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Wie ich mein Haupt erhob, umher zu blicken,
Sah ich, dass die Sonne schon immer rund war ...Und war von da an stets voller Freude.
(Luohan [Lo-han/Rakan; c.866-928] ZD 247-48 rev.)
Seitdem ich Pfirsichblüten sah,
Habe ich nie wieder gezweifelt
(Lingyun [Ling-yün/Reiun; 9th c.] EV 6-7 rev.)
Seit ich von Meister Ma[zu] einen Tritt erhielt, Habe ich nicht mehr aufgehört, zu lachen! (Vgl. SB 77; 83)
Woher kommen solche Bekundungen? Wie sind sie möglich? Dieses Retreat wird Euch Gelegenheit geben, aufzudecken, wo – in Euch selbst – solche Äußerungen aufkommen. Und warum sie nicht nur möglich, sondern auch notwendig sind. Während des Retreats werde ich einen kurzen Text des chinesischen Meisters Bos- han [Po-shan/Hakusan 1575-1630) vorstellen, der einer der bedeutendsten Meister der Ming Dynastie ist: Ermahnungen an jene, die es nicht vermögen, den Zweifel zu entfachen.
Zweifel? Der Buddhismus ermutigt, wie andere Religionen auch, zu Zuversicht und Vertrauen. Zweifel wird gar als Beschmutzung, als Gift für den Glauben angesehen, ähnlich wie Gier, Hass, Unwissenheit oder Stolz. In der Tat sollte jener Zweifel ver- mieden werden, der als reiner Skeptizismus, Mangel an Vertrauen oder zögerliche Einstellung daherkommt und Dich vom Beschreiten des Weges abhält.
Diese Art von Zweifel hat aber nichts mit dem zu tun, wovon im Zen-Buddhismus gesprochen wird. Hier wird mit gutem Grund vom Großen Zweifel gesprochen. In einem einführenden Abschnitt zu seinem Text beschreibt Boshan kurz die Schranke (auch als die Große Frage bezeichnet) von Leben-und-Tod, den daraus erwachenden Zweifel [wörtlich “doubt sensation”], wie sich diese fundamentale religiöse Frage vom normalen Zweifel und Skeptizismus unterscheidet und ihr schließliches Erstar- ren zum Block des Zweifels oder Großem Zweifel:
In der Zen-Praxis ist der wesentliche Punkt, Zweifel zu entfachen. Was hat es mit diesem Zweifel auf sich? Beispielsweise, woher kamst Du, als Du geboren wurdest? Du kommst nicht umhin, darüber im Zweifel zu bleiben. Wohin gehst Du, wenn Du stirbst? Auch hier kannst Du nicht anders, als im Zweifel zu bleiben. Weil Du diese Schranke von Leben und Tod nicht durchdringen kannst, erstarrt sie direkt vor Deinen Augen. Versuche, sie nieder zu reißen, es wird Dir nicht gelingen...............
Ich mag seine Texte.