Buddhistische Linien-Lehrsysteme\Etymologie\\ Definition

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    Es können aber gerne Passagen innerhalb von Buddhaland resümierend kopiert werden um mögliche Aussagen wie Argumente zu untermauern oder eben um darüber entsprechend zu diskutieren.
    Den Anfang macht hier das Lehrsystem der CITTAMĀTRIN es folgen dann noch die Lehrsysteme der MĀDHYAMAKA sowie die Lehrsysteme der VAIBHĀṢIKAS und die der SAUTRĀNTIKAS.
    Die Texte sind von Geshe Lhündub Söpa und Jeffrey Hopkins aus dem Einband des IV. Pantschen Lama auf den Grundlagen Tsongkhapas »DER TIBETISCHE BUDDHISMUS« verfasst und in`s Englishe übersetzt worden alsdann in's deutsche von Burkhard Quessel.
    Somit ist unbedingt das COPYRIGHT außerhalb vom Forum Buddhaland zu beachten. DANKE.


    VI. DIE CITTAMĀTRIN


    DEFINITION UNTERSCHULEN UND ETYMOLOGIE DER BEZEICHNUNG CITTAMĀTRIN


    Ein Cittamātrin ist laut Definition: Jemand, der buddhistische Lehrmeinungen verkündet und der die wahre Existenz abhängiger Erscheinungen, aber keine äußeren Objekte vertritt.


    Es gibt zwei Arten von Cittamātrin:


    Die Vertreter eines wahren Aspektes und die Vertreter eines täuschenden Aspektes.
    Zwischen diesen beiden Gruppen gibt es Unterschiede.
    Der -Aspekt-, der die Grundlage für die Auseinandersetzung zwischen den Vertretern des wahren und des täuschenden Aspekts bildet, ist das einem Blau wahrnehmenden Seh-Bewusstsein als Blau Erscheinen eines blauen Flecks.
    Die Vertreter des wahren Aspektes meinen, das, einem Blau wahrnehmenden Seh-Bewusstsein als Blau Erscheinen von Blau existiere so, wie es erscheint.


    Sie vertreten die Ansicht, dass ein blauer Fleck, der als ein grob materielles, zusammengesetztes, ganzes Objekt erscheint, tatsächlich so existiert, wie er erscheint, nämlich als ein grob-materielles, zusammengesetztes, ganzes Objekt.
    Die Vertreter des täuschenden Aspektes bestreiten das.
    Als Cittamātrin stimmen die Vertreter des wahren Aspektes mit den Vertretern des täuschenden Aspektes soweit überein, dass sie das Erscheinen eines blauen Fleckes als ein äußeres Objekt für täuschend halten.
    Im Unterschied zu den Vertretern des täuschenden Aspektes behaupten die Vertreter des wahren Aspektes jedoch, im Rahmen dieser täuschenden Erscheinung sei der Anteil dieser Erscheinung, der sie als grob-materielles Objekt erweist, richtig.


    Die Vertreter des täuschenden Aspektes behaupten, das als Blau Erscheinen von etwas Blauem existiere nicht so, wie es einem Blau wahrnehmenden Seh-Bewusstsein erscheint [weil der Eindruck des grob-materiell Existierenden über das hinausgeht, was tatsächlich da ist ]
    Die obige Darstellung ist richtig, da die Vertreter von wahrem und täuschendem Aspekt darin übereinstimmen dass Blau einem Blau wahrnehmenden Seh-Bewusstsein als Blau erscheint.


    Das bedeutet» beide Gruppen erkennen an, dass es Arten von Seh-Bewusstsein gibt, die Blau als Blau und nicht als Gelb wahrnehmen - mit der Begründung» dass es Objekte gibt, die mit dem wahrnehmenden Bewusstsein eine Wesenheit bilden und das obwohl es keine Außenwelt gibt- Ebenso stimmen sie darin überein, dass es Arten von Seh-Bewusstsein gibt, die Blau ab Gelb wahrnehmen, weil das Auge mit einem
    Fehler behaftet ist.


    Sie stimmen auch in der Aussage überein, dass Blau [täuschender weise] ein äußeres Objekt zu
    sein scheint.


    Die Vertreter des wahren und des täuschenden überein, wenn sie sagen, dass selbst die einen gültigen Sinnesbewusstsein erscheinenden Objekte fälschlicherweise so erscheinen, als wären sie Dinge, die sich außerhalb des wahrnehmenden Bewusstseins befinden.


    Die Vertreter des wahren Aspektes behaupten, dass einem Blau wahrnehmenden Seh-Bewusstsein als ein äußeres Objekt Erscheinen von Blau sei durch Unwissenheit befleckt. Das Erscheinen von Blau als Blau jedoch und das Erscheinen von Blau als ein grob materielles sei nicht durch Unwissenheit befleckt. Die Vertreter des täuschenden Aspektes sind nicht nur der Meinung, das Erscheinen von Blau als ein äußeres Objekt sei durch Unwissenheit befleckt, sie halten auch das als ein grob-materielles Objekt Erscheinen von Blau
    für durch Unwissenheit befleckt.
    Die Definition für einen Cittamātrin, der den wahren Aspekt vertritt, lautet daher: Ein Cittamātrin behauptet, die Erscheinung eines groben Objektes vor einem Sinnesbewusstsein existiere so, wie sie erscheint.
    Ein Vertreter da täuschenden Aspektes ist laut Definition: Ein Cittamātrin, der behauptet, die Erscheinung eines groben Objektes vor einem Sinnesbewusstsein existiere nicht so, wie sie erscheint.
    Es gibt drei Arten von Cittamātrin, die einen wahren Aspekt vertreten: Die Verkünder einer gleichen Anzahl von Objekten und Subjekten, die Verkünder einer Halbe-Eier-Meinung und die Nicht-Pluralisten.


    Nur in den Systemen des Cittamātra und des Yogācāra-Svātantrika existieren Subjekt und Objekt gleichzeitig. Von einer Verborgenheit (vāsanā) oder einem Samen (bῑja) werden gleichzeitig sowohl Subjekt als auch Objekt hervorgebracht. Zum Beispiel bringt eine Verborgenheit sowohl die Farbflecken
    auf den Flügeln eines Schmetterlings als auch das Seh-Bewusstsein hervor, das diese Farben wahrnimmt.
    Man spricht davon, dass ein Objekt -auf das wahrnehmende Subjekt hin- erscheint. Nun stellt sich auch die Frage, ob dem Subjekt immer nur ein Objekt Aspekt erscheint, oder ob dem Subjekt viele Aspekte so wie Blau, Gelb, Rot und so fort - erscheinen. Zudem meinen alle Schulen» außer den Vaibhāṣikas, dass ein wahrnehmendes Subjekt, wie das Seh-Bewusstsein, seinem Objekt ähnlich wird, so wie ein Spiegel dem Objekt ähnlich wird, das vor ihm steht. Ebenso fragt man sich; wird ein Seh-Bewusstsein in den vielen Aspekten seines Objektes erzeugt-in einem Aspekt von Blau» einem Aspekt von Gelb und sofort?
    Oder einfacher lautet die Frage: Gibt es in jedem Augenblick viele Arten von Seh-Bewusstsein, welche die einzelnen Aspekte des Objektes wahrnehmen, oder gibt es nur ein Seh-Bewusstsein, welches das Objekt allgemein wahrnimmt? Wenn es in jedem Augenblick mehrere Arten von Seh-Bewusstsein gibt, würde das anscheinend der Schrift widersprechen, die sagt, dass in ein und demselben Ausblick keine Vielzahl der gleichen Art von Seh-Bewusstsein auftreten kann, obwohl ein Seh-Bewusstsein, ein Hör-Bewusstsein, ein
    Geruchs Bewusstsein, ein Geschmacks Bewusstsein, ein Körper-Bewusstsein und ein Geist-Bewusstsein sehr wohl in ein und demselben Augenblick auftreten können. Auf der anderen Seite, wenn es in jedem Augenblick nur ein Seh-Bewusstsein gibt, wie nimmt man all die Einzelaspekte des Objektes wahr?


    Einige mögliche »Lösungen« lauten:
    •(1) Es gibt viele Arten von Seh-Bewusstsein, deren Anzahl mit der Anzahl der zum Objekt gehörenden Aspekte übereinstimmt.
    •(2) Es gibt nur ein allgemeines Seh-Bewusstsein, das diesen Fleck wahrnimmt; dieses Seh-Bewusstsein hat viele Teile, die jeder für sich eine Farbe wahrnehmen.
    •(3) Es gibt in jedem Augenblick nur ein Seh-Bewusstsein, und man erfasst die verschiedenen Aspekte der Reihe nach, in jedem Augenblick einen Aspekt.
    Im System der Sautrāntikas, das eine Außenwelt vertritt, sind alle drei Möglichkeiten vertreten.
    Die Cittamatrin führen eine andere Dreiergruppe an, die weiter unten behandelt wird.
    Es ist wichtig, genau festzulegen, was Aspekt (ākāra , rnam pa) an einer bestimmten Stelle bedeutet - das Wort hat nämlich viele Bedeutungen.
    Allgemein bedeutet viṣaya- ākāra (yul rnam) das Objekt selbst, grahya- ākāra (gzung rnam) bedeutet das wahrnehmende Subjekt, grahaka- ākāra ('dzin rnam) bezeichnet das Wahrnehmungsmittel für das wahrnehmende Subjekt - nämlich das Selbst-Bewusstsein. Manchmal bezieht sich grahya- ākāra (gzung rnam) allerdings eher auf das Objekt als auf das Subjekt.


    Drung-chen Lek-pa-sang-po [Drung chen Legs pa bzang-po], Pänchen Sö-nam-drak-pa [Panchen bSod nams grags pa] und andere erläutern die drei Arten von Vertretern des wahren Aspektes folgendermaßen:
    Die Verkünder einer gleichen Anzahl von Subjekten und Objekten behaupten: Ebenso wie das Rot und das Gelb, die einem Seh-Bewusstsein erscheinen, welches einen Fleck wahrnimmt, verschiedene Dinge sind, sind auch die beiden Arten von Bewusstsein, die von dem Seh-Bewusstsein abhängen, welches den Fleck wahrnimmt, verschiedene Dinge. Die mit der Halbe-Eier-Meinung behaupten, ein blauer [Fleck] und das dieses Blau erfassende Seh-Bewusstsein seien verschiedene Dinge, obwohl sie im allgemeinen Geistnatur haben.


    Sie heißen die mit der Halbe-Eier-Meinung, weil sie zur Hälfte den Sautrāntikas und zur anderen Hälfte den Cittamātrin gleichen.


    Die Nicht-Pluralisten vertreten die Meinung, beide Arten von Seh-Bewusstsein, welche das Blau und das Gelb eines Flecks erfassen und von dem Seh-Bewusstsein abhängen, das den Fleck wahrnimmt, seien ebenso eine einzige Wesenheit wie das Gelb und das Blau eines Fleckes. Es gibt zwei Arten von Verkündern einer gleichen Anzahl von Objekten und Subjekten: Jene, die acht Arten von Bewusstsein vertreten [die fünf Arten von Sinnes Bewusstsein, ein Geist-Bewusstsein, einen mit Plagen behafteten Geist (klista-manah) und einen allem als Grundlage dienenden Geist (ālaya-vijñāna)].
    Die zweite Art vertritt sechs Arten von Bewusstsein. *
    Von den Nicht-Pluralisten gibt es, wie man sagt, zwei Arten: die Verkünder von sechs Arten von Bewusstsein und die Verkünder eines einzigen Bewusstseins.
    Man sagt, dass es zwei Arten von Vertretern des täuschenden Aspektes gibt: die Vertreter des befleckten täuschenden Aspekts und die Vertreter des makellosen täuschenden Aspekts.
    Die Vertreter des befleckten
    täuschenden Aspekts nennt man so, weil sie meinen, die Natur des Geistes sei durch die
    Unwissenheits-Verborgenheiten befleckt. Die Vertreter des makellosen täuschenden Aspekts
    nennt man so, weil sie behaupten, der Geist sei nicht im Mindesten durch die Verborgenheiten
    der Unwissenheit befleckt. Nach einer anderen Interpretation tragen die Vertreter des befleckten täuschenden Aspekts ihren Namen deshalb, weil sie meinen, es gebe auf der Stufe der Buddhaschaft zwar keine Unwissenheit - wohl aber irrige Erscheinungen. Die Vertreter des makellosen, täuschenden
    Aspekts tragen ihren Namen, weil sie annehmen, dass es auf der Stufe der Buddhaschaft keine irrigen Erscheinungen gibt, weil es da keine Unwissenheit gibt.
    Jang-kya weist beide Interpretationen der (Herkunft des Namens) von Vertretern des befleckten
    täuschenden Aspekts zurück.
    *Das heißt die fünf Arten von Sinnes Bewusstsein und das Geist-Bewusstsein. (Anm. d. Übers.)


    Er sagt, es gebe kein buddhistisches System, das behauptet, die Natur des Geistes selbst sei
    befleckt oder ein Buddha habe irrige Wahrnehmungen.


    Man kann die Cittamātrin in zwei Arten unterteilen: In die Anhänger der Schrift und in die Anhänger der Beweisführung. Die ersten sind die Anhänger von Asaṅgas Fünf Abhandlungen über die Stufen, und die letzteren sind die Anhänger von Dharmakrῑtis Sieben Abhandlungen über gültige Erkenntnis.
    Sie werden Cittamātrin oder Vijñaptivādin genannt, weil sie verkünden, dass alle Erscheinungen eines Wesens mit dem Geist sind. Weil sie zudem die Übung der Taten des Pfades aus der Sicht des Yogis festlegen, nennt man sie auch Yogācārin.


    DARSTELLUNG DER GRUNDLAGE

    Dieser Abschnitt zerfällt in zwei Teile: Die Aussagen der Cittamātrin über Objekte und ihre Aussagen über Objekt-Besitzer.


    Aussagen über Objekte


    Die Cittamātrin sind der Meinung, dass alle Wissens Objekte in den drei Naturen enthalten sind. Diese drei sind: Abhängige Erscheinungen (paratantra) [wörtlich: von anderem beherrschten Erscheinungen], vollständig erwiesene Erscheinungen (pariniṣpanna) und vorgestellte Erscheinungen (parikalpita).
    Diese Aussage gründet auf der Annahme, dass alle Produkte abhängige Erscheinungen sind, dass die Natur aller Erscheinungen [also ihre Leerheiten] die vollständig erwiesenen. Erscheinungen sind, und dass alle übrigen Wissensobjekte vorgestellte Dinge sind.
    Außer den Leerheiten sind alle unvergänglichen Erscheinungen, wie zum Beispiel der Raum, vorgestellte Dinge. Alle Leerheiten sind vollständig erwiesene Erscheinungen. Alle vergänglichen Erscheinungen sind abhängige Erscheinungen. Auf diese Weise sind alle Erscheinungen in den drei Naturen enthalten. Es gibt zwei Arten von vorgestellten Dingen: existierende und nicht-existierende. Alle unvergänglichen Wissensobjekte, außer den Leerheiten, sind in der Kategorie der existenten vorgestellten Dinge enthalten. Nicht-existente vorgestellte Dinge sind keine Wissensobjekte und somit auch keine Erscheinungen. Das unvergängliche Selbst oder ein Tisch, der etwas von dem ihn wahrnehmenden Bewusstsein Verschiedenes ist, existieren überhaupt nicht. Bei ihnen handelt es sich um nicht-existente vorgestellte Dinge.


    Sie vertreten die Meinung, dass die drei Naturen durch sich und inhärent existieren.


    Wenn unter eine Klasse sowohl existente als auch nicht-existente Dinge (allen, gilt die Klasse selber als
    existent. So sind also vorgestellte Dinge im Allgemeinen existent, obwohl es einige vorgestellte Dinge gibt,
    zum Beispiel das unvergängliche Selbst, die nicht existieren. Als Klasse existieren also selbst vorgestellte
    Dinge inhärent.


    Es gibt jedoch einen Unterschied, der sich darauf bezieht, ob die Naturen in Wahrheit existieren oder nicht. Die Cittamātrin behaupten nämlich, dass vorgestellte Dinge nicht in Wahrheit existieren und dass abhängige Erscheinungen, ebenso wie vollständig erwiesene Erscheinungen, in Wahrheit existieren. Ein vorgestelltes Ding ist laut Definition: das, was nicht endgültig, aber für das Denken existiert. Es gibt zwei Arten von vorgestellten Dingen -
    existente vorgestellte Dinge und nicht-existente vorgestellte Dinge. »Wissensobjekt« ist ein Beispiel für ein existentes vorgestelltes Ding.


    Als allgemeine Ausdrücke sind »Wissensobjekt«, »eines«, »verschieden« und so fort unvergänglich, weil unter sie ebenso vergängliche wie unvergängliche Dinge fallen. Wenn eine Kategorie bestimmt, geht Existenz vor Nicht-Existenz und Unvergänglichkeit vor Vergänglichkeit.


    Beispiele für nicht-existente vorgestellte Dinge sind die beiden Arten von Selbst.


    Die beiden Arten von Selbst sind das Selbst von Personen und das Selbst von Erscheinungen. Personen sind davon leer, substantielle oder eigenständige Dinge zu sein, und Erscheinungen sind davon leer, als Subjekt und Objekt verschiedene Dinge zu sein. Ein nicht-existentes vorgestelltes Ding ist also etwas, das für das Denken existiert, wie eine substantiell existente Person, das in Wirklichkeit aber überhaupt nicht existiert. Existente vorgestellte Dinge andererseits existieren tatsächlich, aber nur in Abhängigkeit vom Denken - wie im Falle des Raums, den man nur erkennen kann, indem man sich den behindernden Kontakt beseitigt denkt.


    Eine abhängige Erscheinung ist laut Definition: Etwas, das in Abhängigkeit von der Macht von etwas anderem, das heißt durch Ursachen und Bedingungen entsteht, und das die Grundlage für eine vollständig erwiesene Erscheinung [eine Leerheit] ist.


    Alle Produkte sind abhängige Erscheinungen, weil sie in Abhängigkeit von den Ursachen, die sie erzeugen, entstehen. Eine abhängige Erscheinung ist deshalb die Grundlage für eine vollständig erwiesene Erscheinung, weil sie leer davon ist, etwas zu sein, das von dem es wahrnehmenden Bewusstsein getrennt ist. So ist also jedes Produkt die Grundlage für seine Eigenschaft der Leerheit.


    Es gibt zwei Arten von abhängigen Erscheinungen - reine und unreine. Reine abhängige Erscheinungen sind, zum Beispiel, die auf das meditative Gleichgewicht folgende Weisheit eines Höheren und die größeren und die geringeren Kennzeichen eines Buddha.


    Ein Höherer (das heißt jemand, der den Pfad des Sehens erreicht hat) erkennt während des meditativen Gleichgewichts direkt die Leerheit. Die Weisheit, die ihm zu diesem Zeitpunkt entsteht, ist eine reine abhängige Erscheinung. Wenn er sich aus der Meditation erhebt, verfügt er über eine andere Art von
    Weisheit - das Wissen, dass Subjekt und Objekt, obwohl sie als verschiedene Wesenheiten erscheinen, keine verschiedenen Wesenheiten sind. Das ist ein indirektes oder begriffliches Wissen, wohingegen das Wissen des meditativen Gleichgewichts in einer direkten Erkenntnis von Leerheit bestand.


    Unreine abhängige Erscheinungen sind, zum Beispiel, die geistigen und physischen Anhäufungen, die man sich [durch verunreinigte Tätigkeiten und Plagen] angeeignet hat. Eine vollständig erwiesene Erscheinung ist laut Definition: Eine Soheit, die darin besteht, dass etwas leer ist von den beiden Arten von Selbst [dem Selbst einer Person und dem von Erscheinungen]. Es gibt zwei Arten von vollständig erwiesenen Erscheinungen - makellose und unwandelbare. Ein Beispiel für die erste Art ist die endgültige Natur einer Erscheinung. Obwohl man sagt, dass es sich bei makellosen vollständig erwiesenen Erscheinungen um eine Untergruppe der vollständig erwiesenen Erscheinungen handelt, sind sie eigentlich keine vollständig erwiesenen Erscheinungen. Das ist so, weil sie keine letztlichen Bewusstseins Objekte auf einem Reinigungspfad sind, durch den Hindernisse ausgeräumt werden.


    Die Weisheit eines Höheren ist keine Leerheit, weil sie ein Bewusstsein ist. Sie ist ein Erkenntnismittel für die Leerheit in der Weise, dass sie sich mit Leerheit mischt. Die beiden mischen sich wie frisches Wasser sich mit frischem Wasser mischt, aber dennoch sind sie für das Denken verschieden. Man kann deshalb nicht sagen, dass diese Weisheit selbst eine Leerheit ist, und deshalb kann sie auch nicht als ein Meditationsobjekt dienen, das dazu geeignet wäre, Hindernisse auszuräumen.


    Weiter gibt es zwei Arten von Wissensobjekten: konventionelle Wahrheiten und endgültige Wahrheiten. Eine konventionelle Wahrheit ist laut Definition: Ein Objekt, das von einem gültigen Erkenntnismittel gefunden wird, welches als ein richtig Erkennendes etwas als konventionell erkennt. Die Ausdrücke »Täuschung«, »nominelle Wahrheit« und »konventionelle Wahrheit« sind bedeutungsgleich.


    Alle Objekte, außer den Leerheiten, sind Täuschungen, weil sie nicht in der Weise existieren, in der sie erscheinen, das heißt als vom Wahrnehmenden getrennte Dinge. Jedoch existieren in diesem System vergängliche Erscheinungen und Leerheiten in Wahrheit, weil die Cittamātrin behaupten, dass diese Objekte, wenn sie existieren, zwangsläufig in Wahrheit existieren.


    Eine endgültige Wahrheit ist laut Definition: Ein Objekt, das von einem gültigenErkenntnismittel gefunden wird, welches als ein richtig Erkennendes etwas als endgültig erkennt. Die Ausdrücke »Leerheit«, «Element der [höheren] Eigenschaften (Dharma-dāhtu)-, »vollständig erwiesene
    Erscheinung«, »endgültige Wahrheit-, »Grenze der Wirklichkeit« und »Soheit« gelten bei ihnen als bedeutungsgleich. Endgültige Wahrheiten existieren zwangsläufig ihrem eigenen Wesen nach, während konventionelle Wahrheiten nicht unbedingt ihrem eigenen Wesen nach existieren. Das ist so, weil abhängige Erscheinungen [bei denen es sich auch um konventionelle Wahrheiten handelt] nicht ihrer Natur nach existieren [obwohl sie inhärent und durch sich selbst existieren].


    Existente vorgestellte Dinge, so wie der Raum, sind konventionelle Wahrheiten, während nicht-existente vorgestellte Dinge, so wie ein unvergängliches Selbst oder ein Tisch, der eine vom wahrnehmenden Bewusstsein verschiedene Wesenheit ist, noch nicht einmal konventionelle Wahrheiten sind, da es sie nicht gibt. Die Existenz von Täuschungen ist nicht unbedingt eine Täuschung, denn obwohl abhängige Erscheinungen Täuschungen sind, ist ihr Erscheinen keine Täuschung.
    Im Cittamātrasystem sind abhängige Erscheinungen Täuschungen - ihr Existieren ist aber keine Täuschung. Das ist so, weil sie gar nicht existieren würden, wenn sie nicht in Wahrheiten existierten. Sie sind in dem Sinne täuschend, dass sie aufgrund der dem Subjekt eigenen Veranlagungen erscheinen, als wären sie von dem wahrnehmenden Bewusstsein verschiedene Dinge. Die Tatsache, dass sie in Wahrheit existieren, beugt dem Extrem der Nicht-Existenz vor. Die Tatsache, dass sie täuschend sind in dem Sinne, dass sie auf eine Weise erscheinen und in einer anderen existieren, beugt dem Extrem der Existenz vor.


    In ihrer Darstellung der drei Zeiten und der nicht-bestätigenden Verneinung stimmen die Sautrāntikas, Cittamātrin und die Svātatrikas überein.


    Diese drei Schulen behaupten, dass es sich bei vergangenen und zukünftigen Objekten um unvergängliche Erscheinungen, das heißt um das bloße Fehlen von etwas handelt, und dass gegenwärtige Objekte vergänglich sind. Zusammen mit den Prasaṅgikas sind sie der Meinung, dass eine Verneinung nicht unbedingt etwas an seine Stelle Tretendes impliziert.


    Die fünf Sinnesobjekte - Formen und so fort - existieren nicht als äußere Objekte. Sie entstehen nämlich innerhalb einer inneren Bewusstseins Wesenheit durch die Kraft der Samen, die von bestimmten Taten in den allem als Grundlage dienenden Geist (ālayavijñāna) gelegt wurden. Die Vertreter des wahren Aspektes meinen, dass die fünf Sinnesobjekte - Formen und so fort - keine äußeren Objekte sind, wohl aber als grob-materielle Objekte existieren. Die Vertreter des täuschenden Aspektes sagen, dass die Formen und so fort, äußere Objekte sein müssten, wenn das zuträfe; ihrer Meinung nach existieren deshalb die fünf Arten von Sinnesobjekten nicht als grob-materielle Objekte [obwohl sie natürlich Teil und Ganzes anerkennen].
    Ihre Aussagen über Objekt-Besitzer
    Die Anhänger der Schrift [vor allem die Anhänger von Asaṅga] Lehren acht Arten von Bewusstseins. Sie meinen deshalb, die Person bestehe aus dem allem als Grundlage dienenden Geist. Die Anhänger von Beweisführung [vor allem die Anhänger Dharmakῑrtis sind der Meinung, das Geist-Bewusstsein sei die Person.


    Es gibt viele Arten von Geist-Bewusstsein - Begierde, Hass und so weiter -, und die angeführte Meinung besagt nicht, dass alle Arten von Geist-Bewusstsein die Person sind. Das Geist-Bewusstsein, aus dem die eigentliche Person besteht, ist eine subtile, neutrale Form des Geists Bewusstseins, die während des ganzen Lebens unaufhörlich existiert. Man nennt es das Geist-Bewusstsein, da: die Grundlage für den Namen der Person stellt. Es ähnelt in vielem dem allem als Grundlage dienenden Geist, ist aber nicht als Wesenheit von den anderen Formen von Geist-Bewusstsein verschieden.


    Die Anhänger der Schrift meinen, der allem als Grundlage dienende Geist erfasse [die fünf Sinne, die fünf Sinnesobjekte und] die inneren Verborgenheiten.


    Die eigentlichen Bewusstseins Objekte eines allem als Grundlage dienenden Geistes sind die fünf Sinne und die fünf Arten von Objekten, die von den fünf Arten von Sinnes-Bewusstsein erfasst werden. Er wird sich nicht wirklich der Verborgenheit bewusst, aber man sagt, dass er sich ihrer bewusst wird, weil
    alle Wahrnehmungen durch die Verborgenheit erzeugt werden.


    Der allem als Grundlage dienende Geist hat den Aspekt, dass er seine Objekte nicht unterscheidet [er identifiziert sie nicht, indem er sagt: »Dies ist das und das«], sein Wesen ist unverblendet und neutral. Er ist ein beständiger Haupt-Geist, der lediglich mit den fünf allgegenwärtigen Geist-Faktoren verbunden ist. Außerdem trifft von den beiden Möglichkeiten - verblendet zu sein oder nicht verblendet zu sein - für ihn zu, dass er nicht verblendet und neutral ist.


    Er ist nicht verblendet, weil ihn keine mit Plagen behafteten Geist-Faktoren begleiten. Die fünf allgegenwärtigen Geist-Faktoren sind Kontakt, Gefühl, Unterscheidung, Absicht und Geisttätigkeit.


    Der allem als Grundlage dienende Geist ist nicht tugendhaft, weil er [auch] im Kontinuum von jemandem existiert, dessen Tugendwurzeln abgeschnitten sind. Er ist aber auch nicht nicht-tugendhaft, weil auch zu höheren Bereichen Gehörende einen allem als Grundlage dienenden Geist haben. [Deshalb ist er neutral].


    In den Bereichen des Formhaften und des Formlosen sind selbst die Geist-Faktoren Stolz und so fort nicht nicht-tugendhaft sondern neutral.


    Das Bewusstseins Objekt eines mit Plagen behafteten Geistes ist der allem als Grundlage dienende Geist.


    Jedoch nimmt er das wirkliche Wesen des allem als Grundlage dienenden Geistes nicht so wahr wie es ist - wenn er das täte, würde er ihn nicht für eine eigenständige Person halten.
    Sein


    Aspekt ist es, den allem als Grundlage dienenden Geist für ein [als Substanz existentes oder
    eigenständiges] »Ich« zu halten. Sein Wesen ist verunreinigt und neutral.


    Zu einem mit Plagen behafteten Geist gehören neun begleitende Geist-Faktoren: die fünf allgegenwärtigen Geist-Faktoren und die vier Geist-Faktoren, die ihn verunreinigen. Die letzteren sind: Anhaften an einem Selbst, in Bezug auf ein Selbst verdunkelt sein, Stolz auf ein Selbst und die Ansicht von einem Selbst. Wenn es von diesen vier verunreinigenden Geist-Faktoren gereinigt ist, existiert das Wesen eines mit Plagen behafteten Geistes zwar noch, es ist aber dann rein. Beim Erreichen von Buddhaschaft wird der mit Plagen behaftete Geist in die Weisheit von der Gleichheit umgewandelt, die alle Objekte gleichermaßen als nicht von dem sie wahrnehmenden Bewusstsein verschiedene Wesenheiten erkennt.


    Allgemein stimmt ihre Weise, die sechs Arten von Bewusstsein darzustellen, mit der allgemein üblichen buddhistischen Darstellung der sechs Arten von Bewusstsein überein. [Sowohl die Anhänger der Schrift als auch die Anhänger von Beweisführung] sind der Meinung, dass es zwei Arten von gültigen Erkenntnismitteln gibt. Darüber hinaus machen sie Aussagen über vier Arten von direkten gültigen Erkenntnismitteln. Direkte Wahrnehmungsmittel vom Typ des Selbst-Bewusstseins und die direkten Wahrnehmungsmittel eines Yogi sind für sie zwangsläufig auch Fälle von nicht-irrigem Bewusstsein. Die Vertreter des wahren Aspektes meinen, sogar das Seh-Bewusstsein im Kontinuum eines Kurzsichtigen [das heißt eines gewöhnlichen Wesens], das Blau wahrnimmt, sei ein nicht-irriges Bewusstsein, insofern es den Blau-Anteil der Erscheinung als Blau wahrnimmt.


    Der Ausdruck »Kurzsichtiger« oder »Jemand, der nicht weit sieht« meint jemanden, der über die Erscheinungen der gewöhnlichen Welt nicht hinausblickt.


    Nach Meinung der Vertreter des täuschenden Aspekts sind alle direkten Wahrnehmungsmittel im Kontinuum eines Kurzsichtigen notwendigerweise auch Fälle von irrigem Bewusstsein. Außerdem sagen sie, es gebe zwei Arten von geistig direkt wahrnehmenden Erkenntnismitteln in einem derartigen Kontinuum - irrige und nicht-irrige.


    Viele andere Gelehrte sind der Meinung, dass alle Fälle sowohl von mit den Sinnen als auch van geistig direkt wahrnehmenden Erkenntnismitteln im Kontinuum eines gewöhnlichen Wesens sich irren, weil ihnen die Objekte als vom wahrnehmenden Bewusstsein verschieden erscheinen.


    Objekte der Pfade
    Die sechzehn Aspekte der Vier Edlen Wahrheiten sind Vergänglichkeit und so fort. Die grobe Selbst-Losigkeit besteht in der Leerheit einer Person davon, unvergänglich, keine Teile besitzend und unabhängig zu sein. Die subtile Selbst-Losigkeit von Personen besteht in der Leerheit einer Person davon, substantiell existent oder eigenständig zu sein. Es gibt zwei Arten von subtilen Selbst-Losigkeiten von Erscheinungen. Die eine ist die Leerheit einer Form und des sie wahrnehmenden Erkenntnismittels davon, getrennte Wesenheiten zu sein. Die andere ist die Leerheit einer Form davon, ihrer Natur nach Erfassungsgrundlage für ein Denk-Bewusstsein zu sein, das sich Form vorstellt.


    Eine Form ist keine von dem sie erfassenden Bewusstsein getrennte Wesenheit und ein Bewusstsein von Form ist keine von seinem Objekt getrennte Wesenheit. Auch sind Formen, Fälle von Bewusstsein und so fort, nicht ihrer Natur nach Grundlage für die Bezeichnung mit ihrem jeweiligen Namen.


    Beide Arten von subtiler Selbst-Losigkeit [die von Personen und die von Erscheinungen] sind ihrer Meinung nach Leerheiten. Jedoch ist eine Leerheit nicht notwendigerweise eine von beiden, weil auch das Wahre Aufhören ebenso wie das Nirvana als Leerheiten anerkannt werden.


    Da liegt ein technisches Problem. Das Wahre Aufhören ist eine Leerheit im Kontinuum von jemandem, der ein Hindernis ein für alle Mal aufgegeben hat, und es muss eine der beiden Arten von Selbst-Losigkeit sein. Sobald es aber das eine wie das andere sein kann, ist es eigentlich keines von beiden.


    Ein Produkt halten sie für dieselbe substantielle Wesenheit (dravya) wie das gültige Erkenntnismittel, das es erfasst. Eine Erscheinung, bei der es sich um ein Nicht-Produkt handelt, ist ihrer Meinung nach dieselbe Wesenheit (vastu) wie das gültige Erkenntnismittel, das sie erfasst.


    Während der Pfade aufzugebende Objekte
    Die durch die Pfade aufzugebenden Objekte sind die Plage-Hindernisse (kleśāvaraṇa) und die Hindernisse für [die gleichzeitige Erkenntnis aller] Wissensobjekte (jñeyāvaraṇa).


    Man kann diese Begriffe auch, weniger wörtlich, mit Hindernisse zur Befreiung und Hindernisse zur Allwissenheit übersetzen.


    Die Hindernisse zur Befreiung sind zum Beispiel die Vorstellung von einem groben oder einem subtilen Selbst von Personen, mit ihren Samen, ebenso wie die sechs Haupt plagen und die zwanzig zweitrangigen Plagen.


    Die sechs Hauptplagen sind: Begierde, Hass, Unwissenheit, Stolz, falsche Ansicht und Zweifel.
    Die zwanzig zweitrangigen Plagen sind: Zorn, Übelwollen, Unmut, Boshaftigkeit, Eifersucht, Unredlichkeit, Verstellung, fehlender Anstand, fehlende Scham, Verheimlichung, Geiz, Überheblichkeit, fehlender Glaube, Faulheit, Gewissenlosigkeit, Achtlosigkeit, fehlende Selbstprüfung, Trägheit, Überreizung und Abgelenktsein.*
    * Die Psychologie dieser Plagen wird im i. Kapitel des Kompendium des Wissens
    (Abhidharmasammuccaya) von Asa ṅ ga erläutert. (Anrn. d. Übers.)


    Die Hindernisse zur Allwissenheit sind, zum Beispiel, die Vorstellungen von einem Selbst der Erscheinungen, zusammen mit ihren Verborgenheiten. Bodhisattvas nehmen die Hindernisse zur Allwissenheit als das Hauptobjekt ihres Aufgebens. Schüler des Hinayāna /Hörer und Einsame Verwirklichen nehmen die Hindernisse zur Befreiung und nicht die Hindernisse zur
    Allwissenheit als das Hauptobjekt ihres Aufgebens.


    Wesen der Pfade
    Sie geben eine Darstellung von fünf Pfaden - Pfad der Ansammlung, der Vorbereitung, des Sehens, der Meditation und des Nicht-mehr-Lernens - für jedes der drei Fahrzeuge. Für das Mahāyāna vertreten die Cittamātrin auch die Darstellung von den Zehn Bodhisattva-Erden.


    Die erste der Zehn Erden fängt an mit dem Pfad des Sehens, mit dem auch der Pfad eines Höheren beginnt. Die restlichen Erden gehören zum Pfad der Meditation.


    DIE DARSTELLUNG DER FRUCHTE DER PFADE
    Jene, die eindeutig zu einer Hinayāna-Familie gehören, nehmen als ihr Hauptobjekt eine vollständig erwiesene Erscheinung, und zwar die Selbst-Losigkeit von Personen.
    Wenn sie mit diesem Objekt vollkommen vertraut sind, geben sie, in Abhängigkeit von der Vajra-gleichen meditativen Gleichgewichtfindung, alle Hindernisse zur Befreiung auf und erreichen gleichzeitig die Frucht eines Hinayāna-Feind-Zerstörers.
    Es gibt zwischen Hörern und Einsamen Verwirklichern, was ihr Meditationsobjekt - die Selbst-Losigkeit - angeht, nicht den geringsten Unterschied, auch nicht in Bezug auf die Objekte ihres Aufgebens - die Plagen. Deshalb lässt sich die Darstellung von den Acht Eintretenden und Verweilenden auf beide anwenden. Jedoch leben Einsame Verwirklicher nur im Bereich der Begierde [und nicht im formhaften und im formlosen Bereich], deshalb trifft die Ordnung der zwanzig Mitglieder der Geistigen Gemeinschaft nicht auf sie zu. Es ist allerdings auch nicht so, dass es überhaupt keine Unterschiede zwischen Hörern und Einsamen Verwirklichern gäbe. In Anbetracht der Tatsache, dass ein Einsamer Verwirklicher die Ansammlungen von Verdienst über einhundert Zeitalter hinweg anhäuft und ein Hörer nicht, gilt der Hörer als tiefer stehender und der Einsame Verwirklicher als der Höhere. Die Frucht, die für einen
    Einsamen Verwirklicher, beziehungsweise einen Hörer entsteht, ist entsprechend ihren Praktiken entweder höher- oder tieferstehend.
    Die Anhänger der Schrift unter den Cittamātrin sind nicht der Meinung, dass ein Hinayāna-Feind-Zerstörer, der zur Ruhe geht, jemals den Pfad des Mahāyāna betritt. Jedoch meinen sie, dass ein Feind-Zerstörer, dessen Erleuchtung [in die eines Bodhisattva] umgewandelt wird, den Pfad des Mahāyāna betritt. Dieser Eintritt erfolgt aus einem Nirvana mit Überresten. Es gibt kein Eintreten aus einem Nirvana ohne Überreste, weil sie meinen, dass es drei endgültige Fahrzeuge gibt.


    Ein restfreies Nirvana bedeutet ihrer Meinung nach das Abbrechen des Form- und Bewusstseins Kontinuums und gleicht dem Erlöschen einer Lampe. Deshalb wäre es unmöglich, zu diesem Zeitpunkt noch in das Mahāyāna einzutreten.


    Die Anhänger von Beweisführung unter den Cittamātrin vertreten die Meinung, dass alle Hinayāna-Feind-Zerstörer in das Mahāyāna eintreten, weil sie meinen, dass es nur ein letztes Fahrzeug gibt.
    Die, die zu einer Mahāyāna-Familie gehören, nehmen als ihr Hauptmeditationsobjekt eine vollständig erwiesene Erscheinung, und zwar die Selbst-Losigkeit von Erscheinungen. In Verbindung mit dem [Anhäufen] von Verdienst Ansammlungen über drei unermessliche
    Zeitalter hinweg Üben sie die Meditation über die Selbst-Losigkeit der Erscheinungen und gehen Schritt für Schritt durch die fünf Pfade und die Zehn Erden.
    Mit der Hilfe des ununterbrochenen Pfades am Ende ihres Kontinuums [als fühlendes Wesen, dem immer noch Hindernisse verbleiben, die es beseitigen muss] geben sie die beiden Hindernisse vollständig auf und erreichen dadurch die Buddhaschaft in einem Erhabenen Reinen Land. Sie erlangen einen
    Wahrheitskörper, das Aufgegeben haben der Hindernisse und die Erkenntnis der Selbst-Losigkeit - also die Vervollkommnung ihres eigenen Heils. Zudem erreichen sie die beiden Formkörper [den vollkommenen Genuss Körper und den Hervorbringungskörper] - also die Vervollkommnung der Tätigkeiten zum Heile der Anderen. Den Anhängern von Asaṅgas Kompendium des Wissens (Abhidharmasammuccaya) zufolge, scheint sich das Erreichen von
    vollkommener Erleuchtung auch in einem menschlichen Leben ereignen zu können.


    Sie behaupten, Buddhaschaft könne in einem menschlichen Körper und müsse nicht unbedingt in dem Körper erlangt werden, den man in einem Höchsten Reinen Land hat.


    Was das Wort des Buddha betrifft so anerkennen die Cittamātrin die Unterteilung in eindeutige Schriften und Schriften, die einer Interpretation bedürfen. Entsprechend der Darstellung im Sūtra von der Enträtselung des Gedankens meinen sie nämlich, dass die ersten beiden Räder der Lehre aus Schriften bestehen, die einer Interpretation bedürfen, und das letzte Rad sich aus eindeutigen Schriften zusammensetzt. Eine Schrift, deren ausdrückliche
    Lehre nicht wörtlich akzeptiert werden kann, bezeichnen sie als Sūtra, das einer Interpretation bedarf. Sie bezeichnen jede Schrift, deren ausgedrückte Lehre wörtlich akzeptiert werden kann, als eindeutig.
    Es gibt drei Arten von Nirvana: das mit Überresten, das ohne Überreste und das nicht-verweilende (siehe Seite 186 und 189). ↔ folgt noch mit Hinweis versehen/Dorje
    Es gibt drei Körper eines Buddha: den Wahrheitskörper (Dharmakāya), den vollkommenen Genuss Körper (Sambhogakāya) und den Hervorbringungskörper (Nirmāṇakāya). Es gibt zwei Arten von Wahrheitskörper - einen Wesenskörper und einen Weisheitskörper. Es gibt auch zwei Wesenskörper - einen seiner Natur nach reinen Wesens Körper und einen Wesenskörper im Sinne der Freiheit von hinzukommenden Verunreinigungen.


    Der Weisheitskörper ist das allwissende Bewusstsein eines Buddha, und sein Wesenskörper ist die Leerheit des allwissenden Bewusstseins eines Buddha. In dem Sinne, dass der Geist eines Buddha seinem Wesen nach schon immer frei von Verunreinigungen gewesen ist, nennt man die Leerheit seines Geistes den natürlichen reinen Wesenskörper. In dem Sinne, dass der Geist eines Buddha von hinzukommenden Verunreinigungen frei geworden ist, nennt man die Leerheit seines Geistes einen Wesens Körper, der die Freiheit von hinzukommenden Verunreinigungen ist.
    Weil sie das alles annehmen, bezeichnet man die Cittamātrin als Verkünder von Mahāyāna-Lehrmeinungen.

    * * *
    So sage ich:
    Wer unterscheiden kann, der sollte mit Freude hier eintreten -
    in die Lehrmeinungen derer, die Bloß-Geist verkünden, dem Wort des Überwinders, des Führers folgend,
    denn viele Weise haben dies als wahr bestätigt.

    ©



    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema