Dharma-Reden vor der Sangha?

  • Wie läuft das eigentlich bei Euch in der Sangha / im Dojo mit Dharma-Gespächen?


    bel schrieb in einem anderen Thread:

    bel:


    Und in Antaiji [...] Kann sein, daß du nach 4 Wochen schon ne Dharma-Rede halten mußt, ohne Ahnung von iwas.


    Ich kenne diese Praxis von der Webseite von Antaiji, da gibt es ja auch manchmal Videos von. Die hören aber immer direkt danach auf.


    Kannst du, bel, etwas mehr dazu sagen, wie das abläuft? Gibt es danach noch ein Gespräch oder werden Fragen gestellt? Oder bleibt das Gesagte einfach im Raum stehen zum Nachdenken für alle?

  • Zitat

    Die hören aber immer direkt danach auf.


    Äh, versteh ich nicht, wann hören die auf?


    zu Deiner Frage:
    Das ganze nennt sich Rinkou (臨港) - gegenseitiges Verlesen und Besprechen eines Buches - ist fester Bestandteil der Antaiji-Praxis und findet alle 5 Tage immer am Abend vor dem Tages-Sesshin statt. Von Frühling bis Herbst geht es meist kapitelweise durchs "Shobogenzo Zuimonki", vorgelesen wird in Englisch und Japanisch, danach Rede desjenigen, der "dran" ist, möglichst nicht theoretisch sondern hauptsächlich in Bezug auf die persönlichen Assoziationen was das eigene Erlebens im Klosteralltag betrifft, danach Diskussion, zum Schluß noch kurze Bemerkungen des Abtes.
    Zu Beginn und Abschluß noch Rezitation (kaikyo ge und shigu seigan mon).
    Am Abend vor dem 5-Tage-Sesshin hält der Abt ein Taisho.
    Mit dem Abt kannste immer in den Arbeitspausen reden, falls es absehbar länger dauert, findet sich extra Zeit für ein persönliches Gespräch, mußte nur ansagen, er plant das auf jeden Fall immer für die "Newcomer" ein.


    Ergänzung: Obige Frage hat sich erledigt, bezog sich auf die Diskussion :)

  • @ Lubob:

    Zitat

    Wie läuft das eigentlich bei Euch in der Sangha / im Dojo mit Dharma-Gespächen?


    Bei uns ist das so, dass jeder aufgefordert wird Dharma Rede zu halten, dazu wird eine Art Frage oder Thema mitgegeben ins Zazen. Es hat immer mit Alltagserfahrungen und der Übung zu tun. Er/sie muss aber nicht und kann auch im Vorfeld sagen, ich möchte das nicht oder nicht jetzt. Es geht mehr ums Zutrauen. Sich zutrauen, vertrauen. Danach kann man Fragen stellen an den/die RednerIn, daraus kann sich ein Dialog quer durch die Sangha entfalten. Das Gespräch geht solange bis keiner mehr eine Frage oder Ansicht aufwirft. Und es ist respektvoll und höflich, kein Disput, keine intellektuelle Auseinandersetzung. Mehr halt assoziatives Erwägen und Sprechen in einem.

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  • Klingt gut.


    @blue_apricot: Was heißt, dass "jeder aufgefordert wird"? Geht das reihum, jede Woche jemand anders oder wie läuft das?



    Gibt es hier noch mehr Leute mit anderen Beispielen?

  • lubob:

    Klingt gut.


    @blue_apricot: Was heißt, dass "jeder aufgefordert wird"? Geht das reihum, jede Woche jemand anders oder wie läuft das?


    Bis jetzt hab ich da noch keine Regel drin entdeckt. Es werden ein oder zwei gefragt, wenn die nicht mögen, macht es der/die DharmalehreIn oder MeisterIn.

  • Offiziell angesetzte Dharmarunden mit Themenvorgabe funktionieren bei uns nicht. Dann sitzen alle stumm herum und gucken dumm. Alle bemühen sich, "recht" zu reden und das geht dann regelmäßig den Bach runter.


    Wir frühstücken aber einmal in der Woche zusammen. Dabei ergibt sich meistens von selber ein Gespräch über das Sitzen und so Themen. Da bei uns keiner die Lufthoheit über die Lehre besitzt, äußern sich alle ziemlich freimütig, und das finde ich immer interessant.

  • Jojo: Das heißt, ihr habt es versucht und es hat nicht funktioniert? Wenn ja, habt ihr einen Leiter oder eine Leiterin und hat die mal gezielt Leute angesprochen oder wurde das Thema in den Raum gestellt und dann war Schweigen?


    Ich moderiere beruflich viele Gesprächsrunden, von daher weiß ich, wie sensibel die richtige Éröffnungsphase eines Gruppengesprächs ist.

  • lubob:

    Jojo: Das heißt, ihr habt es versucht und es hat nicht funktioniert? Wenn ja, habt ihr einen Leiter oder eine Leiterin und hat die mal gezielt Leute angesprochen oder wurde das Thema in den Raum gestellt und dann war Schweigen?


    Wir haben eine Person, die das Dojo leitet, aber keine Lehrbefugnis hat. Es wurde alles mögliche versucht. Ich glaube, es ist das Setting. Wenn alle im Kreis sitzen speziell zum "Dharmagespräch", fangen die Leute an nachzudenken, ob sie das können oder dürfen und ob sie genug wissen...


    Beim Frühstück ist klar, dass es nicht ums Bescheidwissen geht, und auch nicht darum, einen Wissenszuwachs zu erreichen. Oft sind persönliche Situationen der Aufhänger, dann wirft jemand eine Sutrenzeile oder eine Zengeschichte ein und schon ist man mitten im schönsten Dharmagespräch. Am besten ist es, wenn es keiner merkt. Und wenn mal ne Pause entsteht, beißt man halt ins Brötchen und gießt Kaffee nach, oder das Thema wird eben gewechselt.