In den Tanden atmen vs. geschehen lassen

  • Hallo,
    bei vielen Zenvertretern, vor allem Suzuki, wird das bewusste Atmen in den Tanden (Hara) betont, ähnlich dem Muhen einer Kuh. Andererseits bedeutet ja Meditation und auch Zazen im speziellen den Atem nicht zu beeinflussen und ihn von sich aus geschehen lassen. Eigentlich stellt das ja einen Widerspruch dar. Wie sind eure Erfahrungen hierzu?

  • Den Atem betrachten, dann erkennt man schon was der so alles macht. Buddha hat das doch alles genauestens beschrieben, wozu brauch ich da Zen?

  • den atem spielen lassen
    nicht beinflussen und doch beeinflussen
    einfach dabei nicht extrem werden sondern sanft bleiben xD


    wenns gefällt bei der Nasenspitze zu bleiben
    wenns gefällt tief ins hara zu atmen
    mal tief mal zärtlich
    mal rytmisch schnell - mal lang und tief
    mal mit langen pausen - mal mit kurzen


    jedes einzelne element mit - längerer dauer


    dort bleiben wo es sich vertieft
    und das ist bei mir eher das sanfte atmen


    tiefe hara züge mit langen pausen - energetiesiert mehr
    sanftes atmen - beruhigt mehr


    zumindestens bei mir


    aber alles ist es wert es auszuprobieren

  • Meine Erfahrung ist, dass die Art, wie ich atme, sehr wohl so etwas wie ein unwillkürlicher Ausdruck meiner mental-emotionalen Verfassung ist: Gelingt es mir, mich in meiner Praxismethode zu sammeln, wird mein Atem dementsprechend weicher und entspannter. Gehe ich unabgelenkt von den üblichen Denkassoziationen in der Koanfrage auf, kann es auch geschehen, dass mein Körper in ein für mich sonst eher ungewöhnliches Atemschema fällt: Ein tief entspannter, mit Empfindsamkeit wie aufgeladener Atem - am ehesten noch vergleichbar mit dem, was beim Einschlafen passiert.


    Versuche ich dagegen, meinen Atem aktiv zu beruhigen oder auch nur zu beobachten (!), dann löst schon dieser Eingriff bei mir meist eine gewisse Unruhe und innere Verspanntheit aus. Bessere Erfahrungen habe ich da mit eher intuitiv gesteurten Methoden wie etwa den Atemtechniken des tibetischen Kum Nye gemacht. Ich habs jetzt grad nicht wörtlich, aber (nach Thartang Tulku) so im Sinne von: "Ohne direkt in den Ablauf deines Atems einzugreifen, wirst du doch im Hintergrund deines Bewusstseins ein Gefühl dafür haben, ob dein Atem ruhig und ausgeglichen ist und den Prozess in diesem Sinne sanft beeinflussen können."

    Die Beruhigung des Atems ist dabei eher ein Loslassen von Verspanntheit, so wie das 'Halten' der Koanfrage ein Loslassen reflexhafter Denkprozesse ist.


    _()_
    Tai

  • mindfulness: Hierzu gibt es interessante Aufzeichnungen auf Englisch von Fujita Issho, dem Direktor des Internationalen Soto-Zentrums, der einst im Antaiji ordinierte: http://terebess.hu/zen/mestere…ssho-Polishing-a-Tile.pdf


    Fujita geht zunächst ausführlich auf Dôgens These ein, Zazen sei kein Shuzen, also es würde darin nichts angestrebt, man setze sich nicht hin, um Geistesfrieden oder irgendeinen geistigen Zustand zu erreichen. Wir kennen das ja: Man mache Zazen um seiner selbst willen (später versucht er dann zu erklären, wie das im Zazen subtil Eingeübte den Alltag bestimme, etwa derart, dass man sich eben nicht um alles einen Kopp macht usw., bleibt aber ganz auf der Dôgen-Schiene, wo natürlich immer auch im Alltag Platz für gesondertes Sitzen zu schaffen sei).


    Ab S. 121 berichtet Fujita zunächst von zwei Phänomenen beim Zazen: dem leichten "Schwanken" des Körpers um seine Achse in der aufgerichteten Haltung, und dem "Pulsieren" des ganzen Körpers beim Atmen, einer Bewegung von Ausdehnen und Zusammenziehen ("wie eine Amöbe"), die im Tanden ihren Ursprung habe.


    Leider geht er dann im Weiteren der Cranio-Sacral-Therapie auf den Leim. Auf der anderen Seite zeigt das, wohin man abirren kann, wenn man zu "stark das somatische Element des Zazen betont" (Fujita).


    [Zu dieser Therapie vorbeugend zwei Links: https://de.wikipedia.org/wiki/Cranio-Sacral-Therapie und http://www.quackwatch.com/01Qu…elatedTopics/cranial.html]


    Meine Erfahrung ist die: Ich kann nicht genau sagen, ob bewusste Atemschulung dazu führte, dass ich weniger Atemzüge pro Minute im Ruhezustand mache, als Fujita für normal hält, ob mein Asthma selbst dies beeinflusst oder ob es einfach eine Folge einer gewissen Zenerfahrung ist, die aufgrund eines erhöhten Gleichmutes die Atemfrequenz verringert oder dergleichen. Jedenfalls ist es, wie es ist, es wird vorwiegend "über den Bauch" geatmet, und dafür gibt es auch ein aktives Bewusstsein.


    Die richtige Reihenfolge könnte also sein: Erst bewusst in den Tanden oder aus dem Tanden atmen, bis man es "geschehen lassen" kann, bis es also von selbst geschieht. Möglicherweise tut es das aber auch aufgrund einer geistigen Veränderung.

  • mindfullness:

    Hallo,
    bei vielen Zenvertretern, vor allem Suzuki, wird das bewusste Atmen in den Tanden (Hara) betont, ähnlich dem Muhen einer Kuh. Andererseits bedeutet ja Meditation und auch Zazen im speziellen den Atem nicht zu beeinflussen und ihn von sich aus geschehen lassen. Eigentlich stellt das ja einen Widerspruch dar. Wie sind eure Erfahrungen hierzu?


    Ich möchte im Moment nur anmerken, dass diese Beeinflussung nicht "absichtlich/kontrolliert" genannt werden kann. Sie setzt an einem Punkt erweiterter, vertiefter Sammlung und subtiler Wahrnehmungsfähigkeit ein - ein Niederdrücken des Zwerchfells mit dem Verlängern der Ausatmung.



    Davon abgesehen ist es ( dem Beginner ) ratsam, bewusste "Bauchatmung" zu üben. Das heißt, bis in den Bauchraum einzuatmen, den Unterbauch dabei zu erweitern, und den Ausatem bei Fokus auf Hara "nach unten" fließen zu lassen. Das Atmen des "modernen" ( kopfbetonten ) Menschen ist eben nicht "natürlich", es sei denn-vielleicht-er schläft, und ansonsten nur bei einem Säugling, einem Kleinkind.



    Grüße
    Blue_