Yidam-Praxis

  • Guten Abend,


    ich habe eine Frage zur Yidam-Praxis.
    Habe vor einiger Zeit die Dzambhala-Einweihung bekommen und würde die Praxis jetzt gerne durchführen.


    Die richtige Sichtweise ist mir aber nicht ganz klar.
    Visualisiere ich Dzambhala als Licht-Energieform, richte Wünsche an ihn und rezitiere dann das Mantra?
    Verschmelze ich danach mit ihm, wie beim Guru-Yoga und verschenke allen Verdienst danach an alle Wesen?


    Viele grüße

  • Eigentlich braucht man eine stabile meditative Grundlage, Vorbereitende Übungen (Ngöndro), Wang, Lung und Tri sowie eventuell sogar ein genaueres Verständnis von Leerheit, um eine Yidam-Praxis traditionell durchführen zu können. Wang ist wahrscheinlich das, bei dem Du zugegen warst, wenn ich das mal so vermuten darf. Das ist die Einweihung durch einen Halter der Linie in die Praxis. Lung ist die Leseermächtigung und erlaubt Dir mit dem Text umzugehen. Tri sind die genauen Ausführungen wie die Praxis nun im Detail durchgeführt wird, also welche Rituellen Gegenstände und Instrumente veerwendet werden, welche Mudras an welcher Stelle gemacht werden und welche Melodien zum Text verwendet werden, was wann wie Visualisiert wird etc. Tri wird normalerweise auch von einem Lama in einem kleinen Seminar oder wie auch immer Unterrichtet. Ich finde das kann ich hier nicht leisten. Im Vajrayana brauchts einige Ingredienzien, damit die volle Übertragung da ist und der Segen der Linie in uns eintreten kann( so wird es traditionell sehr schön blumig ausgedrückt). Sich aus Büchern die Anleitung zu organisieren, ist nicht ausreichend. Du brauchst tatsächlich einen Lama oder mehrere , der/die dir die Übertragung in vollem Umfang gibt. Ausserdem ist es üblich vor dem Beginn der Yidam-Praxis die Grundlegenden Übungen(Ngöndro) als Vorbereitung darauf abzuschließen. Das Ngöndro dauert aber auch seine Zeit. Von wenigen Monaten, wenn man ausser dem Ngöndro nichts anderes zu tun hat, bis zu mehreren Jahren, wenn man arbeitet, studiert oder Familie hat. Wenn man sich aus Büchern seine eigene Praxis selbst zusammenbastelt, ist es sehr gut möglich , dass die Erwartungen an die Yidam-Praxis nicht erfüllt werden und nach einiger Zeit kann es dann sehr leicht dazu führen, dass man dann enttäuscht davon ist. Oder Du findest dann andere Bücher die von wieder etwas anderen berichten und du fängst das dann an. Weil die Yidam-Praxis "es" ja nicht so gebracht hat, obwohl Du im Grunde sehr wahrscheinlich keine "richtige" Yidam-Praxis ausgeführt hast. Ich habe auch schon gerüchtehalber davon gehöhrt, dass Yidam-Praxis auch gefährlich sein kann. Welche Gefahren das nun genau sind, dass weiss ich nicht. Ob damit die Enttäuschung über das nicht "klappen" gemeint ist, oder ob Psychosen und psyschische Krankheiten ausgelöst werden können das vermag ich nicht zu beurteilen. Ich habe mich damit noch nicht beschäftigt, weil ich gerade seit 3 Jahr das Ngöndro mache und wohl noch ein paar Jahre damit brauchen werde. Yidam-Praxis ist für mich "Zukunftsmusik" welche wohl erst in ein paar Jahren für mich relevant wird.

  • das ist die traditionelle meinung. wenn man unkonventionelle wege geht, dann braucht es vielleicht überhaupt nix davon. yidams existieren für sich aus - was man für die rituelle invokationen benötigt, hängt auch viel von dem magischen adepten und seinen fähigkeiten & vorkenntnissen und maßgeblich auch vom yidam selbst ab. ein ngöndro bietet eine grundlage, aber keine sicherheit, dass das was wird. ich würde sogar behaupten, dass dann sogar der yidam entscheidend ist. wieso sollte jede gottheit mit einem arbeiten wollen? ist doch in der materiellen welt auch nicht so.
    eine yidam-praxis kann man sicherlich auch auf niedrigem level praktizieren und dann bspw. nebenbei das ngöndro machen. (oder zen, oder vipassana etc.)


    aber ich würde auch gerne mal wissen, wer die höheren yidam-praktiken überhaupt so praktiziert - also mit tantrischen vereinigung und kundalini-praxis (tummo)
    wenn man das ganze auf diesen ebenen betreiben will, würde ich schon einen traditionellen weg gehen, weil diese praktiken "knallen" dann halt richtig rein und sind eben auch das, wovor eiglt. gewarnt wird, es nicht ohne lehrer zu machen. spirituelle superegos bishin psychosen können daraus nämlich entstehen.

  • Ich verstehe nur Bahnhof. Magischer Adept? Invokation ? Das sind glaube ich Fachbegriffe aus einem ganz anderen Gebiet. Für Dich mögen sie ja klar und verständlich sein, aber ob die hier jeder versteht? Also ich nicht.

  • ne sind es nicht.. :roll:
    vielleicht nur scheinbar. tantra ist eine östliche form der magie. invokation heißt in sich hinein rufen. macht man normalerweise mit göttern & geistern, und findet man eigtl. überall auf der welt.


    man kann durchaus auch persönliche gespräche mit seinem yidam führen. das sind nicht nur mythen oder so ;)

  • raterz
    Bei Dir sieht es so aus als ob Du einteilst in den Oberbegriff Magie, unterteilt in westliche Magie und östliche Magie und Tantra sei ein Bestandteil der östlichen Magie. Diese Unterteilung kenne ich so nicht, und ich habe noch keinen Lama gehöhrt, der das so eingeteilt hätte. Ich kenne eher Diskussionen die den tibetischen Buddhismus den Oberbegriffen Philosophie und Religion zuordnen. Manche streiten dann ob es eher Philosophie oder eher Religion ist, oder ob der tib Bud. zu beiden gehöhrt.
    Ich kenne mich nun mit Magie nicht aus, mag sein dass jemand der von der Magie kommt einige Elemente im tib Buddhismus wiedererkennt und dann sagt:" Ok, das kommt mir alles bekannt vor, das ist ja auch Magie.", aber diese Einteilung ist eher unüblich.

  • unüblich, aber nicht unlogisch. wenn man sich von dieser esoterischen seite aus daran nähert, dann macht das zusätzlich sinn. tantra gibt es ja auch noch abseits des vajrayana. in nepal ist es sehr stark vertreten. dort wird aktiv magie betrieben mit mantra, yantra und mudra.


    mal wikipedia über die 6 yogas von naropa: "Äußeres Ziel der Ausübung und Vervollkommnung dieser kontemplativen Praktiken ist die Erlangung von Siddhis genannten magischen Kräften."
    man muss die siddhis schon ernst nehmen, finde ich!

  • Hi raterZ
    ich weiß nicht ob wir das gleiche Verständnis von Yidam-Praxis haben.
    Aus meiner eigenen Yidam-Praxis kann ich sagen, dass der Yidam ein Teil meiner Selbst ist dass ich durch die Yidam-Praxis versuchte meine eigene Buddha-Natur freizulegen.
    Was du beschreibst klingt eher nach Schamanismus/Vodoo.
    Hier bittet man ein anderes Wesen um was auch immer.
    Das sind einfach zwei verschiedene Wege.
    Dieser "Vodoo-Aspekt" ist in der typisch tibetischen Praxis kaum vertreten, da jeder Yidam als Teil der eigenen Buddha-Natur angesehen wird.


    Eine Ausnahme scheint mir das Tibet-Orakel Nechung zu sein.
    Hier tritt der Adept tatsächlich in Kontakt mit einem Wesen was außerhalb seiner Selbst steht.


    Liebe Grüße
    Tobias

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe es so verstanden, dass der tibetische Buddhismus yogische Techniken, die einer großen Vertrautheit mit Körper und Geist entspringen, zu einem Mitteln macht, um Befreiung zu erlangen. Diese Techniken, kann man natürlich, wie man ja an der Biographie Milarepas (vor seiner buddhitischen Karriere) sieht, auch zu ganz privaten Zwecken verwenden, die natürlich auch eigennützig oder sogar Schädliche sein können.


    Genauso wie man im Yidam an die heilsamen Buddha-Aspekte von sich selbst gelangt, kann man (in einer falschen Praxis) auch andere Apekte von sich selber freilegen und verstärken, die durchaus mächtig aber eben nicht heilsam sind. Ach bei diesem" Voodoo" geht es nicht um ein "anderes Wesen" sondern um mächtige unterbewusste Strömungen. Werden diese Verblendungen im tibetischen Buddhismus nicht als Dämonen dargestellt?


    Eben weil alle mächtigen Werkzeuge missbraucht werden können, sind vorbereitende Übungen so wichtig, die die rechte Motivation und die Verwurzelung im Dharma sicherstellen.

  • raterZ:

    unüblich, aber nicht unlogisch. wenn man sich von dieser esoterischen seite aus daran nähert, dann macht das zusätzlich sinn. tantra gibt es ja auch noch abseits des vajrayana. in nepal ist es sehr stark vertreten. dort wird aktiv magie betrieben mit mantra, yantra und mudra.


    mal wikipedia über die 6 yogas von naropa: "Äußeres Ziel der Ausübung und Vervollkommnung dieser kontemplativen Praktiken ist die Erlangung von Siddhis genannten magischen Kräften."
    man muss die siddhis schon ernst nehmen, finde ich!


    warum sollte man sie ernst nehmen? was hat das für einen Sinn? höchstens um sie nutzbringend für andere einzusetzen. die Siddhis sind vielleicht das äußere Ziel, das innere Ziel, die Erleuchtung zum Wohle aller Wesen, ist viel wichtiger. Siddhis kann man auch mit anderen Mitteln erlangen, dazu ist nicht unbedingt eine Yidam-Praxis von Nöten. Das Ziel von sogenannten magischen Praktiken und das einer authentischen Yidam-Praxis sind sehr, sehr verschieden. Die Magie zielt auf "samsaric management" ab, also das Leben in Samsara angenehmer zu machen. Bei der Yidam-Praxis sind Sinn und Zweck, die Wurzel des Samsara zu durchtrennen, die im eigenen Geist liegt - und nur hier. Der Yidam ist dabei weder ein äußerer Gott, noch eine reine Projektion unseres Geistes - beides würde einem Yidam nicht gerecht werden. Die Existenzweise des Yidam liegt jenseits dieser beiden Extreme.


    Liebe Grüße

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • ich frag mich echt, wieso diese, meiner meinung nach, grundfasche annahme so in den köpfen rumgeistert. natürlich sind die götter/bodhisattvas echte wesen! und warum soll so ein bodhisattva nicht mal auch in unseren geist eintreten, um uns ganz direkt auf unsere fehler hinzuweisen, oder eben auf die qualität, die unserem geist zu grunde liegt. natürlich ist das die selbe qualität, die auch die gottheit besitzt und vielleicht representiert - die wir alle besitzen.
    die welt ist eine magische welt, die von allen möglichen wesen bewohnt wird, die wir nicht so einfach sehen können. die ursachen für handlungen & geschehnissen liegen auf ebenen, die weit komplexer und höher liegen, als wir es uns erdenken können.


    die tibeter erzählen doch euch doch nicht etwa, dass yidams nur "qualitäten des eigenen geistes" sind? wenn doch, dann fragt sie doch mal, warum sie so viel pujas & opferungen machen! das sind ganz klar schamanische praktiken um diese gottheiten zu stärken. ohne dieser opfer, hätten die gar nicht genug kraft in der materiellen welt, also auch in unseren gehirnen zu wirken.
    es gibt halt das problem, dass wenn man diese relative sicht der dinge als die einzige(!) annimmt, man in anhaftung gerät und nicht dem dharma folgt. deshalb wird vermutlich häufig nur von der absoluten ebene geredet, auf der es eben keinen unterschied zwischen einem mensch & einem gott gibt. das ist die buddha-natur. trotzdem ist die relative ebene genau so richtig.


    Simo: das ziel ist unterschiedlich klar - aber die grundlage ist die selbe. gerade deshalb kann man magie auch zum erwachen benutzen. ich bin übrigens skeptisch was den zutand des erwachens der yidams anbelangt. buddhas können per definition eigtl. nicht in samsara verweilen, weil sie einfach erloschen sind. aber hohe bodhisattvas können dies. deshalb sehe ich die ganzen buddhafelder auch eher als bodhisattvafelder - oder eben götterbereiche in samsara an. wäre es anders, könnte meiner meinung nach auch keine yidam praxis funktionieren.
    man sieht, dass bodhisattva-ideal ist grundvoraussetzung für vajrayana :grinsen:

  • Lieber raterZ,


    es tut mir leid. So wie du es deutest, wird es von tibetischer Seite nicht dargestellt und entspricht nicht dem Vajrayana wie es gelehrt wird. Praktiken wie Opferungen an die Buddhas haben keinen anderen Zweck, als positive Eindrücke in unseren Geist zu setzten und Qualitäten wie Großzügigkeit etc. zu üben, selbst wenn sie sich aus vormals schamanischen Praktiken entwickelt haben mögen. Die Buddhas und Yidams brauchen diese Opferungen in keinster Weise! Ein Buddha ist von dieser Welt nicht länger behindert bzw. beeinträchtigt, noch abhängig, da er Shunyata erkannt hat. Er braucht nichts mehr.
    Du ziehst bei deinen Ausführungen nur die relative Wirklichkeit heran, nicht aber die absolute. Daraus entsteht leicht das falsche Bild eines Buddhas, der lediglich im Außen existiert. Laut der höchsten Philosophie des Mahayana und des Vajrayana, des Madhyamika-Yogacara, sind außen und innen, äußere Welt und eigener Geist, jedoch nicht dual, nicht zweiheitlich. Die Buddhas sind sowohl im Außen zu finden, genauso wie sie auch Ausdruck des uns innewohnenden Potenzials sind. Wenn man es richtig verstehen will, muss man sich mit diesem Paradoxon anfreunden.
    Hinsichtlich der Vorstellung der Existenzweise eines Buddhas nach dem Tode besteht zwischen Theravada und Mahayana ein großer Unterschied. Der Theravada lehrt das Verlöschen der fünf Skandhas nach dem Tod des Körpers - eben das Verlöschen, das du ansprichst. Der Mahayana lehrt, dass der Bewusstseinsstrom eines Buddha nach seinem körperlichen Tod weiterbesteht. Diese beiden Lehrmeinungen sollte man nicht miteinander vermischen.


    Liebe Grüße

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Hi raterZ


    Zitat

    die tibeter erzählen doch euch doch nicht etwa, dass yidams nur "qualitäten des eigenen geistes" sind? wenn doch, dann fragt sie doch mal, warum sie so viel pujas & opferungen machen! das sind ganz klar schamanische praktiken um diese gottheiten zu stärken. ohne dieser opfer, hätten die gar nicht genug kraft in der materiellen welt, also auch in unseren gehirnen zu wirken.


    Also ich sehe das aus Dzogchen Sicht so.
    Opferungen z.B. im Rahmen der Mandala Opferungen dienen dazu das ich darzugeben zu opfern.
    Hier dient diese Opferung eben dazu das ich durch Opfern lozulassen.Ähnliches findest du auch im Guruyoga u.ä. Praktiken.
    In diese Richtung verstehe ich auch die Pujas.
    Auf der anderen Seite können Pujas im Rahmen der Boddhisatva-Haltung einfach allen fühlenden Wesen dienen("Ich widme meine Praxis allen fühlenden Weisen auf das sie erleuchtet werden").
    Auch das dient letztlich der Loslösung vom ich,


    Zitat

    ohne dieser opfer, hätten die gar nicht genug kraft in der materiellen welt, also auch in unseren gehirnen zu wirken.


    das sehe ich nicht so. Ich kenne auch keine Quelle die das so sieht.
    Das würde ja heißen das jemanden der diese Opferungen nicht macht, keine Yidams in der Praxis sieht. Oder das er dann die Kraft der Opferungen der Mönche verbraucht.
    Das sehe ich nicht so. Ich habe schon oft yidams im Rahmen der Praxis gesehen. Und ich habe niemals etwas geopfert. Das ganze funktioniert eben deshalb weil jeder Yidam ein Teil meiner Buddha-Natur ist.


    Ich habe mich auch durchaus vor meiner Zeit als Buddhist mit Magie und Schamanismus befasst. Es ist also nicht so dass ich die Existenz helfender und schädlicher Wesen abstreite. Im Gegenteil.
    Aber sie sind eben nicht mehr Teil meiner Praxis da der Bezug auf andere geistige Wesen außerhalb meiner Selbst aus meiner persönlichen Erfahrung nicht zum Ziel führt.


    Liebe Grüße
    Tobias

  • Simo: ja verlöschen und weiter existieren, kann man schlecht in einklang bringen. ich sag ja nur, wie ich das so sehe. und ich sehe natürlich auch die absolute sicht. ihr seht eher nicht den wahren umfang der relativen sicht, meiner meinung nach!


    es ist doch auch allgemeine gültige meinung, dass bspw. die schützer ihre aufgaben haben im materiellen zu wirken. ebenso die dakinis. dann gibt es berichte davon, wie einige dieser schützer früher z.B. berggottheiten waren, dann aber von guru rinpoche beispielsweise "bekehrt" wurden.
    wie kann man auch bspw. belehrungen von yidams in träumen bekommen? was ist mit den ganzen berichten von lebhaften begegnungen dieser?


    die geschichte vom tantra ist älter, als der buddhismus in diesen regionen. und tantra ist in diesem zusammenhang nichts anderes als das, was wir als schamanismus & magie bezeichnen. die ursprünge liegen einfach in einer magischen welt - so wie sie halt nunmal auch ist. der eigene geist spielt dabei natürlich maßgeblich eine rolle.


    wenn die tibeter das hier so nicht lehren, dann warscheinlich, weil sie uns für zu inkompetent in solchen fragen halten. bei den riesen massen an opferungen, die man aber an solchen pujas in indien erkennen kann, ist der aspekt von dana sicherlich nicht der einzige. es würde auch keinen sinn ergeben, denn die götter brauchen nunmal opfer, um in der materiellen welt wirken zu können. das ist tatsache überall auf der welt. die opfer-rituale kommen auch nicht von ungefähr.
    in diesem sinne halte ich die tibeter leider sowieso für nicht ganz fair, dass sie diese wahren esoterischen hintergründe eher immernoch geheim halten.
    ich bin mir sogar sicher, dass es einige praktiken gibt, von denen wir gar keine ahnung haben. es sind eben teilweise auch geheimlehren, da muss man sich nichts vormachen.


    mit vjarakila und chöd sind ja auch noch richtig schamanische techniken im vajrayana enthalten. der einzige unterschied zum schamanismus ist eben die buddhistische philosophie, die dort hineingeflossen ist. in meinen augen ist vajrayana ehen buddhistischer tantra und noch nicht tantrischer buddhismus - ein großer unterschied!


    Tobias: nein das heißt nicht, dass man yidams deswegen nicht sehen kann. das heißt nur, dass man ihnen nichts zu futtern gibt ;)
    worauf ich hinaus will: vajrayana ist magie/schamanismus. du bist da gar nicht heraus gekommen :roll:
    selbst höhere westliche magie beschäftigt sich irgendwann mehr mit den absoluten ebenen - also mit sich selbst. das stellt kein problem dar. wie innen, so außen.

  • Lieber raterZ,


    wenn du das für dich so siehst, dann ist das ok. Es entspricht aber nicht den Lehren des Vajrayana! Ich glaube dein Knackpunkt liegt darin, dass relative und absolute Wirklichkeit nicht zu trennen sind. Relative Wirklichkeit ist die Weise, wie uns die Phänomene erscheinen. Absolute, wie sie wirklich sind - und das ist Leerheit von einem Selbst. Die Welt ist magisch in dem Maße, wie unser Geist es ist.


    Liebe Grüße

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Hi raterZ


    Zitat

    worauf ich hinaus will: vajrayana ist magie/schamanismus. du bist da gar nicht heraus gekommen
    selbst höhere westliche magie beschäftigt sich irgendwann mehr mit den absoluten ebenen - also mit sich selbst. das stellt kein problem dar. wie innen, so außen.


    Naja du weißt ja gar nicht genau wie ich in meinr vor-buddhistischen Zeit praktiziert habe. :D
    Ich glaube schon an geistige wesen außerhalb meiner selbst.
    Ich habe aber erfahren dass sie mir nichts nutzen.


    Liebe Grüße
    Tobias

  • Simo:

    Lieber raterZ,


    wenn du das für dich so siehst, dann ist das ok. Es entspricht aber nicht den Lehren des Vajrayana! Ich glaube dein Knackpunkt liegt darin, dass relative und absolute Wirklichkeit nicht zu trennen sind. Relative Wirklichkeit ist die Weise, wie uns die Phänomene erscheinen. Absolute, wie sie wirklich sind - und das ist Leerheit von einem Selbst. Die Welt ist magisch in dem Maße, wie unser Geist es ist.


    Liebe Grüße


    welchen lehren? was meinst du genau entspricht dem nicht? dass yidams eigenständige entitäten sind, oder welcher aspekt von dem gesagten? dass yidams vollständige buddhas sind? dazu gehört ja nur die 3-körper lehre, die ich leider eher ablehne, weil ich sie nicht wirkich überprüfen kann.


    natürlich ist absolut & relativ nicht zu trennen, denn sie sind gleichzeitig wahr. ich habe aber versucht aufzudröseln, was das bedeutet. nämlich, dass sie eigenständig existieren und gleichzeitig einen aspekt von uns selbst darstellen können - auf grundlage der buddhanatur. ob diese leer von einem selbst ist, macht da in meinen augen erstmal keinen unterschied. wenn man sagt, dass yidams leer sind und nur geistige projektionen sind, kann ich nur anworten: du bist selber leer und eine geistige projektion ;)
    das ist die absolute sicht. auf relativer sicht sind es es wesenheiten, denen man durch rituale opfergaben machen kann, und mit denen man im bewusstsein verschmelzen kann.
    so ist es vielleicht für die eigene praxis nicht nötig, dass man opfergaben macht (absolute sicht) - aber da sie vielleicht einfluss auf die materielle welt und ihre geschehnisse nehmen können, und damit in konkurenz mit einigen anderen entitäten stehen, wäre es gar nicht so verkehrt (relative sicht), da man ja davon überzeugt ist, dass diese bodhisattvas damit etwas gutes anstellen werden. oder anders: aus absoluter sicht macht man opfergaben nur für sich selbst..


    diese sicht auf die welt lässt sich auf viele dinge anwenden! so ist es möglich krank zu werden, wenn man durch einen krankheitsgeist besetzt wird. auf absoluter sicht hat dieser "dämon" aber etwas mit dem eigenen verhalten zu tun, der auf relativer ebene auch die materie (körper) mit einschließt. deshalb funktioniert heilung auf eben diesen beiden ebenen!


    so ich bin jetzt einem yidam mal eine opfergabe bringen. :roll:

  • Aus Nichtwissen heraus kümmert man sich um Dinge wie Wesenheiten oder Nicht-Wesenheiten. Aus Wissen heraus spielen Vorstellungen wie Wesenheit und Nicht-Wesenheit von sich aus keine Rolle und kümmern nicht weiter. Deshalb kann man weiterhin Yidam-Opfergaben darbringen.

  • indolariawest:

    Aus Nichtwissen heraus kümmert man sich um Dinge wie Wesenheiten oder Nicht-Wesenheiten. Aus Wissen heraus spielen Vorstellungen wie Wesenheit und Nicht-Wesenheit von sich aus keine Rolle und kümmern nicht weiter. Deshalb kann man weiterhin Yidam-Opfergaben darbringen.


    Naja, du kümmerst dich schon um Wesenheiten. Um die hier im Netz virtuell anwesenden Leute jetzt grade. Wir erscheinen nicht körperlich, machen aber Buchstaben ins Netz. Das geschiet auf der Ebene der relativen Wirklichkeit. Du misst ihr große Bedeutung bei, indem du hier diskutierst.
    Übrigens, woher weisst du eigentlich, dass ich einen Körper habe? Stellst du dir das nicht nur vor?

  • Turmalin:
    indolariawest:

    Aus Nichtwissen heraus kümmert man sich um Dinge wie Wesenheiten oder Nicht-Wesenheiten. Aus Wissen heraus spielen Vorstellungen wie Wesenheit und Nicht-Wesenheit von sich aus keine Rolle und kümmern nicht weiter. Deshalb kann man weiterhin Yidam-Opfergaben darbringen.


    Naja, du kümmerst dich schon um Wesenheiten. Um die hier im Netz virtuell anwesenden Leute jetzt grade.


    Nur kümmert es mich nicht ob das "Wesenheiten" oder "keine Wesenheiten" sind, in Gegensatz zu dir anhand dieses Beispiels. Und warum kümmert es dich? Weil du Vorstellungen wie "Wesenheit" und "Nicht-Wesenheit" verdinglichst. Ich sehe darin bloß ein Konzept. Wer "Wesenheiten" und "Nicht-Wesenheiten" verdinglicht, glaubt natürlich auch daß "Wesenheiten" oder "Nicht-Wesenheiten" in Anbetracht von Wissen "ganz konkret" verschwinden. In direkter Folge wird dann verwundert argumentiert: "Naja, du kümmerst dich schon um Wesenheiten. Um die hier im Netz virtuell anwesenden Leute jetzt grade." In Anbetracht von Wissen verschwindet nicht der Bildschirm da vorne, sondern Konzepte wie Subjekt und Objekt. Womit sie einfach keine Rolle mehr spielen.


    Ebenso verhält es sich folglich mit dem Konzept einer nondualen "Einheit von Subjekt und Objekt". Unter dieser Einheit stellt sich mancher einen bestimmten Bewusstseinszustand vor: “Das muss toll sein, weder Subjekt noch Objekt! Ist sicher was ganz Spezielles."Tatsächlich ist es so: In Anbetracht selbst-klaren Wissens befreien sich Subjekt und Objekt als Vorstellung ohne daß der Bildschirm verschwindet. Diese Konzepte spielen ganz natürlich aus sich selbst heraus einfach keine Rolle. Also auch keine wie auch immer geartete Nondualität, welche in Bezug zur Praxis auf Verdinglichung von Nichtauffindbarkeit sowie Subjekt und Objekt basiert.


    In Bezug auf grundlegendes Karuna gilt: "Aus Nichtwissen heraus kümmert man sich um Dinge wie Wesenheiten oder Nicht-Wesenheiten. Aus Wissen heraus spielen Vorstellungen wie Wesenheit und Nicht-Wesenheit von sich aus keine Rolle und kümmern nicht weiter. Aus Nichtwissen heraus kümmert man sich eigentlich um verdinglichte Vorstellungen, aus Wissen heraus ist Patz für unmittelbar ungekünsteltes Mitgefühl."


    In Bezug auf karmisch bedingte Wahrnehmung gilt: Aus Nichtwissen heraus kümmert man sich um 'Dinge' wie "Wesenheiten" (die Wesenheiten) oder "Nicht-Wesenheiten" (die Nicht-Wesenheiten). Und so erscheint es dann auch.

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  • Sehr schön dargestellt. :)
    Für einen Anfänger, der allerdings weder die relative noch die absolute Weisheit begriffen hat, etwas zu hoch. Spontanes Mitgefühl heißt auch, dass Erklärungen gemäß den Fähigkeiten der Wesen gibt, denke ich. An Konzepten ist nichts schlechtes, wenn man ihnen ihren Platz zuweist und sie als das erkennt, was sie sind. Ich habe manchmal das Gefühl, dass viele "Dzogchenpa" und "Chagchenpa" beinahe schon Angst vor den "bösen Konzepten" haben :D Wer allerdings alles gleich verwirft, weil Konzept, hört da auf, wo das Problem beginnt.
    Bitte, Indolariawest, was verstehst du unter "verdinglicht"?


    Liebe Grüße

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Simo:


    Für einen Anfänger, der allerdings weder die relative noch die absolute Weisheit begriffen hat, etwas zu hoch. Spontanes Mitgefühl heißt auch, dass Erklärungen gemäß den Fähigkeiten der Wesen gibt, denke ich.


    Denken kannst du sicherlich vieles, das ist mir schon klar. Aber mit relativer oder absoluter Weisheit oder Wahrheit hat das alles nichts zu tun. Wer glaubt daß es sowas gäbe, wird natürlich Probleme haben zu verstehen. Auch geht es hier nicht um Konzepte der Konzepte Willen wie bei Aste, sondern um Theorienfesseln ähnlich wie in MN2. Was es mit Verdinglichung auf sich hat, wurde im letzten Beitrag ausgeführt, ebenso wie in vielen anderen der letzten Zeit. Bestes Beispiel hierfür ist "(eine) Leerheit" wie "(eine) Nichtauffindbarkeit" statt Nichtauffindbarkeit. Aber auch "Subjekt" wie "Objekt" wie "Einheit von Subjekt und Objekt" wie "Nondualität" und andere Konstruktionen, die sich ja ganz konkret auf und als das was erscheint auswirken. Was deine Signatur betrifft, gebe ich dir den eventuell unwillkommenen Rat, mal darüber nachzudenken ihn zu ändern. So wie er da steht ist er nämlich nicht besonders von "Mitgefühl und Weisheit" geprägt und sogar ein wenig gefährlich.

  • @indolariawest


    das ist eine stringenthe und schlüssige Dzogchen-Sichtweise.
    :)


    ich verstehe nur nicht ganz wieso du ein Problem mit Simo's Signatur hast.


    Ich denke es ist offensichtlich dass das eines der größten Konzepte das eigene abgetrennte ich ist( Matthias Bitte jetzt keine Mahamudra-Vorträge über die formen des ich mit personalen Ich etc ich halte das für Quark)
    naja wenn also das eigene ich abgelegt und als Konzept vollständig erkannt ist verschwinden die Probleme, da sie aus einer Dualen Sichtweise entstehen.
    Ich verstehe seine Signatur als Aufforderung zur Nondualität. Aber auch das ist natürlich nur eine Projektion meines Geistes :)


    Liebe Grüße
    Tobias


  • Wie du weißt halte ich nichts von dieser Nondualität. Sie gründet u.a. auf Verdinglichung und somit Ergreifen von Leerheit & Co. . Das ist auch nicht yer med. Aber das haben wir beide ja durch. Was dieses "Kein-Ich" betrifft verweise ich wiederum auf die obige Aussage bezüglich "Nicht-Wesenheiten". Und da wir Buddhisten sind verweise ich nochmal auf MN2.




    Was auch den Erkenntnissen der Herangehensweise entspricht, in der wir uns bewegen.

  • indolariawest:
    Simo:


    Für einen Anfänger, der allerdings weder die relative noch die absolute Weisheit begriffen hat, etwas zu hoch. Spontanes Mitgefühl heißt auch, dass Erklärungen gemäß den Fähigkeiten der Wesen gibt, denke ich.


    Denken kannst du sicherlich vieles, das ist mir schon klar. Aber mit relativer oder absoluter Weisheit oder Wahrheit hat das alles nichts zu tun. Wer glaubt daß es sowas gäbe, wird natürlich Probleme haben zu verstehen. Auch geht es hier nicht um Konzepte der Konzepte Willen wie bei Aste, sondern um Theorienfesseln ähnlich wie in MN2. Was es mit Verdinglichung auf sich hat, wurde im letzten Beitrag ausgeführt, ebenso wie in vielen anderen der letzten Zeit. Bestes Beispiel hierfür ist "(eine) Leerheit" wie "(eine) Nichtauffindbarkeit" statt Nichtauffindbarkeit. Aber auch "Subjekt" wie "Objekt" wie "Einheit von Subjekt und Objekt" wie "Nondualität" und andere Konstruktionen, die sich ja ganz konkret auf und als das was erscheint auswirken. Was deine Signatur betrifft, gebe ich dir den eventuell unwillkommenen Rat, mal darüber nachzudenken ihn zu ändern. So wie er da steht ist er nämlich nicht besonders von "Mitgefühl und Weisheit" geprägt und sogar ein wenig gefährlich.


    Ich verstehe, was du meinst: Macht man Leerheit zu einem Ding, dann verhält man sich wie jemand, der, in einem Geschäft vor den leeren Regalen stehend, diese Leerheit mit nach Hause nehmen will.
    Vielen Dank für den Tipp mit der Signatur, ich werde darüber nachdenken. Ich habe sie aber nicht umsonst gewählt - der mit dem richtigen Wissen wird sie auch verstehen. Und Ich gebe Dir gerne den vielleicht ebenso unwillkommenen Rat, über deinen sprachlichen Umgang hier nachzudenken, der meiner Meinung nach von gewisser Überheblichkeit geprägt ist. Wenn Dir etwas daran liegt, dass man über deine Worte nachdenkt und daraufhin mehr versteht, dann ist das "wie" entscheidend. Von einem Besserwisser lässt sich niemand gern was sagen. Trotzdem sind deine Ausführungen m.E. sehr gut.

    Kein "Ich" - keine Probleme.