Ich lese gerade das Buch "The Other Side of Zen: A Social History of Soto Zen Buddhism in Tokugawa Japan" von Duncan Ryuken Williams, wo es um den real existierenden Soto-Buddhismus in dieser Zeit geht. Es wundert mich nicht nur, wie wenig ich davon weiss, und wie extrem der Unterschied zwischen dem Realen und dem Ideal ist.
Nach dem Buch war das Danka system etwas, womit der Staat die Bürger unter Kontrolle hielt. Der lokale Priester war das unterste Glied des Tokugwaw-Poliziestaats und weil er die Macht hat, "Rechtsgläubigkeitszertifikate" auszustellen ( Inquisition unter buddhistischen Vorzeichen ) und das Seelenheil der Verstorbeneen in seiner Hand liegen, hat er die Möglichkeit, aus seinen Schäfchen Geld zu pressen und in dem Buch werden auch Fälle genannt, wo das dazu benutzt wurde, sich sexuelle Freiheiten rauszunehmen. Die wichtigste Aufgabe der Tempel war es wohl, effektiv Rituale für Lebende und Tote ausführten.
Das buddhistische Establishement war also Teil des Tokugawa-Polzeistaates.
Es nimmt somit nicht weiter Wunder, dass es in der Edo-Zeit zu anti-buddhistischen Ressentiments kam, dass die buddhistischen Mönche als Agenten der Regierung verschrien waren, und dass verschiedene Teile der Gesellschaft nach spirituellen Wegen außerhalb des Buddhismus zu suchen begannen. In der Edo-Zeit bietet die Geschichte des Buddhismus daher nur noch wenige spektakuläre inhaltliche Neuerungen (Ausnahme vielleicht die Reformen der Zen Sekten).
Jetzt frage ich mich, wie z.B im Zen das Verhältnis zwischen diesem Danka System und dem war, was man mit einer ernsthafteren religiösen Praxis verbindet war? War es da so, dass in den Ausbildungszentren und grossen Klöstern dann die Priorität auf dem Eigentlichen lag, und das Danka System dann etwas für die Dorf-Priester war?
Die lokalen Tempel wurden also von lauter Prister geführt, die den Laien ein vollkommen naives Karma- und Widergeburtsverständnis beibrachten: In dem Behinderung natürlich von früheren Misstaten kam und sogar Armut daher rührte, dass man im letzten Leben zu wenig gespendet hat. Prister beteten für Regen und führten Gesundheits-Rituale durch und beitreiben Manufakturen für Kräutermedizin. Das heisst man muss sich diese buddhitischen Klöster ein wenig als Esoterik-Grosskonzerne vorstellen? Und in den Meditataionshallen der Ausbildungsklöster sitzten dann Schüler denen eine subtileres Verständnis gemäß den Schriften der Gründer beigebracht wird?
Wurde das dann als heuchlerisch gesehen oder wurde es resignierte hingenommen? Was waren denn das für Reformen, von denen oben die Rede ist. Ist damit z.B Hakuin Ekakugemeint, der ja auch während der Tokugawa-Zeit lebte, als das Danka System schon voll installiert war.
Wie schaffte es denn Hakuin da eine Rückkehr zu den Basics (Meditatation, Koan) zu lehren, ohne extrem mit weltlichen und religiösen Autoritäten aneinanderzugeraten? Hat er sich arrangiert oder war er eher eine Nischenerscheinung, das er ignoriert wurde? Und sie sah das in der Soto-shu aus?