Zwischen Schokopudding und innerer Unabhängigkeit

  • Ist ein merkwürdigen Zwischenzustand, wenn man innerlich soweit gestillt ist, das man immer seltener den Drang hat etwas hinzufügen zu müssen, und doch gibt es da immer noch gewisse sinnliche Freuden die das Herz entzücken, auch wenn sie keine absolute Notwendigkeit mehr besitzen; im Gegensatz zu früher.


    Angenehmer aber auch eigenartiger Entwicklungsstand.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Hallo Geronimo,
    ja damit hadere ich im Moment, weil ich aus gesundheitlichen Gründen darauf achten müsste. Ich stelle mich darauf ein (so langsam aber sicher :lol: ), Appetit- und Hungergefühle auf die Weise zu eliminieren wie ich es mit Schmerzen mache. Leider vergesse ich das immer wieder, deshalb bin ich gerade mit mir im Klintsch, weil ich da so nachlässig bin. ;)
    _()_ Monika

  • Yasutani Rôshi:


    " Da nun das Ich im Unterbewußtsein verwurzelt ist, ist tiefgreifende Erleuchtung das einzige Mittel zu seiner Ausrottung"


    ;)

  • monikamarie:

    Hallo Geronimo,
    ja damit hadere ich im Moment, weil ich aus gesundheitlichen Gründen darauf achten müsste. Ich stelle mich darauf ein (so langsam aber sicher :lol: ), Appetit- und Hungergefühle auf die Weise zu eliminieren wie ich es mit Schmerzen mache. Leider vergesse ich das immer wieder, deshalb bin ich gerade mit mir im Klintsch, weil ich da so nachlässig bin. ;)
    _()_ Monika


    Essen macht ja auch einfach großen Spaß, das ist nicht zu leugnen. Aber wie bei einer Bergbesteigung, geht auch auf unserem Pfad nichts ohne gewisse Überwindungen und, auch wenn es hart klingt, anfänglicher Entbehrungen.


    Lässt man nie die Finger von sinnlichen Freuden, hat man auch keine Chance höheres inneres Glück zu erfahren. Einfache Rechnung, sehr schwer in die Tat umzusetzen.


    Dennoch Chapeau! für den Versuch.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:


    ...
    Lässt man nie die Finger von sinnlichen Freuden, hat man auch keine Chance höheres inneres Glück zu erfahren. Einfache Rechnung, sehr schwer in die Tat umzusetzen.


    ...


    Das stimmt nicht, Geronimo - da habe ich nun wirklich genug Erfahrung :lol: . Aber selbst dies "höhere innere Glück" ist nur eine weitere Sinnesfreude. Für mich geht es schlicht und ergreifend um das Beenden einer weiteren Abhängigkeit.
    _()_ Monika

  • monikamarie:
    Geronimo:


    ...
    Lässt man nie die Finger von sinnlichen Freuden, hat man auch keine Chance höheres inneres Glück zu erfahren. Einfache Rechnung, sehr schwer in die Tat umzusetzen.


    ...


    Das stimmt nicht, Geronimo - da habe ich nun wirklich genug Erfahrung :lol: . Aber selbst dies "höhere innere Glück" ist nur eine weitere Sinnesfreude. Für mich geht es schlicht und ergreifend um das Beenden einer weiteren Abhängigkeit.
    _()_ Monika


    Wir reden offensichtlich von verschiedenen "höheren inneren Freuden". Das Glück der Vertiefungen ist keine sinnliche Erfahrung, und mit einem Geist der Sinnesfreuden zugeneigt ist nicht zu erfahren.


    Gäbe es kein "höheres Glück" dieser Art, wäre es doch außerordentlich schwer die Motivation für die eigene, tiefste, Schulung zu finden.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:


    ...
    Wir reden offensichtlich von verschiedenen "höheren inneren Freuden". Das Glück der Vertiefungen ist keine sinnliche Erfahrung, und mit einem Geist der Sinnesfreuden zugeneigt ist nicht zu erfahren.


    Gäbe es kein "höheres Glück" dieser Art, wäre es doch außerordentlich schwer die Motivation für die eigene, tiefste, Schulung zu finden.


    Nein, reden wir nicht, aber das Glück der Vertiefungen ist schon zu erfahren, bevor wir alle Sinnesfreuden abgelegt haben - oder sprichst Du über etwas, was Du noch gar nicht erfahren hast?
    Eigentlich wollte ich auch nur bestätigen, was Du in "Eingang" geschrieben hast.
    _()_ Monika

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()


  • Ich habe das tiefste Glück noch nicht selbst erfahren, und berufe mich dabei nur auf die Lehrreden. Darin erklärt der Buddha das ein den Sinnesfreuden zugeneigter Geist das höchste Wissen (Frieden) nicht erlangen kann. Nur wer vollkommen still geworden ist erlangt Befreiung.


    Wenn man ausschließlich von und über eigene Erfahrungen sprechen und sich auch nur an ihnen orientieren würde, dann bestünde doch die Gefahr das man irgendwo komplett falsch abbiegt. Die Lehrreden dienen da als wunderbare Landkarte.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
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  • Geronimo:


    ...
    Ich habe das tiefste Glück noch nicht selbst erfahren, und berufe mich dabei nur auf die Lehrreden. Darin erklärt der Buddha das ein den Sinnesfreuden zugeneigter Geist das höchste Wissen (Frieden) nicht erlangen kann. Nur wer vollkommen still geworden ist erlangt Befreiung.


    Ja, das ist sicher so. Jetzt sprichst Du aber von Befreiung. Frieden kehrt aber schon vorher ein - genauso auch freudige Erfahrungen, die den täglichen, selbst größten Freuden, haushoch überlegen sind.


    Zitat

    Wenn man ausschließlich von und über eigene Erfahrungen sprechen und sich auch nur an ihnen orientieren würde, dann bestünde doch die Gefahr das man irgendwo komplett falsch abbiegt. Die Lehrreden dienen da als wunderbare Landkarte.


    Das ist wahr, deshalb orientiere ich mich ja nicht an meinen eigenen Erfahrungen, sondern habe sie schon rechtzeitig richtig eingeordnet und nicht überbewertet. Aber gerade Buddha weist ja immer wieder darauf hin, dass jeder Interessierte selber erforschen und erfahren muss, anstatt einfach die Lehre zu übernehmen. Ohne eigene Erfahrungen sind es nur Worte. Meine Erfahrungen waren bereits vor diesen Worten, bevor ich darüber las. Ich bekam halt immer wieder die richtigen Texte und Einsichten dazu "geschenkt", so dass ich wusste, was passierte und dass das noch nicht das Ende vom Lied (Leid) ist.
    _()_ Monika


  • Ja, entschuldigung, ich gehe eigentlich immer vom höchst erreichbaren Zustand aus, liegt wohl in meinem Naturell.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
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  • Geronimo:

    ich gehe eigentlich immer vom höchst erreichbaren Zustand aus, liegt wohl in meinem Naturell.


    Hallo Geronimo,


    du schreibst im thread : erwartunghaltung bei der achtsamkeit


    Zitat

    Versuche doch mal auf der Straße ununterbrochen an den Topf Gold am Ende des Regenbogens zu denken, und wenn du zuhause angekommen bist, lässt du Revue passieren was du alles auf der Straße gesehen hast... wird nicht viel sein.


    wenn ich "den Topf Gold am Ende des Regenbogens" mit "den höchst erreichbaren zustand" austausche, kommt hinten das gleiche raus, meine ich...

  • Also ich kenn diese Freude jenseits des Sinnenwohls und kann sagen, es gibt ein "höheres Glück".
    Monika nennt es (?): freudvolle Erfahrungen.


    Man kann das "Pferd" wohl von 2 Seiten aufzäumen, oder abwechselnd.
    Die eine Seite ist das Ablassen von Begierden, Lüsten usw., eine immer genügsamere Lebensweise.
    Die andere Seite ist die tiefe Achtsamkeit und Versenkung im Moment.


    Das eine wird das andere begünstigen. ( wie im Kloster, dort sind die Umstände ja absichtlich so eingerichtet )


    Sagt Buddha nicht zu den Hausleuten, sie sollen sich ab und an in verzückte Abgeschiedenheit - oder war es abgeschiedene Verzückung-
    zurückziehen ? Damit meinte er wohl jenes höhere Glück.


    Er sagte auch: Zwei Arten des Glückes gibt es: Das Glück des Sinnengenusses und das Glück der Entsagung...
    Das weltliche Glück und das überweltliche...
    Das Glück der Zerstreuung und das Glück der Sammlung ..... usw.


    Letzteres ist natürlich das "höhere" Glück.


    Er stellt die Erfahrung eines Glückes also nicht infrage, aber es ist natürlich immer das Vergeistigte, das "Überweltliche".


    Und da ist ja noch das den groben Sinnen unsichtbare Glück im Schokopudding wie in allen anderen Dingen. Das Licht ihrer Quelle.
    So wie Rilke sagte:


    "Nur manchmal während wir so schmerzhaft reifen, dass wir an diesem beinahe sterben, dann:
    Formt sich aus allem, was wir nicht begreifen, ein Angesicht und sieht uns strahlend an."

  • Es muss überhaupt nichts aufgegeben werden!
    Und wieso nicht ?
    Weil dies impliziert die Annahme,
    das die 18 Daseinsbestandteile der empirischen Person ein unabhängiges Eigendasein führen.
    Und ist das so ?
    Wie ist das ? ->
    ->[wenn das] Vorhandensein einer Erscheinung von etwas anderem abhängig ist ?


    Schokopudding zu essen ist eine gute Angewohnheit die das baden im Kot der störenden Gefühle überwiegen sollte,
    oder Minimum erst mal vorläufig durch achtsames ruhiges sondieren zu gleicher Stärke hervor gebracht werden sollte.
    Bis das baden im Schoko Kot vom zuvor verzehrtem Schokopuddding von einem Geschmack sind,
    ist es ein [je nachdem] langer Weg.
    Wer dharma ohne [die eigenen gedachten & gefühlten] Schwierigkeiten praktizieren möchte,
    dem ist davon dringendst abzuraten!


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • Geronimo:

    Ist ein merkwürdigen Zwischenzustand, wenn man innerlich soweit gestillt ist, das man immer seltener den Drang hat etwas hinzufügen zu müssen, und doch gibt es da immer noch gewisse sinnliche Freuden die das Herz entzücken, auch wenn sie keine absolute Notwendigkeit mehr besitzen; im Gegensatz zu früher.


    Angenehmer aber auch eigenartiger Entwicklungsstand.


    Eben ein Entwickungsstand, weil Anhaftung noch da ist. Wenn man's erkennt, dann ist's ja gut. Man soll sich nichts vormachen.



    Grüße
    TM


  • Bei der Kommunikation (und Reflexion) begibt man sich doch naturgemäß, zum Zwecke der Verständigung, auf eine andere gedankliche Ebene als bei der (größtenteils meditativen) Praxis.


    Auch gibt es in der Lehre des Buddha ein höchstes "Ziel", das es zu erreichen gilt, und das man nicht vergessen sollte, auch wenn man zum inneren Fortschreiten zeitweilig ALLES vergessen sollte.


    Wie besteigt man einen Berg, wenn man nicht einerseits den Gipfel im Blick behält, und andererseits auf jeden einzelnen seiner Schritte besonders Acht gibt, um ja nicht zu stürzen?


    Ich sehe da keinen Widerspruch.


    Man muss dabei nichts erwarten, oder erhoffen, man tut es einfach mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln.


    Ohne dieses höchste Ziel jedoch praktiziert man einfach etwas, das vielleicht gut ist, dessen Ausgang aber nicht zwangsläufig zur Befreiung führt. Die Lehre funktioniert nur mit einer ganz bestimmten Richtungsangabe, die man bis zu einem gewissen (inneren) Punkt immer wieder vergegenwärtigen muss.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)


  • Guten Morgen Onyx,
    ich meine sicher dieselbe Erfahrung wie Du, denn ich schrieb ja


    Zitat

    genauso auch freudige Erfahrungen, die den täglichen, selbst größten Freuden, haushoch überlegen sind.


    Dennoch bin ich davon überzeugt, dass dies nur ein Vorgeschmack war von dem, was übermittelt wird, weil wir ja immer noch nicht endgültig befreit sind. Ich bin davon überzeugt, dass diese Glückszustände nur die Mohrrüben vor der Eselsschnauze sind, damit wir weitertraben, denn sie werden ja immer noch interpretiert und "gesucht". Wenn ich mich auch von diesen verabschiedet habe, dann erfüllt mich etwas ganz anderes - und das ist sogar frei von diesen Glücksgefühlen.


    Aber ich sehe es genauso wie Du, dass es egal ist, wie wir das Pferd aufzäumen - ob mit Atemmeditation, Achtsamkeit oder den Auswirkungen der Selbsterkenntnis durch welchen Weg auch immer, gekrönt wird das Ganze durch große Befreiungsgefühle, vor allem, wenn zuvor sehr großer Druck bestanden hat. Also aus meiner Sicht entscheidet der Leidensdruck über den Dampfdruck und das entsprechende Zischen, der losgelassen werden kann. :lol: Wer schon einen zufriedenen und gelassenen Zustand mit auf die Welt bringt, wird keine großen Explosionen erleben, so meine Erkenntnis. Deshalb lässt es später auch nach.
    _()_ Monika

  • Geronimo:


    ...
    Darin erklärt der Buddha das ein den Sinnesfreuden zugeneigter Geist das höchste Wissen (Frieden) nicht erlangen kann. Nur wer vollkommen still geworden ist erlangt Befreiung.
    ...


    Guten Morgen Geronimo,
    was ich noch anführen möchte ist, dass ein Unterschied zwischen dem einen Extrem und dem anderen gemacht werden sollte. Wir sprechen ja hier nicht von Bergen von Schokopudding, die reingeschaufelt und der geistigen Entwicklung vorgezogen werden, sondern von einem maßvollen - durchaus akzeptierbaren - Genuss und der hat auch mit Achtsamkeit zu tun, so dass dem höchsten Frieden nichts im Wege stehen wird, denn ich bin davon überzeugt, dass sich bei entsprechender Praxis alles von alleine regelt - wie es bisher für mich bei allem so geschehen ist. Sonst brauchen wir uns ja auch über Karma keine Gedanken zu machen, schließlich zieht das eine das andere nach sich. ;)
    _()_ Monika