Interview mit Bhikkhu Analayo

  • Hallo ihr Lieben,


    ich habe kürzlich ein für mich aufschlussreiches Interview mit Bhikkhu Analayo gefunden. Einige Verwirrung hat sich dadurch bei mir verflüchtigt. Besonders warum Meditationslehrer häufig so unterschiedlich lehren.


    Seine Sicht der Dinge gefällt mir ausgesprochen gut. Deswegen habe ich das Interview von dieser Seite mit Genehmigung von Vishvapani übersetzt und euch gepostet.


    Ich hoffe, dass es für den ein oder Anderen ebenso aufschlussreich sein wird, wie für mich :).


    Liebe Grüße
    Mab


    (ich habe mich bemüht sehr gewissenhaft zu übersetzen. Für Fehlerfreiheit kann ich allerdings nicht garantieren)
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    Meditation vom Buddha lernen: Ein Treffen mit dem Ehrw. Analayo


    Ich traf den in Deutschland geborenen Analayo vor einigen Jahren, als er ein Leben der intensiven Meditation und Studium in einem kleinen Retreat-Center in Sri Lanka führte. Er erzählte mir, wie sein Studium von des Buddhas originalen Meditationsanweisungen ihn dazu geleitet haben die etablierten Herangehensweisen der Praxis in Frage zu stellen.


    Seitdem hat er eine bejubelte Arbeit über das Satipatthana Sutta herausgebracht, des Buddhas Hauptlehre über Achtsamkeit, die volle Bhikkhu Ordination abgelegt, viele wegweisende Essays veröffentlicht über den Pali Buddhismus, besonders Vergleiche zwischen den Pali Suttas und den chinesischen Versionen, den Agamas und wurde ein weit respektierter Gelehrter und Wissenschaftler. Wie dieses Interview zeigt, ist er vor allem ein zutiefst hingebungsvoller Dharma Praktiker.


    Vishvapani: Wie bist du dazu gekommen als buddhistischer Mönch hier in Sri Lanka zu leben?


    Analayo: Ich habe Kampfkunst in Berlin gelernt und ich fand, dass die Disziplin eine Möglichkeit bot meinen Ärger auszudrücken und einzugrenzen, aber es konnte nicht die Wurzel des Problems angehen. Zusammen mit Kampfkunst lernte ich auch Soto-Zen-Meditation, und als ich feststellte das durch Praktizieren ein Teil meines Ärgers nicht mehr aufstieg, fing ich an mich sehr für Meditation zu interessieren. Ich reiste nach Asien und landete in Thailand wo ich einen Kurs in Achtsamkeit auf den Atem mit Ajahn Buddhadasa machte. Beim Zen wird dir gesagt nur zu sitzen, aber nicht mehr, und durch Buddhadasa's Anleitung erhielt ich nun einige Anweisungen in Meditation.


    Dann kam der Beginn der Regenzeit und der Brauch in Thailand ist für viele Leute Mönch zu werden für die drei Monate der Regenzeit. Also das ist, was ich getan habe und ich wohnte in einer Höhle auf einem Hügel, umgeben von Meer auf drei Seiten, und da hatte ich die Gelegenheit, ein sehr meditatives Leben zu leben.


    Sobald ich in Roben war, stellte ich fest, dass die monastische Lebensweise die Meditation unterstützt und so habe ich beschlossen sie fortzusetzen. Später kam ich nach Sri Lanka und blieb bei Godwin Samaratane, der ein ausgezeichneter Meditationslehrer war, und 1995 schickte er mich das Lewelle Meditationszentrum zu entwickeln. Hier haben wir ein Haupthaus mit einer kleinen Gemeinschaft, und wir haben mehrere Kutis auf dem Hügel gebaut , wo ich wohne und andere Besucher kommen können, um zu meditieren.


    Godwin brachte Aspekte der Meditation heraus, die in den Suttas sind (die Aufzeichnungen der Reden des Buddha, die in der Pali-Sprache aufgezeichnet sind) aber in Theravada-Tradition vernachlässigt wurden. Er hatte eine sehr aufgeschlossene Haltung, die Leere betont, konstruktiv mit Emotionen arbeitet, und der Entwicklung von Metta (Güte). Er wollte, dass ich wissenschaftlich untermauere was er tat, also hat er mich einem Universitätsprofessor vorgestellt und die Leute an der Universität sagten mir, das ich einen Doktortitel machen würde!


    V: Als engagierter Meditierender, was war deine Motivation für die Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Studien?

    A: Ich wollte ein besseres Verständnis für die Lehre des Buddha, und ich hoffte mich dem Buddhismus von beiden Seiten anzunähern, von der Innenperspektive eines buddhistischen Mönchs und Meditierenden aus, und ihn auch wissenschaftlich zu betrachten. Als ein meditierender Mönch war das offensichtlichste Thema Satipatthana, die Entwicklung von Achtsamkeit, und ich fand heraus, dass es fast keine Forschung über Satipatthana oder das Satipatthana Sutta gibt, den Haupt kanonischen Text darüber.


    Das Buch, dass ich letztendlich geschrieben habe, ist nicht nur eine Bestätigung für Godwin’s Ansatz, sondern auch ein Versuch, zurück zu den Wurzeln zu gehen und zu fragen, was waren die Grundideen des Buddha? Was hat er mit Einsichtsmeditation gemeint? Was ist im Satipatthana Sutta geschrieben, und wie können andere Lehrreden das beleuchten?


    Das Buch spiegelt meine besondere Perspektive sowohl als Wissenschaftler als auch als Praktiker wieder. Wissenschaftler schweifen manchmal vom Thema ab ohne die Erfahrung der Praxis, sie können in Ideen gefangen werden, die weit weg von der eigentlichen Bedeutung sind. Auf der anderen Seite neigen Meditationslehrer dazu ihre Ideen und Erfahrungen auszudrücken ohne zurück zu den Quellen zu gehen, oder sie sind versunken in der Theravada-Tradition. Für traditionelle Theravadins sind die Suttas, die die Lehre Buddhas wiedergeben, und die Kommentare, die später geschrieben wurden, ein Block. Sie sehen alles durch die Augen von Buddhaghosa, dem Autor des Visuddhimagga (der wichtigste Kommentar), nicht bewusst, dass es eine historische Lücke von 800 Jahren zwischen dem Buddha und Buddhaghosa gibt. Also wollte ich diese trennen. Die Ideen und Techniken aus den Kommentaren können auch gut sein, aber es ist wichtig zu wissen, dass einige nicht vom Buddha gelehrt wurden.


    V: Wie würdest du Buddhas Ansatz zur Meditation charakterisieren, wie er in den Lehrreden erscheint?


    A: In den Lehrreden, wenn ein Mönch zu dem Buddha kommt und sagt, er will meditieren, gab der Buddha ihm für gewöhnlich ein Thema, wie, 'hafte an nichts an'. Der Mönch geht weg, und als er zurückkommt, ist er ein Arahant! (ein hoch Verwirklichter). Mit anderen Worten, der Buddha gibt ein allgemeines Muster, nicht eine präzise Technik, wie man sie im Visuddhimagga findet, dessen Ansatz wir übernommen haben. Wenn der Buddha über Konzentration redet, dann spricht er davon, was mit dem Geist passiert. Er sagt, dass, wenn pamojja (Freude) entsteht, der Geist auf natürliche Weise fröhlich wird, und daraus entsteht Glück, Gelassenheit, Ruhe und Konzentration. Also sollte man meditieren genießen und im Genießen selber, wird der Geist geeinigt.


    Zur gleichen Zeit hat der Buddha einen sehr klaren, analytischen Ansatz, und wenn er beispielsweise von "den fünf Hindernissen" spricht, deutet er auf bestimmte Erfahrungen, die spezifische Gegenmittel beinhalten. Aber das ist etwas Anderes als technische Anweisungen. Man könnte sagen, dass der Buddha weniger Meditation, als vielmehr die Fertigkeit des Meditierens, oder die Befähigung zum meditieren lehrte. Er war damit befasst das natürliche Potential des Individuums mitzureißen um den Geist auf der Basis einer klaren Unterscheidung zwischen dem was heilsam im Geist ist, und dem was unheilsam ist, zu erwecken, die nie verloren geht.


    V: Welchen Unterschied macht die Unterscheidung zwischen kommentarlichen- und Sutta-Ansätzen die Meditation betreffend, für das was du tust, wenn du meditierst?

    A: Als ein 'Ärger-Typ' dachte ich, es wäre wichtig Metta zu entwickeln. (liebende Güte). In Thailand folgte ich dem Visuddhimagga Ansatz des Sendens von Metta zu sich selbst, einem Freund, einer neutralen Person und einem Feind, und dem verbalisieren guter Wünsche. Ich fand, ich steckte fest in Vorstellungen und als ich mich den Suttas zu wand, sah ich, dass der Buddha nur sagte dass, 'mit einem Geist, voll mit Metta' (das ist eine Haltung oder ein Gefühl von Güte) 'strahlt er Metta in alle Richtungen'. Es gibt keine Verbalisierung, keine besonderen Menschen, nur diese Strahlung. Das machte eine unglaubliche Veränderung in meiner Praxis und von da an entwickelte es sich sehr stark.


    Ein weiteres Beispiel sind die Zähl-Methoden im Kommentar-Ansatz für die Achtsamkeit auf den Atem, die auch nicht in den Lehrreden zu finden sind. Das Anapanasati-Sutta beschreibt wie man in sechzehn Schritten bewusst werden kann auf den Atem, den Körper, die Gefühle, und auf das was im Geist passiert. Das dehnt dehnt sich darauf aus, die Vergänglichkeit des Atems zu sehen.


    Dies ist ein hervorragender Ansatz, um zu üben. Erst beruhigt man den Geist indem man überwiegend bei körperlichen Phänomenen bleibt. Dann wird man sich seines gesamten Selbst bewusst, wie es in der Meditation sitzt, und dann bemerkt man wie der Atem und der Körper ruhiger werden. Sobald das passiert, beruhigt sich auch die Denkaktivität und Freude steigt auf. Man ist sich dieser Veränderungen bewusst und unterstützt sie, und das bringt einen dann weg von der Denkaktivität des Geistes.


    Der Kommentar-Ansatz impliziert, eine stärkere Fokussierung der Aufmerksamkeit auf einen Punkt und schreibt vor, nur die wichtigsten Merkmale des physischen Atems zu kontemplieren - nicht die vielen anderen Dimensionen, die in der Lehrrede beschrieben werden. Weil man so wenig Material hat mit dem man arbeitet, kann die Praxis langweilig werden, also wandert der Geist, und man muss Zählen, als Futter für den Geist. Aber Zählen kann einen von der körperlichen Erfahrung des Atems wegbringen, hin zu konzeptuellen Vorstellungen über ihn. Wenn der Geist allerdings etwas hat, dass er mag, wird er dabei bleiben und das ist der Weg um in tiefe Konzentration zu kommen.


    V: Was ist die Bedeutung der einspitzigen Konzentration (ekagata), die gewöhnlich gelehrt wird um vollständig in die Vertiefungen zu gehen.

    A: Ekagata kann auch als 'Einigung des Geistes' übersetzt werden. Um meditative Versenkung zu entwickeln, geht es nicht so sehr darum, alles auf einen feinen Punkt zu begrenzen.Es ist eher, dass alles 'eins' wird. Wenn ich ein großes Objekt nehme und es herumbewege, hat man keine Schwierigkeiten ihm zu folgen; aber wenn man versucht bei einem Nadel-Punkt zu bleiben, ist es sehr schwierig und das kann Spannung erzeugen.


    Wenn man tiefer in die Meditation geht (in der Entwicklung der höheren Zustände meditativer Versenkung, als Jhana / Dhyana bekannt) braucht man einen Referenzpunkt. Aber um in Jhana einzutreten, muss man die fünf physischen Sinne loslassen. Die Erfahrung des Atems wird zu einem mentalen Äquivalent von ihm (ein Nimitta) keine gefühlte Erfahrung. Manchmal erfahren Meditierende ein Licht, welches ein Äquivalent des Atems ist, dass einen vollständig einhüllen kann. Oder das Nimitta kann eine Erfahrung des Glücks oder Metta sein, oder eben den Atem mental zu wissen, und der Geist wird eins damit.


    Ein wichtiger Begriff für meditative Versenkung ist Samadhi. Wir übersetzen das oft mit 'Konzentration', aber das kann eine gewisse Steifheit suggerieren. Vielleicht ist 'Einigung' eine bessere Wiedergabe, da Samadhi 'zusammenbringen' bedeutet. Tiefes Samadhi ist überhaupt nicht steif. Es ist ein Prozess des Loslassens von anderen Dingen hin zu einer geeinten Erfahrung.


    V: Ich übe die fünf Stufen des Mettabhavana und ich finde , dass es einen bestimmten psychologische Wert in diesem Ansatz gibt.


    A: Ich sage nicht, dass der Kommentar-Ansatz falsch ist, nur, dass wenn er für einen nicht funktioniert, dass es eine Alternative gibt. Und egal welcher Praxis man folgt, sich bewusst zu sein, ob sie vom Buddha oder jemand anderem kommt.


    Ich kenne Leute, die sagen, dass das fünf-Stufen Mettabhavana oder die Achtsamkeit auf den Atem mittels Zählen für sie funktioniert. Das ist völlig OK. Ich versuche zu der Kommentar-Sicht hinzuzufügen und die Perspektiven zu erweitern, nicht die Leute zu bitten ihre Kommentarliteratur wegzuwerfen oder den Ansatz ihres Lehrers und nur auf mich zu hören. Ich habe die Goenka Technik zehn Jahre lang praktiziert und sehr gute Resultate erhalten damit. Aber ich würde nicht sagen, dass es die einzige korrekte Technik ist.


    In den Lehrreden sagt der Buddha nicht, dass es einen Weg für alle gibt. In der Theravada Tradition gab es viele Debatten über die Beziehung zwischen Samatha (Vertiefung) und Vipassana (Einsicht)als Ziele der Meditation. Aber die Lehrreden sagen, dass man erst Samatha praktizieren kann und dann Vipassana, oder anders herum, oder Beides zusammen. Beide, Samatha und Vipassana entwickeln den Geist und die Beiden arbeiten zusammen, aber wie man sich mit ihnen befasst, hängt vom Individuum ab.


    V: Die Breite dieses Ansatzes impliziert, sich selbst ausreichend zu kennen so dass man einen Kurs setzen kann.

    A: Der Prozess der Entwicklung von Einsicht ist eine Frage der Selbsterkenntnis und zu lernen, entsprechend zu handeln. Wenn man sich hinsetzt, um zu meditieren , muss man die Tendenz des Geistes spüren - was er braucht und was er tun will. Weiter gefasst, ich weiß, dass meine Tendenz hin zu Ärger ist und das bedeutet, dass ich Ruhe entwickeln muss um meine Persönlichkeit auszugleichen.


    V: Du legst großen Wert auf Achtsamkeit und auch auf einen breiten Überblick über ihre Auswirkungen.


    A: Die Darstellung der Achtsamkeit in den Lehrreden schlägt einen offenen, empfänglichen Zustand des Geistes vor in dem man die Dinge zu sich kommen lässt. Es ist anders als Konzentration (Samatha) wo Konzentration Fokus bedeutet und Achtsamkeit Breite bedeutet, aber ohne Achtsamkeit, kann man keine Konzentration entwickeln. Es ist auch eine wichtige Grundlage für die Einsichtsmeditation (Vipassana). Achtsamkeit hat viele Facetten. Viele Lehrer sprechen von Achtsamkeit auf den Körper , aber die Leute reden nicht viel über die Betrachtungen der Gefühle, Geist und Dhammas, die auch im Satipatthana Sutta enthalten sind. Aber wenn du irgendeine Erfahrung machst – wie jetzt hier zu sitzen – kannst du dir der körperlichen Aspekte bewusst sein, wie du dich fühlst wegen dem, was wir hier diskutieren; den Zustand des Geistes in in dem wir jeweils sind; und du kannst es im Licht der Lehre Buddhas betrachten. Jede Situation hat diese vier Aspekte und Achtsamkeit kann sich gegebenenfalls auf einen oder alle von diesen fokussieren.


    V: Wie hat das Studium dieser Suttas deine eigene Meditation beeinflusst?


    A: Es ist die Basis meiner Praxis. Bevor ich meine akademische Arbeit anfing, entschied ich, egal wie viele Stunden ich studiere, ich würde mehr Stunden meditierend verbringen. Deswegen hat es sechs Jahre gedauert meine Arbeit zu beenden. Ich würde nie den theoretischen Studien zuliebe den Kontakt mit meiner meditativen Praxis verlieren. Auf der anderen Seite, eine gute Kenntnis von Buddhas Lehren 'klärt den Pfad' weil es einem ermöglicht zu wissen, was man tut und dann erlebt man keinen Zweifel. Jetzt kann ich von verschiedenen Meditationslehrern lernen ohne verwirrt zu werden, weil ich weiß, welche Linien ich in meiner eigenen Praxis verfolge.


    Der Buddha hielt diese Gespräche die in den Suttas aufgezeichnet sind, weil er dachte, dass die Leute wissen sollten was sie tun. Meditation ist wie essen und das Wissen, das man aus den Suttas gewonnen hat ist wie die Verdauungssäfte, die es dem Körper ermöglichen die Nährstoffe zu verdauen. Die Beiden gehören zusammen, aber Meditation muss die Priorität haben. Eine Doktorarbeit zu schreiben wäre vielleicht ein Extrem. Aber das Studium informierter Quellen kann für alle hilfreich sein. Sie können einen Lichtstrahl auf die Praxis werfen und das kann sie inspirieren.

    Das Geschriebene entspricht meinem derzeitigen Verständnis. Bitte weist mich barmherzig darauf hin, wenn Etwas unangemessen ist.

  • Ja, vielen Dank :)


    Ach, wenn es doch nur so "einfach" wäre wie hier beschrieben:


    Mab:

    A: In den Lehrreden, wenn ein Mönch zu dem Buddha kommt und sagt, er will meditieren, gab der Buddha ihm für gewöhnlich ein Thema, wie, 'hafte an nichts an'. Der Mönch geht weg, und als er zurückkommt, ist er ein Arahant! (ein hoch Verwirklichter).

  • Darf ich fragen, was genau "aufschlussreich" bzw. neu für Euch war,
    was Bhikkhu Analayo da sagte?


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  • Kusala:

    Darf ich fragen, was genau "aufschlussreich" bzw. neu für Euch war,
    was Bhikkhu Analayo da sagte?


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    Eigentlich finde ich alles was er über Satipatthana sagt aufschlussreich. Es geht an die Quelle der Überlieferung, während die später entstandenen Traditionen beleuchtet, aber nicht kritisiert werden. Sein Buch darüber, das ich erst zu lesen begonnen habe, ist wohl die gründlichste Auseinandersetzung mit diesem Thema die ich von einem praktizierenden Bikkhu bislang gesehen habe.


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  • Hallo Kusala,


    Kusala:

    Darf ich fragen, was genau "aufschlussreich" bzw. neu für Euch war,
    was Bhikkhu Analayo da sagte?


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    Das waren viele Dinge für mich. Einmal das verschiedene Lehrer unterschiedliche Schwerpunkte auf ihre Quellen setzen. Entweder hauptsächlich Kommentare, oder hauptsächlich Sutten, oder eine Mischung aus Beiden. So kommen dann wohl die unterschiedlichen Herangehensweisen bei ein und demselben Thema zustande. Z.B. Anapanasati.


    Ich war mir immer nicht sicher, ob man aus den Sutten konkrete Meditationsanweisungen herauslesen kann und bin froh, dass Analayo theoretisch wie auch praktisch bestätigt, dass es geht.


    Die andere mögliche Bedeutung von Ekagata war mir auch neu. Ich habe bisher bei Anapanasati immer die Einspitzigkeit auf einen Punkt versucht und mit Worten gearbeitet um meine Konzentration aufrechtzuerhalten. Gestern Abend und heute früh, habe ich es mal etwas freier versucht und mir die 16 Schritte aus dem Anapanasati-Sutta zu Herzen genommen und versucht mich mal nach diesen zu richten. (Zumindest nach den ersten paar). Ich konnte sofort feststellen, dass einige Anspannung von mir abgefallen ist mit diesem Ansatz. Für einen Wirrkopf wie mich ist es ziemlich schwer sich auf einen kleinen Punkt zu konzentrieren. Mit einer breiteren einheitlichen Form der Achtsamkeit habe ich viel weniger Schwierigkeiten und die Flexibilität der Themen lässt auch keine Langeweile aufkommen, genau wie Analayo sagt. Für mich persönlich scheint das definitiv ein geeigneterer Ansatz zu sein.


    Analayo:

    Aber die Lehrreden sagen, dass man erst Samatha praktizieren kann und dann Vipassana, oder anders herum, oder Beides zusammen. Beide, Samatha und Vipassana entwickeln den Geist und die Beiden arbeiten zusammen, aber wie man sich mit ihnen befasst, hängt vom Individuum ab.


    Diese Debatte um Samatha und Vipassana hat mich immer sehr verwirrt. Was denn nun wichtiger sei. Seine Antwort finde ich sehr zufriedenstellend und zumindest für mich selber habe ich jetzt Klarheit in dieser Frage.


    Analayo:

    Die Darstellung der Achtsamkeit in den Lehrreden schlägt einen offenen, empfänglichen Zustand des Geistes vor in dem man die Dinge zu sich kommen lässt.


    Das ist für mich ganz was Anderes als des Bodysweeping bei Goenka z.B. mit dem ich nicht wirklich gut klargekommen bin. Hier wird aktiv untersucht, aber mich hat das eher wuschig gemacht. Als Vergleich, wie wenn ich durch den Wald renne um mir schnell jeden Baum anzugucken. Und wie ich Analayo verstehe, kann man sich auch auf den Hochsitz setzen und ganz in Ruhe schauen, was man so zu sehen bekommt. Das ist auch ein Ansatz, der mir viel eher liegt. Nicht dass Goenkas Technik nicht funktionieren würde, dass sagt Analayo ja selber, und das konnte ich von den Gesichtern der anderen Teilnehmer auch teilweise erahnen, aber es ist eben kein Ansatz, der für mich besonders gut funktioniert.


    Außerdem hatte mich beim Goenkakurs auch irritiert, dass es hauptsachlich um Empfindungsbetrachtung ging, und die anderen Satipatthanas kaum zur Sprache kamen. Das scheint ja ein bekanntes Phänomen zu sein nach Analayo.

    Analayo:

    Viele Lehrer sprechen von Achtsamkeit auf den Körper , aber die Leute reden nicht viel über die Betrachtungen der Gefühle, Geist und Dhammas, die auch im Satipatthana Sutta enthalten sind.


    Bewusst war mir auch nicht, dass jede Situation diese 4 Aspekte hat.

    Analayo:

    Aber wenn du irgendeine Erfahrung machst – wie jetzt hier zu sitzen – kannst du dir der körperlichen Aspekte bewusst sein, wie du dich fühlst wegen dem, was wir hier diskutieren; den Zustand des Geistes in in dem wir jeweils sind; und du kannst es im Licht der Lehre Buddhas betrachten. Jede Situation hat diese vier Aspekte und Achtsamkeit kann sich gegebenenfalls auf einen oder alle von diesen fokussieren.


    Der Nachteil einer konkreten Technik, ist mAn ihre Steifheit, die zwar ein sicheres Geländer bietet, aber wie in meinem Fall auch zu Anspannung führen kann. Ich weiß noch nicht genau wie ich meditativ in Zukunft mit dem Satipatthana Sutta arbeiten werde. Dazu werde ich mir auf jeden Fall noch das Buch von dem ehrenwerten Analayo kaufen.
    In Sachen Anapanasati hat mir der Artikel aber unter Anderem schonmal sehr geholfen.


    Liebe Grüße
    Mab

    Das Geschriebene entspricht meinem derzeitigen Verständnis. Bitte weist mich barmherzig darauf hin, wenn Etwas unangemessen ist.

  • Bhikkhu Analayo:

    Für traditionelle Theravadins sind die Suttas, die die Lehre Buddhas wiedergeben, und die Kommentare, die später geschrieben wurden, ein Block. Sie sehen alles durch die Augen von Buddhaghosa, dem Autor des Visuddhimagga (der wichtigste Kommentar), nicht bewusst, dass es eine historische Lücke von 800 Jahren zwischen dem Buddha und Buddhaghosa gibt. Also wollte ich diese trennen. Die Ideen und Techniken aus den Kommentaren können auch gut sein, aber es ist wichtig zu wissen, dass einige nicht vom Buddha gelehrt wurden.


    Sehr vernünftig.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

    Einmal editiert, zuletzt von Elliot ()

  • Elliot,
    kannst du bei Zitat evtl. noch Analayo einsetzen, sowas Schlaues kann kaum von mir kommen ;).


    Liebe Grüße
    Mab

    Das Geschriebene entspricht meinem derzeitigen Verständnis. Bitte weist mich barmherzig darauf hin, wenn Etwas unangemessen ist.

  • Danke Aiko! Ich hab schonmal reingeschnuppert aber zum "Bildschirmlesen" ist mir das zu umfangreich, da krieg ich viereckige Augen ;).

    Das Geschriebene entspricht meinem derzeitigen Verständnis. Bitte weist mich barmherzig darauf hin, wenn Etwas unangemessen ist.

  • Kusala:

    Darf ich fragen, was genau "aufschlussreich" bzw. neu für Euch war,
    was Bhikkhu Analayo da sagte?
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    Viele Wege führen nach Rom und es gibt nicht den einen der für alle zählt.
    Zum Beispiel ist für mich das Wort "Stop" wo mein Verstand sofort begreift dass mal Pause ist mit dem Herumgekaspere.
    Anstatt mich mit allen denkbar möglichen Texten zuzunudeln sage ich Stop und kann mich fast zeitgleich auf eine einzige Sache konzentrieren ohne weiter rumzudenken. Und so sagt eben auch Bhikkhu Analayo, dass es kein richtig oder falsch gibt weil Menschen verschieden sind :)

  • Analayo ist übrigens auch sehr hilfsbereit und beantwortet auch persönliche Fragen. ich habe ihn schon einmal angeschrieben und er hat mir wirklich sehr geholfen. Habe seine Arbeiten mittlerweile fast alle gelesen.
    Mir hilft er sehr Aspekte von dem was Buddha sagt aufzuschließen.


    Grüße
    Maytreka

  • Satipaṭṭhāna - Retreat mit Bhikkhu Anālayo


    Sprache: Deutsch


    Zielgruppe: Meditierende mit Vorerfahrung


    Thema: Satipaṭṭhāna - Meditation


    Tagesablauf (vorläufig):
    - Morgenmeditation (1 h)
    - Frühstück [bis hierher im Schweigen]
    - Dhamma-Unterricht zu Satipaṭṭhāna-Meditation (3 h)
    o Q&A zur Meditation des Vortags
    o Einleitungsvortrag von Bhante Anālayo
    o Gruppenarbeit zu dem Thema des Tages (z.B. Körperbetrachtung, Betrachtung der Gefühle, … Hindernisse, Erwachensfaktoren)
    o Präsentationen durch die Gruppen und Diskussion
    - Mittagessen (Wahlweise im Schweigen)
    - Geführte Meditation (1 h) [ab hier im Schweigen]
    - Übungsphase – Sitzmeditation & Gehmeditation, etc. (2 h)
    - Abendessen (leicht)
    - Geführte Meditation (1 h)
    - Übungsphase – Sitzmeditation & Gehmeditation, etc. (2 h)
    - Freie Meditation

    Beim letzten Retreat hatten wir uns darauf geeinigt, dass die geführten Meditationen nahtlos in die Übungsphasen übergehen. Bhante Anālayo sitzt während der Morgenmeditation, der geführten Meditation und während der Übungsphase die ganze Zeit vorne im Meditationssaal, so dass man sich jederzeit leicht wieder „einklinken“ kann. Er unterstreicht aber, dass jede/jeder so meditieren soll, wie es für sie/ihn am besten ist (z.B. selber das Verhältnis von Sitz- zu Gehmeditation wählen, oder einfach nur Spazierengehen…)

  • Liebe Mab
    Vielen Dank auch von mir für deine Mühe der Übersetzung.
    Leider sind meine Englisch-Kenntnisse lange nicht mehr so gut wie sie mal waren.
    Da bin ich immer froh, wenn ich mal solche Hilfe kriege... :D


    LG Rolf

  • Jojo:

    Schade. Gib Bescheid, wenn wieder einer angesagt wird.


    Es wird nun 2017 stattfinden. Wenn genaues bekannt, dann werde ich hier posten.

  • Maytreka:
    Maytreka:

    Retreat mit Bhikkhu Analayo


    Datum: 16.10.2016 – 23.10.2016 (falls der Retreat in 2016 zustande kommt)
    Kontakt: Retreat.Analayo@gmail.com
    Ort: Seminarhof Pegasus (http://www.hof-pegasus.de)


    Leider wurde das Retreat abgesagt. Die Gründe dafür sind nicht klar.



    Doch, die Gründe sind eindeutig und ziemlich banal-normal.
    Es haben sich nicht kurzfristig genug Teilnehmern mit sichereren, festen Zusagen angemeldet.
    Die Durchführung solcher Veranstaltung ist immer auch eine finanzielle Angelgenheit (Miete der Räumlichkeiten), also wollten die Veranstalter aus verständlichen Gründen kein Risiko eingehen.


    Die Veranstaltung (auf die ich mich schon sehr freue), wird auf 2017 verschoben (wie hier bereits angemerkt).


    Mettaa

  • Liebe Mab,


    vielen Dank für diese Übersetzung! Es ist ja schon ein paar Jahre her, dass Du das gemacht hat. Aber ich bin neu im Forum und habe es jetzt gerade gefunden. Es klingt auch so, als ob Dir das Ganze viel Spaß gemacht hätte und dich sehr bereichert hätte. Glückwunsch! :)