Selbstreflektion/keine "Belehrung"
Es erscheint recht einfach, den Gedankenprozessen nicht zu folgen, denn sie sind "nur" die
Spielerei auf der Oberfläche, sie dienen der Einteilung, dem Ordnen, um dem "Wollen" den
Weg zu ebnen.
Mit den instinkthaften Zu,- und Abneigungen ist es etwas anderes. Sie manifestieren sich unmerklich, solange man
nicht eine gewisse Tiefe der Wahrnehmung erreicht.
( Wir haben uns kürzlich an einer Tischrunde scheckisch gelacht, als ein Freund den
Sinnspruch: "Der Geist ist willig, doch das Fleich ist schwach" ummünzte in:
"Der Geist ist schläfrig, doch das Fleisch ist wach". )
Die vier Maras ( Kagyü ) gelten als Haupthinderniss der Praxis; jap. Zen benutzt den Begriff
Bonno. Ein Mara sind die Geistesgifte und störenden Emotionen ( klesha ).
Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie unmerklich sie die Sinne fesseln und wie
sie die Wahrnehmung verschleiern. Ich sitze, doch ein Vorhang hat sich geschlossen und es
bleibt ein oberflächliches, kraftloses Sitzen, bis das Hinderniss durchdrungen ist. Die Kraft
der Achtsamkeit geht in dem Maße zurück, wie die Klesha/Nivarana sich verdichten.
(Es gibt da diese exakten Beschreibungen,z.B.: von Algen durchwachsenes Wasser/Trägheit )
Wenn ich genau hinsehe, ist die Ursache und Absicht der Bonno die gestaltende Wirkkraft
und sie hat gewohnheitsmäßige Tendenzen... sie bringen uns per Hemmniss von der
wichtigsten Sache ab: eine gewohnheitsmäßige Tendenz zu Achtsamkeit und Sammlung
und schließlich, wie der Karmapa es ausdrückt: "ein Gewohnheitsmuster für wahres Glück"
anzulegen. Die Hemmnisse verdichten sich erst dort nicht mehr, wo der Geist eine andere
Kraft besitzt, eine sich selbst erhaltende Kraft, die Gewohnheitskraft zum Ruhepol zu streben.
Mönche und Nonnen haben es einfacher diese Tendenz anzulegen, weil ihr Leben so gestaltet ist, daß sie
nicht ständig Reizen zum Wirken und Wollen ( Mara ) ausgesetzt sind.
Liebe Grüße an alle aus der chaotischen, reizvollen Hauptstadt !