Ist der Begriff "Hinayana" politisch korrekt?

  • Ich gehöre zu einer Soto-Zen Linie. Irgendwann ganz in den Anfängen habe ich gelernt, dass es im Buddhismus die beiden großen Richtungen Hinayana und Mahayana gibt. Allerdings habe ich auch gleich dazu gelernt, dass der Begriff Hinayana "kleines Fahrzeug" bedeutet, während wir Zenies zum "großen" Fahrzeug des Mahayana gehören. Gleichzeitig habe ich aber auch gelernt, dass die Bezeichnung Hinayana von den Mahayana-Buddhisten bewußt geschaffen wurde, um die alten Schulen herabzusetzen - weshalb er eigentlich nicht verwendet werden sollte. Also habe ich es bis jetzt immer so gehalten: Wenn ich über die verschiedenen Richtungen spreche, dann rede ich immer von Mahayana und Theravada, den Begriff Hinayana verwende ich nie.


    Obwohl ich mich seit Jahren immer wieder auf Buddhaland herumtreibe, habe ich nun erst vor ein paar Tagenzum ersten Mal in diese Sektion hier hinein geschaut. Und was sehe ich: Hier, in der Sektion für die alten Schulen wird der Begriff das Hinayana von Euch scheinbar ganz selbstverständlich verwendet.


    Lag ich in der Sache also lange Jahre lang falsch? Ich würde mich freuen, wenn ihr mich aufklärt.

    • Offizieller Beitrag
    lubob:

    Ich gehöre zu einer Soto-Zen Linie. Irgendwann ganz in den Anfängen habe ich gelernt, dass es im Buddhismus die beiden großen Richtungen Hinayana und Mahayana gibt. Allerdings habe ich auch gleich dazu gelernt, dass der Begriff Hinayana "kleines Fahrzeug" bedeutet, während wir Zenies zum "großen" Fahrzeug des Mahayana gehören. Gleichzeitig habe ich aber auch gelernt, dass die Bezeichnung Hinayana von den Mahayana-Buddhisten bewußt geschaffen wurde, um die alten Schulen herabzusetzen - weshalb er eigentlich nicht verwendet werden sollte. Also habe ich es bis jetzt immer so gehalten: Wenn ich über die verschiedenen Richtungen spreche, dann rede ich immer von Mahayana und Theravada, den Begriff Hinayana verwende ich nie.


    Obwohl ich mich seit Jahren immer wieder auf Buddhaland herumtreibe, habe ich nun erst vor ein paar Tagenzum ersten Mal in diese Sektion hier hinein geschaut. Und was sehe ich: Hier, in der Sektion für die alten Schulen wird der Begriff das Hinayana von Euch scheinbar ganz selbstverständlich verwendet.


    Lag ich in der Sache also lange Jahre lang falsch? Ich würde mich freuen, wenn ihr mich aufklärt.


    Ich sehe es genau wie du. So wie die Juden den Begriff "Altes Testament" für ihre Thora ablehnen, ist es auch für den Thervada ein Schlag ins Gesicht, ihn mit Hinayana zu bezeichnen. So wie das "Herkömmliche Waschmittel" in der Werbung, ist es etwas was geschaffen wurde, um sich positiv davon abzuheben.

  • Theravada ist nicht Hinayana.
    Hinayana bezeichnet quasi den Anfängermodus im "Tibetischen".


    Liebe Grüße
    Kusala

  • Kusala:

    Theravada ist nicht Hinayana.
    Hinayana bezeichnet quasi den Anfängermodus im "Tibetischen".


    Liebe Grüße
    Kusala


    Äh was? :) Nö das verwechselst du was :)

    mani-tibetan.jpg

  • Mir ist das so ziemlich egal:
    ich fahre eh lieber mit meinem Mountainbike (einem kleinen Fahrzeug) als im Reisebus, von daher habe ich kein Problem, wenn mir nachgesagt wird, ich bin im oder mit einem "kleinen Fahrzeug" unterwegs. :D
    Wenn jemand damit meinen Weg abwerten will, dann sagt diese Wertung viel mehr über ihn aus als über meinen Weg.
    Nicht mein Problem.

    Herzliche Grüße von der


    Kirschblüte



    Der vielleicht größte Vorteil des Ruhms besteht darin, daß man ungestraft die größten Dummheiten sagen darf.


    André Gide

    • Offizieller Beitrag
    Kirschbluete:

    Mir ist das so ziemlich egal:
    ich fahre eh lieber mit meinem Mountainbike (einem kleinen Fahrzeug) als im Reisebus, von daher habe ich kein Problem, wenn mir nachgesagt wird, ich bin im oder mit einem "kleinen Fahrzeug" unterwegs. :D
    Wenn jemand damit meinen Weg abwerten will, dann sagt diese Wertung viel mehr über ihn aus als über meinen Weg.
    Nicht mein Problem.


    Das von dem man sich abrenzt, so nahe es einem ist , wird abgewertet. So kommen in der Bibel, gerade weil Jesus ein Pharisäer(Rabbi) war die anderen Pharisäer so schlecht weg. Und bei den Kommunisten die Sozialdemokraten. Und die Buddhisten werten ie Hindus ab, indem sie deren Atman-Konzept, das für die Hindus den Inbegriff von Selbstlosigkeit und Illusionslosigkeit bedeutet, mit dem Festhalten an einem Selbst assoziieren. Um das buddhitische Anatta-Konzept herauzsustellen, wird Atman in Richtung Ego gerückt.


    Von daher nehme ich mal, an dass das mit dem Hinayana nicht bösser Wille war, sondern sich aus so eine Logik ergeben hat.

  • Es ist 'politisch inkorrekt' und es wurde sich darauf festgelegt, den Theravada nicht als Hinayana zu bezeichnen. Nicht nur, weil es eine Herabwürdigung wäre. Es wäre auch sachlich falsch, hatte sich aber eingeschlichen. Leider weiß ich garede nicht mehr wann, wo und von wem es beschlossen wurde. Tolle Angabe, ich weiß ;-).


    Hier ist ein, wie ich finde, guter, kurzer Artikel
    über das falsche Verständnis vom Begriff Hīnayāna, auf englisch.


    Kirschbluete:

    von daher habe ich kein Problem, wenn mir nachgesagt wird, ich bin im oder mit einem "kleinen Fahrzeug" unterwegs.


    Es steckt mehr darin als 'klein', sonst hieße es vermutlich Cūḷayāna.
    Es hatte schon den abwertenden Charakter.


    lubob:

    Obwohl ich mich seit Jahren immer wieder auf Buddhaland herumtreibe, habe ich nun erst vor ein paar Tagenzum ersten Mal in diese Sektion hier hinein geschaut. Und was sehe ich: Hier, in der Sektion für die alten Schulen wird der Begriff das Hinayana von Euch scheinbar ganz selbstverständlich verwendet.


    Ist mir nicht aufgefallen. Wo denn?


    Schöne Grüße,
    Mirco

  • Syia:
    Kusala:


    Hinayana bezeichnet quasi den Anfängermodus im "Tibetischen".


    Ähm,..............nein.


    Was denn?


    ()

  • Kusala:
    Syia:

    Ähm,..............nein.


    Was denn?


    ()


    Wahrscheinlich hast Du es mit der Bezeichnung "Sutra-Fahrzeug" verwechselt, Kusala? Das bezeichnet wohl eher den "Anfängermodus" im Tibetischen Buddhismus, und gleichzeitig kann es wohl auch für den Theravada benutzt werden.


    Nein, Hinayana ist eine Beschreibung der Mahayanis für den Pfad der Shravakas, die Arahatschaft anstreben. Darin besteht an sich noch keine Wertung.
    Da aber die Bezeichnung Hinanyana als abwertend benutzt wurde, von Mahayanaschülern, die anderen Richtungen gegenüber keinen Respekt haben, kann und sollte auf diese Benennung verzichtet werden.
    So würde sich jede sinnlose Diskussion erübrigen.


    Wer die Schulen des südlichen Buddhismus herabsetzt, verstößt gegen seine Gelübde. Wer sich erblödet, einen Arahat gering zu schätzen, weil er kein Bodhisattva sei, braucht wohl im Sandkasten der Schulungen noch eine ganze Weile.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:

    Nein, Hinayana ist eine Beschreibung der Mahayanis für den Pfad der Shravakas, die Arahatschaft anstreben. Darin besteht an sich noch keine Wertung.


    Aus dem oben verlinkten, interessanten Artikel:

  • Hier hab ich ein Artikel des Dalai Lama gefunden als ich mir zum Thema Sutra vs Tantra Informationen besorgte. Der Artikel passt gut hierher:




  • void:

    Und die Buddhisten werten die Hindus ab,


    Klingt für mich nach Schubladendenken. :shock:


    Man kann auch eine Lehre ganz sachlich z.B. nach ihrer Wirkung beurteilen, ohne persönlich-feidselig zu werden oder selbiges zu unterstellen.


    Der Buddha sagte (in M 11):

    "Bhikkhus, nur hier gibt es einen wahren Mönch, nur hier einen zweiten (wahren) Mönch, nur hier einen dritten (wahren) Mönch, nur hier einen vierten (wahren) Mönch. Die Lehren anderer sind leer von (wahren) Mönchen: auf jene Weise solltet ihr zu Recht den Löwenruf ertönen lassen."


    Bis heute hat sich IMHO nichts daran geändert, auch wenn gelegentlich einige von Buddhas Anatta-Lehre abkupfern.



    void:

    indem sie deren Atman-Konzept, das für die Hindus den Inbegriff von Selbstlosigkeit und Illusionslosigkeit bedeutet, mit dem Festhalten an einem Selbst assoziieren. Um das buddhitische Anatta-Konzept herauzsustellen, wird Atman in Richtung Ego gerückt.


    Hindu-Atman ist das Wahre Selbst.



    void:

    Inbegriff von Selbstlosigkeit


    Selbstlosigkeit ist ein Gefühl.


    void:

    und Illusionslosigkeit


    Illusionslos ist noch nicht Anatta.


    Der Buddha sagte:


    "Obwohl sie behaupten, die völlige Durchdringung aller Arten von Anhaftung zu lehren, beschreiben sie daher nur die völlige Durchdringung der Anhaftung an Sinnesvergnügen, der Anhaftung an Ansichten (Illusionen) und der Anhaftung an Regeln und Ritualen, ohne die völlige Durchdringung der Anhaftung an eine Lehre von einem Selbst zu beschreiben."

    (M 11)


    void:

    Von daher nehme ich mal, an dass das mit dem Hinayana nicht bösser Wille war, sondern sich aus so eine Logik ergeben hat.


    Nett gemeint, aber die obige Annahme basiert nicht auf Tatsachen.


    Hinayana heißt nicht "kleines Fahrzeug", wie oft behauptet wird, sondern "niedriges Fahrzeug".


    (Kleines Fahrzeug hieße Culayana.)



    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Losang Lamo:

    Wahrscheinlich hast Du es mit der Bezeichnung "Sutra-Fahrzeug" verwechselt, Kusala?


    Das bezeichnet wohl eher den "Anfängermodus" im Tibetischen Buddhismus, und gleichzeitig kann es wohl auch für den Theravada benutzt werden.


    Merkst Du den Widerspruch in diesen Sätzen?


    Losang Lamo:


    Wer die Schulen des südlichen Buddhismus herabsetzt, verstößt gegen seine Gelübde. Wer sich erblödet, einen Arahat gering zu schätzen, weil er kein Bodhisattva sei, braucht wohl im Sandkasten der Schulungen noch eine ganze Weile.


    Dieser Satz erscheint zwar ab und an in Mahayana-Texten und in Gelübden, doch wie ernst ist dies zu nehmen, wenn man solche Texte
    http://www.buddhaland.de/posti…te&f=13&p=259376#pr259391 liest?


    Und sorry, bei dem was der D.L. da geschrieben hat, muss ich davon ausgehen, dass er noch einige Erfahrungs- und Wissenslücken hat, was den Buddha-Dhamma betrifft. So wird auch er wahrscheinlich noch eine lange Zeit (wie der Buddha) als Bodhisattva (ein nach Erleuchtung strebender) geboren werden. So wie er es ja auch möchte und so wie es karmisch für ihn passt.


    Das ist natürlich keine Abwertung dem Mahayana bzw. dem D.L. gegenüber.
    Jeder da wo er gerade steht. Dies gilt es zu erkennen und zu respektieren.
    (Synonymsatz für "Wer die Schulen des südlichen Buddhismus herabsetzt, ... 8)


    ()

  • Kusala:

    Und sorry, bei dem was der D.L. da geschrieben hat, muss ich davon ausgehen, dass er noch einige Erfahrungs- und Wissenslücken hat, was den Buddha-Dhamma betrifft.
    [...]
    Das ist natürlich keine Abwertung [...] dem D.L. gegenüber.


    Du sagst zwar, es sei nicht Abwertend gemeint,
    dass hebt die Abwertung in meinen Augen aber nicht auf.
    Begründe die Kritik sachlich!

  • Mirco:

    dass hebt die Abwertung in meinen Augen aber nicht auf.


    Genau das wollte ich mit meinem "Synonymtext" zu

    Zitat

    "Wer die Schulen des südlichen Buddhismus herabsetzt, verstößt gegen seine Gelübde. Wer sich erblödet, einen Arahat gering zu schätzen, weil er kein Bodhisattva sei, braucht wohl im Sandkasten der Schulungen noch eine ganze Weile."


    deutlich machen.



    Kusala:

    Das ist natürlich keine Abwertung dem Mahayana bzw. dem D.L. gegenüber.
    Jeder da wo er gerade steht. Dies gilt es zu erkennen und zu respektieren.
    (Synonymsatz für: "Wer die Schulen des südlichen Buddhismus herabsetzt, ..."


    ()

  • Das Begriffspaar Hinayana (geringeres Fahrzeug) und Mahayana (großes Fahrzeug) wurde vom Mahayana geprägt. Der Begriff wird auch im akademischen Kontext eigentlich nicht mehr verwendet - man spricht mittlerweile von "südlichem Buddhismus", "Theravada-Buddhismus", "Pali-Buddhismus" oder "Nikaya-Buddhimus".



    Liebe Grüße.

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Kusala, altes Haus!
    Du diskutierst nach wie vor auf der Ebene des Keinesfalls-verstehen-wollens. Macht das für Dich einen Sinn? Für mich nicht.
    In der Rede des Dalai Lama ist alles wunderbar auf den Punkt gebracht. Die Verdrehungen entstehen in Deinem
    Geist, weil da "tibetisch = pöse, pöse" gesetzt ist.
    So bringt es nichts. Ciao und alles Gute.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Das ist schon öfter erklärt worden.


    Hinayana/Mahayana ist ein Begriffspaar aus dem Mahayana. Das hat nix mit Theravada/Mahayana zu tun.
    Schwer zu verstehen ist es nur, wenn man sich verbeisst, in der Meinung, dass Hinayana ein Synonym für Theravada ist. Das ist es eben nicht.
    Das Begriffspaar Hinayana/Mahayana gilt nur für das System des Mahayana.
    So wie "Rot" nur innerhalb des semantischen Systems "Farbe" eine konkrete Bedeutung hat. Im semantischen System "Obst" gibt es kein "Rot". Es gibt nur Obst, das eine rote Farbe aufweist, aber kein Obst, das Rot heißt.


    Hinayana/Mahayana sind zwei Ansätze der Übung.
    Im Hinayana konzentriert sich der Übende auf sich selbst. – Im Mahayana wird die Übung auf alle Wesen ausgeweitet.
    Beide Übungen sind untrennbar. Jeder Übende verlagert seinen Schwerpunkt mal auf die eine Seite, mal auf die andere Seite. Das geschieht nicht nur bei bestimmten Übungsformen, sondern geschieht in fließenden Übergängen im täglichen Leben. Andauernd.
    Ich drücke es mal ganz plakativ und vereinfacht aus:
    Mal schaue ich, wie ich mich fühle und dann schaue ich, wie ich mich anderen gegenüber verhalte.
    Mal handle ich in Bezug auf mein Wohl, mal handle stelle ich mein Wohl komplett zurück zugunsten der anderen (nicht nur als bewusster Verzicht, sondern als Automatismus, also absichtslos).


    Jeder übt und handelt mehr oder weniger so, egal welcher Tradition er angehört.
    In den Mahayana-Schulen wird der Aspekt "Wohl des anderen" jedoch offensichtlich sehr stark in den Vordergrund gestellt. Aber das lehnt den Hinayana-Aspekt, also den selbstbefreienden Aspekt, nicht ab. Im Gegenteil. Ohne Selbstbefreiung kann niemand anderen Wesen hilfreich zur Seite stehen. Jedoch wird die Wechselwirkung stark betont: Je mehr ich mir helfe, desto mehr helfe ich anderen. Je mehr ich anderen helfe, desto mehr helfe ich mir.
    Deshalb heißt es ja auch, dass Hinayana die unverzichtbare Grundlage der Übung ist. Daher wird ein Mahayana-Übende nicht einfach nur Gutes für das Umfeld tun wollen, sondern er wird unermüdlich an der Selbstbefreiung arbeiten.
    In den Paramitas sind beide Aspekte enthalten und keiner wird bevorzugt. Die Paramitas verbinden alle Schulen.


    Deshalb können diese Begriffe auch für die Ansätze des Theravada verwendet werden, aber eben nicht als Abgrenzung der verschiedenen Schulen, sondern als Beschreibung eine "Phase", in welcher sich der Übende momentan befindet.
    Eine solche Phase kann eine Übung sein wie "Ich übe mich die nächsten vier Wochen in Dana"/"Ich übe mich die nächsten vier Wochen intensiv um die Betrachtung meiner Gedanken", und sie wird aber auch innerhalb einer solcher Übung ständig wechseln.


    Daher erlaube ich Ungeschulte mir mit allem Respekt, dem Text des Dalai Lama voll zuzustimmen.


    Ich höre immer wieder wie wichtig das Hinayana ist, aber das wir nicht dabei bleiben sollen. Ich interpretiere das folgendermaßen:
    Wenn wir den Weg der Meditation beginnen, dann können wir von den Erscheinungen und Ergebnissen fasziniert sein, und zwar so sehr, dass wir das Ziel aus den Augen verlieren: nämlich zum Wohl aller Wesen zu wirken. Wir können selbstverliebt in Meditationserfahrungen und Textstudien usw. verharren. Das bewirkt, dass wir über einen bestimmten Punkt nicht hinauskommen und das Gesamtziel verfehlen. Denn eines der essentiellen Erkenntnisse ist die Ungetrenntheit in all seinen Aspekten. Genauso wenig sollten wir uns in einem Aktionismus verlieren den Wesen nutzen zu wollen, ohne die nötige Grundlage der Gewinnung der Selbsterkenntnis. Daher stimmt das wohl ein wenig mit dem "Anfängeraspekt" des Hinayana überein, den Du anführst. Nur, wenn ich es genau nehme, dann beginne ich ständig von neuem. Täglich werde ich unzählige Male wieder auf den Punkt zurückgeworfen, neu anzufangen und mich auf mich zu besinnen. Ich kann mir nicht vorstellen jemals dauerhaft über das Anfängerstadium hinauszukommen, jedenfalls habe ich diese Erfahrung noch nicht gemacht. Von daher ist für mich der Weg des Hinayana und des Mahayana aus eigener Erfahrung untrennbar. Es ist ein Weg und ich stelle mir diesen bildlich vor: eine rechte Seite und eine linke Seite, wie bei einem Feldweg. Wenn ich mit meinem Karren auf diesem Weg fahre, benutze ich beide Seiten um nicht in den Graben zu stürzen.



    Der Knackpunkt ist hier, liebe Kuala:

    Zitat

    Im Buddhismus unterscheidet man zwei Fahrzeuge, das Hinayana oder auch "Kleines Fahrzeug" und das Mahayana, das "Große Fahrzeug".


    Hier wird direkt als Eingangssatz Theravada mit Hinayana gleich gesetzt.

    Manchmal werden sie auch "Shravakayana", also das "Fahrzeug der Hörer", und "Bodhisattvayana", das "Fahrzeug der Bodhisattvas" genannt.


    Du selbst setzt Hinayana mit Theravada gleich, und daraus resultieren alle anderen Folgefehler und Missverständnisse.
    Es ist einfach die falsche Brille.


    Mir ist bewusst, dass es Mahayanis gibt, die das Begriffspaar zur Abwertung benutzen. Aber da unterliegen sie demselben Irrtum wie Du, liebe Kusala. Kurz: Es gibt keinen besseren oder schlechteren Traditionsweg. Jeder der seine Tradition dazu benutzt die andere abzuwerten oder seine verteidigt, befindet sich auf dem Holzweg. Ich erlaube mir diese Behauptung.
    Sollte sich also jemand dazu versteigen, den Theravada in herablassender Absicht mit dem Begriff "Hinayana" zu bezeichnen, dann ignoriere das bitte wohlwollend, mit dem Wissen, dass diese Person noch unwissend ist.


    So, damit habe ich mein Fasten vorerst gebrochen.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Vielen Dank an alle für diese erhellende Disksussion.


    Meine ursprüngliche Anfrage bezog sich vor allem auf den Gebrauch im Alltag und da ist für mich die Sache jetzt klar: Da es zumindest einige Schulen gibt, die den Ausdruck Hinayana als Herabsetzung sehen, verwende ich ihn auch weiterhin nicht.

  • Losang Lamo:

    Kusala, altes Haus!
    Du diskutierst nach wie vor auf der Ebene des Keinesfalls-verstehen-wollens. Macht das für Dich einen Sinn? Für mich nicht.
    In der Rede des Dalai Lama ist alles wunderbar auf den Punkt gebracht. Die Verdrehungen entstehen in Deinem
    Geist, weil da "tibetisch = pöse, pöse" gesetzt ist.


    Der "Tibetische Buddhismus" und der Theravada verfolgen nun mal unterschiedliche Ziele.
    Es sind 2 verschiedene Schulen, 2 verschiedene Herangehensweisen, Praktiken usw, auch wenn man die Sutten (angeblich) auch als Grundlage hat. Wobei die Sutten ja teilweise auch recht unterschiedlich sind.
    Man vergleiche nur das


    Digha Nikāya - 16. Mahāparinibbāna Sutta


    und das Tibetische Mahapara-NIRVANA-Sutra, das ich leider nicht in deutsch im Internet finde. Vielleicht weiß einer wo?


    Auf jeden Fall - 2 Welten.


    Was aber nicht bedeuten soll, dass es nicht auch Tibetisch Praktizierende gibt die "erwacht" sind.


    Zitat

    Die Verdrehungen entstehen in Deinem
    Geist, weil da "tibetisch = pöse, pöse" gesetzt ist.


    Für mich ist nichts "böse", sondern einfach manches falsch (aus meinem Verständnis heraus) in Bezug auf Buddha-Dhamma.



    ()

  • lubob:

    Vielen Dank an alle für diese erhellende Disksussion.


    Meine ursprüngliche Anfrage bezog sich vor allem auf den Gebrauch im Alltag und da ist für mich die Sache jetzt klar: Da es zumindest einige Schulen gibt, die den Ausdruck Hinayana als Herabsetzung sehen, verwende ich ihn auch weiterhin nicht.


    Nur einzelne Leute fühlen sich dann angegriffen, nicht ganze Schulen. Und das liegt nur am mangelndem Verständnis.
    Verwende ihn nur nicht, um Schulen zu kennzeichnen. Denn das wäre falsch.
    Wenn Du Dich im Mahayana bewegst, dann ist Hinayana durchaus korrekt und wertneutral.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.