Yoniso Manasikara

  • Liebes Forumsuser,
    wir haben uns momentan in unserem Lehrredenkreis das Thema "nivarana" vorgenommen. Bei der Überwindung dieser Hindernisse, aber auch bei der Entfaltung der "bojjhanga" (Erwachensglieder) spielt "yoniso manasikara" eine zentrale Rolle. Nun haben wir aber bisher keine Lehrrede finden können, die genau klärt, was damit gemeint ist. In der A I.2 werden zwar Beispiele gegeben, aber für diese finde ich keinen gemeinsamen Nenner. In Samyutta 12.4 scheint angedeutet zu sein, auf die Bedingungen der Phänomene zu achten, aber dies scheint nicht in jedem Zusammenhang zu passen.
    An dem Begriff kaue ich insgesamt schon recht lange rum und noch fehlt mir da die Klarheit. Franz-Johannes Litsch hat dazu einen Text geschrieben, aber auch dieser scheint mir das Thema nicht geanu zu erfassen, sondern ist leicht schwammig und unpräzise. Wenn also jemand ein paar Ideen hätte, um das Thema zu beleuchten würde ich ich freuen.
    Gruß
    Bud Spencer (nicht der Echte)

  • @ Bud Spencer:

    Zitat

    die genau klärt, was damit gemeint ist.


    Samma Sati. Das`weise Erwägen` setzt damit ein und das ist ein abhiññā .
    Nur per Shamatha.

  • @ blue apricot
    Erst einmal vielen Dank für deine Antwort, aber leider verstehe ich diese nicht, da ich diese Kurzform nicht entschlüsseln kann. Auch sehe ich keine Hinweise darauf, wie Du zu dieser Interpretation gekommen bist. Könntest du mir das etwas ausfürhlicher schreiben?


    @ Jiùn Ken
    Vielen Dank für den Link. Das ist genau der Text, auf den ich oben hingewisen habe. Es scheint mir der einzige Text in deutscher Sprache zu sein, der das Thema derart "umfangreich" belechtet, aber leider ist er für mich noch nicht ganz erhellend und teils recht über-interpretierend.

  • Bud Spencer:

    Bei der Überwindung dieser Hindernisse, aber auch bei der Entfaltung der "bojjhanga" (Erwachensglieder) spielt "yoniso manasikara" eine zentrale Rolle. Nun haben wir aber bisher keine Lehrrede finden können, die genau klärt, was damit gemeint ist.


    Das ist aber auch keine einfache Sache bzw. man kann zwar formal sagen
    was die Worte "yoniso manasikāra" bedeuten, nämlich: "auf entstehen
    (und vergehen) gerichtete Geistestätigkeit
    " aber was das genau bedeutet,
    erschließt sich eben in seiner Tiefe erst auf dem Wege, in eben genau dieser
    geistigen Tätigkeit, welche die allein subjektbezogene, von Durst und Verblendung
    bestimmte Sichtweise (ayoniso manasikāra), aufhebt.

    2 Mal editiert, zuletzt von accinca ()

  • @ bud spencer:

    Zitat

    Erst einmal vielen Dank für deine Antwort, aber leider verstehe ich diese nicht, da ich diese Kurzform nicht entschlüsseln kann. Auch sehe ich keine Hinweise darauf, wie Du zu dieser Interpretation gekommen bist. Könntest du mir das etwas ausfürhlicher schreiben?


    Du suchst nach einem intellektuell anwendbaren Schlüssel, den gibt es aber nicht für und in diesem Bereich.

  • @ accinca


    So ähnlich wie Du deute ich den Begriff auch. In S12.4 zersprengt Buddha Vipassi z.B. die "statische Sicht der Dinge", indem er auf das Bedingtsein eines jeglichen Phänomens achtet. Dies ist ja auch schon im Begriff selbst angedeutet (yoni, also: Wo kommen die Dinge her?). Auch in der S 12.15 sehe ich der Sache nach yoniso manasikara, aber das steht dort nicht im Text.
    Habe ich Aversionen, so empfiehlt die A I.2 metta zu entfalten. Aber warum entsteht aus Subjektfreiheit metta und nicht vielmehr Freiheit? Vielleicht deute ich auch den Begriff metta falsch.


    @ blue apricot


    Warum sollte man den Begriff nicht festlegen können? Im Zen würde vielleicht gesagt, dies sei nicht möglich, aber im Palikanon wird der Weg doch detaiilert und logisch bis zum Schluss aufgezeigt. Man kann ja z.B. samma ditthi "messerscharf" definieren und von anderen Begriffen abgrenzen. Warum aber gerade yoniso manasikara nicht?

  • Bud Spencer:

    Habe ich Aversionen, so empfiehlt die A I.2 metta zu entfalten. Aber warum entsteht aus Subjektfreiheit metta und nicht vielmehr Freiheit? Vielleicht deute ich auch den Begriff metta falsch.


    Ich kann leider nicht per se sagen was jemand unter "Subjektfreiheit" versteht, aber
    man könnte vielleicht an "Freiheit von Egoismus" denken. Das würde dann auch metta
    bedeuten und Freiheit von Hass und Aggressionen.

  • @ Bud Spencer:

    Zitat

    Warum sollte man den Begriff nicht festlegen können?


    Hier ist er festgelegt auf dem Papier:http://www.palikanon.com/wtb/yonisomanasikara.html.


    Zitat

    Man kann ja z.B. samma ditthi "messerscharf" definieren und von anderen Begriffen abgrenzen.


    Echt ?

    Zitat

    'Das gründliche oder weise Erwägen', - scharfe oder gründliche Aufmerksamkeit - ist gleichbedeutend mit samma-sati, rechter Achtsamkeit

    s.link-


    Zitat

    Warum aber gerade yoniso manasikara nicht?


    Weil das ein intuitiv/erwägender Vorgang ist ?


    Beispiel: Angenommen du weißt nix von Nivarana, trotzdem hat jeder vernünftige Mensch den intuitiv/erwägenden Impuls die "Dinge" freundlicher und toleranter zu betrachten wenn er zu aversiv wird.


    Definier `Vergegenwärtigung`-
    und dann ?


  • Danke für die erhellende Antwort, accinca.

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Zitat


    Warum aber gerade yoniso manasikara nicht?


    Zitat

    Blue-Apricot: Weil das ein intuitiv/erwägender Vorgang ist ?


    Beispiel: Angenommen du weißt nix von Nivarana, trotzdem hat jeder vernünftige Mensch den intuitiv/erwägenden Impuls die "Dinge" freundlicher und toleranter zu betrachten wenn er zu aversiv wird.


    Definier `Vergegenwärtigung`-
    und dann ?


    Ich denke, Bud Spencer, weil dazu ein Verinnerlichen gehört, ein tiefes Erkennen. Vielleicht weil zu Buddhas Zeiten vor allem Menschen mit entsprechendem sprachlichen Hintergrund und Wissen zugehört haben, denen derartige Begriffe nicht besonders aufgedröselt werden mussten.


    Unsere Sprache heute - so empfinde ich das - ist derartig kompliziert und vieldeutig geworden, dass es schwierig ist, sich mit Menschen über bestimmte Themen klar und unmissverständlich zu unterhalten. So wie auch Blue-Apricot schreibt, wer noch nichts von Nirvana weiß, kann ja trotzdem intuitiv/erwägende Impulse haben, die ihn freundlicher und toleranter stimmen, bevor er aversiv wird. Er wird gegenwärtig, bleibt bei sich und - was ich für sehr wichtig halte - für die Argumente des Gegenüber offen, so dass er vielleicht einen Aspekt mit erfassen kann, den er zuvor noch nicht so betrachtet hat.


    Und das ist wohl das Ziel dieser Lehrrede.


    Bud Spencer:

    @ accinca
    So ähnlich wie Du deute ich den Begriff auch. In S12.4 zersprengt Buddha Vipassi z.B. die "statische Sicht der Dinge", indem er auf das Bedingtsein eines jeglichen Phänomens achtet. Dies ist ja auch schon im Begriff selbst angedeutet (yoni, also: Wo kommen die Dinge her?). Auch in der S 12.15 sehe ich der Sache nach yoniso manasikara, aber das steht dort nicht im Text.
    Habe ich Aversionen, so empfiehlt die A I.2 metta zu entfalten. Aber warum entsteht aus Subjektfreiheit metta und nicht vielmehr Freiheit?


    Zitat

    Vielleicht deute ich auch den Begriff metta falsch.


    Für mich gibt es keinen Unterschied. Sobald Freiheit (z.B. als Erlösung von meiner egoistischen Fixierung) meine Brust öffnet, habe ich auch Mitgefühl und Güte.


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Bud Spencer:

    Liebes Forumsuser,
    wir haben uns momentan in unserem Lehrredenkreis das Thema "nivarana" vorgenommen. Bei der Überwindung dieser Hindernisse, aber auch bei der Entfaltung der "bojjhanga" (Erwachensglieder) spielt "yoniso manasikara" eine zentrale Rolle. Nun haben wir aber bisher keine Lehrrede finden können, die genau klärt, was damit gemeint ist


    Hier wird recht ausführlich der erläutert, was unweises Erwägen ( ayoniso manasi karoti ) und was weises Erwägen ( yoniso manasi karoti ) ist:



    Weises Erwägen ( Yoniso Manasikara ) führt also zum Stromeintritt:


    Zitat

    "Sollte ein Bhikkhu wünschen: 'Möge ich mit der Vernichtung von drei Fesseln ein Stromeingetretener werden, dem Verderben nicht länger unterworfen, (des Weges) gewiß, auf das Erwachen zugehend', dann soll er die Sittlichkeit erfüllen, sich der inneren Herzensruhe widmen, die Meditation nicht vernachlässigen, Einsicht pflegen und in leeren Hütten wohnen."


    (Majjhima Nikāya 6: Sollte ein Bhikkhu wünschen - Ākaṅkheyya Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Sehr schöne Antwort.
    Nur für "Werdenstrieb" würde ich "Daseinstrieb" sagen und für "Dukkha" Leiden.
    (Wobei schon klar ist, das "Leiden" sich nicht nur auf die Dinge beschränkt von
    denen auch der gewöhnliche Mensch von "Leiden" spricht.)
    Aber genau genommen wird in dem Text natürlich nicht wirklich gesagt was
    "yoniso manasikāra" denn nun genau (besonders in seiner Tiefe) bedeutet.
    Aber immerhin wird ja gesagt das die Voraussetzung dafür die Kenntnis der
    Dinge sind, die für yoniso manasikāra geeignet sind um das Leiden zu überwinden
    und das dazu diese Triebe abgebaut werden müssten.

  • accinca:

    Aber genau genommen wird in dem Text natürlich nicht wirklich gesagt was "yoniso manasikāra" denn nun genau (besonders in seiner Tiefe) bedeutet.


    Yoniso manasikāra sollte zu richtiger Ansicht ( Sammādiṭṭhi ) führen:


    Zitat

    "Freund, wieviele Bedingungen gibt es für das Erscheinen von Richtiger Ansicht ( sammādiṭṭhi )?"


    "Freund, es gibt zwei Bedingungen für das Erscheinen von Richtiger Ansicht: die Äußerung eines anderen und weises Erwägen ( yoniso ca manasikāro ). Dies sind die zwei Bedingungen für das Erscheinen von Richtiger Ansicht ( sammādiṭṭhi )."


    (Majjhima Nikāya 43: Die längere Reihe von Fragen und Antworten - Mahāvedalla Sutta)


    Beispielweise richtige Ansicht darüber, was Dukkha ist:


    Zitat

    "Freunde, wenn ein edler Schüler Dukkha versteht, den Ursprung von Dukkha, das Aufhören von Dukkha, und den Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt, dann ist er auf jene Weise einer mit Richtiger Ansicht ( sammādiṭṭhi ), dessen Ansicht geradlinig ist, der vollkommene Zuversicht in Bezug auf das Dhamma hat und bei diesem wahren Dhamma angelangt ist."


    (Majjhima Nikāya 9: Richtige Ansicht - Sammādiṭṭhi Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Ganz deiner Meinung, wie ich auch schon geschrieben hatte.
    Wobei "weises Erwägen" ein sehr allumfassende und allgemeine Formulierung ist.

  • Vielleicht ist dann noch anzumerken, dass "weises Erwägen" ( yoniso manasikāra ):



    ... noch nicht gleichbedeutend mit "der Wirklichkeit entsprechend erkennen" ( yathābhūtaṃ pajānāti ) ist.


    Denn dafür ist etwas mehr Praxis erforderlich:



    Daher führt "weises Erwägen" ( yoniso manasikāra ) allein auch "nur" zum Stromeintritt und zu richtiger Ansicht, aber noch nicht zur Befreiung.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:

    Daher führt "weises Erwägen" ( yoniso manasikāra ) allein auch "nur" zum Stromeintritt und zu richtiger Ansicht, aber noch nicht zur Befreiung.


    Das halte ich nicht für haltbar. Auch yoniso manasikāra ist
    je nach Zusammenhang zu verstehen. yoniso manasikāra ist wie
    du schon richtig geschrieben hattest nötig um die Triebe die an der
    Sinnenwelt und am Dasein und Nichtsein insgesamt anhaften lassen aufzuheben.
    Damit aber führt yoniso manasikāra auch zur völligen Befreiung vom Leiden.

  • accinca:

    Damit aber führt yoniso manasikāra auch zur völligen Befreiung vom Leiden.


    Wie soll das gehen?



    Mit Hilfe von yoniso manasikāra können die ersten drei dieser fünf niedrigeren Fesseln überwunden werden:


    Zitat

    "Er erwägt weise: 'Dies ist Dukkha'; er erwägt weise: 'Dies ist der Ursprung von Dukkha'; er erwägt weise: 'Dies ist das Aufhören von Dukkha'; er erwägt weise: 'Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt' [5]. Wenn er auf solche Art weise erwägt, werden drei Fesseln in ihm überwunden:


    • Persönlichkeitsansicht,
    • Zweifel, und
    • Anhaften an Regeln und Ritualen.


    (Majjhima Nikāya 2: Alle Triebe - Sabbāsava Sutta)


    Weiter geht es aber mit yoniso manasikāra allein nicht. Hier ist Praxis erforderlich:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Das sind doch alles keine Gegensätze.
    Nur weil man yoniso manasikāra auch für den Stromeintritt braucht bedeutet
    das doch nicht das man yoniso manasikāra danach nicht mehr braucht zur
    völligen Befreiung vom Leiden. Was aber immer auch auf dem Pfade läuft, dazu
    braucht es yoniso manasikāra.


    In den Lehrreden des Buddha heißt es:
    "'Fernerhin, ihr Brüder, ist der Mönch weise: er ist ausgerüstet mit jener Weisheit,
    die das Entstehen und Vergehen begreift, die edel ist, durchdringend die zur völligen
    Leidensvernichtung führt. "


    Dieser Anblick der das "Entstehen und Vergehen begreift und Beobachtet" das ist
    auch yoniso manasikāra, dieses "Durchdringen" des Daseins führt dadurch zur
    völligen Leidensvernichtung und nicht nur zum Stromeintritt.

  • accinca:

    Nur weil man yoniso manasikāra auch für den Stromeintritt braucht bedeutet das doch nicht das man yoniso manasikāra danach nicht mehr braucht zur völligen Befreiung vom Leiden. Was aber immer auch auf dem Pfade läuft, dazu braucht es yoniso manasikāra.


    Das ist richtig.


    Yoniso Manasikāra ist eine notwendige, wenn auch keine hinreichende Bedingung für Befreiung.




    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:

    Yoniso Manasikāra ist eine notwendige, wenn auch keine hinreichende Bedingung für Befreiung.


    Allerdings in einem gewissen Sinne ist yoniso manasikāra eine notwendige
    wie auch hinreichende Bedingung für die vollständige Befreiung, denn
    nur yoniso manasikāra führt zur Auflösung der 10. Fessel (avijjā).

  • accinca:

    nur yoniso manasikāra führt zur Auflösung der 10. Fessel (avijjā).


    Das scheint mir nicht haltbar.


    Zitat

    "Dukkha nicht zu kennen, den Ursprung von Dukkha nicht zu kennen, das Aufhören von Dukkha nicht zu kennen, und den Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt nicht zu kennen - dies wird Unwissenheit ( avijjā ) genannt [9]. Der Weg, der zum Aufhören von Unwissenheit führt, ist eben dieser Edle Achtfache Pfad; nämlich Richtige Ansicht, Richtige Absicht, Richtige Rede, Richtiges Handeln, Richtige Lebensweise, Richtige Anstrengung, Richtige Achtsamkeit, Richtige Konzentration."


    (Majjhima Nikāya 9: Richtige Ansicht - Sammādiṭṭhi Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:
    accinca:

    nur yoniso manasikāra führt zur Auflösung der 10. Fessel (avijjā).


    Das scheint mir nicht haltbar.Elliot


    Genau das ist ja das Problem bzw. was unverständlich ist.
    Sollte bei "weisem Nachdenken" eigentlich klar sein das
    Unwissenheit nur durch Weisheit (mit dem Geist machen) aufzuheben ist.

    Zitat

    "Dukkha nicht zu kennen, den Ursprung von Dukkha nicht zu kennen, das Aufhören von Dukkha nicht zu kennen, und den Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt nicht zu kennen - dies wird Unwissenheit ( avijjā ) genannt [9].


    Ganz meine Meinung. "nicht zu kennen" ist hier das Unwissen ( avijjā ).
    Leider ist aber nicht jeder dazu in der Lage yoniso manasikāra in
    voller Weise für dauernd aufrecht zu erhalten. "nicht Erkennen" (Unwissen)
    macht sich also immer noch und immer wieder breit. Aus Mangel an
    yoniso manasikāra bzw. Mangel an weisheitlicher Kraft kann es daher
    solange nicht zu vollen Befreiung kommen wie yoniso manasikāra noch nicht voll ausgebildet wurde.

  • accinca:

    Sollte bei "weisem Nachdenken" eigentlich klar sein das Unwissenheit nur durch Weisheit (mit dem Geist machen) aufzuheben ist.

    Zitat

    "Dukkha nicht zu kennen, den Ursprung von Dukkha nicht zu kennen, das Aufhören von Dukkha nicht zu kennen, und den Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt nicht zu kennen - dies wird Unwissenheit ( avijjā ) genannt [9].


    Ganz meine Meinung. "nicht zu kennen" ist hier das Unwissen ( avijjā ).


    Also verstehe ich Dich richtig, dass Deiner Meinung nach der achtfache Pfad:



    ... der zum Aufhören von Unwissenheit führt, eigentlich auf das Übungsfeld der Weisheit reduziert werden könnte?


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Elliot:

    (Weg)... der zum Aufhören von Unwissenheit führt, eigentlich auf das
    Übungsfeld der Weisheit reduziert werden könnte?


    Was ich gesagt hatte war, das durch Weisheit Befreiung erlangt wird.
    Eine andere Frage ist, wie man denn zu dieser Weisheit gelangen könnte.
    Dazu gibt es in der Lehre die verschiedensten Aussagen, u.a. die durch
    Übung auf dem rechten Pfade. Und es gibt Aussagen darüber wie leicht
    oder wie mühevoll der jeweilige individuelle Weg ist wie u.a. in A. 4. 162
    wo es z.B. heißt:


    "Was aber, ihr Mönche, ist der mühsame Fortschritt, verbunden mit langsamem Verständnis?
    Da, ihr Mönche, besitzt einer von Natur aus starke Gier, starken Haß oder starke Verblendung, und infolge davon empfindet er häufig Leiden und Gram.
    Die fünf Fähigkeiten, nämlich Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit, sind nur schwach in ihm entwickelt; und da sie schwach entwickelt sind, erreicht er nur langsam die unmittelbare Bedingung der Triebversiegung.
    Das, ihr Mönche, nennt man den mühsamen Fortschritt, verbunden mit langsamem Verständnis.
    Was aber, ihr Mönche, ist der mühsame Fortschritt, verbunden mit schnellem Verständnis?" u.s.w.


    Je stärker die negativen Faktoren um so schwächer die Weisheitssicht und umgekehrt.
    Und um diese Weisheitssicht zu entwickeln kommt man um den Pfad nicht herum und
    genau das sagt einem ja auch schon die Weisheitssicht, selbst wenn sie noch nicht stark
    entwickelt ist.


    Oder 163 ist auch gut:

    Zitat

    Was aber ,ihr Mönche, ist der mühsame Fortschritt, verbunden mit langsamem Verständnis?
    Da, ihr Mönche, verweilt der Mönch in der Betrachtung der Widerlichkeit des Körpers (vgl. die 10 Vorstellungen in A.I.35.); er ist eingedenk des Ekels bei der Nahrung (vgl. VisM 390), eingedenk der Reizlosigkeit jeglichen Daseins (vgl. A.X.60); er betrachtet die Vergänglichkeit aller Gebilde, und die Vorstellung des Todes (vgl. A.VIII.73-74; VisM 267) ist gut gefestigt in seinem Inneren. Die fünf Schulungskräfte sind seine Stütze, nämlich Vertrauen, Schamgefühl, sittliche Scheu, Willenskraft und Weisheit.
    Die fünf Fähigkeiten aber, nämlich Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Geistessammlung und Weisheit, sind in ihm schwach entwickelt; und da sie schwach entwickelt sind, erreicht er nur langsam die unmittelbare Bedingung der Triebversiegung. Das, ihr Mönche, nennt man den mühsamen Fortschritt, verbunden mit langsamem Verständnis.
    Was aber, ihr Mönche, ist der mühsame Fortschritt, verbunden mit schnellem Verständnis ? u.s.w.