Die Elemente

  • Hallo,


    wie werden denn die Elemente im tibetischen Buddhismus aufgefasst/genutzt?
    Auf welcher Elementelehre basieren die Elemente des Vajrayana?
    Hier in der Tabelle (ganz unten) werden die fünf Dhyani-Buddhas je einem bestimmten Element zugeordnet.


    Im Palikanon findet sich u.a Majjhima Nikāya 140 - Die Darlegung der Elemente - Dhātuvibhaṅga Sutta


    Entspricht diese Darlegung der Elemente der Auffassung im tantrischen Buddhismus?

  • Ich weiss nicht, wieweit das in den Energieübungen, z.B. Tummo oder Tsa Lung usw. eine größere Rolle spielt, ich selbst kenne die tibetische Elementelehre v.a. aus dem Bön-Kontext und buddhistischen Methoden, die dem sehr nahe stehen. Vielleicht hat was damit zu tun, dass die "schamanische" Ebene im tibetischen Buddhismus weitestgehend aufgehoben ist.


    Zwei Dinge die mir dazu spontan einfallen:
    1. Das Mantra des Weissen Mahakala, in dem auch die Elementgöttinnen aufgerufen werden, sie stehen dann im Dienst des Schützers.
    2. Das MO-Orakel nach Mipham (Nyingma-Meister) - hier werden die sechs Elemente miteinander kombiniert, so dass sich 36 Orakelsprüche ergeben. Ein bischen spielt da das Vorbild des I Ging eine Rolle, wo ja 8 Elemente zu 64 Orakeln kombiniert werden. (Wandlungen gibt es beim MO nicht). In dem Link zu den Dhyani-Buddhas steht als Raum-Element "Äther". Das finde ich unglücklich übersetzt, weil "Äther" in unsere eigenen Tradition eine alchemistische Grösse war, deren philosophisches Konzept eigentlich nicht mehr aktuell ist und nicht dem entspricht, was im tibetischen Buddhismus gemeint ist. Ich würde es lieber als "Raum" bezeichnen. Die Elemente brauchen Raum, um sich überhaupt materiell manifestieren zu können. Das sechste Element wird meist mit "Bewusstsein" übersetzt. Das passt schon ganz gut. Im MO allerdings ist das sechste Element "Kristall" oder "Weisheit" - Kristall im Sinne einer kristallisierten Information. "Bewusstsein" ist da der gesamten Matrix hinterlegt, dann wird aus dem jeweiligen materiellen Element ein psychisches Grundprinzip: Raum = Offenheit, Feuer = Leidenschaft, Erde = Stabilität, Wasser = Empfindsamkeit, Wind = Aktivität / Beweglichkeit - und Kristall eben = Weisheit.


    kilaya

  • Danke, kilaya!


    Ich konnte auf die Schnelle folgendes zu Deinen Angaben finden:


    "Im Tsa Lung werden Körperbewegungen mit dem Anhalten des Atems kombiniert. Es gibt über 40 Übungen. Diese sind in fünf Levels eingeteilt, analog den fünf Elementen." (Quelle: hier)



    Mantra des weissen Mahakala: OM GURU MAHAKALA HARI NI SA SIDDHI DZA


    BAM HA RI NI SA sind die Silben der fünf Elemente in der Bewegung aus der Leerheit hin zur Form - vom Raum über Luft, Feuer und Wasser zur Erde. (Quelle hier)
    Harinisa Mantra - im Kontext des Trinley Byingpo, das Mantra der vier männlichen und weiblichen Hüter der Schwelle. (Quelle hier)


    VOOM108:

    HA RI NI und SA werden also den Elementen und deren männlichen und weiblichen Beschützern zugeordnet. Diese Kopplung finde ich insofern interessant, als dass die Hüter der Elemente als Gottheiten vermutlich dafür sorgen sollen, dass man die Elemente nicht schadbringend manipuliert.


    (Quelle: Buddha-Länder des Amoghasiddhi und Ratnasambhava?)


    Anleitung: The Practice Of White Mahakala



    Mantra des Manjushri: OM AH RA PA TSA NA DHI



    (Quelle: "Manjushris Mantra frei für jeden?")

  • So weit so gut - Korrekturen und Anmerkungen hätte ich dazu aber:

    Zitat

    Feuer / Inspiration

    - passt nicht, denn Inspiration kommt von: " (lateinisch inspiratio ‚Beseelung‘, ‚Einhauchen‘, aus in ‚hinein‘ und spirare ‚hauchen‘, ‚atmen‘; vgl. spiritus ‚Atem‘, ‚Seele‘, ‚Geist‘)" (Wikipedia)
    Dem Feuer würde ich also eher - wie schon gesagt - sowas wie "Leidenschaft" oder vielleicht "Antrieb" zuordnen...


    Mehr zum Element Feuer würde man vermutlich im Zusammenhang mit der "Tummo"-Praxis finden ("Innere Hitze"). Dabei steht das Feuer nicht nur für Wärme, sondern wird auch zum Verbrennen von Blockierungen, Hindernissen, negativem Karma verwendet.


    Auch ist vielleicht interessant, dass das Feuer des Mitgefühls, das im Feuerkranz um die Schützer herum dargestellt wird, vermutlich auch zum Teil aus dem Verbrennen der Hindernisse geschürt wird, die der Schützer aus Mitgefühl zerstört.


    Und hier:

    Zitat

    vom Raum über Luft, Feuer und Wasser zur Erde


    Meiner Ansicht nach müsste man statt "Luft" besser "Wind" sagen, denn es geht dabei um die Bewegungsenergie.


    kilaya

  • kilaya:

    Auch ist vielleicht interessant, dass das Feuer des Mitgefühls, das im Feuerkranz um die Schützer herum dargestellt wird, vermutlich auch zum Teil aus dem Verbrennen der Hindernisse geschürt wird, die der Schützer aus Mitgefühl zerstört.


    In Vessantara´s "Das weise Herz der Buddhas" wird die Bedeutung des Elementes Feuer anhand des Flammenrings als äußere Begrenzung eines Mandalas wie folgt erklärt:


    Vessantara:

    [...]man kann natürlich in ein Mandala eintreten, wenn man bereit ist, zuvor eine innere Transformation zu durchlaufen. In vielen religiösen Traditionen wird die Umwandlung von einer grobstofflicheren in eine feinstofflichere Art des Seins durch Feuer dargestellt.[...]
    Feuer läßt uns Vergänglichkeit und die Möglichkeit einer radikalen Transformation am deutlichsten erleben.[...]
    Feuer verändert die Natur der Dinge, weshalb es im Buddhismus als Symbol für Weisheit angesehen wird. Man spricht dort insbesondere von den "Flammen von sunyata" - der Weisheit der Leerheit. Denn Feuer offenbart uns, daß die Dinge keinen gleichbleibenden Wesenskern enthalten, der von dem ständigen Veränderungsprozeß, in dem sie sich befinden, unberührt bleibt. [...] Feuer veranschaulicht, daß es nichts weiter gibt als einen Prozeß der Umwandlung [...]
    Somit symbolisiert der äußere Flammenring des Mandalas die transformierende Kraft der Weisheit. Außerdem zeigt er uns, daß zum Eintreten in das Mandala auch die Bereitschaft gehört, sich auf einen vollständigen Transformationsprozeß einzulassen, nach dessen Abschluß von unserem "alten Selbst" nichts mehr übrig ist.


    (Quelle: Vessantara "Das weise Herz der Buddhas", Seiten 113-114)


    Hinsichtlich des Elementes Wasser bemerkt Vessantara im Abschnitt zu Aksobhya:


    Vessantara:

    Es gibt [..] eine rationale Erklärung für Aksobhyas Verbindung mit dem Element Wasser. [...]
    Die Weisheit, die mit Aksobhya dem Osten zugeordnet wird, ist die Spiegelgleiche Weisheit. [...]
    Der Geist spiegelt alles auf vollkommene Weise, wird aber von dem, was er spiegelt, nicht verunreinigt - so wie das Wasser einer stillen Bucht ein Floß oder einen Palast ganz genau spiegeln kann, ohne auch nur das geringste Bedürfnis zu verspüren, das eine gegenüber dem anderen zu bevorzugen. Diese Eigenschaft des Wassers, Dinge zu spiegeln, macht es zum besonders geeigneten Element für Aksobhya.


    (Quelle: Vessantara "Das weise Herz der Buddhas", Seite 134)


    Vessantara bemerkt auch das die Zuordnungen im Mandala (wie zB in der Tabelle im 1. Post) keiner strikten Logik und Rationalität folgen:


    Vessantara:

    Wie ich [..] angemerkt habe, kennzeichnet das Mandala eine tiefe organische Einheit, die weit über die Ebene des Rationalen hinausreicht. Wenn man versucht, alle Verbindungen und Beziehungen innerhalb des Mandalas in einem logischen Schema zu erfassen, dann ist das so ähnlich, als wollte man einen großen Elefanten in eine etwas zu kleine Kiste zwängen: Irgendein Teil des Tiers bleibt immer draußen.


    (Quelle: Vessantara "Das weise Herz der Buddhas", Seite 133)


    ... mir drängt sich bislang der Verdacht auf das die Bedeutung der Elemente sehr individuell und vielseitig ausgelegt wird.
    Daher hätte ich gerne möglichst traditionelle Informationen zum Thema um mich zu orientieren. Das MO-Orakel nach Mipham sollte ich mir mal genauer ansehen.
    Wenn mir das Buch von Vessantara auch gefällt, so vermute ich jedoch das der Autor auch eigene intuitive Vorstellungen mit einfließen lässt (Beispiel Aksobhya).

  • Das MO-Orakel nach Mipham


    Ich habe eine Übersetzung der im englischsprachigen Buch über das Mo-Orakel enthaltenen Erklärungen zu den einzelnen Orakelzeichen hier gefunden:


    Beziehung zu verschiedenen Tätigkeiten:


    PA –Frieden und Klärung
    RA – Kraft und Besiegbarkeit
    NA – Wachstum und erfolg
    TSA – Unruhe und Zerstörung
    DHI – Vorzüglichkeit
    AH – durchdringt alle Aktivitäten


    In Beziehung zu den Elementen:


    PA – Wasser
    RA – Feuer
    NA – Erde
    TSA – Luft
    DHI – transzendentale Weisheit
    AH – leerer Raum


    In Beziehung zu den Körperteilen:


    PA – Zunge
    RA – Augen
    NA – Nase
    TSA – Körper
    DHI – Verstand, Geist
    AH – Ohren


    In Beziehung zu den Körpersinnen:


    PA – Tastsinn
    RA – Formen
    NA – Geruch
    TSA – feste Objekte
    DHI – Verstand, Denken
    AH – Töne


    In Beziehung zu inneren Organen:


    PA – Niere, Blase, Geschlechtsorgane
    RA – Herz und Dünndarm
    NA – Gallenblase und Magen
    TSA – Leber
    DHI – Samen
    AH – Lunge a Dickdarm


    In Beziehung zur Weltsphäre:


    NA – PA – Erde
    AH – DHI – Himmel
    RA -TSA – zwischen Himmel und Erde


    In Beziehung zum Geschlecht:


    PA – NA – weiblich
    RA – TSA – männlich
    DHI – AH – neutral, Zwitter


    In Beziehung zu den Richtungen:


    PA – Süden
    RA – Westen
    NA – Osten
    TSA – Norden
    AH – DHI – zentral


    In Beziehung zu den Farben:


    PA – weiß
    RA – rot
    NA – gelb
    TSA – grün
    DHI – mehrfärbig
    AH – neutral


    In Beziehung zu geometrischen Formen:


    PA – Kreis
    RA – Dreieck
    NA – Quadrat
    TSA – Halbkreis
    DHI – verschiedene Formen
    AH – keine spezifische Form


    Interessanterweise wird Manjushri mit dem MO-Orakel verbunden, in dessen Mantra die Orakelzeichen enthalten sind.
    Ist Manjushri der Bodhisattva der Elemente?


    Die geschilderten geometrischen Formen werden übrigens von Vessantara genutzt um die Palasteingänge zu den verschiedenen Dhyani-Buddhas darzustellen.
    Ich habe mich diesbezüglich gefragt ob das eine Eigenkreation ist oder ob es einer tibetischen Tradition entspricht wie die Paläste vorgestellt werden.

  • Zitat

    Vessantara bemerkt auch das die Zuordnungen im Mandala (wie zB in der Tabelle im 1. Post) keiner strikten Logik und Rationalität folgen:


    Das ist wichtig. Nicht nur folgen die Zuordnungen keiner strikten Logik, sondern es kann in verschiedenen Systemen und Schulen auch verschiedene Zuordnungen geben. Das zeigt, dass es nicht um die Beschreibung einer "absoluten Wahrheit" geht, sondern um verschiedene Lehrsysteme mit Analogien, Gleichnissen, Zuschreibungen.


    Zitat

    Ich habe eine Übersetzung der im englischsprachigen Buch über das Mo-Orakel enthaltenen Erklärungen zu den einzelnen Orakelzeichen hier gefunden:


    Zunächst gibt es nicht "das MO-Orakel" sondern MO heisst wörtlich übersetzt "Orakel" oder "Zauber". Man kann es auf verschiedene Weise befragen, am bekanntesten sind aber das Teng-MO, wo man in der Mala Perlen herausgreift, dafür braucht es aber eine Einweihung, und die Methode mit Würfeln, wo man dann lose mit Zuordnungen der Zahlen zu Tendenzen arbeiten kann, oder eben die spätere Form des Mipham-MO wo es direkt mit dem Mantra des Manjushri verbunden wird. Da sind die Texte stärker ausformuliert, was es etwas leichter macht, es als Laie zu verwenden.


    Meines Wissens gibt es nicht viele Übersetzungen des Mipham-MO, die englische von Jay Goldberg and Lobsang Dakpa ist sehr nahe am tibetischen Original. Daraus stammen die von Dir zitierten Zuordnungen, die aber auch nicht in Stein gemeisselt sind. Eine direkte deutsche Übersetzung gibt es nicht, am nächsten dran ist das Buch von Ulli Olvedi. (das es glaube ich auch nur noch antiquarisch gibt) Sie hat einen grossen Teil dieser Zuordnungen gar nicht erst in den Text aufgenommen und den Text etwas "entschärft" und erweitert, um ihn für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen.


    Für Orakel gilt dieses noch mehr:

    Zitat

    Vessantara bemerkt auch das die Zuordnungen im Mandala (wie zB in der Tabelle im 1. Post) keiner strikten Logik und Rationalität folgen:


    Denn ein Orakel muss "einen nicht-logischen Raum offen halten", damit die richtige Ebene im Geist angesprochen wird. Würde man ein Orakelsystem auf eine stringente Logik und Zufallswahrscheinlichkeiten reduzieren, würde man ihm seinen "Zauber" nehmen. Dass Manjushri verwendet wird, liegt an seiner Bedeutung als Weisheitsbuddha. Im Gegensatz zur Prajnaparamita, der ursprünglichen Weisheit, die er als Buch aber auch in einer Hand hält, steht er für Erfahrungsweisheit und mit dem Schwert v.a. für Unterscheidungsweisheit. Man könnte sagen: anhand der im Zusammenspiel der Elemente entstehenden Erfahrungen bekommt er einen Eindruck von der Situation und mit der Unterscheidungsweisheit klärt er, was "anzunehmen und was zurückzuweisen" ist, wie es in der Anrufung heisst, die man vor dem Ziehen eines Orakels rezitieren sollte:


    Zitat

    OM YEDHARMA • HETU PRABHAVA HETUNTE • KHEN TATHAGATO • HAYA WATE • TE KHEN TSAYO • NIRODHA EVAM WADI • MAHA SHRAMANA SOHA
    Erhabener Manjushri mit dem dritten Auge der transzendenten Weisheit das unbehindert alle drei Zeiten zu sehen vermag, ich bitte dich: kläre durch die Kraft der Wahrheit der niemals täuschenden, unabhängig entstehenden Drei Juwelen und Drei Wurzeln all das, was angenommen und was zurückgewiesen werden soll.


    Fast noch wichtiger als der Orakelspruch selbst ist die Fähigkeit, ihn losgelöst von eigenen Wünschen, Projektionen und Ängsten richtig zu interpretieren, dabei hilft Manjushri.


    kilaya

  • Dschulee, kilaya :)


    In der weiter oben geposteten Erklärung "Practice Of White Mahakala" ist jedoch gar nicht von Elementen die Rede, sondern von den Himmelsrichtungen.
    Zunächst werden die Wächter der 10 Himmelsrichtungen angerufen und gebeten die Türen zu öffnen damit die positive Energien einströmen können.
    Die positiven Energien werden von den Göttinnen des Reichtums je einer Himmelrichtung personifiziert, die anschließend eingeladen werden zunächst im Raum und schließlich auf der Erde zu erscheinen.
    ("BAM HA RI NI SA sind die Silben der fünf Elemente in der Bewegung aus der Leerheit hin zur Form - vom Raum über Luft, Feuer und Wasser zur Erde.")


    Stellen diese "Reichtümer" also die mit den Wächtern der Himmelsrichtungen vermählten Elemente dar?


    Nachtrag:
    Ich nehme an es handelt sich hier um


    Wikipedia:

    Zehn tantrische Beschützer der Weltenrichtungen


    Darüber hinaus gibt es noch die zehn kraftvoll-schützenden Wächter der zehn Weltenrichtungen, die die vier Haupt- und Nebenhimmelsrichtungen, Zenit und Nadir schützen. Auch helfen sie dabei, die Gefahr des Krieges abzuwenden. Sie gelten als Khrodagottheiten (zornvolle Gottheiten).
    Sie alle tragen den Schmuck der zornvollen Gottheiten und stehen im rechten oder linken Ausfallschritt in Vereinigung mit ihrer Gefährtin. Sie haben jeweils drei Gesichter und sechs Arme. Wächter und Gefährtin tragen spiegelgleich dieselben Attribute (Schwert, Rad, Lotus, Beil, Vajra, Lanze).


    (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Lokapala)

    Einmal editiert, zuletzt von 123XYZ ()

  • Was ich jetzt schreibe, ist eher intuitiv als gelernt, muss also nicht mit traditionellen Erklärungen übereinstimmen.


    Zitat

    Die positiven Energien werden von den Göttinnen des Reichtums je einer Himmelrichtung personifiziert, die anschließend eingeladen werden zunächst im Raum und schließlich auf der Erde zu erscheinen.
    ("BAM HA RI NI SA sind die Silben der fünf Elemente in der Bewegung aus der Leerheit hin zur Form - vom Raum über Luft, Feuer und Wasser zur Erde.")


    Die Himmelsrichtungen sind ja auch immer mit einem Element verbunden. Es ist also weniger eine geografische Richtung gemeint, als vielmehr eine "Landkarte der spirituellen Energien". Zunächst sind die Elemente bei einer Reichtumspraxis ein Gedanke, eine Idee. Soll diese Energie zu einer tatsächlichen Manifestation führen, muss sie aus dem "Ideenraum" (Himmel?) auf die Erde gebracht werden. Damit nur die Ideen umgesetzt werden, die nicht schädlich sind, gibt es an der Schwelle Zwischen Himmel und Erde die Wächter an der Schwelle. Wenn nun die Idee des Elements Erde aus dem Osten in die physische Sphäre gebracht werden soll, sind dafür die Wächter und Vertreter der Himmelsrichtung Osten und des entsprechenden Elements zuständig. Die Reichtumer werden manifest im Zusammenspiel der Elemente, so dass diese Wächter alle zusammenwirken müssen. Koordiniert wird das durch die Gottheit, in diesem Fall der Weisse Mahakala. Deswegen braucht man im Gegensatz zu einer magischen Praxis auch nicht selbst alles zu wissen über die Elemente, ihr Zusammenspiel, ihre Wächter. Zusätzlich kann man sicher sein, dass man keinen Schaden anrichtet.


    kilaya

  • kilaya:

    Die Reichtumer werden manifest im Zusammenspiel der Elemente, so dass diese Wächter alle zusammenwirken müssen. Koordiniert wird das durch die Gottheit, in diesem Fall der Weisse Mahakala. Deswegen braucht man im Gegensatz zu einer magischen Praxis auch nicht selbst alles zu wissen über die Elemente, ihr Zusammenspiel, ihre Wächter. Zusätzlich kann man sicher sein, dass man keinen Schaden anrichtet.


    Da hast Du wohl recht.
    Neugierig bin ich trotzdem. Ich konnte aber leider keine weiteren Infos zu den zehn tantrischen Beschützern der Weltenrichtungen im Netz finden.
    Außer dieser [url=http://texts.00.gs/Treasury_of_Knowledge,_8.3.htm]hier[/url] vielleicht.. ist mir aber zu komplex im Moment ;)


    Bin aber beim Stöbern auf die Stupa gestossen, die ebenfalls u.a. die Elemente symbolisiert:


    thoth-adan.com:

    Die Konstruktion der heutigen Stupas ist analog zum Aufbau eines Mandalas. Im Grunde genommen ist der Stupa ein dreidimensionales Mandala – basierend auf vier Grundelementen: einer quadratischen Plattform als Basis, einer Halbkugel als Kuppelgewölbe, einer Reliquienkammer und einer Spitze, welche oft mit einer Krone oder einem Juwel abgeschlossen wird. Diese vier Bestandteile stehen für die vier Elemente des Buddhismus: den Sangha (Basis), das Dharma (die Kugel), den Buddha (die Reliquienkammer, die Spitze) und das Nirwana (das Juwel).


    Der Stupa wird von Buddhisten rituell im Uhrzeigersinn umkreist. Er beinhaltet eine mannigfaltige Symbolik. Neben der nahen Verwandtschaft zum Mandala, steckt in seinem Aufbau auch das Dharmachakra, die Lotusblüte und die fünf Elemente (Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde). Der gesamte Stupa kann auch als Berg Meru oder den sitzenden Buddha interpretiert werden. Der Berg Meru bildet gemäß der hinduistischen, jainistischen und der buddhistischen Kosmogonie den Weltenberg im Zentrum des Universums.


    Stupas sind im ganzen asiatische Raum anzutreffen, mit jeweils länderspezifischen Formen und Bedeutungen. In Tibet, zum Beispiel, entwickelte sich der Stupa zum Chörten weiter, wo er den Stufenweg zur Erleuchtung symbolisiert und zugleich ein Sinnbild für den aktiven Weg des Bodhisattva darstellt.


    (Quelle: http://www.thoth-adan.com/de/b…klaerung/items/stupa.html)


    Nachtrag:
    Noch ein lexikalischer Eintrag zu den Five Elements:


    tibetanart.com:

    Five Elements (Skt. pancabhuta; Tib. 'byung-ba lnga)


    The five great elements of earth, water, fire, wind (air), and space, which internally correspond to the bodily properties of solidity (bones), fluidity (vital organs and fluids), heat (complexion), energy or movement (breath), and vacuity (consciousness). Symbolically earth is represented by a yellow square (Ratnasambhava - south); water by a white circle (Vairocana - east or center); fire by a red triangle (Amitabha - west); wind by a green bow-shaped hemisphere (Amoghasiddhi - north); and space by a dissolving blue dot or flame-tip (Akshobya - center or east).


    (Quelle: http://www.tibetanart.com/Glossary.asp?Page=1)


    Cybervajra:

    cybervajra:

    Fällt Prana also Lebensenergie in die Kat. Wind im Buddhismus ?


    Gemäß obiger Angabe steht Wind für Energie, Bewegung, Atem. Die Antwort auf Deine Frage müsste also "ja" lauten denke ich.

  • Mir ist da gerade so eine Idee gekommen:


    Sämtliche Phänomene setzen sich aus den vier Grundelementen Wasser, Feuer, Erde, Luft zusammen und sind leer.
    Das Bewusstsein/das "Selbst" setzt sich streng genommen nicht aus genannten vier Elementen zusammen.
    Gemäß der buddhistischen Lehre ist auch das Selbst/das Bewusstsein leer genau wie alle anderen Phänomene.


    Handelt es sich bei den Zuordnungen der Dhyani-Buddhas (spezifische Qualitäten des eigenen Geistes) zu verschiedenen Elementen also um eine Art Visualisierung des Geistes als ebenfalls aus den Elementen zusammengesetzte Form bzw Phänomen von inhärenter Leere?


    Also quasi eine Art Hilfestellung um das eigene Bewusstsein auf eine Ebene mit sämtlichen Formen zu stellen...?


    Wir sortieren unser noch nicht erwachtes Bewusstsein gemäß der Struktur des Dhyani-Mandalas in eine für den weiteren Pfad geeignetere Form bestehend aus den vier Grundelementen um diese Form dann bei Erwachung zusammen mit allen anderen Formen erlöschen zu lassen, so dass auch die vier Grundelemente verschwinden und wir ins Zentrum des Mandalas eintreten wo nur noch der Raum als Element übrig ist? (passt thematisch zum parallelen Thread Raumphilosophien im Buddhismus (und überhaupt))