Sangemon

  • Hallo alle, ich brauche mal wieder die Hilfe von Leuten, die Chinesisch oder Japanisch oder beides können. In unserer Tradition wird ein Mal im Monat das "Sangemon" rezitiert. Dazu gibt es eine Übersetzung, die mich jedes Mal übelst an unseren Dorfkatholizismus erinnert. Was bedeuten die Zeichen/Silben eigentlich genau?


    懺悔文
    我昔所造諸悪業
    皆由無始貪瞋痴
    従身語意之所生
    一切我今皆懺悔


    Gashaku shozô shoaku go
    Kai yu mushi ton jin chi
    Ju shin kui shisho sho
    Is-sai gakon kai san ge


    Alle schlechten Taten, die ich seit sehr langer Zeit begangen habe,
    Frucht meiner Begierden, meines Zorns und meiner Verblendung,
    in Gestalt von Taten, Worten, Gedanken,
    alles schlechte Karma, das ohne Anfang ist,
    bekenne und bereue ich jetzt.


    Kommt in den Versen wirklich ein "Ich" und "mein" vor?
    Heißt es da wirklich "bekennen", oder eher sowas wie "völlig klar sehen"?
    Heißt es da wirklich "bereuen" oder eher sowas wie "tut weh, verursacht Schmerzen"?

  • Übersetzen <3. Ich bin noch Anfänger, aber ich habs versucht, mit dem Ergebnis:


    Alle schlechten Taten, die ich früher getan habe und die durch die Ignoranz meines Begehrens, meiner Wut und Idiotie durch meine Rede und Gedanken gewachsen sind, all das bekenne und bereue ich.


    Ich glaube "Ignoranz" is falsch übersetzt von mir, bin mir aber nicht sicher. In deiner Übersetzunge heisst es (glaube ich) "ohne Anfang". Wie gesagt, ich lerne grade erst... aber es sieht sich auf jeden Fall ähnlich.


    我 = ich/mein
    懺悔 = Reue, bekennen, bedauern, usw.

  • Ich habs nochma zum nachvollziehen übersetzt, ohne den Fehler (hoffe ich).



    懺悔文
    我昔所造諸悪業
    皆由無始貪瞋痴
    従身語意之所生
    一切我今皆懺悔



    懺悔文 (Bekenntnis)


    1. 我 (ich) 昔 (früher/Vergangenheit) 所造 (gemacht habe) 諸 (alle) 悪 (böse) 業 (Taten/Karma)


    2. 皆 (alle) 由 (Ursache/bedingt durch) 無 (ohne, kein, nicht) 始 (beginnen, anfangen) 貪 (begehren) 瞋 (Ablehnung) 痴 (töricht)


    3. 従 (durch) 身 (körperliches tun) 語 (Rede) 意 (Gedanken, Meinung) 之所生 (gewachsen, geboren, entstanden)


    4. 一切 (alles) 我 (ich) 今 (jetzt) 皆 (alle) 懺悔 (bekennen, bereuen, bedauern)*



    *懺 (Reue) 悔 (Reflektion) wird zusammengezogen zu einer Bedeutung: "bekennen, bereuen, usw."



    Bekenntnis


    1. Alle schlechten Taten, die ich früher getan habe
    2. sind durch anfangsloses Begehren, Ablehnung und Verpeilung bedingt
    3. und durch meine Taten, Rede und Gedanken entstanden und gewachsen.
    4. All das bekenne und bereue ich jetzt.

  • Hm.
    Jetzt bin ich dieses katholische Schuld-Ding mit der Zeit endlich los geworden, und dann wird es durch die Hintertür wieder reingeholt.

  • Was is daran katholisch? Kannst du das iwie ausführen und was "nichtkatholisch" wäre?

  • Verstehe ich auch nicht. Da steht: ich erkenne meine Taten und anerkenne deren Ursachen - das bekenne und "bereue" ich. Im Deutschen meint "Reue" irgendwas Gefühliges (http://www.dwds.de/?qu=Reue) - hier ist aber mEn ein Versprechen zur Umkehr gemeint.

  • Der Hinweis, dass dem Begriff "Reue" hier die Konnotation "Buße" oder gar "Schuldbekenntnis" fehlt, wurde ja schon gegeben. Vergleiche von chinesischen Übersetzungen mit erhaltenen Sanskrit-Originalen zeigen, dass sange (懺悔, "Reue") hauptsächlich zur Wiedergabe von Skrt. pāpa-deśanā verwendet wird. Um mit dem zweiten Teil zu beginnen - deśanā lässt sich mE am besten mit "Darlegung" übersetzen. Entsprechend kann der Begriff durchaus auch einen Lehrvortrag bezeichnen. In diesem Sinn ist deśanā einfach das Aussprechen des Tatsächlichen, ohne moralischen oder sonstwie wertenden Beigeschmack. Zu pāpa verweise ich auf mein kürzlich (im Thread 'Rationalität und Gefühl') gepostetes Zitat von Kānadeva, das eine Definition von pāpa (ich habe es mit "Übel" wiedergegeben) enthält:


    Zitat

    Was sind die Übel? Die unheilsamen Handlungen des Körpers, unheilsame Handlungen des Mundes und unheilsame Handlungen des Geistes. Der Körper tötet (prāṇātipāta), stiehlt (adattādāna), übt unerlaubte Sexualität aus (kāmamithyācāra). Der Mund äußert Lügen (mṛṣāvāda), bösartige Worte (paiśūnya), barsche Worte (pāruṣya), unnütze Worte (sambhinna-pralāpa). Der Geist ist habgierig (abhidhyā oder lobha), ist feindselig (vyāpāda), folgt irrigen Lehren (mithyādṛṣṭi). Und dann wiederum gibt es die zehn schlechten Handlungen, die (im daśa-akuśala-patha) nicht eingeschlossen sind: auspeitschen, mit einem Stock schlagen, fesseln, einkerkern und so weiter sowie die verschiedenen Fehler, die dem daśa-akuśala-patha vorangehen oder ihm folgen. Dies nennt man Übel (pāpa) begehen.


    Sange ist also die "Darlegung der Übel" - das 'Bereuen' dieser Übel ergibt sich nun lediglich aus dem Kontext, in den das Sange Mon (der "Reuevers") gehört: der anschließenden Zufluchtnahme und dem Empfang der kai (nicht 'Bootskai' :) , sondern bosatsu kai, der Bodhisattva-'Gelübde'). Sange ist ein Wendepunkt, der die Abwendung von einer unheilsamen Praxis und die Zuwendung zu einer heilsamen markiert: die Identifikation vergangenen Handelns mit pāpa und die Anerkennung der Verantwortung für das Handeln (das "Bekennen") soll zu einer Änderung des Handelns aus bewusstem Entschluss führen. Das kann man in Bezug auf vergangenes Handeln "Reue" nennen (das chinesische 悔 drückt tatsächlich auch Bedauern aus), wobei gerade Begriffe aus der Sphäre der Moral in unserer Sprache fast immer stark christlich befrachtet sind, was ihre Verwendung problematisch macht, da dies zu Missverständnissen führen kann. Die Alternative ist die bewusste Verwendung indisch/chinesisch/japanischer Fachbegriffe, was nun wiederum zu Unverständnissen führen kann. Wobei es vielleicht doch akzeptabler ist, nicht verstanden als missverstanden zu werden.


    In meiner Praxisgemeinschaft wird das Sange Mon übrigens nur auf Deutsch rezitiert:


    All mein uralt verstricktes karma,
    geboren aus Gier, aus Hass und Wahn,
    begangen mit Körper, Sprache und Geist,
    will ich jetzt voll und ganz bekennen


    ()

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  • Jojo:

    Hm.
    Jetzt bin ich dieses katholische Schuld-Ding mit der Zeit endlich los geworden, und dann wird es durch die Hintertür wieder reingeholt.


    Ich möchte mich anschließen. Auch wenn sich religiöse Systeme mit ihrer tiefen Verwurzelung in Gesellschaften schwer vergleichen lassen.


    Der Ausgangspunkt der katholisch/christlichen Schuld Gedankenkette ist doch so etwas wie die Ur-Sünde, die Ur-Schuld. Niemand ist un-schuldig. Für mich absolut nicht buddhistisch. Allein dieses ganze Kreisen der Gedanken um Gut/Böse, Schuld etc.


    Ich denke eher in Begriffen wie hilfreich/nicht hilfreich, förderlich/nicht förderlich.

  • Hallo Sudhana,


    Ich hab das nicht ganz verstanden. Das was in deinem Zitat steht sind doch sogesehen moralische "Vorschriften", dh. etwas von außen gegeben normatives. Man kann das zwar jetzt als lose "Richtlinie" bezeichnen, aber ich vermute, dass das nicht ganz stimmen würde. Insofern ist es doch auch moralisch oder nicht? Also wo ist da der konkrete Unterschied zum Katholizismus? Sogesehen ist es ja nicht an der eigenen Ethik orientiert, sondern an einer Moral. Ich sehe den Unterschied noch nicht ganz.

  • Ich habe früher verschiedene schädliche Taten getan,
    Alle wegen dem mit ohne *gieren, wüten, dummheit* sein wollen anzufangen,
    Durch Körper, Sprache, Wünsche, sind sie tatsächlich geboren worden,
    Alle schneide ich jetzt ab , bekenne jede und bedaure.
    *Gier, Hass, Verblendung*

    • Offizieller Beitrag
    JazzOderNie:

    Hallo Sudhana,


    Ich hab das nicht ganz verstanden. Das was in deinem Zitat steht sind doch sogesehen moralische "Vorschriften", dh. etwas von außen gegeben normatives. Man kann das zwar jetzt als lose "Richtlinie" bezeichnen, aber ich vermute, dass das nicht ganz stimmen würde. Insofern ist es doch auch moralisch oder nicht? Also wo ist da der konkrete Unterschied zum Katholizismus? Sogesehen ist es ja nicht an der eigenen Ethik orientiert, sondern an einer Moral. Ich sehe den Unterschied noch nicht ganz.


    Der Unterschied ist das Gefühl. Mann kann ja denken:


    • "Oh, ich fühle mich so schuldig, ich mach es anders"!" (Schuldkultur z.B Katholisch)
    • "Oh, was schäm ich mich, ich mach es anders!" (Schamkultur z.B asiatisch)
    • "Es war falsch, weil es zu Falschem geführt hat, ich mach es anders!" (Erkenntnis)


    Die beiden ersteren kommen aus dem (westlichen/Östlichen) Kollektiv, das letztere rein aus der Sache.

  • Ich verstehs immernoch nicht. Wenn ich zb. im Restaurant pupse, dann denke ich, dass ich was falsch gemacht habe und was sollen bloß die Leute jetzt denken? Also das is für mich iwie alles eins. Ich denke, dass ich was falsch gemacht habe und fühle mich schuldig und daraus entsteht auch das Schamgefühl. Das gehört für mich zusammen.

    • Offizieller Beitrag
    JazzOderNie:

    Ich verstehs immernoch nicht. Wenn ich zb. im Restaurant pupse, dann denke ich, dass ich was falsch gemacht habe und was sollen bloß die Leute jetzt denken? Also das is für mich iwie alles eins. Ich denke, dass ich was falsch gemacht habe und fühle mich schuldig und daraus entsteht auch das Schamgefühl. Das gehört für mich zusammen.


    Schämen kann man sich ja auch für etwas, wofür man nichts kann. Also z.B dass man klein, hässlich, dumm ist. Man kann sich sogar fremdschämen.


    Während sich schon ganz kleine Kinder schämen, gibt es ein Schuldgefühl erst ab einem gewissen Alter. Schuld hat mit Pflicht und Verantwortung zu tun und ist quasi das schlechte Gefühl, das von einem internaliiserten Pflich- und Verantwortungsgefühl ausgeht. Und es gibt Grenzfälle wie dein Pupsen.


    Es gibt die Idee, dass in den ostaiatischen Ländern eine Schamkultur vorherrscht und im Westen eine Schuldkultur Scham- und Schuldkultur


    Ich weiss aber nicht, ob das nicht nur ein Unsinn ist und ob man das wirklich so trennen kann.


    Ich habe auch gehört, dass im Buddhismus Schamgefühl als etwas positives gesehen wird, was einen davon abhält Schelchtes zu tun.


    Von daher weiss ich nicht, ob das in dem Sangemon wirklich ganz ohne Gefühl gemeint ist.

  • JazzOderNie:

    Ich verstehs immernoch nicht. Wenn ich zb. im Restaurant pupse, dann denke ich, dass ich was falsch gemacht habe und was sollen bloß die Leute jetzt denken? Also das is für mich iwie alles eins. Ich denke, dass ich was falsch gemacht habe und fühle mich schuldig und daraus entsteht auch das Schamgefühl. Das gehört für mich zusammen.

    Das gehört so lange zusammen bis Du erkennst das es da keinen Zusammenhang gibt außer den das Du darüber Nachdenkst und durch Nachdenken Vorstellungen aufbaust und diese Vorstellungen als allgemeingültig siehst. Man belästigt andere eben nicht mit seinen "Gerüchen". Liegt aber auch daran das Du schon mal belästigt wurdest und dich darüber geärgert hast und nun geschieht es Dir. Anstatt abzuschneiden und über dich zu lachen das Dir, ausgerechnet Dir so was geschieht und dem dich irgendwann mal belästigt Habenden mit Mitgefühl zu sehen, fängst Du an dich zu schämen.

    • Offizieller Beitrag
    Ellviral:
    JazzOderNie:

    Ich verstehs immernoch nicht. Wenn ich zb. im Restaurant pupse, dann denke ich, dass ich was falsch gemacht habe und was sollen bloß die Leute jetzt denken? Also das is für mich iwie alles eins. Ich denke, dass ich was falsch gemacht habe und fühle mich schuldig und daraus entsteht auch das Schamgefühl. Das gehört für mich zusammen.

    Das gehört so lange zusammen bis Du erkennst das es da keinen Zusammenhang gibt außer den das Du darüber Nachdenkst und durch Nachdenken Vorstellungen aufbaust und diese Vorstellungen als allgemeingültig siehst. Man belästigt andere eben nicht mit seinen "Gerüchen". Liegt aber auch daran das Du schon mal belästigt wurdest und dich darüber geärgert hast und nun geschieht es Dir. Anstatt abzuschneiden und über dich zu lachen das Dir, ausgerechnet Dir so was geschieht und dem dich irgendwann mal belästigt Habenden mit Mitgefühl zu sehen, fängst Du an dich zu schämen.


    Ich glaube es gibt in diesem Forum ganz viele Leute, die ihr Schamgefühl davon abhält, beleidigende oder sinnlose Sachen zu schreiben. Weil es ihnen ganz schrecklich peinlich wären. Von daher sind Benutzer, die über Schamgefühl und Schuldgefühl ganz viel an sozialer Kontrolle verinenrlicht haben, für einen Moderator sehr praktisch.


    Man spricht ja sogar von einer "Unverschämtheit"

  • JazzOderNie:

    Ich hab das nicht ganz verstanden. Das was in deinem Zitat steht sind doch sogesehen moralische "Vorschriften", dh. etwas von außen gegeben normatives.


    Nun - 'Übel' wird da von Kanadeva definiert als zusammenfassender Begriff für unheilsame Handlungen (physische, sprachliche und mentale), die dann zur Verdeutlichung exemplarisch aufgeführt werden. Was nun wiederum 'heilsam' und was 'unheilsam' ist, ist abhängig von dem grundsätzlichen Ansatzpunkt des Buddhadharma: Duhkha. 'Heilsam' ist, was der Überwindung von Duhkha dient, 'unheilsam' ist, was Duhkha erzeugt und erhält. In diesem Sinne sind 'heilsam' und 'unheilsam' grundsätzlich empirisch - also durch die eigene Erfahrung - bestimmbare Begriffe (wobei die Intensität der Duhkha-Erfahrung das Bestimmungsinstrument ist), während in den monotheistischen Religionen der Ursprung von Ethik und Moral (als sozialer Konsens über ethisch akzeptables Verhalten) einer transzendenten Quelle zugeschrieben wird, die "Vorschriften" oder Gebote erlässt. Weswegen manche christliche Theologen buddhistische Ethik gerne als reine Zweckethik abtun und das (natürlich) für mangelhaft halten. Das kann man so sehen - wenn man sich einen unsichtbaren Freund einbildet, der einem erzählt, was man zu tun und zu lassen hat.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Sudhana:
    JazzOderNie:

    Ich hab das nicht ganz verstanden. Das was in deinem Zitat steht sind doch sogesehen moralische "Vorschriften", dh. etwas von außen gegeben normatives.


    Nun - 'Übel' wird da von Kanadeva definiert als zusammenfassender Begriff für unheilsame Handlungen (physische, sprachliche und mentale), die dann zur Verdeutlichung exemplarisch aufgeführt werden. Was nun wiederum 'heilsam' und was 'unheilsam' ist, ist abhängig von dem grundsätzlichen Ansatzpunkt des Buddhadharma: Duhkha. 'Heilsam' ist, was der Überwindung von Duhkha dient, 'unheilsam' ist, was Duhkha erzeugt und erhält. In diesem Sinne sind 'heilsam' und 'unheilsam' grundsätzlich empirisch - also durch die eigene Erfahrung - bestimmbare Begriffe (wobei die Intensität der Duhkha-Erfahrung das Bestimmungsinstrument ist), während in den monotheistischen Religionen der Ursprung von Ethik und Moral (als sozialer Konsens über ethisch akzeptables Verhalten) einer transzendenten Quelle zugeschrieben wird, die "Vorschriften" oder Gebote erlässt. Weswegen manche christliche Theologen buddhistische Ethik gerne als reine Zweckethik abtun und das (natürlich) für mangelhaft halten. Das kann man so sehen - wenn man sich einen unsichtbaren Freund einbildet, der einem erzählt, was man zu tun und zu lassen hat.


    ()


    Aber würde das nicht bedeuten, dass die Regeln nicht bindend wären, solange sie nicht "empirisch" bestätigt sind?


    Ich war noch nie in einem Kloster, aber ich dachte, dass man ausgeschlossen wird, wenn man sie nicht einhält. Für mich wäre alles "tranzendent", was ein Zirkelschluss ist und über die Sinne hinausgeht. Also nicht in dem Sinn an eine bestimmte Religion oder Ideologie als solches gebunden. Also wenn ich zb das Dharma mit dem Dharma begründe, dann wäre das für mich transzendent, wenn ich aber sage, dass es im Sinne dieser Gemeinschaft unangemessen ist, dann wäre das zb. nicht transzendent.

  • void:
    Ellviral:

    Das gehört so lange zusammen bis Du erkennst das es da keinen Zusammenhang gibt außer den das Du darüber Nachdenkst und durch Nachdenken Vorstellungen aufbaust und diese Vorstellungen als allgemeingültig siehst. Man belästigt andere eben nicht mit seinen "Gerüchen". Liegt aber auch daran das Du schon mal belästigt wurdest und dich darüber geärgert hast und nun geschieht es Dir. Anstatt abzuschneiden und über dich zu lachen das Dir, ausgerechnet Dir so was geschieht und dem dich irgendwann mal belästigt Habenden mit Mitgefühl zu sehen, fängst Du an dich zu schämen.


    Ich glaube es gibt in diesem Forum ganz viele Leute, die ihr Schamgefühl davon abhält, beleidigende oder sinnlose Sachen zu schreiben. Weil es ihnen ganz schrecklich peinlich wären. Von daher sind Benutzer, die über Schamgefühl und Schuldgefühl ganz viel an sozialer Kontrolle verinenrlicht haben, für einen Moderator sehr praktisch.


    Man spricht ja sogar von einer "Unverschämtheit"

    Gegen sinnlose Dinge geht soweit ich weiß die Moderation nicht vor. Der Sinnloses Schreibende weiß ja nicht das er Sinnloses schreibt es sei denn es kommt zu Reaktionen, wenn diese ausbleiben kann das was der Sinnloses schreibende nie wissen das es sinnlos ist sondern er ist noch mehr davon überzeugt das es Sinnvoll ist. Der Rest ist Aufgabe der Moderation, zum Beispiel Reaktionen die Beleidigen sollen zu unterbinden auch wenn sicher ist das sie auf etwas reagieren das offensichtlich Sinnlos ist. Sinnlosigkeit heißt ja nicht beleidigend obwohl gerade das Sinnlose für wenige beleidigend sein kann und sie darum beleidigend reagieren.

  • JazzOderNie:

    *懺 (Reue) 悔 (Reflektion) wird zusammengezogen zu einer Bedeutung: "bekennen, bereuen, usw."


    Reflektion ist in Ordnung.
    Bedauern ist in Ordnung.
    Reue nicht.

  • fotost:

    Der Ausgangspunkt der katholisch/christlichen Schuld Gedankenkette ist doch so etwas wie die Ur-Sünde, die Ur-Schuld. Niemand ist un-schuldig. Für mich absolut nicht buddhistisch. Allein dieses ganze Kreisen der Gedanken um Gut/Böse, Schuld etc.


    Ja genau. Ich habe mir das Christentum mittlerweile ziemlich auseinandergefrickelt, ausgehend von der Information, dass das Wort "Sünde" ursprünglich "das Ziel verfehlen" bedeutet, also im Ursprung auch null moralischen Impetus hat.
    Aber wenn ich so eine Wortkombination höre "Bekennen und bereuen", dann klickt´s und ich hänge wieder voll drin in der Sch...

  • Jojo: Kannst du das erklären wo du den Unterschied zu bedauern und bereuen siehst? Liegt das an offiziellen Definitionen oder nur um einen typischen Wortgebrauch? Ich hab jetzt die Erklärungen gelesen, aber ich steh echt übel auf dem Schlauch und verstehs immernoch nicht (Sorry).


    In dem Wikilink steht:

    Zitat

    Benedict, eine US-Ethnologin und Vertreterin des Kulturrelativismus, ordnete in ihrer 1946 nach dem Pazifikkrieg erschienenen Studie The Chrysanthemum and the Sword über die Kultur Japans diese den Schamkulturen zu. Ihr zufolge beruhen „Schamkulturen“ auf einer äußeren Instanz, welche Fehlverhalten sanktioniere. Schamgefühle entstünden als Reaktion auf Kritik oder Bloßstellung von außen. In einer „Schuldkultur“ sei dagegen diese Autorität verinnerlicht. Schuldgefühle entstehen im Selbst, welches sich in eine schuldige und eine beschuldigende Instanz aufspalte.[1] Eric Robertson Dodds griff diese Unterscheidung in seiner 1951 erschienenen Studie über „Die Griechen und das Irrationale“ für die antike griechische Kultur auf.


    Aber ich verstehe diesen Unterschied nicht. Es kommt doch beides von "außen".

  • JazzOderNie:

    Was is daran katholisch? Kannst du das iwie ausführen und was "nichtkatholisch" wäre?


    Hm, vielleicht gibt´s das auch in Evangelisch, will ich nicht ausschließen.
    Weiter oben haben die andern das ja schon sehr gut beschrieben.
    Besser kann ich es auch nicht.


    Es ist diese üble Melange aus Schuld und Buße und im Grunde eine fette Ego-Nummer ("ich bin der größte Sünder aller Zeiten", so ungefähr).
    https://de.wikipedia.org/wiki/Bu%C3%9Fg%C3%BCrtel
    Diese üble Melange kann Leben vernichten, und steht daher meiner Meinung nach in direktem Widerspruch zu dem ersten Gebot "nicht töten".
    "Töten" ist meiner Meinung nach nicht nur, wenn man faktisch einen Körper tötet, sondern auch, wenn man jemandem (oder sich selbst) die Lebenslust, den Optimismus, die Möglichkeit innerer Entwicklung abschneidet.


    Was ich als sinnvolle Beschreibung eines wachstumsfördernden Umgehens mit vergangenen Irrtümern empfinde, geht ungefähr so:
    "Jetzt kann ich völlig klar sehen, in welcher Hinsicht mein Denken, Reden und Handeln in der Vergangenheit zur Ursache geworden ist für Sch...lamassel, den andere und ich in der Folge ausbaden mussten.
    Das so völlig klar zu sehen ist mir sehr sehr unangenehm, und geht, wenn ich genau hinspüre, also beim Sitzen, sogar mit einem Empfinden von physischem Schmerz einher.
    Normalerweise versuche ich, diese Art von unangenehmen Empfinden zu verdrängen.
    Da ich aber nicht völlig blöd bin und wirklich keine Lust auf überflüssige Schmerzen habe, nehme ich mir vor, dieses Mal vor dieser Art von unangenehmen Empfindungen nicht die Augen zu verschließen.
    Damit mir das nicht wieder passiert, nehme ich mir vor, ab jetzt die Augen offen zu halten, nicht noch mal in dieselben Fallen zu tappen, und mich in jeder Situation in meinem Denken, Reden und Handeln so zu üben, dass dabei für alle Beteiligten was Angenehmeres rauskommt als das bis dato der Fall war. Zumindest tu ich, was ich kann.
    Als Grundlage für diese Art von Praxis nehme ich die Kai, weil das Empfehlungen sind, die seit Jahrhunderten erprobt wurden, und jetzt seh ich mal, was ich damit so machen kann.
    Und beim nächsten Mal gucken wir dann, was geklappt hat und was nicht."


    Ich hatte gehofft, dass das Sangemon so gelesen werden kann.

  • JazzOderNie:

    Jojo: Kannst du das erklären wo du den Unterschied zu bedauern und bereuen siehst?


    Kann ich nicht wirklich wasserdicht.
    Nur nach meinem Empfinden.
    Bedauern ist, wenn ich sehe, dass etwas falsch gelaufen ist, und ich habe die Verantwortung, und der andere tut mir leid.
    Bereuen ist, wenn ich sehe, dass etwas falsch gelaufen ist, und ich habe die Schuld, das heißt: im Grunde meines verdorbenen Herzens habe ich das wohl gewollt, dass es dem andern schlecht geht. Die Konsequenz daraus ist, dass jetzt ich leiden muss, und zwar Minimum soviel, wie der andere gelitten hat, sonst wird die Schuld nicht ausgeglichen.


    Bei Nummer eins ist der Fokus beim anderen.
    Bei Nummer zwei ist der Fokus bei mir selbst.

  • Danke.


    @ "Ich hatte gehofft, dass das Sangemon so gelesen werden kann.": Ich lese Sudhanas Post so, dass das ungefähr das ist, was du hoffst.