Passt Buddhismus und Tiere einschläfern zusammen?

  • Hallo Leute,


    ich bin mit einer überzeugten Buddhistin verheiratet, die der Lehre nach Theravada folgt. Das klappt im Alltag seit vielen Jahren sehr gut. Doch nun habe ich ein Problem, für das ich oder besser gesagt wir beide eine Lösung brauchen.


    Unser Hund hat Lungenkrebs im Endstadiun. Er wird die nächsten Wochen nicht mehr erleben. Sein Atem ist bereits sehr flach und laut Tierarzt wird irgendwann der Punkt kommen, an dem unser Hund nicht mehr genügend Sauerstoff durch die kranke Lunge bekommt. Aus meiner Sicht und der des Tierarztes ist das der Punkt, an Deinem unser Hund aktiv "über die Regenbogenbrücke geführt werden sollte".
    Doch meine Frau hat Bedenken. Gemäß der Lehre Buddhas ist das eine Tötung und damit nicht erlaubt. Doch nichts zu tun bedeutet, dass sich dieser Hund quält und elend erstickt. Das kann als auch keine Lösung sein.


    Ich bitte Euch um Denkansätze, wie wir diese Situation lösen können. Gibt es Wege, die mir oder meiner Frau eine Unterstützung in diesem Fall auch buddhistisch erklärbar machen kann.
    Ich möchte nicht für eine Position kämpfen, sondern die beste Lösung für meinen Hund, ohne die Religion meiner Frau ad absurdum zu führen.


    Vielen Dank
    Jörg

  • Moin Jörg,


    Ich habe seit über 30 Jahren Hunde. Wenn sie zu sehr gelitten haben, habe ich sie einschläfern lassen. Zur Zeit habe ich eine alte Labrador Hündin. Sie braucht jeden Tag Schmerzmittel und wird ein bisschen senil, aber sonst geht es noch. Sollte es schlimmer werden ...


    Zitat

    ...Gemäß der Lehre Buddhas ist das eine Tötung und damit nicht erlaubt....


    Dem ist nicht so, Jörg. Es wird empfohlen, vom Töten abzusehen.
    Gemäß der Lehre musst du für alles was du tust die Verantwortung übernehmen und die Folgen tragen.


    So weit meine Meinung.


    LG
    Ji'un Ken

  • Hallo Jörg,


    Mitgefühl steht für mich über allem. Das Tier leidet. Es hat keine Chance auf ein Weiterleben. Wieso soll es weiterhin gequält werden, wenn es in Eurer Hand liegt, das Leid zu beenden?
    Ich bin die Freundin meiner Tiere und sie sind meine Freunde. Ich stehe ihnen bei, wenn es ihnen schlecht geht und werde sie auch erlösen. Das bin ich ihnen schuldig. Sollte ich dafür in die Hölle kommen, dann gehe ich mit Freuden da hin, Hauptsache den Tieren geht es nicht mehr schlecht. Außerdem werde ich dort einer Menge Leuten begegnen, die dasselbe getan haben und wir werden einander auch beistehen.
    Es gibt die Geschichte, in welcher der Buddha sein Leben schenkt, damit eine Tigerin ihre Jungen füttern kann. Warum nicht auch die eigenen Prinzipien, die Ängste, die eigene Erleuchtung zum Wohl eines geliebten Hundes schenken? Warum nicht die Hölle für sich selbst in Kauf nehmen, um das Leiden eines Wesens zu beenden? So wie ich Hunde kenne … falls er selbst deshalb in die Hölle kommt, wird er sicher mehr als ein gutes Wort für sein mitfühlendes Frauli übrig haben und die beiden werden den übrigen Höllenbewohner vorleben, was es bedeutet sich zu lieben, treue und verlässliche Freunde zu sein.


    In meinen Augen führt Deine Frau die Religion ad absurdum: Prinzipien werden über Mitgefühl gestellt, ich bezweifle, dass dies im Sinne des Buddhas ist. Warum nicht auf das Herz hören? Es ist weiser als alle Bücher der Welt. Deine Frau quält sich sicher herum und ist hin- und hergerissen. Ich glaube nicht, dass sie sich später besser fühlt, wenn sie zwar eine vermeintliche "religiöse Pflicht" erfüllt, aber Euren Freund sich selbst überlassen hat.


    Ich habe schon einige Freunde einschläfern lassen, das ist furchtbar. Aber noch viel schlimmer für mich war es, ihr Qual mitzuerleben, ihre Verzweiflung. Meine letzte Katze, die ich einschläfern ließ, litt furchtbar. Ich ließ ihr vorher noch Morphium spritzen - das kostet recht viel. Danach war sie ganz ruhig und schnurrte wohlig, tretelte mit den Pfoten. So erlebte sie die letzte Minute ihres Lebens noch qualfrei. Das ist ein Geschenk, das wir nicht jedem Wesen zu schenken die Gelegenheit haben. Ich bin froh es ihr gegeben zu haben, sie war meine allerliebste Freundin und sicherlich dankbar.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Hallo Doris, hallo Ji'un und weitere Mitleser,


    zunächst einmal vielen Dank für Eure schnellen Antworten.
    Es ist mir erstmal ein Anliegen noch einmal klarzustellen, dass meine Frau alles nur erdenkliche für diesen Hund tut. Es schmerzt sie jeden Tag aufs neue, mit anzusehen, wie dieser Hund an der Krankheit langsam niedergeht.
    Aber noch ist er einigermaßen fit und genießt seinen Lebensabend.


    Ich bin mir sicher, dass meine Frau unseren Hund nicht quälen möchte, sondern nur mit sich aus beschriebenen Gründen im Konflikt ist. Zudem kommt noch, dass Ihr vertrauter Mönch Sie darauf hingewiesen hat, dass Töten nicht ok ist. Sie möge ihn mit Gebeten bis zum Ende begleiten.
    Ich persönlich halte diese Sichtweise nicht mit der Realität kompatibel.


    Ich finde das gut, was Doris geschrieben hat. Im Zweifel im Kauf zu nehmen, dass man in die Hölle kommt. Aber man weiß, dass man richtig gehandelt hat. Dies setzt jedoch die Überzeugung voraus, richtig zu handeln. Ich denke, daran müssen wir arbeiten.


    VG
    Jörg

  • Hallo Jörg,


    ich habe damit Erfahrung gemacht und kann nur empfehlen, es nicht zu töten, sondern voller Liebe bis zum Schluss zu begleiten. Wir neigen dazu, Tieren einschläfern lassen zu wollen, weil wir unser eigenes Leid ablehnen und dies auf das Tier projizieren.


    Alle beteiligten Menschen, auch der Tierarzt, wollten unser Haustier von ihrem Leid "befreien" und es töten (einschläfern). Ich habe mich ihr angenommen und sie gepflegt bis sie nach dann vielen Wochen, in denen sie nur noch herumlag, gestorben ist. Sie bekam Rückenmassagen und konntze sich dabei entspannen. Ich erzählte ihr, das alles o.k. sein würde, so, wie es ist und wenn diese Zeit vorbei sei, es nur noch besser. Ich konnte ihr wirkliches Wohlwollen senden. Zum am Ende der Zeit rief sie nach uns und die letzte halbe Stunde hat sie dann ganz eng zusammen mit mir und meinem Sohn verbracht. Dann tat sie ihren letzten Atemzug und ich durfte ein Leben verlöschen sehen. Das war wunderschön, so komisch es vielleicht klingen mag.


    routeserver:

    Doch meine Frau hat Bedenken. Gemäß der Lehre Buddhas ist das eine Tötung und damit nicht erlaubt.


    Der Buddha war ein Meditationslehrer, der den Weg zu Nibbana gelehrt hat.
    Auf diesem Weg gibt es Hindernisse.
    Damit diese kleiner werden, hat Er empfohlen, gewissen Dinge zu beachten, damit es leichter wird.
    Nicht töten gehört zu den fünf Haupt-Empfehlungen.
    Denn was wir tun, bestimmt, wer und wie wir werden.
    Wenn wir töten, begünstigt das Gier, Lust und Anhaften: der "Ich will"-Geist.



    routeserver:

    Doch nichts zu tun bedeutet, dass sich dieser Hund quält und elend erstickt.
    Das kann als auch keine Lösung sein.


    Es gibt ja auch noch einen anderen Weg.


    Wie es dem Hund tatsächlich geht, weiß nur er selbst. Ob er sich quält und es für ihn elend ist, sind nur Mutmassungen. Ich mutmaße mal, das es schlimmer für ihn wäre, von den Menschen die er liebt, getötet zu werden.


    Ihr könnt liebevoll für ihn da sein. Pflegt ihn, liebt ihn, so, wie er ist. Redet gut zu ihm. Schafft ihm ein gemütliches Plätzchen in eurer Mitte. Lasst ihn wissen, das es o.k. ist, wie er ist, auch wenn er Angst und Schmerzen hat. Erklärt ihm, dass ihr aus medizinischer Sicht nichts mehr für ihn tun könnt. Lest ihm erbauliche Geschichten zum Thema sterben vor. Empfehlung : Unser wirkliches Heim.² Heilung ist ja nun eh nicht mehr möglich. Das Beste was ihr tun könnt, ist, es voller Liebe und Anteilnahme zuzulassen. Ich weiß nicht, ob er Musik mag. Friedliches chanting kann neben ihm abgepielt werden/oder selber chanten. Durch all diese Dinge kann es dazu kommen, das sein Geist friedlich und ruhig ist, ohne Angst, wenn er stirbt. Weil er sich geborgen fühlt. Er wird Angst vorm Sterben. Schenkt ihm Liebe und Geborgenheit. Schenkt ihm die Gelegenheit, sein Ableben bei vollem Bewußtsein zu erleben, so können alle sehr viel positives lernen.



    So, das ist meine Wahrheit zu dem Thema :)



    Herzlich,
    Mirco


    ² Diese Lehrrede wurde für eine ältere Laienschülerin gehalten, die kurz vor dem Tode stand.

  • Der Hund erstickt. Das ist so wie Waterboarding . Leute.

  • Danke mirco!!!! Sehr schön geschrieben.


    Ji'un Ken:

    Dem ist nicht so, Jörg. Es wird empfohlen, vom Töten abzusehen.
    Gemäß der Lehre musst du für alles was du tust die Verantwortung übernehmen und die Folgen tragen.



    Das ist richtig. So muss jeder immer wieder neu für sich entscheiden.


    Die Frage ist immer: "warum lässt man Tiere einschläfern"? Tatsächlich weil die Tiere leiden, oder weil man selber leidet und es oftmals auch lästig ist, wenn sich eine Krankheit und damit die Pflege (länger) hin zieht?


    Letztendlich muss man für sich selber entscheiden. Es kann einem keiner abnehmen.


    Liebe Grüße
    Sukha

  • Sukha:

    Die Frage ist immer: "warum lässt man Tiere einschläfern"?
    Tatsächlich weil die Tiere leiden, oder weil man selber leidet und
    es oftmals auch lästig ist, wenn sich eine Krankheit und damit die Pflege (länger) hin zieht?


    Ich denke, dass dies die Hauptgründe für's Einschläfern sind. Und die Unlust, sich mit der Vergänglichkeit zu beschäftigen.


    Hier noch ein Auszug aus der Unterhaltung mit meiner buddhistischn Lehrerin, als unsere Ratte damals im Sterben lag und ich sie vorm Einschläfern gerettet hatte:


  • Mirco:

    Und die Unlust, sich mit der Vergänglichkeit zu beschäftigen.


    Ja :)
    Dabei sollte jeder mehrmals täglich über den eigenen Tod und damit über die Vergänglichkeit kontemplieren.
    Und was gibt es für bessere Möglichkeiten als mit Krankheit und Tod direkt vor der Nase konfrontiert zu werden.


    Und auch zu sehen, dass zum Altern, Krank sein und Tod auch dukkha gehört.


    Jikjisa:

    Der Hund erstickt. Das ist so wie Waterboarding . Leute.


    Möchtest Du auch Menschen einschläfern die einen unschönen Tod bzw. Krankheit erleiden, weil sie schwerer Luft bekommen und z.B. oft über die Luftröhre abgesaugt werden müssen? Auch diese Menschen wollen meist möglichst noch lange leben.


    Liebe Grüße
    Sukha


  • Angenommen, es wäre ein Mensch.Ist der Anspruch sich "an der Seite" eines qualvoll verendenden Wesens der "Vergänglichkeit zu stellen", über "den Tod zu kontemplieren"
    "üben Metta zu entfalten" , gar "Verdienste zu schaffen" nicht ein wenig selbstsüchtig ? Buddha hat glaub ich nicht gesagt, daß spezielle Krankheiten karmisch bedingt sind,
    somit ist auch das resultierende Leid und der Schmerz nicht "persönliches Karma" das abgetragen werden muss.In manchen Zen-Linien gibt es einen Leitspruch: Wisse wann Du die Regeln einhalten musst und wann Du sie brechen musst.Und ganz sicher hat das etwas mit den Bedingungen der Situation und mit Karuna zu tun.
    So kann man abwarten und schauen wie es geht und sich gegebenenfalls in dieser Sache umentscheiden, anstatt "seine Regel einzuhalten". Aber dies ist nicht die Zen-Ecke.


    Aber es heißt ja ebenso:



    und:


    Zitat

    Aber die Art von Person, die sich nicht selbst quält oder die Praxis der Selbstfolter nicht verfolgt, und die andere nicht quält oder die Praxis, andere zu foltern, nicht verfolgt; wer, da er weder sich selbst noch andere quält, hungerfrei, erloschen und abgekühlt ist, und verweilt, indem er Glückseligkeit erlebt, weil er selbst heilig geworden ist - der quält weder sich selbst noch andere, die jeweils Glück wünschen und vor Schmerz zurückschrecken. Deshalb stellt diese Art von Person meinen Geist zufrieden. Und jetzt, ehrwürdiger Herr, nehmen wir Abschied. Wir sind beschäftigt und haben viel zu tun."

  • Ji'un Ken:


    Gemäß der Lehre musst du für alles was du tust die Verantwortung übernehmen und die Folgen tragen.


    Sukha:

    Letztendlich muss man für sich selber entscheiden. Es kann einem keiner abnehmen.


    ()

  • Sukha:

    Zitat

    Dabei sollte jeder mehrmals täglich über den eigenen Tod und damit über die Vergänglichkeit kontemplieren.
    Und was gibt es für bessere Möglichkeiten als mit Krankheit und Tod direkt vor der Nase konfrontiert zu werden.


    Sorry.So etwas ist ungeheuerlich für mich.


    Aber macht das unter "Theravada-Leuten" aus. Wenn das denn Theravada sein soll.

  • Zitat

    Ich denke, dass dies die Hauptgründe für's Einschläfern sind. Und die Unlust, sich mit der Vergänglichkeit zu beschäftigen.


    Mit Verlaub, das ist Unsinn. Einschläfern ist keine Methode der Konservierung.


    Zitat

    Möchtest Du auch Menschen einschläfern die einen unschönen Tod bzw. Krankheit erleiden, weil sie schwerer Luft bekommen und z.B. oft über die Luftröhre abgesaugt werden müssen? Auch diese Menschen wollen meist möglichst noch lange leben.


    Hast Du schon mal in einem Altersheim auf einer Pflegestation gearbeitet? Was mein Mann mir erzählt spottet, jeder Beschreibung. Schon mal einen Menschen stundenlang, über Tage und Wochen um den Tod betteln gehört?


    Zitat

    Dabei sollte jeder mehrmals täglich über den eigenen Tod und damit über die Vergänglichkeit kontemplieren.
    Und was gibt es für bessere Möglichkeiten als mit Krankheit und Tod direkt vor der Nase konfrontiert zu werden.


    Aber dafür muss ich kein Tier quälen. Ich beschäftige mich in der Hauptsache mit meiner eigenen Vergänglichkeit, mit meinem eigenen Tod. Das genügt völlig.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Schon mal einen Menschen stundenlang, über Tage und Wochen um den Tod betteln gehört?


    Ja, und nicht nur alte Menschen. Aber auch denen kann man (Alter und) Krankheit erleichtern, sofern man das Knowhow dafür hat.
    Leider werden heute nur, zumeist aus Kostengründen, Pflegehelfer mit einem 300 h Basiskurs am Bett eingesetzt, die dann dem Ganzen erst recht hilflos gegenüber stehen und vieles noch schlimmer machen für alle Beteiligten.
    Aber sind wir froh, dass es sie überhaupt gibt. Ansonsten würde unser Gesundheitssystem vollends zusammen brechen.


    Aber ich denke, das ist ein anderes Thema


    Jikjisa:

    Dabei sollte jeder mehrmals täglich über den eigenen Tod und damit über die Vergänglichkeit kontemplieren.
    Und was gibt es für bessere Möglichkeiten als mit Krankheit und Tod direkt vor der Nase konfrontiert zu werden.




    Sorry.So etwas ist ungeheuerlich für mich.


    Was quält Dich denn da?


    Achtsamkeit bei allen Verrichtungen (Satipaṭṭhāna). Wenn man jemanden pflegt, sollte man dies mit allen Sinnen tun und dabei auch auf sich selber achten. Ansonstenn geht das nicht mit dem (nötigen) "Mitgefühl" und dem "Leiden lindern"**.
    Ein Übungsfeld also immer wieder für alle Beteiligten.


    ()


    **Ethikkodex für Pflegende:


    Gesundheit zu fördern,
    Krankheit zu verhüten,
    Gesundheit wiederherzustellen,
    Leiden zu lindern.
    Achtung vor dem Leben und vor der Würde des Menschen

  • Doris Rasevic-Benz:
    Mirco:

    Ich denke, dass dies die Hauptgründe für's Einschläfern sind. Und die Unlust, sich mit der Vergänglichkeit zu beschäftigen.


    Mit Verlaub, das ist Unsinn. Einschläfern ist keine Methode der Konservierung.


    Konservierung?

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Möchtest Du auch Menschen einschläfern die einen unschönen Tod bzw. Krankheit erleiden, weil sie schwerer Luft bekommen und z.B. oft über die Luftröhre abgesaugt werden müssen? Auch diese Menschen wollen meist möglichst noch lange leben.


    Hast Du schon mal in einem Altersheim auf einer Pflegestation gearbeitet? Was mein Mann mir erzählt spottet, jeder Beschreibung.
    Schon mal einen Menschen stundenlang, über Tage und Wochen um den Tod betteln gehört?


    Das mag sein. Eine Pflegestation ist aber auch etwas anderes als ein Haustier im Kreis der Familie.


    Gruß,
    Mirco

    Einmal editiert, zuletzt von Mirco ()

  • Jikjisa:
    sukha:

    Dabei sollte jeder mehrmals täglich über den eigenen Tod und damit über die Vergänglichkeit kontemplieren.
    Und was gibt es für bessere Möglichkeiten als mit Krankheit und Tod direkt vor der Nase konfrontiert zu werden.


    Sorry. So etwas ist ungeheuerlich für mich.


    Joa, die Absicht gefällt mich auch nicht. Jemand sterbenden zu begleiten, ist die Gelegenheit, Gutes zu tun.


    "Sterbende begleiten heißt — ihnen den Mantel der Geborgenheit umlegen."
    Zitat von einer Webseite eines Mahayana-Hospizes.

  • Mirco:
    Doris Rasevic-Benz:


    Mit Verlaub, das ist Unsinn. Einschläfern ist keine Methode der Konservierung.


    Konservierung?


    Einschläfern bedeutet Töten. Das ist Bewusstwerdung der Vergänglichkeit per se.
    Wer schon mal seinen Freund hat einschläfern lassen weiß, wie schmerzvoll das ist, weiß was es bedeutet jede Hoffnung fahren zu lassen, jemanden gehen zu lassen. Das bedeutet die Vergänglichkeit zu akzeptieren.


    Dieses tüttelige Totpflegen ist nichts als Tierquälerei. In freier Wildbahn würde sich wahrscheinlich ein Raubtier gnädig des kranken Tieres annehmen.

    Zitat


    Zitat

    Das Tier verbraucht sein Karma aus einem anderen Leben und hier liegt nun Deine Chance zu Mitgefühl.


    An so einem Satz sieht man, wie Religion zu Grausamkeit führen kann.
    Erinnert mich an Mutter Theresa, die den Sterbenden bekanntlich sogar Schmerzmittel verweigert hat.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Bei mir gab es schon beides, einschläfern lassen und von selber Sterben.


    Doris in der weise wie du es beschreibst ist es nur ein Teil der Wirklichkeit. Viele Menschen schläfern ein, sobald keine Chance auf Heilung mehr besteht, auch weil sie die Gewissheit des Todes nicht längere Zeit über unverdrängt ertragen können.


    Andere können sich schlicht nicht trennen und versuchen alles, ihr Tier am Leben zu erhalten, weil se sein Tod und dessen Bedeutung für sich selbst nicht ertragen können.


    Beide Varianten schließe ich für die Anwesenden mal aus!!


    Bei einem Lungen- oder Herzleiden würde i ch persönlich wahrscheinlich den TA irgendwann kommen lassen. Ersticken ist nicht gerade ein friedlicher Tod.
    Es sollte immer wieder ein Einzelfallentscheidung sein, die sich möglichst wenig an den eigenn Ängsten orientiert!

  • PS: diese Entscheidung kann einem keiner abnehmen, auch kein Dogma.

  • Zitat

    Beide Varianten schließe ich für die Anwesenden mal aus!!


    Warum eigentlich?


    Zitat

    Bei mir gab es schon beides, einschläfern lassen und von selber Sterben.


    Bei mir auch. Meine alte herzkranke Mieze habe ich einschlafen lassen. Sie war zuletzt schwach, litt aber nicht an Schmerzen. Ihren Gefährten, der am Ersticken war, habe ich einschläfern lassen. Ich entscheide das immer situationsgemäß.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Weil die Anwesenden schon 25 einhalb mal mehr über die Endlichkeit des Lebens kontempliert haben und ihre eigene Angst vor Verlust nicht ganz unreflektiert über das Wohl des Tieres stellen.
    Natürlich gibt es immer subtilere Schichten an egomotivierter Handlung ... Letztlich kann man es eben genau so 'gut' machen, wie man es eben kann. Sich darüber selbst zu quälen wegen der Entscheidung ist auch nicht hilfreich.

  • Zitat

    Weil die Anwesenden schon 25 einhalb mal mehr über die Endlichkeit des Lebens kontempliert haben und ihre eigene Angst vor Verlust nicht ganz unreflektiert über das Wohl des Tieres stellen.


    Das sagt nichts aus.
    Ist wie bei Ärzten und Krankenschwestern: Die wissen auch bestens bescheid und sind dafür bekannt, besonders viel zu rauchen.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Wie auch immer. Jedenfalls heißt einschläfern nicht unbedingt, Endlichkeit zu akzenptieren, es kann auch heißen ein schnelles Ende haben zu wollen, um nicht hinspüren zu müssen.

  • Tashili:

    Wie auch immer. Jedenfalls heißt einschläfern nicht unbedingt, Endlichkeit zu akzenptieren, es kann auch heißen ein schnelles Ende haben zu wollen, um nicht hinspüren zu müssen.


    In was "hinspüren"?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.