Riten im Theravada Buddhismus

  • Hallo liebe Leute,


    ich habe eine Datei im Netz gefunden welche ich schon mal sehr hilfreich finde, hier der Link:
    http://www.payer.de/theravgegenw/therav04.htm


    allerdings moechte ich noch tiefer in die ganze Sache eingehen und mehr ueber die taeglichen Riten wissen.


    Was genau ist gemeint mit der Rezitation nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen
    spricht man hier von der Zuflucht der 3 Juwelen oder namo tassa.....?


    Auch waere nett zu erfahren wie ein taeglicher Ablauf von jemanden hier aussieht der dem Theravada Buddhismus treu ist? :)


    Also ich, suche jeden Abend zu den 3 Juwelen Zuflucht vor meinem Altar und zuende 3 Raeucherstaebchen an und lasse Kerzen brennen, anschliessend lese ich entweder in Buddistischen Buechern ein wenig oder meditiere.
    Einmal die Woche rezitiere ich dann auch laengere "Texte"


    Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten!


    Gruss :)

  • fm1708:

    :)Also ich, suche jeden Abend zu den 3 Juwelen Zuflucht vor meinem Altar und zuende 3 Raeucherstaebchen an und lasse Kerzen brennen, anschliessend lese ich entweder in Buddistischen Buechern ein wenig oder meditiere. Einmal die Woche rezitiere ich dann auch laengere "Texte".


    Man kann natürlich aus allem ein Ritus machen. Aber re-zitieren als ein befassen und
    wiedergeben von dem was der Buddha lehrte ist natürlich elementar. Ohne das gibt
    es keine oder zu wenig Verinnerlichung und ohne Verinnerlichung gibt es keine
    Entwicklung in der Lehre.
    "Wohl verkündet ist vom Erhabenen die Lehre, im gegenwärtigen Dasein schon wirkend,
    an keine Zeit gebunden, zu ihrer Betrachtung einladend, zum Ziele führend, aus eigener
    Kraft zu verstehen von den Einsichtigen" sagte daher der Buddha immer wieder, denn
    ohne rechte Betrachtung geht gar nichts.

    Zitat

    "Weiter sodann hat ein Mönch sich also zu erforschen:
    'Hab' ich sie vollendet, die vier Pfeiler der Achtsamkeit?'
    Wenn da der Mönch bei seiner Betrachtung erkennt:
    'Nicht vollendet hab' ich sie, die vier Pfeiler der Achtsamkeit',
    so hat ein solcher Mönch um die Vollendung der vier Pfeiler der Achtsamkeit zu kämpfen.


    -

  • accinca:

    Aber re-zitieren als ein befassen und
    wiedergeben von dem was der Buddha lehrte ist natürlich elementar. Ohne das gibt
    es keine oder zu wenig Verinnerlichung und ohne Verinnerlichung gibt es keine
    Entwicklung in der Lehre.


    Womöglich so lange sich kein Automatismus, keine Gewohnheit daraus entwickelt, denn auf sie dürfte sich das Hängen an Riten und Regeln beziehen sowie die Notwendigkeit der Befreiung davon? Das exakte Differenzieren zwischen dem Bedürfnis nach Authentizität, das sich im Wunsch nach Abwechslung in der Praxis äußern kann, und der Zerstreuung bzw. dem Zögern anhand der inneren Hindernisse ist nicht immer einfach. Aber wie auch immer, es gibt Zeiten der Stagnation und Zeiten des Fortschritts, das kann man annehmen bzw. lernen das anzunehmen, denn das gehört zur Nicht-Aufgeregtheit, zum Nicht-Ehrgeiz.


    Grüße

  • Yofi:

    Womöglich so lange sich kein Automatismus, keine Gewohnheit daraus entwickelt, denn auf sie dürfte sich das Hängen an Riten und Regeln beziehen sowie die Notwendigkeit der Befreiung davon? Das exakte Differenzieren zwischen dem Bedürfnis nach Authentizität, das sich im Wunsch nach Abwechslung in der Praxis äußern kann, und der Zerstreuung bzw. dem Zögern anhand der inneren Hindernisse ist nicht immer einfach. Aber wie auch immer, es gibt Zeiten der Stagnation und Zeiten des Fortschritts, das kann man annehmen bzw. lernen das anzunehmen, denn das gehört zur Nicht-Aufgeregtheit, zum Nicht-Ehrgeiz.


    Uff, wenn das mal jetzt nicht zu intellektuell für mich war....aber sicher wirst du wohl
    wissen was du meinst. Ich zitiere jedenfalls nichts wegen eines Bedürfnis nach Authentizität.
    Aber der Buddha war ja doch der Erhabene, der kennende Kenner und der sehende Seher,
    der Auggewordene, Erkenntnisgewordene, Wahrheitgewordene, Heiligkeitgewordene,
    der Künder und Verkünder, der Eröffner des Inhalts, der Spender der Todlosigkeit,
    der Herr der Wahrheit, der Vollendete. Wohl dargelegt ist vom Erhabene die Lehre,
    die ersichtliche, zeitlose, einladende, hinführende, dem Verständigen bei sich selbst
    verständlich'. Er kennt die tiefere Bedeutung des gesagten. Aber dieses dahinleiern
    als ein Singsang, wie es viele Mönche heute glauben tun zu müssen, davon halte ich auch nicht viel.

  • accinca:

    ....aber sicher wirst du wohl
    wissen was du meinst.


    Ja. Tut mir leid. Ich meinte ganz simpel die Gewohnheit. Wenn die anfängliche Faszination und schneller Fortschritt ihren Zauber bzw. Dynamik verlieren.


    accinca:

    Ich zitiere jedenfalls nichts wegen eines Bedürfnis nach Authentizität.


    Unter Authentizität verstehe ich einen Zustand, in dem man empfänglich für die Wirkung der Texte oder der Meditation ist. Es ist denkbar in seltenen Meditationen eine schnellere Entwicklung zu erzielen als wenn man zwar täglich rezitiert, aber nicht richtig bei der Sache ist oder die Motivation nicht die Richtige ist. Diese Aussage stammt nicht von mir, aber ich schließe mich dem an, wobei ich aber keinem den Mut zum täglichen Rezitieren nehmen will. Rezitiert man täglich effektiv, ist es sicher noch besser.


    Grüße

  • Yofi:

    Es ist denkbar in seltenen Meditationen eine schnellere Entwicklung zu erzielen als wenn man zwar täglich rezitiert, aber nicht richtig bei der Sache ist oder die Motivation nicht die Richtige ist.


    Dabei fällt mir ein, eigentlich geht es doch nur darum ein meist kleiner Teile oder
    Textstellen zu bedenken bzw, sich wieder vor Augen zu führen
    und als Hilfsmittel zum Bedenken und zur Motivation einzusetzen.
    So sagte der Buddha einmal: "Häufige Wiederholung der einmal tief
    verstandenen Wahrheit, stärkt die Verständniskraft."
    Ich glaube das ist ein wichtiges Gesetzt sowohl im positiven wie im negativen wirksam.

  • Absolut. Anders verhält es sich aus meiner Sicht beim rituellen Rezitieren, das auf Verdienste oder Reinigung abzielt. Und an dieser Stelle klafft aus meiner derzeitigen Sicht eine Kluft zwischen z. B. dem Vajrayana und Theravada. Es stellt sich für mich die Frage, welches Verhalten beim Erreichen der höheren Jhanas die weitere Entwicklung hindern kann, welche Mittel nicht mehr gebraucht werden bzw. welche Fortsetzung der bisherigen Methoden in der Praxis bei der gegebenen Stufe eine Anhaftung an Riten und Regeln darstellen würden.


    Zitat

    7. "Regeln und Riten befolgend, kann man auch künftig dieses Sehobjekt erlangen", einem, der so denkend Regeln und Riten auf sich nimmt, entsteht die Fessel des Hängens an Regeln und Riten. -


    http://www.palikanon.com/diver…tipatthana/satikom05b.htm


    Auf eine ähnliche Weise kann ein anderes Objekt des Verlangens, z. B. nach unkörperlichem Dasein oder eine andere dem entsprechende Zielsetzung wirksam (fesselnd) sein. Es würde mich interessieren, ob es im PK oder anderen Theravada-Schriften einen Text gibt, der zwecks eigener Orientierung die Zustände der einzelnen Vertiefungen näher umschreibt?

  • Yofi:

    Es würde mich interessieren, ob es im PK oder anderen Theravada-Schriften einen Text gibt, der zwecks eigener Orientierung die Zustände der einzelnen Vertiefungen näher umschreibt?


    Fragen und Sorgen, Fragen und Sorgen.
    Ich kann dir nur sagen das es die Probleme und Sorgen
    dir du hier aufzählst für einen Stromeingetretenen sowieso nicht gibt.
    Selbst wenn der noch Anhängt, so ist er doch von drei Fesseln befreit:


    »Da ist ein Mensch nach Schwinden der drei Fesseln (Persönlichkeitsglaube,
    Zweifel und Hang an Regeln und Riten) ‘in den Strom eingetreten’, dem Verderben
    entronnen, gesichert, der Vollen Erwachung gewiß."

  • Um den Persönlichkeitsglauben zu überwinden sollte man sich eventuell bemühen Gespräche zu führen, die dem Klären der Zusammenhänge dienen, nicht dem Vergleich und Werten vermeintlicher Fähigkeiten anderer. Methoden gibt es viele, und jeder hat die freie Wahl sich eine solche auszusuchen, die am besten seinen Talenten und Fähigkeiten entspricht. Dann gibt es keinen Zweifel mehr bezüglich der Methode, der jedoch nichts mit dem Zweifel an der Lehre bzw. Religion gemeinsam hat.

  • Yofi:

    Zitat

    Es würde mich interessieren, ob es im PK oder anderen Theravada-Schriften einen Text gibt, der zwecks eigener Orientierung die Zustände der einzelnen Vertiefungen näher umschreibt?


    Gibt es , aber Rezitieren bzw. Hören von Sutten oder Teilen behindert Entfaltung nicht, sofern die authentisch sind, ganz unabhängig welche Schule, steht ja auch in deinem Zitat. Sowieso frag ich mich wo die kontemplative Note ist beim Rezitieren, wenn, dann vielleicht "hintergründig" als Eintreten eines spontan verfeinerten Verständnisses. Natürlich ist es auch so, das im Mahayana - vom Theravada weiß ich es nicht- "zum Heil ( Erhellung ) aller Wesen" rezitiert wird, und das heißt, nicht allein für (lebende) Menschen.
    Riten und Regeln haben alle ja einen tieferen Sinn. Das Problem ist eher häufig umgekehrt. Die Leute glauben, sie könnten ( oder sollten gar ! ) drauf verzichten, weil sie alles besser wüssten, heißt, was in aller Munde ist, ist Nicht Anhaftung, aber Nicht-Anhaftung ist keine Sache der Intelligenz oder nennen wir es Aufklärung ( im westlichen Sinne )

    2 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Schade, Seite is wech. Kannste aber vielleicht anfordern, das Praxisbuch.

  • ja. gut ( hoffe ich ),
    will nur noch sagen, "verdienst und klärung " ist dem intonieren einfach "inhärent", jedenfalls so wie ich es kenne, da ist jetzt nix "anrüchiges" bei. das einzige was mir da noch wichtig erscheint, ist, dass du "zu dem stehen kannst" ( vom wortlaut, aber auch vom empfinden her ) was da rezitiert wird.

  • blue_aprico:

    das einzige was mir da noch wichtig erscheint, ist, dass du "zu dem stehen kannst" ( vom wortlaut, aber auch vom empfinden her ) was da rezitiert wird.


    Genau das ist der Punkt. Halbherzig hätte nicht viel Sinn. Für Theravada kann ich nicht sprechen - würde zwar gerne wegen der Überschrift, aber da fehlen mir einfach Kenntnisse. Ich nehme ein Beispiel aus dem Tibetischen Buddhismus. Die Texte sind alle gleich, für alle Praktizierenden. Wenn jemand, der in Enthaltsamkeit lebt, über Gottheit in Vereinigung rezitiert bzw. sich in ihrer Form visualisiert, wird er womöglich ein Problem bekommen und sich mit etwas auseinander setzen müssen, was er zuvor zumindest gedacht hat bereits überwunden zu haben. Sicher könnte man mehr Beispiele anführen. Die Hinderung, die du schilderst, kann man auch als Vemeidungsverhalten verstehen. Jenes findet statt wenn es zu inneren Konflikten kommt, die aber auch auf eine andere Weise kompensiert werden können. Wenn der Druck zu groß ist, wird sich die innere Spannung in falsche Verhaltensweisen entladen. Ich ergreife keinen festen Standpunkt für oder contra, denke nur dass das Thema zu keinem Dogma werden sollte. Eine Methode ist eine Methode, nichts inhärentes. Zum Glück gibt es Unterweisungen auch von Lehrern, die Vielfalt tolerieren.