Methodik wie im Zazen

  • Ich wollte fragen, ob es in der Theravada Tradition bzw im Vipassana, eine ähnliche art der Meditation existiert wie sie im Zazen beschrieben wird. Da ich Zazen praktiziere, jedoch eher Theravada Texte lese, würde ich gerne es fusionieren. Gibt es etwas, das irgendwie dem "Reinem Gewahrsein OHNE Objekte" bzw "nur Sitzen" nahe kommt? Fand diese Art der Meditation für mich am besten und am natürlichsten.



    Vielen Dank

  • Vipassana ist per se keine Erfindung der Theravada.


    Es gibt da nur so geringe Unterschiede, z.b. in der jeweiligen Atemtechnik, dass sich das nicht lohnt zu unterscheiden.


    Im Zazen versuchst du ja auch den "wahren Geist" (so nennen wir es im Budo) zu erreichen und dir daher deiner bzw. der Körperlichkeit, Objektheit, der Gedanken und deren Natur und allem was eine Form hat bewusst zu werden und es letztlich als formlos zu erkennen.


    Vipassana zielt in etwa auf das Gleiche ab (siehe Satipatthāna-Sutta)


    Insofern kannst du weiterhin Zazen betreiben, aber es entsprechend dem Sutta verstehen. Mache ich mit Budo z.b. auch so. In letzter Konsequenz wirst du die 5 Skandhas immer wieder erkennen und ihre Leere wird dir gewahr werden.


    "Form ist Leere, Leere ist Form" dürftest du ja kennen. ;)

    Wir sind das, was wir denken.
    Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken.
    Mit unseren Gedanken erschaffen wir die Welt.
    Sprich und handle mit heilsamer Gesinnung
    Und Glück wird dir folgen
    Gleich deinem unteilbaren Schatten.

  • Die (einzige) Methode des Zazen ist, dass man irgendwann begreift, daß es keine Methode ist. Das gilt übrigens auch für bestimmte Formen von Satipatthana, nicht für alle, wie mir scheint.

  • Stawrogin:

    ... das irgendwie dem "Reinem Gewahrsein OHNE Objekte" bzw "nur Sitzen" nahe kommt?


    Ich denke, du müsstest kurz beschreiben, wie dies von dir geübt wird.

  • Ayudha:

    Im Zazen versuchst du ja auch den "wahren Geist" (so nennen wir es im Budo) zu erreichen und dir daher deiner bzw. der Körperlichkeit, Objektheit, der Gedanken und deren Natur und allem was eine Form hat bewusst zu werden und es letztlich als formlos zu erkennen.


    Vipassana zielt in etwa auf das Gleiche ab (siehe Satipatthāna-Sutta)


    Was ist das denn für ein Vipassana, wo man versucht alles letztlich als formlos zu erkennen?

  • pamokkha:
    Stawrogin:

    ... das irgendwie dem "Reinem Gewahrsein OHNE Objekte" bzw "nur Sitzen" nahe kommt?


    Ich denke, du müsstest kurz beschreiben, wie dies von dir geübt wird.


    Ich setze mich auf das Zafu, richte meinen Rücken gerade aus, lege meine Beine in die "Burmesische Sitzhaltung" und lege die Hände, wie typisch für Zen in einen Halb-Oval.


    Nun, dann stelle ich einen Timer auf 20 Minuten und schließe meine Augen zur Hälfte. Dann, achte ich ein wenig auf meine Atmung und beobachte erstmal die Vorgänge am Körper, sobald ich einen recht beruhigten "Zustand" habe, nehme ich einfach die Ereignisse wahr die geschehen und versuche mich da nicht weiter zu verstricken. Das heißt: Kratzen am Bein nehme ich einfach wahr, Unruhe Gefühl nehme ich einfach wahr, Vogelgezwitscher oder vorbei fahrende Autos nehme ich ebenfalls einfach wahr, eben ohne ein spezifischen "Objekt" wie mich auf denn Atmen zu fokussieren oder auf irgendwas zu fokussieren. Höchstens achte ich auf die richtige Haltung. Ich habe die Erfahrung gemacht, das sich irgendwann mal Samadhi einstellt, schwer in Worte zu beschreiben, mann könnte meinen ich habe NUR noch wahrgenommen, mich aber nicht weiter damit beschäftigt.

  • Hier einmal die Kurzversion der grundlegenden Übungen bei Mahasi Sayadaw:


      1. Betrachten des Hebens und Senkens der Bauchdecke, um Sammlung aufzubauen
      2. Gelegentlich betrachten der Sitzposition und/oder des Körperdrucks beim Sitzen
      3. Benennen, was passiert
      4. Betrachten der sekundären Objekte, bei dir wohl Betrachten ohne spezielle Objekte -> einfach die Ereignisse wahrnehmen, die geschehen und versuchen mich da nicht weiter zu verstricken.


    Dies ist jetzt ganz grob, wie es in der Mahasi-Tradition gemacht wird. Was reines Vipassana angeht, kannst du sicherlich auch gleich bei dem dir vertrauten Punkt 4 einsteigen.


    Allerdings ist Vipassana keine Lüge und auch für etwas gut. Es hat auch ein Ziel: Befreiung durch vollständiges Durchschauen der Wahrheit vom Leiden.

  • pamokkha:

    Allerdings ist Vipassana keine Lüge und auch für etwas gut. Es hat auch ein Ziel: Befreiung durch vollständiges Durchschauen der Wahrheit vom Leiden.

    Es ist auf einen Zweck gerichtet. Dadurch haftet die Übung am Zweck - wenn nicht gar der Übende. Das ist in der Tat ein Unterschied zum Zazen.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Sudhana:

    Dadurch haftet die Übung am Zweck - wenn nicht gar der Übende. Das ist in der Tat ein Unterschied zum Zazen.


    Ist das nicht der Sinn einer Übung? Wenn man sich dessen bewusst ist, ist das doch kein Problem.
    Ich hatte den Eindruck, dass in Vipassana des Theravadas,die Übung sehr genau beschrieben wird und "down to earth" erscheint. (Ich weiss nicht ob alle Vipassana Methoden so gehandhabt werden) Beim Zen habe ich manchmal den Eindruck, dadurch dass es so offen ist, kann man sich leicht verirren. Und wenn es schief läuft haftet man am mystischen, religiösen und dergleichen. So habe ich den Eindruck bei manchen (und ich spreche nicht von diesem Forum).

  • Sudhana:
    pamokkha:

    Allerdings ist Vipassana keine Lüge und auch für etwas gut. Es hat auch ein Ziel: Befreiung durch vollständiges Durchschauen der Wahrheit vom Leiden.

    Es ist auf einen Zweck gerichtet. Dadurch haftet die Übung am Zweck - wenn nicht gar der Übende. Das ist in der Tat ein Unterschied zum Zazen.


    Ganz schön abgehoben. Die Übung haftet am Zweck der Übung. :eek::roll:
    Das Zazen keinen Zweck erfüllt möchte ich jetzt nicht widersprechen.

  • pamokkha:
    Ayudha:

    Im Zazen versuchst du ja auch den "wahren Geist" (so nennen wir es im Budo) zu erreichen und dir daher deiner bzw. der Körperlichkeit, Objektheit, der Gedanken und deren Natur und allem was eine Form hat bewusst zu werden und es letztlich als formlos zu erkennen.


    Vipassana zielt in etwa auf das Gleiche ab (siehe Satipatthāna-Sutta)


    Was ist das denn für ein Vipassana, wo man versucht alles letztlich als formlos zu erkennen?


    Formlos im Sinne von Unbeständigkeit (annica). Im Zen ist da die Terminologie anders, aber es meitn eben dies. Formlosigkeit im Sinne von Form ist ein Trugschluss, weil sie unbeständig ist und nur als temporär gilt - siehe auch Zen Malerei.

    Wir sind das, was wir denken.
    Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken.
    Mit unseren Gedanken erschaffen wir die Welt.
    Sprich und handle mit heilsamer Gesinnung
    Und Glück wird dir folgen
    Gleich deinem unteilbaren Schatten.

  • cinnamon:
    Sudhana:

    Dadurch haftet die Übung am Zweck - wenn nicht gar der Übende. Das ist in der Tat ein Unterschied zum Zazen.


    Ist das nicht der Sinn einer Übung?

    Es ist jedenfalls nicht der Sinn von Zazen.

    cinnamon:

    Wenn man sich dessen bewusst ist, ist das doch kein Problem.

    Gerade dann ist es ein Problem. Das "sich dessen bewusst" sein gründet auf der willentlichen und damit karmisch wirksamen Aktivität des samskāraskandha. Erzeugt und ergriffen wird das samskāra "ich tue dies, um jenes zu erreichen", das dann ins Bewusstsein tritt. Wobei es nur insofern erheblich ist, ob es ins Bewusstsein tritt, als man daran merkt, dass der samskāraskandha aktiv ist; d.h. dass man gerade kein Zazen macht. Das sind āsrāva - Zazen ist anāsrāva, rein rezeptiv (sich selbst empfangendes samādhi, jijuyū zanmai) und nicht aktiv (durch cetana angetrieben). Der entsprechende Bewusstseinsstatus wird als 'hishiryō' (etwa: 'Undenken') bezeichnet bzw. entsprechend im chinesischen Chan als wu xin oder wu nien. Wenn da etwas "bewusst" ist, dann ganz sicher nicht Sinn und Zweck der Übung.

    cinnamon:

    Beim Zen habe ich manchmal den Eindruck, dadurch dass es so offen ist, kann man sich leicht verirren.

    Niemand behauptet, es wäre ein einfacher Weg ... Trotzdem teile ich diesen Eindruck nicht. Wenn man die, die einem auf dem Weg vorangegangen sind, nicht aus dem Auge verliert, verirrt man sich auch nicht. Dewegen gibt es saṃgha als Korrektiv - und

    cinnamon:

    haftet man am mystischen, religiösen und dergleichen

    dann deswegen, weil dieses Korrektiv fehlt.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Stawrogin:

    Ich wollte fragen, ob es in der Theravada Tradition bzw im Vipassana, eine ähnliche art der Meditation existiert wie sie im Zazen beschrieben wird. Da ich Zazen praktiziere, jedoch eher Theravada Texte lese, würde ich gerne es fusionieren. Gibt es etwas, das irgendwie dem "Reinem Gewahrsein OHNE Objekte" bzw "nur Sitzen" nahe kommt? Fand diese Art der Meditation für mich am besten und am natürlichsten.


    Vielen Dank


    Weiß ich eigentlich nicht; sobald ich Methode rieche, steigt das Zen aus. :P
    Möglicherweise kannst du bald keine Theravada Texte mehr lesen, kommt darauf an was du genau für welche meinst: Sutten sind kein Problem. Unmittelbares Gewahrsein oder wie Nyanaponika sagt: die Unmittelbarkeit der Anschauung( achtung, auch keine methode) -spätestens-, wird alles blocken was nach konzeptuellen Ansätzen riecht. Das liegt in seiner Natur. Eigentlich ist aber Anapanasati, Shamatha, Satipatthana, Vipassana auch keine Methode( und Zazen hat von allem "etwas", würde ich mal sagen) - Wenn so unterrichtet wird, - dann. Und, dann, "trägt man sich selbst voran" (Zen Sprech) und dann mag s halt nicht fusionieren. *schulterzuck* Nicht s zu danken, ist ja auch eh nicht zu erwarten, wie die Vergangenheit gezeigt hat. ;) (scherz)

  • OT


    Was ich wirklich nicht verstehe, ist wie man so besorgt sein kann, dass die Übung am Zweck anhaften könnte, und gleichzeitig einen lockeren Umgang mit Alkohol und den Tugendregeln pflegt. Hier scheint Zen das Pferd von hinten aufzusäumen.


    Wie ist der Wunsch nach Nirvana, dem Ende des Leidens, zum bösen Buben geworden, während man beim Wunsch nach einem Bier ganz entspannt ist?

  • pamokkha:

    Was ich wirklich nicht verstehe, ist wie man so besorgt sein kann, dass die Übung am Zweck anhaften könnte

    Das überrascht mich jetzt nicht wirklich, auch wenn ich versucht habe, es zu erklären ... Wer Bedürfnislosigkeit als Bedürfnis pflegt übt eben anders als jemand, der Bedürfnisse abwirft. Wie sagte doch Sokrates zu Antisthenes? "Durch die Löcher Deines Mantels lugt die Eitelkeit."

    pamokkha:

    und gleichzeitig einen lockeren Umgang mit Alkohol und den Tugendregeln pflegt.

    Du verwechselst da etwas. Von meinem Umgang mit Alkohol und den Tugendregeln hast Du doch schlicht keine Ahnung. Den reibe ich nämlich anderen Leuten nicht unter die Nase und erzähle ihnen, mitspielen bei den Edlen dürfe nur, wer sich streng an meine Spielregeln hält. Das ist es doch, was Du für einen "lockeren Umgang" hältst.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Sudhana:

    Du verwechselst da etwas. Von meinem Umgang mit Alkohol und den Tugendregeln hast Du doch schlicht keine Ahnung...


    Ja, genau. Deshalb bezog ich mich auch nicht auf dich, sondern schrieb allgemein von Zen: Zen säumt das Pferd von hinten auf.

  • Sudhana:
    cinnamon:


    Ist das nicht der Sinn einer Übung?

    Es ist jedenfalls nicht der Sinn von Zazen.


    Dass heisst auch, dass Vipassana und Zazen nicht vergleichbar sind. Vipassana hat ja eine "Anleitung" wie man vorgeht Z.B. wenn die Bauchdecke sich hebt, soll man das auch benennen. Erst später wird diese Anhebung ohne Benennen beobachtet. Das z.B. ist für mich Methodik bzw Methode. Damit meine ich nicht damit, dass wenn ich die Bauchdecke beobachte anfangs, muss ich etwas erreichen bzw dient das einem Zweck. Oder: „Jetzt muss ich das Anheben bennen“- Und ja, das ist kein Zazen. Von daher trifft "Methodik wie beim Zazen" ja nicht zu.


    (als ich vor kurzem über Vipassana gelesen hatte, kam mir das dennoch nicht so unbekannt vor. Beim Zazen habe ich anfangs auch benannt. Und die Atmung war anfangs auch ein Fokus von mir beim Zazen. Hatte aber auch einen sehr Erfahrenen im Zazen gefragt. Er meinte, das sei in Ordnung so.)


    Sudhana:
    cinnamon:

    Wenn man sich dessen bewusst ist, ist das doch kein Problem.

    Gerade dann ist es ein Problem. Das "sich dessen bewusst" sein gründet auf der willentlichen und damit karmisch wirksamen Aktivität des samskāraskandha. Erzeugt und ergriffen wird das samskāra "ich tue dies, um jenes zu erreichen", das dann ins Bewusstsein tritt. Wobei es nur insofern erheblich ist, ob es ins Bewusstsein tritt, als man daran merkt, dass der samskāraskandha aktiv ist; d.h. dass man gerade kein Zazen macht.


    Dasselbe trifft doch auch auf Vipassana zu, wenn ich es richtig verstanden habe.Bei Vipassana mache ich mir doch auch keine Gedanken, dass "ich dies tue, um jenes zu erreichen." Da mache ich ja z.B. das Benennen der Hebung der Bauchdecke.
    Ich meinte eher grundsätzlich," die Übung mache ich, um meine irreführende Vorstellung eines Ichs zu lösen und damit das Leidproblem" als Bspl. Also in diesem Sinne ist es mir bewusst und nicht während der Übung.



    Sudhana:

    Das sind āsrāva - Zazen ist anāsrāva, rein rezeptiv (sich selbst empfangendes samādhi, jijuyū zanmai) und nicht aktiv (durch cetana angetrieben). Der entsprechende Bewusstseinsstatus wird als 'hishiryō' (etwa: 'Undenken') bezeichnet bzw. entsprechend im chinesischen Chan als wu xin oder wu nien. Wenn da etwas "bewusst" ist, dann ganz sicher nicht Sinn und Zweck der Übung.


    Genau Zazen konzentriert sich auf samadhi. Es gibt anscheined unterschiedliche Arten oder Schwerpunkte von Konzentration. (Auch wenn sie nicht absolut trennbar sind.) Im Vipassana soweit ich es verstanden habe ist eher eine momentane Konzentration wichtig, also man ist noch bewusst. (Vielleicht kann mich da ein Vipassana Erfahrener besser aufklären?) Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich mir bewusst sei oder werde, dass ich etwas erreichen möchte.



    Sudhana:
    cinnamon:

    Beim Zen habe ich manchmal den Eindruck, dadurch dass es so offen ist, kann man sich leicht verirren.

    Niemand behauptet, es wäre ein einfacher Weg ... Trotzdem teile ich diesen Eindruck nicht. Wenn man die, die einem auf dem Weg vorangegangen sind, nicht aus dem Auge verliert, verirrt man sich auch nicht. Dewegen gibt es saṃgha als Korrektiv - und

    cinnamon:

    haftet man am mystischen, religiösen und dergleichen

    dann deswegen, weil dieses Korrektiv fehlt.


    Sicher ist das Korrektiv wichtig, wenn es nicht systematisch Fehlern unterliegt. Ich hatte einmal eine Sesshin bei einem evangelischen Zenmeister. Die Mischung fand ich sehr seltsam. Glauben Christen nicht an Seelen?...

  • Es stimmt, pamokkha, dass gewissermaßen der "Ansatz" des Zen ein anderer ist: Tugendregeln, jedenfalls nach meinem Verständnis, sind als Resultat der Erkenntnis/Achtsamkeit zu verstehen und zu sehen.. und diese sind eher situativ/spontan. Es werden die Tugendregeln nicht mit sich herumgetragen und der jetzige Moment mit den Regeln auf Kompatibilität abgeglichen. Aber das bedeutet nicht, dass man sich zwangsläufig besäuft weils einem grad so in den Kram passt. Das wäre ein Zeichen für mangelnde Achtsamkeit. Durch tiefe Erkenntnis und Achtsamkeit werden die Tugendregeln eingehalten, weil erkannt wird was inadäquat und schädlich/unheilvoll ist.
    Aber es ist keine Doktrin.

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Der Ansatz ist halt ein anderer. Orthodoxer Theravada setzt den Schwerpunkt auf das Regularium des Vinaya und Zen setzt von Anfang an den Schwerpunkt auf die meditative Praxis, auch in der Laienpraxis. Beides ist jedoch "Erfüllungsgehilfe" der sg. Tugend. Das ist eigentlich schon alles.


    Laienordinierte (al la Brahmavihara bzw. Bodhisattvagelübde) gibt es im Theravada halt nicht und da 'zählt' dann halt ausschließlich der Vinaya.

  • cinnamon:
    Sudhana:

    Es ist jedenfalls nicht der Sinn von Zazen.

    Dass heisst auch, dass Vipassana und Zazen nicht vergleichbar sind.

    Das weiss ich nicht. Ich kenne Vipassana nicht als formale Übungspraxis und mein theoretisches Verständnis davon ist sicherlich ein gefiltertes - mit Zhiyis fusioniertem shikan (Śamatha-Vipaśyana) als 'Filter'. Und auch das habe ich mir nur deswegen mal theoretisch angeschaut, weil es in gewisser Hinsicht ein Vorläufer des Zazen ist.

    cinnamon:

    Vipassana hat ja eine "Anleitung" wie man vorgeht Z.B. wenn die Bauchdecke sich hebt, soll man das auch benennen. Erst später wird diese Anhebung ohne Benennen beobachtet. Das z.B. ist für mich Methodik bzw Methode.

    Klar. "Anleitung" und "Methodik" kennt man im Zazen auch:

    Zitat

    Um Versenkung zu studieren, muss man ein ruhiges Quartier haben. Sei bescheiden im Essen und Trinken. Wirf dann alle Verwicklungen von dir und beende alle weltlichen Angelegenheiten. Denke nicht an Gutes oder Schlechtes, kümmere dich nicht um richtig oder falsch. Halte die Umwälzungen von Geist, Intellekt und Bewusstsein an, beende die Verarbeitung von Gedanken, Ideen und Wahrnehmungen.


    Wenn du sitzt, breite eine dicke Matte aus und benutze ein Kissen, das du darauf legst. Dann sitze entweder in der vollen Position mit gekreuzten Beinen oder in der halben Position mit gekreuzten Beinen. Für die volle Position lege zuerst deinen rechten Fuss auf deinen linken Oberschenkel, dann lege deinen linken Fuss auf deinen rechten Oberschenkel. Für die halbe Position lass einfach deinen linken Fuss auf deinem rechten Oberschenkel ruhen. Lockere deine Kleidung und Gürtel und richte sie ordentlich. Als Nächstes lege deine rechte Hand auf deinen linken Fuss und deine linke Hand auf deine rechte Handfläche. Drücke die Spitzen deiner Daumen aneinander. Dann richte deinen Oberkörper auf und sitze aufrecht. Lehne nicht nach links oder rechts, vorne oder hinten. Deine Ohren sollten in einer Linie mit deinen Schultern, deine Nase in einer Linie mit deinem Nabel sein. Drücke deine Zunge gegen den vorderen Gaumen und schliesse deine Lippen und Zähne. Die Augen sollten immer geöffnet bleiben. Wenn du erst deine Körperhaltung eingerichtet hast, solltest du deinen Atem regulieren.


    Immer wenn ein Gedanke auftaucht, sei dir seiner bewusst; sowie er dir bewusst ist, wird er verschwinden. Wenn du für einen längeren Zeitraum achtlos gegenüber Objekten bleibst, wirst du auf natürliche Weise vereinheitlicht. Das ist die essentielle Kunst des Sitzens in Versenkung. Sitzen in Versenkung ist das Wahrheitstor zu grosser Ruhe und Freude.


    cinnamon:

    (als ich vor kurzem über Vipassana gelesen hatte, kam mir das dennoch nicht so unbekannt vor. Beim Zazen habe ich anfangs auch benannt. Und die Atmung war anfangs auch ein Fokus von mir beim Zazen. Hatte aber auch einen sehr Erfahrenen im Zazen gefragt. Er meinte, das sei in Ordnung so.)

    Sicher ist das in Ordnung so. Ich habe auch kein Problem damit, das eine Zazen-Übung zu nennen. shikantaza oder jijuyu zanmai ist das allerdings (noch) nicht - und wer ernsthaft Zazen übt, weiss das auch.

    cinnamon:

    Ich meinte eher grundsätzlich," die Übung mache ich, um meine irreführende Vorstellung eines Ichs zu lösen und damit das Leidproblem" als Bspl. Also in diesem Sinne ist es mir bewusst und nicht während der Übung.

    Genau so "grundsätzlich" meinte ich das auch. "die Übung mache ich, um meine irreführende Vorstellung eines Ichs zu lösen". Je öfter man es liest, um so absurder klingt es für mich. Die Vorstellung eines Ichs mit der Vorstellung eines Ichs zu lösen ...

    cinnamon:

    Genau Zazen konzentriert sich auf samadhi. Es gibt anscheined unterschiedliche Arten oder Schwerpunkte von Konzentration. (Auch wenn sie nicht absolut trennbar sind.)

    Das klingt missverständlich. Zazen mag zwar "konzentriert" sein, aber es ist nicht fokussiert. D.h. nach dem Aufbau einer Konzentration wird der Fokus erweitert, bis er verschwindet. Eigentlich ist es eher das Gegenteil von Konzentration, insofern diese ein Zentrum (bzw. zumindest eine Vorstellung davon) voraussetzt. Ist keine spezifische Konzentration mehr vorhanden, jeglicher Fokus verschwunden, dann ist auch das Zentrum, der Brennpunkt des Fokus, verschwunden. Die Vorstellung des Ichs ist verschwunden, weil das Ich verschwunden ist - anders gesagt: der im Wachbewusstsein ständig wechselnde, instabile Fokus des Ergreifens (upādāna). Das 'Ich' hat von diesem Verschwinden nichts - wenn das Fokussieren wieder da ist, dann ist auch die Vorstellung des Ichs wieder da. Dieses vorgestellte Ich hat dann bestenfalls ein paar (vorgestellte) Ich-Grenzerfahrungen vorzuweisen - und verwechselt die möglicherweise mit 'Erleuchtung'. Bestenfalls kann man (sic!) mit der Ichvorstellung mit der Zeit etwas souveräner umgehen.

    cinnamon:
    Sudhana:

    Wenn man die, die einem auf dem Weg vorangegangen sind, nicht aus dem Auge verliert, verirrt man sich auch nicht. Deswegen gibt es saṃgha als Korrektiv

    Sicher ist das Korrektiv wichtig, wenn es nicht systematisch Fehlern unterliegt.

    Nun ja - mit denen, "die einem auf dem Weg vorangegangen sind" meine ich die, die wir "Buddhas und Patriarchen" nennen. Wenn man da "systematische Fehler" wahrnimmt, dann sollte man halt die Finger von Zen und Zazen lassen.

    cinnamon:

    Ich hatte einmal eine Sesshin bei einem evangelischen Zenmeister. Die Mischung fand ich sehr seltsam.

    Finde ich auch seltsam - gibt ja viel seltsames auf dem Markt. Meine Sache wäre das nicht, aber wenn es hilft? Es gibt Nesthocker und Nestflüchter ...

    cinnamon:

    Glauben Christen nicht an Seelen?...

    Ja, dem Vernehmen nach. Meistens von klein auf indoktriniert. Das macht es für sie echt schwierig.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Danken allen für die zahlreichen Antworten, auch wenn das Thema leider in eine leicht andere Ecke abgefahren ist.


    Pamokkha, ich habe hier ein Buch online von Mahasi Sayadaw gefunden:


    http://www.zeh-verlag.de/download/meditation.pdf


    Ich denke es ist sehr gut für das Verständnis von der "Etikett" Methode nach Mahasi Sayadaw. Ich habe schon mal was in die Richtung gelesen, ein ganz tolles Buch was mir glaube ich Mukti empfohlen hat, finde es leider nicht mehr. Leider habe ich ein wenig die Erfahrung gemacht, das wenn ich jeden Vorgang in der Meditation etikettiere, das sich der Gedankenstrom im Sinne von
    "Nur-Beobachten" nicht legt, sondern es ausartet in wildes oder gar zwanghaftes ankleben von Begriffen oder anders ausgedrückt: Ich komme so nicht zur Ruhe.
    Interessant wäre, ob man zum Beispiel beim beobachten des hebens und senkens der Bauchdecke einfach verharren kann ohne jedes mal heben - senken zu notieren im Geiste und nur zu notieren wenn man feststellt, das man abschweift, mann dann zum Beispiel innerlich sagt: Geräusch, Schmerz, Verwirrung, Müdigkeit usw. Und kehrt wieder zum beobachten der Bauchdecke zurück und wieder das gleiche Spiel vom neuem. Ich muss aber zugeben, das ich es tatsächlich nur zwei mal ausprobiert habe und das für nicht viele Minuten. Ich werde mal das Buch von Mahasi Sayadaw lesen und gebe der Sache noch mal eine Chance.


    PS: Morpho, Danke dir! :lol:


    PS: Hab was schönes mal über Zazen gelesen, irgendwer sagte Zazen ist so, als sei man eine Katze die das Mauseloch beobachtet. Die Frage ist nur, ob da jemals eine Maus in dem Loch war. :grinsen:

  • Ich hatte tatsächlich ganz unbedacht das Wort "Konzentration" benutzt. Ich meinte Aufmerksamkeit, Gewahrsein oder Achtsamkeit.


    Sudhana:

    Klar. "Anleitung" und "Methodik" kennt man im Zazen auch:


    Ja, bezogen auf Vipassana las ich wie man beobachten soll und was, sehr detailliert und "kategorisiert". (Körper, Gefühle, Geist, mentale Objekte und die 4 edlen Wahrheiten) In dem Sinne meinte ich, ist es eine andere Herangehensweise oder Methodik. Es wird ja methodisch auf etwas kontemplativ versenkt oder betrachtet.So meinte ich das.



    cinnamon:

    Ich meinte eher grundsätzlich," die Übung mache ich, um meine irreführende Vorstellung eines Ichs zu lösen und damit das Leidproblem" als Bspl. Also in diesem Sinne ist es mir bewusst und nicht während der Übung.

    Sudhana:

    Genau so "grundsätzlich" meinte ich das auch. "die Übung mache ich, um meine irreführende Vorstellung eines Ichs zu lösen". Je öfter man es liest, um so absurder klingt es für mich. Die Vorstellung eines Ichs mit der Vorstellung eines Ichs zu lösen ...


    Ja stimmt, das ist absurd xD So in etwas, wie man gelobt alle Lebewesen zu retten, wo es ja keine Lebewesen gibt, die zu retten sind.


    Sudhana:

    Wenn man die, die einem auf dem Weg vorangegangen sind, nicht aus dem Auge verliert, verirrt man sich auch nicht. Deswegen gibt es saṃgha als Korrektiv

    cinnamon:

    Sicher ist das Korrektiv wichtig, wenn es nicht systematisch Fehlern unterliegt.

    Sudhana:

    Nun ja - mit denen, "die einem auf dem Weg vorangegangen sind" meine ich die, die wir "Buddhas und Patriarchen" nennen....


    Ich hatte den Begriff "samgha" zu allgemein aufgefasst. Das war mein Missverständnis.


    Ich will den Thread nicht weiter zerfeddern. Danke Sudhana für den (für mich) hilfreichen Dialog und die Richtigstellungen.

  • Stawrogin:

    Pamokkha, ich habe hier ein Buch online von Mahasi Sayadaw gefunden...


    Meine Erwähnung der Mahasi-Praxis war keine Empfehlung, so zu meditieren.


    Zitat

    Leider habe ich ein wenig die Erfahrung gemacht, das wenn ich jeden Vorgang in der Meditation etikettiere, das sich der Gedankenstrom im Sinne von "Nur-Beobachten" nicht legt, sondern es ausartet in wildes oder gar zwanghaftes ankleben von Begriffen


    Vielleicht passt die Methode tatsächlich nicht zu dir, kann aber auch sein, dass deine Geistesgifte anfangen zu rebellieren, weil du etwas machst, was ihnen nicht passt. Der Mensch ist ja ein Profi im Rationalisieren von Dingen, die er nicht machen soll, um sie zu machen. Vielleicht hilft dies (Untertitel kann man in mäßiger Qualität ins Deutsche übersetzen):


    https://www.youtube.com/watch?…7spFwJrB1Jj29zBkYNUv_Dpxy


    Zitat

    Ich komme so nicht zur Ruhe.


    Das ist auch nicht wirklich die Aufgabe von vipassana. Durch vipassana, also satipatthana, entwickelt sich auch Ruhe, aber schwieriger als mittels reiner Geistesruhemeditation (samathabhavana). Vipassana soll dazu führen, dass du die Dinge siehst, wie sie wirklich sind, was Geistesruhe bedarf. Dich dann ordentlich auskotzt und so einen Ablöseprozess beginnst.


    Zitat

    Hab was schönes mal über Zazen gelesen, irgendwer sagte Zazen ist so, als sei man eine Katze die das Mauseloch beobachtet. Die Frage ist nur, ob da jemals eine Maus in dem Loch war.


    Für vipassana ist dies ein schlechtes Bild. Dies wäre ja eher Kasina-Praxis. Beim vipassana starrt man nicht auf ein externes Objekt, sondern bleibt die allermeiste Zeit bei sich: also bei Körper, Gefühlen und Geist. Und dann sieht man die Vergänglichkeit, dann die Leidhaftigkeit im Vergänglichen, und die fehlende Wesenslosigkeit im Vergänglichen und Leidhaftigen. Dies macht wohl kaum eine Katze.

  • cinnamon:
    cinnamon:

    Ich meinte eher grundsätzlich," die Übung mache ich, um meine irreführende Vorstellung eines Ichs zu lösen und damit das Leidproblem" als Bspl. Also in diesem Sinne ist es mir bewusst und nicht während der Übung.


    Sudhana:

    Genau so "grundsätzlich" meinte ich das auch. "die Übung mache ich, um meine irreführende Vorstellung eines Ichs zu lösen". Je öfter man es liest, um so absurder klingt es für mich. Die Vorstellung eines Ichs mit der Vorstellung eines Ichs zu lösen ...


    Ja stimmt, das ist absurd xD


      „Ist es also, Herr Anando, dann haben wir eine unendliche Linie und kommen zu keinem Abschluß: denn daß da einer durch den Willen den Willen überwinden könnte, das gibt es nicht.“


      „Was meinst du wohl, Brahmane, hattest du vorher den Willen, nach dem Garten zu gehen, und ist, nachdem du hergekommen, der Wille danach beschwichtigt?“


      „Gewiß, Herr.“


      „Ganz ebenso ist es, Brahmane, wenn ein Mönch heilig geworden ist ... Dann ist ihm, was vorher Wille war, heilig zu werden, nach Erreichung der Heiligkeit als Wille danach beschwichtigt.“ (https://suttacentral.net/de/sn51.15)

  • Zitat

    Und dann sieht man die Vergänglichkeit, dann die Leidhaftigkeit im Vergänglichen, und die fehlende Wesenslosigkeit im Vergänglichen und Leidhaftigen.


    Und wie stellt sich das konkret dar? Durch Gemütserlösung selbst, temporär oder endgültig, und nicht umgekehrt.


    PS: Ein Zenni will eben kein Heiliger werden, er möchte 'wahrer Mensch' sein,
    So gekommen, So gegangen (Tahtahgatha). So kommen eben die unterschiedlichen Betrachtungsweisen zustande, auch in Bezug auf Tatkraft, Wille und Absicht. Man kann sich mit diesen Unterschieden befassen oder nicht und sie dann respektieren oder nicht.
    Unisono aber die moralische Integrität in Abrede stellen oder irgendeine Doktrin aufzustellen, zeigt, meiner Ansicht nach, ein fundamentales Desinteresse diesbezüglich und dann kann es eben kein 'Zusammenkommen' geben, was schade ist, doch auch nicht zwingend notwendig. ()