Zen Meditation - Buddhistisch? Christlich? Transkonfessionel

  • zum Sanbo-Kyodan noch folgende Ergänzung.
    Die von Willigis Jäger gelehrte Verbindung von christlichem Gedankengut und Zen ist nicht ein generelles Attribut des Sanbo-Kyodan.
    Die "Diamond Sangha", aus dem Sanbo-Kyodan entstanden geht da einen völlig unchristlichen Weg.
    Die Linie geht von Robert Aitken, Hawai aus zu den Roshis Rolf Drosten und Burkard Zill der "Wolken und Mond Sanga" in Deutschland.
    Dort sind keinerlei christlichen Inhalte zu finden.


    Ich selbst finde es müssig über dieses Thema zu streiten. Jeder der das tut, hat nichts begriffen.
    Allerdings würde ich sofort die Flucht ergreifen wenn bei meiner Zen-Sangha christliche Inhalte auftauchen würden.
    Das gleiche würde aber auch zutreffen wenn man mich zum Buddhisten machen wollte.


    Ich habe die Gelöbnisse abgelegt, aber nicht als Bekenntnis zum Buddhismus, sondern als Teil meiner Übung im Zen, also im Leben.



    () Justus

  • Hallo,



    ich muss Obakuzen recht geben.


    Es gibt einen deutschen Zen-Lehrer, der vor einigen Jahren einmal ziemlichen Wirbel veranstalltete wegen dieses Streitpunktes und schließlich sogar aus der DBU austrat, weil er diese für zu lax im Umgang mit den christlichen Ansprüchen hielt. Seine Argumentation war aber zuweilen etwas sehr Krass und schoss über das Ziel hinaus.


    Inzwischen aber sehe ich seine Bedenken als zum Teil gerrechtfertigt an. Warum? Meiner Meinung nach zu viele christliche Lehrer sind inzwischen offiziel ernannte Zen-Lehrer oder machen sich zu solchen und reklamieren das Zen für sich. Zwei Punkte sind hierbei von wesentlicher Bedeutung: Einge der ersten christlichen Zen-Lehrer wurden recht vorschnell als solche von Ihren Meistern anerkannt, was diese zum Teil später bereuten und zwar, weil sie sich über die theologischen Konzepte "hinter" den christlichen Lehrern nicht klar waren, erst als diese selbstständig begannen zu lehren wurden zum Teil große Differenzen deutlich. Diese Differenzen habe ihre Ursache meiner Meinung nach in einem großen Mißverständnis. Denn zum einen ist leider das Zen in Japan oftmals degeneriert zur reinen Seelsorge (eine wichtige Aufgabe an sich - aber doch weit entfernt von dem Anspruch, den Zen eigentlich an sich selbst stellt), so das oftmals die Ausbildung zum Priester ein formeller Akt ist. Interessanterweise haben einige der in Japan (oder von Japanern) ausgebildeteten Roshis dieses Titel deutlich schneller bekommen, oder wurden von ihren Schülern im Westen als solche angesprochen, als dies jemals bei einem Japaner der Fall gewesen wäre - auch dies Folge eines kulturellen Mißverständnisses? Die Grundlage dieser formalen Ausbildung ist aber etwas, das von den japanischen Meistern recht stillschweigend und ahnungslos vorausgesetzt wurde, von diesen Schülern aber sicher kaum mitgebracht wurde, nämlich eine profunde Kenntnis der Lehre Buddhas. nun kommt erschwerend hinzu, dass, wenn man lediglich das Mahayana betrachtet, die Terminologie in vieler Hinsicht eine Gottesvorstellung andeutet. Das Mahayana kann man aber letztlich auch nur verstehen auf seiner Grundlage, dem Pali-Buddhismus. Denn man irrt, wenn man annimt, hierbei würde es sich um etwas grundsätzlich Unterschiedliches handeln. Das Theravada ist nur eine von mehreren ehemaligen Schulen dessen, was man heute als Hinayana bezeichnen würde und auch das Mahayana ist nicht als monolithischer Block entstanden. Es gab wesentlich mehr Querverbindungen und Austausch, als uns heute im Allgemeinen bekannt ist. Zur Teilung der Sangha führten zunächst nur Kleinigkeiten insbesondere in Auslegenugsfragen der Ordens-REGELN. Zum Verhängnis wurde dem Zen nun seine vermeintliche Bilderstürmerei. Wir alle kennen den Ausspruch "Triffst du den Buddha, dann töten ihn" Ist damit wirklich gemeint, wie heute vielfach angenommen wird, man solle auch die Lehre Buddhas transzendieren? (Ich verwende absichtlich an dieser Stelle diese Ausdrucksweise anstelle von "Buddhismus", den zu Zeiten, als dieser ausspruch getan wurde, gab es zwar schon eine Auseinandersetzung mit den Schulen der chinesischen Philosophie, Aber ein Verständnis des Buddha-Dharmas als Konfession, wie es heutzutage durch den christlich geprägten Sprachgebrauch herrscht, gab es vermutlich nicht in diesem Maße.) Wahrscheinlich nicht, denn die Lehre des Buddha weist ja schon in ihren Ansätzen über sich selbst hinaus. Niemals hatte der Buddha einen Glaubenslehre geschaffen, oder schaffen wollen, es ging von Anfang an um Leidensbefreiuung und diese kann nur erreicht werden durch das Lösen von Anhaftungen, mithin auch von Anhaftungen an die buddhistische Lehre selbst, dies wird in mehreren Textstellen deutlich, so zB in der Rede an die Kalamer, die davor warnt, eine Religion oder einen Ritus ungeprüft zu übernehmen und auch in dem Beispiel vom Floß. Ganz anders stellte sich die Situation dar, als gesagt wurde "wenn du den Buddha triffst, töte ihn". Denn zu diesem Zeitpunkt war der Buddha bereits überfrachtet mit religösen und philosophischen Glaubensinhalten. Genau dagegen richtete sich die Bilderstürmerei des Zen und es war auch - wenn auch wahrscheinlich viel weniger aggressiv und spektakulär als der Begriff Bilderstürmerei heutzutage andeutet - ein Unterfangen ZUM WESENTLICHEN ZURÜCKZUKEHREN, also gerade sich zum kern der Buddha-Lehre wieder zuzuwenden. Im Gegensatz dazu, das Zen heute oft als reinstes Mahayana bezeichnet wird, denke ich manchmal, es ist im Herzen das Theravada unter den Mahayana-Schulen. Untersucht man es genau und vorbehaltslos, entdeckt man viele gemeinsamkeiten mit den Schulendes praktizierten Vipassana und Samatha und Anatapassati und wie dies im Theravada alles heißt, mehr, als zB mit dem Amida-Buddhismus. Ebenso findet man viele Gemeinsamkeiten mit dem tantrischen Buddhismus, der den Ausdruck der Buddhaschaft im normalen Leben sucht.


    Vipassana-Technicken würden sich ebenso gut für eine Integration in das Christentum eignen. Doch dies ist weniger Spektakulär und Zen inzwischen ein derartiger Modebegriff geworden, das man sich gerne diesen aneignet. Und hier sind wir bei einem interessanten Punkt angekommen, denn mein Eindruck ist das viele christliche Zen-Übende und -Lehrer sich diesen Begriff gerne Aneignen wollen. Unter dem Argument, Zen sei transkonfessionel wird zunächst die buddhistische Terminologie entfernt (weil man die im Westen ja sowieso nicht versteht - ja glaichsam scheint es, als sei der aktiv spirituell Suchende auch nicht in der Lage, oder ihm nicht zuzumuten sich einmal eingehend mit etwas Neuem auseinanderzusetzen). Im nächsten Schritt taucht dann eine christliche Terminologie auf und man geht dann noch so weit, zu behaupten, das ganze Buddhistische sei eher schlecht, weil negativ, gefühlskalt, kaum zu verstehen und ausserdem nur Folklore, ein Autor behauptete sogar, die Christen seien eigentlich die wahren Zen-Übenden, weil sie, im Gegensatz zu den Buddhisten, zur Nächstenliebe fähig seien.


    Das Alles soll nicht gegen einen ernsthaften und respektvollen interreligösen Dialog sprechen. Leider ist es aber Mode geworden, ohne Unterscheidung von fast jedem religiösem System zu behaupten, das eh alles das gleiche meine. Man vergisst dabei, das auch schon der Buddha dazu aufforderte, sehr genau hinzuschauen und auch zu Unterscheiden! Auch das spricht nicht gegen den Dialog und schon gar nicht gegen Respekt und Toleranz, aber gegen leichtfertige Gleichmacherei - auch wenn sie einem im Form eines wohligen Gefühles allzuleicht entgegen kommt.

  • Moin Moin

    Zitat

    Schönen Dank für dieses Thema.


    Bitte bitte, das ist weil ich so sensibel bin. :D
    Außerdem gibt's da wohl einige "karmische Verbindungen" zwischen mir und dieser Richtung. :)


    Hier gibt es einen Vortrag von Yamada Ryôun Roshi zum Thema Zazen und christlicher Glaube.


    Wer gerne Mal Teishos einer Lehrerin der Sanbo Kyodan Schule hören möchte, findet hier einige zum Download.


    Alles Liebe,
    Ji'un Ken

  • So so ihr Lieben, um mal wieder aufs Thema zurück zu kommen. Nicht nur einigen Budddhisten, nein auch der katholischen Kirche, scheint die Annäherung Buddhismus/Christentum unheimlich zu sein: http://www.kath.net/detail.php?id=18047


    Und nun noch etwas anderes:


    Vielleicht bin ich ja zu blauäugig, aber wo ist denn das Problem? Auch hier erlebe ich, dass die Wogen hochzuschlagen drohen, dass die Argumente ins persönliche abzurutschen drohen.
    Ist es so verwerflich, wenn sich Menschen anderer Religionen der Methoden des Zen bedienen?
    Der Zen Weg den ich gehe, hat buddhistische Wurzeln. Ich selbst bezeichne mich als Buddhisten. Aber wenn nun jemand der sich als Christ bezeichnet, sich trotzdem im Zen zu Hause fühlt und diesem Fühlen in christlichen Bildern Ausdruck verleit, warum nicht?
    In der Medizin sage ich immer: "Wer heilt hat Recht."
    Und hier: "Jeder schafft sich sein eigenes Karma" Ich möchte mir nicht anmaßen, andere Wege als richtig oder falsch zu beurteilen. Es sind Wege, nicht mehr und nicht weniger. Jeder geht den ihm gemäßen Weg.
    Ich habe viel erlebt in meinem Leben. Alles zusammen macht mich zu dem der ich bin. War das nun gut oder schlecht, richtig oder falsch, was ich erlebt habe?
    Als ich aus der Kirche ausgetreten bin, hat mich mein Pastor nach meinen Gründen gefragt. Ich habe ihm gesagt:"Wir sind ein Stück des Weges gemeinsam gegangen und jetzt biege ich links ab und sie gehen geradeaus weiter. Mehr ist nicht passiert. Das macht ihren Weg nicht besser oder schlechter als meinen."
    Ohne Unterlass
    ändern sich alle Dinge.
    Und doch geschieht nichts.


    Alles Liebe,
    Ji'un Ken


    Alles Liebe,
    Ji'un Ken

  • Wird hier Zen-Meditation als Methode gleichgesetzt mit "Zen"? Ist das richtig?
    Was ist "Zen"? Diese "Gelehrten"-Frage ( ;) ) hatte Karuna gestellt und ich will sie mal ziemlich ungelehrt teil-beantworten, indem ich aufzeige, was "Zen" sein kann (die Liste kann wohl beliebig verlängert werden):


    1. Da gibt es das buddhistische Zen, welches in der ursprüngliche Form "Chan" nicht so viele Spielarten aufweist wie "Zen". Alle die in der frühen Zeit während der Entstehung von Chan zu Chan gestoßen sind, hatten eine gründliche buddhistische Schulung hinter sich. Eine Übertragung jenseits der Schriften auf Basis einer solche Schulung und Praxis jenseit der Schriften auf Basis einer solchen Schulung hat also einen anderen Stellenwert als Praxis jeseits der Schriften ohne buddhistische Schulung.
    2. Dann gibt es das faschistoid-rassistische Massenmörder-Zen
    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=3&t=495
    3. Dann wäre da das erfolg-orientierte, gewinnmaximierende Manager-Zen ("Industrie-Soldaten"-Zen)
    4. Auch gibt es das Dummie-Zen westlicher Ignoranten, welches unterschiedliche Anteile von Ego-Tripp, Nihilismus und Materialismus aufweist. V.a. nihilistische Strömungen wurde durch japanische degenerierte Übertragungslinien, welche aus dem unter Punkt 2 genannten Desaster resultierten, stark gefördert.
    5. Schließlich das Zen von Christen


    Also ... wie ich es sehe, machen alle diese "Zennisten" "Zen-Meditation" :badgrin:


    VG
    K

  • Knoedel:

    Wird hier Zen-Meditation als Methode gleichgesetzt mit "Zen"? Ist das richtig?


    Ja kann schon sein, daß die "gleichgesetzt" wird, wäre aber falsch.


    Knoedel:

    Da gibt es das buddhistische Zen, welches in der ursprüngliche Form "Chan" nicht so viele Spielarten aufweist wie "Zen". Alle die in der frühen Zeit während der Entstehung von Chan zu Chan gestoßen sind, hatten eine gründliche buddhistische Schulung hinter sich. Eine Übertragung jenseits der Schriften auf Basis einer solche Schulung und Praxis jenseit der Schriften auf Basis einer solchen Schulung hat also einen anderen Stellenwert als Praxis jeseits der Schriften ohne buddhistische Schulung.


    Es wird wirklich nix "geschult" ;)


    Knoedel:

    Dann gibt es das faschistoid-rassistische Massenmörder-Zen
    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=3&t=495


    Und es gibt Erwiderungen: http://antaiji.dogen-zen.de/eng/200801.shtml


    Knoedel:


    4. Auch gibt es das Dummie-Zen westlicher Ignoranten, welches unterschiedliche Anteile von Ego-Tripp, Nihilismus und Materialismus aufweist. V.a. nihilistische Strömungen wurde durch japanische degenerierte Übertragungslinien, welche aus dem unter Punkt 2 genannten Desaster resultierten, stark gefördert.


    Hm, nur mal so interessehalber - welche sollen das nach Deiner Meinnung sein?


    _()_

  • Zitat


    Das weißt du nicht?


    Übrigends - Linji ist voll lebendig - ich hab' ihn letztens in Berlin gesehen.


    Wenn Du nicht seihst, was ich denn seh, was seh ich denn, was du nicht siehst?! Dummes Spiel, einfältige Methode...wir sind alle tot und tun nur so....


    Wenn die "Großen" Buddha spielen, sind meistens "Kleinwüchsige" dahinter.


    Schönen Gruß
    Mahakala

  • Zu Karuna`s Frage- Buddhismus bei den Nazis: Die hatten großes Interesse an Tibet und dieser Kultur und schickten damals eine Expedition mit Heinrich Harrer an der Spitze nach Tibet; der Rest ist bekannt. Harrer geriet in britische Kriegsgefangenschaft, entkam und schlug sich bis an den Hof des heutigen Dhalai Lhamas durch; wurde sein Berater bzw. Erzieher. Siehe " 7 Jahre in Tibet " von Heinrich Harrer
    Lieber Gruß von crazy dragon

    Tag für Tag ein guter Tag

  • und am ende ist alles Mahayana.
    WitjaKarmaDorje

  • Das Buch von Harrer selbst habe ich gelesen; klar ist der Film " made in Bollywood..." Aber Fakt ist, die Nazis hatten Interesse am Buddhismus- allerdings aus ihrer Herrenmenschen-Ideologie heraus.


    Und bis auf wenige Widerstandskämpfer hatten die meisten Zeitgenossen am Anfang Hitler bewundert- und während des Krieges dann sich heimlich davon verabschiedet. Wir, die davon nichts selbst erlebt haben, sollten sich hüten, solche Mitläufer zu verurteilen. Harrer wollte in erster Linie Bergsteigen und sein Ding durchziehen- und da war es ihm relativ egal, wer ihn förderte. Als Nazi würde ich Harrer nicht bezeichnen.
    Lieber Gruß von crazy dragon

    Tag für Tag ein guter Tag

  • crazy-dragon:

    Aber Fakt ist, die Nazis hatten Interesse am Buddhismus- allerdings aus ihrer Herrenmenschen-Ideologie heraus.


    Wie es aussieht wenn rechte Gedanken versuchen die Buddhalehre zu verstehen kann man hier schön sehen:
    Der Buddhismus - keine »sanfte« Religion.


    Dort zieht die Autorin ihre Schlussfolgerungen aufgrund von "Studien" von Mathilde Ludendorff.
    Ein anderer Vertreter dieser "Spezies" ist z.B. Julius Evola,dessen "The Doctrine of Awakening" von Nanavira Thera ins Englische übersetzt wurde.Später distanzierte er sich von diesem Werk.

  • Hallo, Karuna,


    damit schließe ich das Thema für mich: Der heutige Dhalai Lhama war bis zu Harrers Tod mit ihm befreundet- korrigiert mich, wenn es jemand besser weiß...Also kann er so schlecht nicht gewesen sein-
    unser Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker war Front-Soldat vor Moskau- und trotzdem wurde er nie als Nazi und Kriegsverbrecher bezeichnet...nichtmal von den Russen.
    Lieber Gruß von crazy dragon

    Tag für Tag ein guter Tag

  • crazy-dragon:

    Hallo, Karuna,


    damit schließe ich das Thema für mich: Der heutige Dhalai Lhama war bis zu Harrers Tod mit ihm befreundet- korrigiert mich, wenn es jemand besser weiß...Also kann er so schlecht nicht gewesen sein-


    Der Dalai Lama ist auch ein Freund von Roland Koch :lol:


    VG
    K

  • Karuna:

    http://de.wikipedia.org/wiki/B…r_Deutsche_Gotterkenntnis


    Man sollte aber auch unterschieden zwischen "verstehen" und "diffamieren". Ich sehe nicht, daß der Beitrag von
    Frau Göllner erkennen läßt, daß sie den Buddhismus verstehen will. Das ist eine ganz rechte Ecke. Igittigitt.


    Ich glaube es mangelt bei Frau Göllner weniger am verstehen "wollen" als am verstehen "können".Rassisten sind nach meiner Beobachtung aus dem Gefühl als "überlegene Menschen" besonders Ich-gläubig,Daseins -und Diesseitsverhaftet.Deshalb sind sie unfähig die Buddhalehre auch nur ansatzweise zu verstehen.Manche Nazis fühlen aber eine gewisse Faszination ihr gegenüber,weil sie im "mystischen Herrenwesen" eine Identifikation für ihre verqueren Überlegenheitsfantasien finden.

  • Zitat

    ich denke du siehst das richtig, hinsichtlich der Ich-Gläubigkeit und Egozentrik von rassistisch ausgerichteten Menschen.


    Ja denke ich auch, gilt auch fürs bildungsnirvana für autisten. :grinsen:

  • Es kamen zwei frischbekehrte Christen in einem buddhistischen Land(zur Erklärung: frischbekehrte Christen sind fast so ne schlimme Gattung wie frischbekehrte Buddhisten) in einen Zentempel in diesem Land. Und sie wollten mit dem Zenmeister über die Einzigartigkeit von Jesus reden und welche Religion die richtige ist. Draussen begann es zu regnen. Da meint der Zenmeister: Horcht.
    Und nach einer Stille fragte er: Ihr hört doch den Regen?
    Ist das christlicher oder buddhistischer Regen?


    A.

  • nikaya:
    Karuna:

    http://de.wikipedia.org/wiki/B…r_Deutsche_Gotterkenntnis


    Man sollte aber auch unterschieden zwischen "verstehen" und "diffamieren". Ich sehe nicht, daß der Beitrag von
    Frau Göllner erkennen läßt, daß sie den Buddhismus verstehen will. Das ist eine ganz rechte Ecke. Igittigitt.


    Ich glaube es mangelt bei Frau Göllner weniger am verstehen "wollen" als am verstehen "können".Rassisten sind nach meiner Beobachtung aus dem Gefühl als "überlegene Menschen" besonders Ich-gläubig,Daseins -und Diesseitsverhaftet.Deshalb sind sie unfähig die Buddhalehre auch nur ansatzweise zu verstehen.Manche Nazis fühlen aber eine gewisse Faszination ihr gegenüber,weil sie im "mystischen Herrenwesen" eine Identifikation für ihre verqueren Überlegenheitsfantasien finden.


    Nikaya,
    danke! Das ist eine sehr gute Erklärung in Sachen Rassismus. Ich war schon irritiert, warum sich Nazis angezogen fühlen. Ich dachte es habe auch damit zu tun, das wir im Buddhismus keinen Schöpfergott kennen.
    WitjaKarmaDorje

  • nikaya:


    Ein anderer Vertreter dieser "Spezies" ist z.B. Julius Evola,dessen "The Doctrine of Awakening" von Nanavira Thera ins Englische übersetzt wurde.Später distanzierte er sich von diesem Werk.


    Das ist hier einsehbar.


    A.

  • Ariya:
    nikaya:


    Ein anderer Vertreter dieser "Spezies" ist z.B. Julius Evola,dessen "The Doctrine of Awakening" von Nanavira Thera ins Englische übersetzt wurde.Später distanzierte er sich von diesem Werk.


    Das ist hier einsehbar.


    A.


    ich habe mal kurz rein gelesen, es scheint mir gefährlich zu sein, weil intelektuell, vieles stimmt, aber vieles stimmt ganmz und gar nicht.
    WitjaKarmaDorje

  • Ich hab es noch nicht ganz gelesen. Ich würd es ja nicht als Einstiegsbuch empfehlen.
    Aber ich trau den Leuten hier zu, sich selbst eine Meinung bilden zu können.
    Wenn es die Möglichkeit gibt, sich direkt eine Meinung zu bilden, find ich das besser, als nur über ein Buch, wovon ich gehört hab, zu schreiben. Und zu schaun: Was stimmt hier und was nicht, ist du doch auch bei jedem buddhistischen Buch sinnvoll.


    Eine andere interessante Frage wäre mal zu schaun, wie hat sich der Buddhismus in der Zeit seiner Existenz so politisch verhalten. Ein Lehrer (Vajrayana, wenns dich beruhigt) meinte einmal, dass es von Beginn an die Tendenz gab, sich mit der Macht zu arrangieren. Wenn es buddhistische Machthaber oder Parteien gab/gibt, hatten die meist recht rechte oder zumindest konservative Ansätze oder waren sehr nationalistisch oder beides. (Schau dir doch mal Tibet vor der Besetzung an. Z.b. die Ausländerpolitik). Es gibt inzwischen freilich auch ein paar Trends in andere Richtungen (z.B. marxistisch-buddhistische Ansätze), aber ich denke, wir sollten uns da nicht allzusehr an der Geschichte orientieren (zumal ich denke, dass sich das Denken in rechts/links Schubladen eh überholt hat (die Ideen von linken und rechten Vordenkern liegen ja nicht mehr so weit auseinander, selbst Vordenker der Neuen Rechten halten ja z.B. Nationalismus für überholt, bei den Linken gibt es inzwischen die Erfahrung, das Internationalismus auch negative Folgen haben kann), sondern eher zwischen konsumgläubigen und konsumkritischen Ansätzen.


    A.

  • Nochmal kurz zu Evola. Er war zweifelsohne ein faschistischer Denker (obwohl es vielleicht man fairerweise dazusagen sollte, dass er kein nationalsozialistischer Denker war, eher ein starker Kritiker), aber seine Kulturkritik wurde in Italien auch von linken Denkern weiterentwickelt.
    Das politische System, was er will, wäre extrem rückwärtsgerichtet (der König als geistig-spiritueller Krieger an der Spitze) und extrem elitär. Ähnliche Ansatzpunkte findet man in der Geschichte bei Plato und in der neuer Philosophie bei Sloterdijck.
    Der Hauptansatzpunkt von Herrschaft muss aber bei ihm immer ein geistiger sein, kein materialistischer sein (Daher ist er für manche Konsumkritiker interessant). Es scheint so eine Art idealisiserter Feudalismus zu sein. Daher sind auch viele Sympathien seiner Nachfolger und Teile der Neuen Rechten, die sich auf ihn berufen, an Tibet und den Dalai Lama zu verstehen. Gleichermassen an Japan - die Samurais als geistiger Ritterorden (und da sehen sie wohl auch eine Verbindung zum Zen). Außerdem kommt eines ihrer Idole, Mishima, aus Japan. Da weiss ich aber nichts von Verbindungen zum Buddhismus.


    A.

  • Hallo,
    ihr führt da eine sehr interessante diskussion ich komme kaum noch mit dem lesen nach. am rande stellt sich mir da eine andere frage: beetrachtet ihr buddhismus als religion? Für mich ist -in übereinstimmung mit Trinley Thaye Dorje- Buddhismus vielmehr Methode und Ethik.
    War nur so eine frage am rande, ich freue mich schon auf neues von euch.
    WitjaKarmaDorje

  • Karuna:

    Italien und Deutschland unterscheiden sich nicht nur durch die Begriffe "Faschismus" und "Nationalsozialismus". Das fragwürdige ist nur sein Kulturverständnis und seine Kritik daran. Wenn ich im Überfluss lebe, kann ich Konsumkritik natürlich üben.
    Hier kommt bei Evola natürlich die Elite als zentrale Kategrorie zum tragen und das ist auch die Klammer zum linken Verständnis der Avantgarde - sowie es die französischen Intellektuellen betrachtet haben.
    Und in diesem Kontext - als Avantgarde und als kulturkritischer Teil der gegenwärtigen Kultur verstehen sich auch Buddhisten im Westen - USA und Europa.
    Dabei geht es aber NICHT um die Veränderung der Welt durch Demokratie und Verteilung des Reichtums, es geht um neue Formen der Überlegenheit und Herrschaft der westlichen Welt über die Armen.


    Nicht unbedingt. Es gibt gerade etlich nichtglobalisierende Ansätze, die das schon im Blick haben.
    Der Beginn wäre aber darin zu sehen, erstmal zu schaun, ob unter der Herrschaft des Liberalismus eine Verteilung des Reichtums überhaupt möglich ist. Ob es unter der Herrschaft des Marktliberalismus Demokratie überhaupt möglich ist.


    Aber vielleicht wär es sinnvoll, verschiedene politische Ansätze mal in einem Politik-Thread zu beleuchten.


    Eine weitere Frage ist die Bedeutung von gesellschaftl. Veränderungen und Buddhismus. Um meine Sicht einmal zu radikalisieren: Gesellschaftl. Veränderungen geht und kann es nur um die Verteilung des Leides gehn, Buddhismus geht es aber um seine Überwindung. Das wär also eine andere Zielrichtung.


    Worüber ich bei der Lektüre von Evola eigentlich noch mehr nachgedacht habe, ist die Gefärbtheit unserer buddhistischen Sicht.
    Für Evola ist Buddhismus ein elitärer Weg, in der einige wenige ihre Anhaftung, ihre materiellen Triebe überwinden und auf eine geistige Ebene aufsteigen. (Nun ja, schlecht formuliert von mir).
    Unsere Sicht auf Buddhismus ist von unserer Sicht (man könnte auch unseren Glauben sagen) an Gleichheit aller und Demokratie geprägt.
    Man könnte diese Fragestellung sogar noch weitertreiben:
    Wenn man dem ein wenig folgt, könnte man meinen, dass dann ein Ex-68er Drogenfreak den Buddhismus aus seiner Sicht lehren würde: Da wär es sicher kein Problem, viele Frauen zu haben, und alles wär höchste Freude.
    Nimmt man dagegen sich einen Ex-Punk wie Brad Warner (Dharmanachfolger von Nishijima), wenn der Dharma erklärt, dann ist Zen langweilig, war er vor 20 Jahren langweilig, und ist es nach 20 Jahren genauso langweilig. Freilich gibt es auch Höhepunkte, aber die sind absoluter bullshit.
    Die Großketzerei wär dann, zu fragen, inwieweit Buddhas Lehre genauso gefärbt war.


    Zitat

    Mir persönlich gefällt da der Kulturwissenschaftler Rene Girard weitaus besser, der sich vor allem mit der Gewalt zwischen den Menschen beschäftigt hat und der in der Herausbildung von Religion einen sozialen Lösungsversuch sieht mit Gewalterfahrung und Vergeltungshandlungen umzugehen.
    Das gemeinsame im Buddhaweg und im Christusweg sehe ich darin, daß sich der einzelne Mensch auf den Weg machen muß und Buddha bzw. Christus nachfolgen soll - in deren Praxis.
    Das ist das revolutionäre daran, daß dies nur in völliger Freiheit möglich ist und jeglische Herrschaftswünsche oder -strukturen hinderlich sind und auf diesem Weg auch überwunden werden müssen. Die Transformation der Herrschaft scheint mit daher angemessener für die Gegenwart.
    Die herrschenden Europäer und US-Amerikaner werden jedoch nicht freiwillig auf ihren Einfluß verzichten. Und da lassen sie den Rest der Welt schon am langen Arm verhungern.
    Diese Konsumkritik halte ich für grundsätzlicher.


    Ich denke, dass es diese Konsumkritik aber übergreifend gibt. Aber ich denk, es braucht einen Zusammenbruch des Liberalismus. Er ist ja schon am Zusammenbrechen (Siehe Bankenkrise) kann sich nur noch halten, wenn er durch Regierungen gestützt wird, was eigentlich dem Liberalismus widerspricht.
    Ich denke, es bräuchte dann eine Entglobalisierung in vielen Teilen, eine Regionalisierung (Es ist nicht notwendig, das Kiefer von Deutschland nach China exportiert wird, um dort dann ne Gartenbank daraus zu bauen, die dann hier im Baumarkt verkauft wird und sowas ist Teil eines ökologischen Suizides).


    A.