Kalte Atmosphäre im Zen?

  • Grüß euch,


    Was sagt ihr zu der Aussage, dass im Zen Buddhismus eine eher "kalte Atmosphäre" bzw. "düstere Sichtweise" vorherrscht?


    So hört man viele über Zen reden. Auch ich war noch in keinem Dojo, was ich in der nächsten Woche aber nachholen werde. Bisher half mir gute Lektüre weiter ein paar Begrifflichkeiten zu klären wie z.B. "Leere", "Niemand", "Nirgens wohnen" oder "Tod". Dies sind ein paar Kapitel des Buches "Philosophie des Zen-Buddhismus" von Byung-Chul Han.


    Und auch ich frage mich ehrlich gestanden wie unter all der Leerheit und Selbstlosigkeit wahrhaft Freude empfunden werden kann, wie es in anderen Richtungen des Buddhismus wohl möglich eher der Fall sein kann.


    Liebe Grüße
    Basti

  • Moin BastiMe,

    Zitat

    Was sagt ihr zu der Aussage, dass im Zen Buddhismus eine eher "kalte Atmosphäre" bzw. "düstere Sichtweise" vorherrscht?


    Nichts.


    Zitat

    Und auch ich frage mich ehrlich gestanden wie unter all der Leerheit und Selbstlosigkeit wahrhaft Freude empfunden werden kann, wie es in anderen Richtungen des Buddhismus wohl möglich eher der Fall sein kann.


    Aha. Fragen, Spekulationen, Zweifel, nichts Ungewöhnliches also.


    Zitat

    Bisher half mir gute Lektüre weiter ein paar Begrifflichkeiten zu klären wie z.B. "Leere", "Niemand", "Nirgens wohnen" oder "Tod".


    Oha, Oha, Oha, was für ein Schiet. :(


    Zitat

    Auch ich war noch in keinem Dojo, was ich in der nächsten Woche aber nachholen werde.


    Ein Lichtblick.
    Du weißt doch, nur selber essen macht dick. :)


    Alles Liebe und viele neue Erfahrungen,
    Ji'un Ken

  • Ji'un Ken:
    Zitat

    Bisher half mir gute Lektüre weiter ein paar Begrifflichkeiten zu klären wie z.B. "Leere", "Niemand", "Nirgens wohnen" oder "Tod".


    Oha, Oha, Oha, was für ein Schiet. :(


    Erläuter das doch bitte etwas genauer ;)

  • BastiMe:

    Grüß euch,


    Was sagt ihr zu der Aussage, dass im Zen Buddhismus eine eher "kalte Atmosphäre" bzw. "düstere Sichtweise" vorherrscht?


    Es würde mich interessieren, wo du das her hast. Ich habe ganz andere Erfahrungen. Was ich ausgesprochen gut finde im Zen ist - keiner will was von dir. Du bist völlig frei zu kommen und zu gehen und langsam in diese Praxis hineinzuwachsen. Dann ist es etwas sehr verbindliches und du bleibst dieser Praxis treu. Die Menschen, mit denen ich gemeinsam praktiziere sind für mich diejenigen geworden, mit denen ich die intensivsten Beziehungen habe, ohne das es der Worte bedarf.

    Zitat


    So hört man viele über Zen reden.


    Kommt drauf an - unter bestimmten Buddhisten gibt es gegenüber dem Zen eine gewisse Distanz -
    das hängt damit zusammen, daß im Zen nicht geworben wird.

    Zitat


    Auch ich war noch in keinem Dojo, was ich in der nächsten Woche aber nachholen werde. Bisher half mir gute Lektüre weiter ein paar Begrifflichkeiten zu klären wie z.B. "Leere", "Niemand", "Nirgens wohnen" oder "Tod". Dies sind ein paar Kapitel des Buches "Philosophie des Zen-Buddhismus" von Byung-Chul Han.


    Das ist gerade nicht ein authentisches Zen Buch - :lol:

    Zitat


    Und auch ich frage mich ehrlich gestanden wie unter all der Leerheit und Selbstlosigkeit wahrhaft Freude empfunden werden kann, wie es in anderen Richtungen des Buddhismus wohl möglich eher der Fall sein kann.


    Wenn du dieses Gefühl hast, dann solltest du nicht Zen praktizieren - diese Vorbehalte schleppst du wie einen Sack mit Steinen dann mit herum und das macht dann auch wirklich keine Freude.
    Welches Dojo hast du denn dir ausgesucht?


    Meine Empfehlung ist ein Wochenende in einem Sesshin und dann kann man weiter sehen, ob der Wunsch kommt zu mehr.

  • stimmt schon - im zen gibt es nicht so einen riesen schmuck wie z.b. in den thailändischen tempel. das zen ist ziemlich nüchtern. jeder kennt doch den zen kreis. das ist halt typisch für zen. auch die koans, welche auch sehr konfus erscheinen.
    aber gerade das ist doch das faszinierende an zen!! dieses abstrakte - sprüche wie: "ich sitze hier und das gras wächst von ganz allein"
    sowas macht doch gerade zen aus. und für mich hat es eine unglaublich faszinierende magie an sich.
    und es passt sehr gut in den bushido ^^

  • @ Taischan:


    Bzgl. des Dojos habe ich dir eine PN geschickt, da ich es hier nicht so gern offen nennen möchte.


    Nun, ich persönlich habe keine Vorbehalte gegenüber Zen. Ich habe nur ein paar Schritte in diese Richtung getan und möchte dies auch nicht abbrechen. Nach wie vor gilt dem Zen mein vollstes Interesse, anders wie für die übrigen Richtungen. Ich habe mich in einem anderen Portal lediglich mit ein paar Leuten unterhalten, welche der Ansicht sind, Zen vertrete eine eher "kalte" Atmosphäre. Im Zusammenhang der genannten zentralen Begriffe und einiger Vorurteile wurde ich selbst offen gestanden auch etwas stutzig. Aber es freut mich zu hören hier eines besseren belehrt zu werden.


    Nun, welches haltet ihr denn für ein "authentisches" Buch über Zen?


    LG Basti

  • BastiMe


    ich kenne mich jetzt nicht mit den anderen richtungen des buddhismus aus - aber zen ist sehr abstrakt und mnachmal auch sehr irre führend.


    lies dir das tao te king von laotse durch. ich denke das ist die beste möglichkeit sich den zen zu nähern.
    weitere bücher kann ich nicht empfehlen - denn zen muss man leben.
    informiere dich am besten über die kriegskünste und kampfkünste in bezug auf buddhismus (z.b. shaolin mit chan-buddhismus - ist das gleiche wie zen) oder über kyudo (das bogenschießen in japan wird mit zen in verbindung gebracht) oder schwertkampf usw.
    wenn du mehr infos über zen willst dann schreib mich ruhig an.
    kannst du gut englisch?

  • BastiMe:
    Ji'un Ken:

    Oha, Oha, Oha, was für ein Schiet. :(


    Erläuter das doch bitte etwas genauer ;)



    Moin Basti,
    ich bin kein Freund von der Reihenfolge "erst Theorie, dann Praxis". Mein Weg war der, das ich mich zuerst auf Zen eingelassen habe und erst viel später angefangen habe, mich mit der Theorie zu beschäftigen.
    Ich halte das bis heute für sinnvoll.
    Ansonsten ist das Risiko einfach sehr groß, sich in irgendeinem Gedankengewusel zu verlaufen. Du liest etwas über ein bestimmtes Thema, baust dir deine Konzepte darüber auf und hast danach damit zu tun, diese wieder los zu werden. Oder du versuchst eine ganze Zeit, deine Praxis deinen Vorstellungen anzugleichen.
    Dann lieber gleich ohne Vorstellungen an eine Sache herangehen.
    So ist jedenfalls meine Vorgehensweise.
    Hat alles seine Vor-und Nachteile.
    Ach ja, du wärst wahrscheinlich der erste der den "Tod" durch das lesen von Lektüre für sich klären kann. Den meisten gelingt das wohl erst in der direkten Erfahrung des sterben müssens. ;)
    Das gleiche gilt auch für das Thema "Leerheit". Auch hier geht meiner Meinung nach nichts über die Erfahrung.


    So, nun aber genug gesabbelt.
    Ich bin schon mal gespannt, was du so für Erfahrungen im Zen-Dojo machst.
    Alles Liebe,
    Ji'un Ken

  • Namaste!

    BastiMe:

    Was sagt ihr zu der Aussage, dass im Zen Buddhismus eine eher "kalte Atmosphäre" bzw. "düstere Sichtweise" vorherrscht?


    Solche Aussagen tue ich als Vorurteile ab.


    Ich habe festgestellt, dass es zumeist die Meinungen von solchen Zeitgenossen sind, die selbst nicht den Zen-Weg praktizieren; sie kommen aus anderen Traditionen (oder folgen überhaupt keinem spirituellen Weg), sehen die schmucklose Einrichtung und die dunklen Altagsroben der Zenmöche und vergleichen diese dann mit ihren eigenen (oder ihnen vertrauteren) Tempel-/Kircheneinrichtungen und Mönchs-/Priesterkleidungen. Manch einem drängt sich da vielleicht das Vorurteil auf, dass es im Zen-Dojo kalt und düster zugehen muss. Das ist aber völliger Unsinn.


    Während der Übung geht es ruhig, diszipliniert und nüchtern zu. Außerhalb der Übung (wenn man es denn so benennen will) kann durchaus eine locke, heitere und zwanglose Atmosphäre herrschen.


    BastiMe:

    Bisher half mir gute Lektüre weiter ein paar Begrifflichkeiten zu klären wie z.B. "Leere", "Niemand", "Nirgens wohnen" oder "Tod". Dies sind ein paar Kapitel des Buches "Philosophie des Zen-Buddhismus" von Byung-Chul Han.


    Das genannte Buch kenne ich nicht.


    Zen ist ein Praxisweg.
    Philosophie ist in diesem Zusammenhang der Versuch, etwas theoretisch erklären zu wollen.


    Wenn der Zen-Weg "Bergsteigen" ist, dann ist buddhistische Philosophie ein "Buch über Bergsteigen". Der Zen-Weg kann "auf den Gipfel" führen und ermöglicht die direkte Erfahrung vom "Bergsteigen". Buddhistische Philosophien sind Erfahrungsberichte aus erster, zweiter oder noch weiterer Hand, Bilder und Geschichten zum "Bergsteigen". Durch das Lesen dieser Texte kommt man weder zum Gipfel, noch erhält man einen wirklichen "Geschmack" vom "Bergsteigen".
    (Trotzdem muss man natürlich etwas vom "Bergsteigen" gehört haben um überhaupt wissen zu können, dass man "einen Berg besteigen kann".)


    Mit Hakuin's Worten könnte man den Zen-Weg wie folgt umschreiben:
    "Geben, die Regeln beachten, die Vollkommenheiten, Buddhas Namen singen, Reue, ständiges Üben, und viele andere Arten heilsamen Tuns wurzeln im Sitzen des Zen."


    Buddhistische Philosophie füllt die Bücherregale ganzer Bibliotheken; es gibt etliche verschiedene buddhistische Lehrrichtungen, ganz zu schweigen von den verschiedenen Sichtweisen buddhistischer Philosophen. Auch wenn die ein oder andere dieser Sichtweisen gern dem Zen-Weg zugeschrieben wird, mit dem Zen-Weg selbst hat das alles kaum etwas zu tun.


    Als anschauliche Lektüre empfehle ich "Zazen - Die Praxis des Zen" von Taisen Deshimaru Roshi. Der Besuch eines Dojo und die Teilnahme am gemeinschaftlichen Zazen ist aber in jedem Fall der beste Erklärungsversuch ;)


    BastiMe:

    Und auch ich frage mich ehrlich gestanden wie unter all der Leerheit und Selbstlosigkeit wahrhaft Freude empfunden werden kann, wie es in anderen Richtungen des Buddhismus wohl möglich eher der Fall sein kann.


    Was ist denn "Wahrheit", was ist "wahrhafte Freude"?


    Freude ist ein Gegenstück zu Leid.
    Leid ist vorübergehend.
    Freude ist vorübergehend.
    Beide sind verursacht, unbeständig und letztlich ohne eigenständige, unabhängige Existenz.
    Freude als Gegenstück zu Leid kann deshalb nicht wahrhafte Freude sein.


    Das, was bei den Praktiken dieser anderen Richtungen empfunden werden kann, wird in den meisten Fällen wohl "Freude als Gegenstück zu Leid" sein. Ggf. kann man das auch im Zen erfahren (bei mir sind eingeschlafene Beine, Muskelkater im Rücken, etc. häufiger anzutreffen), es ist aber nicht Zweck der Übung, weder im Zen, noch in einem anderen ernsthaften spirituellen Wegen, sondern höchstens ein angenehmer Nebeneffekt.


    nagare:

    lies dir das tao te king von laotse durch.


    Als authentisches Werk über Zen würde ich nicht das "Tao Te King" anführen.
    Das Tao Te King wird dem Taoismus zugerechnet und dieser kann kaum mit Zen gleichgesetzt werden. Es mag zwar stimmen, dass sich in China Taoismus und Buddhismus gegenseitig beeinflusst/inspiriert haben, aber es entspricht kaum den Tatsachen, das Zen eine Verbindung von Taoismus und Buddhismus ist.


    Einen angenehmen Tag,
    < Gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Hallo Basti,


    der Ausdruck "kalte Atmosphäre" oder "düstere Sichtweise" trifft es recht gut. Wenn man es aus der Perspektive von Menschen sieht, die kein Zen praktizieren. Und zu diesen scheinst Du ja zu gehören. Es ist immer ein wenig enervierend für mich zu hören, wenn alte Zen-Hasen sagen: "Bei uns geht´s nicht streng zu. Das läuft alles ganz ruhig und gelassen ab." Solche Äußerungen zeigen nur, daß jemand, der lange Zen übt, sich in diesem Fall nicht in die Perspektive des Normalmenschen versetzen kann oder will.


    Die Realität ist, daß Zazen - also Zen-Meditation - vielen Menschen zunächst psychisch Unbehagen und physisch Schmerzen bereitet. Ich habe zig Menschen gesehen, die mit Zazen begonnen haben und niemand sagte danach "Was für ein Spaß!" Im Gegensatz zu verschiedenen Praktiken in anderen buddhistischen Schulen liefert Zen-Übung zunächst meist keine entspannenden, angenehmen, erbaulichen oder inspirierenden Sinneserfahrungen. Meine Beobachtung ist, daß Zen-Praxis zunächst ganz einfach ausgehalten werden muß.


    Stell Dich darauf ein, geh ins Dojo und Du wirst eine gute Erfahrung haben. Wenn Du aber glaubst, es wird in irgendeiner Weise nett oder gemütlich oder symphatisch, wirst Du wahrscheinlich enttäuscht werden.


    Gruß Shiko

  • BastiMe:

    Nun, welches haltet ihr denn für ein "authentisches" Buch über Zen?


    Das kommt darauf an - welchen Zweck man damit verbinden will.
    Für Einsteiger - aber auch für "alte Hasen" ist Muho Zazen oder der Weg zum Glück zu empfehlen.
    Ich habe es mir allerdings erst gekauft, weil mir jemand über den Weg gelaufen ist, der was Positives über Muho fallen ließ. Erst da habe ich dann den bescheuerten Titel akzeptiert. Weg zum Glück ist für mich Quatsch - aber Muho hat dies dann auch in ausgezeichneter Weise richtig gestellt.


    Dann empfehle ich "Shobogenzo" von Dogen - aber das kann man ja im Internet lesen - für den Anfang. Man sollte es sich aber irgendwann mal kaufen, wenn man weiß, Zen - das isses.
    Allein schon deshalb, weil man anfangs nur die Buchstaben und Worte erkennt, aber nicht den Sinn. Das ist eine tolle Erfahrung - lesen und nix verstehen. Hat man meistens nur bei Formeln der Höheren Mathematik :lol:
    Auch Interpretationen helfen da nichts. Es kann dir keiner erklären. Nur Praxis. Und dann - mit der entsprechenen Praxis - holt man sich die Texte wieder hervor - und das ist dann auch eine tolle Erfahrung - der Sinn ist da. Es fällt wie Schuppen von den Augen.


    Dann empfehle ich David Chadwick: Shunryu Suzuki oder die Kunst, ein Zen-Meister zu werden. Leben und Lehren des Mannes, der Zen in den Westen brachte.


    Zu Byung-Chul Han habe ich das gefunden.
    http://pages.unibas.ch/philosophie/mitarbeiter_0506/han.html

  • Benkei:
    nagare:

    lies dir das tao te king von laotse durch.


    Als authentisches Werk über Zen würde ich nicht das "Tao Te King" anführen.
    Das Tao Te King wird dem Taoismus zugerechnet und dieser kann kaum mit Zen gleichgesetzt werden. Es mag zwar stimmen, dass sich in China Taoismus und Buddhismus gegenseitig beeinflusst/inspiriert haben, aber es entspricht kaum den Tatsachen, das Zen eine Verbindung von Taoismus und Buddhismus ist.



    Benkei



    aber sie stehen doch auch nicht unabhängig voneinander dar? für mich sind sie untrennbar und ich dachte immer dass das tao zum zen gehört !?


  • Lass dich nicht von Benkei verwirren. Selbstverständlich ist Chan/Zen mit dem Daoismus eine Verbindung eingegangen. Aber das bedeutet im Chan nichts. Mit mir ist es ja auch eine Verbindung eingegangen - und was bedeutet das? Nichts.
    Am besten schütteln wie ein nasser Hund ........

  • Ich Grüsse Dich Ganz Rechtherzlich Taishan ,


    Deine postings gefallen mir sehr und ich kann öfters gewisse Gemeinsamkeiten feststellen . Darauf möchte ich aber an anderer Stelle eingehen .
    Zum Thema : Was hälst Du von Hanshan - Gedichte vom Kalten Berg ?


    Mit lieben freundlichen Grüssen
    Dorje Sema

  • Namaste!

    Taishan:
    nagare:


    aber sie stehen doch auch nicht unabhängig voneinander dar? für mich sind sie untrennbar und ich dachte immer dass das tao zum zen gehört !?


    Lass dich nicht von Benkei verwirren. Selbstverständlich ist Chan/Zen mit dem Daoismus eine Verbindung eingegangen. Aber das bedeutet im Chan nichts. Mit mir ist es ja auch eine Verbindung eingegangen - und was bedeutet das? Nichts.


    Es ist schon ein Unterschied, ob man sagt, "Zen sei eine Mischung aus Buddhismus und Taoismus" oder ob man sagt "Zen ist mit Taoismus eine Verbindung eingegangen".


    Die erste Aussage sehe ich als unrichtig an, die zweite als zu verallgemeinert.


    Der Taoismus hat vom Buddhismus wahrscheinlich die klösterlichen Strukturen übernommen, sowie die konzeptuelle Lehre von der Wiedergeburt.
    Der Buddhismus hat in China viele Begriffe und ideelle Vorstellungen aus dem Taoismus übernommen, sowie viele kulturelle Aspekte.


    Trotzdem sind beide immer noch unterschiedliche Lehren die zusammengefasst keinesfalls Zen ergeben.


    Basistexte des Zen sind u. a.
    die Prajna-Paramita-Sutren (mit Herz-Sutra und Diamant-Sutra),
    das Shurangama-Sutra,
    das Lankavatara-Sutra,
    das Vimalakirti-Sutra,
    das Lotos-Sutra,
    (alles buddhistische Sutren die die Zen-Schulen mit anderen Mahayana-Schulen teilen)
    sowie verschiedene Texte der Patriarchen (je nach Zen-Schule).


    Mit Basistexten des Taoismus kenne ich mich kaum aus, ich würde hier vielleicht
    das I-Ging,
    Lao Tse's "Tao Te King" und
    Dschuang Dsi's "Das wahre Buch vom südlichen Blütenland"
    anführen, aber kein buddhistisches Sutra.


    Ein Zen-/Chan-Mönch ist ein Buddhist, kein Taoist.
    Ein taoistischer Mönch wird wohl kaum nach den Pratimoksha-Gelübden oder den Brahmajalasutra-Gelübden ordiniert (auch wenn der Taoismus sich wahrscheinlich in vielen Punkten daran orientiert).


    Es ist zweifellos möglich, als Zen-Praktizierender Inspiration aus taoistischen Schriften zu ziehen, da man sie ja quasi "mit der Zen-Brille" liest.
    Es ist wahrscheinlich auch umgekehrt möglich, als Taoist Inspiration aus buddhistischen Schriften zu ziehen, wenn man daraus seine taoistischen Schlüsse zieht.


    Es gibt mit Sicherheit auch Millionen von Menschen (ich denke vor allem an China, Taiwan und Vietnam), die sowohl Buddhismus als auch Taoismus praktizieren, aber das macht sie alle nicht automatisch zu Zen-Menschen ;)


    < Gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Erst einmal bedanke ich mich für eure Antworten. Der Versuch Zen durch Lektüre zu begreifen ist nicht sehr ratsam. Ich werde das Dojo besuchen und dann sehen was ich davon halte. Natürlich sage ich nach einem Besuch nicht: "Das also ist Zen!", aber ich hoffe dem doch etwas näher zu kommen.


    nagare:

    informiere dich am besten über die kriegskünste und kampfkünste in bezug auf buddhismus (z.b. shaolin mit chan-buddhismus - ist das gleiche wie zen) oder über kyudo (das bogenschießen in japan wird mit zen in verbindung gebracht) oder schwertkampf usw.


    Nun, ich begegne Zen einerseits durch mein Karate-do-studium, aber auch durch die Zucht von Bonsai. Beide "Künste" sind maßgeblich vom Zen geprägt. Nicht zuletzt war dies auch der Grund weshalb ich erst auf Zen aufmerksam wurde. Die Praxis des Zazen und die allgemeine Beschäftigung mit Zen würde dies alles also ein wenig abrunden.


    nagare:

    kannst du gut englisch?


    Ich lese einige englische Bücher und komme ganz gut zurecht. Also sollte dies kein Problem darstellen. ;)


    Einige Meister sagten, Zen biete überhaupt nichts. Ich stelle ganz provokant einfach mal die Frage (auch wenn ich etwas offtopic gehen muss), wozu praktiziert ihr Zazen, bzw. weshalb beschäftigt ihr euch mit Zen, wenn ihr letztlich nichts davon haben solltet. Oder seht ihr entgegen dieser Aussage eines Meisters, dass Zen sehr wohl etwas biete?


    LG Basti

  • ich habe einige texte von einem zen möcnh aus amerika, wenn du sie haben möchtest... .


    da du karate machst werde ich dir in dieser weise antworten, weshalb ich zen mache.


    Die Kunst des Kampfes geht ins Nichts. Alles geht ins Nichts.
    Wenn ich eine Kata laufe und ich fehler mache dann korrigiere ich sie so lange, bis NICHTS mehr schief geht. ich strebe nach dem NICHTS.

  • An die Texte des Mönches bin ich doch sehr interessiert. Wenn du sie mir geben möchtest, lass dich nicht aufhalten!


    Du scheinst mir ein erfahrener Karateka zu sein. Kata zu üben ist die wohl beste Möglichkeit im Karate, nach dem NICHTS zu streben.

  • Dorje Sema:

    Ich Grüsse Dich Ganz Rechtherzlich Taishan ,


    Deine postings gefallen mir sehr und ich kann öfters gewisse Gemeinsamkeiten feststellen . Darauf möchte ich aber an anderer Stelle eingehen .
    Zum Thema : Was hälst Du von Hanshan - Gedichte vom Kalten Berg ?


    Mit lieben freundlichen Grüssen
    Dorje Sema


    Taishan kennt Hanshan :lol:

  • BastiMe:


    Du scheinst mir ein erfahrener Karateka zu sein. Kata zu üben ist die wohl beste Möglichkeit im Karate, nach dem NICHTS zu streben.



    ich mache kein karate. aber danke sehr ;)
    ich habe mich seit 7 jahren mit der philosophie der kampf- und kriegskusnt auseinandergesetzt, und ich lerne von den generationen, die vor mir waren ^^. doch derzeit möchte ich den religiösen weg etwas vertiefen und kennenlernen. darum bin ich hier.

  • nagare:

    ich mache kein karate. aber danke sehr ;)
    ich habe mich seit 7 jahren mit der philosophie der kampf- und kriegskusnt auseinandergesetzt, und ich lerne von den generationen, die vor mir waren ^^. doch derzeit möchte ich den religiösen weg etwas vertiefen und kennenlernen. darum bin ich hier.


    Hm.. wenn du dich so mit Kampf- und Kriegskunst auseinandergesetzt hast frage ich mich weshalb du nicht ein Dojo besuchst? Es ist die beste Möglichkeit es wirklich zu begreifen. ;)

  • Ich Grüsse Dich Ganz Rechtherzlich Taishan ,


    ein ganz Freundliches Dankeschön , wie Du richtig " vermutest " das kannte bzw. kenne ich wirklich nicht !
    Ich werde es mir in Ruhe zu Gemüte führen vielen lieben Dank für Deine Mühe !!!


    Mit Ganz Freundlichen Grüssen
    Dorje Sema

  • BastiMe:
    nagare:

    ich mache kein karate. aber danke sehr ;)
    ich habe mich seit 7 jahren mit der philosophie der kampf- und kriegskusnt auseinandergesetzt, und ich lerne von den generationen, die vor mir waren ^^. doch derzeit möchte ich den religiösen weg etwas vertiefen und kennenlernen. darum bin ich hier.


    Hm.. wenn du dich so mit Kampf- und Kriegskunst auseinandergesetzt hast frage ich mich weshalb du nicht ein Dojo besuchst? Es ist die beste Möglichkeit es wirklich zu begreifen. ;)


    Basti, die antwort ist ganz einfach...hier gibt es kein dojo.
    doch ich merke, wie weit ich allein gekommen bin-und so werde ich einfach fortfahren so gut es geht.aber es ist ärgerlich auf dem physischen bereich so wenig gefördert zu werden.