Karma Kagyue Weg wie und was?

  • Hallo zusammen, wollte mal fragen ob mir jemand sagen kann wie der Weg bei den Karma Kagye Leute vonstatten geht. Ich meine die normale Kagye nicht Ole Nydahl richtung.



    Habe bis jetz herausgefunden, das man dort Samatha und Vipassana lernen kann, ausserdem irgendwelche Puja Gebetssingen..
    Und dann gibt es Ngondro..
    Aber was kann man dann lernen wenn man dieses Ngondro gemacht hat und damit fertig ist?
    Kann mir jemand soeine Art Stufenuebersicht geben?
    Ueber all das was man von den Karma Kagye Leuten lernen koennte?


    Gibt es auch Yoga Uebungen? Und diese 6 Yogas des Naropa von denen ich hoerte.. kann man die nach dem NGondro lernen oder wann kaeme das oder was kommt davor..?


    Danke, ich frage weil ich noch ein wenig unentschlossen bin ob das das richtige fuer mich ist.. :)

  • Das ist bei jedem Lehrer etwas anders. Mir scheint, dass Du sehr - siehe Nachbarthread - auf die 6 Yogas und andere Energieübungen abzielst. Ich weiss jetzt nicht, wer die überhaupt vollständig im Westen lehrt, aber Ngöndro dürfte wohl dann immer Voraussetzung sein. Ngöndro dient ja dazu, so viele Störungen schonmal zu beseitigen oder umzuwandeln, dass die folgenden Übungen tiefer gehen können und nicht mehr so viel Hindernisse aus dem Weg geräumt werden müssen.


    Vielleicht finden sich hier Praktizierende verschiedener Lehrer, die darstellen könnten, wie das bei ihnen jeweils gehandhabt wird?


    kilaya

  • Hallo,


    ich möchte hier nur mal ganz kurz meinen Einstieg bei den K.-Kagyüs beschreiben.
    Zu der Zeit hatte ich schon eine lange Vorgeschichte, zuerst theravadisch und später als Mitglied in einer westlich modifizierten vajrayanischen Gemeinschaft.
    Ich machte erstaunt die Erfahrung, dass bei Einstieg zu den K.-Kagyüs anscheinend jeder durchs Ngöndro hindurch muss, egal welche qualifizierten Übungen man vorher jahrelang schon praktiziert hatte.
    Inzwischen haben der Lehrer und ich uns jedoch schon besser kennengelernt, und so kam er darauf, dass ich das Ngöndro, obwohl im klassischen Sinne noch nicht fertig, abbrechen muss, und er erteilte mir eine ganz individuelle Aufgabe.


    Dazu habe ich gehört, dass die meisten großen Meister, wenn sie alt und sehr erfahren geworden sind, ihre eigenen Praktiken immer mehr vereinfachen.


    Also, sieh es nicht so eng.


    Vielleicht wird es Dir mal ähnlich ergehen wie mir, wenn Du einen Lehrer gefunden hast und dieser Dich besser kennengelernt hat.


    Liebe Grüße, Amdap

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Ringu Tulku Rinpoche unterrichtet auch Mahamudra und gibt das Lung für Mahamudra-Texte.Diese Texte habe ich in deutscher Sprache. Rinpoches Englisch ist perfekt. Die Kagyu Schule ist weit entwickelt in Deutschland. Der Karmapa kommt jetzt das zweite Jahr in Folge. Ringu Tulku Rinpoche ist einer der anerkanntesten Meister im Westen. Da kann man nichts falsch machen. Einzelne Schüler bekommen auch Dzogchen-Übertragungen. Ringu Tulku Rinpoche unterrichtet offiziell in der Kagy Schule. Er ist aber auch ein Khenpo der Nyingma-Schule, daher kann er auch Dzogchen unterrichten.
    In Hamburg hast du ja auch noch den Residenzlama, Lama Dawa.
    Die 6 Yogas werden dort nicht unterrichtet, außer es gibt mal Phowa. Soweit ich weiß, werden die 6 Yogas von Naropa nirgendwo in Deutschland vollständig unterrichtet. Was man braucht ist Mahamudra/ Dzogchen.

  • Hallo,
    Diese Tradition hat ja mehrere Unter-Linien. Es ist also schwer zu sagen, was genau unterrichet wird und was nicht. Wie hier schon gesagt wurde hängt das sehr stark vom Lehrer ab. Aber auch von den einzelnen Linien an sich. Einige beziehen sich mehr auf Yidam-Praktiken andere mehr auf Shamatha und Vipassana. Von daher unterscheiden sie sich auch in der Praxis kaum von anderen Schulen, wie z.b. der Dzogchen-Tradiion oder der Gelug-Tradition. Es mag sein, dass in einzelnen schulen oder von einzelnen meistern mehr wert auf einen spezifischen yidam gelegt wird , das ist alles.


    Die Sechs Yogas von Naropa werden im Rahmen eines 3 Jahres-Retreats bei den Kaguys gelehrt(wie im Halscheid Retreat Centre) Die sechs Yogas von Naropa sind nicht Kaguy typisch sondern werden in allen Traditionen gelehrt.

  • Ich denke was gemeint war ist dass die Gelugpas sich mehr auf die Mahayana-Ebene beschränken würden, während die Kagyü-Schule die Vajrayana Ebene zusätzlich hat. Das kann man aber so pauschal nicht sagen; ich finde die westliche Interpretation im Diamantweg gut und stimmig, aber Aussagen über andere Schulen und Richtungen in den Zentren würde ich da nicht so ernst nehmen.


    Lass Dir einfach Zeit und schau Dir alle Möglichkeiten und Lehrer an und geh auch nach Deinem Gefühl, wo die Verbindung am stimmigsten ist.


    Auch bei den Gelugpas wird teilweise Mahamudra praktiziert usw. Die Gelugpas haben nicht nur Texte sondern auch Praktiken aller Schulen bei sich aufgenommen und bewahrt. Man kann vielleicht sagen, dass sie mehr Wert auf Studium legen als die alten Rotmützen-Schulen. D.h. aber nicht dass sie sich darauf beschränken würden.


    Bei der Kagyü-Schule gibt es auch noch andere Lehrer als die im Diamantweg, teilweise mit Karmapa als Oberhaupt, teilweise mit anderen Tulku-Linien. Schamarpas Bodhipath ist Karma Kagyü, aber sein Ansatz ist mehr Mahayana als Vajrayana. Er legt viel Wert auf Shine / Lagthong (Geistesruhe / Einsicht) als Praxis. Oder Trungpa Rinpoche, der sehr viel Wert auf die Shambhala-Überlieferung gelegt hat und aus dessen Umfeld sehr gute Lehrer_innen wie Pema Chödrön u.a. hervorgegangen sind.


    kilaya

  • Zitat

    Ich hatte das bislang so verstanden das Vajrayana das große Fahrzeug ist, also das kleine (Hinayana) und "mittlere" (Mahayana) Fahrzeug grundlegend beinhaltet aber noch eine dritte Stufe oben drauf setzt.
    Die Gelugpas sind doch auch Vajrayana, oder??


    Die tibetischen Schulen sind auch innerhalb einer Schule nicht einheitlich, deswegen kann man nicht pauschal sagen: "Die ... sind ..." Es gibt Unterschulen und Abspaltungen usw. die teilweise ihre Schwerpunkte anders setzen.


    Die Unterteilung in Gross / Mittel / Klein kenne ich so nicht und ich finde auch den Begriff "Hinayana" abschätzig und würde ihn daher nicht so gerne verwenden. Mahayana heisst wörtlich das "Grosse Fahrzeug" weil man als Bodhisattva versucht viele Wesen mitzunehmen, und dann braucht man eben ein größeres "Fahrzeug" bildhaft gesehen. Vajrayana ist kein eigener Weg, sondern gehört zum Mahayana und bringt zusätzliche Methoden ins Spiel, die vor allem mit der Identifikation mit dem Ziel der Buddhaschaft als Methode zu tun haben.


    Man kann also Mahayana mit oder ohne Vajrayana-Methoden praktizieren, aber nicht Vajrayana ohne Mahayana. Die alten Schriften des Palikanon, die im Theravada zentral sind, werden im Mahayana zwar als Grundlage gesehen, aber es wird selten direkt darauf Bezug genommen. Das Verständnis dieser Ebene aus Sicht "der Tibeter" und das Verständnis bei den Theravadins unterscheidet sich in einigen Punkten.


    kilaya

  • Sanshin:

    Aber was kann man dann lernen wenn man dieses Ngondro gemacht hat und damit fertig ist?
    ... all das was man von den Karma Kagye Leuten lernen koennte? )


    Buddhistische Philosophie!!!
    Boddhicitta,
    Glücklich sein!



    Also ich will mal einen Schritt zurück gehen... am üblichsten ist es noch bevor man mit dem Ngöndro fertig ist mit dem Meditieren anzufangen....
    Das wäre also Shine/Shamata. Wenn ich auf meine eigene Erfahrung beim Meditieren zurückschaue kann ich sagen, dass sich das Meditieren mit der Zeit verändert. Und so wie ich das erlebt habe, kann ich nicht sagen ich bin fertig damit. (Shine mach ich erst seit 7 Jahren)


    Ich finde es interessant zu Belehrungen zu gehen. Das ist wie ein Vortrag zu einem kleinen Teilbereich der Buddhistischen Philosophie. Und in den letzten 1000 Jahren haben die tibetisch Buddhistischen Meister so viel geschrieben, da kannste ein ganzes Leben immer wieder neue Schriften lesen. Also auch damit wirst Du nie fertig.


    Das Ngöndro habe ich noch nicht fertig, aber das dauert schon eine Zeit, jetzt schon zu planen , was danach kommt. In den Klöstern wenn du 24/7 praktizierst, dauert das Ngöndro 3 Monate. Aber glaub hier im Westen mit normalem Alltag, Familie, Kindern und Arbeit, ich glaub da machen das sehr viel weniger Leute in so kurzer Zeit, das normale wären da eher in Jahren zu
    rechnen.


    Hast Du denn etwas spezielles im Auge das Du machen willst? Dann frage doch explizit einen Lehrer/Lama danach welche Vorraussetzungen es bei ihm zum erlernen einer speziellen Techik gibt. Du kannst Dich auch wo anders danach umschauen, wenn es um Energie Yoga geht... Warum denn nicht. Wenn Du das machen willst?



    Aber Du must Dich nicht Sorgen dass es nach dem Ngöndro nichts gäbe was man noch lernen könne. Im Gegenteil, es gibt so viele verschiedenen Dinge die man machen kann, dass die Schwierigkeit eher ist, das herauszufinden, was für Dich passt, und welche Dinge Du aus Zeitmangel eher nicht praktizieren wirst.


    Als Text kann ich Dir eine Suchempfehlung geben:
    Lamrim , Stufenweg zur Erleuchtung. Dort wird systematisch aufgeführt was es alles gibt auf dem Weg zur Erleuchtung.


    Wenn ich mich vergleiche mit der Person die ich vor 8 Jahren war, und wie ich heute durch die Welt laufe, dann kann ich die Veränderung nicht an einem Kurs oder einer Technik oder etwas das ich "fertig" gemacht hätte fest machen. Mein Leben hat sich sehr verändert, zum positiven. Ich bin jetzt glücklich, ich ärgere mich viel seltener, ich bekomme mein Leben besser auf die Reihe, ich nehme vieles nicht mehr so persönlich, ich bin zufrieden. Ich reflektiere mehr über mich und ich meditiere.


    Die regelmäßige Shine Praxis war wohl der Mosaikbaustein in meinem buddhistischen Leben, der für mich am meisten dazu beigetragen hat, wie ich jetzt dastehe.

  • Danke für Deine ausführliche Beschreibung :)


    Hier eine kleine Bemerkung zur Formulierung:

    nyalaana:

    Also ich will mal einen Schritt zurück gehen... am üblichsten ist es noch bevor man mit dem Ngöndro fertig ist mit dem Meditieren anzufangen.... Das wäre also Shine/Shamata.


    Ich würde Meditieren und Ngöndro nicht trennen - jeder Teil des Ngöndro ist eine vollständige tantrische Erleuchtungspraxis und kann potentiell zur spontanen Erleuchtung führen. Ob es "am üblichsten" ist, Shine vor dem Ngöndro zu praktizieren oder danach, kann ich nicht pauschal beurteilen. Allein innerhalb Karma Kagyü macht man z.B. bei Ole Nydahl zuerst das Ngöndro und bei Shamarpa erstmal Shine / Lagthong (skt. Shamata / Vipassana). Guru Yoga und Sadhanas der äußeren Tantras werden meistens parallel angeboten und können jederzeit gemacht werden ohne dass man das Ngöndro beendet haben müsste. Für die Energie-Yogas macht das Ngöndro als Vorbereitung m.E. jedenfalls sehr viel Sinn, weil man die Energiebahnen auf grober und subtiler Ebene reinigt. Die Gefahr "potentiell schädlicher Nebenwirkungen" (wie man sie auch vom hinduistischen Kundalini-Yoga kennt) solcher Yogas wird dadurch minimiert.


    kilaya

  • Gut das will ich dann genauer Formulieren.


    Shine kann man immer machen. Einführung in die Meditation ist nicht schwer. Man kann also leicht damit anfangen. Jemand der überhaupt nicht meditieren will, für den Shine ganz unmöglich ist, für so jemand wird das mit dem tibetischen Buddhismus, insbesondere Mahayana, Tantrayana etc etwas schwer. Wenn dann später andere Techniken wie ZB das Ngöndro oder Anderes dazukommt, dann kann/sollte man mit Shine weitermachen.



    Ich würde mich von den 4/5 Schulen , ob Hinayana, Tantrayana oder wie auch immer das heissen mag, nicht verwirren lassen. Einfach mal anfangen, sich einen Lehrer, ein Zentrum anschauen, wenn man dann später wechseln will ist das kein Problem.


    Wenn man ein System sucht in dem man mehre aufeinander aufbauende Kurse belgen will und danach dann zu Hause praktizieren will kann ich Taramandala von Tsultrim Alione empfehlen.
    http://taramandala.org/

  • Jetzt hast Du die gleiche Frage noch einmal gestellt, obwohl sie schon beantwortet wurde. Vielleicht liest Du die Antworten (ab hier) nochmal in Ruhe durch und schaust etwas genauer hin? Oder vielleicht kann es jemand anders verständlicher ausdrücken.


    kilaya

  • Namaste Sanshin


    wenn du einen Einblick in den Diamantweg haben möchtest kannst du ein kleines Buch lesen. Das bietet einen sehr guten Überblick in dem zusammenfassend sehr sehr viel enthalten ist. Es heißt " Wie die Dinge sind". Es ist von Lama Ole Nydahl. Auch wenn ich danach viele andere Bücher gelesen habe, greife ich immer wieder gerne zu diesem, es ist mir sehr wichtig. Dort kannst du auch nachlesen wie es nach dem Ngöndro weiter geht. Es gibt 3 verschiedene Wege unter denen du nach deiner Veranlagung wählen kannst. Das Ziel ist, das halten des -Großen Siegels-, Mahamudra.


    Gute Wünsche,
    Karma Pema

  • Das entspricht ja in etwa dem, was ich oben geschrieben habe. Allerdings werden Dir die meisten Gelugpa sagen, dass sie sehr wohl Vajrayana praktizieren.


    Der Text hinter Deinem Link scheint auf einer frühen Version des Wikipedia-Artikels zu beruhen und durch eigene Kommentare ergänzt worden zu sein. Der Webadresse "uni-protokolle.de" würde ich jetzt nicht zwangsläufig zuschreiben wollen, dass die Texte wissenschaftlich präzise sind oder irgend eine abschliessende Wahrheit ausdrücken. (Das Gegenteil natürlich auch nicht)


    Am Ende sind die Übergänge immer fliessend und je nachdem welche Kriterien man als Maßgabe heranzieht, würde man etwas eher dem Einen oder eher dem Anderen zuordnen.


    kilaya

  • Bevor man sich mit dem weiter oben angegebenen Buch von O. N. befasst, sollte man vorsichtshalber die kritischen Kundenrezensionen, z. B. bei Amazon, aufmerksam durchlesen und sich dann ein eigenes Bild machen.


    hier:
    http://www.amazon.de/product-r…tar=critical&pageNumber=1


    LG - Amdap

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet