Einhaltung des Mittleren Weges.

  • Ich grüße die ehrenwerte Buddhaland - Sanga!


    Ich beschäftige mich seit 2002 mit dem Theravada-Buddhismus, leider sehr unregelmäßig. Die Zeit habe ich vor allem für das Lesen und Verstehen der Sutten verwendet. Seit kurzer Zeit hat sich dies aber geändert, und ich übe nun mehr oder weniger systematisch, denn der Buddhismus hat sich für mich inzwischen zu einer festen lebensbegleitenden Philosophie entwickelt. Es ist die grundlegende Samatha-Übung zur Gemütsberuhigung die ich zur Zeit mache.


    Dabei gibt es ein Gebiet wo ich noch ziemlich unsicher bin, und zwar fällt mir meist schwer nicht in Askese zu verfallen. Buddha lehrte dass nicht alles Angenehme verderblich sei, genauso wie alles Unangenehme. Ich beachte oft reflexartig meine natürlichen Bedürfnisse als Gier, die es zu vernichten gilt, wobei ich bald merke dass ich mal wieder in blanker Askese gelandet bin. Was mich jedes mal ärgert und ich meinen Geist wieder "sammeln" muss. Es mangelt mir noch eindeutig an Güte und Gelassenheit, und die Verdrehtheit "Unheilsames für heilsam halten" kommt immer wieder hoch.


    Habt ihr auch dieses Problem? Es würde mich freuen wenn jemand ähnliche Erlebnisse hatte und seine Erfahrung mitteilen könnte.


    Gruß


    Laie

  • Hi Laie,


    ...vielleicht könnte eine Korrektur deiner Vorgehensweise dir helfen.


    Ob einer in der Hauslosigkeit lebt oder hauslos; geht er richtig vor, dann ist er, bedingt durch das richtige Vorgehen, geeignet für den zum Ziel führenden Weg, für das Echte, für das, was zum Heil taugt.(M99)


    Die richtige Vorgehensweise hat der Erwachte an mehreren Stellen beschrieben:


    Fünf Stufen der Belehrung
    Da sprach der Erhabene, stufenweise fortschreitend, zunächst vom Geben, dann von ethischem Verhalten sowie von himmlischem Dasein; dann machte er deutlich, wie unbefriedigend, mit mancherlei Nachteilen verbunden und armselig das sinnliche Genießen ist und wie segensreich, darüber hinauszuwachsen. Wenn der Erhabene bemerkte, dass jemand innerlich bereit, ausgeglichen, ohne innere Sperre, angeregt und von Vertrauen erfüllt war, da lehrte er das, was für die Erwachten das Eigentliche ausmacht: das Leiden, dessen Ursprung, dessen Beendigung und den Weg dahin.
    (Majjhima Nikaya 56, 91 u.a.)


    Der Pfad ist achtfach und ein wenig mehr Freude könnte da helfen ein gutes Fundament zu schaffen.


    Das Hausleben lebt er mit einem Gemüt das frei ist von den Befleckungen durch Engherzigkeit, Kleinlichkeit, Geiz.
    Loslassen empfindet er als befreiend, ist entgegenkommend, mit offenen Händen, gewinnt Freude am Zurücktreten, ist offen für Bitten und glücklich wenn er teilen kann. (S55,6)


    Folgende vier Arten des Glücks mögen sich Sinnenwünsche befriedigende Hausleute von Zeit zu Zeit bei richtiger Gelegenheir verschaffen: Das Glück des Besitzens, das Glück der Fülle, das Glück der Schuldenfreiheit und das Glück der Makellosigkeit (A4,62)


    Wenn sich ein Heilsgänger Lebenskraft, Schönheit, Wohlbefinden, Ansehn, himmlisches Dasein wünscht, dann muss er den Weg gehen, der zu Lebenskraft, Schönheit, Wohlbefinden, Ansehn und himmlischen Dasein führt (A5,43)


    ... das klingt nicht nach Askese ...


    Der Erwachte hat nicht direkt zu Hausleuten gesagt sie sollen sich mit gekreuzten Beinen unter einen Baum setzen und Stillemeditation üben - er sagte ihnen sie sollen sich von Zeit zu Zeit zurückziehen und üben. ( heutzutage z.B. ein Retreat mitmachen)


    Wohl empfahl er ihnen die 6 unübertrefflichen Erinnerungen als tägliche Meditationsübung (der Erwachte, die Lehre, Die Heilsgängergemeinde, die Tugenden, das Loslassen, die Himmelswese) ..." sogar im Gewimmel von Kindern".


    Ich habe längere Zeit regelmäßig ähnlich wie du meditiert und ähnliches an mir festgestellt wie du es beschrieben hast. Dann habe ich meine "Gangart" geändert und nun läuft es viel besser. Das Problem in die Askese zu fallen kenne ich nicht mehr. Ich richte mich mehr nach meinem momentanen Können und nicht nach meinen Wunschträumen. Ich bin kein Mönch sondern ein im Hause lebender - und so gehe ich auch vor (wie es der Erwachte den Hausleuten empfohlen hat).

    Viel Erfolg und liebe Grüße


    Norbert

    Gier, Hass und Verblendung sind weder in Werken noch in Worten zu überwinden, sondern nur durch wiederholtes weises Erkennen (A.X/23)

  • Hallo Laienanhänger,
    ich sehe es ähnlich wie Norbert und danke ihm für die 6 unübertrefflichen Erinnerungen. Ausserdem hat mir ein Buch von Fritz Schäfer geholfen:" Der Buddha sprach nicht nur für Mönche und Nonnen". Ist zwar ein ziemlicher Wälzer, aber es werden da eben auch Reden angeführt , die der Buddha an die Menschen hielt , die im Hause leben.


    Am Anfang meines Weges - vor 20 Jahren habe ich auch gedacht, ich müsste nur meditieren und dauernd an Retreats teilnehmen, aber das hat sich mittllerweile gelegt, ausserdem gab es auch noch meine Familie, die ja auch ein gutes Übungsfeld ist, gerade wenn es um Silas geht. :lol:

    "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das hat für mich kein Selbst"

  • Hallo,


    bei all dem möge man aber bitte nicht vergessen, dass es auch "Hausleute" gab (und gibt), die nicht zu der Kategorie "Sinnenwünsche befriedigend" gehören. Die Bandbreite ist also groß. Und wer noch in diesem Leben Gewissheit haben will, der sollte sich nicht (und kann sich auch nicht) auf die "Mindestanforderungen" für "sinnenfrohe Laien" beschränken. Schon allein deshalb, weil in unseren Zeiten noch mehr Eigeninitiative gefragt ist als zu Lebzeiten des Buddha, an dessen direkte Belehrungen sicher kein heutiges Buch und kein heutiger Lehrer heranreicht.

  • Zitat

    bei all dem möge man aber bitte nicht vergessen, dass es auch "Hausleute" gab (und gibt), die nicht zu der Kategorie "Sinnenwünsche befriedigend" gehören. Die Bandbreite ist also groß. Und wer noch in diesem Leben Gewissheit haben will, der sollte sich nicht (und kann sich auch nicht) auf die "Mindestanforderungen" für "sinnenfrohe Laien" beschränken.


    Da hast du vollkommen Recht, ein wichtiger Einwand.


    Liebe Grüße


    Norbert

    Gier, Hass und Verblendung sind weder in Werken noch in Worten zu überwinden, sondern nur durch wiederholtes weises Erkennen (A.X/23)

  • Zitat

    Ausserdem hat mir ein Buch von Fritz Schäfer geholfen:" Der Buddha sprach nicht nur für Mönche und Nonnen".


    Dieses Buch hat mein Schiff nach jahrerlanger "rumgurkerei" in verschiedenste Richtungen einen klaren Kurs gegeben. Ab da fing mein eigentiches Verständniss der Lehre erst richtig an. Hat natürlich ca 5 Jahre gebraucht um es das erste mal durchzuarbeiten, aber ich kann es nur jedem empfehlen die Geduld aufzubringen. Meine Ausarbeitungen daraus sind mir zu ständigen Begleitern und Ratgebern geworden. Was ich hier schreibe ist zum großen Teil auf diesen Mist gewachsen. Ich empfinde großen Dank gegenüber Fritz Schäfer für dieses Werk.


    Liebe Grüße


    Norbert

    Gier, Hass und Verblendung sind weder in Werken noch in Worten zu überwinden, sondern nur durch wiederholtes weises Erkennen (A.X/23)

  • Ich besitze dieses Buch ebenfalls, und auch sein "Realität nach der Lehre des Buddha". Beides finde ich lesenswert. Was ich allerdings kritisch sehe ist der "Illusionismus" (ein anderer Ausdruck fällt mir im Moment nicht ein), der in diesen Büchern zum Ausdruck kommt und den man schon bei Paul Debes findet, nämlich dass Erleben nur der "Rückfluss" des früheren Wirkens ist. Damit wird ja letztlich nichts anderes gesagt als dass unser Erleben seinem Wesen nach trügerisch ist, weil jedes Erlebnis eben nicht für sich selbst steht, sondern für etwas ganz anderes, nämlich ein bestimmtes (früheres) Wirken, das jetzt in Form dieses Erlebens "zurückkehrt". Ich finde das deshalb bemerkenswert, weil ja Fritz Schäfer (und auch Paul Debes, Hellmuth Hecker usw.) offensichtlich die Ansicht ablehnt, dass es "hinter" der Wahrnehmung etwas "Zweites" gebe, das von der Wahrnehmung "gespiegelt" werde (siehe z. B. "Realität", S. 35). Hier ist er in meinen Augen aber nicht konsequent, weil er der "Psyche" bzw. dem "Rückfluss des früheren Wirkens" genau den Platz einräumt, den er der "Welt" nicht zugestehen will, nämlich eine "hinter" oder "unter" der Wahrnehmung bestehende Realität zu sein und von ihr "gespiegelt" zu werden. Aber das nur nebenbei (off-topic).

  • Dukkha:

    Ich besitze dieses Buch ebenfalls, und auch sein "Realität nach der Lehre des Buddha". Beides finde ich lesenswert. Was ich allerdings kritisch sehe ist der "Illusionismus" (ein anderer Ausdruck fällt mir im Moment nicht ein), der in diesen Büchern zum Ausdruck kommt und den man schon bei Paul Debes findet, nämlich dass Erleben nur der "Rückfluss" des früheren Wirkens ist. Damit wird ja letztlich nichts anderes gesagt als dass unser Erleben seinem Wesen nach trügerisch ist, weil jedes Erlebnis eben nicht für sich selbst steht, sondern für etwas ganz anderes, nämlich ein bestimmtes (früheres) Wirken, das jetzt in Form dieses Erlebens "zurückkehrt". Ich finde das deshalb bemerkenswert, weil ja Fritz Schäfer (und auch Paul Debes, Hellmuth Hecker usw.) offensichtlich die Ansicht ablehnt, dass es "hinter" der Wahrnehmung etwas "Zweites" gebe, das von der Wahrnehmung "gespiegelt" werde (siehe z. B. "Realität", S. 35). Hier ist er in meinen Augen aber nicht konsequent, weil er der "Psyche" bzw. dem "Rückfluss des früheren Wirkens" genau den Platz einräumt, den er der "Welt" nicht zugestehen will, nämlich eine "hinter" oder "unter" der Wahrnehmung bestehende Realität zu sein und von ihr "gespiegelt" zu werden. Aber das nur nebenbei (off-topic).


    Ich glaube nicht, das die oben von dir benannten so denken wenn man sie fragen würde.
    Wobei ich sie nicht in Schutz nehmen möchte. Aber die Konsequenz die du aus ihren
    Aussagen ziehst würden diese warscheinlich nicht teilen. Selbstverständlich, würden sie
    vermutlich sagen, glauben wir nicht, das Wahrnehmung ohne Ursache entsteht. Der von
    dir benannte "Rückfluss bzw. Einfluss" (asavas) steht natürlich dahinter. Aber auch dieser
    "Rückfluss hat natürlich auch wieder seine Ursachen usw. "Hinter" oder "unter" der Wahrnehmung
    besteht eine Realität. Allerdings sieht diese anders aus als vermutet und empfunden. Wie
    dem auch immer, das ist für uns noch nicht fassbar. Wir brauchen uns darüber noch keine
    Gedanken machen denn wir müssen in der Praxis zunächst mit den Dingen umgehen als eine
    Realität, ob es uns passt oder nicht. Und jeder der sie nicht ernst nimmt wird sich die
    Finger verbrennen wenn er mit dem Feuer fahrlässig umgeht. Die Realität der Realität
    ergibt sich für uns aus der Heftigkeit des Leidens. Je Leidvoller ein Ding wird, um so realer
    wird es empfunden werden. Damit sagen die Dinge: "Hier, mich gibt es und wehe du glaubst
    das nicht dann werde ich dich scheuchen".

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • Norbert:


    ...vielleicht könnte eine Korrektur deiner Vorgehensweise dir helfen.


    Ich habe längere Zeit regelmäßig ähnlich wie du meditiert und ähnliches an mir festgestellt wie du es beschrieben hast. Dann habe ich meine "Gangart" geändert und nun läuft es viel besser. Das Problem in die Askese zu fallen kenne ich nicht mehr. Ich richte mich mehr nach meinem momentanen Können und nicht nach meinen Wunschträumen.


    Vielen Dank für deine Ausführungen!


    Es ist auch so dass bei mir die Qualität der Sitzungen noch ziemlich schwankt; es gibt Zeiten wo ich sitzend fast einschlafe. Aber auch solche wo das Sitzen selbst mir als eine große asketische Leistung erscheint. Dazwischen kommen auch (jetzt öfters) Momente vor wo ich einfach alles akzeptiere und meinen Geist nur auf den Meditationsobjekt richte. Übrigens danke für den Hinweis an die 6 unübertrefflichen Erinnerungen - das Gedenken an Buddha und seine erleuchtete Natur (Güte, Mitgefühl, Mitleid, Gleichmut) habe ich zwar schon früher praktiziert, aber jetzt mache ich das erst richtig bewusst. Es hilft wirklich! Mein Meditationsobjekt ist das klassische mettā; damit komme ich richtig gut voran.


    Mein persönliches Hindernis ist halt die besagte Verdrehung "Unheilsames für heilsam halten", und daraus erwächst auch typisch asketisches Denken. Was, genauso wie es in den Sutten steht, am Ende nur Gier erzeugt. Ich war schon oft Zeuge in meinen Leben, wie ich mir aus Selbstunterdrückung und Hass Glück und Befriedigung versprochen habe. Verneinung der Güte, Liebe und Mitgefühl hat aber nur Leiden gebracht. So bin ich auch zum Buddhismus gekommen, denn irgendwann stellt man sich die Frage "Warum funktioniert das Übliche nicht und ich leiden muss?"


    Auf jeden Fall freue ich mich dass es dieses Forum gibt und werde fleißig weiter üben. :)


    Laie

  • Hallo guter Mitlaie!


    Ja, es ist ein häufig anzutreffendes Phänomen - und auch ich bin im lange Zeit erlegen - zu denken, sitzende Meditation sei das a und o der Geistesentfaltung und etwas anderes brauche es nicht. Noch schlimmer kann es werden, wenn zu Beginn der Übungspraxis aussergewöhnliche geistige Zustände beim Sitzen erlebt werden (wie es mir vor dreissig Jahren ergangen ist) und man daraufhin eine richtiggehende Sucht nach aussergewöhnlichen Geisteszuständen entwickelt - durchaus vergleichbar mit der Sucht nach dem Rausch einer Drogenwirkung. Da geht der wahre Pfad gänzlich verloren und der Übende driftet ab in Gefilde, von denen er nur durch diszipliniertes konkretes Studium und lange "Arbeit" wieder auf den mittleren Weg zurückfindet.


    Der Ehrwürdige Nyanaponika ("Geistestraining durch Achtsamkeit") schrieb in einem Brief (nicht an mich) 1983 (zu finden im Buch "Zur Erkenntnis geneigt"; 1986; Seite 205):


    "Bei den meist jungen Menschen, die an buddhistischen Meditationskursen verschiedener Richtungen teilnehmen, wird wohl persönliche Problematik als Motivierung vorwiegen: Unzufriedenheit mit materialistischen Lebenswerten, Unzufriedenheit mit der Richtungslosigkeit und Unrast des eigenen Lebens, usw. Es fragt sich aber ob, oder wie weit, die Betreffenden bei ihrer Meditation eine buddhistische Zielsetzung haben. Einige mögen es klar und offen sagen, dass es für sie nur eine Art Therapie oder "Seelenhygiene" ist. Andere mögen sich wohl als Buddhisten bezeichnen, wollen aber "nur meditieren" und sind an den beiden anderen "Schulungen", Sittlichkeit und Weisheit (Erkenntnis, Studium), nicht interessiert. Ja, sie mögen, wenn genauer befragt, nicht bereit sein, die vier Wahrheiten in ihrer Ganzheit zu akzeptieren."


    Die Entfaltung der Ethik (sila) und des Wissens (panna) ist aber für die Befreiung genauso unerlässlich wie die Entfaltung der Sammlung (samadhi). Wird das nicht berücksichtig, dann wird unweigerlich zwischen der methodischen sitzenden Meditation und dem Alltagsbewusstsein eine unüberwindbare Kluft bestehen bleiben und von der vermeintlichen Geistesentfaltung wird im täglichen Leben nichts zu bemerken sein. Umgekehrt wird die sitzende Meditation ein isoliertes, lebloses Geschehen bleiben. Deshalb schrieb der Ehrw. Nyanaponika im "Geistestraining durch Achtsamkeit":


    „Besteht die Übung im allgemeinen ‚Gegenwärtighalten der Achtsamkeit’ (satipatthāna), so braucht sie niemals ‚abgelegt’ zu werden, sondern soll allmählich auf alle körperlichen, sprachlichen und geistigen Tätigkeiten ausgedehnt werden. Das erstrebte Ziel ist hier, dass das ganze Leben zur meditativen Übung wird und die meditative Übung Leben gewinnt. Wie weit dies gelingt, wird von der verfügbaren Geistesgegenwart und Achtsamkeit abhängen, sowie von der wachsenden und gewohnheits-formenden Kraft ernster, regelmässiger Übung."


    Das erwähnte Buch kann übrigens eine grosse Hilfe für die Achtsamkeits-Übung sein, hier findest du es Online. Daraus noch was zu Deinem Thema hier.


    Liebe Grüsse und Metta!
    erbreich

    unvollkommenheit (dukkha), du nimmst sie nicht persönlich (anatta), sie ist was sie ist (anicca)

  • Zitat

    Ich finde das deshalb bemerkenswert, weil ja Fritz Schäfer (und auch Paul Debes, Hellmuth Hecker usw.) offensichtlich die Ansicht ablehnt, dass es "hinter" der Wahrnehmung etwas "Zweites" gebe, das von der Wahrnehmung "gespiegelt" werde (siehe z. B. "Realität", S. 35). Hier ist er in meinen Augen aber nicht konsequent, weil er der "Psyche" bzw. dem "Rückfluss des früheren Wirkens" genau den Platz einräumt, den er der "Welt" nicht zugestehen will, nämlich eine "hinter" oder "unter" der Wahrnehmung bestehende Realität zu sein und von ihr "gespiegelt" zu werden. Aber das nur nebenbei (off-topic).


    Vom Punkt universaler Welterklärung aus leibhaftiger Erfahrung bin ich noch seeeeeeeeeeeeeeehr weit entfernt. Ich begnüge mich mit der Hoffnung das ich irgendwann schon verstehen werden was mir jetzt noch nicht klar ist. So war es bisher und so und ich bin zuversichtlich das mir das eine oder andere noch aufgehen wird was anderen schon klar vor Augen steht.


    Ich habe genug damit zu tun

    Zitat

    die "Mindestanforderungen" für "sinnenfrohe Laien"

    zu erfüllen, und sehe hierbei schon die enorme heilsame Wirkung.


    Um den Geist klar zu halten ist eine gesunde Lebensweise beizubehalten unabdingbar. Das klappt leider nicht immer, die eingeschliffenen Triebe und Neigungen spielen noch ihr Spiel, aber es ist schön zu sehen das die Wucht langsam nachlässt und einiges schon "albern" erscheint. Wenns mit der Sitzmeditation nicht klappt mach ich eben die 6 unübertrefflichen Erinnerungen, nur keinen Stress...


    Liebe Grüße


    Norbert

    Gier, Hass und Verblendung sind weder in Werken noch in Worten zu überwinden, sondern nur durch wiederholtes weises Erkennen (A.X/23)

  • Norbert:

    Vom Punkt universaler Welterklärung aus leibhaftiger Erfahrung bin ich noch seeeeeeeeeeeeeeehr weit entfernt. Ich begnüge mich mit der Hoffnung das ich irgendwann schon verstehen werden was mir jetzt noch nicht klar ist. So war es bisher und so und ich bin zuversichtlich das mir das eine oder andere noch aufgehen wird was anderen schon klar vor Augen steht.


    Diese Hoffnung teile ich mit Dir, aber für meine Ohren klingt das Wort "begnügen" etwas zu passiv. Denn um das nötige Verständnis muss man sich schon bemühen, das ist jedenfalls meine Erfahrung, und dabei ist ein gewisses Maß an Frustration unvermeidbar: Wer bohrt, wird immer auf Widerstand stoßen.

  • Also... Inzwischen hat sich folgendes geändert. Ich praktiziere außer mettā noch ein Kasina-Objekt, die sich als Meditationsobjekte für mich sehr bewährt haben. Die von mir genannten Probleme (Verdrehtheiten die zu Askese führen, Unrast, Geistesgifte) treten nun immer mehr in den Hintergrund, worüber ich mich sehr freue. :D
    Mein zweites Meditationsobjekt ist ein Feuer-Kasina in Form der vollen strahlende Sonne. Ich hatte mich irgendwie rein intuitiv dafür entschieden, sogar das "aufgefaßte Bild" hatte ich ohne größere Schwierigkeiten erreicht. Der Gedanke an asketische Anstrengung kommt jetzt überhaupt nicht mehr, das Bewusstsein verweilt an dem Kasina, und sogar Unrast tritt etwas zurück, obwohl sie immer noch da ist (wäre auch wunderlich wenn nicht, da ich Anfänger bin :lol: ) Heute hatte ich sogar eine Erkenntnis -- warum beiße ich mich an an Meditationsobjekten fest? Wenn ich abgelenkt werde durch Gedanken, Denkobjekte oder diskursive Überlegungen, soll ich sie doch ruhig anschauen und dann wieder ganz natürlich zum Meditationsobjekt zurückkehren. Med-Objekt bleibt immer da, er verschwindet nicht... Und ich habe endlich mal die Bedeutung der Suttentexte selbst erlebt; die Sammlung des Geistes bringt tatsächlich Segen in Form von Abwesenheit der Geistesgifte.


    Kurz gesagt, ich hab nun Meditationsobjekte die zu meinem Charakter sehr gut passen. So wohl und ruhig hab ich mich noch nie gefühlt. Obwohl ich noch ganz am Anfang stehe macht das einem richtig Mut das Dhamma weiter zu leben und zu verwirklichen.


    Heitere Grüße


    Laie

  • Laienanhaenger:

    Kurz gesagt, ich hab nun Meditationsobjekte die zu meinem Charakter sehr gut passen. So wohl und ruhig hab ich mich noch nie gefühlt. Obwohl ich noch ganz am Anfang stehe macht das einem richtig Mut das Dhamma weiter zu leben und zu verwirklichen.


    Wunderbar! danke für das Teilen deiner Erfahrungen mit dieser Sangha, Laienanhaenger.

  • Wasserglas:

    Danke :D
    Wäre chanten auch ein Kasina?


    Keine Ahnung.
    Ich mach' sowas nicht. Ist mir viel zu kompliziert.
    Aber nach dem palikanon zu urteilen, steht da nichts von chanten.



    _()_

  • Einige Abbildungen gibt es unter http://tilopamonk.de/pages/org…---1992-/kasinas-1984.php. Er hatte früher auch noch nen Text über Kasina-Meditation auf seiner Seite, der ist aber verschwunden.
    Sie scheint in westlichen Theravadakreisen aber recht unbekannt zu sein. Aber ich denke, das gerade aus den Kasinameditationen sich Elemente des Vajrayana und Dzogchen entwickelt haben könnten.
    Siehe z.B. eine der wichtigsten Meditationen im Shingon: http://www.aetw.org/jsp_ajikan.htm oder http://www.silkthangka.com/ima…iec/original/A_thigle.jpg im Dzogchen erinnern mich jedenfalls ein wenig an die Kasinas.

  • Lieber dorje, die Frage war:


    Wasserglas:

    Wäre chanten auch ein Kasina?


    Also chanten in Bezug auf die Kasinaübung.

  • Kusala:

    Lieber dorje, die Frage war:


    Wasserglas:

    Wäre chanten auch ein Kasina?


    Also chanten in Bezug auf die Kasinaübung.


    Tja so ist das mit dem definieren von Definitionen. Schon die Buddhistische Legende u.a. Asanga verwies da auf Auslassungen und Unterlassungen.
    Selbstverständlich kann man während des Ausübens einer Kasina-Übung auch parittas bzw. dharanis oder Mantras mnemotechnisch aufsagen.


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • Lieber Dorje Sema,
    dann erklär uns doch mal bitte die Kasinas (Übung/Praxis) in Deinen Worten und wozu sie "dienlich" sind, damit wir (ohne Auslassungen) besser verstehen können.
    Vielleicht hast Du ja auch noch Textstellen ohne "Auslassungen" zur Hand?


    Liebe Grüße
    Kusala