• Ich habe das Thema auf die schnelle nicht im Forum gefunden. Falls es dazu schon einen Thread gab, tut es mir leid.
    Kann mich vielleicht jemand in die korrekte Weise oder gegebenenfalls die korrekten Weisen, Shikantaza zu praktizieren (wie ich es nenne "gegen die Wand glotzen") einweihen?
    Wäre euch sehr verbunden.
    Vielen Dank schonmal!


    Gruß,
    Tadao / Wabisabi

  • Shikantaza kommt ohne Objekt aus und ist deshalb für den Anfänger nicht geeignet.
    Es ist wichtig, sich aus vielfältigsten Quellen ein klares Bild von Shikantaza zu machen,
    sonst hält man ein oberflächliches Sitzen und vor sich hin tümpeln dafür.
    Richtiges Shikantaza hält auch ein geübter Geist nicht länger als eine halbe Stunde durch: wenn es ernsthaft ist.
    Man muß sehr erfahren sein dafür.
    "Nur Sitzen" ist eine Art Reinform, aber sie benötigt stete Wachsamkeit,
    die durch langjähriges Zazen "aufgeht".
    Es ist nicht ehrlos, sondern vernünftig und im Zen-Sinn Meditationsobjekte zu haben,
    bis man sie nicht mehr benötigt. Der umgekehrte Weg ist oft ein Holzweg. :idea:

  • Onyx9:

    Shikantaza kommt ohne Objekt aus und ist deshalb für den Anfänger nicht geeignet.
    "Nur Sitzen" ist eine Art Reinform, aber sie benötigt stete Wachsamkeit,
    die durch langjähriges Zazen "aufgeht".
    Es ist nicht ehrlos, sondern vernünftig und im Zen-Sinn Meditationsobjekte zu haben,
    bis man sie nicht mehr benötigt. Der umgekehrte Weg ist oft ein Holzweg. :idea:


    So so ... in diesem Fall geht also die gesamte Soto-Tradition einen Holzweg .... Magst du mir erzählen, wie du auf solche Sichtweisen gekommen bist ?


    _( )_

  • Aber nein :) nur gehen viele Soto-Anhänger einen Holzweg, leider.
    Denn wenn ein Dogen, ein Patriarch oder ein Roshi Shikantaza zeigt und vermittelt,
    so kann das Verständnis des Praktizierenden von diesem "Aufzeigen" so weit
    entfernt sein.../muß halt erlernt werden...
    Auch Shikantaza kommt nicht ohne Objekt ( Korrektur der Haltung ) aus; muß es auch nicht-
    nur der Dünkel des Praktizierenden der "Leerheit" realisieren will,
    meint gleich mal ganz auf ein Objekt verzichten zu sollen :)
    Leider ist der korrekten Haltung eines Buddha, was ja Shikantaza meint,
    so nicht anzunähern.
    Aber das muß man selbst rausfinden :)

  • Wabisabi:

    ...Shikantaza zu praktizieren (wie ich es nenne "gegen die Wand glotzen")


    Es handelt sich wohl eher ums aufm Hintern sitzen, denn gegen die Wand glotzen. Vermute mal, dass letzteres nicht grade der geistigen Klarheit förderlich ist 8)

  • Die Wand meint eine Innere, auch bei Bodhidharma war es eine Innere;
    es ist nur eine symbolische Darstellung ihn sitzend zu einer Felswand zu zeigen;
    man richtet den Blick entspannt etwa 45-50 % nach unten und die Aufmerksamkeit
    auf den Körper, "auf Blut und Fleisch". Man kann die Augen auch schließen,
    egal was die Konformität sagt. Die körperliche Haltung sollte man nicht zu starr machen,
    sie muß sich intuitiv finden-über die Zeit. Weil die Haltung eine "universelle" Gesetzmäßigkeit beinhaltet.
    Der Mensch für sich kriegt sie nicht perfekt hin; die langsame Verwirklichung des Dhamma
    "macht" das. Niemand kennt die richtige Haltung. Es ist interessant, wenn der Geist
    irgendwann intuitiv korrigiert und Fehler erkennt, die durch Hemmnisse entstehen :)

  • Lieber Wabisabi,


    geh einfach einmal auf einen Besuch bei einem Dojo der Soto-Schule vorbei, dann ist dir die Sache klar.


    Ansonsten gilt hier mehr als in jedem anderen Forum, das ich kenne, dass die erteilten Auskünfte und Ratschläge mit großer Vorsicht zu genießen sind. Nur um dir ein Beispiel aus diesem Thread hier zu geben: Über den Herrn Bodhidharma wissen die Historiker nicht mal sicher, ob er überhaupt existiert hat, geschweige den, ob er sich mit inneren oder äußeren Wänden beschäftigt hat und welche Form von Meditation er übte.

  • Ja, und wir wissen leider auch nicht, ob irgendwelche Leute in irgendwelchen Soto-Gemeinschaften
    eine Ahnung haben wovon sie reden und was sie tun. Deshalb sollte man sich grundsätzlich
    ein eigenes Bild machen und insbesondere sich authentische Quellen auftun, bevor man
    jahrelang "gegen die Wand klotzt". Es ist ja leider so, daß in den Gemeinschaften eine hohe
    Fluktuation herrscht. Woran mag das wohl liegen ?

  • Ehrlich gesagt, ist es mir lieber wenn eine historisch ungesicherte Person wie Bodhidharma
    den Buddhismus nach China importiert hat - und Zen etabliert, als eine Schar rosa Kaninchen.

  • ich habe hier keine antwort auf die schnelle gefunden und nach langem suchen im netz möchte ich meine frage bezüglich shikantaza nun hier stellen.


    also ich prakitiziere seit kurzer zeit Zazen und bin daher auf den Begriff auf Shikantaza gestoßen - nur sitzen. Doch was ist nur sitzen. Vieler Orts wird geschrieben, dass Zazen keine Meditation ist, kein Meditationsobjekt hat. Andererseits solle man sich auf die Haltung und auf den Atem bzw das lange Ausatmen konzentrieren. Was ist also Shikantaza? Stellt es sich automatisch nach langer Praxis ein an einem Punkt an dem wirklich keine Konzentration mehr auf dem Atmen liegt? Wo liegt dann die Konzentration? Meiner Erfahrung nach muss sie irgendwo sein. In meiner Praxis fühlt es sich an, als lasse ich den Atem langsam raus, korrigiere wenn nötig die Haltung, aber ich bin doch sehr beim Atmen auch wenn es anders ist als bei der Achtsamkeitsmeditation. Bei letzter ist man - so gut wie möglich - bei der Atmung (sowohl Ein - als auch Ausatmung) In meiner Zazenpraxis läuft der Atmen eher im Hintergrund (dadurch dass man das Einatmen weniger bewusst geschehen lässt, bin ich weniger fokusiert auf den Atem). Ist das Shikantaza oder sollte man den Atem komplett außer Acht lassen?




    und off topic: Eine zwei kurze Fragen zum Gasho.
    a) Macht man vor dem Hinsetzen ein Gasho vor dem Kneten des Zafus oder danach?
    b) nach dem Aufstehen: Wird das Gasho vor oder nach dem Kneten des Zafus gemacht?



    falls diese drei Fragen anderen Orts diskutiert wurden, bitte ich um Entschuldigung.


    lg

  • Zitat

    ich habe hier keine antwort auf die schnelle gefunden und nach langem suchen im netz möchte ich meine frage bezüglich shikantaza nun hier stellen.


    also ich prakitiziere seit kurzer zeit Zazen und bin daher auf den Begriff auf Shikantaza gestoßen - nur sitzen. Doch was ist nur sitzen. Vieler Orts wird geschrieben, dass Zazen keine Meditation ist, kein Meditationsobjekt hat. Andererseits solle man sich auf die Haltung und auf den Atem bzw das lange Ausatmen konzentrieren. Was ist also Shikantaza? Stellt es sich automatisch nach langer Praxis ein an einem Punkt an dem wirklich keine Konzentration mehr auf dem Atmen liegt?



    Ich würde sagen, shikantaza stellt sich unwillkürlich ein, wie sich auch die aufrechte Haltung und das richtige Atmen nach gewisser Zeit unwillkürlich einstellt. Der Körper macht das dann quasi von allein, ohne daß man ihm das ständig befehlen müßte. Eigentlich macht er das - mit dem Atmen - schon immer so, wir müssen uns dem nur überlassen.


    Zitat


    a) Macht man vor dem Hinsetzen ein Gasho vor dem Kneten des Zafus oder danach?
    b) nach dem Aufstehen: Wird das Gasho vor oder nach dem Kneten des Zafus gemacht?


    Manchmal unterscheiden sich solche Sachen von Linie zu Linie.
    Ich kenn das aus der Sawaki-Linie so:
    a) Verbeugung Richtung Kissen, Drehung 180 rechts, Verbeugung, Drehung 180 rechts, Hinsetzen. (Ohne "kneten")
    b) Aufstehen, Kissen richten, Verbeugung Richtung Kissen, Drehung 180 rechts, Verbeugung ...

  • vielen danke!


    aber angenommen es gibt einen zen beginner, der sich auf dem atem konzentriert (überwiegend) ein anderer auf die haltung (überwiegend). beide üben also verschieden, kommen aber auch beide zum shikantaza?


    *gasho*

  • und off topic: Eine zwei kurze Fragen zum Gasho.
    a) Macht man vor dem Hinsetzen ein Gasho vor dem Kneten des Zafus oder danach?
    b) nach dem Aufstehen: Wird das Gasho vor oder nach dem Kneten des Zafus gemacht?


    Üblicherweise verbeugt man sich vor dem Sitzen; es ist ja eine Respektbezeugung.
    Danach drückt man das Zafu zurecht und setzt sich sofort und setzt sich "zurecht".
    Nach dem Zazen verbeugt man sich sitzend, steht dann auf und richtet das Zafu.


    Zum Shikantaza( nochmals): Das ist Sótó-Zazen nach Dógen. Aber nicht alle Sótó-Zendos verfahren so.
    Auch mein koranisches Zendo verfährt so; allerdings halte ich mich nicht immer dran - jeder muß das ihm eigene,
    seiner Konstitution entsprechende Zazen finden.


    Du verfährst schon ganz richtig dich auf die Ausatmung zu konzentrieren ( das lange Ausatmen ist sehr förderlich )
    Damit hast du ein "Objekt". Ein Objekt ( im Zen eigentlich nur Atmung, Haltung/Körper oder/und Zählen )
    dient dem Einüben der Sammlungs,-und Konzentrationsfähigkeit; es fällt in der tieferen Sammlung von allein weg.
    ( Buddha lehrte das Nutzen von Meditationsobjekten ! Satipatthana )


    Es gibt "zwei" "Formen" von Shikantaza. Allerdings nur "zwei" in der gedanklichen Unterscheidung.


    Die erste "Form" stellt sich von allein ein, nämlich dann, wenn die Konzentration
    kein Objekt mehr benötigt. Sie erhält sich dann von selbst. Das kommt in den Vertiefungen, wenn der tiefste Sammlungsgrad erreicht ist.


    Die "zweite" "Form" ist einfach das Sitzen ohne Meditations-Objekt von Anfang an. Man nimmt Gedanken, Emotionen, Gefühle, Geräusche
    usw. wahr und lässt sie unmittelbar fallen ( TA: Schlagen ).
    Allerdings birgt diese Form Fallstricke, bzw. treten sehr oft Fehler auf bei Praktizierenden,
    so das es zu einem "toten Zazen" kommt.
    Shikantaza muß nämlich mit einer immensen verinnerlichten Konzentrationskraft unternommen werden,
    nur haben die meisten diese Konzentrationskraft ( KAN: Konzentration ) nicht ( weil sie Achtsamkeit und Sammlung weglassen )
    und verfallen entweder ins Unterdrücken, in Sanran ( Dämmerzustand ) oder in Konchin ( Über-Spannung ) .


    Deswegen ist der normale Weg über Zazen mit Objekt ( z.B.Atem ) -Sammlung-Konzentration/Vertiefung-natürliches Wegfallen des Objektes(Shikantaza)
    - geeigneter- meiner Meinung nach ! Es ist der natürliche Weg den auch Buddha gelehrt hat.


    Falls es dich beunruhigt: nein-Shikantaza ist kein höheres oder besseres Zazen; es ist lediglich der Ausdruck für eine Haltung,
    die sowieso auch irgendwann natürlich ( in der tieferen Sammlung ) eintritt. Und "natürlich" ist immer wesentlich besser als "künstlich erzeugt" !

  • Mir fiel der Begriff zu als ich ihn brauchte um festzustellen das mein Zazen immer noch Zazen ist.
    Ich war nämlich plötzlich mit allen Sinnen Da und Nichtda. Wollte schon aufgeben, doch dann kam Dogen und sagte alles im Weg.
    Shikantaza ist kein Ziel nur nach einiger Zeit normal.

  • Genau, Ellviral.


    Leider fällt der Begriff vielen zu einem ungünstigen Zeitpunkt zu;
    früher ( in den Klöstern ) wurde er erst erwähnt, wenn der Adept genau an dem Punkt war.
    Genauso, wie man früher von Vipassana erst sprach, wenn der Adept erste Klarblickserkenntnisse hatte.


    Heute findet man diese Begriffe einfach und vermurkst nachhaltig die Praxis. :doubt:

  • Onyx9:

    Genau, Ellviral.


    Leider fällt der Begriff vielen zu einem ungünstigen Zeitpunkt zu;
    früher ( in den Klöstern ) wurde er erst erwähnt, wenn der Adept genau an dem Punkt war.
    Genauso, wie man früher von Vipassana erst sprach, wenn der Adept erste Klarblickserkenntnisse hatte.


    Heute findet man diese Begriffe einfach und vermurkst nachhaltig die Praxis. :doubt:


    Ich habe mich davon überzeugen dürfen :doubt: das ich bei auch noch so sicherem intellektuellem Verstehen Es erst erkannt habe wenn es sich ungefragt offenbarte und dann waren da nur noch Begriffe , Worte zum spielen und verschieben. Einmal erkannt gibt wes kein verstehen wollen mehr, nur es ist wie es ist.