ZitatAlles anzeigen»Aber diese verschiedenen Stufen der Unterweisungen sind voneinander abhängig; es sind jeweils die höheren Stufen von den da vorliegenden abhängig.
Ohne ein Wissen und eine Anwendung der Unterweisungen des Kleinen Fahrzeuges ist eine Anwendung der Unterweisungen des Großen Fahrzeuges nicht möglich. Ohne ein Verständnis und eine Anwendung des ursächlichen Fahrzeuges ist eine Anwendung des resultierenden Fahrzeuges nicht möglich.
Wenn man ein Feld betrachtet, dann ist das, was einen wirklich interessiert, die Ernte, die man einbringen kann. Damit die Ernte zustande kommt, müssen bestimmte Voraussetzungen vorhanden sein. Damit eine Pflanze wachsen kann, benötigt man den Sprössling. Damit ein Sprössling sprießen kann, benötigt man den Samen.
Damit die Samen zum Sprießen kommen können, benötigt man auch die Grundlage, den Boden, das heißt, die Erde oder das Feld. Obwohl die Ernte das ist, was einen wirklich interessiert, sind alle diese anderen Teile in der Kette ebenfalls notwendig. In analoger Weise sind auch diese drei Fahrzeuge zu verstehen: das Kleine Fahrzeug, das Große Fahrzeug mit seinen weiteren Unterteilungen in ursächliches und resultierendes Fahrzeug. Jemand, der diese Fahrzeuge anwenden möchte, wirklich ernsthaft anwenden möchte, muss sie Schritt für Schritt anwenden, muss mit dem Kleinen Fahrzeug beginnen und dann mit dem ursächlichen Fahrzeug darauf aufbauen und kann dann zum resultierenden Fahrzeug weitergehen. Es wäre jedoch falsch, zu denken, dass in jeder Anwendung des Buddhismus immer diese drei Fahrzeuge vorhanden sein müssen. Jemand, der die Unterweisungen des Kleinen Fahrzeuges anwendet und sie ernsthaft befolgt, wird dadurch allein schon ein sehr wertvolles Resultat erzielen können. Jemand, der dann darüber hinaus die Unterweisungen des Großen Fahrzeuges, darin das ursächliche Fahrzeug, anwenden kann, dem steht das offen. Und wenn man dann auf dieser Grundlage zusätzlich die Fähigkeit hat, noch das resultierende Fahrzeug
anzuwenden, dann bietet sich diese Gelegenheit.
Es ist aber keine Voraussetzung für eine wirkungsvolle Anwendung des Buddhismus. Was ist die Essenz der Unterweisungen des Kleinen Fahrzeuges?
Es sind die Erklärungen der Vier Edlen Wahrheiten und die Beschreibungen des Gesetzes von Handlungen und deren Wirkungen, des Gesetzes von Handlungen und deren Resultaten. Diese Beschreibungen sind nicht nur der essentielle Teil des Kleinen Fahrzeuges. Vielmehr sind diese Beschreibungen die unumgängliche Grundlage für alle Anwendungen, für alle weiteren Unterweisungen des Buddhismus. Wenn man die Vier Edlen Wahrheiten
nicht kennt, wenn man nicht weiß, was es zu befolgen gilt und was es zu tun gilt, wenn man das Gesetz von Handlungen und deren Wirkungen nicht kennt, nicht bemüht ist, sein Verhalten nach diesem Gesetz zu richten, wenn diese Voraussetzungen nicht gegeben sind, dann kann man andere Aspekte des Buddhismus zu kennen glauben; es ist gänzlich unmöglich, sie wirkungsvoll anzuwenden. Die Vier Edlen Wahrheiten sind etwas vom Allerwichtigsten, das man kennen und verstehen muss.
Diese Vier Edlen Wahrheiten sind: Die Edle Wahrheit des Leids, des Ursprungs des Leids, der Beseitigung und des Weges. In diesen vier Wahrheiten ist die vollständige Situation der Wesen, die vollständige Situation, in der wir uns befinden, beschrieben.
Diese Vier Edlen Wahrheiten beschreiben, in welcher Situation wir uns befinden, was die Ursachen für diese Situation sind, was der Weg ist, mit dem man diese Situation verändern kann, und was das Resultat ist, das durch einen solchen Weg erzielt werden kann. Alle diese Punkte sind vollständig in den Vier Edlen
Wahrheiten enthalten. Jemand, der ernsthaft Interesse am Buddhismus hat, muss diese Vier Edlen Wahrheiten richtig verstehen.
Wenn man diese Vier Edlen Wahrheiten verstanden hat, dann ist das nächste, Wichtigste, was man verstehen muß, das Gesetz von Handlungen und deren Wirkungen. Indem man sieht, welche Handlungen korrekt sind, welche Handlungen fehlerhaft sind, indem man ein Verständnis dessen gewinnt, was es zu befolgen gilt und was es zu vermeiden gilt, muß man sein Verhalten gezielt darauf einrichten, bemüht zu sein, alle unheilsamen, negativen Handlungen zu vermeiden und heilsame Handlungen so weit wie möglich auszuführen. Nicht sollte man darauf bedacht sein, möglichst nach hochgestellten Anwendungen zu haschen, bevor eine solche Grundlage gegeben ist. Das richtige Verhalten von Körper, Rede und Geist ist die unumgängliche Grundlage. Wenn man hier Fehler macht, kann man sein ganzes Leben damit verbringen, Meditationen auszuführen, Meditationsgottheiten zu visualisieren und alles mögliche zu tun, alle diese Bemühungen werden bei einer fehlenden Grundlage des richtigen Verhaltens von Körper, Rede und Geist keinerlei Wirkung zeigen können. Und solche Bemühungen bleiben dann nichts anderes als eine Zeitverschwendung.
Was ist das richtige Verhalten? Buddha hat keine große Liste aller Handlungen aufgeschrieben und sie in gute und schlechte klassifiziert. Vielmehr ist es so zu verstehen, dass jede Handlung, die ihre Motivation in einer Verblendung hat, deren Resultat für einen selbst und andere einen Schaden darstellt, eine unheilsame
Handlung ist; dass jede Handlung, deren Motivation ein heilsamer Zustand des Geistes ist und deren kurzfristiges und langfristiges Resultat einen Wert, einen Nutzen für einen selbst und andere darstellt, eine heilsame Handlung ist. So ist es wichtig zu verstehen, wie heilsame und unheilsame Handlungen klassifiziert
werden, und bemüht zu sein, dementsprechend die einen zu vermeiden und die anderen zu befolgen. Das ist die wichtigste Grundlage, sind die wichtigsten Dinge, die man erkennen muss.
Wenn man diese Grundlage besitzt und dann bemüht ist, Anwendungen auszuführen, dann ist der nächste wichtigste Schritt, die Einstellung der Zuflucht zu den Drei Juwelen zu entwickeln. Dazu ist es notwendig, zu wissen, was die Drei Juwelen sind, und die Natur, die Eigenschaften dieser Drei Juwelen zu erkennen und
aus einem solchen Verständnis bei ihnen seinen Schutz zu suchen. Alle Meditationen im Buddhismus, ganz gleich, um welches Fahrzeug es sich handelt, um ein kleines oder großes Fahrzeug, immer beginnt eine buddhistische Meditation mit der Zuflucht, mit dem Entwickeln der Einstellung des Schutzsuchens bei den
Drei Juwelen. Es gibt keine buddhistische Meditation, die nicht als Anfang bei ihrer Ausführung das Entwickeln der Zuflucht enthält.
Unter den Drei Juwelen versteht man Buddha, Dharma und Sangha. Das Dharma ist es, was man als sein eigentliches Objekt der Zuflucht erkennen muss, als das Objekt verstehen muss, das einem dann tatsächlich den ersehnten Schutz gibt. Indem man das verstanden hat, sieht man Buddha als denjenigen, der einem
dieses Dharma zeigt, und die Sangha als diejenigen, die einem beim Erreichen dieses Dharma beistehen und helfen, einen begleiten.
Indem man das verstanden hat, sieht man diese drei einerseits als sein Objekt des Schutzes, sein Objekt der Zuflucht, man sieht sie als Vorbild, man sieht sie als Ziel, das man selbst erreichen und verwirklichen will. Und indem man dieses Verständnis entwickelt, muss Vertrauen gegenüber diesen Objekten entstehen.
Wenn jemand krank ist, ist es doch das Medikament, das die wirkliche Heilung herbeiführen muß. Indem der Patient verstanden hat, dass durch das Einnehmen des Medikamentes die wirkliche Heilung herbeigeführt wird, sieht er den Arzt als die qualifizierte Person, die ihm die richtigen Medikamente geben kann; er
sieht das Pflegepersonal als die wertvollen Helfer, die ihm bei seiner Genesung beistehen, und durch diese Mittel sieht er eine Möglichkeit, von seiner Krankheit wieder freizukommen. Es ist notwendig, die Drei Juwelen in ähnlicher Weise zu betrachten. Die Krankheit, die es hier zu heilen gilt, ist diese innere
Krankheit, die die Wurzel allen Unbehagens darstellt, das wir erfahren. Das sind die Verblendungen in unserem Geist, das sind Unwissenheit, Begierde, Hass, Eifersucht und so weiter. Diese Krankheit kann beseitigt werden, indem man das Dharma der Erkenntnisse im eigenen Geist erzeugt, im eigenen Geist
hervorbringt. Indem die Erkenntnisse des Dharma im eigenen Geist entstehen, wird diese Krankheit der Verblendungen aus dem
Geist entfernt. Damit diese Erkenntnisse im Geist entstehen können, ist man auf das Dharma der Unterweisungen angewiesen.
Das Dharma der Unterweisungen wiederum erhält man von einer qualifizierten Person, die in der Lage ist, diese Unterweisungen zu geben. Und um dieses Dharma auch anwenden zu können, benötigt man sowohl jemanden, der es einem zeigt, als auch andere Helfer, Begleiter, die mit einem den gleichen Bemühungen der Anwendung folgen. Das ist der Grund, weshalb im Buddhismus gesagt wird, dass die Drei Juwelen wichtig sind und dass diese
Einstellung der Zuflucht zu ihnen als Grundlage vorhanden sein muss.
Das sind einige der allergrundlegendsten Voraussetzungen in der Anwendung von Dharma. Wenn diese Grundlagen nicht stabil in einem vorhanden sind, ist eine Anwendung der Tantras nicht möglich. Man kann dann zwar Ermächtigungen beiwohnen und auch verschiedene Dinge rezitieren, aber ohne diese Grundlagen bleiben solche Anwendungen lediglich ein Spiel.«
Quelle: Gonsar Rinpoche- Tantra -Einführung und Grundlagen
Lebt lange und in Frieden
añjalī अञ्जलि
Dorje Sema