Zeitalter des Verfalls der Lehre

  • Da mir das etwas zu trocken für meinen Blog ist und eigentlich in meinem eigenen Denken keine Rolle spielt, gehe ich hier nochmal auf eine sozusagen innerbuddhistische Vorstellung ein, auf die ich kürzlich Bezug nahm und die ein Y-Buddhist sogleich als Defensivstrategie von X-Buddhisten ansah. Wenn ich so etwas erwähne, dann nur, um innerhalb eines buddhistischen Diskurses, wo andere z.B. ganz traditionell auf den Palikanon, sila usf. abheben, ein ebensolches Argument aus ebensolchen Schriften zu bemühen. Meine eigene Sicht der Dinge hängt von diesen Schriften nicht ab.


    Nehmen wir als Lebenszeit des Gautama klassicherweise 563 - 483 v. Chr. an, um das Bild zu verdeutlichen.
    In Abschnitt 55 des Samnipata-Sutras (Daijikkyo, Taisho Tripitaka no. 397) werden die Zeitabschnitte nach Buddhas Parinirvana so eingeteilt:
    1) in den ersten 500 Jahren erlangen Menschen Weisheit und Befreiung;
    2) in den zweiten 500 Jahren praktizieren sie dhyana ("Meditation"), erlangen oft aber keine Befreiung;
    3) in den dritten 500 Jahren hören, lesen und rezitieren sie die Lehre, praktizieren aber keine Meditation und erlangen keine Befreiung;
    4) in den vierten 500 Jahren bauen sie Tempel und Stupa, studieren und üben aber nicht;
    5) in den fünften 500 Jahren (das wäre rechnerisch dann in etwa jetzt, wobei man in Ländern wie Thailand sich ja schon im Jahre 2557 wähnt, weil Buddhas Parinirvana auf 544 v.Chr. datiert ist und dies als Jahr Null gilt), im Zeitalter des Verfalles, werde überwiegend nur noch über den Dharma gestritten (so wie hier).


    Da es im Zen auch während all dieser Phasen herausragende Lehrer gab, sollte sich eine solche Ansicht eigentlich von selbst erübrigen.

  • Hallo dorn,


    ist für mich auch eine zu pessimistische Weltsicht.


    Die Theravadins haben aus den 500 Jahren irgendwann mal 5000 Jahre gemacht mit einem 2. Hoch zur Halbzeit. Also jetzt.


    Gruß
    Florian

  • Namaste!


    Vielleicht ist die Mappô-Lehre ja einfach nur ein "Geschicktes Mittel", Hôben, um den Menschen zu sagen "Nutzt wenigstens dieses Leben in dem ihr dem Dharma begegnen durftet, denn besser wird es erstmal nicht werden!".


    Man kann die "Drei Zeitalter des Dharmas" vielleicht aber auch auf die eigene Person, bzw. die eigene gegenwärtige Situation übertragen, wie man das beispielsweise auch mit den "Zehn Welten" machen kann.
    Das kann zumindest hilfreich sein für eine Bestimmung des eigenen Standortes ;)


    Persönlich hat diese Lehre, also die von Mappô, allerdings keinen Einfluss auf mich, bzw. sie gehört nicht zu meiner Glaubenswelt.


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Boddhidharma kam etst im 500 Jh. nach China. Wenn man nach dem Orakelruch urteilen würde, hätte Zen nicht mehr viel mit ursprünglichem Buddhadhamma gemeinsam.


    Nebenbei bemerkt bin ich mittlerweile überzeugt, dass Buddhadhamma, wie es Buddha lehrte, schon längst verfallen ist.



    Bakram

  • Wenn das hier das Zeitalter ist, in dem sich alle über das Dharma streiten... vielleicht hat der Streit ja heilsame Wirkung?
    Ich meine, es kommen Mißstände auf den Tisch, Masken fallen, Fassaden brechen ein.
    Als Hobbygärtner kann ich dir sagen: Asche düngt sehr gut.
    Bloß, Wenn du das alte Laub verbrennst solltest du etwas auf den Funkenflug achten, wenns sehr trocken ist kannst du dir leicht Löcher in den Rasen brennen...

    wenn du es nicht verstanden hast
    habe ich es nicht richtig erklärt
    Verzeihung _()_