Ordensregeln für Mönche und Nonnen

  • Guten Morgen,
    ich habe bisher nur bei wikipedia etwas dazu gefunden, u.a. wird
    von 253 Regeln für den Mönch
    und von
    346 Regeln für die Nonne
    gesprochen.


    Mich interessieren vor allem die Regeln der Tibetischen Linie in Tibet und Indien und ob diese tatsächlich so streng eingehalten werden müssen.


    Insbesondere die Regeln
    - nicht tanzen, singen, Musikinstrumente zu spielen
    - Theater, Kino, Sportveranstaltungen oder Paraden dürfen nicht besucht werden
    - Baden ist erlaubt, aber keine Wasserschlachten
    - dürfen Mitglieder oder Asketen von Orden anderer Glaubensrichtungen nicht bedienen, sondern dürfen ihnen nur Dinge anbieten
    - dürfen mit Nicht-Ordinierten höchstens drei Nächte zusammen in einem Raum schlafen


    Ich frage auch deshalb, weil eine Freundin von mir Nonne werden möchte und ich wissen möchte, wie ich ihr in Zukunft begegnen kann. Ich denke, es ist ihr auch noch nicht
    wirklich bewusst, auf was sie sich einlässt. Bisher läuft sie Marathons und der E-Mail Verkehr mit mir ist recht "nah", d.h. sie bezeichnet mich als Darling, I love you, big kiss, millions of kisses..etc.
    Und ich fühle mich zunehmend unwohler und halte meine bisherigen E-Mails nun zurückhaltend...


    Mich würde interessieren, ob Ihr diese Regeln im realen Leben der Mönche und Nonnen so kennengelernt habt. Ob es voll Ordinierten tatsächlich verboten ist, Sport zu treiben, zu tanzen, singen, Musik zu hören etc....

  • Das Regelwerk für Nonnen


    Im praktischen Leben sind die Regeln heute in ihrer Gesamtheit kaum einzuhalten.
    Ein kritischer (und selbst kritisierter) Text dazu, der wie jeder Text eines Enttäuschten mit Abstand zu sehen ist.


    broken Buddha


    Nach Deinen Angaben scheint Deine Freundin ganz gut geerdet zu sein und ich wünsche ihr viele gute Erfahrungen, wenn sie irgendwann mal eine Probezeit in einem Kloster oder sogar mehreren macht. Ich habe keine Erfahrung damit, aber aus rein praktischen Gründen werden Klöster Interesse daran haben Mitglieder aufzunehmen, die sich vorher gründlich geprüft haben und nicht nach 2 Jahren Unruhe in das System bringen oder wieder aussteigen.

  • Ich denke nicht, dass sie gut geerdet ist.
    ich versuche unseren E-Mail Verkehr sachlicher zu gestalten, von ihr kommt wieder...Darling, viele Küsse etc.
    Empfindest Du das als geerdet?


    Danke für die Links! :)

  • hallo,
    in der tibetisch-buddhistischen tradition gibt es zur zeit keine vollordinierten nonnen, da die übberlieferungstradition dort unterbrochen wurde. die nach tibet gültig überlieferten ordensregeln gehören zur mulasarvastivadin-tradition.
    http://www.buddhistwomen.eu/DE/index.php/Texte/RoloffNonnen

    Zitat

    Die Tibeter praktizieren ausschließlich die Ordensregeln (Vinaya) der Mulasarvastivadins, die vorwiegend in Nordindien und in Nepal verbreitet waren. Der bengalische Meister Chandrakirti (gest. ca. 788) brachte den Vinaya der Mulasarvastivadins in der zweiten Hälfte des 8. Jh. nach Tibet. Ein letztes Dokument, in dem eine Nonne in Nepal erwähnt wird, stammt aus dem Jahr 1069. Obwohl das Bhikshuni-Gelübde nicht nach Tibet überliefert wurde, gab es in Tibet trotzdem vom frühen 14. bis Anfang 16. Jh. Bhikshunis (Tib. Gelongma). Spätestens mit dem 5. Dalai Lama (17. Jh.) ist in den Überlieferungen jedoch keine Rede mehr von Gelongmas.


    zwar haben sich einige frauen aus der tibetischen tradition auch innerhalb der dharmagupta-tradition ordinieren lassen, da dies die einzige noch richtig überliefert ordinationslinie sein soll, aber dies wird nur innerhalb dieser tradition anerkannt und eben nicht in der tibetischen mulasarvastivadin-tradition.
    2007 gab es hierzu auch einen kongress in hamburg. http://www.congress-on-buddhist-women.org/21.0.html.

  • verrückter-narr:

    hallo,
    in der tibetisch-buddhistischen tradition gibt es zur zeit keine vollordinierten nonnen, da die übberlieferungstradition dort unterbrochen wurde. die nach tibet gültig überlieferten ordensregeln gehören zur mulasarvastivadin-tradition.
    http://www.buddhistwomen.eu/DE/index.php/Texte/RoloffNonnen

    Zitat

    Die Tibeter praktizieren ausschließlich die Ordensregeln (Vinaya) der Mulasarvastivadins, die vorwiegend in Nordindien und in Nepal verbreitet waren. Der bengalische Meister Chandrakirti (gest. ca. 788) brachte den Vinaya der Mulasarvastivadins in der zweiten Hälfte des 8. Jh. nach Tibet. Ein letztes Dokument, in dem eine Nonne in Nepal erwähnt wird, stammt aus dem Jahr 1069. Obwohl das Bhikshuni-Gelübde nicht nach Tibet überliefert wurde, gab es in Tibet trotzdem vom frühen 14. bis Anfang 16. Jh. Bhikshunis (Tib. Gelongma). Spätestens mit dem 5. Dalai Lama (17. Jh.) ist in den Überlieferungen jedoch keine Rede mehr von Gelongmas.


    zwar haben sich einige frauen aus der tibetischen tradition auch innerhalb der dharmagupta-tradition ordinieren lassen, da dies die einzige noch richtig überliefert ordinationslinie sein soll, aber dies wird nur innerhalb dieser tradition anerkannt und eben nicht in der tibetischen mulasarvastivadin-tradition.
    2007 gab es hierzu auch einen kongress in hamburg. http://www.congress-on-buddhist-women.org/21.0.html.


    Es gibt jedoch tibetische Nonnen, die die volle Ordination in Taiwan vollzogen haben. Somit gibt es schon vollordinierte Nonnen in der tibetischen Tradition, nachdem sie in einer anderen Tradition die volle Ordination genommen haben.
    Kompliziert, gell?
    Es gibt auch eine deutsche Geshema inzwischen... Aber das ist nicht mehr die Frage des Themas gewesen.


    Ja, die Nonnen und Mönche, die ich kenne, halten sich dran. Wobei ich die Gelübde nicht als Kasteiung und Selbstzweck von außen wahrnehme, sondern als Stärkung. Also anscheinend kein Zwang sondern Wunsch.


    Schwierig wird das Jonglieren zwischen den Regeln und dem Lebenserwerb - für westliche Ordinierte in West wie Ost. Im Westen gibt's keinen Sponsor und in Asien denken alle, man sei ein reicher Sack.
    Am Besten, man hat einen heilsamen Beruf, mit dem man sich selber über Wasser halten kann und wo man trotzdem noch nonnenmäßig leben kann. Denn auf Spenden von westlichen Schülern kann man nicht unbedingt hoffen.
    Viele steigen auch wieder aus. Dafür wird man nicht "exkommuniziert". Aber für Frauen ist es ein größerer Schritt, denn während Männer bis zu dreimal die Robe abgeben können, ist dies für Frauen nur einmal möglich. Danach bekommen sie die Robe nicht wieder, wenn sie es sich doch wieder anders überlegen.
    Ich weiß von einigen entrobten Männer einerseits und kenne viele treue Nonnen, die dabeibleiben, andererseits.


    Buchtipp, wenn man Autobiografien mag: "Von der Bodybuilderin zur buddhistischen Nonne", von Bhikshuni Tenzin Wangmo.
    http://bhikshuni-tenzin-wangmo.de/das-buch.html

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Hallo,

    Zitat

    Es gibt jedoch tibetische Nonnen, die die volle Ordination in Taiwan vollzogen haben. Somit gibt es schon vollordinierte Nonnen in der tibetischen Tradition, nachdem sie in einer anderen Tradition die volle Ordination genommen haben.
    Kompliziert, gell?


    zwar gibt es sowohl deutsche, amerikanische usw. und auch tibetisch stämmige nonnen aus der tibetisch-buddhistischen tradition, die eine vollordination aus der (chinesischen) dharmagupta-tradition erhalten haben, aber es gibt nach wie vor keine einzige frau, die eine vollordination aus der (tibetischen) mulasarvastivadin-tradition erhalten hat, da diese überlieferungslinie generell für nonnen ausgestorben ist und niemand, auch nicht der dalai lama oder andere "heiligen" lamas haben sich bisher angemasst, irgendjemanden nach dieser tradition zu ordinieren, da dies gemäss des vinayapitaka überhaupt nicht machbar ist und sie bei ihrer eigenen ordination gelobt haben, die regeln zu beachten und einzuhalten. deshalb ging ja auch auch die "nonnenkonferenz" in hamburg im jahr 2007 ohne wirkliches ergebnis und veränderung für die betroffenen frauen aus, da keiner der anwesenden ordensältesten diesen gewagten schritt machen wollte.
    deshalb müssen ja auch alle frauen, die gerne diesen status erhalten möchten, den umweg über die chinesische dharmagupta-traditionslinie wählen.
    demnach gibt es auch keine vollordinierte nonne in der tibetischen tradition, da weder die dharmagupta-nonnen noch die dharmagupta-mönchs-ordinationslinie in die tibetisch-buddhistische tradition übertragen worden sind. alle authentischen tibetisch-buddhistischen schulen (sowohl nyinma, kagyü, sakya, gelug und auch die früher verschollene jonang-schule) berufen sich aber nur auf den vinayapitaka der mulasarvastivadin überlieferung.


    http://www.buddhistwomen.eu/DE/index.php/Texte/RoloffNonnen

    Zitat

    Die Gültigkeit von Ordinationen hängt insbesondere von der Motivation, der korrekten Durchführung des Rituals und der Authentizität der Ordinationslinie der Pratimoksha-Gelübde, der Gelübde zur eigenen Befreiung ab, also in diesem speziellen Fall von der ununterbrochenenen Übertragungslinie des Bhikshuni-Gelübdes. Bei der Wiederbelebung des Gelübdes sind vor allem formaljuristische Fragen des Ordenrechtes von Bedeutung.


    die deutsche nonne jampa tsedroen (carola roloff) hat sich sehr lange mit dieser ganzen problematik beschäftigt und kann sicherlich hier mehr auskünfte geben. übrigens ist sie auch nur nach der dharmagupta-tradition ordiniert worden. http://www.carolaroloff.de/


    zum allgemeinen besseren verständnis des buddhistischen ordensrechtes empfehle ich folgende bücher:
    1. Verlorene Ganthipadas zum buddhistischen Ordensrecht Untersuchungen zu den in der Vajirabuddhitika zitierten Kommentaren Dhammasiris und Vajirabuddhis http://www.buchhandel.de/detai…t.aspx?isbn=9783447065405
    2. Mit Würde und Beharrlichkeit: Die Erneuerung buddhistischer Nonnenordenhttp://www.amazon.d…85178/ref=nosim/cagnlace/
    3. Dignity and Discipline: Reviving Full Ordination for Buddhist Nuns http://www.amazon.de/exec/obid…15888/ref=nosim/cagnlace/
    4. A Brief Survey of the Vinaya. Its origin, transmission, and arrangement from the Tibetan point of view with comparisons to the Theravāda and Dharmagupta traditions http://www.amazon.de/brief-Sur…arrangement/dp/3927862150


    ist doch nicht so kompliziert, gell?

    Zitat

    Wie heißt die deutsche Geshema?


    Geshe Kelsang Wangmo (Kerstin Brummenbaum). sie war auch in hamburg während des letzten dalai lama besuches: http://www.dalailama-hamburg.d…n-im-Buddhismus.79.0.html
    http://www.deutschlandfunk.de/…ml?dram:article_id=232787
    http://www.dalailama-hamburg.d…Dharamsala.80.0.html?&L=1
    http://www.bild.de/news/inland…i-lama-27107090.bild.html

  • Anscheinend traditionsübergreifend.


    Vielleicht findest Du hier mehr darüber, oder kannst sie sogar selber fragen irgendwie:


    http://ibd-buddhist.blogspot.d…angmo-graduation-day.html
    "The degree is entitled Rime Geshe [i.e., Non-Sectarian Geshe] because the curriculum includes study with Nyingma, Sakya and Kagyu masters of their respective presentations of philosophy. "


    Übersetzungsversuch: "Der Abschluss nennt sich "Rime Geshe' [das bedeutet traditionsübergreifender Geshetitel], weil der Studienplan Vorträge/Texte von Nyingma-, Sakya- und Kagyü-Meistern beinhaltet."

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Hallo,

    Zitat

    Ich meinte, wo hat sie ihre Ordination erhalten, von wem?


    http://mandala.fpmt.org/archiv…ith-geshe-kelsang-wangmo/


    Zitat

    I rented a room at Tushita, and took rabjung ordination from Kirti Tsenshab Rinpoche. Unsure of where to go as a newly ordained nun, I decided to stay in the protected environment of Tushita and work in the library. In the monsoon, I attended the three-month Vajrasattva retreat there.


    Zitat

    After the November course, I took getsul ordination from Kirti Tsenshab Rinpoche together with Ven. Tony Beaumont, Ven. Rita Riniker, Ven. Fran Mohoupt and a few other Westerners.


    Nach dieser Quelle hat Sie "nur" die Getsul-Ordination erhalten, mit der Verpflichtung, 36 Regeln einzuhalten. Die meisten "Nonnen" aus der tibetisch-buddhistischen Tradition haben "nur" diese Ordination erhalten. Sie wurde demnach in der (tibetischen) Mulasarvastivadin-Tradition ordiniert.