Liebe Foren-ZENler,
ich glaube, es ist soweit: Ich brauche Hilfe! Ich habe mich ja bislang noch ganz gut alleine auf dem Weg zur Glückseligkeit durchgeschlagen, aber jetzt bin ich definitiv an einem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr weiter weiß. Ich stoße in der Praxis an Grenzen. Aus einschlägiger Literatur und den im Netz und Forum verstreuten Empfehlungen werde ich nämlich auch nicht mehr richtig schlau. Je mehr ich lese, desto mehr widerspricht sich – und deshalb habe ich inzwischen gefühlte tausend Fragen und erhoffe mir von Euch, die Ihr auf dem Zen-Weg vermutlich schon weiter fortgeschritten seid, ein paar Antworten oder zumindest erhellende Erfahrungsberichte. Ich fange mal ganz vorne an:
Lohnt es sich überhaupt, zu meditieren, wenn man schon weiß, dass man höchstens einmal pro Woche dazu kommen wird oder kann man es sich dann eher gleich schenken? Viele Meister setzen ja tägliche Meditation voraus. Andere meinen, einmal die Woche wäre zumindest besser als nichts.
Was ist eigentlich der beste Tag zum Meditieren? Eher am Wochenende, wenn man schon halbwegs entspannt ist oder besser in der Woche, wenn man Entspannung nötiger hat?
Soll man sich lieber einen festen Tag und eine feste Uhrzeit angewöhnen oder ist es auch okay, wenn man sich einfach nach den aktuellen Möglichkeiten richtet – und auch nach der Frage, wie fit man noch fürs Selbstversenken ist?
Apropos: Was ist denn Eurer Erfahrung nach generell die beste Zeit? Abends penne ich oft fast ein, mittags bin ich meist beschäftigt und morgens rappelig!
Und was mache ich eigentlich mit meiner (verdammten) Zunge? Am Gaumen anlegen oder locker lassen? Ich weiß, das klingt albern, aber je nach Haltung sammelt sich nach einiger Zeit so viel Sabber im Mund, dass es mir fast aus den tiefenentspannten Mundwinkeln tropft und ich den Schluckreflex manchmal kaum noch unterdrücken kann. Ist es dann okay, wenn ich schlucke? Oder doch lieber als Herausforderung sehen, Zähne zusammenbeißen, durchhalten (und notfalls sabbern)? Alles reißt mich irgendwie raus, aber schlucken zieht dann meist auch (zeitverzögert) ein kleines Bäuerchen nach sich. Das haut mich dann wieder raus.
Dann die Sache mit dem Fokussieren: Soll ich lieber meine Atemzüge fortlaufend von 1-10 durchzählen, um meine Gedanken zur Ruhe zu bringen oder doch lieber irgendein Mantra im Kopf mitbrummen?
Und ist Atemkontrolle nun empfehlenswert oder nicht? Ich habe jedenfalls für mich herausgefunden, dass ich durchaus schneller zur Ruhe komme, wenn ich mich erstmal darauf konzentriere, tiefer zu atmen, länger ein- und auszuatmen und die Pausen zwischen den Atemzügen langsam auszudehnen. Aber erreicht man so auch den richtigen Gemütszustand? Und was ist eigentlich überhaupt der richtige Zustand? Die einen nennen ihn »Versenkung« (soll ja wohl auch die Übersetzung von »Zen« sein), die anderen schreiben dagegen von »Achtsamkeit«. Ich erreiche jedenfalls nach schätzungsweise 10-15 Minuten oft ein Level, dass ich zwar als äußerst entspannend und fast selbstvergessen empfinde, aber nicht als unbedingt achtsam bzw. konzentriert. Eher ein bisschen wie im Halbschlaf: Gedanken und Bilder kommen und gehen, allerdings nur unterschwellig, also ohne, dass ich diese wirklich bewusst wahrnehme bzw. bewusst an bestimmten Bildern festhalten würde. Ist das dann schon ein Zustand der Versenkung? Oder bin ich dann in Wahrheit nicht mehr fokussiert genug? Und wenn ich's dann merke: Wieder zum Atemzählen zurückkehren oder laufen lassen?
Und überhaupt: Kann es zufällig sein, dass ich mir vielleicht immer noch viel zu viele Gedanken mache? Müsste ich mich vielleicht mehr entspannen?
Ich freue mich auf Eure Antworten/Erfahrungen.