Buddhistische Arbeitsgemeinschaft

  • Liebe Leute hier,


    seid gegrüßt. :)


    Ich möchte mich gerne über ein Thema austauschen, über das ich schon länger nachdenke und mir sehr am Herzen liegt:
    Ich bin auf der Suche nach einer Gemeinschaft, in der Menschen zusammenleben, zusammenarbeiten (ihren Lebensunterhalt verdienen) und das Dhamma üben. Eine Art "Laienorden".


    In der Art von Christlichen Gemeinschaften, wie z.B. diese hier:
    http://www.basisgemeinde.de/
    http://www.bruderhof.com/de
    http://www.cg-see.de/


    Ich denke, so etwas gibt es bisher nicht. Es soll auch keine Gemeinschaft sein, die mit Dhammakursen ihren Lebensunterhalt verdient.


    Hattet Ihr denn schon mal eine ähnliche Idee? Oder wisst, ob es Menschen gibt, die ähnliche Gedanken haben und mitmachen würden?


    Mir liegt viel daran, eine gemeinsame Grundlage des Verstehens zu haben. Und da das für mich der Palikanon ist, setze ich mein Anliegen hier rein, in das Theravadaforum.


    Ich danke Euch und wünsch´ Euch was :)
    Christian

  • Hi


    Geht mir seit Jahren durchs Hinterstübchen, weil ich in Gemeinschaften gelebt habe
    und viele Jahre auch immer mal wieder welche besuche.
    Ich kenn aber keine buddh. Lebensgemeinschaft, nicht mal ne Wohngemeinschaft von Laien.
    Interessant ist das aus versch.Gründen, man könnte sich viel abgucken von etablierten Komunitäten.
    Das einzige was ich sicher weiß ist aber, daß Pacht und Kredit langfristig in jeder Hinsicht heikel ist .
    Das heißt, man braucht einen Konsens in den ideellen Basics und KOHLE ,CASH, MÄUSE . ;)
    Einkommenstechnisch solidarisch ist erleichternd für viele.


    Für mich täts auch nen Wohnwagen.



    http://www.schloss-tonndorf.de


    Sowas ist natürlich auch schick ... hab ich mal gewohnt... ;)


    Aber viel Freude noch beim Dialog, ich dürfte nicht einziehen, der PK ist nicht meine Grundlage des Verstehens, der Erkenntnis, eher Übung und Praxisliteratur . Bin auch keine waschechte Thera.


    Liebe Grüße !
    Ji

  • Liebe Ji,


    lieben Dank für Deinen Beitrag.


    Ich hab mir auch manche Gemeinschaft angesehen, aber nur relativ kurz (1 - 2 Tage bis 3 Wochen) als Besucher. Ich wollte wissen, ob das für mich eine Möglichkeit wäre, ein Leben mit Herzlichkeit und Wärme mit dem Buddhadhamma zu führen und so nicht gar so in unsere derzeitige Gesellschaft eingebunden zu sein.


    Das war recht erfahrungsreich, gefunden habe ich aber leider nichts. Wo ich mich allerdings relativ wohl gefühlt habe, das war der Friedenshof in Norddeutschland und eine christliche Gemeinschaft (La Borie Noble) in Frankreich. Der strukturierte Tagesablauf und das einfache Leben war bei beiden für mich sehr hilfreich. Leider habe ich es aber so empfunden, dass es mit dem Weg des Buddha für mich (und wohl auch für die anderen) nicht so leicht vereinbar ist, dort mitzuleben.
    Ich finde das sehr schade, dass es gar keine Initiatve gibt, eine solche Gemeinschaft ins Leben zu rufen.


    Geld spielt schon erstmal die Hauptrolle, das weiß ich.


    Mit dem Palikanon habe ich mich glaube ich, ein wenig schwammig ausgedrückt: Mir geht es damit wie Dir: Ich lese darin und denke darüber nach/lerne auch Manches auswendig, um es für mich "immer dabei zu haben". ;) Mir würde es auch nichts machen, wenn jemand noch was anderes liest. Ich möchte nur kein "aus jeder Tradition ein bisschen was und gut ist es"-Dhamma. Sonst fehlt nach meiner Meinung die Grundlage, um darüber zu sprechen.
    Aber habe ich das Gefühl, dass wir uns damit richtig verstehen?


    Ich grüße Dich, alles Gute Dir, Herzensgrüße
    Christian

  • Hallo,
    es gibt in Italien eine buddhistische Dorfgemeinschaft, http://www.bordo.org/j25/index.php/de/. der lebensgarten in steyerberg ist auch (zen)-buddhistisch geprägt, http://www.lebensgarten.de/index.php?id=53&ord=34. im norden deutschlands gibt es auch schon eine lebensgemeinschaft, http://www.bhavana-vihara.de/. triratna (ex fwbo) bietet auch in deutschland gemeinsame wohnprojekt, http://www.triratna-buddhismus…n/wohngemeinschaften.html.
    allgemeine infos gibts hier: http://lotuscafe.de/index.php?…search&branchen_search=76, http://www.buddhismus-soziales…e/anbieter.php~topic_id=3, http://www.gutshaus-wuestenrose.de/index.html,
    manche seminarhäuser suchen auch immer mal wieder neues personal, z.b. seminarhaus engl, http://www.seminarhaus-engl.de/Aktuelles, oder aber yoga vidya, http://www.yoga-vidya.de/gemeinschaft.html.

  • Zitat


    Hi Narr,


    hab mir erlaubt ( weil mich interessiert wie es "in der Szene" so aussieht ) - deine Links mal kurz auf die Anfrage zu filtern .


    " Das spirituelle Element " ist in Dt. fast ausschließlich esoterisch geprägt.
    Natürlich leben in den Communitys auch immer mal Buddhisten, aber das ist eher selten . Das zeigt nur das allgemeine Bild,
    daß es eben nicht viele deutsche/europäische Buddhisten gibt, gemessen an der Esoterikfraktion und dem Bevölkerungsdurchschnitt .
    Zum Beispiel findest du auf "Lotuscafe" gefühlte 0,5 % Buddhisten, dafür viele EsoterikerInnen . Genauso ist es in den Gemeinschaften . Das sind dann so die "SEIN" - Zeitschrift - Leser . Eine Gemeinschaft aus Esoterikern, neu erwachten Christen und Radikal-Müslis halte ich ungefähr 3 Tage unbeschadet aus . Aber nur wenn ich 12 Stunden allein auf dem Feld und den Rest im Wald verbringe.


    mfg

  • Jikjisa:

    Eine Gemeinschaft aus Esoterikern, neu erwachten Christen und Radikal-Müslis halte ich ungefähr 3 Tage unbeschadet aus . Aber nur wenn ich 12 Stunden allein auf dem Feld und den Rest im Wald verbringe.


    Weil ich sonst ja immer an dir rumnörgel: Da musste ich dann doch gerade sehr lachen...

  • Hi Chris,


    ich hab mich grammatikalisch falsch ausgedrückt damit :
    "der PK ist nicht meine Grundlage des Verstehens, der Erkenntnis, eher Übung und Praxisliteratur ".


    Es müsste eher heißen: Der PK ist nicht meine Grundlage des Verstehens und der Erkenntnis.
    Ich definier "Verstehen und Erkenntnis" zu 99% auf Basis der Übung, also aus der Übung kommend - Sila, Samadhi, Prajna .


    Manche denken ja Studium+Merken wär dhamma vicaya ( Gesetzesergründung ) und führe zu prajñā paramita (Weisheit) .
    Ich nich. Wär ja auch noch schöner :D


    Hoffe ja, daß sich mal ein "waschechter" Thera zuschaltet. Recht unfreundlich, daß das nicht passiert.
    Nachher heißt es wieder: "Immer diiieeese Jikjisa !" ;)


    mfg

  • Christian:

    Ich bin auf der Suche nach einer Gemeinschaft, in der Menschen zusammenleben, zusammenarbeiten (ihren Lebensunterhalt verdienen) und das Dhamma üben. Eine Art "Laienorden".


    Hallo Christian,


    nimm's mir bitte nicht übel, aber ich finde, das ist der beste Weg zum Fundamentalismus. Ich kenne kein Projekt (egal ob buddhistisch, christlich, anarchistisch, 'New Age' oder was sonst), das nicht früher oder später (meistens früher) in Sektenstrukturen geendet wäre. Sein ganzes Leben mit 'Gleichgesinnten' zu verbringen, verhindert fast zuverlässig, seine eigenen Anschauungen zu hinterfragen.

  • Liebe Jikjisa,


    zu "dhamma vicaya" kann ich nicht viel schreiben, dazu kenne ich den Begriff nicht.


    Aber ich stimm´ Dir schon zu, dem Lesen und Lernen darf nicht so viel Raum gegeben werden, dass es nur Theorie ist.
    Andererseits möchte ich auch keinen so großen Unterschied zwischen dem Lesen, Merken, Denken/Ergründen und der eigentlichen Übung machen, weil das eine in das andere übergeht. Das ist für mich paticcasamupadda: bedingtes Entstehen, "das Eine ergibt sich zum Anderen".
    In letzter Zeit merke ich immer wieder, wie wichtig ist es, paticcasamupadda zu verstehen. Und welche Größe der Buddha hatte, das zu erklären: Nicht in "dies" oder "das" zu unterteilen, sondern das Voneinander-Abhängigsein zu erklären und aufzuzeigen und so den schmalen Grat der Mitte zwischen "dies" und "das" zu gehen.


    Der Buddha hat auch den Mönchen das "häufige Wiederholen" nahe gelegt:

    Zitat

    "Häufige Wiederholung der verstandenen Wahrheit vergrößert die Verständniskraft, Nichtwiederholung der verstandenen Wahrheit verhindert die Verständniskraft."

    (A X, 73; aus: Meditation nach dem Buddha)


    Für mich kommt das Verstehen/Erkennen, wenn ich das Gehörte/Gelernte in der Übung (dem Erleben) "daneben" halte, bzw. es ich es mir (durch Gesetzesergründung) so eingeprägt habe, dass ich schon fast gar nicht mehr anders handeln, sprechen und denken kann (im Dhamma weile) und dann daraus das Erkennen entsteht.
    Da laufen dann alle Fäden zusammen. Sie sind aber nicht einfach "eins" sondern können aufgrund ihrer Herkunft unterschieden aber nicht voneinander getrennt (gesehen) werden. Weil sie ja voneinander abhängen.


    Der Buddha spricht davon unter anderen in M 95, wie das Ergründen und "sich die Lehre eigen machen" in Schritten vor sich geht, hier von Hellmuth Hecker erklärt:



    aus: http://www.palikanon.de/divers…intritt/2zweiter_teil.htm


    Aber mehr möchte ich jetzt nicht dazu schreiben, wenn wir noch weiter diskutieren möchten, dann doch bitte in einem eigenen Thema, weil das hier nicht rein gehört.


    Grüße an Dich
    Christian

  • Lieber Axel,


    lieben Dank Dir für Deinen Hinweis. Nein, ich nehm´ es Dir gar nicht übel, mir hat es gleich eingeleuchtet, was Du meinst.


    Allerdings betont der Buddha immer wieder gerade den Umgang mit Gleichgesinnten. Mir geht es ja darum
    a) nach den Silas zu leben (was ich zwar jetzt auch tue, mir aber (so habe ich das Gefühl, auch manches Unverständnis einbringt)
    b) im Umgang mit anderen auch mich selbst zu erkennen
    c) überhaupt offen über die Lehre sprechen können


    Darum geht es mir und dass die Gefahr eines gewissen Fundamentalismus besteht, kann ich mir vorstellen. Aber das ist ja auch nichts "außerhalb der Lehre", sondern wieder etwas, was ich erkennen muss.


    Grüße Dir
    Christian

  • Vielleicht könnte Plum Village in Frankreich etwas für dich sein? Nach meinem Kentnisstand ein Laienorden, der zwar offiziell dem Zen zugeordnet wird, aber auch viel Theravada lehrt. Thich Nhat Hanh bezieht sich vor allem auf Achtsamkeitsmeditation und beschäftigt sich viel mit dem Satipatanna-Sutta. Deine Anforderungen - nach sila leben, mit anderen kommunizieren und reflektieren, offen über die Lehre sprechen - dürften dort erfüllt werden.