Dharmaschützer

  • Hallo,


    ich praktiziere als Karma Kagyüpa, fühle jedoch eine große Verbindung auch mit Guru Rinpoche (der in unserer Linie auch sehr wichtig ist) und speziell mit seinem Aspekt Dorje Gotrab, der speziell vor Krankheiten schützen soll.
    Ist es Eurer Meinung nach möglich, den Schützer, an den man sich bei Problemen wenden kann, selbst nach persönlicher Verbindung auszuwählen oder wendet man sich hier automatisch an den Hauptschützer Schwarzer Mantel?
    Benötigt man eine Einweihung für einen anderen Schützer - auch ohne Mantra oder Sadhana?


    Danke für Eure Antworten!


    LG
    Chris

  • Hallo :grinsen:


    Ich bin ein Ex-Kagyü, der heute mehr dem Bön zugeneigt ist.


    Schützer-Anrufungen und noch viel mehr Schützer-Praktiken sind mit Vorsicht zu genießen. Es besteht immer wieder die Gefahr, dass wenn die Schützer ohne den Segen eines Lamas, also einer Einweihung, praktiziert, sich diese gegen einen selbst richten könnten, was im schlimmsten Fall sehr schwere psychische Störungen nach sich ziehen kann.


    Einweihungen auf Dorje Gotrab können unter anderem bei den Nyingmapas gefunden werden (Google doch einfach mal nach Dorje Gotrap). Ich selbst praktizierte 100.000 Mantras auf einen anderen Schützer ohne eine Ermächtigung dafür erhalten zu haben. Es war OK, d.h. es enstanden dadurch keine Schwierigkeiten. Ein halbes Jahr nach den Mantras hatte ich dann bei mehreren Gelegenheiten (im Lauf von 2 Jahren) noch mehrere Einweihungen/Ermächtigungen auf diese Schutzgottheit bekommen. Aber vor allem Anfängern in der buddhistischen Praxis möchte ich davon abraten, so dreist zu sein.


    Ein Bekannter von mir (ebenfalls Kagyü) erdreistete sich auch einmal, ohne Ermächtigung mal ein bißschen Praxis auf Schwarzer Mantel zu machen. Es bekam ihm gar nicht gut.


    Ich habe im Laufe meiner buddhistischen Karreiere ein paar Leute getroffen, die Guru Rinpoche sehr zugeneigt waren. Diese befanden sich allerdings mehr unter Nyingmapa-Anhängern als in der Kagyü-Schule. Aber man kann solche Dinge für spezielle Praktiken auch mit den Lehrern in der Kagyü-Tradition besprechen - dafür sind sie unter anderem auch da.



    Bild von Dorje Gotrab


    Viele Grüße
    Karl

    Raum trennt nicht -- Raum verbindet

  • es kommt auch darauf an warum, vor was, oder vor wem geschützt werden soll.
    zB gelten die mahakalas als "bodyguards" also schützen die person - weibliche schützer sind eher behüter, oder bewahrer des inneren - quasi:
    "mahakala schützt den körper, mahakali den geist" zitat von ole nydahl.
    wenn es um krankheiten geht ist nicht nur dorje kotrab gut - auch langlebenspraktiken, medizin-buddha und insbesondere auch chöd werden da gerne von lamas empfohlen.
    guru rinpoche (egal welche form) ist gut für/gegen alles - generell lama-praktiken wie guru-yoga dienen dem praktizierenden - vom "super-lama" bis zum anfänger/neuling...
    gerne wird auch gesagt: "wenn du gut praktizierst, helfen die schützer sowieso, man braucht dann meist keine besondere schützer-praxis"

  • Danke für die Antworten. Diese helfen mir sehr weiter!


    Ich wurde in der letzten Zeit stutzig, da vermehrt Krankheiten und Unfälle in meiner Familie und auch bei mir auftauchten, eine verlängerte Pechsträhne von mittlerweile von ca. 3-4 Monaten sozusagen. Ich denke aber dass Schwarzer Mantel und Strahlende Göttin als Schützer dies auch umfassen und man dann vllt. auch keinen weiteren speziellen Schutz braucht. Vllt. hab ich da einige falsche Vorstellungen.


    Gibt es noch weitere Tipps oder Erfahrungen zum Umgang mit solchen Situationen? Mache dzt. nur die klassische Anrufung der Schützer.


    LG
    Chris

  • klar man könnte sich über magischen wege die ursachen dafür angucken und evtl. beheben.. also quasi selbstschutz betreiben :grinsen:
    ansonsten kann man dafür auch zu jmd. gehen, der das kann.

  • Ich denke wie über das Wasser gehen des Jüngers Jesu physikalisch nicht ging, sondern bedeutet, dass man sich ihm anvertrauen soll, auch im Sturm der Gefühle und in der Angst, das Wasser in Wein verwandeln für die Hochzeitsgäste chemisch nicht ging, sondern bedeutet, dass es obwohl nur Wasser da war in Liebe gegeben es wie süßer Wein schmeckend für alle reicht, "fuhren" die Dämonen der Frau durch das Berühren von Jesu Gewand "aus ihr aus", weil wie er selbst sagte, sie daran glaubte.


    Es gibt kein magisches Durchbrechen bzw. Außerkraftsetzen der Naturgesetze!


    Magiere sollten ihren Beruf als Zauberer möglichst schnell aufgeben und zu Heilern werden wie Jesus einer war...

  • Zitat

    zB gelten die mahakalas als "bodyguards" also schützen die person - weibliche schützer sind eher behüter, oder bewahrer des inneren - quasi:
    "mahakala schützt den körper, mahakali den geist" zitat von ole nydahl.


    Hmm, wenn ich aber nun die Strahlende Göttin (Palden Lhamo) als Beispiel nehme, dann schützt diese ausdrücklich vor körperlichen Gefahren wie Vergiftung, verdorbenem Essen usw. Sie löst auf geistiger Ebene die Ursachen von Kindheitstraumata auf, die in weitestem Sinne mit Körperflüssigkeiten und Exkrementen zu tun haben und transformiert Ekel.


    Anders herum kann ich Mahakala sehr wohl als Schützer der Lehre wahrnehmen, wo es in keinster Weise um die Person oder um den Körper geht. z.B. wenn jemand die Lehre Buddhas in schädlicher Weise falsch darstellt oder missbraucht, wird die Kraft aktiv.


    Ich glaube das Zitat ist eine grobe Vereinfachung für Leute, die sich um die Schützer nicht gross Gedanken machen müssen und wollen.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)



  • Mag durchaus sein...
    Im Endeffekt sind auch zB Tara, Amitayus, Manjushri & nahezu alle anderen (Be)Schützer und eine andere Schule, und/oder ein anderer Lama sagt wiederum was anderes.
    Wenn man sich den Buddhismus, oder die eigene Psyche betrachtet sind 99% aller Aussagen darüber "grobe Vereinfachungen"...
    Wenn man sich den Zufluchtsbaum visualisiert/vorstellt (3-D) schauen die männl. Schützer nach außen (abwehrend) und die weibl. nach innen (behütend).
    So habe ich es gelernt - stelle allerdings nicht in Frage, daß 4356976 Praktizierende evtl. andere Belehrungen gehört haben.
    ALLES ist relativ und (meiner Meinung nach) gibt es DIE eine Wahrheit bei solchen Phänomenen eh nicht!
    Tib. Sprichwort: " Jedes Tal hat einen eigenen Dialekt - jeder Lama einen eigenen (ein eigenes) Dharma."

  • Das tib. Sprichwort finde ich hilfreich und passend ;)


    Klar haben alle Buddhas, Bodhisattvas, Gottheiten usw. schützende Aufgaben, der höchste Schutz ist eh der, wo niemand mehr da ist, der verletzt werden kann.


    Wenn wir aber von Dharmaschützern reden und ausdrücklich von Mahakala / Mahakali gesprochen wird, dann ist auch diese Klasse von Buddhas ausdrücklich gemeint. Und die zwei Beispiele nennen nicht irgendwelche Nebenaspekte des Schutzes dieser Kräfte sondern die wichtigsten und hauptsächlichen Merkmale und Schutzaufgaben. Palden Lhamo und Mahakala sind ja zwei der bekanntesten und am meisten verbreiteten Schützer überhaupt. PL ist ausdrücklich im Feld der 8 Hauptschützer des Dalai Lama, vor allem für seinen Schutz vor Vergiftungen usw. "zuständig". Die inneren Aspekte spielen da bei ihm wohl eine untergeordnete Rolle.


    Ich habe die PL als Transformationskraft für Ekel erlebt, was ja durchaus ein innerer Aspekt ist, wenn es auch den Hauptsinn hat, gegen Krankheiten zu schützen. Auch im Zusammenhang mit Vergiftung durch Essen und Ansteckung durch Keime jeglicher Art war sie manchmal sehr aktiv bei mir. Das soll nicht zu Leichtsinn anregen; man muss schon sehr explizit eingeweiht sein und ausserdem bedeutet solcher Schutz in den meisten Fällen eine spürbare Anregung der Aufmerksamkeit und Wachsamkeit, um wo es geht den Kontakt mit den Stoffen von vorneherein zu vermeiden.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • Hallo cck123,
    nicht nur für die Schützer, sondern für jegliche Praxis ist es in der Kagyü Schule üblich -weil sinnvoll- das Ngöndro bzw die vorbereitenden Übungen zu machen. Wenn du eine Bindung zu dem speziellen Schützeraspekt hast, ist der Segen und Schutz automatisch da. Wie du schon richtig vermutest, ist der Aspekt auch in Mahakala enthalten.
    Schützer bewirken, daß alle Erfahrungen -angenehm wie unangenehm- in einer Art und Weise geschehen, daß man das meist beste daraus lernen kann.
    Schützer verhindern nicht und können das auch gar nicht.
    Um widrige Umstände und "Pechsträhnen" zu überwinden, ist es von Nöten den Geist von Negativität zu befreien. Das kann man nur selber tun. Dazu gibt es deutlich kraftvollere Mittel, als die Praxis auf einen Schützer.
    Es macht Sinn die Verbeugungen und vor allem Diamantgeist Praxis zu machen, denn die erlebten Erfahrungen haben keine äußeren Ursachen, sondern haben den Geist als Ursache. Stichwort Karma. Die Rolle der Schützer ist wie oben erwähnt dafür da, Kraft zu haben und alles in einer Dosis zu erfahren, daß man daran wächst. Und das können sie auch nur tun, wie es das Karma zulässt. Sie verhindern keine unangenehmen Erfahrungen. Das wäre auch nicht im Sinne des Praktizierenden. Denn diese Erfahrungen machen uns reif. Im Buddhismus geht es nicht darum etwas zu verhindern, sondern sich nicht ablenken zu lassen und sie in den Weg mit einzubauen, so das Mitgefühl und Weisheit entstehen, die nicht weltfremd ist.
    Die drei Grundleiden von Krankheit, Alter und Tot kann nur jeder selbst überwinden, indem die Gegenmittel angewandt werden. Daher fängt man mit den beiden Reinigungspraktiken im Ngöndro an, um die Störungen abzuschwächen. Sie sind ausgesprochen kraftvoller Schutz.


    Wenn die Zeit reif ist und du dann eine entsprechende Praxis nach dem Ngöndro machen möchtest, solltest du mit deinem Lama darüber sprechen. Viele Kagyü Lamas halten auch die Nyingmaübertragung. Alle Buddhaaspekte drücken in erster Linie die dir innewohnenden Fähigkeiten aus.

  • ich glaube schon, dass schützer auch aktiv "schützen". halt nicht bei so alltäglichen kram, sondern auf astraler ebene gegen angriffe von anderen wesenheiten. aber diesen schutz wird man auch erst brauchen, wenn man auf diesen ebenen aktiv wird.

  • Ich stimme Dir zu, raterZ, dass die Schützer je nachdem auf welchen Ebenen man unterwegs ist, durchaus auch sehr aktive Rollen spielen. Was angulimala schreibt, ist für die meisten Leute sicher richtig, aber nicht allgemeingültig für alle. Es gibt Hindernisse, die so gross sind, dass die Person zerstört werden würde, wenn sie nicht die Zuflucht und die Schützer hätte. Da wird auch mal richtig dichtes Karma verbrannt. Dass die Schützer aber auf der anderen Seite nicht alles wegnehmen, an dem man wachsen kann, ist natürlich richtig. Man bekommt halt so viel Hilfe, dass man den Rest so gerade selbst schaffen kann.

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • VOOM108:

    Ich stimme Dir zu, raterZ, dass die Schützer je nachdem auf welchen Ebenen man unterwegs ist, durchaus auch sehr aktive Rollen spielen. Was angulimala schreibt, ist für die meisten Leute sicher richtig, aber nicht allgemeingültig für alle. ......................


    DAS ist es: es gibt kaum Dogmen im Buddhismus, die >ein für alle mal< für alle Menschen jeglicher Art richtig, bzw. falsch wären - allerdings gibt es hier sehr nützliche Ratschläge, die man sich durchaus mal näher betrachten sollte, falls man "so ganz anders denkt"!

  • So wie ich das hier sehe, sind sie auch hervorragend dazu geeignet, um noch mehr Konzepte zu entwickeln.


    Gruß


    Karl

    Raum trennt nicht -- Raum verbindet

  • ob das gut oder schlecht ist, hängt von den konzepten ab.

  • Danke nochmals für Eure Antworten, besonders Dir Angulimala. Viele gute Infos!


    Mein Ziel ist jedoch nicht ein Vermeiden oder irgendwelche magischen Interventionen, im Ngöndro bin ich regelmäßig (nach kurzer Unterbrechung) bei den Verbeugungen. Schützer schützen nicht vor Unangenehmem, das wär auch kontraproduktiv, volle Zustimmung.


    Mein Ziel war eher einen besseren Draht zu den schützenden Aspekten aufzubauen da mir die Anrufung vom 8. Karmapa vom Gefühl her zwar umfassend aber auch irgendwie "allgemein" vorkommt -> mir fehlt da ein Bezugspunkt, damit ich Vertrauen in den Schutz habe und ich mit Kraft durch den Tag komme. Daher


    Frage: Kann ich mich an die in der Anrufung erwähnten (oder andere) Schützer einzeln wenden wenns sichs besser anfühlt? Oder ist das falsches Verständnis, da ja alle eh dasselbe Kraftfeld haben? Braucht man in jedem Fall eine Ermächtigung auf den einzelnen Schützer oder reicht der Lung für die Anrufung? Ich brauche keine Mantras oder Sadhanas, aber kann ich jetzt z.B. beschließen, dass Palden Lhamo mein Hauptschützer ist? Selber kann ich Sie ja leider nicht fragen :)


    LG
    Chris

  • Kannst Du nicht lieber versuchen, diese Fragen einem Lama zu stellen? Ich glaube nicht, dass es auf diese persönlichen Fragen allgemeingültige Antwort geben kann.
    Ich würde vor dem Bildnis des jeweiligen Buddha/Bodhisattva meditieren und diese Frage selbstständg stellen, ob ich es praktizieren "darf" oder nicht.
    Um ein engeres Verhältnis zur jeweiligen Gottheit aufzubauen, würde ich die Praxis eine gewisse Weile lang einfach nur machen, bevor ich Ergebnisse erwarte. Dazu würde ich mich erkundigen, wo ich eine Einweihung finden kann und welche Voraussetzungen ich dazu evtl. erfüllen sollte. Mit Einweihung ist es besser.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Ich stimme LL zu! Das wäre die beste Vorgehensweise.


    Wenn man eher "magisch" praktiziert, kann man aber durchaus die Gottheiten direkt fragen. Dann ist auch eine "Selbsteinweihung" möglich.


    Ich glaube, dass man von so gut wie keinem, wenn überhaupt, Lama eine Praxiseinweihung auf einen Schützer bekommen wird. Segenseinweihungen, allemal. Um die Schützer anzurufen gibt es doch im Karma Kagyü z.B. die kurze Mahakala-Puja, die man ohne Weiteres machen kann. "Om ma dag..." usw.


    Ich würde fast sagen, wenn man wirklich einen Schützer als Yidam nehmen will, sollte man eh so viel Selbstklarheit haben, dass man sich die Einweihung direkt vom Yidam holen kann. Sonst die Puja und gut ist... Alles andere ist wohl eher einem Bedürfnis geschuldet, irgenwas "besonderes" machen / sein zu wollen ;)

    Alles ist, was es von Anfang an war: dem Wesen nach pur - und damit Buddhaschaft.
    Wer dies erkennt, ist aufgewacht. Wer seine sechs Sinne im Naturzustand belässt sieht sie überall:
    die Allgegenwärtige Vollkommenheit. (Longchenpa)

  • Hallo cck 123,


    du schriebst:

    Zitat

    Ich brauche keine Mantras oder Sadhanas, aber kann ich jetzt z.B. beschließen, dass Palden Lhamo mein Hauptschützer ist? Selber kann ich Sie ja leider nicht fragen :)


    Ja, das ist möglich. Wenn du dich dem Schützer gut öffnen kannst, ist das ein Zeichen einer alten Verbindung.


    Ich würde dann die "allgemeine" Schützeranrufung als vorläufige Praxis nehmen. Wenn du nach dem Ngöndro Sicherheit im Guruyoga hast und dann immernoch die spezielle Praxis machen willst, gilt es einen Lehrer zu finden, der dir die Übertragung, Einweihung und Erklärungen dazu gibt.
    Da wird dir dein Lama dann bei helfen. Er hat die Kontakte.

  • man kann sich auch andere kraftquellen für den alltag besorgen, als diese mächtigen apparate :grinsen: