Mitgefühl: Glück usw. auch sich selbst wünschen

  • Ich freue mich, daß aus meiner Orientierungshilfe so Interessante Themen entstehen .


    Ich hätte auch noch eine Frage,(hier oder neuer Thread???):


    Im Studienkreis bei Sakya kam die Frage auf, darf man sich selber Glück-Zufriedenheit-Güte-Gutes wünschen ?
    Ich kenne die Liebende-Güte-Meditation, die in der 1. Phase darin besteht, sich selbst mitfühlend und gütig zu betrachten und sich Sätze zu sagen, wie "möge ich glücklich, möge mein Geist frei von Verwirrung, möge ich mich geborgen fühlen. .... Nun wurde mir dort gesagt, daß das eventuell früher im Vajrayana so gemeint war, daß man in der 1-Phase der eigenen Mutter Glück/Metta wünscht...die mir gebräuchliche -ich-"Fassung" eventuell aus einem Übersetzungsfehler entstanden ist, auch gar nicht so typisch Vajrayana sei.


    Gut, das ist jetzt kein weltbewegendes Problem für mich, aber interessieren würde es mich. Bei Triratna war Metta-Meditiation quasi unser täglich Brot. Und auch auf der Homepage eines "Tibetischen Zentrums Hamburg Semkye Ling "-unter der Schirmherrschaft S.H. 14. Dalai Lama- habe ich dieseMetta-Meditation so gelesen/vorgestellt, wie ich sie auch kenne.

  • Ich glaube nicht, dass man sowas generell als Vajrayana-typisch oder untypisch bezeichnen kann. Ich kenne beides je nach Kontext. Je nach Stand der eigenen Entwicklung kann es wichtig sein, eher von einer "Ichbezogenheit" weg zu kommen - oder gerade auch zu lernen, sich selbst nicht zu vergessen.


    Manche Leute schauen halt in christlich-altruistischer Weise nur auf andere und vergessen sich selbst, da ist das Problem, dass es schwer sein kann, wirklich Mitgefühl mit anderen zu haben, wenn man es mit sich selbst schon nicht hat. Andere sind so auf sich selbst fixiert dass es besser ist, sie fangen in der Meditation mit der Familie an....

  • Dharmapa:

    darf man sich selber Glück-Zufriedenheit-Güte-Gutes wünschen ?


    Solange man nicht daran anhaftet, darf man sich natürlich auch selbst Glück u.s.w. wünschen.
    Den Vergleich mit der Mutter kenne ich so: Man geht davon aus, dass seit anfangslosen Zeiten von Wiedergeburten jede Person einmal die eigene Mutter gewesen sein könnte. Wie das Kind bedingungslos die eigene Mutter liebt ist es daher kein Grund, eine Person von dem Wunsch auszuschließen, dass sie glücklich sein möge.

  • Yönten: du hast mich vielleicht falsch verstanden. Es geht darum, ob in der 1. Phase der Liebenden-Güte-Meditation steht:


    Möge meine Mutter glücklich sein, möge sie frei von Leid sein , möge sie Freude erfahren usw.


    (Ich kenne nur: möge ich glücklich sein usw.)


    Die erste Version ist laut Sayka die richtige Übersetzung.Und das macht ja schon einen Unterschied.


  • Meinst Du die Mettā-Sutta?



    http://www.palikanon.com/khuddaka/sn/sn_i08_152.html


    Da steht erstmal gar nichts von ich oder meine. Warum wohl ;)


    Der Meditationstext, der bei Triratna oder anderen verwendet wird ist ja auch nicht ein Aufsagen der Sutta, sondern eine Anleitung, wie das beschriebene Ziel Metta zu erreichen ist. Aufgesagt, vorgelesen wird der Text in dieser Form vielleicht als Teil von Vorträgen oder als Einstieg in eine Meditation.


    Der methodische Aufbau führt von sich selbst weg zu allen anderen Wesen (meist allen anderen Menschen). Dadurch, daß in der ersten Stufe immer ein 'möge ich glücklich sein, möge ich gesund sein..' vorgestellt wird wird es Einsteigern einfacher gemacht, die weiteren Stufen anzunehmen.


    Weiter wird so eine Art sicherer Basis geschaffen. Wenn ich stark und gesund und zufrieden bin wird es viel einfacher, auf andere zuzugehen und zu helfen. Es ist ok an sich selbst zu denken, Du bist letztlich auch eines der Lebewesen von dem in der Sutta gesprochen wird 8)


    Ein Beispiel, das mir in diesem Zusammenhang einfällt - wenn es in einem Flugzeug zu einem Druckabfall kommt und die Sauerstoffmasken fallen herab soll jeder gesunde Passagier zuerst sich selbst die Maske aufsetzen und sicherstellen, daß sie funktioniert. Erst danach sollen sich etwa Erwachsene um Kinder kümmern, die neben ihnen sitzen oder um Menschen, die so in Panik sind, daß sie sich nicht selbst schützen können. Wenn Du 30 Sekunden drüber nachdenkst - es macht Sinn!


    Texte
    https://www.freebuddhistaudio.…on_talks&t=audio&limit=de


    metta :)

  • Letztendlich geht es immer darum, den Wunsch zu entwickeln, dass alle Wesen glücklich sein mögen. Dieses Alle schließt das Ich mit ein.

  • Sherab Yönten:

    Letztendlich geht es immer darum, den Wunsch zu entwickeln, dass alle Wesen glücklich sein mögen. Dieses Alle schließt das Ich mit ein.

    Ein-fall: Ich bin ich wünscht nicht nur allen Wesen glücklich zu sein sondern auch dem Wesen das Ich bin ich umschließt.

  • Ellviral:
    Sherab Yönten:

    Letztendlich geht es immer darum, den Wunsch zu entwickeln, dass alle Wesen glücklich sein mögen. Dieses Alle schließt das Ich mit ein.

    Ein-fall: Ich bin ich wünscht nicht nur allen Wesen glücklich zu sein sondern auch dem Wesen das Ich bin ich umschließt.


    Verstehe ich nicht :eek:

  • Sherab Yönten:
    Ellviral:

    Ein-fall: Ich bin ich wünscht nicht nur allen Wesen glücklich zu sein sondern auch dem Wesen das Ich bin ich umschließt.


    Verstehe ich nicht :eek:

    Zitat

    Dieses Alle schließt das Ich mit ein.

    Das was ich bin und das was ich darstelle, spiele oder auch meine Persönlichkeit. Mir ist nur aufgefallen wie tief dieses Satz plötzlich in das/dies einsinkt bis in den oder dies was nicht denkt. Nur, von wo diese Worte starten.

  • fotost:

    sondern eine Anleitung, wie das beschriebene Ziel Metta zu erreichen ist.


    Gedanken/Sätze/Vorstellungen dienen nur der Einleitung.
    Metta ist ein Gefühl.


    LG

  • Mirco:
    fotost:

    sondern eine Anleitung, wie das beschriebene Ziel Metta zu erreichen ist.


    Gedanken/Sätze/Vorstellungen dienen nur der Einleitung.
    Metta ist ein Gefühl.


    Verstehe ich anders. Eher als eine Art Basisstimmung anderen gegenüber, eine Grundhaltung.
    Das hat für mich nur am Rand mit Gefühl zu tun.

  • Hallo fotost,

    fotost:
    Mirco:

    Gedanken/Sätze/Vorstellungen dienen nur der Einleitung. Metta ist ein Gefühl.

    Verstehe ich anders. Eher als eine Art Basisstimmung anderen gegenüber, eine Grundhaltung. Das hat für mich nur am Rand mit Gefühl zu tun.


    aber die Basisstimmung ist ja das Grundgefühl. Stimmung ist ein anderes Wort für länger dauerndes Gefühl. Das wissen wir auch ohne Lexikon¹.



    Grundhaltung hingegen umschreibt die dem Handeln zu Grunde liegende Denkweise.



    Für Metta braucht es meist beides: den zielgerichteten Gedanken und dann das Gefühlte, welches man dann in die Handlung hinein gibt. Oder das Gefühlte an Sich, wenn man es als ausserhalb des Alltags als reines Meditatinosobjekt verwendet.


    LG



    ¹ "Im Lexikon der Psychologie wird Stimmung wie folgt definiert: „Länger andauernder Gefühlszustand, ..." Wiki