Statuen oeffnen die Augen?

  • Hallo Forum,


    hoert sich etwas komisch an - ich denke noch drueber nach - finde es verwunderlich aber weder beaengstigend noch so toll oder mystersich das ich drann anhaften sollte.


    Ich war vor ein paar Wochen auf einem Vortrag indem es um dass korrekte Befuellen von Statuen ging. Auch wenn der Buddhismus stark in mit Leben verflochen -
    und fast staendige Achtsamkeit - recht normal geworden ist - ich kann mit Statuen nichts anfangen. Ich finde sie schoen anzusehen aber sie sind fuer mich nichts
    besonderes (Ein Abbild vom meinem hoechsten Vorbild) - Dieses Abbild kann hoechstens dazu beitragen mich an meine Praxis zu errinern. Ich Besuchte den Vortrag
    nur da sich die karmapa meditation durch den Vortrag aus spaeter verschob.


    In dem 1.5 - 2h Vortrag war ich zwar anwesend - aber ich habe Hauptsaechlich in der letzen Reiche still und heimlich (lol) fuer mich meditiert. Ich habe mir die ganzen
    Statuen im Meditaitons/Vortragsraum angeschaut und mich auf einer gewissen Weise bei ihnen entschuldigt. "Es tut mir leid - ihr seid fuer mich nicht besonderes -
    ich finde es toll wieviele Leute zeit und energie in eure Befuellung stecken (auch wenn ich selber nichts damit anfagnen kann werde ich mich hueten die negativ
    oder generell zu bewerten) - aber fuer mich haette man diese Zeit lieber der Praxis widdmen sollen" - "Versteht mich nicht falsch ich habe hoechsten Respekt und Liebe
    fuer die Lehre und alle Gefaehrte und Richtungen" - "Ist dies ist nicht ein spirietueller Matrealismus". etc.


    Naja ich meditierte so vor mich hin - meist mit geschlossenen Augen - und wenigen Pausen mit geoeffneten Augen. Nach einer weile merkte ich bei den Pausen - dass
    sich die ca. 4m von mir auf einem Brettchen aufgebauten Statuen kaum merklich veraendert hatten. Auch nach mehrfachen hinsehen hatte ich definitv den Eindruck,
    dass sich die Augen der Statuen - kaum sichbar - 3/4tel geoeffnet hatten (ich glaube da auch meinen eigenen Augen noch nicht so ganz) - aber die geoeffneten Augen
    der Statuen waren desswegen so gut erkennnen - da sich die blauen Augen (mit weissem Hintergrund) - ganz klar von den einfarbigen (bronze/metall Ton) Statuen
    abhoben. Ich habe mir den Vortrag nicht zu ende angeschaut - und die Statuen eben nicht nochmal (nach diesem Abend) aus der naehe betrachtet -weiss auch garnicht
    ob ich das tuen werde wenn ich das naechste mal da bin.


    Wie schon oben geschrieben - ich versuche da fuer mich selber kein grosses Ding draus zu machen - hab auch noch niemanden davon erzaehlt - warum sollte ich?


    Was haltet Ihr von Statuen? -Koennt ihr eine gefuellte Statue von einer ungefuellten Statue unterscheiden ?
    Hattet ihr mal aehnliche Erfahrungen?


    Hoert sich etwas unromantisch an - aber ich habe wie schon geschrieben etwas Angst in einen spirituellen Matrealismuss (und viele buddihistische Gemeinsschaften
    die ich auf meinen Weg bis dato kennen gelernt habe strozen - aus meiner Sicher herraus - davon) - ich habe einen 2cm mini metall buddah - und plane jetzt
    nicht mir eine Statue zu kaufen etc. ... aber diese Augengeschichte bringt mich echt zum nachdenken - und dass auch noch Wochen danach :D

  • Hab selber, als phantasiebegabter Mensch, viele Erscheinungen und ähnliche Erlebnisse, wie Du schilderst, mit Statuen und auch Bildern gehabt.
    SOGAR habe ich zwei verschiedene FOTOS von ein und der selben Statue, die vollkommen verschiedene Gesichter zeigen. Nicht nur verschiedene Gesichtsausdrücke. Die Fotos unterscheiden sich darin, wer fotografiert hat, und in der
    Tageszeit und dem Lichteinfall, was bei einem Goldgesicht wohl was ausmacht, aber die Unterschiede sind trotzdem völlig krass. Zunächst war ich sogar davon ausgegangen, dass das Foto von meinem Bekannten digital bearbeitet gewesen sein muss, aber er schwörte mir Stein und Bein, gar nichts daran gemacht zu haben.
    Bei dieser Statue hatte ich auch schon absolut klar den Eindruck, sie würde leben. Bei einer Meditation "sprach" sie mit mir (in meinem Kopf) und gab mir überaus gute Ratschläge....


    Es ist eine Projektion des eigenen Geistes! Dadurch ist es aber eben ein wunderbarer Schlüssel zum eigenen Geist. Man kann gut sehen, was mit einem selber los ist, oder man bekommt zumindest eine Anregung, worüber man mal nachdenken könnte.


    Hat man dazu keinen Zugang, bedeutet das nur, dass einem dieses Mittel verwehrt ist. Das ist keine Sünde, derer man sich zu schämen hätte, sondern auch nur wieder Ausdruck des eigenen Geisteszustandes zu diesem Zeitpunkt. Der Dalai Lama sagte mal, es ginge nicht um die Statuen, man bräuchte sie nicht für den spirituellen Pfad, Milarepa hätte in seiner Höhle auch keine Statue gehabt.


    Sie sind einfach ein wunderbares Mittel, solange man noch auf Antworten angewiesen ist, die von außen kommen.
    Der Trick ist, in ihnen den lebendigen Buddha zu sehen, aber gleichzeitig zu wissen, dass es nur eine Statue ist.
    Denn oberflächliche Statuenverehrung ist nicht Sinn und Zweck der buddhistischen Übung. Und trotzdem ist es hilfreich, sie hoch wertzuschätzen.
    Ein Paradoxon. :lol:


    Edit zu Deiner Frage noch: ich hab mal eine kleine Statue bei der Gelegenheit eines Rinpoche-Besuches zum Segnenlassen mitgebracht. All die Sachen, (Malas, Bilder, Statuen, auch Schmuckstücke und all so'n Kram) wurden auf einem Tablett aufgehäuft und standen dann da herum, während der Rinpoche einen Vortrag hielt.
    Als ich abends die Statue wiederbekam war ich enttäuscht. Die gute Schwingung, die sie gehabt hatte, schien verflogen und es dauerte zwei/drei Tage zu Hause, bis sie sich wieder einstellte. Die Statue fühlte sich an wie ein bloßes, totes Stück Material, und ich dachte: 'Hm, da hat das Segnen wohl nicht so viel gebracht. Eher scheint es, als ob diese gierige Schwingung von dem ganzen aufgehäuften Plunder da auf dem Tablett meiner Statue was "abgesaugt" hätte.'
    Komisch, nicht?
    Eine Woche später gestand der Organisator, dass sie das Segnen lassen völlig vergessen hatten. :)
    Das hätte ich gar nicht gedacht, dass ich das tatsächlich, ganz ohne ausgedache Einbildung wahrnehmen konnte.
    Umgekehrt kribbelte mir eine frisch gesegnete Mala schon einmal tagelang buchstäblich zwischen den Fingern.
    Ich denke, dass solche Schwingungen sehr veränderlich sind, aber manche Segenssprüche von den Alten scheinen auch Jahrhunderte zu überdauern.
    Das sieht man auch an alten Buddhastatuen im Museum. Je älter, desto eindrucksvoller und irgendwie authentischer. Die 2000 Jahre alten strahlen solch eine Ruhe aus, dass man davor stehend und sie betrachtend einfach vollkommen wegdriften kann. :)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


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  • Ja, paradox, wie alle Wahrheiten, finde ich. :D Eine Art Placeboeffekt. Es funktioniert, weil der Geist dafür empfänglich ist.
    _()_ Monika

  • Ja, ja. Aber irgendwie ist es noch mehr als Placebo. Lies dazu noch mein Edit.
    Da fragt sich, was die Einbildung ist: die äußeren Erscheinungen, oder das Selbst mit seiner Wahrnehmung oder beides? :grinsen:

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:

    Umgekehrt kribbelte mir eine frisch gesegnete Mala schon einmal tagelang buchstäblich zwischen den Fingern.


    Hallo LL, ich wusste gar nicht, dass man auch Malas segnen kann ! :shock:


    itssead:

    Koennt ihr eine gefuellte Statue von einer ungefuellten Statue unterscheiden ?


    Nachdem ich meine Statuen segnen ließ hatte ich schon das Gefühl, dass meine tantrische Praxis "fließender" wurde.
    Es ist ja so, dass das Füllen einer Statue mit tiefer Hingabe erfolgt und dabei bestimmte Rituale berücksichtigt werden. So überträgt sich der Segen des Lamas auf die Statue. Ich wollte es erst gar nicht glauben, mein Verstand weigerte sich, so was anzuerkennen. Aber es ist schlicht eine Tatsache und eine wundervolle Erfahrung :)

  • Losang Lamo:

    Ja, ja. Aber irgendwie ist es noch mehr als Placebo. Lies dazu noch mein Edit.
    Da fragt sich, was die Einbildung ist: die äußeren Erscheinungen, oder das Selbst mit seiner Wahrnehmung oder beides? :grinsen:


    ich glaube das faengt schon bei INNEN und AUSSEN an :D lach :D


    danke fuer die schoenen antworten.

  • Hallo itssead,


    itssead:


    ich kann mit Statuen nichts anfangen. Ich finde sie schoen anzusehen aber sie sind fuer mich nichts
    besonderes (Ein Abbild vom meinem hoechsten Vorbild) - Dieses Abbild kann hoechstens dazu beitragen mich an meine Praxis zu errinern.


    Ist doch super! Fast genauso erkläre ich das auch gerne (sorry, Englisch ... und noch nicht mal fehlerfrei):
    http://blog.dorakuan.de/bowing-to-buddha.html
    http://blog.dorakuan.de/praying-to-that-doll.html


    Statuen, Bilder oder Masken werden manchmal extra so angefertigt, dass sie je nach Lichteinfall und Blickwinkel einen unterschiedlichen Gesichtsausdruck zeigen. Besonders perfekt kann man das bei japanischen Noh-Masken bewundern, schau mal hier:
    http://commons.wikimedia.org/w…a_tilting_of_the_head.jpg


    Gruesse,
    -joerg

    Einmal editiert, zuletzt von dorakuan ()

  • Losang Lamo:

    Ja, ja. Aber irgendwie ist es noch mehr als Placebo. Lies dazu noch mein Edit.
    Da fragt sich, was die Einbildung ist: die äußeren Erscheinungen, oder das Selbst mit seiner Wahrnehmung oder beides? :grinsen:


    Das Wort "Einbildung" macht das doch klar - in der Phänomenologie nennt sich das Einleibung. Der Leib ist eben Wahrnehmung und Vorstellung, neben dem Körperlichen auch das Geistige. Wenn da Finger krippeln, dann ist das eine Wahrnehmung, die durch die Vorstellung hervorgerufen wird. So funktionieren Placebos oder Nocebos. Dass du es als "mehr" als Placebo ansiehst, hängt mit den weiteren Vorstellungen zusammen.


    Und das hängt mit dem magischen Denken zusammen - .

  • Aiko:

    Und das hängt mit dem magischen Denken zusammen - .


    Magisches Denken ?
    Ist Denken für Dich "Magie" ?

  • MonikaMarie1:

    Ja, paradox, wie alle Wahrheiten, finde ich. :D Eine Art Placeboeffekt. Es funktioniert, weil der Geist dafür empfänglich ist.
    _()_ Monika




    .



    Nicht nur das. Es ist seine physiologische Aufgabe. "Muster Suchen" ("pattern matching") kann überlebenswichtig sein. Das Erkennen von Objekten und Bewegungen - z.B. Feinden - ist/war überlebenswichtig für Lebewesen. Dabei können selbst "Rohdaten", die bei widrigen Umständen vorliegen (ein Raubtier in der Dunkelheit, Störgeräusche, ...), wertvoll sein, das Überleben zu sichern. Selbst um den Preis, daß man sich aktuell irrt. Ähnliches gilt für die Nahrungssuche.



    Dieser Aufgabe kommt dieser Mechanismus auch dann nach, wenn er nicht gebraucht wird (Eingeschlossensein in der Dunkelheit etc.). Wenn er das nicht täte, würde er vermutlich verkümmern, so wie ein nicht gebrauchtes Organ irgendwann atrophiert.



    ()

    坐忘

  • Matthias65:
    Aiko:

    Und das hängt mit dem magischen Denken zusammen - .


    Magisches Denken ?
    Ist Denken für Dich "Magie" ?


    Nein. Für mich gibt es keine Magie. Aber es gibt eben Gedanken, die sich dem magischen Denken zuordnen lassen. Und die sind sehr weit verbreitet, gerade da wo es um religiöse Aspekte geht. Jedes Segnen ist so ein magisches Denken.
    http://www.thomasgrueter.de/verzmagie.pdf

  • Da ist Form und Farbe.


    Die "Geschichten" drumherum macht jeder selber.
    Je achtsamer, desto weniger "Geschichten".


    ()

  • Losang Lamo:


    Es ist eine Projektion des eigenen Geistes! Dadurch ist es aber eben ein wunderbarer Schlüssel zum eigenen Geist. Man kann gut sehen, was mit einem selber los ist, oder man bekommt zumindest eine Anregung, worüber man mal nachdenken könnte.


    das stimmt nur, wenn du damit den dharmakaya und nicht die psyche meinst.
    ich weiß nicht was das für segnungen sind, aber man aus der magie kann man aus gegenständen fetische machen, indem geister oder götter sie beleben. da gibts ganz unterschiedliche herangehensweisen, je nach paradigma. ich denke mal der segen von statuen dient vor allem, der besseren opferung und evtl. verbesserte yidam-meditation.
    das hat mit placebo-effekt nichts zu tun.


    ich hab manchmal erfahrungen mit thangkas, und zwar dass dort entitäten hinaus schauen. ist aber auch kein wunder, denn diese dinger stellen portale in die mandalas dar. ist ne gute abkürzung ;)
    genau so kann man sich an belebte statuen wenden, und muss dafür keine astralreise machen. losang lamo beschreibt das ja ganz schön ^^
    wer mit magie nichts anfangen kann, ist im vajrayana definitiv eigentlich verkehrt, denn er versteht das alles nicht. und denn mit spirituellen materialismus hat das nichts zu tun :grinsen:

  • Na ja, wer wo verkehrt ist, würde ich mir nicht trauen so klar und hart von außen zu beurteilen. Zumal sich ja alle Wesen ausschließlich nur in länger- oder kürzerfristigen Phasen befinden.


    Gern würde ich aber mal die Frage aufwerfen, wo diese allgemein verbreitete (fast kann man sagen: ) "Phobie" vor dem Magischen ihren Ursprung hat?
    Anscheinend darf eine Art Magie keinesfalls vorhanden sein, weil der Glaube an die feststehende Welt nunmal unumstößlich ist. Ein goldenes Gesicht kann sich nicht verändern, weil es fest sei. Dass aber die Wahrnehmung des goldenen Gesichtes nichts Festes ist, wird verdrängt. Besser ist das, sonst gerät ja noch die Welt aus den Fugen...
    Oder liegt es an der grundlegenden Einimpfung durch die katholische Kirche? Vielleicht ist das ja noch als genetischer Stempel irgendwo in unserer DNS gespeichert, seit den Zeiten der Hexenverbrennung? Jedenfalls wüsste ich nicht, wo auf der Welt Magie so "verboten" und "keinesfalls möglich" ist, wie in unserem Kulturkreis? Der asiatische Buddhismus hat da jedenfalls nicht diese Berührungsängste.


    Magische Erklärungen sind in meinen Augen nicht beschränkter als wissenschaftliche. Die Tatsachen, die nicht wirklich erfasst werden können, werden nur auf sehr verschiedene Art erklärt.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Hallo,


    Losang Lamo:


    Gern würde ich aber mal die Frage aufwerfen, wo diese allgemein verbreitete (fast kann man sagen: ) "Phobie" vor dem Magischen ihren Ursprung hat?


    mir scheint es, dass viele Wissenschaftsgläubige sich einen religiösen Leitspruch abgeschaut haben und hier päpstlicher sein wollen als der Papst, nämlich: du sollst keine Götter haben neben mir.


    Da das Bedürfnis nach Religion, Übernatürlichem etc. durch diesen Allein-Seligkeitsmachenden Anspruch der Wissenschaft, aber bei vielen Menschen nicht einfach so verschwindet, werden Religionen von diesen eben verhackstückt und zu Philosophien, Magie freien Räume usw. travestiert. Und da man dies eher mit etwas Neuem, Unfertigem machen kann, sind daher der Daoismus und Buddhismus besonders beliebte Opfer dieser Verkleidung.


    Gruß
    Florian

  • Es sind Gedanken, die sich auf die Welt beziehen und diese Gedanken können wirklichkeitsgemäß oder nicht wirklichkeitsgemäß sein. Das lässt sich dann feststellen, wenn man den Praxistest macht. Gerade der Buddhismus ist nichts anderes als der beständige Praxistest für falsche Vorstellungen und trügerische Wahrnehmungen.
    Was einer als wirklich definiert und was sich dann noch in der Gruppe oder Gemeinschaft wechselseitig bestätigt, wird in seinen Konsquenzen auch wirklich werden. Denn jeder handelt nach dem, was er letztlich für wahr hält. Wenn ich also Zauberei und Hexerei sehe und daran glaube, dann ist das "für mich" wahr und ich handele entsprechend.

  • Hallo Ihr,


    also was die Erscheinungen usw. anbetrifft, da würde ich lieber vorsichtig sein.
    Auch ist es nicht so günstig, besonders für einen selbst nicht, das innere Erlebnis, wie Visionen usw., an die Öffentlichkeit zu bringen. Man zerstört sich damit vieles.


    Für mich ist eine Statue, wenn sie von einem authentischen Lehrer gefüllt wurde, eine Herz-zu-Herz-Angelegenheit.


    Ich selbst habe zu Hause zwei gefüllte Statuen, eine Grüne Tara und einen Manjushri.
    Die wurden von den beiden Lamas gefüllt, die in der Eifel in Langenfeld, Nähe Mayen, das Kamalashila-Institut leiten.


    Der eine ist mein persönlicher Lehrer und der andere ist eigentlich auch mein Lehrer, nur offiziell ist er es nicht.
    Mein persönlicher Lehrer hat mir meine Manjushri-Statue gefüllt, ohne dass ich dabei sein durfte. Und weil ich nicht dabei sein durfte, birgt diese ganze Angelegenheit für mich immer ein ungelüftetes Geheimnis.


    Mit der Tara aber hat es noch eine besondere Bewandtnis. Die habe ich mir in Dharamsala gekauft, und kurz danach hatte ich mit meiner Reisegruppe bei S.H. dem Dalai Lama eine ganz eigene Audienz. Anschließend segnete er meine Tara, indem er sie in die Hände nahm, sie sich über den Kopf hob und Mantras rezitierte. Damals blieb keine Zeit zum Füllen.
    So blieb die Tara jahrelang ungefüllt, und in der Zwischenzeit musste ich auch noch ein großes Problem mit meiner damaligen buddhistischen Gruppe durchstehen, was dazu führte, dass ich eine Riesenwut bekam und diese an der Tara ausließ, indem sie meine ganzen Beschumpfungen über sich ergehen lassen musste. Da war es gut, dass sie noch nicht gefüllt war.


    Später dann, als ich im Kamalashila-Institut weilte, hatte ich darüber ein denkwürdiges Gespräch mit meinem nicht-offiziellen Lehrer. Dann dachte ich: nur er kann die Tara füllen und den Konflikt reparieren - und sonst keiner, und wegen des vorherigen Gesprächs. Also nicht mein offizieller Lehrer.
    Also bat ich ihn vor drei Jahren, dieses zu tun.
    Zu meinem großen Erstaunen bat er mich mitzukommen in den Keller, wo das Material zum Füllen lag, und beim Füllen mitzuhelfen.
    Ich sollte die Papierstreifen mit den Mantras aufrollen, und er stopfte es zusammen mit Edelsteinen und Wacholder in die Statue. Zu dem Wacholder bemerkte er: "Der ist aus meinem Dorf". Das berührte mich sehr tief. Denn er, Lama Sönam, stammt aus einem sehr hoch gelegenen Dorf im Himalaya in Nepal, an der Grenze zu Tibet. Das Dorf liegt über 5000 m hoch und abgeschnitten vom Tourismus, und bei den häufigen Wetterkapriolen müssen die Bewohner wegen Ernteausfällen oft Hunger leiden und Elend erfahren, von den Schäden durch Fehlernährung ganz zu schweigen.
    Lama Sönam setzt sich sehr ein für sein Dorf und die Umgebung, und dafür hat er eine Hilfsorganisation ins Leben gerufen, deren Schirmherr er ist. Die Hilfsorganisation heißt: "Himalaya Karuna", das könnt Ihr auch googeln: http://www.himalayakaruna.de , Ein paar Monate, bevor er meine Tara füllte, war er wieder dort, um zu schauen, was aus den ganzen Spenden bisher geworden war.


    Ich war deshalb so berührt, weil der Wacholder, den er in meine Tara hineinstopfte, in seinem Dorf gewachsen war. Ich musste an all die armen Leute denken, die dort am Existenzminimum leben, an das Kloster, das dort viele junge Mönche betreut und von seiner Organisation unterstützt wird, an die alten Leute... und daran, dass er die meisten persönlich kennt und wie sie ihm am Herzen liegen.
    Von all diesen Gefühlen ist jetzt meine Tara "gefüllt".
    Und Lama Sönam ist ein sehr feinfühliger Mensch. Er hat wirklich ein Stück von sich in meiner Statue hinterlassen.


    Jetzt ist er gerade im 2-jährigen Retreat und ich stelle mir vor, wie er dort präsent ist und all die Menschen, für die er das tut, und alle fühlenden Wesen, mit in seine Praxis hineinnimmt.


    Meine Tara, die er gefüllt hat, woran ich teilnehmen durfte, strahlt all das aus, und ich habe mich schon längst wieder mit ihr vertragen.


    Diese Gedanken möchte ich gern mit Euch teilen.


    Alles Liebe - Amdap

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Losang Lamo:


    Gern würde ich aber mal die Frage aufwerfen, wo diese allgemein verbreitete (fast kann man sagen: ) "Phobie" vor dem Magischen ihren Ursprung hat?


    Ich würde es nicht Phobie nennen. Nun, Du hast es selber in Anführungszeichen gesetzt.


    Ein paar Gedanken dazu:


    Mit Magie ist zu oft Unfug betrieben worden.
    Der naturwissenschaftliche Ansatz hat sich bisher als unglaublich erfolgreich erwiesen. Worauf andere hingewiesen haben, hier findet manchmal ein Aufspringen auf einen Siegerzug statt.
    Viel zu viele Menschen, die sich mit Magie beschäftigen haben sich als Betrüger herausgestellt und anderen geschadet. Nicht mit der Magie, die hat ja keine Wirkung; sondern dadurch, daß sie anderes verhindert haben. Zum Glück geht es den meisten nur ums Geld - schlimm genug.


    Ich treibe mich viel auf US Internetseiten zum Thema Religion herum - was Du da erleben würdest ist eher das Gegenteil vom dem was Du wahrnimmst. Eine totale Ablehnung jedes wissenschaftlichen Denkens, Glauben statt Wissen etc. Eine unglaubliche Suppe von Irrationalität, Nationalismus, Rassismus und Fundamentalismus. Ganz übel!

  • Danke, Amdap, das ist ein wunderschöner Bericht.
    _()_
    Das ist für mich Magie, das was zwischen zwei Menschen geschehen kann, wenn sich Herz und Sinne öffnen.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • fotost:

    Nicht mit der Magie, die hat ja keine Wirkung;


    das ist ja schon richtig witzig hier :lol:

  • Doris Rasevic-Benz:


    Das ist für mich Magie, das was zwischen zwei Menschen geschehen kann, wenn sich Herz und Sinne öffnen.


    Das ist Projektion.

  • Ja sicher ist das Projektion.
    Ich nenne das "Magie", weil es dennoch ein Wunder ist, etwas Wundervolles.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Ja sicher ist das Projektion.
    Ich nenne das "Magie", weil es dennoch ein Wunder ist, etwas Wundervolles.


    Liebe Grüße
    Doris


    Die Wirklichkeit, so wie sie ist, ist weitaus wundervoller, als alles zusammen gedachte und geglaubte.

  • Aber sicher.
    Dass solche Beziehungen, auch die Gedachten, entstehen können, gehört zu dieser wundervollen Wirklichkeit. Das ist ebenso ein Teil menschlicher Realität.
    Ich kann da nix ausnehmen, auch nicht das innige Gedenken.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.