Yidam - Grundlegende Fragen

  • Hallo, allerseits.



    Ich habe Interesse für den tibetischen Buddhismus entwickelt. Obwohl ich etwas über den Mahayana/Theravada-Buddhismus gelesen habe, habe ich so gut wie keine Kenntnis des Vajrayana–Buddhismus.


    Nun habe ich mich entschlossen, zukünftig mit der Yidam-Praxis zu beginnen und möchte dazu einige Fragen stellen und freundlich um einige gute Buchempfehlungen bitten:


    Meine Fragen im Einzelnen:


    1. Zur Korrespondenz zwischen Mala-Kette (Material, Farbe) und Gottheit/Boddhisattva:
    Welche Kette verwendet man allgemein z.B. für ein Vajrasattva „japa“, welche für ein Vajrakilaya-„japa“?
    Aus welchem Grunde? Welche Boddhisattvas werden bei Yidam grundsätzlich gewählt?


    2. Muss man sich im Leben für eine einzige Mala-Kette und eine einzige Gottheit entscheiden, an die man die yidam-Praxis richtet
    (entscheidet man sich folglich auch für die Rezitation eines einzelnen Mantra und unterlässt es, weitere aufzusagen?)
    oder kann man sich jedem Zweck entsprechend eine eigene Mala kaufen/herstellen und verschiedene Mantras aufsagen?


    3. Wie ist das Verhältnis zwischen Mantra und Yidam? Gibt es auch Mantras, die an keine Gottheit/Boddhisattva gebunden sind?



    Ich möchte um Verzeihung bitten, wenn sich aufgrund meiner Unwissenheit auf dem Gebiete doch eine etwas unordentliche Formulierungsweise ergeben hat.
    Wäre auch für allgemeine Buchempfehlungen (gute Ressourcen im Netz ebenfalls gerne) sehr dankbar.


    Bedanke mich herzlich für jegliche Unterstützung und Hilfe.


    Tiger

  • Für Yidam-Praxis sind folgende Einweihungen Unterweisungen notwendig: Wang, Lung und Tri. Es geht nicht nur "um die theorie" dazu, sondern die volle Übertragung: der Bedeutung, der Liturige, der Vorgehensweise, etc. lung, tri und wang.
    Wang heisst Einweihung, lung ist die Leseübertragung. und tri ist die Erklärung durch einen Lama der Linie. Im Vajrayana brauchts einige Ingredienzien, damit die volle Übertragung da ist und der Segen der Linie in uns eintreten kann. Sich aus Büchern die Anleitung zu organisieren, ist nicht ausreichend. Du brauchst tatsächlich einen Lama, der/die dir die Übertragung in vollem Umfang gibt. Ausserdem ist es üblich vor dem Beginn der Yidam-Praxis die Grundlegenden Übungen(Ngöndro) als Vorbereitung darauf abzuschließen. Das Ngöndro dauert aber auch seine Zeit. Von wenigen Monaten, wenn man ausser dem Ngöndro nichts anderes zu tun hat, bis zu mehreren Jahren, wenn man arbeitet, studiert oder Familie hat. DIe Frage welche Mala ist also erst einmal nebensächlich, normale Malas kannst Du auf jeden Fall benutzen, aber wie gesagt bevor Du das machst, kommen normalerweise erst einmal eine Menge andere Sachen.


    Du könntest nach einer buddhistischen Sangha ausschau halten und dort einfach einmal vorbei schauen.
    Du solltest zu einem Lama gehen und mit ihm über Deine Wünsche der Praxis reden.
    Du könntest noch ein wenig mehr über Buddhismus und seine Grundlagen lesen.
    Du könntest anfangen zu meditieren, ich meine Shine/Samantha und so die Gedanken beruhigen... damit dann nachher alles besser klappt.


    Wenn Du einfach aus Büchern dir Deine Praxis selbst zusammenbastelst, ist es sehr gut möglich , dass Deine Erwartungen an die Yidam-Praxis nicht erfüllt werden und nach einiger Zeit kann es dann sehr leicht dazu führen, dass Du dann enttäuscht davon bist. Oder Du findest dann andere Bücher die von wieder etwas anderen berichten und du fängst das dann an. Weil die Yidam-Praxis "es" ja nicht so gebracht hat, obwohl Du im Grunde sehr wahrscheinlich keine "richtige" Yidam-Praxis ausgeführt hast. Ich habe auch schon gerüchtehalber davon gehöhrt, dass Yidam-Praxis auch gefährlich sein kann. Welche Gefahren das nun genau sind, dass weiss ich nicht. Ob damit die Enttäuschung über das nicht "klappen" gemeint ist, oder ob Psychosen und psyschische Krankheiten ausgelöst werden können das vermag ich nicht zu beurteilen. Ich habe mich damit noch nicht beschäftigt, weil ich gerade seit 1 Jahr das Ngöndro mache und wohl noch ein paar Jahre damit brauchen werde. Yidam-Praxis ist für mich "Zukunftsmusik" welche wohl erst in ein paar Jahren für mich relevant wird.

  • nyalaana: Vielen herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort.
    Dorje Sema: Großen Dank für deine Bestätigung.


    Jetzt sehe ich, dass mein Unterfangen Irrsinn gewesen wäre. Werde dann versuchen, mich entsprechend vorzubereiten
    (suche zurzeit nach einem Sangha in NRW – könnte jemand vielleicht eines empfehlen?),
    das Ngöndro anfangen und zu seiner Zeit über die Aufnahme des yidam nachdenken.

  • Tiger:

    suche zurzeit nach einem Sangha in NRW – könnte jemand vielleicht eines empfehlen?


    In NRW gibt es z.B.:


    http://www.pauenhof.de/
    http://rigpa.de/index.php?id=19
    http://www.rigpa.de/index.php?id=29
    http://shambhala-koeln.de/
    http://www.nyingmazentrum.de/


    Außerdem kann ich dir wärmstens Tenga Rinpoches Sommerkurs 2011 in Allmuthen empfehlen. Sangye Nyenpa Rinpoche wird auch kommen. (Man muss natürlich nicht den ganzen Kurs mitmachen, sondern kann kommen und gehen, wann man will.)


    Schöne Grüße
    KDR

    DRACO DORMIENS NUNQUAM TITILLANDUS

  • Um hier dem anhaften und dem vermeinen marktschreierischer Sektion prophylaktisch vorzubeugen
    empfehle ich Dir folgendes Tiger,


    Schau sehr genau für Dich nach was Du möchtest bzw. auch willst !
    Jede Linie hat ihre Vorzüge als wie auch entsprechende Qualitäten.
    Entsprechend dem auch gewisse untereinander miteinander Konkurrierende Rivalitäten,
    was jedoch für mein dafürhalten für Dich erst mal ohne Belang sein kann und darf.
    Zumeist besteht lediglich ein Unterschied in der jeweiligen praktischen Arbeitshypothese
    was Mittel und Methoden betrifft auf den Pfaden der Entwicklungszyklen.
    Dieser Ausdruck praktischer Unterschiede entspringt eines jeweils spezifischem theoretischem Fundament,
    sodass diese Theoreme an und für sich Unterschiedslos aufgrund völlig identischer Grundanschauungen
    so ungefähr einen eher medizinischen Ausdruck haben.
    Zudem kommt hinzu das wir unsere möglichen Ambitionen nicht aus dem Auge verlieren sollten,
    d.m. Du suchst Dir einen 'Arzt' auf der Deinen Vorstellungen entspricht und obwohl eben dieser Arzt der eben
    genau nicht Deinen Vorstellungen entspricht wohl möglich dieselbe Diagnose erstellt wie der welcher Dir sympathisch und vertrauenswürdig erscheint,
    sind 'wir' zumeist tendenziell geneigt dem Arzt zu vertrauen der ehedem unseren Vorstellungen entspricht.
    Ergo: Achtsamkeit !


    Also lange Rede kurzer Sinn
    bitte schön :
    Gemeinschaften des tib. Buddhismus
    Gemeinschaften Initiativen Organisationen


    Pass schön auf Dich auf und lass Dich nicht klauen, Tiger !!!


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • Ich möchte mich zunächst herzlichst bedanken bei all jenen, die mir durch ihren Ratschlag beiseite stehen.


    Wenn es sich nicht allzu stereotypisch anhört, so möchte ich sagen, dass ich zunächst etwas mehr mich selbst finden möchte
    und mir dessen, was mich ausmacht, bewusst werden.


    Werde auch versuchen, so viel wie möglich über die vier großen Schulen des tibetischen Buddhismus in Erfahrung zu bringen und dann vielleicht einen Sangha aufsuchen. An einschlägigen Ressourcen wird es dank eurer Unterstützung nunmehr nicht mangeln.



    Vielen Dank.