Beten im Buddhismus

  • Hallo Freunde, je länger ich in Buddhaland herumstreife, desto verwirrter werde ich - obwohl ich auch schon sehr viel gelernt habe.
    Immer wieder stoße ich auf neue Fragen, zum Beispiel jetzt wieder: Wie ist es mit dem Beten? Ich habe da gerade was zum Lange-leben-Gebet gelesen...?
    Zu wem betet denn der Buddhist, wenn es keinen Gott gibt?
    Oder ist das eher eine Art "Selbstreflexion"?
    Bitte, entschuldigt mein dummes Fragen, wahrscheinlich habe ich da was falsch verstanden, oder?
    Liebe Grüße, Alexander

  • Der Begriff wird zwar häufiger benutzt, aber ist gerade wegen solcher christlicher Assoziationen vielleicht etwas unglücklich.


    Hier habe ich einen interessanten Absatz gefunden, der aus dem Dialog von Christen und Buddhisten entstanden ist, formuliert von einem Wissenschaftler (Michael von Brück)


    Dort vor allem:

    Zitat

    "So erläuterte Ling Rinpoche ..., daß nur ein unreifer Mensch Gebetswünsche für sich selbst ausspreche, während der reife ausschliesslich für das Wohl anderer Wesen bete. Gebet sei auch im tibetischen Buddhismus direktes Gespräch mit dem Absoluten Geist, der sich entsprechend den menschlichen Bedürfnissen feinstofflich oder real-körperlich (als in einer "Gottheit", zu der man betet) manifestiere."


    Da stecken einige wichtige Hinweise drin. z.B. dass sich das Absolute im tibetischen Buddhismus in Form einer Gottheit zeigt, weil das den menschlichen Bedürfnissen entspricht, und nicht etwa, weil das Absolute diese Form tatsächlich aus sich selbst heraus inne hätte. Es fällt Menschen leichter, sich an etwas zu wenden, das nur scheinbar im Aussen manifestiert ist. Im Unterschied zum nicht-mystischen Christentum sollte man aber als Buddhist wissen, dass man eigentlich Kontakt aufnimmt zu etwas, das schon Teil von einem selbst ist: zur eigenen "Buddhanatur", um einen der buddhistischen Ausdrücke zu benutzen. Dazu kommt eben die Ausrichtung des Mahayana, dass man in erster Linie für andere betet. Das gibt es natürlich im christlichen Gebet auch, ist aber nicht unbedingt die vorrangige Ausrichtung.


    Ich würde sagen letztlich liegen die Unterschiede in Feinheiten, die aber bei genauerer Betrachtung doch gravierende Auswirkungen auf den Geist des Praktizierenden haben.


    kilaya

  • Beten tut man am besten aus leerem Geist aus erwachter Buddhanatur. Was wäre wenn alles falsch wäre was man für richtg hällt und alles richtg wäre was man für falsch hällt?
    In dieser Frage öffnet man sich nicht der Natur und das Denken schweigt. Es ist noch Sehnsucht das zu erkennen was alles im Innersten zusammenhält. Diese Sehnsucht kann nur gestillt werden in Meditation auf ein Objekt das eine Person verkörpert die man nicht um etwas bittet sondern der man dankt. Das kann Buddha sein oder der Vater Jesu.

  • Wenn ich wirklich Muße und Ruhe habe und weiß, dass ich für längere Zeit nicht gestört werde,
    und ich denke dann an den Buddha - oder an eine groß(artig)e Persönlichkeit, die völlig uneigennützig handelt aus Überzeugung, sich zum Wohl aller Wesen auf vielfältigste Art hinzugeben, dann bin ich tief gerührt.
    Dieses erhebende Gefühl (wobei ich sagen muss, es ist mehr als ein Gefühl) weckt in mir das Bedürfnis, Gutes zu wünschen und letztendlich auch durch Taten zum Ausdruck zu bringen.
    Und dieses "mehr als ein Gefühl" hat eine unmittelbare Verbindung zu dieser Gestalt oder Persönlichkeit.


    So empfinde ich Gute Wünsche ähnlich wie ein Gebet, weil sie von ganz anderem und viel subtilerem, dauerhafterem Charakter sind als die gewöhnlichen Wünsche des täglichen Lebens.


    Allerdings habe ich tatsächlich ziemliche Schwierigkeiten damit, diese Guten Wünsche zum Zweck ihrer Umsetzung an ein gestalthaftes Ideal zu richten.
    Eine großartige Persönlichkeit kann auch eine "weltliche" Persönlichkeit sein. Das spielt für mich keine Rolle.
    Wichtig ist nur, dass sie durch ihr Vorbild Gutes in mir auslöst.


    Liebe Grüße, Amdap

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Amdap:

    Allerdings habe ich tatsächlich ziemliche Schwierigkeiten damit, diese Guten Wünsche zum Zweck ihrer Umsetzung an ein gestalthaftes Ideal zu richten.


    Meiner Meinung nach sind die Wünsche an sich das, was wirkt. Das "gestalthafte Ideal" ist anscheinend aber für die meisten Menschen eine Hilfe, um der Wirkung der Wünsche zu vertrauen. Wenn das bei Dir nicht so ist, dann brauchst Du diese Methode in der Form halt nicht.


    kilaya