetzt nimmt durch meinen Bericht. Ja, diese Geschichte ist wirklich der Hintergrund.
    Aber bitte, hängt Euch nicht allzusehr an meiner Geschichte auf. Ich möchte so gerne auch andere Geschichten von Euch hören, damit ich fühlen kann, dass ich nicht allein bin in meiner Zwickmühle.
    Und mich interessiert auch brennend, wie Ihr mit solchen Situationen umgeht.
    Ratschläge für meine aktuelle Zwickmühle erwarte ich nicht unbedingt. Sondern ich wäre einfach auch nur froh, wenn ich merken kann, dass ich nicht so allein dastehe.


    Bitte theoretisiert nicht so viel.
    Sowas ist immer leicht, aber eine persönliche Geschichte ehrlich zu erzählen, das ist schon viele Grade schwieriger.


    Über Eure Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen!


    Liebe Grüße


    Amdap

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Amdap,


    ich habe Schwierigkeiten mir vorzustellen, dass deine persönliche Situation bei deinen alten Freunden auf taube Ohren trifft. Du bist erschöpft von der Arbeit und pflegst obendrein noch deine kranke Mutter. Das ist doch wohl Grund genug, dich nicht noch mehr zu belasten. Erwarten deine Freunde das wirklich von dir oder erwartest du es von dir ?


    Wie auch immer die Antwort ausfällt: kann kein anderer deiner alten Freunde die Organisation übernehmen und den Lehrer beherbergen ? Bitte sie doch einfach um Hilfe, weil du gerade aus guten Gründen nicht kannst.


    Wir kontemplieren dankbar über unser Dasein als Mensch, das wir zum Praktizieren benötigen. Diesen kostbaren Menschenkörper darfst du durchaus schützen. Du hast das Recht deine Kräfte vernünftig einzuteilen.

  • Hallo!


    Nun, was mir spontan ein wenig "sauer aufstößt" ist schon mal die Einstellung deiner Mutter, dass sie fremde Pflege schon mal vehement ablehnt. Okay, man muss ihr zugestehen, dass sie evtl. aus der Demenz heraus so handelt. Seine Mutter fast rund um die Uhr bis zur eigenen Erschöpfung zu pflegen ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr!
    Ich finde, du bist sehr gutmütig und tust sehr viel für andere.
    Außerdem kann ich das, was Syia sagt, voll und ganz unterschreiben. Du hast nämlich auch ein Recht, gut für dich selbst zu sorgen, erst dann kannst du Kraft sammeln für andere.
    Wenn es echte Freunde sind, dann könnten sie doch zusammenlegen und dem Lehrer eine günstige Unterkunft bezahlen. Man kann ja mal eine Ausnahme machen, aber wenn sich das schon "einbürgert", dass man damit rechnet, dass du ihn beherbergst, ist auch nicht gerade rücksichtsvoll von den anderen, auch kann ich verstehen, dass du die Situation mit einer Notlüge retten willst, aber gerade da möchte ich einwenden, dass du es doch (sanft!) mit der Wahrheit probierst.
    Ich selbst verstehe dich da sehr gut, wie schwer das ist, habe aber selbst die Erfahrung gemacht, dass man mit der Wahrheit, so unbequem sie auch sein magst, langfristig weiter kommt, erst dann kristallisieren sich echte Freunde heraus, die wirklich zu einem passen, weil sie einen so nehmen, wie man nun mal wirklich ist. Man trifft mit dieser "Strategie" automatisch auf Menschen, die zu einem passen und verliert Menschen, die einem nur vordergründig gut getan haben, obwohl niemand grundsätzlich nur schlecht ist.
    Auch würde ich niemanden anlächeln, wenn mir nicht danach zumute ist. Das empfinde ich - pardon - als "falsches Getue".
    Wenn ich jemanden nicht ausstehen kann, so behandele ich ihn höflich, evtl. etwas distanziert und versuche für mich zu ergründen, warum das so ist, denn unter dem Strich strebt jeder Mensch nach Glück, ich muss ihn so respektieren, wie er ist, auch wenn das nicht immer leicht fällt, ... :oops:
    Oft sollte man das gar nicht dokumentieren, es ist einfach so, dass man manche Menschen mehr und manche weniger mag, aber man sollte alle respektieren.
    Was eine "miese Stimmung" angeht, so hast du durchaus Recht, dass man die mit positiven Gedanken und entsprechendem Verhalten auch ins Fröhliche lenken kann, doch irgendwann habe ich in meinem Leben angefangen, mich zu fragen, ob man immer die Glücklichkeit untereinander anstreben muss? Als Kind kennen viele sicher noch die Worte:"Zieh mal ein anderes Gesicht!" Warum eigentlich? Warum darf man nicht auch mal traurig, uneins mit den anderen und auch mal wütend sein? Warum darf man nicht mal ehrlich die ganze Palette an Gefühlen haben, das heißt ja nicht, dass gleich Teller fliegen müssen..., aber muss man immer fröhlich lächelnd durch die Gegend laufen?
    Tja, das wäre sicher ein Thema für einen anderen Thread, aber - wie gesagt - man kann durchaus dem Lehrer helfen, indem man gemeinsam überlegt, wie man ihn kostengünstig unterbringen kann, oder jemand anderes erklärt sich mal bereit. Treffen ja, man freut sich ja, die anderen mal wieder zu sehen, ganz klar, aber mit so einem schalen Nachgeschmack? Wohl eher nicht, wenn du schon innerlich spürst, dass du dich nicht wohlfühlst mit der Situation.
    Einfach mal ansprechen und wenn du sagst, dass bereits stinkige Reaktionen darauf folgen, so weißt du wenigstens, dass du es hier mit wenig toleranten bzw. selbstsüchtigen Menschen zu tun hast ...



    Na, ich weiß, ich bin kein einfacher Mensch, aber dafür ein "ehrlicher Lump", hihi.
    Das war hierzu nur meine ureigene, ganz persönliche, spontane Meinung!



    Ich wünsch dir was!



    LG Joella

  • Die einfache Wahrheit ist: "Das geht nicht, ich bin überlastet, ich sage das ab.Es tut mir leid, daß ich euch das jetzt erst sagen kann,
    ich hatte Angst euch zu verletzen."

  • Lügen ist in dieser Situation nicht erforderlich. Sprich einfach offen über deine Bedürfnisse. Du hast Grund genug, abzusagen. Deine Freunde sollten dafür Verständnis haben.


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Hallo liebe Leute,


    also erstmal ganz vielen Dank für Eure mitfühlenden Antworten.


    Nun zunächst nochmal zu der Situation. Den Lehrer kann niemand anderes als ich beherbergen, denn die anderen Freunde sind in Süddeutschland beheimatet, ich aber im Norden, und wir wollen uns in Hessen treffen. Der Lehrer wohnt in Schweden. Also bin ich die Einzige, bei der er auf der Durchfahrt übernachten kann.
    Ich kann ihm hier in meinem Wohnort auch ein Zimmer bezahlen, das mildert die Anstrengung aber nicht besonders.


    Da wir nur ein kleines Grüppchen sind, kann es durchaus sein, dass ich das "Zünglein an der Waage" werde dazu, ob das Treffen überhaupt stattfindet oder nicht. Für weniger als zehn Leute kocht der Hausherr nicht, dann müssten wir uns selbst bekochen und hätten zu wenig Zeit für das Seminar, und dann würde es für jeden Einzelnen auch zu teuer werden, so dass das Treffen eher ausfallen wird. Angenommen, ich bin die Nummer Zehn und sage ab, dann wird alles abgesagt.
    Es sei denn, einige von Euch, am liebsten aus dem Norden, haben Interesse und würden gerne mitmachen (vom 30.08. bis 05.09.2013)! Die Freunde würden sich freuen! ;)


    Ich habe letztes Jahr den Freunden schon berichtet, wie fix und fertig ich letztes Jahr war. Das wird auch beachtet und kommentiert, aber nicht so wirklich mitgefühlt bzw. innerlich nachvollzogen, weil es den anderen eben nicht so geht. Sie haben einen ganz anderen Tag-Nacht-Rhythmus als ich, gehen viel später zu Bett. Ich selbst, wenn ich keinen Nachtdienst habe, gehe zu Hause sehr früh zu Bett, da ich um 4.30 Uhr wieder aufstehe, damit ich meine spirituelle Praxis machen kann, bevor ich meiner Mutter beim Aufstehen usw. helfe.


    Jetzt hat schon ein anderer aus Süddeutschland die Organisation übernommen, um mir das abzunehmen, aber das Administrative ist für mich die allerwenigste Belastung (hatte die ersten beiden Male auch alles organisiert, ja, am Anfang, 2010, sogar ein Seminarhaus für alle gesucht und dieses im Internet gefunden) - viel belastender ist für mich das ganze Drum und Dran, wenn Ihr versteht, was ich meine. Ich brauche einfach meine Ruhe. Punkt.


    Wie geht es Euch denn, habt Ihr auch schon mal Situationen gehabt, in denen Ihr nicht wusstet, wie Ihr Euch verhalten solltet? Was habt Ihr so in früheren Jahren erlebt und wie habt Ihr reagiert, auch bewusst reagiert in Bezug auf die Silas?


    Ich denke, es ist noch Zeit, viele Monate. Da werde ich immer wieder den Freunden erzählen, um wieviel anstrengender es auf der Arbeit und mit meiner Mutter wird, und wenn ich dann in noch rechtzeitigem zeitlichem Abstand sage, dass es einfach nicht geht, dann schocke ich die Leute nicht so sehr, und dann kann man vielleicht noch etwas machen.
    Vielleicht bekomme ich ja auch eine Kur verschrieben, oder meine Mutter, oder wir beide.


    Aber das mit der Einladung an Euch zu dem Treffen, das habe ich ernst gemeint.
    Vielleicht haben einige von Euch ja wirklich Lust, an so einem netten, linienunabhängigen buddhistischen Freundestreffen teilzunehmen.


    Euch ganz liebe Grüße,


    Amdap

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
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    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Wenn noch Monate hin sind, dann spiel mit offenen Karten und sage, dass es Dir zuviel ist. Deine Freunde werden schon eine Lösung finden, wenn sie wirklich Interesse an dem Treffen haben. Wenn nicht, dann auch gut.
    Dieses rumgeeiere kostet nur Zeit.


    Nur so meine Gedanken :)


    ()

  • Moin Amdap


    Wenn du morgen tot umfällst, muss es auch weitergehen und wird auch weitergehen. Ich denke du überschätzt deine Wichtigkeit in dieser Situation.


    Zitat

    ...Nun zunächst nochmal zu der Situation. Den Lehrer kann niemand anderes als ich beherbergen...


    Unsinn.
    Wenn ihr dem Lehrer wichtig seit, wird auch er einen Weg finden und auch deine Freunde werden einen Weg finden. Sie können z.B. Geld zusammenlegen und ihm über das www ein Zimmer buchen.
    Wo ein Wille ist, ist auch ein Gebüsch.


    Zitat

    ...Ich denke, es ist noch Zeit, viele Monate. Da werde ich immer wieder den Freunden erzählen, um wieviel anstrengender es auf der Arbeit und mit meiner Mutter wird, und wenn ich dann in noch rechtzeitigem zeitlichem Abstand sage, dass es einfach nicht geht, dann schocke ich die Leute nicht so sehr, und dann kann man vielleicht noch etwas machen...viel belastender ist für mich das ganze Drum und Dran, wenn Ihr versteht, was ich meine. Ich brauche einfach meine Ruhe. Punkt.


    Offensichtlich geht es dir noch nicht schlecht genug. Offensichtlich hast du ja noch Kraft genug für so ein rumgeeiere. Du bist die größte Belastung für dich und nicht das Drumm und Drann. Du und dein Wusch es allen Recht zu machen, zu gefallen, zu genügen.
    Vielleicht solltest du ein bisschen mehr zu dir, zu deinen Möglichkeiten und Bedürfnissen stehen und dich nicht von anderen abhängig machen.
    Mit anderen meine ich deine Freunde, genau so wie deine Mutter.
    Aber davor hast du Angst. Und deshalb wünschst du dir so sehr, das dir deine Entscheidung abgenommen wird.


    So weit mein Eindruck.


    LG
    Ji'un Ken

  • In Deinem Fall kannst Du lügen, Du kannst es aber auch anders machen, besonders da ja noch so viel Zeit ist. Schreib doch einen Rundbrief an alle:
    Du schätzt die treffen sehr und willst gerne weitermachen,
    Deine allgemeine Situation ist Schichtdienst, Demente Mutter -> also belastet
    zusammen mit der speziellen Situation von Beherbergung des Lehreres bei der An- und Abreise , wenig Schlaf beim Seminar etc
    kam es dazu dass du nach dem letzten Seminar 2 Tage Platt warst.
    Dies willst Du so nicht wiederhohlen.
    Du hast in den letzten Jahren das so gemacht , vielleicht findet die Gruppe zusammen eine andere Lösung, damit Du danach nicht Urlaubsreif bist.


    Wenn die Gruppe die Treffen weiter will, habt ihr doch genug Zeit es anders zu organisieren. 10 + Köpfe sollten mehr Möglichkeiten sehen als Du alleine. Du bist klar in dem was Du willst. So kannst Du erhrlich sein, wenn Dir aus so einem Brief heraus vorwürfe gemacht werden, dann weist Du wenigstens genauer was die Treffen der Gruppe bedeuten. Und wo die Bequemlichkeiten der anderen liegen. Ich schätze einmal Ji Un Ken wird mit seinem Beitrag auch sehr recht haben.

  • ich hätte weder auf solche "freunde" bock, noch auf diesen "hausherrn", noch auf dieses "seminar",
    noch auf diesen lehrer. ich glaube, du bist froh überhaupt mal rauszukommen; ich glaube, du wünschst dir respekt
    und zuneigung; ich glaube, du glaubst noch immer, das bekommst du, wenn du es allen recht machst;
    ich glaube, du hälst solche situationen für ein "hinderniss", das du dir karmisch eingebrockt hast+ du müsstest
    karmische pluspunkte sammeln, damit dieses "hinderniss" verschwindet. die suppe, die sich ein kagyü bisweilen
    einbrockt ist eine ganz andere: sich wohlfühlen in der opfer,-wie auch helferrolle+ dieses wohlgefühl kann zu einem
    gefühl der verlogenheit führen. in den sila steht nicht: du sollst ein helfersyndrom haben.
    entschuldige meine direktheit.
    wenn es nicht zutrifft, ignoriere diesen eintrag.


    alles gute !

  • Ganz vielen Dank Euch allen,


    ich finde, Ihr habt sehr direkt und ehrlich Eure Meinung zu meiner Situation gesagt, und darüber bin ich sehr froh.


    Nun, ich denke, ich werde - wie schon gesagt - die Freunde rechtzeitig vorbereiten, was bei mir zu Hause so abgeht, und über die Zeit mehr telefonieren. Dass man miteinander in Kontakt bleibt, und das meine ich auch ganz allgemein, das ist hochgradig wichtig, damit sich die Eindrücke der Beteiligten voneinander nicht so verzerren können.
    Ihr habt sicher auch schon gemerkt: je mehr der Kontakt abnimmt, desto mehr verselbständigen sich die Meinungen über andere und nehmen eine eigene, verzerrte Form an. Daher ist es sehr wichtig, dass man mit Freunden immer viel in Kontakt bleibt.


    Mein Pflichtbewusstsein hat nichts mit K.-Kagyü zu tun, ist auch kein Helfersyndrom (an Onyx9), sondern ist meine Charaktereigenschaft.
    Das Freundestreffen mit buddh. Seminar hat, wie ich ja oben schon geschrieben habe, auch nichts mit K.-Kagyü zu tun.


    Nun vermisse ich aber noch Rückmeldungen auf meine Frage, ob Ihr auch schon mal in Situationen gewesen seid, dass Ihr Euch nicht sicher wart, wie Ihr reagieren solltet in Hinblick auf Ehrlichkeit trotz Zwickmühle, und was Ihr damit für Erfahrungen gemacht habt. Ich bin sicher, wenn Ihr in Erinnerungen kramt, da findet sich ganz bestimmt etwas. Das kann doch nicht sein, dass Ihr völlig frei von solchen Situationen seid.
    Und ein Forum wird doch erst lebendig, wenn man sich mit Erfahrungen austauscht.
    Gute Ratschläge erteilen, das ist sehr wertvoll. Aber von Erfahrungen berichten, noch mehr!


    Und übrigens, meine Einladung zu dem Seminar habe ich ernst gemeint!


    Ganz liebe Grüße von Amdap

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Amdap:

    ...Nun vermisse ich aber noch Rückmeldungen auf meine Frage, ob Ihr auch schon mal in Situationen gewesen seid, dass Ihr Euch nicht sicher wart, wie Ihr reagieren solltet in Hinblick auf Ehrlichkeit trotz Zwickmühle, und was Ihr damit für Erfahrungen gemacht habt....


    Ich war einige Jahre Sprecher einer der Sprecher eines interreligiösen Arbeitskreises. Als mir die Arbeit zu viel wurde, bin ich zurück getreten; von einem Tag auf den anderen, ohne Vorwarnung. Meine Begründung war "Es ist mir zu viel. Ich kann nicht mehr."
    Am Anfang war es für die anderen chaotisch, denn es gab niemanden, der die Arbeit machen wollte. Mit der Zeit hat sich die Aufregung gelegt und andere sind nachgerückt.
    Ich bin mir mit Sicherheit mindestens genauso wichtig, wie andere mir wichtig sind.
    Ich habe übrigens lange lernen und üben müssen, um so weit zu kommen. Aber es hat sich gelohnt.


    LG
    Ji'un Ken

  • Hallo,


    na, du fragst nach Erfahrungen und wie man aus der Zwickmühle wieder herauskommt...


    Da mich eine ehemals gute Arbeitskollegin so derart enttäuscht und sitzen gelassen hatte - und das mehrmals - und ich sie trotzdem nicht verletzen wollte, sagte ich zu ihr:"Ich mag dich, das ist das Eine, aber wir sind beide starke Persönlichkeiten, auf Dauer bleibt eine von uns auf der Strecke, das bist sicherlich nicht du, aber ich bin es jetzt auch nicht mehr! Wir machen uns nur gegenseitig kaputt, lass uns diese Freundschaft beenden, ich wünsch dir alles Liebe und Gute!" Sie war sehr erstaunt und meinte:"Schade, aber ich akzeptiere das dann halt so!"...
    Bis heute gab es keinen Streit mehr und wenn wir uns sehen, grüßen wir uns, freuen uns, wenn wir uns sehen, aber mehr ist da nicht mehr, aber jede respektiert die andere, wie sie eben ist.
    ++++++++++++++++++++++
    So, du sagst, dass du es gut findest, hier Ratschläge zu bekommen, aber gerne einen Erfahrungsaustausch haben möchtest. Ich habe dir nun oben einen kurzen Ausschnitt beschrieben, aber ich bezweifle, dass dich hier ein Erfahrungsaustausch weiterbringen könnte, denn jede Situation ist doch anders. Ich habe auch das Gefühl, du möchtest Dialoge oder Lösungsansätze hören, wie man zu wem etwas sagt, das ist auch irgendwie ein Hilferuf, wie du dich verhalten solltest.
    Du schreibst, du hast kein Helfersyndrom und ich glaube dir das auch prompt, dennoch kann es sein, dass du dich aus anderen Gründen evtl. verpflichtet fühlst, zu helfen. Dieses Verhalten möchte ich auch keinesfalls kritisieren, aber ich denke mal, man kann auch indirekt sehr gut Hilfestellung geben, indem man delegiert und auch mal Hilfe von anderen annimmt, z. B. einen Pflegedienst für kurze Zeit engagiert, da kann dich sicher die Krankenkasse weiter beraten.


    Was den Lehrer angeht, verstehe ich ihn irgendwie auch nicht so ganz, denn wenn ich es mir nicht leisten kann, irgendwohin zu reisen, dann bitte ich meine Freunde in mein Land oder zu einem anderen Treffpunkt, der jedes Jahr woanders stattfindet. Als Lehrer sollte er eigentlich aus Mitmenschlichkeit wissen, dass man von anderen nicht immer erwarten kann, dass man ihn aufnimmt, bzw. sich andere über dieses Problem Gedanken machen müssen. Von meinem Lehrer (!) würde ich persönlich schon fast erwarten, dass er erstmal selbst für sich sorgen kann, bevor er mich belehrt... Okay, okay, ich gebe zu, dass mich der Gedanke fast ein wenig wütend macht, wenn ich mir vorstelle, ich selbst hätte so einen Lehrer, aber ich kenne ihn nicht, er ist hier nicht im Forum, hat also keine Chance, sich zu rechtfertigen und daher habe ich jetzt auch nicht weiter das Recht, ihn zu kritisieren. Das ist nur mal wieder so ein spontaner Gedanke von mir...


    Mehr möchte ich jetzt im Moment nicht sagen, denn das würde nur in sinnfreies Geplapper ausarten und das wollen wir ja auch vermeiden.


    LG Joella

  • kann mir mal jemand sagen, also in max 2 sätzen was das heißen soll: "Ehrlichkeit trotz Zwickmühle"?
    ehrlichkeit in und mit zwickmühle ist es anscheinend nicht. :roll:

  • Onyx9:

    kann mir mal jemand sagen, also in max 2 sätzen was das heißen soll: "Ehrlichkeit trotz Zwickmühle"?
    ehrlichkeit in und mit zwickmühle ist es anscheinend nicht. :roll:



    Spontan würde ich das so formulieren:"Ich selbst möchte eine andere Lösung des Problems, will mir aber eigentlich treu bleiben und nicht lügen, müsste ich aber tun, um niemanden zu verletzen."

  • Danke Joella !


    Aber diese vorbereitete Notlüge ist bereits jetzt eine Lüge.
    Und Lügen kriegen Kinder.
    Eines davon ist, sich selber was in die Tasche zu lügen.

  • Amdap:


    Nun vermisse ich aber noch Rückmeldungen auf meine Frage, ob Ihr auch schon mal in Situationen gewesen seid, dass Ihr Euch nicht sicher wart, wie Ihr reagieren solltet in Hinblick auf Ehrlichkeit trotz Zwickmühle, und was Ihr damit für Erfahrungen gemacht habt.


    Hallo Amdap,


    Hatte auch meine demenzkranke Mutter zu pflegen. Irgendwann ging es nicht mehr, und ich habe gegen ihren Willen eine Pflegerin geholt. Nach einigen Schwierigkeiten hat sie sich daran gewöhnt, ich war ja auch noch oft da. Nach fünf Jahren wurde es so schlimm, dass wir ihr zu dritt (ich und zwei Pflegerinnen) nicht mehr helfen konnten, und ich habe sie in ein Heim geben müssen, obwohl ich das unbedingt vermeiden wollte, und sie sich dagegen gewehrt hat. Dort ist es nach Anfangsschwierigkeiten gut gegangen, ich habe sie fast täglich besucht und auf sie aufgepasst. Wenn´s nicht mehr anders geht, muss man halt eine Entscheidung treffen, auch wenn es schwerfällt. Rückblickend habe ich ein gutes Gewissen, ich habe getan was ich konnte.


    Gruß, mukti

  • Warum legt denn dann die Gruppe nicht einfach mal Geld zusammen um ihm die Unterkunft und Anreise zu bezahlen? Da kann man doch ein Jahr draufhinsparen, und so teuer ist das Fliegen auch nicht mehr. Wenn ihnen etwas daran und auch an ihrer buddhistischen Praxis liegt, dann werden sie Mittel und Wege finden um das zu finanzieren und auch Verständnis für dich aufbringen. Wenn da kein Verständnis ist, dann ist die ganze Praxis für die Katz.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Onyx9:

    Danke Joella !


    Aber diese vorbereitete Notlüge ist bereits jetzt eine Lüge.
    Und Lügen kriegen Kinder.
    Eines davon ist, sich selber was in die Tasche zu lügen.



    Darum bin ich persönlich ja für die Wahrheit.

  • Liebe Leute,


    Eure Antworten sind mir sehr wertvoll und im Wesentlichen habt Ihr Recht, angesichts der Tatsache, dass Ihr ja die Freunde nicht kennt und mit der Situation nicht vertraut seid. Ganz vielen Dank! Und ich hatte ja schon geschrieben, dass ich mir vorgenommen habe, den Kontakt zu vertiefen, was man auch auf allgmeines Miteinander im täglichen Leben beziehen kann. Vertiefte Kontakte schützen davor, Notlügen anzuwenden, weil man sich dadurch einfach besser kennt.


    Nun ist mir noch ein anderes Beispiel zum Thema Lügen eingefallen, und ich möchte hiermit insbesondere solche Kandidaten ansprechen, die einer spirituellen Praxis von tibetischer Linie nachgehen.
    Ich habe mal gelesen (werde später erklären, wo), dass, wenn man nicht fähig ist, bei der Visualisation die erforderliche Vertiefung zu erreichen, man das Bild wenigstens simulieren soll. Also - Simulieren, das ist für mich: es gleichzusetzen mit Kopfkino. Und Kopfkino, das ist natürlich nicht die Qualität, die man tatsächlich in der Visualisation erschließen will. Aber es heißt, lieber simulieren als gar nicht erst damit anfangen.
    Was sagt Ihr nun dazu?
    Also meine Meinung ist, dass man durch Simulieren auch in etwas hineinwachsen kann, das am Anfang noch nicht vorhanden ist. Das Simulieren dient dann sozusagen als Krücke. Ich habe oben, am Anfang meines Themas, ein ähnliches Beispiel genannt, dass man etwa, wenn man morgens beim Aufstehen doch schlecht gelaunt ist, einfach zum Schein in den Spiegel hinein sich anlächelt, und dann wird es meistens schon ein besserer Start. Und ich meine, genau so kann man es bei der Meditation machen, wenn man visualisiert.


    Oder seid Ihr anderer Meinung?
    Meint Ihr, lieber gar nicht meditieren, als sich mit Simulation selbst belügen? Was denkt Ihr?


    Auf Eure Antworten bin ich gespannt.


    Ganz liebe Grüße von Amdap

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Visualisieren ist nicht meditieren,
    nicht im klassischen Sinne nach Buddha.


    Und wer sagt sowas: "Ich habe mal gelesen (werde später erklären, wo), dass, wenn man nicht fähig ist, bei der Visualisation die erforderliche Vertiefung zu erreichen, man das Bild wenigstens simulieren soll."


    Willst du nicht lieber unter "tibetischem Buddhismus " fragen ?