Kreativität, Niederwerfungen und Rabattmarken

  • Aus dem Berzin Archiv :


    "Jegliche Aktivität in einen spirituellen Pfad verwandeln

    Die Praxis der vorbereitenden Übungen ist nicht nur auf die anfänglichen Stadien unseres spirituellen Pfades beschränkt, und dann ist sie beendet. Wir müssen uns kontinuierlich von Hindernissen reinigen und positive Kraft ansammeln, den ganzen Pfad entlang. Wir setzen den Prozess fort, bis wir unser Ziel erreicht haben, völlig gereinigt und fähig zu sein, unser gesamtes Potential zum Wohle der anderen zu nutzen. Da dies solch ein langfristiger und zentraler Prozess ist, ist es wichtig zu erkennen, dass wir mit der richtigen Einstellung und Motivation jegliche sich wiederholende positive oder neutrale Handlung, die wir zu Hause oder im Büro ausführen, in eine vorbereitende Übung verwandeln können, die effektiv alle geistigen Blockaden abtragen und positive Kraft aufbauen kann.


    Wir lesen in vielen buddhistischen Standardwerken, wie wir selbst die banalsten Handlungen in einen spirituellen Pfad verwandeln können. Wenn wir zum Beispiel einen Raum betreten, können wir uns vorstellen, dass wir von Samsara oder unkontrollierbar wiederholter Wiedergeburt frei werden und ins Nirvana eintreten, einen Zustand der Erlösung und Freiheit von Leid. Wir können uns dabei auch vorstellen, dass wir alle Wesen dabei mitnehmen. Wir müssen mit den Dharma-Belehrungen kreativ umgehen und dieses Prinzip auf unsere persönlichen Lebensumstände anwenden und alles, was wir tun, in eine vorbereitende Übung verwandeln.


    Nehmen wir zum Beispiel an, wir würden in einem Büro arbeiten und den ganzen Tag seitenlange Papiere tippen. Wenn wir dies lediglich als unseren Job betrachten und es langweilig und bedeutungslos finden und es hassen, wird es uns kaum mehr als ein bisschen Geld, Kopfschmerzen und viel Frustration bringen. Das gleiche kann der Fall sein, wenn wir wiederholte Niederwerfungen machen. Wir haben nicht viel davon, wenn wir sie wie eine unangenehme Pflicht auf der Arbeit betrachten, die wir erledigen müssen. Wir bekommen nur Rückenschmerzen und noch nicht einmal Geld! Doch wenn wir das ganztägige Tippen mit der Einstellung betrachten: „Ich stelle Dinge klar, so dass jemand anderem etwas effektiv mitgeteilt werden kann”, stellen wir fest, dass es keinen Unterschied macht, wie trivial der Inhalt dessen ist, was wir tippen. Es ist der Prozess, der wichtig ist – wir stellen etwas klar und machen es verfügbar für die Kommunikation mit anderen. Mit solch einer Einstellung und Motivation dient unsere tägliche Büroroutine effektiv als vorbereitende Praxis.


    Um mit den buddhistischen Lehren kreativ umzugehen, müssen wir alles, was wir gelernt haben, zusammenbringen. In diesem Beispiel, unsere Büroarbeit zu einer vorbereitenden Praxis zu machen, verbinden wir die Lehren über das Aufbauen und Reinigen mit der Mahamudra-Richtlinie, uns nicht im Inhalt unserer Erfahrung zu verfangen, sondern einfach beim Prozess zu bleiben. Dann bringen wir das mit dem Lojong zusammen – der Methode zur Reinigung unserer Einstellungen oder dem ,Geistestraining’, mit dem wir negative Situationen in positive und der Praxis förderliche verwandeln. Wenn wir unterschiedliche Teile der Lehren auf diese Weise zusammenfügen, können wir die Antwort darauf, wie wir den Dharma auf den Alltag anwenden können, selbst herausfinden. So lassen wir unsere buddhistische Praxis lebendig werden und unser Interesse frisch bleiben.


    Das Etablieren und Stärken zweier erleuchtungsbildender Netzwerke


    Ein weiterer möglicher Grund dafür, warum uns unsere vorbereitende Praxis und der Dharma im Allgemeinen irgendwann fade und wirkungslos erscheint, ist folgender: Wir gehen die Etablierung und Stärkung der zwei erleuchtungsbildenden Netzwerke von positiver Kraft und tiefem Gewahrsein so an, als würden wir Rabattmarken im Supermarkt sammeln. Wir sammeln mit jedem Einkauf mehr und mehr Rabattmarken an, die wir in ein Büchlein kleben, das wir in einer Schublade aufbewahren. Wenn wir am Ende genügend Büchlein vollgeklebt haben, können wir sie gegen ein Küchengerät eintauschen. Wenn wir also Zeit und Energie damit verbringen, wiederholt Niederwerfungen zu machen, fühlen wir uns, als würden wir im Supermarkt Geld ausgeben, um mehr Rabattmarken zu erhalten. Sie haben zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Relevanz für unser Leben, doch sie können später gegen den Gewinn eingelöst werden, die Erleuchtung.


    Das, was wir im Laden kaufen, können wir essen; doch mit der eben genannten Geisteshaltung erkennen wir keinen unmittelbaren Effekt in unseren Niederwerfungen, abgesehen von wunden Knien und einem schmerzenden Rücken. Wenn wir jedoch alle Handlungen unseres Tages, besonders die wiederholten, in vorbereitende Übungen verwandeln, ziehen wir auch den sofortigen Nutzen daraus, dass jeder Moment unseres Tages bedeutungsvoll wird. Unsere Lebensqualität steigt dem entsprechend an und wir werden glücklicher, weil wir nie das Gefühl haben, unsere Zeit zu verschwenden. Dieses positive Selbstwertgefühl verstärkt unseren Enthusiasmus für die vorbereitenden Standardpraktiken wie das Ausführen von Niederwerfungen. Wenn wir auf diese Weise alle Lehren so zusammenbringen, dass wir sie auf unseren Alltag anwenden, wird unsere Praxis nicht fade und wirkungslos werden."

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Berzin:

    Aus dem Berzin Archiv :
    Wir lesen in vielen buddhistischen Standardwerken, wie wir selbst die banalsten Handlungen in einen spirituellen Pfad verwandeln können. Wenn wir zum Beispiel einen Raum betreten, können wir uns vorstellen, dass wir von Samsara oder unkontrollierbar wiederholter Wiedergeburt frei werden und ins Nirvana eintreten, einen Zustand der Erlösung und Freiheit von Leid. Wir können uns dabei auch vorstellen, dass wir alle Wesen dabei mitnehmen. Wir müssen mit den Dharma-Belehrungen kreativ umgehen und dieses Prinzip auf unsere persönlichen Lebensumstände anwenden und alles, was wir tun, in eine vorbereitende Übung verwandeln.


    Schön, aber wie wär's damit jegliche Art von Vorstellungen einfach fallen zu lassen?


    Das kann man sich kaum vorstellen, ja? ;)



    Berzin:


    Nehmen wir zum Beispiel an, wir würden in einem Büro arbeiten und den ganzen Tag seitenlange Papiere tippen. Wenn wir dies lediglich als unseren Job betrachten und es langweilig und bedeutungslos finden und es hassen, wird es uns kaum mehr als ein bisschen Geld, Kopfschmerzen und viel Frustration bringen.


    Wenn wir achtsam sind, dann werden wir bemerken, wenn sich der Keim von Hass bildet und es wird nicht dazu kommen, dass Hass aufsteigt.


    Berzin:


    Das gleiche kann der Fall sein, wenn wir wiederholte Niederwerfungen machen. Wir haben nicht viel davon, wenn wir sie wie eine unangenehme Pflicht auf der Arbeit betrachten, die wir erledigen müssen. Wir bekommen nur Rückenschmerzen und noch nicht einmal Geld!


    Tatsächlich können wir ganz klar erkennen, dass wir gar keine Pflicht haben Niederwerfungen zu machen. Wir können erkennen, das es so etwas wie Pflicht gar nicht gibt. Wir können erkennen wieviel wir machen, nur um geschäftig zu sein und uns abzulenken und um uns von diesem Umstand, dass wir nach Geschäftigkeit suchen um uns abzulenken, abzulenken denken wir uns allerlei phantastisches Zeug aus und glauben daran, dass wir {dies und das} tun müssen weil {dies und das} vermeintlich der Fall ist.


    Berzin:

    Doch wenn wir das ganztägige Tippen mit der Einstellung betrachten: „Ich stelle Dinge klar, so dass jemand anderem etwas effektiv mitgeteilt werden kann”, stellen wir fest, dass es keinen Unterschied macht, wie trivial der Inhalt dessen ist, was wir tippen. Es ist der Prozess, der wichtig ist – wir stellen etwas klar und machen es verfügbar für die Kommunikation mit anderen. Mit solch einer Einstellung und Motivation dient unsere tägliche Büroroutine effektiv als vorbereitende Praxis.


    Wir können es auch einfach so sehen: Wir machen das, weil wir Geld brauchen, weil wir Nahrung und Kleidung und ein Dach überm Kopf benötigen und eigentlich ist es ein schöne Sache, dass wir das mit dem Tippen von an sich bedeutungslosem Zeug sicherstellen können und dass sich sogar noch jemand drüber freut, wenn wirs ordentlich machen und dass es überhaupt gar keine Selbstverständlichkeit ist, dass wir so unseren Lebensunterhalt verdienen dürfen, und dass es viele Millionen von Menschen gibt, deren höchstes Glück es wäre, wenn sie an meiner Stelle wären.


    Berzin:


    Um mit den buddhistischen Lehren kreativ umzugehen, müssen wir alles, was wir gelernt haben, zusammenbringen. In diesem Beispiel, unsere Büroarbeit zu einer vorbereitenden Praxis zu machen, verbinden wir die Lehren über das Aufbauen und Reinigen mit der Mahamudra-Richtlinie, uns nicht im Inhalt unserer Erfahrung zu verfangen, sondern einfach beim Prozess zu bleiben. Dann bringen wir das mit dem Lojong zusammen – der Methode zur Reinigung unserer Einstellungen oder dem ,Geistestraining’, mit dem wir negative Situationen in positive und der Praxis förderliche verwandeln. Wenn wir unterschiedliche Teile der Lehren auf diese Weise zusammenfügen, können wir die Antwort darauf, wie wir den Dharma auf den Alltag anwenden können, selbst herausfinden. So lassen wir unsere buddhistische Praxis lebendig werden und unser Interesse frisch bleiben.


    Ich finds ganz schön geistreich wie er seine Tradition an den Mann (oder die Frau) bringen will.



    Grüße
    TM

    Einmal editiert, zuletzt von Grund ()

  • TM, du solltest richtig zitieren: nicht Simo sondern Berzin hat geschrieben.
    Bzw: SImo hat Berzin zitiert...


    LG
    ONda

  • Onda:

    TM, du solltest richtig zitieren: nicht Simo sondern Berzin hat geschrieben.
    Bzw: SImo hat Berzin zitiert...


    LG
    ONda


    Oki. Dachte aus dem Kontext wird das eh klar ... aber korrekt ist korrekt. Habs verbessert



    Grüße
    TM

  • Berzin:

    Ein weiterer möglicher Grund dafür, warum uns unsere vorbereitende Praxis und der Dharma im Allgemeinen irgendwann fade und wirkungslos erscheint, ist folgender: Wir gehen die Etablierung und Stärkung der zwei erleuchtungsbildenden Netzwerke von positiver Kraft und tiefem Gewahrsein so an, als würden wir Rabattmarken im Supermarkt sammeln. Wir sammeln mit jedem Einkauf mehr und mehr Rabattmarken an, die wir in ein Büchlein kleben, das wir in einer Schublade aufbewahren. Wenn wir am Ende genügend Büchlein vollgeklebt haben, können wir sie gegen ein Küchengerät eintauschen. Wenn wir also Zeit und Energie damit verbringen, wiederholt Niederwerfungen zu machen, fühlen wir uns, als würden wir im Supermarkt Geld ausgeben, um mehr Rabattmarken zu erhalten. Sie haben zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Relevanz für unser Leben, doch sie können später gegen den Gewinn eingelöst werden, die Erleuchtung.


    Ja, dazu fällt einem vielleicht ein, dass wenn man seinen Schülern viel von "Verdiensten" erzählt, es nicht wundert, wenn es zu solchen Vorstellungen kommt.


    Berzin:


    Das, was wir im Laden kaufen, können wir essen; doch mit der eben genannten Geisteshaltung erkennen wir keinen unmittelbaren Effekt in unseren Niederwerfungen, abgesehen von wunden Knien und einem schmerzenden Rücken. Wenn wir jedoch alle Handlungen unseres Tages, besonders die wiederholten, in vorbereitende Übungen verwandeln, ziehen wir auch den sofortigen Nutzen daraus, dass jeder Moment unseres Tages bedeutungsvoll wird. Unsere Lebensqualität steigt dem entsprechend an und wir werden glücklicher, weil wir nie das Gefühl haben, unsere Zeit zu verschwenden. Dieses positive Selbstwertgefühl verstärkt unseren Enthusiasmus für die vorbereitenden Standardpraktiken wie das Ausführen von Niederwerfungen. Wenn wir auf diese Weise alle Lehren so zusammenbringen, dass wir sie auf unseren Alltag anwenden, wird unsere Praxis nicht fade und wirkungslos werden."


    Sind wir doch mal ehrlich. Wenn die sog. "vorbereitenden Übungen" mit einer Wahrnehmung gemacht werden, die der entspricht, deren Erlangung man sich durch die vorbeitenden Übungen erhofft (die aber bei weitem dadurch nicht garantiert ist), dann gäbe es diese geschilderten Problem mit den sog. "vorbereitenden Übungen" nicht.
    Ein anderer mitfühlender Lehrer mag daraus vielleicht folgern "Warum lasse ich zu dass sich meine Schüler so quälen? Geb ich Ihnen doch gleich die Haupt-Belehrungen am Anfang und dann überlasse ich es ihnen die vorbereitenden Übungen (die dann ja nachbereitende Übungen sind) zu machen oder auch nicht, wenn sie denken, dass es Ihnen bei der Realisierung der Belehrungen helfen könnte: Denn dass es helfen kann, dafür gibt es Beispiele wie es aber auch Beispiele gibt, dass alle Vorbereitenden Übungen des Universums nicht fruchten, sondern nur Zeitvergeudung sind.
    Wenn man sich also für eine Strenge Reihenfolge entscheidet: erst die vorbereitenden Übungen und dann erst die Hauptbelehrungen, dann hat dies einen Grund. Der Grund mag eigene Erfahrung sein und der Trugschluss "Was mir hilft muss auch anderen helfen" oder aber dass man einer Tradition mehr Gewicht einräumt als dem Wohl anderer oder aber die Anhaftung an Ansichten wie "die Mit-Wesen funktionieren so und so" (verbunden mit dem Anspruch zu wissen wie man sie "steuert") - in der Regel wohl all dies in irgendwelcher Kombination.



    Grüße
    TM

  • TMingyur:

    Schön, aber wie wär's damit jegliche Art von Vorstellungen einfach fallen zu lassen?


    Das kann man sich kaum vorstellen, ja?


    Das ist für die meisten Menschen aber nicht so leicht, ein Leben (im buddhistischen Kontext sogar unzählige Leben) an Gewohnheiten und Vorstellungen "einfach fallen zu lassen". Sogar Buddha brauchte dafür Meditation, aber auch diee ist nur Mittel. Wenn der Nagel steckt, brauchst du den Hammer nicht mehr. Wenn du das allerdings einfach so kannst, dann find ich das bewundernswert ;)

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Zitat

    TMingyur: Schön, aber wie wär's damit jegliche Art von Vorstellungen einfach fallen zu lassen?
    Das kann man sich kaum vorstellen, ja?


    Es gibt da einen Unterschied:
    Nämlich den,
    zwischen Nebel und Bergen.
    Erfahrungen sind wie Nebel -> das betrifft das Vorstellungsfreie.
    Verwirklichung ist wie der Berg -> das betrifft das verwirklichen.
    Wie wollte jemand ohne Vorstellung ohne Erinnerung von Buddha Dharma und Sangha ... ?


    LAMA LA KYAB SUN CHIO


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • Das Schöne ist doch, dass es in der Lehre des Buddha keine "vorbereitenden Übungen" gibt. Da geht es gleich zur Sache.
    Aber manche bevorzugen halt Umwege ... auch gut.



    Grüße
    TM

  • Lieber Mingyur,


    mit "vorbereitenden Übungen" ist nicht eine Vorbereitung auf den Dharma gemeint. Sondern es handelt sich um die Vorbereitung auf die höchsten Lehren, auf das Erwachen, Mahamudra, Dzogzchen. Das heißt jahrelange intensive Praxis. Aber natürlich kann es schon bei der ersten Niederwerfung geschehen, dass man befreit wird. In der Regel gibt es aber nur selten Menschen, mit einer derartigen Voraussetzung, deshalb werden durch diese Übungen die Bedingungen geschaffen. Bestimmt gibt es auch Leute, bei denen auch dies nicht sehr fruchtet, aber das ist in keiner Tradition eine außergewöhnliche Erscheinung.


    Darf ich Dich fragen inwieweit Du Dich damit auseinandergesetzt hast? Denn mir scheint, Du hörst irgend ein Stichwort ohne den Inhalt und den Sinn zu kennen und bildest Dir sofort ein Konzept, das auf Ablehnung beruht. Niemand verlangt von Dir, dass es Dein Weg sein muss, es gibt viele Methoden, aber deshalb ist diese nicht schlechter. Das Problem ist immer ein leeres Gefäß zu werden, sonst hat die Lehre keinen Platz.


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • Ich sag Dir:
    »Wenn einer eine Reise tut dann kann er was erleben .«


    und wenn


    »'Meditation' nur gut dafür wäre still weil Vorstellungslos zu sein dann hätte man auch als Tisch auf die Welt kommen können «


    Zitat

    TMingyur: Das Schöne ist doch, dass es in der Lehre des Buddha keine "vorbereitenden Übungen" gibt. Da geht es gleich zur Sache.
    Aber manche bevorzugen halt Umwege ... auch gut.


    Das liest und versteht sich,
    die Verirrungen und Verwirrungen sind kaum zu überlesen,
    da mag man sich noch soviel Mühe dabei geben.
    Eine niedliche Kindgerechte Aussage die Du da triffst.


    Zitat

    TMingyur: Da geht es gleich zur Sache.


    Du erinnerst mich an David Haye.


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • GaliDa68:

    Lieber Mingyur,


    mit "vorbereitenden Übungen" ist nicht eine Vorbereitung auf den Dharma gemeint. Sondern es handelt sich um die Vorbereitung auf die höchsten Lehren, auf das Erwachen, Mahamudra, Dzogzchen.


    Okay okay. "Höchste Lehren" gibt es bei den Tibetern ja genug. Das mag daran liegen, dass sie mit "niederen Lehren" beginnen. Jedem seine höchste Lehre, seine mittlere oder niedere oder was auch immer ...


    GaliDa68:


    Das heißt jahrelange intensive Praxis. Aber natürlich kann es schon bei der ersten Niederwerfung geschehen, dass man befreit wird.


    Also ich vermute, dass die Befreiung welche du da im Kopf hast eine andere ist als die von die der Buddha gelehrt hat. Aber ich gestehe zu, dass eine Niederwerfung eine Befreiung von dem Widerwillen gegen Niederwerfungen sein kann. In diesen Sinne kann man ja klein anfangen, erst mit diesen Widerwillen und dann mit einem anderen weitermachen etc. Das kann man dann auch "Fortschritt" nennen.


    GaliDa68:


    Darf ich Dich fragen inwieweit Du Dich damit auseinandergesetzt hast? Denn mir scheint, Du hörst irgend ein Stichwort ohne den Inhalt und den Sinn zu kennen und bildest Dir sofort ein Konzept, das auf Ablehnung beruht.


    "Ablehnung" ist deine Projektion. Ich setzte mich kritisch auseinander. Als Europäer darf man das. Da muss man nicht alles glauben was andere erzählen auch wenn das was sie erzählen aus einer ganz tollen bunten und faszinierenden, weil fremden, Kultur kommt.
    Ich habe ja andernorts bereits kundgetan, dass mein Vergleichsstandard die Lehre des Buddha im sutta pitaka ist. Das ist der Ausgangspunkt wenn ich mich kritisch mit etwas, das nicht Lehre des Buddha im Sutta pitaka ist, das sich aber dennoch "Buddhismus" nennt, auseinandersetze.



    Grüße
    TM

  • Nun wieso glaubst du dann, die Lehren des Vajrayana am Pali Kanon messen zu können? Du sagtest einmal zu mir, ich solle mich mit meinen Aussagen im Bereich Allgemeines zum Buddhismus zurückhalten. So tue du das bitte auch hier. Erstens ist es hier nicht produktiv, was du schreibst und zweitens wurde schon offentsichtlich, dass du vom tib. Buddhismus nicht viel kennst.
    Nicht bös gemeint, es geht mir nur darum, dass niemand seine Zeit verschwendet...


    Simo

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Simo:

    Nun wieso glaubst du dann, die Lehren des Vajrayana am Pali Kanon messen zu können?


    Weil ich's kann.


    Simo:


    Du sagtest einmal zu mir, ich solle mich mit meinen Aussagen im Bereich Allgemeines zum Buddhismus zurückhalten.


    Im Gegensatz zu dir sage ich ja nicht, "Hey Leute ihr müsst euch nicht befreien, denn die Unfreiheit ist Fahrzeug zur Befreiung"


    Simo:


    So tue du das bitte auch hier. Erstens ist es hier nicht produktiv, was du schreibst und zweitens wurde schon offentsichtlich, dass du vom tib. Buddhismus nicht viel kennst.
    Nicht bös gemeint, es geht mir nur darum, dass niemand seine Zeit verschwendet...


    Also du musst doch nicht lesen was ich schreibe, geschweige denn antworten. Was du mit deiner Zeit machst obliegt alleine dir selbst.


    Grüße
    TM

  • Wodran man des öfteren scheitert ?


    am selbst recht redenden diskursivem,
    zu meinen man wüsste etwas,
    so das man sich selbst erklärend versteht ,
    es dann bei Kontakt berührt und ergreift.
    Oh wie selbstlos altruistisch.
    Bei Tsongkhapa war er ein Wirrkopf und jetzt meint er er hätte Gespräche mit Buddha.
    heiß heiß kalt kalt


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • Lieber Mingyur,


    natürlich darf sich jeder kritisch auseinander setzen. Ich bin sogar der Meinung, dass das eine wichtige Vorraussetzung ist, um sich mit dem Dharma zu beschäftigen: ihn von allen Seiten beleuchten, ihn untersuchen und aufs Genaueste überprüfen.
    Aber eines sollte fairerweise nicht sein: wenn ich mich mich mit etwas auseinander setzen möchte, dann muss ich Bescheid wissen, worum es dabei geht. Sonst ist es einfach nur Ablehnung beruhend auf Halbwissen/Unwissenheit. "Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht."
    Wenn Du den sutta pitaka als Standard nimmst, dann musst Du Dir die Mühe machen, den Vajrayana genauestens untersuchen und erst dann kannst Du Dir ein Urteil darüber bilden, inwiefern Du wirkliche inhaltliche Widersprüche finden wirst. Mit Untersuchen bedeutet nicht, ein paar Worte zu vergleichen sondern den Weg als Experiment selbst gehen, zumindest Dich darauf teilweise einlassen. Du kannst nicht wissen wie eine Mango schmeckt, wenn Du sie nicht probiert hast.


    Ich kann nicht beurteilen, ob meine Sicht von Befreiung anders ist als die Sicht, die der Buddha gelehrt hat, denn ich bin nicht befreit und wüsste demnach nicht wovon ich rede. Ich könnte derzeit nur schwafeln und nachplappern.


    Was ich herauslesen kann, sind Deine Bedenken bezüglich der Freude an der Exotik an der Kultur.
    Nun, das ist ein Phänomen, das man überall findet. Viele Leute zieht das an, ob das der tibetische Buddhismus ist, oder der Theravada, Zen … überall kommt das vor. Ich würde das nicht so streng bewerten, denn manchmal ist die Faszination für eine fremde Kultur eine Möglichkeit mit Dingen in Kontakt zu kommen, die man sonst nicht kennenlernen würde. Wenn das eine Möglichkeit ist, mit dem Buddhadharma in Kontakt zu kommen ist das doch wunderbar. Wie weit der Einzelne sich dann auf eine ernsthafte Weise damit auseinandersetzt, steht auf einem anderen Blatt und soll jedem selbst überlassen bleiben. Darüber möchte ich nicht urteilen, und das kann ich auch gar nicht. Ich werde mich auch davor hüten, mich als Verteidigerin einer wahren Lehre aufzuspielen, denn, wenn ich aufrichtig bin, weiß ich das ja nicht. Wie ist das bei Dir? Weißt Du, was die wahre Lehre ist? Meine Lehrer würden sich mehr als nur freuen, von Dir eine gründliche Unterweisung zu erhalten. Du hast bestimmt soviel Mitgefühl, dass Du diese Mühe auf Dich nimmst …


    Liebe Grüße
    Knochensack


  • Macht es Sinn zu ergreifen, was einmal war. Oder ist es manchmal gut einfach nur zu lesen (egal wer oder was die Worte schrieb) *schmunzel* Als wäre die Buddhanatur nicht immer konstant *schmunzel*


    GaliDa68,


    das hast du sehr umsichtig ausgedrückt *schmunzel* danke für deine Mühe und fast bis zum Schluß mit Gelassenheit. *schmunzel*

  • Oh, nein lieber Hanzze! Der Schluss war durchaus ernst gemeint. Ich kenne meine Lehrer und bin immer wieder beeindruckt, wie offen sie sind und wie sehr sie sich freuen, wenn sie den Dharma gelehrt bekommen. Ich habe noch nie einen gehört, der von sich behauptet hätte, er wüsste und verstünde alles. Ganz im Gegenteil.

  • Naja, und weil du deine Lehrer so ergriffen hast, warst du zum Schluß nicht mehr gelassen. Warum sollte ich dir widersprechen wie du deine Lehrer siehst. Das ist doch schön *schmunzel* Vergleichen, vergleichen, vergleichen... der diskriminierende Geist... hatte ich mir nur gedacht. *schmunzel*

  • Nicht, weil ich von meinen Lehrern ergriffen bin, sondern weil ich mir das als völlig Unerleuchtete noch leisten kann … :grinsen:

  • Und welchen Zweck hat so eine Art der Kreativität? *schmunzel* Ich denke es gibt auch richtige und falsche Kreativität und das war in der Diskussion auch angesprochen.

  • Keinen Zweck, ist nur Dummheit, Hochmut und Anhaftung. Hat aber ein Resultat: längeres Verweilen in Samsara:(

  • Wenn du kreativ bist, freust du dich ja darüber, dass ist doch was ein Bodhisattva will oder ist es was einem immer wieder aus falscher Kreativität passiert. *schmunzel* Dharma ist in allen Dingen drinnen.

  • Ein Hinweis ließ mich erinnern das das, was ich hier geschrieben habe, nicht ganz fair ist, weil ich tatsächlich mit eigenen Worten eine Äußerung von Simo zugespitzt interpretiert habe:

    TMingyur:
    Simo:


    Du sagtest einmal zu mir, ich solle mich mit meinen Aussagen im Bereich Allgemeines zum Buddhismus zurückhalten.


    Im Gegensatz zu dir sage ich ja nicht, "Hey Leute ihr müsst euch nicht befreien, denn die Unfreiheit ist Fahrzeug zur Befreiung"


    Also das in Anführungszeichen hat Simo so natürlich nicht geschrieben. Worauf sich meine Zuspitzung bezieht ist folgende Aussage in einem anderen Thread:

    Simo:

    ... Es gibt im tibetischen Buddhismus auch Praktiken um die sexuelle Vereinigung und die dabei freiwerdende psychophysische Energie als Mittel auf dem Weg zu nutzen.


    Bitte um Nachsicht für die vielleicht etwas zu freie Rhetorik :oops:


    Grüße
    TM

  • Hanzze, was unheilsam ist bleibt unheilsam. Ich kann mich nicht herausreden.

  • GaliDa68:

    Lieber Mingyur,


    natürlich darf sich jeder kritisch auseinander setzen. Ich bin sogar der Meinung, dass das eine wichtige Vorraussetzung ist, um sich mit dem Dharma zu beschäftigen: ihn von allen Seiten beleuchten, ihn untersuchen und aufs Genaueste überprüfen.


    Das ist schön und freut mich.


    GaliDa68:


    Aber eines sollte fairerweise nicht sein: wenn ich mich mich mit etwas auseinander setzen möchte, dann muss ich Bescheid wissen, worum es dabei geht. Sonst ist es einfach nur Ablehnung beruhend auf Halbwissen/Unwissenheit. "Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht."
    Wenn Du den sutta pitaka als Standard nimmst, dann musst Du Dir die Mühe machen, den Vajrayana genauestens untersuchen und erst dann kannst Du Dir ein Urteil darüber bilden, inwiefern Du wirkliche inhaltliche Widersprüche finden wirst.


    Also bitte lass die "Kirche mal im Dorf".


    1. Ich habe in keinster Weise gegen das Vajrayana als Vajrayana argumentiert. Was ich gemacht habe ist vielmehr, dass ich zu Berzins Meinungsäußerungen meine Meinung geschrieben habe und auch andere mögliche Sichtweisen / Perspektiven habe ich benannt. Ich habe mich kritisch mit dem Begriff "vorbereitende Übungen" und der Anhaftung an traditionellen Vorgehensweisen auseinandergesetzt, die - so meine Meinung - vor allem die Sicherung weltlicher Organisationen und die Rekrutierung von linientreuer Gefolgschaft zum Ziele haben, nicht aber das Wohl jedes einzelnen Individuums dieser Gefolgschaft.


    2. Mir geht es gar nicht darum inhaltliche Widersprüche im Vajrayana zu enthüllen.
    Warum?
    Weil die Suche nach inhaltlichen Widersprüchen vollkommen unangemessen wäre.
    Warum?
    Weil Vajrayana nicht zu den dialektischen Fahrzeugen gehört.


    Das Vajrayana ist mit nicht ganz fremd. Ich denke dies kann ich behaupten, weil ich über den tibetischen Buddhismus zum Buddhismus gekommen bin und ich auch dem tibetischen Buddhismus viel verdanke. Jawohl: Ich verdanke dem tibetischen Buddhismus sogar ausgesprochen viel ... und dennoch setze ich mich kritisch mit so manchen Aspekten des tibetischen Buddhismus auseinander.


    GaliDa68:


    Ich werde mich auch davor hüten, mich als Verteidigerin einer wahren Lehre aufzuspielen, denn, wenn ich aufrichtig bin, weiß ich das ja nicht. Wie ist das bei Dir? Weißt Du, was die wahre Lehre ist?


    Also wie das bei mir ist ist folgendermaßen:
    Die wahre Lehre ist Dharma. Dharma bedeutet auch Erscheinung und Gesetzmäßigkeiten. Zusammengefasst heißt dies, dass sich die wahre Lehre zeigt durch die Erscheinungen und deren Gesetzmäßigkeiten.
    Die wahre Lehre hat es nicht nötig von mir verteidigt zu werden, denn was verteidigt werden muss, kann nur eine falsche Lehre sein.


    Die Frage ist nun, welche in konventioneller Sprache übermittelte Lehre der wahren Lehre am besten gerecht wird. Und da ist mein Schluss derzeit: das Suttapitaka.
    Und weiß du wer mich zu dieser Erkenntnis gebracht hat? Die Tibeter! Tibetische Lehrer haben mich zu dieser Einsicht gebracht und auch das was sie ausgelöst haben im Westen ... beides hat mich zu dieser Erkenntnis gebracht.


    GaliDa68:


    Meine Lehrer würden sich mehr als nur freuen, von Dir eine gründliche Unterweisung zu erhalten. Du hast bestimmt soviel Mitgefühl, dass Du diese Mühe auf Dich nimmst …


    Auf jeden Fall habe ich so viel Weisheit, dass ich nicht mal versuchen würde deine Lehrer zu belehren. Aber wenn sie hier im Forum mitposten wollen, dann ergäben sich unter Umständen interessante Austausche.


    Grüße
    TM