Wer praktiziert Rohatsu?

  • Bald ist es wieder so weit. Ich freue mich wieder darauf.


    Hier gibt es eine sechsteilige Doku über Rohatsu in einem Rinzai Kloster.


    http://youtube.com/watch?v=e9k…2Fwatch%3Fv%3De9ksYiHB2Ys


    Dies ist die Art und Weise, wie ich Zen kennengelernt habe und wie wir es auch in Kiel lange praktiziert haben. Heutzutage sind wir etwas milder geworden.


    Wie ist denn das bei euch so? Wie praktiziert ihr Rohatsu, wenn es denn überhaupt bei euch so etwas gibt?

  • Die OT Beiträge habe ich gelöscht.
    Wer auf meine klar gestellte Frage eine Antwort geben kann, mag es tun.
    Also praktiziert jemand von euch in seiner Gruppe auch Rohatsu? Wenn ja, wie läuft das bei euch?
    Wenn nein, eröffnet bitte einen eigenen Thread.

  • Unsere Rohatsu werden formell so geübt, wie es auf den Videos zu sehen ist, d.h. das Verhalten in der Zendo ist genau vorgeschrieben, z.B. wie die Zendo betreten und verlassen wird, wie man sich in ihr bewegt, wo und wann man sich verbeugt usw.
    Auch das gemeinsame Tee trinken und Essen und das Gehen zum Dokusan folgt der Tradition der japanischen Rinzai-Schule: alle tun dadurch zur gleichen Zeit immer das gleiche. Das fördert ungemein die Achtsamkeit und die Zusammengehörigkeit des Sangha, denn Sesshin (jap.) bedeutet übersetzt "ein Herz / ein Geist werden", was ja der Sinn eines jeden Sesshin ist. Der Sangha bleibt die ganze Woche zusammen und alles wird gemeinsam gemacht. Der Tagesablauf ist genau durchstrukturiert.


    Einiges ist anders als in Japan:
    Der Keisaku wird nur gegeben, wenn ein Übender darum bittet.
    Auch legen wir uns nachts zum Schlafen hin. (In Japan wird ja das Rohatsu "durchgesessen".) Wir liegen auf dünnen Schlafunterlagen nebeneinander in der Zendo, sind aber frei, unsere Schlafposition selbst zu wählen. Niemand geht mit dem Keisaku herum und korrigiert (so wie es in dem Video zu sehen ist). Auch haben wir eine Mittagspause in der wir uns noch einmal auf's Ohr legen können.
    Es gibt zusätzlich zu den drei Mahlzeiten noch 2x einen Imbiss.


    Auch wir sind inzwischen "milder" geworden. Früher war 3 Uhr wecken, Mittagspause 3/4 Stunde, Zazen-Ende 23.30 bzw. 24 Uhr und die vorletzte Nacht blieben alle in der Zendo und es wurde "durchgesessen" Traditionell gab es dann um 24 Uhr eine süße Reissuppe mit Sake drin. Einmal hat der Tenzo aus Versehen (?) viel zu viel Sake reingeschüttet, da haben dann alle nebst Jikijitsu die Nacht "durchgeschnorchelt" :lol:


    Ich bin froh und dankbar, etliche dieser strengen Rohatsu erlebt zu haben. Grenzerfahrungen, welche dabei entstehen können, sind sehr wichtig in der Zen-Übung und geschehen nur durch maximale Hingabe.
    Inzwischen gibt es bei unseren Rohatsu mehr Schlafenszeit, dadurch sind alle wacher und kräftiger.


    Tagesablauf:


    5.00 Uhr Wecken
    5.30 Uhr Morgen-Rezitation
    +Tee
    + Sitzen
    6.30 Uhr Kōan-Übung (Dokusan)
    + Sitzen
    7.30 Uhr Frühstück
    + Schüler-Übung
    + Aufräumen
    8.30 Uhr Teisho des Meisters oder Vortrag eines Schülers
    + Tee und Imbiss
    + Arbeitszeit
    12.00 Uhr Mittagessen
    12.30 Uhr Pause
    14.30 Uhr Arbeitszeit
    bzw. Ōfuro (japanisches Tauchbad/Sauna)
    16.00 Uhr Tee
    + Sitzen
    18.00 Uhr Abendessen
    19.00 Uhr Sitzen
    20.00 Uhr Kōan-Übung (Dokusan)
    + Abend-Rezitation
    + Tee
    + Sitzen
    22.30 Uhr Schlafengehen


  • Bei uns sieht es so ähnlich aus.
    Am Donnerstag vor Rohatsu fahre ich mit unserem Koch einkaufen. Ab Sa Abend bin ich dann in der Zendo, da einige vorher anreisen und dann in der Zendo schlafen.
    Auch bei uns ist Keisaku freiwillig, der Keisakugänger korrigiert jedoch ggf. die Sitzhaltung. Und auch wir können uns zum Schlafen hinlegen. Gearbeitet wird beim Rohatsu, im Gegensatz zu allen anderen Sesshin, nicht.
    Gekocht wird bei uns in einem kleinen Holzgartenhaus, das auf dem Gelände steht. Außer der Zendo, einem Vorraum und dem Dokusanraum haben wir keine Räumlichkeiten. Zu den Toiletten und zur Dusche geht es über den Hof.
    Geschlafen wird am Platz in der Zendo. Wer mag, kann allerdings auch zu Hause schlafen.


    LG
    Ji'un Ken

  • Je einfacher und ursprünglicher eine Zendo ist, desto wirksamer ist die Übung. Je komfortabler es wird, um so oberflächlicher wird die Übung.
    Die Übung an sich trägt uns, die eigene Kraft, der eigene Entschluss und der Sangha.
    Jiriki (jap.) = "Rette Dich selbst", ist die Devise des Zen, d.h. nicht auf Hilfe von außen hoffen, sondern sich selbst bemühen und Probleme selbst meistern.
    Am Rohatsu-Sesshin darf man nur nach gründlicher mehrjähriger Vorbereitung teilnehmen. Es ist für Anfänger nicht geeignet.

  • sakura-sheyuan:

    Am Rohatsu-Sesshin darf man nur nach gründlicher mehrjähriger Vorbereitung teilnehmen. Es ist für Anfänger nicht geeignet.


    Ach Du meine Güte.

  • Da stimmt aber; leider achtet hierzulande ja niemand da drauf, wie im allgemeinen zu wenig aufeinander geachtet wird,
    dafür aber mächtig tough getan wird. :)

  • Jikjisa:

    Da stimmt aber; leider achtet hierzulande ja niemand da drauf, wie im allgemeinen zu wenig aufeinander geachtet wird, dafür aber mächtig tough getan wird. :)


    Wie geht das denn jetzt - nicht auf denjenigen zu achten, der neben einem sitzt, oder wolln wir da einfach nur unsere Ruhe haben :lol:

  • sakura-sheyuan:

    erzähl doch mal von Deinen Sesshin-Erfahrungen in Japan, war auch ein Rohatsu dabei?


    Jeder der da ist, macht mit (auch der Tenzo) - da wird nicht ausgesucht und man kanns sich selbst auch nicht aussuchen. Pro Tag werden 15 Stunden gesessen (also 15x45' Zazen/15' Kinhin), zwei Mahlzeiten. Zu Rohatsu am 7. Tag 18 Stunden (also in den 8. hinein), danach Party. Findet alles im ungeheiztem Hondo statt - bei Rohatsu so knapp über Gefrierpunkt.
    Während des Sesshins gibt es keinerlei Rezitation, Dokusan, Teisho, Zeremonien, Studium oder sonst was.
    Rohatsu-Sesshins hab ich allein aus zeitlichen Gründen noch nicht in Japan gemacht, sonst schon etliche, normalerweise immer 5 Tage nach dem oben genannten Muster.

  • Wo isn das mit den 15 Stunden ?


    Im Bodaisan Shoboji war es recht flockig :)


  • Dass wir hier unsere Sesshin-Tagespläne vorstellen, gibt einen Einblick über die verschiedenen Übungsweisen. In Japan wird den Übenden mehr abverlangt, als in Europa. Aber die Menschen sind verschieden und jeder kann sich die Übungsweise aussuchen, die zu ihm passt.
    Es ist auch ein riesiger Unterschied, ob man aus einem klösterlichen Umfeld heraus, also sozusagen schon eingeübt, Sesshin übt, oder aus einem anstrengenden Berufsalltag kommend. Wer einen Vollzeitjob hat, Kinder erzieht, sich regelmäßig um die pflegebedürftigen Eltern kümmert oder um die älteren hilfsbedürftigen Gemeinschaftsmitglieder, für den ist ein zu strenges Sesshin nicht entsprechend.
    Ich denke, dass dies auch mit ein Hauptgrund dafür ist, dass die Sesshin in Europa modifiziert werden.
    Eine sehr hilfreiche Praxis Rohatsu zu üben geht auch so und wird in japanischen und europäischen Laiengemeinschaften gleichermaßen praktiziert:
    Früh um 3, 4 oder 5 Uhr gemeinsam mit dem Sangha aufstehen, Tee, Rezitation, Zazen, Dokusan, Frühstück. 8 Uhr zur Arbeit gehen, nach der Arbeit direkt zur Zendo zurückkommen, Zazen, Abendbrot, Zazen, Dokusan, Rezitation, Zazen, Nachtruhe 22, 23 oder 24 Uhr und das 7 Tage lang.
    Habe das schon mehrfach so gemacht, wenn ich vom Arbeitgeber keinen Urlaub bekommen habe. Ist viel anstrengender als ein "normales" Sesshin, bin da sogar mal morgens zusammengeklappt. Der tägliche Wechsel zwischen konzentriertem schweigenden Sesshin und der lärmenden Alltagswelt ist beeindruckend.
    Gut ist, wenn geübt wird. Es gibt kein besser oder schlechter.

  • Noch ein kleiner Nachtrag:
    Menschen sind so unterschiedlich! Manche setzen einen Fuß vor den anderen, üben Schritt für Schritt beharrlich ohne sich zu überfordern. Andere stürzen sich wagemutig in's Sesshin und kommen durch. Manche absolvieren jahrelang "vorbildlich" alle Sesshin ohne mit der Wimper zu zucken und haben gar nichts verstanden. Andere sind überfordert mit dem Sesshin und "knallen durch". Wieder andere sind entsetzt und beenden den Weg. Manche sind euphorisch. Manche am Rande des Nervenzusammenbruchs. Einige werden aggressiv und versuchen den Jikijitsu zu verprügeln. Manche "üben einfach nur". Also die ganze Bandbreite.
    Wer ein Sesshin leitet muss Fingerspitzengefühl, Menschenkenntnis und viel Erfahrung haben. Der/die Leitende hat die Verantwortung für das Gelingen des Sesshins. Die Gemeinschaften tun gut daran, die Anfänger erst einmal gründlich üben zu lassen, bevor sie zum Sesshin dürfen.

  • Daß die Bedürfnisse unterschiedlich sind - keine Frage, das ist einfach so. Und in der Regel findet sich ja genau dazu auch immer ein entsprechendes Angebot.
    Andererseits halte ich den "Antaiji-Style" weder für besonders "abverlangend" noch unvereinbar mit europäischen Verhältnissen - sieht von außen einfach nur so aus, hat aber keine reale Basis. Ich denk auch mal kurz vorher "Oh mein Gott, wie geht das nur wieder", aber nach 2 Tagen stellt sich die Sorge als völlig grundlos raus. Und auch im Herbst waren wieder Leute (Japaner und Westler) dabei, die am Vorabend aus ihrem normalen Alltagsleben extra (und nicht aus dem Nachbarort) angereist kamen und morgens um 4 aus dem Stand ins Sesshin gingen.
    Leute zu denen diese Art der Übung nicht paßt, merken das i.d.R. schon am ersten Abend der normalen Praxis und gehen dann einfach wieder, hab noch nie erlebt, daß da jemand gebeten werden mußte. Kein Problem.
    Kurz gesagt, man könnte hier das ebenso machen, würde auch sein Publikum finden, wäre aber natürlich ein anderes. Daß es bisher noch nicht geschehen ist, hat einfach andere Gründe.

  • sakura-sheyuan:

    Die Gemeinschaften tun gut daran, die Anfänger erst einmal gründlich üben zu lassen, bevor sie zum Sesshin dürfen.


    Was heißt denn bei euch "gründlich üben"? Habt ihr da Kriterien und wie sehen die aus?

  • Zuerst das Zazen lernen. Das dauert unterschiedlich lange. Manche Anfänger sind "Naturtalente" und brauchen nur einen Monat. Ich selber habe drei Jahre regelmäßig Zazen geübt, bevor ich mich an das Rohatsu gewagt habe. Man sollte in guter physischer und psychischer Verfassung sein. Das ist alles.
    Hast Du auch Erfahrungen mit Rohatsu-Sesshin? Wenn ja,wie ist es bei euch ?

  • sakura-sheyuan:


    Hast Du auch Erfahrungen mit Rohatsu-Sesshin?


    Ja.

    Zitat


    Wenn ja,wie ist es bei euch ?


    Immer anders, als beim letzten Mal.

  • Bei meiner Frage geht es ausschließlich darum, ob es noch andere User gibt, in deren Gemeinschaften Rohatsu begangen wird. Und wenn ja, wie sieht es aus.


    Es geht nicht darum, wie du es persönlich findest. Deshalb, praktizierst du in deiner Gemeinschaft Rohatsu, dann schreib was dazu; z.B. Tagesablauf oder ähnliches. Praktiziert ihr kein Rohatsu, halt dich bitte raus.


    Ansonsten steht es dir frei, einen eigenen Thread zu dem Thema Rohatsu oder Sesshin zu eröffnen.

  • Vielen dank für die Doku, lieber Ji'un Ken.
    Sehr interessant. Das wirkt auf mich alles sehr diszipliniert.


    lg
    Pommes

  • Vor kurzem erhielt die Nachricht von einem Zen-Mönch aus Bonn, wie sein Sangha Rohatsu übt. Ich finde, das ist eine sehr schöne Möglichkeit, Buddhas Erwachen zu gedenken, wenn keine Räumlichkeiten für ein ganzes Sesshin da sind. Auch nachahmenswert für diejenigen, die eine Rohatsu-Woche im Alltag praktizieren möchten.
    Ich finde, wichtig ist vor allem der Herz-Geist, mit dem man übt. Die äußerlichen Gegebenheiten sind meiner Erfahrung nach zweitrangig.
    Hier das Bonner Rohatsu:


    01.12. - 08.12.13 Praxiswoche zu Buddhas Erwachen.


    Die Praxiswoche zum Gedenken an Buddhas Erwachen bietet die Gelegenheit unsere Praxis zu vertiefen.


    Sonntag, 01.12.10: 9:00 und 19:00
    Montag, 02.12.10: 7:00 und 19:00
    Dienstag, 03.12.10: 7:00 und 19:00
    Dienstag, 03.12.10: 20:30 Zen-Kreis-Gespräch
    Mittwoch, 04.12.10: 7:00 und 19:00
    Donnerstag, 05.12.10: 7:00 und 19:00
    Freitag, 06.12.10: 7:00 und 19:00
    Samstag, 07.12.10: 9:00 und 19:00
    Samstag, 07.12.10: 21:00 Zazen-Nacht
    Sonntag, 08.12.10: 9:00
    (mit Gen Mai und Ryaku fusatsu Zeremonie)


    Nach dem Morgen-Zazen besteht jeweils das Angebot an einer Tee-Runde teilzunehmen.
    Wir werden gemeinsam drei Runden schweigend Tee trinken; die vierte Runde ist offen für Gespräche und Fragen.


    Es ist auch möglich, nur an einzelnen Terminen teilzunehmen.


    Ort: San Bo Dojo
    Infos/Anmeldungen: http://www.zen-bonn.de


    07.12. - 08.12.13 Zazen-Nacht zu Buddhas Erwachen.


    "Ein und derselbe Mond spiegelt sich
    In allen Wassern.
    Alle Monde im Wasser
    Sind Eins in dem einen einzigen Mond."


    In Gedenken an Buddhas Erwachen findet in der Nacht vom 07.12. auf den 08.12. im Bonner San Bo Dojo eine Zazen-Nacht statt, während der wir abwechselnd Zazen und Kin Hin praktizieren werden.


    Zwischendrin wird es eine Ruhephase geben sowie eine warme Mahlzeit.


    Die Zazen-Nacht endet am Morgen des 08.12. mit dem traditionellen Gen Mai Essen und einer Ryaku fusatsu Zeremonie.


    Termin: 07.12., 21:00 bis 08.12., 11:00


    Ort: San Bo Dojo
    Infos/Anmeldungen: http://www.zen-bonn.de

  • So, da bin ich nun wieder. Da will ich mal ein bisschen erzählen.
    Z. B. unser Essen.
    Gekocht wird bei uns in einem Gartenhäuschen auf dem Gelände. Es wird vegetarisch gekocht.
    Unser Tenzo ist auch von Beruf Koch. Das ist nicht mit Gold zu bezahlen. Das Essen ist immer oberlecker. An zwei Abenden ist er ausgefallen und ich musste einspringen. Seit dem lieben ihn alle noch mehr. :grinsen:


    Wie geht das so vor sich.
    So ca. 10 Minuten vor Ende der letzten Sitzrunde vor dem Essen sagt der Jikkijitsu: "Handaikane". Die beiden Handaikane verbeugen sich, stehen auf und verlassen die Zendo. Die Handaikane sind die Aufwärter. Der Job wechselt täglich. Sie decken den Tisch, tragen das Essen auf, waschen ab und unterstützen den Koch.
    Einer schaltet gleich den Wasserkocher ein und holt dann das Essen aus der Küche, während der andere den Tisch im Vorraum deckt. Wenn sie fertig sind schlägt einer von ihnen einen Gong. Der Jikki klingelt dann die Sitzrunde ab und alle marschieren im Gänsemarsch in Richtung Vorraum. Am Ausgang der Zendo haben sich schon beide Handaikane aufgebaut. Sie verbeugen sich und jeder Einzelne, der zum Essen geht, verbeugt sich vor den Handaikanen. Nachdem sich alle um die Tische versammelt haben, wird sich gemeinsam verbeugt und hingesetzt. Auf ein Zeichen des Jikki wird sehr langsam das Hannya Shingio rezitiert. Während der Rezitation tragen die Handaikane das Essen auf. Zuerst der Lehrer, dann der Jikki, dann der Rest. Mit Handzeichen bedeutet jeder, wann er genug hat. Gegessen wird bei uns aus Schalen und mit einem Löffel.
    Das hat praktische Gründe, die ich später erkläre. Wenn alle Essen haben, die Handaikane füllen sich zuletzt auf, werden noch zwei Texte rezitiert. Ihr findet alle Texte auf unserer Homepage. Nun geht einer der Handaikane mit einem Tablett herum und sammelt Gaben für die hungrigen Geister ein. Jeder gibt etwas von seinem Essen. Auf ein weiteres Zeichen des Jikki verbeugen sich wieder alle und beginnen dann zu essen; zuerst der Jikki, dann der Rest. Wenn der Jikki meint, nun reicht es erst mal, stellt er seine Schale ab und hält den Löffel unterhalb des Tisches in der re. Hand. Wenn die anderen das sehen, wissen sie, das sie nun auch Pause haben. Alle stellen ihre Schalen ab und halten den Löffel, wie der Jikki. Nun werden die Löffel gemeinsam auf eine Serviette auf dem Tisch gelegt. Das ist das Zeichen für die Handaikane, mit der zweiten Rund zu beginnen. Das Verteilen läuft ab wie beim ersten Mal. Durch Handzeichen zeigt man an, ob man Nachschlag möchte. Wer sich nur verbeugt, wenn der Handaikan kommt, will nichts mehr. Dann beginnen alle wieder, auf ein Zeichen des Jikki, zu essen. Wenn alle fertig sind, beendet der Jikki das Essen genau so, wie vor der zweiten Runde. Nun steht wieder einer der Handaikane auf und macht die Runde mit einem kleinen Abfallbehälter; zuerst der Lehrer, dann der Jikki, dann der Rest. Natürlich gibt es keine Abfälle. Es wird aufgegessen. Nun wird eine Schale mit Scheiben von Salatgurke gereicht. Jeder nimmt sich ein/zwei Scheiben und legt sie in seine Schale. Nun kommt der Handaikan und teilt heißes Wasser aus. Mit dem heißen Wasser und der Gurkenscheibe werden die Schalen gereinigt. Das Wasser wird zum Schluß gemeinsam getrunken. Die Schalen werden zu den Handaikanen durchgereicht. Dann zum Abschluss noch eine kleine Rezitation und alle, bis auf die Handaikane, marschieren im Gänsemarsch zurück in die Zendo und setzen sich zum Zazen. Die Handaikane bringen das Geschirr in die Küche, reinigen die Tische, stellen sie wieder zusammen und kommen dann auch in die Zendo. Dann wird die Pause eingeläutet, die die Handaikane zum Abwasch nutzen.


    Warum das alles?
    Entwickelt hat es sich aus dem Essenszeremoniell in unserem Mutterkloster in Japan. Wir haben früher am Platz in der Zendo aus mehreren Schalen und mit Stäbchen gegessen. Alles so, wie es im Kloster üblich war. Im Laufe der Jahre hat sich unsere eigen Form entwickelt. Sie hat sich nach unseren Gegebenheiten gerichtet.
    Die Stäbchen haben wir weggelassen. Wir sind nun mal nicht in Japan. Eine Schale haben wir beibehalten und das Besteck auf einen Löffel reduziert. Wir haben nämlich kein fließend Wasser in der Küche. Alles Wasser, auch warmes zum Abwasch, muss aus dem Bad geholt werden. Deshalb versuchen wir den Abwasch auf ein Minimum zu reduzieren. Und damit das Wasser nicht nach der dritten Schale schon gewechselt werden muss, die "Vorreinigung" nach dem Essen. Außerdem wollen wir ja nichts verschwenden.


    Von den Gaben für die hungrigen Geister wird etwas vor einer Buddhastatue in unserem Garten abgelegt, der Rest kommt in die Tonne. Die Reste vom Mittagessen bilden die Grundlage für die Suppe, die es abends gibt.


    Das muss erst mal reichen. Vielleicht später mehr.

  • Vielen Dank für die Beschreibung.
    Ich habe mal das Sutrenbuch vom Bodaisan zur Hand genommen
    weil ich gerne die Tischrezitationen erinnern möchte,
    aber es ist ausschließlich die Umschrift drin.
    Wie heißt die Widmung für die hungrigen Geister ?
    Hast du ( oder sakura ? ) eine gute Übersetzung ?


    Danke.
    Und sorry, falls mein Eintrag an der Stelle `falsch`ist.